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Ereignis: Änderung eines Zustands. Das Ereignis selbst hat keine Dauer, da sonst der Anfang und das Ende des Ereignisses ihre eigene Dauer haben müssten bzw. Anfang und Ende eines Ereignisses ihrerseits selbständige Ereignisse wären. Siehe auch Anfang, Regress, Prozess, Flux, Veränderung, Wechsel, Zustand.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Peter Gärdenfors über Ereignisse – Lexikon der Argumente

I 65
Ereignis/Semantischer Bereich/Spracherwerb/Semantik/Gärdenfors: These: ich modelliere Ereignisse mit zwei Vektoren: einem Kraftvektor, der typischerweise eine Handlung repräsentiert und einen Resultatvektor, der eine Veränderung einer physischen Bewegung oder eines Objekts beschreibt.
I 159
Ereignisse/Gärdenfors: hier gibt es grundsätzlich drei verschiedene Ansätze:
(i) Metaphysische Analysen, die die Ontologie von Ereignissen beschreiben
(ii) Kognitive Modelle, die zeigen wie Menschen (oder Tiere) Ereignisse mental repräsentieren. Siehe Langacker (1987, sec. 3.3)(1), Givón (2001)(2), Croft & Wood (2000)(3), Langacker,(2008, chap. 3)(4); Croft, (2012a, sec. 1.4)(5).
I 160
(iii) Linguistische Studien, die die Ausdrücke beschreiben, mit denen Ereignisse konstruiert werden. Bsp

[[ACT ‹Manner› ] CAUSE [BECOME (Y ‹BROKEN› ]]].

Vektoren/Ereignis/Gärdenfors: mit Vektoren können wir Veränderungen von Objekten darstellen und Ereignisse von ihren linguistischen Ausdrücken unterscheiden:
Def Zustand/Gärdenfors: ist eine Menge von Punkten in einem Conceptual Space (Begriffsraum).
Def Veränderung/Gärdenfors: eine Veränderung eines Zustands wird durch einen Vektor repräsentiert.
Def Pfad/Gärdenfors: ist eine kontinuierliche Abfolge von Veränderungen. (D.h. es gibt keine Sprünge).
I 161
Vektoren: nicht alle gehören zum Handelnden: Bsp Gegenkräfte.
Handelnder/Agent: ist nicht notwendigerweise Teil des Ereignisses.
Gärdenfors: hier geht es um mentale Repräsentation, nicht um eine wissenschaftliche Darstellung dessen, was bei einem Ereignis z.B. physikalisch geschieht.
I 162
Vektoren: ein Ereignisbeinhaltet wenigstens zwei Vektoren und ein Objekt. 1. Resultatvektor: repräsentiert die Veränderung, 2. Kraftvektor: verursacht die Veränderung.
I 164
Ereignis/intransitiv/Gärdenfors: Problem: bei intransitiven Konstruktionen (Bsp „Susanna geht“) sind der Handelnde und das veränderte Objekt (patiens) identisch. Dann fallen der Begriffsraum des Handelnden und der des Objekts (patiens) zusammen.
I 165
Teilereignisse/Dekomposition/Teile/Gärdenfors: bei der Aufteilung in Teilereignisse können zwei Wege gewählt werden:
1. Ereignisse können als gleichzeitig vorkommende oder parallele Teilereignisse in den Dimensionen des Objektsraums (patient space) aufgeteilt werden.
2. Sie können nacheinander durch Teile von Pfaden repräsentiert werden.
Agent/Patiens/agent/patient/semantische Rollen/Gärdenfors: beide können als Punkte im Kategorienraum repräsentiert werden. Die Bereiche des Raums legen dann die Eigenschaften beider fest.
I 166
Patiens/Linguistik/Gärdenfors: kann belebt oder unbelebt, konkret oder abstrakt sein. Es hat seinen eigenen Patiens-Raum (patient space) mit Bereichen für Eigenschaften. Die Eigenschaften beinhalten – anders als bei den Objektkategorien – meist die Lokalisierung.
Handelnder: hat entsprechend seinen Agent-Raum, der wenigstens einen Kraftbereich hat.
Dowty (1991): stellt prototypische Agenten und prototypische Patienten auf. Dabei geht es auch um volitionales Involviertsein in ein Ereignis.(6)
I 171
Ereignis/Linguistik/Gärdenfors: es gibt drei Ansätze, Ereignisse in der Linguistik zu behandeln:
1. Lokalistischer Ansatz: (Jackendoff, 1976, 1983, 1990) (7)(8)(9): These: alle Verben können als Verben der Bewegung und Lokalisierung konstruiert werden.
GärdenforsVsJackendoff: in seinem Ansatz können
I 172
Kraftvektoren nicht angemessen dargestellt werden.
2. Ansatz über Aspekte: (z.B: Vendler, 1957)(10): unterscheidet zwischen Zuständen, Aktivitäten, Leistungen und Vollendungen. (Siehe auch Jackendoff, 1991, sec. 8.3; Levin & Rappaport Hovav, 2005, p. 90). (11)(12)
I 174
3. Kausaler Ansatz: Bsp Croft (2012a, 2012b) (13)(14) dreidimensionale Repräsentation von kausalen und aspekthaften Strukturen von Ereignissen. Gärdenfors: das kommt meinem eigenen Ansatz am nächsten. Hier wird ein geometrisches Modell entworfen.
I 175
Die Vektoren in solchen Modellen befinden sich nicht in einem Vakuum, sondern sind immer in Relation zu einem Bereich und seiner Information, z.B. Temperatur.
GärdenforsVsCroft: sein Ansatz unterstützt keine Kraftvektoren.


1. Langacker, R. W. (1987). Foundations of cognitive grammar (Vol. 1). Stanford, CA: Stanford University Press.
2. Givón, T. (2001). Syntax (Vol. 1). Philadelphia, PA: John Benjamins.
3. Croft, W., & Wood, E. J. (2000). Construal operations in linguistics and artificial intelligence. In L. Albertazzi (Ed.), Meaning and cognition: A multidisciplinary approach (pp. 51–78). Amsterdam: John Benjamins.
4. Langacker, R. W. (2008). Cognitive grammar: A basic introduction. Oxford.
5. Croft, W. (2012a). Verbs: Aspect and argument structure. Oxford: Oxford University Press.
6. Dowty, D. (1991). Thematic proto-roles and argument selection. Language, 67, 547–619.
7. Jackendoff, R. (1976). Toward an explanatory semantic representation. Linguistic Inquiry, 7, 89–150.
8. Jackendoff, R. (1983). Semantics and cognition. Cambridge, MA: MIT Press.
9. Jackendoff, R. (1990). Semantic structures. Cambridge, MA: MIT Press.
10. Vendler, Z. (1957). Verbs and times. Philosophical Review, 56, 97 – 121.
11. Jackendoff, R. (1991). Parts and boundaries. Cognition, 41, 9–45.
12. Levin, B., & Rappaport Hovav, M. (2005). Argument realization. Cambridge: Cambridge University Press.
13. Croft, W. (2012a). Verbs: Aspect and argument structure. Oxford: Oxford University Press.
14. Croft, W. (2012b). Dimensional models of event structure and verbal semantics. Theoretical Linguistics, 38, 195–203.


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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Gä I
P. Gärdenfors
The Geometry of Meaning Cambridge 2014

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