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Experiment: künstliches Herbeiführen eines Ereignisses oder künstliches Erzeugen eines Zustands zur Überprüfung einer Hypothese. Die Durchführung von Experimenten kann zur Neuformulierung der Ausgangshypothesen und zur Neuformulierung von Theorien führen. Siehe auch Theorien, Messungen, Wissenschaft, Hypothesen, Bayesianismus, Bestätigung, Ereignisse, Paradigmen, Paragimenwechsel, Rahmenbedingungen, Bezugssysteme.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

John Dupré über Experimente – Lexikon der Argumente

Perler I 298
Experiment/Forschung/Sprache/Tier/Interpretation/Dupré: Es ist umstritten, ob die Affen
a) Nur simpel konditioniert werden a la Skinner, so dass sie gewünschte Resultate hervorbringen. D.h. der Affe tut im Wesentlichen das gleiche, wie die Ratte, die einen Hebel drückt. ((s):Das könnte doch genauso gut als Symbolverwendung interpretiert werden?).
D.h. Es wird behauptet, dass der Affe nicht weiß, dass ein (von ihm verwendetes) Zeichen z.B. "Banane" bedeutet. Dann wäre das Zeichen "Gib mir eine Banane“ das gleiche, wie den Baum zu schütteln, damit welche runterfallen.
b) Eigentliche Verwendung von Symbolen. Das muss noch nicht heißen, dass die Affen alle Fähigkeiten besitzen, die wir in dem Zusammenhang haben.
>Tiere
, >Tiersprache.
I 299
Bsp Affen können lernen, Äußerungen zu produzieren, die für verschiedene Nahrungsmittel geeignet sind. Aber sie scheinen umgekehrt nicht darauf antworten zu können, wenn sie diese Gegenstände aussortieren sollen!
Eine ähnliche Trennung von Produktion und Rezeption ist bei Kindern festgestellt worden.
Allerdings ist das nur die Ausnahme, die meisten Affen können sehr gut verallgemeinern.
Bsp angeblich kann ein Gorilla von Patterson aus der Vergangenheit berichten und Drohungen sowie Beleidigungen ausstoßen: Bsp Tod: "Angenehm, Heia, Nest" "Wann Gorillas sterben?" "Problem alt".
Dupré: Das sind sicher mehr als konditionierte Reflexe.
>Konditionierung.
I 300
Experiment/Forschung/Sprache/Tier/Interpretation/Dupré:
a) Gebärdensprachen: Gardners, Terrace, Patterson, Fouts: Ebene der Kommunikation möglichst hoch angesetzt..
Kommunikative Absicht übersteigt "wörtliche" Interpretation.
b) Künstliche Sprachen: Premack, Rumbaugh: Möglichkeit, saubere Daten zu gewinnen hat Priorität.
Mögliches Verhalten wird eng begrenzt. Deshalb nur wenige Zeichen.
>Gesten.
Dupré: Diese Dichotomie ist eigentlich eine Karikatur: denn die Vertreter von b) kritisieren einerseits die affektiven Bindungen, und gestehen spontanen Äußerungen besondere Bedeutung zu.
Andererseits sind die Vertreter von a) streng mit den Tests.
I 308
Doppelblind-Versuch: auch der Beobachter kennt die korrekte Antwort nicht.
I 309
Dupré: Aber auch hier kann die gewünschte Antwort suggeriert werden, wenn der blinde Beobachter herauszubekommen wünscht, was das Tier "meint"
Methode/Ockhams Rasiermesser/Tier/Experiment/Dupré: Verpflichtung zu sparsamer Erklärung: beschneidet die Behauptungen der Affenforscher angeblich in zwei Richtungen:
1. Wenn es einen Kanal gibt, durch den der Beobachter den Affen zur korrekten Antwort gebracht haben könnte,
I 310
Dann wir angenommen, dass die Annahme, dass genau dies passiert ist, sparsamer als die, dass der Affe eine Fähigkeit gezeigt hat.
2. Ockhams Rasiermesser wird meist gegen die Annahme kreativen Sprachgebrauchs bei den Affen angeführt. Annahme eines Irrtums sei sparsamer.
I 311
DupréVsOckham: Sparsamkeit ist kaum ein objektives, theorie-unabhängiger Begriff. Warum ist es sparsamer, einen komplexen und versteckten Kommunikationskanal anzunehmen, als davon auszugehen, dass der Affe weiß, was er tut?
"Kluger Hans"/Dupré: Das Beispiel des Klugen Hans zeigt eben auch, dass es ein hohes Maß an Kommunikation zwischen Mensch und Tier gibt. (s) Das kann man auch "Zeichenverwendung" nennen, wenn das Tier es offensichtlich richtig versteht.)
I 312
Tritt typischerweise bei Tätigkeiten auf, bei denen es richtige oder falsche Antworten gibt.
Pointe: das sind ironischerweise gerade die Experimente, die eindeutige Daten liefern sollen.
Aber wenn der Affe neue, unerwartete Äußerungen produziert, dann kann die Kritik gerade nicht greifen!
Ironischerweise sind es gerade die stereotypen Reaktionen, die im Verdacht stehen, manipuliert zu sein!
>Stereotype, >Manipulation.
I 313
Methode/Primatenforschung/Dupré: Vielleicht sind diese Normen der Tierforschung gerade nicht angemessen.

John Dupré Gespräche mit Affen Reflexionen über die wissenschaftliche Erforschung der Sprache in D. Perler/M. Wild (Hg.) Der Geist der Tiere, Frankfurt 2005

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Dupré I
John Dupré
"Conversations with Apes. Reflections on the Scientific Study of Language", in: Investigating Psychology. Sciences of the Mind after Wittgenstein, J. Hyman (Ed) London/New York 1991, pp. 95-116
In
Der Geist der Tiere, D Perler/M. Wild Frankfurt/M. 2005

Perler I
Dominik Perler
Markus Wild
Der Geist der Tiere Frankfurt 2005

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