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Das Gute: Das Wort "gut" kann viele verschiedene Anwendungen haben, aber im Allgemeinen bezieht es sich auf etwas, das moralisch richtig, ethisch oder vorteilhaft ist. Es kann auch verwendet werden, um etwas zu beschreiben, das angenehm, wünschenswert oder erfreulich ist. Die Philosophie beschäftigt sich insbesondere mit den Schwierigkeiten, das Gute zu definieren. Siehe auch Definitionen, Definierbarkeit._____________Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente. | |||
Autor | Begriff | Zusammenfassung/Zitate | Quellen |
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John Rawls über Gut/Das Gute – Lexikon der Argumente
I 396 Gut/Das Gute/Güte/Gutsein/Goodness/Gerechtigkeit/Rawls: Wir müssen zwei Theorien des Guten unterscheiden, da in der Theorie der Gerechtigkeit als Fairness der Begriff des Rechts dem des Guten vorgeordnet ist. Anders als in teleologischen Theorie ist etwas nur dann gut, wenn es in die bereits existierenden Prinzipien integriert werden kann. Andererseits braucht man wiederum einen Begriff des Guten, um die Prinzipien zu etablieren, weil man die Motive der Beteiligten berücksichtigen muss. Um den Vorrang des Rechtsbegriffs nicht zu gefährden, kann der Begriff des Guten hier nur auf das wesentlichste reduziert werden. Das nenne ich die „Dünne Theorie“ des Guten. I 397 Rationalität: Rationalität erfordert nicht die Verfügung über alles Wissen. Ich nehme an, dass rationale Beteiligte sich eher für mehr als für weniger Anteil an primären öffentlichen Gütern entscheiden. >Öffentliches Gut/Rawls. >Rationalität. In der Anfangssituation einer zu errichtenden Gesellschaft nehmen die Beteiligten an, dass ihre Vorstellungen vom Guten eine bestimmte Struktur haben. Der Begriff des Guten wird später noch gebraucht im Zusammenhang des moralischen Werts von Personen. I 398 In einem wohlgeordneten annähernd gerechten Gesellschaft wird es sich herausstellen, dass es ein Gut in sich ist, eine gute Person zu sein. Dazu brauchen wir aber eine Theorie des Guten, die die Prinzipien der Gerechtigkeit voraussetzt. Wenn der Gerechtigkeitssinn selbst ein Gut ist, dann nur im Sinne der Dünnen Theorie. I 399 In diesem Fall trägt der Gerechtigkeitssinn zur Stabilität einer geordneten Gesellschaft bei. Diese Übereinstimmung von Güte und Gerechtigkeit nenne ich Kongruenz. Def Gut/Das Gute/Rawls: Für eine Definition gehe ich von folgendem aus: 1. Ein Ding A ist ein gutes X wenn es eine bestimmte Eigenschaft in stärkerem Maße als etwas anderes, durchschnittliches hat(1). 2. A ist ein gutes X für eine Person K genau dann, wenn A die Eigenschaften hat, die es für K rational machen, X anzustreben 3. K’s Lebensplan muss im Ganzen rational sein. I 400 Siehe Fußnoten 2-15. I 423 Gutsein/Rawls: Gutheit als Rationalität siehe Planung/Rawls. Man könnte meinen, dass es ein ständiges Raisonnieren des Individuums erfordert, zu erforschen, ob seine Pläne rational sind. Das ist ein Missverständnis. Es geht letztlich darum, ein Kriterium für den Wert einer Person herauszufinden. Dieses ist hauptsächlich durch Bezug auf einen rationalen (hypothetischen) Plan definiert. >Rationalität. I 424 Aus der Definition eines rationalen Plans können wir allerdings nicht auf die Inhalte von Zielen schließen. Es gibt allgemein menschliche Bedürfnisse, Pläne müssen die menschlichen Fähigkeiten und soziale Abhängigkeiten berücksichtigen usw. I 426 Def Aristotelisches Prinzip/Terminologie/Rawls: So nenne ich folgendes Prinzip: ceteris paribus genießen Menschen die Ausübung ihrer Fähigkeiten und zwar in umso höherem Maße, je stärker diese Fähigkeiten realisiert werden und je anspruchsvoller (komplexer) sie sind(16)(17)(18)(19). >ceteris paribus, >Aristoteles. I 429 Rawls: Das Prinzip formuliert eine Tendenz und zeigt kein Muster auf, wie eine Wahl zu treffen wäre. I 431 VsRawls: Warum sollte das Aristotelische Prinzip wahr sein? RawlsVsVs: wir beobachten es an Kindern und höheren Tieren. Es scheint auch evolutionstheoretisch erklärbar zu sein. Die Selektion wird diejenigen Individuen ausgewählt haben, für die es gilt(20)(21)(22). I 435 Um die Dünne Theorie zu einer vollwertigen zu machen, bei der es um den Wert einer Person gehen soll, fragen