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Selektion: Die Selektion in der Evolutionstheorie ist der Prozess, durch den Organismen mit vorteilhaften Merkmalen mit größerer Wahrscheinlichkeit überleben und sich fortpflanzen und diese Merkmale an ihre Nachkommen weitergeben. Dieser Prozess führt im Laufe der Zeit zu Veränderungen in der Population. Siehe auch Evolution, Darwinismus, Mutation, Fitness, Überleben.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Ernst Mayr über Selektion – Lexikon der Argumente

I 65
Natürliche Selektion/Mayr: Selektion ist kein zufälliger Vorgang! (Obwohl der Zufall in der Evolution eine Rolle spielt.)
>Mutation
.
I 248
Selektion/Mayr: Heute ist Selektion durchgängig akzeptiert. Zwei Schritte: Variation und eigentliche Selektion.
1. Variation: In jeder Generation entsteht durch Rekombination, Genfluss, Zufallsfaktoren und Mutationen eine große genetische Vielfalt. Das genetische Material ist "hart" und nicht "weich", wie Darwin annahm.
>Zufall, >Notwendigkeit.
Sexuelle Fortpflanzung: Die elterlichen Chromosomen werden gebrochen und neu zusammengesetzt. Dadurch gibt es die Einzigartigkeit der Nachkommen durch Rekombination. Die Zusammensetzung der Gene erfolgt nach keinerlei Gesetzmäßigkeit!
>Gene, >Gendrift.
I 249
2.Auslese: Unterschiede in Überleben und Fortpflanzung der neugebildeten Individuen.
>Individuen/Mayr, >Leben/Mayr.
Selbst bei Arten, die Millionen von Nachkommen in jeder Generation erzeugen, werden im Durchschnitt nur zwei davon benötigt, um das Populationsgleichgewicht zu erhalten.
>Arten, >Evolution.
I 250
Zufall/Mayr: Der Zufall dominiert bei der Variation
Notwendigkeit/Mayr: Notwendigkeit dominiert bei der Selektion.
Selektion: Es gibt keine "selektive Kraft"!
I 252
Selektion: Bates' Entdeckung der Mimikry (1862)(1) bei essbaren und giftigen Schmetterlingen: erster Beweis für die natürliche Selektion.
>Mimikry.
Nutzen/Biologie: welchen Nutzen hat die Emergenz eines Merkmals für das Überleben: adaptionistisches Programm.
>Nutzen, >Leben/Mayr.
I 252
Merkmale/Überleben: günstige Merkmale: Toleranz gegen widriges Klima, bessere Nahrungsverwertung, Resistenz gegen Krankheitserreger, Fluchtfähigkeit. (Durch sexuelle Fortpflanzung). Auswahl durch Weibchen (Pfauenschwanz) vielleicht wichtiger als Fähigkeit der Männchen, Nebenbuhler zu besiegen.
>Merkmale/Mayr.
I 253
Geschwisterrivalität und elterliche Fürsorge: wirken sich eher auf den Fortpflanzungserfolg als auf das Überleben aus. Diese Selektion ist anscheinend wichtiger als der Begriff der sexuellen Selektion vermuten lässt.
I 260
Aussterben: 99,9 % aller evolutionären Linien, die einmal auf der Erde existierten, sind ausgestorben.
Selektion/Darwin: "Die natürliche Selektion ist überall in der Welt stündlich dabei, die geringsten Veränderungen aufzuspüren".(2)
I 261
Selektion/MayrVsDarwin: Die zur Perfektion eines Merkmals benötigte genetische Variation tritt vielleicht gar nicht auf.
Bsp Innenskelett/Außenskelett:
Inneskelett: Wirbeltiere haben ihre Größe bis zum Dinosaurier gesteigert,
Außenskelett: Die Riesenkrabbe ist das größte Wesen geblieben.
Der Unterschied ist durch die verschiedenen Wege bestimmt, die die Vorfahren eingeschlagen hatten, nicht durch das Vorhandensein der Merkmale.
