Philosophie Lexikon der Argumente

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Schmerz, Philosophie des Geistes: In der philosophischen Diskussion geht es um die Besonderheiten des Begriffs Schmerz im Gegensatz zu anderen Begriffen wie Wahrnehmungen, Empfindungen und Reizen. Insbesondere geht es darum, wie das Verhältnis zwischen körperlicher und geistiger Realisation von Schmerzen beschaffen ist. Siehe auch Leib-Seele-Problem, Fremdpsychisches, Starrheit, Mögliche Welten, Semantik möglicher Welten, Wahrnehmung, Introspektion, Privatsprache, Notwendigkeit, Gewissheit.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

D. Chalmers über Schmerz – Lexikon der Argumente

I 17
Schmerz/Chalmers: Schmerz ist ein Bespiel dafür, dass Begriffe eine doppelte Bedeutung haben:
a) als psychologischer Begriff zur Verhaltenserklärung,
>funktionale Rolle

b) als phänomenaler Begriff der Ersten Person
>Qualia/Chalmers.
Beide Aspekte tendieren natürlich dazu, zusammen vorzukommen. Aber das ist keine begriffliche Wahrheit über Schmerz!
I 18
Alltagssprache/Chalmers: Die Alltagssprache bringt psychologische und phänomenale Aspekte zusammen, obwohl diese eigentlich getrennt sind. Das gilt für viele mentale Begriffe.
Lernen: Hier ist der psychologische Aspekt vielleicht stärker.
>Psychologie/Chalmers.
I 19
Gefühle: Hier überwiegt wahrscheinlich der phänomenale Aspekt.
>Phänomene, >Aspekte, >Gefühl.
Überzeugung: Der Fall der Überzeugungen komplexer, weil Intentionalität eine Rolle spielt, z.B. ob man eine Proposition glaubt und gleichzeitig eine Hoffnung darüber hat. Gleichzeitig werden Überzeugungen zur Erklärung von Verhalten gebraucht.
>Verhalten, >Erklärung, >Überzeugungen, >Intentionalität.
Inhalt/Searle/Chalmers: (Searle 1990a)(1): These: Der Inhalt einer Überzeugung hängt völlig von dem verbundenen Bewusstseinszustand ab. Ohne Bewusstsein ist alles Als-ob-Intentionalität. (Searle: Siehe Chalmers I 360).
>Intentionalität/Searle, >Inhalt, >Gehalt.
I 146f
Schmerz/Wissen/phänomenal/physikalisch/Identität/Kripke/Chalmers: Kripkes Argument stützt sich auf Identität, die nach ihm immer notwendige Identität ist.
>Schmerz/Kripke, >Identität/Kripke.
Schmerz/Kripke: Es ist sinnlos zu sagen, dass es etwas Schmerzähnliches gibt, das sich im Verlauf einer Untersuchung als Schmerz herausstellt, anders als im Fall von Wasser/H2O:
Wasser hat sich irgendwann als H2O herausgestellt. Diese Identität ist nach der Entdeckung eine Notwendigkeit a posteriori.
>a posteriori Notwendigkeit.
I 147
ChalmersVsKripke: Kripkes Argument stützt sich, anders als meins, auf einen gewissen Essentialismus in Bezug auf verschiedene Zustände. Bei mir geht es auch niemals um Entkörperung. Dennoch gibt es zwischen Kripke und mir viele Gemeinsamkeiten. Uns beiden geht es um modale Argumente mit Notwendigkeit und Möglichkeit.
>S. A. Kripke, >Essentialismus, >Modalität, >Notwendigkeit, >Möglichkeit.
I 148
Gehirnzustand/Schmerz/Kripke: These: Man könnte diesen bestimmten Gehirnzustand haben, ohne diesen bestimmten Schmerz zu fühlen, denn für den Schmerz ist nur das Gefühl wesentlich. (Siehe auch Feldman (1974)(2), McGinn (1977)(3)).
>Gehirnzustände.
Materialismus/Schmerz/Boyd: (Boyd 1980) (4): Der Materialist muss nicht annehmen, dass mentale Zustände in allen möglichen Welten physikalische Zustände sind, solange dies in der aktualen Welt der Fall ist.
>Materialismus, >Aktuale Welt, >Mögliche Welten.
I 149
Schmerz/Intension/Kripke/Chalmers: Wenn Kripke sagt, Du kannst Dir keine Situation vorstellen, in der das Gefühl von Schmerz, nicht aber der Schmerz selbst fehlt, dann heißt das, dass primäre und sekundäre Intension zusammenfallen.
ChalmersVsKripke:
1. Die Möglichkeit der Entkörperlichung ist unstimmig als Argument gegen den Materialismus, aber in unserem Fall nicht entscheidend.
2. Für die Argumente, die sich auf Identität stützen gilt das gleiche.
3. Eine essentialistische Metaphysik ist (für unsere Belange) nicht entscheidend, abgesehen davon, dass Schmerzgefühl wesentlich für Schmerz ist – aber dabei geht es um die Bedeutung von „Schmerz“.
4. Kripkes Apparat der starren Designatoren (>Querweltein-Identität) ist zentral für unser Problem, hat aber einen tiefen Kern in Bezug auf das von uns festgestellte Fehlschlagen der logischen Supervenienz.
>Starrheit, >Supervenienz.

1. J. R. Searle, Consciousness, explanatory inversion and cognitive science. Behavioral and Brain Scineces. 13, 1990: pp.585-642.
2. F. Feldman, Kripke on the identity theory. Journal of Philosophy 71, 1974: pp. 665-76
3. C. McGinn, Anomalous Monism and Kripke's Cartesian intuitions. Analysis 2, 1977: pp. 78-80
4. R. N. Boyd, Materialism without reductionism: What physicalism does not entail. In: N. Block (Ed) Readings in the Philosophy of Psychology. VOl. 1. Cambridge 1980.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Cha I
D. Chalmers
The Conscious Mind Oxford New York 1996

Cha II
D. Chalmers
Constructing the World Oxford 2014

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