Psychologie Lexikon der Argumente

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Polis: Polis (πόλις) bedeutet "Stadt" oder "Stadtstaat". In der Philosophie bezieht es sich auf die einzigartige Form der politischen Gemeinschaft, die sich im antiken Griechenland entwickelte. Die Polis war eine relativ kleine, selbstverwaltete Gemeinschaft von Bürgern, die eine gemeinsame Kultur und Identität teilten. Sie war auch ein Ort, an dem die Bürger an öffentlichen Angelegenheiten und Beratungen teilnehmen konnten. Siehe auch Staat, Gesellschaft, Gemeinschaft, Deliberative Demokratie, Antike Philosophie.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Platon über Polis - Lexikon der Argumente

Höffe I 32
Polis/Platon/Höffe: Die sich über mehrere Bücher erstreckende Polisgenese beginnt mit der elementaren, gesunden Polis und führt über die üppige, zivilisierte Polis zu einer Reinigung (katharsis) von den Übelständen der Zivilisation schließlich zur Vollendung in der kallipolis, der nicht im ästhetischen, sondern moralischen Sinn «schönen» Polis.(1) Sie ermöglicht das in politischer Hinsicht, was die Selbstachtung des Gerechten personaliter zustande bringt: die Einheit des moralisch Guten mit dem persönlich glücklichen Leben. Diesem vierstufigen Aufstieg entsprechen auf der negativen Seite vier ungerechte Verfassungen mit den ihnen zugeordneten menschlichen Charakteren.
>Tyrannei/Platon
, >Herrschaft/Platon, >Politik/Platon.
Höffe I 33
Frage: warum schließen sich Menschen überhaupt zu einem Gemeinwesen zusammen:
a)Anthropologisches Argument: der einzelne Mensch ist sich nicht selbst genug
b) Rationalitätsargument: (...) jede Tätigkeit [lässt sich] durch eine auf Spezialisierung gegründete Arbeitsteilung verbessern.
Stufen:
1.Stufe: Auf der ersten Stufe, in der gesunden Polis, einer bäuerlich-handwerklichen Kooperationsgemeinschaft, leben die Bürger, weil frei von Neid, Eifersucht und anderen «asozialen Leidenschaften», in Frieden und Eintracht.(2)
Problem: Die glückliche Elementarpolis funktioniert nur aufgrund einer psychologischen Bedingung, einer Genügsamkeit, einer Urzufriedenheit aller Beteiligten.
2. Stufe: Die „üppige“ Polis: Ihr Vorteil, ausufernde Bedürfnisse zu befriedigen, hat allerdings einen hohen Preis: Es braucht Herrschaft. Wegen gewachsener Bedürfnisse ist das Gemeinwesen mit seinem bisherigen Territorium nicht zufrieden. Es will sich ausbreiten, womit es zu Kriegen kommt (...).
Höffe I 34
3.Stufe: Auf der dritten Stufe geht die Urzufriedenheit unwiederbringlich verloren. Die wegen ihrer Grenzenlosigkeit konfliktträchtige Begehrlichkeit wird aber durch Selbstbeherrschung, nicht Selbstunterdrückung überwunden. Platon nennt dieses neue, reflektierte Verhältnis zu den Bedürfnissen Besonnenheit. Mit ihr hebt das Quartett der Kardinaltugenden an.
Besonnenheit: Der Mensch kommt nicht regressiv, sondern nur progressiv, durch sittliche Kultur, wieder zu sich selbst.

1. VII 527c
2. 372 a-c

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Höffe I
Otfried Höffe
Geschichte des politischen Denkens München 2016

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