Philosophie Lexikon der Argumente

Home Screenshot Tabelle Begriffe

 
Gesetze: A. Gesetze sind Regeln, die von Regierungen geschaffen und durchgesetzt werden, um die Rechte der Menschen zu schützen und Ordnung und Gerechtigkeit in der Gesellschaft aufrechtzuerhalten. - B. Naturgesetze sind grundlegende Prinzipien, die beschreiben, wie das Universum funktioniert. Sie sind universell und unveränderlich. - C. Der Status von Gesetzen in den einzelnen Wissenschaften ist umstritten, da sie möglicherweise nur Regelmäßigkeiten beschreiben. Siehe auch Naturgesetze, Regelmäßigkeiten, Prinzipien.

_____________
Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

P. Duhem über Gesetze – Lexikon der Argumente

I 23
Def Experimentalgesetz/Duhem: Zusammenfassung von experimentellen Erfahrungen, die Vorhersagen ermöglicht. ((s) Nur Vorhersagen über zukünftige Experimente, nicht über die Wirklichkeit).
>Vorhersagen
, >Realität, >Natur.
I 24
Statt uns die verschiedenen vorkommenden Fälle der Lichtbrechung einzeln zu merken, können wir alle vorkommenden sofort nachbilden oder vorbilden.
>Verallgemeinerung, >Experimente.
I 26
Die experimentelle Physik liefert uns die Gesetze als ganze Gruppe, ungegliedert. Der Theoretiker klassifiziert die Buntheit, die dem Beobachter gegenübertritt. Überall wo Ordnung herrscht, herrscht auch Schönheit.
I 187
Ziel jeder physikalischen Theorie ist die Darstellung experimenteller Gesetze. (Experimentalgesetz).
I 189
Das physikalische Gesetz ist nicht nur der Inbegriff einer Unzahl von Experimenten.
I 217
Gesetze/Duhem: In derselben Art wie die Gesetze des gewöhnlichen Verstandes auf der Beobachtung der Tatsachen durch die natürlichen Hilfsmittel des Menschen gegründet sind, beruhen die Gesetze der Physik auf den Resultaten der physikalischen Experimente.
Fast alles, was wir über die Experimente gesagt haben, können wir auf die physikalischen Gesetze ausdehnen. Bsp Gesetz des gewöhnlichen Verstandes: Jeder Mensch ist sterblich. Dieses Gesetz verbindet sicherlich abstrakte Ausdrücke miteinander. Aber diese Abstraktionen sind keineswegs theoretische Symbole.
>Symbole, >Theoretische Termini, >Beobachtungssprache, >Beobachtungssätze.
I 219
Abstraktionen/Duhem: Bsp Abstraktion des gewöhnlichen Verstandes: Bevor man den Donner hört, sieht man den Blitz leuchten. Die Begriffe sind zwar abstrakt, aber das sinnliche Grollen und Zucken ist erkennbar.

Bei den Gesetzen der Physik ist das nicht mehr der Fall.
Bsp Bei konstanter Temperatur sind die von derselben Gasmasse eingenommenen Volumina umgekehrt proportional den Drucken, unter denen sie steht. Die Begriffe sind nicht nur abstrakt sondern obendrein symbolisch, und die Symbole erhalten nur dank der physikalischen Theorien einen Sinn. Die Beziehungen sind auch keineswegs unmittelbar, sie werden nur mit Hilfe von Instrumenten hergestellt.

Nun gibt es Theorien, die sich in gewisser Weise ausschließen, bzw. Bestandteile, die in verschiedener Weise zugeordnet werden, je nach Theorie.
I 221
Bsp Gesetz: Alle Gase komprimieren und dilatieren sich in derselben Weise. Nun fragen wir eine Physiker, ob der Joddampf diesem Gesetz folge oder nicht. Ein Physiker vertritt die Theorie, dass der Joddampf ein einfaches Gas ist. Die Dichte bezogen auf die Luft ist konstant. Das Experiment zeigt nun, dass die Dichte des Joddampfes bezogen auf Luft von der Temperatur und dem Druck abhängig ist. Er folgert nun, dass Joddampf dem angegebenen Gesetz nicht entspricht.
Nach Meinung eines anderen Physikers ist Joddampf kein einfaches Gas, sondern die Mischung zweier Gase. Dann gilt das Gesetz nicht mehr, dass die Dichte bezogen auf die Luft konstant sei, sondern, dass sie mit Temperatur und Druck variiert. Unser zweiter Physiker schließt nun, dass Joddampf keine Ausnahme von der Regel bildet.
I 222
So haben die beiden Physiker völlig verschiedene Meinung betreffs eines Gesetzes, das sie beide in der gleichen Form aussprechen. Sie sprechen dieselbe Wort aus und meine verschiedene Lehrsätze. Um diesen Ausdruck mit der Wirklichkeit zu vergleichen führen sie Rechnungen durch, die so verschieden sind, dass der eine finden kann, das Gesetz werde durch die Tatsachen bestätigt während der andere es für widerlegt hält.

Def Physikalisches Gesetz/Duhem: eine symbolische Beziehung deren Anwendung auf die konkrete Wirklichkeit erfordert, dass man eine ganze Gruppe von Theorien kenne und akzeptiere.
I 233
...Man wird sagen, dass ein ursprüngliches Gesetz keineswegs durch die späteren Versuchen umgestoßen wurde, sondern die Versuche hätten lediglich gezeigt, dass das neue Gesetz hinzugefügt werden müsse.
Aber diejenigen, die das sagen, müssen anerkennen, dass man das primitive Gesetz mit besonderen Verwahrungen aussprechen muss, damit es nicht zu schweren Irrtümern führt. Das alte Gesetz kann nicht mehr alleine stehen!
Die physikalischen Gesetze sind daher alle provisorisch, da man für die Zukunft keine Revisionen ausschließen kann.
I 234
Bsp Das Gravitationsgesetz wird durch Kapillarerscheinungen verletzt. Damit es nicht widerlegt wird, muss man es ändern. Man darf die Formel, nach der die Anziehung umgekehrt proportional dem Quadrat der Entfernung ist nicht als eine genaue, sondern nur als eine angenäherte betrachten.
>Idealisierung.

_____________
Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Duh I
P. Duhem
Ziel und Struktur der physikalischen Theorien Hamburg 1998

Send Link

Autoren A   B   C   D   E   F   G   H   I   J   K   L   M   N   O   P   Q   R   S   T   U   V   W   Y   Z  


Begriffe A   B   C   D   E   F   G   H   I   J   K   L   M   N   O   P   Q   R   S   T   U   V   W   Z