wir, wie Mitbürger über andere Mitbürger urteilen, die in derselben Position sind. Dabei geht es um durchschnittliche Fähigkeiten in einer durchschnittlichen Position und in verschiedenen Rollen, insbesondere solchen Rollen, die für wichtiger erachtet werden. Außerdem nehmen wir breitgefächerte Eigenschaften an, die normalerweise von rationalen Personen angestrebt werden. (Der Hinweis auf breitgefächerte Eigenschaften stammt von T. M. Scanlon). >T.M. Scanlon. I 437 Def Gute Person/Def Moralischer Wert/Rawls: Eine Person von moralischem Wert ist dann ein Individuum, das ein überdurchschnittliches Maß an breitgefächerten moralischen Eigenschaften hat, sodass es für Personen in der Anfangssituation einer zu errichtenden Gesellschaft rational ist, dies auch für sich und für einander anzustreben. Pointe: Dabei werden keine zusätzlichen ethischen Begriffe eingeführt. >Werte, >Moral. Person/HareVsRawls: Einige Autoren haben eingewendet, dass eine Person qua Person keine definierte Rolle oder Funktion hat, sollte sie nicht als Instrument oder Objekt behandelt werden, daher müsste auch diese Definition von Gutsein bzw. Rationalität fehlschlagen(23). >R. M. Hare. I 438 RawlsVsHare/RawlsVsVs: Wir müssen gar nicht annehmen, dass Menschen eine bestimmte Rolle haben und noch weniger, dass sie als Mittel höheren Zwecken dienen sollten. Wir berufen uns nur auf die Anfangssituation einer zu errichtenden Gesellschaft. I 446 Gut/Das Gute/Das Richtige/Richtigkeit/Rawls: Wie unterscheidet sich das Gute vom Richtigen? Die Prinzipien der Gerechtigkeit, die für die Bestimmung des Guten gebraucht werden, sind Prinzipien, die in der Anfangssituation einer zu errichtende Gesellschaft gewählt werden. Dagegen werden die Prinzipien der Rationalen Entscheidung und der Rationalität, die für die Bestimmung des Richtigen gebraucht werden, nicht gewählt. >Prinzipien/Rawls. I 447 Ein weiterer Unterschied ist, dass Menschen differieren in Bezug darauf, was als gut anzusehen ist, nicht so jedoch im Fall der Bestimmung des Richtigen. 1. Siehe W.D. Ross, The Right and the Good (Oxford 1930), S. 67. 2. Aristoteles, Nicomachean Ethics, Buch. I, vk. III, Kap. 1-63. 3. Kant, The Fundamental Principles of the Metaphysics of Morals, Acadmy Edition, Bd. IV, S. 425-419; The Critique of Practical Reason, Kap. II, Buch I of Pt. I. 4. Siehe H. J. Paton über Kant in: In Defense of Reason (London, 1951), S. 157-177. 5. H. Sidgwick, Methods of Ethics, 7. Ed.(London, 1907), Buch I, Kap. IX und Buch III, Kap. XIV. 6. F. H. Bradley, Ethical Studies, 2. Ed. (Oxford, 1926), Kap. II. 7. Joshua Royce, The Philosophy of Loyalty (New York, 1908), lext II. 8. H. J. Paton, The Good Will (London, 1927), Buch II und III, ins. Kap. VIII und IX. 9. W.D. Lamont, The Value Judgment (Edingurgh, 1955). 10. J. N. Findlay, Values and Intentions (London, 1961) Kap. V, secs I und III; Kap. VI. 11. Für die Naturalistische Werttheorie siehe: John Dewey, Human Nature and Conduct (New York, 1922), Pt. III. 12. Siehe. auch R. B: Perry, General Theory of Value (New York, 1926), Kap. XX-XXII. 13. Als auch C. I. Lewis, An Analysis of Knowledge and Valuation (Lasalle Ill. 1946), Buch. III. 14. Rawls' eigener Ansatz basiert auf: J. O. Urmson „On Grading“, Mind (1950), Bd. 59, Paul Ziff, Semantic Analysis (Ithaca, NY, 1960), Kap. VI. 15. Philippa Foot, „Goodness and Choice“, Proceedings of the Aristotelian Society, supp. Bd. 35 (1961). 16. Vgl. Aristoteles, Nicomachean Ethics, Buch VIII, Kap. 11-14, Buch X. Kap. 1-5. 17. Siehe W.F.R. Hardie, Aristote’s Ethical Theory, (Oxford, 1968), Kap. XIV. 18. G.C. Field, Moral Theory (London, 1932), S. 76-78. 19. R. W. White, „Ego and Reality in Psychoanalytic Theory“,Psychological Issues, Bd. III (1963), Kap. III und S. 173-175, 180f. 20. Siehe B. G. Campbell, Human Evolution (Chicago, 1966), S. 49-53. 21. W. H. Thorpe, Science, Man and Morals, (London, 1965), S. 87-92. 22. I. Eibl-Eibesfeldt, Ethology (New York, 1970), S. 217-248. 23. Siehe R. M. Hare, Geach on Good an Evil, Analysis 17(5), S. 109ff._____________ Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der ArgumenteDer Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente. |
Rawl I J. Rawls A Theory of Justice: Original Edition Oxford 2005 |