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Wille, Philosophie: Wille ist ein bewusster mentaler Zustand, der sich auf eine vorgestellte Handlung oder Prozedur zur Erlangung eines Resultats richtet. Dabei wird das Resultat so bewertet, dass die Handlung in Gang gesetzt wird, wenn nicht stärkere Gründe dagegen sprechen. Der Wille etwas zu tun ist noch nicht gleichbedeutend mit seiner Umsetzung. Siehe auch Willensakte, Willensfreiheit, Willensschwäche, Intentionalität, Intention, Absicht, Handlung, Wünsche, Dispositionen.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Friedrich Nietzsche über Wille – Lexikon der Argumente

Danto III 136
Wille/Nietzsche/Danto: Wenn es stimmt, dass Nietzsche versucht, der gebräuchlichen Unterscheidung zwischen Mentalem und Materiellem zu entgehen, dann muss der Wille zur Macht widersprüchlich erscheinen. Immerhin ist „Wille“ ja ein das Geistige betreffender Ausdruck. (Siehe Kausalität/Nietzsche
, Ich/Nietzsche, Subjekt/Nietzsche).
Danto: Das stimmt aber so nicht. Wie bei Schopenhauer müssen wird bei Nietzsche die gewöhnliche, das Geistige betreffenden Konnotationen mit dem Begriff des „Willens“ im metaphysischen Sinn verbinden. Der Wille zur Macht beschränkt sich nicht auf Mentale. Wenn wir dies missachten, können wir Nietzsche nicht verstehen.
NietzscheVsWillensakte: Nietzsche attackiert die nicht nur von Philosophen angenommenen „Willensakte“.
Danto III 137
Willensakte/Danto: Willensakte verhalten sich zu Handlungen wie Ursachen zu Wirkungen.
Hume/Danto: Hume verwarf die Idee, dass wir eine Erfahrung haben könnten, der unsere Idee vom Kausalnexus entspricht, wie unser Wille über unsere Körperteile oder unsere Gedanken tätig wird.
Hume: wir haben absolut keine Vorstellung davon, wie der Wille tätig wird. Dennoch nimmt Hume Willensakte an.
>Willensakte, >Regress.
NietzscheVsHume: Nietzsche ist radialer, es gibt schlichtweg nichts, dessen Verknüpfung mit unseren Handlungen nachzuweise wäre.
Danto III 138
Denken/Gewissheit/Subjekt/NietzscheVsDescartes: Nietzsche widerlegt den Cartesischen Gedanken, dass uns unsere eigenen mentalen Prozesse unmittelbar durchsichtig sind, dass wir über unsere Denkweise Bescheid wissen. Er widerlegt es, indem er eine Reihe miteinander verknüpfter Gedanken aufstellt und „einfrieren“ lässt:
Wenn Descartes davon spricht, dass ihm sein Zweifel an der Realität zumindest als sein eigener Zweifel gewiss sei, so schleppt er hier sehr viele stillschweigende Annahmen mit.
NietzscheVsDescartes: wenn seine Argumentation auf ein „Es wird gedacht“ hinausläuft, wird schon unser Glaube an den Substanzbegriff vorausgesetzt und anschließend ein Subjekt dazu angenommen.(1)
Danto III 140
Wille/NietzscheVsSchopenhauer/Nietzsche/Danto: Die Philosophen pflegen vom Willen zu reden, wie als ob er die bekannteste Sache von der Welt sei; ja Schopenhauer gab zu verstehen, der Wille allein sei uns eigentlich bekannt.(2)
>Wille/Schopenhauer.
DantoVsSchoepenhauer: In Wirklichkeit ist dies nicht der Fall. Es gibt keine einfache, für sich identifizierbare mentale Operation, die als Willensakt erkannt und intuitiv erfasst würde.
Nietzsche: Es gibt keinen ‚Willen‘: das ist nur eine vereinfachende Konzeption des Verstandes.(3)
Danto III 141
Wille/Nietzsche: Vielleicht ist der schlimmste unter all diesen Trugschlüssen die Folgerung, das ‚Wollen genüge zur Aktion‘.(4)
Danto III 143
Wille/Nietzsche/Danto: Der Wille bewegt nichts mehr, erklärt folglich auch nichts mehr – er begleitet bloß Vorgänge, er kann auch fehlen.(5)
Danto: wenn es keinen Willen gibt, so auch keinen freien oder unfreien Willen.(6)
Willensfreiheit/Nietzsche/Danto: Diese Schlussfolgerung ist vorschnell: Die Lehre vom freien Willen hängt keineswegs von einer psychologischen Theorie über den Willen als mentalem Phänomen ab; ‚frei‘ wird auf Handlungen, nicht aber auf den Willen angewandt.
Nietzsche legt die Auseinandersetzung über den freien Willen meist auf Eis, die Vorstellung vom freien Willen verdanke sich „logischer Notzucht“.
>Willensfreiheit.


1. F. Nietzsche Nachlass, Berlin, 1999, S. 577.
2. F. Nietzsche Jenseits von Gut und Böse, KGW VI.,2 S.25.
3. F. Nietzsche Nachlass, Berlin, 1999, S. 913.
4. F. Nietzsche Jenseits von Gut und Böse, KGW VI.,2 S.27.
5. F. Nietzsche, Götzen-Dämmerung, KGW VI,3 S. 85.
6. Vgl. F. Nietzsche Nachlass, Berlin, 1999, S. 913.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Nie I
Friedrich Nietzsche
Sämtliche Werke: Kritische Studienausgabe Berlin 2009

Nie V
F. Nietzsche
Beyond Good and Evil 2014

Danto I
A. C. Danto
Wege zur Welt München 1999

Danto III
Arthur C. Danto
Nietzsche als Philosoph München 1998

Danto VII
A. C. Danto
The Philosophical Disenfranchisement of Art (Columbia Classics in Philosophy) New York 2005

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