I 262
Selektion/Mayr: weitere Einschränkung: Wechselwirkung in der Entwicklung. Die Teile des Organismus sind nicht voneinander unabhängig. Keiner reagiert auf die Selektion, ohne mit den anderen Merkmalen zu interagieren.
Geoffroys, 1818(3): "Gesetz des Gleichgewichts": Organismen sind Kompromisse zwischen konkurrierenden Ansprüchen.
Selektion/Mayr. 3. Einschränkung: Fähigkeit zur nichtgenetischen Modifikation: je plastischer der Phänotyp (durch Flexibilität in der Entwicklung) ist, desto geringer wirkt die Kraft des Selektionsdrucks. Pflanzen (und vor allem Mikroorganismen) haben eine viel größere Fähigkeit zu phänotypischer Modifikation (vielfältigere Reaktionsnorm) als Tiere.
Die Fähigkeit zur nichtgenetischen Anpassung wird ausschließlich genetisch gesteuert.
Zufall: Der Zufall wirkt auf jeder Stufe.
I 264
Neu: Ganze Populationen oder sogar Arten könnten Zielobjekt der Selektion sein.
I 265
Weiche/harte Gruppenselektion:
Weiche Gruppenselektion: Erfolg durch mittleren Selektionswert der Individuen.so ist jede individuelle Selektion auch eine weiche Gruppenselektion.
Harte Gruppenselektion: Eine Gruppe als Ganzes verfügt über bestimmte adaptive Gruppenmerkmale, die nicht einfach die Summe der Beiträge sind .Der Vorteil der Gruppe ist größer als der der Summe der einzelnen Mitglieder.
>Adaption.
Arbeitsteilung, Zusammenarbeit (Wächter, Nahrungssuche). Hier ist der Begriff der "Gruppenselektion" gerechtfertigt.
I 266
Entstehung der Arten: Diese Kontroverse veränderte den Status der sogenannten Artselektion völlig: das Auftauchen einer neuen Art scheint sehr oft am Aussterben einer anderen mitzuwirken. "Artenaustausch", verläuft nach strengen Darwinistischen Prinzipien.
I 279
Def r-Selektion: stark schwankende oft Katastrophen ausgesetzte Populationsgröße, schwache intraspezifische Konkurrenz, sehr fruchtbar.
K-Selektion: konstante Populationsgröße, starke Konkurrenz, stabile Lebenserwartung.
I 280
Mit wachsender Populationsdichte wächst auch der Einfluss widriger Faktoren: Konkurrenz, Nahrungsknappheit, Mangel an Fluchtmöglichkeit, Raubfeinde, das Wachstum verlangsamt sich.
I 317
Könnte der Mensch zum Übermenschen werden? Hier stehen die Chancen schlecht! Zu wenig Selektionsdruck. Vor allem gab es früher Gruppenselektion.
Selektion/Mensch: Heute dagegen in der Massengesellschaft gibt es keinerlei Anzeichen für Selektion auf überlegene Genotypen, die es dem Menschen gestatten würden, sich über seine gegenwärtigen Fähigkeiten zu erheben.
Viele Autoren behaupten sogar einen gegenwärtigen Verfall des menschlichen Genpools.
Francis Galton legte als erster nahe, dass man mit angemessener Selektion die Menschheit verbessern könnte und sollte. Er prägte den Begriff "Eugenik".

1. H.W. Bates (1862). Contributions to an Insect Fauna of the Amazon Valley. In: Trans Linn. Soc. London 23. S. 495-566.
2. Ch. Darwin (1859). On the Origin of Species. London: John Murray.
3. E. Geoffroy St. Hilaire (1818). Philosophie anatomique. Paris.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Mayr I
Ernst Mayr
Das ist Biologie Heidelberg 1998

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