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Politik: Politik ist der Prozess der Entscheidungsfindung in Gruppen. Es geht darum, wie Menschen zusammenkommen, um Ressourcen zu verteilen, Streitigkeiten beizulegen und Entscheidungen darüber zu treffen, wie sie zusammenleben wollen. Siehe auch Demokratie, Gesellschaft.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Peter Singer über Politik – Lexikon der Argumente

I 39
Gleichheit/Gleichberechtigung/Gleichbehandlung/Politik/P. Singer: Affirmative Action - manchmal auch „umgekehrte Diskriminierung“ genannt - war in den USA das staatliche Bestreben, benachteiligten Menschen Vorteile zu verschaffen, indem Menschen mit evtl. besseren Voraussetzungen oder besseren Testergebnissen der Zugang zugunsten von Benachteiligten verwehrt wurde. Ein berühmter Fall war das Verfahren Regents of the University of California v. Bakke. Alan Bakke war ein Amerikaner europäischer Abstammung, dessen Bewerbung zugunsten eines afro-amerikanischen Bewerbers mit weniger guten Testergebnissen nicht berücksichtigt worden war.
>Rassismus
, >Gleichheit, >Ungleichheit, >Gleichberechtigung, >Chancengleichheit.
I 40
Ein häufig vorgebrachtes Argument in Zusammenhang mit der Benachteiligung von Gruppen ist der Vergleich der Anzahl von Menschen aus bestimmten ethnischen Gruppen in bestimmten Berufen mit der Prozentzahl, die den Anteil dieser Gruppen an der Gesamtbevölkerung ausmacht. Nehmen wir an, eine Gruppe bildet 20% an der Gesamtbevölkerung. Dann sollte man annehmen, dass in den meisten Berufen auch ein Anteil 20% aus dieser Gruppe stammen sollte. Das ist meist nicht der Fall.
Singer: Dabei ist eine Zusatzannahme im Spiel, nämlich die, dass die Begabung für bestimmte Tätigkeiten in allen ethnischen Gruppen gleich verteilt ist.
Vgl. >Intelligenz.
Tests: Man könnte argumentieren, dass Menschen mit ernsthaften Benachteiligungen bei bestimmten Tests keine Chancen haben. Eine Korrektur von Testergebnissen, die einen gewissen Hintergrund der Vorbereitung berücksichtigt, wäre keine Rassendiskriminierung.
I 41
So konnte sich die University of California allerdings nicht verteidigen, weil sie schlicht 16% der Studienplätze für Minderheiten reserviert hatte.
Die Abschlüsse von Absolventen der Affirmative Action sind im Allgemeinen niedriger als die der Klasse insgesamt.
Interesse/Gleichheit/P. Singer: Wir haben gesehen, dass die einzige haltbare Basis für die Feststellung, dass alle Menschen gleich sind, das Prinzip ist, dass ihre Interessen gleichermaßen berücksichtigt werden müssen. Konnte Bakke reklamieren, dass seine Interessen nicht angemessen berücksichtigt worden waren?
>Interesse.
Interesse: Das Problem ist, dass die Universität gar nicht mit Interessen argumentieren darf und argumentieren muss, dass die Interessen aller Bewerber das gleiche Gewicht haben.
I 42
Sollte die Universität ihre gesamtgesellschaftlichen Ziele ändern, können Bewerber, die nach der neuen Prozedur benachteiligt werden, nicht argumentieren, ihre persönlichen Rechte seien verletzt worden.
I 43
VsAffirmative Action/P. Singer: Gegner der Affirmative Action argumentierten nicht für eine stärkere Ungleichbehandlung, sondern meinten, sie würde überkommene Stereotype und Vorurteile verfestigen.
>Vorurteil, >Stereotype.
Erhielten Benachteiligte aufgrund ihrer Benachteiligung Zugang, würden sich Vorbehalte gegen sie bloß stabilisieren. Stattdessen sollten sie aufgrund eigener Verdienste Zugang erhalten. Eine neueres Argument ist, dass durch benachteiligte Gruppenmitglieder die Homogenität der Gruppen gemindert würde und die benachteiligten innerhalb der Gruppe schlechte Erfahrungen machten, die ihnen in homogeneren Gruppen erspart geblieben wären.
I 44
In den USA sind Verwaltungsmaßnahmen gestattet, die eine größere Diversität zur Folge haben, nicht aber ethnische Quotierungen.
Affirmative Action/P. Singer: auf jeden Fall ist Affirmative Action – sei es durch Quoten oder andere Maßnahmen nicht grundsätzlich im Widerspruch zu grundlegenden Gleichheitsprinzipien und sie verletzen keine Rechte derer, die durch sie ausgeschlossen werden.
I 46
Chancengleichheit: Gleicher Zugang für Benachteiligte stellt noch nicht sicher, dass diese gleichberechtigte Mitglieder einer Gemeinschaft werden.
>Gemeinschaft, >Ethik.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

SingerP I
Peter Singer
Practical Ethics (Third Edition) Cambridge 2011

SingerP II
P. Singer
The Most Good You Can Do: How Effective Altruism is Changing Ideas About Living Ethically. New Haven 2015

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