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Bild: Gegenstand, der zu einem anderen Gegenstand in einer Relation steht, für die (wechselnde) Bedingungen angegeben werden können. Die Gegenstände können aus verschiedenen Bereichen stammen wie Erlebnis und Vorstellung oder aus ähnlichen Bereichen (Beleuchtung und Fotografie) oder aus demselben Bereich, wie z.B. bei der Fälschung. Was ein "Bereich" ist, ist hier nicht näher definiert. - Mathematik hier ist für die Erstellung des Bildes benötigte Relation definiert, eine Funktion.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

V. Flusser über Bilder – Lexikon der Argumente

Blask I 26
Bild/Flusser: These: Der Mensch vergisst, dass er es war, der die Bilder erzeugte. Imagination ist in Halluzination umgeschlagen.
>Vorstellung
, >Halluzination.
- - -
Flusser I 111 ff
Bild/Flusser: Spezifische Definition: mit Symbolen bedeckte Fläche.
Def Bild: Ein Bild ist eine Reduktion der "konkreten" vierdimensionalen Verhältnisse auf zwei Dimensionen.
Bsp Höhlenmalereien von Lascaux lassen sich als "prospektive Projektionen" betrachten: Ihre Absicht war wohl nicht "konkrete Sachlagen" darzustellen (etwa eine Anatomiestunde) sondern gewünschte Sachlagen zu entwerfen: einer Jagdmagie zu dienen. Sie wollen nicht zeigen, wie Ponies sind, sondern was man tun muss um sie zu jagen.
Andererseits ist an einer Straßenkarte wenig Magie: Sie zeigt nicht wie Straßen sein sollen, sondern wie sie tatsächlich sind. Und dennoch hat sie einen "Wert" Sie zeigt dem Fahrer, was er tun soll, um in die Stadt zu kommen. Dann sind sie "gute Bilder"
I 112
Bsp Lascaux: Die Höhlenmalereien sind "gute Bilder" wenn sie zu Jagdglück verhelfen, und das tun sie, wenn sie die Anatomie der Ponies richtig wiedergeben.
Viele Bilder sind gefällig gestaltete Flächen, weder Straßen noch Ponies, und diese meint man gemeinhin mit Bildern.
I 135
Bild/Flusser:
Def Technobilder/Flusser: Bilder, die nicht Szenen, sondern Texte bedeuten:
Bsp Gleichungen, die zu Atombomben führen, bestehen aus unvorstellbaren Symbolen. Daher kann der Text, den diese Gleichungen bilden, nicht als bedeutungslos angesehen werden. aber die Atombombe selbst ist in einem seltsamen Sinn unvorstellbar.
Und dasselbe gilt für den Fernsehapparat, das Auto, kurz für die meisten unserer Produkte der Technik. Wenn solche Texte funktionieren, führen sie zu noch wahnsinnigeren Codes.
I 137 ff
Technobilder: Wir glauben Filme zu kritisieren, Fernsehprogramme zu verstehen: das ist ein gefährlicher Irrtum. Die Entschlüsselung ist viel schwieriger.

traditionelles Bild: Szene < Bild < Mensch

Technobild: Szene > Bild > Mensch

Traditionelle Bilder sind von Menschen gemacht, Technobilder sind von Apparaten gemacht.
I 138
Im traditionellen Bild ist die Kausalkette zwischen Szene und Bild durch den Menschen unterbrochen. Bei Technobild ist die Kausalkette nicht unterbrochen, das Technobild ist direkte Folge der Szene, allerdings kann nicht von einer Kausalkette zwischen Wirklichkeit und Bild gesprochen werden.
Der naive Glaube, man müsse nicht erst lernen, Kinoplakate oder Werbung zu entziffern, trägt zu der Verfremdung bei, die diese Bilder bewirken.

