Philosophie Lexikon der Argumente

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Realismus, Philosophie: Sammelbegriff für Theorien, die es grundsätzlich für möglich halten, dass wir Erkenntnisse über Gegenstände der Außenwelt erwerben, die von uns als Wahrnehmungssubjekten unabhängig sind. Ein starker Realismus vertritt typischerweise die These dass es sinnvoll sei, selbst über prinzipiell unerkennbare Gegenstände Hypothesen zu erstellen. Siehe auch Metaphysischer Realismus, Interner Realismus, Universalienrealismus, Konstruktivismus.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Richard Boyd über Realismus – Lexikon der Argumente

Horwich I 492
Wissenschaftlicher Realismus/Richard Boyd/M. Williams: Boyds Verteidigung des wissenschaftlichen Realismus ist viel komplexer als das, was wir bisher betrachtet haben:
Horwich I 493
Verlangt es einen substantiellen (erklärenden) Wahrheitsbegriff?
>Realismus
, >Interner Realismus/Putnam, >Wahrheit.
Boyd: indirekterer Weg als Putnam: die (ungefähre) Wahrheit unserer Theorien erklärt die instrumentelle Verlässlichkeit unserer Methoden.
>Methode, >Verlässlichkeit.
Methode/Boyd: Eine Methode ist nicht theorie-neutral! Im Gegenteil, weil sie durch unserer Theorien gebildet werden, ist es deren Wahrheit, die den Erfolg der Methoden erklärt.
>Theorieabhängigkeit.
Boyd/M. Williams: damit stellt Boyd ein bekanntes Argument auf den Kopf: BoydVsPositivismus.
>Positivismus.
Positivismus/Theorie: These: Die Beobachtungssprache muss theorie-neutral sein. Ebenso die methodologischen Prinzipien.
>Beobachtungssprache.
IdealismusVsPositivismus: VsTheorie-Neutralität. Bsp Kuhn: Die wissenschaftliche Gemeinschaft stellt die „Tatsachen“ fest.
>Wissenschaft/Kuhn.
Boyd/M. Williams: Boyd macht sehr clever die Theoriegeladenheit unserer methodischen Urteile zur Basis seines Realismus.
>Theoriegeladenheit.
These: Methoden, die so theoriegeladen sind wie unsere, würden nicht funktionieren, wenn die entsprechenden Theorien nicht "in relevanter Weise ungefähr wahr" wären.
Pointe: Damit kann man ihm nicht vorwerfen, eine unakzeptable starre Trennung von Theorie und Beobachtung vorzunehmen.
>Beobachtung.
Ad. 1. Vs: Das entkräftet den ersten Einwand
Ad. 2. Vs: Boyd: Es wäre ein Wunder, wenn unsere theoriegeladenen Methoden funktionierten, obwohl die Theorien sich als falsch erwiesen. Für den wissenschaftlichen Realismus gibt es hier nichts zu erklären.
Ad. 3. Vs:
Horwich I 494
M. Williams: Das geht nicht gegen den wissenschaftlichen Realismus, sondern gegen Putnam:
PutnamVsBoyd: Argumente wie die von Boyd etablieren eine kausal erklärende Rolle für den Wahrheitsbegriff.
BoydVsPutnam: Das tun sie gar nicht: "wahr" ist nur ein konventioneller Ausdruck, der dem wissenschaftlichen Realismus keine Erklärungskraft hinzufügt.
Wahrheit/Erklärung/Realismus/Boyd/M. Williams: Den Erfolg unserer Methoden durch die Wahrheit unserer Theorien zu erklären läuft darauf hinaus zu sagen, dass die Methoden, mit denen wir Teilchen untersuchen funktionieren, weil die Welt aus solchen Teilchen besteht, die mehr oder weniger so sind, wie wir denken.
Fazit: Es macht aber keinen Unterschied, ob wir diesen Erfolg (unserer Methoden) durch die Wahrheit der Theorien oder durch die Theorien selbst erklären!
Vgl. >Redundanztheorie.
M. Williams pro Deflationismus: also brauchen wir keinen substantiellen Wahrheits-Begriff.
>Deflationismus.
Horwich I 494
Wahrheit/M.Williams: Wahrheit hat keine substantielle Rolle – keine erklärende Rolle: es macht keinen Unterschied, ob wir Erfolg durch Wahrheit der Theorie oder durch die Theorie selbst erklären – (pro Deflationismus).

Wissenschaftlicher Realismus/M. Williams: Einige könnten einwenden, dass nach dem wissenschaftlichen Realismus unsere gegenwärtigen Theorien nicht in dem einen oder anderen Sinn wahr sind, sondern einfach und buchstäblich wahr.
>Buchstäbliche Wahrheit, >Einfache Wahrheit.
M. Williams: das kann sein, aber selbst die deflationistische Wahrheit ist in gewissem Sinn realistisch, denn sie insistiert nicht darauf, den W Begriff epistemisch zu rekonstruieren.

M. Williams: Wenn das bedeutet, dass Objekte nicht einfach "gegeben" sind, dann ist heute praktisch jeder Konstruktivist.
>Konstruktivismus.
Deflationismus/M. Williams: Der Deflationismus braucht sich mit keiner Version des Konstruktivismus anzufreunden.
Boyd/M. Williams: Boyds wissenschaftlicher Realismus stellt gar nicht die Frage, ob eine substantielle Erklärung in Begriffen von „Korrespondenz" nötig ist. Sein Realismus ist eher empirisch“ (in Kants Sinn) als „transzendental“. Er hat nichts mit Wahrheit zu tun, sondern mit empirischen Relationen zwischen Wahrheiten.
>Empirismus, >Korrespondenz.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Boyd I
Richard Boyd
The Philosophy of Science Cambridge 1991

Horwich I
P. Horwich (Ed.)
Theories of Truth Aldershot 1994

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