Philosophie Lexikon der Argumente

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Individuation, Philosophie: das Herausgreifen eines Gegenstands durch eine Bestimmung mithilfe von Zusatzinformationen, die nicht aus einer einzelnen Aussage, die diesen Gegenstand enthält, zu erschließen sind. Bsp Überzeugungen werden durch Inhalte individuiert, nicht z.B. durch die Länge der Zeichenketten, mit denen sie ausgedrückt werden. Die Inhalte einer Überzeugung werden wiederum nicht durch ihre Wiederholung sondern durch andere Inhalte individuiert.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Jean Buridan über Individuation – Lexikon der Argumente

Geach I 134
Individuation/Identifikation/Buridan/Geach: Bsp Ein Pferdehändler hat genau drei Pferde: Brownie, Blackie und Fallow. Der Kunde akzeptiert die Aussage des Händlers: "Ich werde dir eins meiner Pferde geben".
Aber der Händler liefert nicht und leugnet, dass er dem Kunden irgend etwas schuldet.
Sein Argument: "Ich müsste dir entweder Brownie, oder Blackie oder Fallow schulden.
I 135
Aber was ich sagte, bezog sich weder mehr auf Blackie als auf Fallow oder andersherum und genauso wenig auf Brownie. Ich schulde dir keins von den dreien".
>Referenz
.
GeachVsBuridan: Ein Teil der Schwierigkeiten, die Buridan selbst hat kommt daher, dass er den Schluss von "Ich schulde dir ein Pferd" zu "Es gibt ein Pferd, das ich dir schulde" zulässt!
Aber selbst wenn wir es im Allgemeinen nicht können, scheint es in diesem speziellen Fall plausibel, zuzulassen: "ich schulde dir etwas", also "gibt es etwas..."
Das können wir sogar akzeptieren, ohne Buridans ungültige Regel zu akzeptieren.
Geach: Viele Autoren glauben, dass jeder Fall eines ungültigen Schlussverfahrens ein ungültiger Schluss ist, aber das ist ein großer logischer Irrtum!
Pferdehändler: "Wenn ich dir ein Pferd schulde, schulde ich dir etwas. Und das kann nur ein Pferd von mir sein! Du wirst aufgrund meiner Worte nicht sagen, dass es etwas anderes ist, das ich dir schulde!. Also gut denn: Dann sage mir, welches meiner Pferde ich dir schulde.
Lösung/Buridan: Man kann sagen, dass x mir y schuldet, dann und nur dann, wenn ich durch das Aushändigen von y mit ihm quitt werde! Welches der drei Pferde nun immer y sein soll, durch Aushändigen werden die beiden quitt! Also: welches immer x sein wird, der Händler schuldet x dem Kunden.
I 136
Es ist wahr von Brownie, es ist wahr von Blackie und es ist wahr von Fallow, dass es ein Pferd ist, das der Händler dem Kunden schuldet. Wenn wir nun z.B. nur Brownie und Blackie betrachten, könnten wir sagen, dass der Händler diese beiden schuldet.
Aber Buridan selbst warnt uns davor, kollektiven und distributiven Gebrauch zu verwechseln.
>Distribution.
Lösung: Es ist nicht so, dass es "Es gibt zwei Pferde...", aber: "von jedem ist es wahr, dass er es schuldet"!
Buridan: Nach seinem eigenen Prinzip dürfen wir nicht von "es gibt zwei.." auf "Der Händler schuldet zwei.." schließen. Denn das riefe die falsche "ratio" (Aspekt) auf den Plan, dass nämlich der Händler in einer Proposition (Satz) geäußert haben müsste, dass er die zwei schuldet.
>Aspekte, >Propositionen, >Sätze.
Genauso können wir nicht schließen von
"Brownie ist ein Pferd, das der Händler schuldet"
(Buridan: das ist wahr) auf
"Der Händler schuldet Brownie".
Dazu müsste der Händler den Satz explizit geäußert haben.
GeachVsBuridan: Das kann so nicht durchgehen! Ich kann nicht von
"Ich schulde dir etwas" auf
"Es gibt etwas, das ich dir schulde" schließen!
Vgl. >Jemand.
Bsp Die Bank hat irgendwo das Geld von Leuten aufgehoben. Daraus kann ich nicht schließen: einiges davon ist meins! Das ist aber alles andere als trivial!
Das Problem ist nicht auf dieses Beispiel beschränkt.
Bsp Von "b F't ein oder ein anderes A" kann ich nicht schließen:
"Es gibt ein oder ein anderes identifizierbares Ding, das b F't".
Deswegen müssen wir Buridans ganze Theorie umbauen.
I 137
Bsp "Geach sucht eine Detektivgeschichte": nach Buridan kommt heraus:
Für ein x, Geach sucht nach x unter dem Aspekt ("ratio") "Detektivgeschichte".
Problem: Selbst wenn ich genau eine Detektivgeschichte suchte, gab es ein identifizierbares x - nicht notwendig eine Detektivgeschichte - das ich gesucht habe.
Wir brauchen eher eine dyadische Relation zwischen Geach und einem Aspekt (ratio)!
Geach suchte etwas unter der ratio "Detektivgeschichte". Die zusammengebundenen Wörter sind ein unteilbarer relativer Term.
Klarer:
Geach suchte etwas unter der ratio, die hervorgerufen wird (appellata) von dem Ausdruck "Detektivgeschichte".
Dann ist "suchte ... von" ein singulärer relativer Term. Wir können ihn abkürzen: "S'te"
Dann haben wir eher ein Zitat als eine "ratio". Dann brauchen wir nicht über "ratio" zu quantifizieren. Wir können sagen:
"Es gibt eine Detektivgeschichte, die Geach sucht" als
"Für ein x, x ist eine Detektivgeschichte und für ein w, w ist eine Beschreibung die wahr ist von x, und Geach S'te w ("suchte etwas unter der ratio hervorgerufen von der bestimmten Kennzeichnung w)".
Hier quantifizieren wir über Formen von Wörtern, deren Identitätskriterien, wenn nicht völlig klar, so doch klarer sind als die von rationes.
>Identitätskriterien, >Beschreibung, >Identifikation.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Gea I
P.T. Geach
Logic Matters Oxford 1972

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