Technischer Text ↔ Apparat Operator ↔ Technobild

>Verfremdung, >Verstehen, >Interpretation, >Deutung.
I 139
Def Technobild/Flusser: Technobilder sind Flächen, die mit Symbolen bedeckt sind, welche Symbole linearer Texte bedeuten.
>Symbole, >Texte.
Bsp Die Röntgenaufnahme des gebrochenen Arms ist für den Arzt zugleich Landkarte und auch Modell , wie der Arm zu behandeln ist, also "prospektiv" und sie ist "schön" insoweit sie wahr und gut ist.
Die Spezifität der Technobilder ist weder in der Methode der Erzeugung (durch Apparate) noch in dem Material (Kathodenröhren) zu suchen.
Technobilder sind wie alle Bilder Symbole, aber sie bedeuten nicht wie traditionelle Bilder Szenen, sondern sie bedeuten Begriffe.
Def Technobild: bedeutet Begriffe, bedeutet Texte.
>Begriffe.
Insofern sind auch traditionell erzeugte Bilder, insoweit sie Begriffe bedeuten, Technobilder: Blueprints, Diagramme, Kurven in Statistiken usw.
Seltsame Verwandtschaft von Technobildern mit Ideogrammen: beide sind Bilder, die Begriffe bedeuten. Allerdings hat "Begriff" in beiden Fällen nicht die gleiche Bedeutung.
>Meinen, >Bedeutung.
Bsp Man "fühlt" dass die Zahl "2", also ein Ideogramm eine ganz andere Art von Symbol ist, als z.B. die Fotografie eines BH in der Werbung, also ein Technobild, obwohl beide Begriffe bedeuten. Das Wesentliche der Technocodes zerrinnt immer zwischen den Fingern.
Ideogramme Übersetzung in alphabetischen Code. "Zwei und zwei ist vier" und 2+2=4: der erste scheint die Beschreibung des zweiten zu sein. Wir haben die Tendenz, in ideogrammatische Codes, obwohl sie linear sind, Bilderschriften zu sehen. "2+2=4"ist aber nicht das Bild einer linearen Sachlage! LL Er ist die Beschreibung einer Szene!
>Zahlen, >Ziffern.
I 141
Ideogramme: sind nicht Bilder sondern Symbole vom Typus "Buchstabe".
Def Szene: ist nichtlinear.
Def Text: ist linear.
Def Ideogramme: Begriffe, welche Bilder bedeuten.
Ideogramme sind wie Technobilder übersprachlich. Bsp Sie können auch mit "Two and two makes four" und "Kauf einen BH!" oder Buy a bra!" übersetzt werden.
Traditionelle Bilder sind "untersprachlich". Sie werden besprochen. Menschen können sich zwar mit Bildern verständigen, trotzdem ist der Glaube falsch, sie seien "allgemein verständlich".
I 143
Technobilder: Die Übersetzung von Technobildern liegt in einer ganz anderen Richtung jenseits der gesprochenen Sprache als die Übersetzung von H20 in "water".
Bsp "P" . "Parken erlaubt" / "Parking permitted" auf den ersten Blick ähnlich, aber diese neuartige Codeart muss das Alphabet mit der Zeit vernichten.
>Übersetzung.
Selbst wenn das "P" durch das Piktogramm eines Wagens ersetzt wird. Es könnte auch durch eine Reproduktion der Mona Lisa ersetzt werden.
>Konvention.
Die Art wie wir lernen, sie zu befolgen ist eine andere Art, als die nach der wir mathematische Formeln oder alphabetische Texte lernen.
>Lernen.
I 146
Technobilder bedeuten Texte. Bsp Die Fotografie im Elektronenmikroskop bildet physikalische Texte ab, der Film Verhältnisse aus einem Filmskript, die statistische Kurve bildet Verhältnisse ab, die ökonomische Texte im Hinblick auf eine ökonomische Tendenz aufstellen.
Technocodes
a) Plakate: sind direkt verständlich
b) Röntgenaufnahme: muss entschlüsselt werden.
Bsp Wenn wir bei einer roten Ampel auf die Bremse drücken, tun wir nicht so, als ob wir einen Text läsen, sondern als ob wir ein Bild sähen, wo ein Fuß ein Bremspedal drückt.
>Code/Flusser und Technologie/Flusser.
I 162
Technobild/Flusser: Nur Archäologen oder Biologen, Astronomen oder Physiker verwenden Technobilder "richtig", nämlich als Symbole von Begriffen.
Bild/Flusser: Videokunst liefert keine Technobilder, weil sie dort nicht Bilder für Begriffe sind.
I 163
Irrglaube: Technobilder seien Codes der Massenmedien.
Die Gesellschaft ist nur an Technobildern, die amphitheatralisch ausgestrahlt werden, interessiert und wird von der Kunst-Diskussion völlig kalt gelassen.
>Gesellschaft, >Kunst, >Ästhetik.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Fl I
V. Flusser
Kommunikologie Mannheim 1996

Blask I
Falko Blask
Jean Baudrillard zur Einführung Hamburg 2013

Fl I
V. Flusser
Kommunikologie Mannheim 1996

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