Psychologie Lexikon der Argumente

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Erkenntnistheorie, Philosophie: untersucht die Bedingungen für das Zustandekommen von Wissen und die Grundlagen für Rechtfertigung und Bestätigung. Die Erkenntnistheorie findet ihre Grenze in besonderen Fällen, wo sie nicht erklären kann, dass jemand, der über weniger Information verfügt, richtigere Antworten geben kann. Siehe auch Erkenntnis, Theorien, Wissen, Rechtfertigung, Bestätigung, Verlässlichkeit.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

W.V.O. Quine über Erkenntnistheorie – Lexikon der Argumente

XII 86/87
Erkenntnistheorie/Quine: die Erkenntnistheorie hat a) eine begriffliche Seite: ist die Erklärung von Begriffen durch Begriffe. Und b) eine Geltung/Gültigkeit: durch die Wahrheit.
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II 35
Bei der Erkenntnistheorie geht es um die Frage, wie wir Tiere es fertig gebracht haben, angesichts des skizzenhaften neuralen Inputs gerade diese ((s) höchst differenzierte) Wissenschaft hervorzubringen. Diese Untersuchung zeigt, dass Verschiebungen durch die >Stellvertreterfunktion
diesem Input nicht minder gerecht geworden wären. Das heißt nicht, die Ontologie abzulehnen. Wir können sie ablehnen!
II 36
Wahrheit darf dabei nicht mit Belegen verwechselt werden. Die Wahrheit ist immanent und darüber gibt es nichts. Siehe auch >Naturalisierte Erkenntnistheorie.
- - -
V 15
Berkeley/traditionelle Erkenntnistheorie: ein Problem stellt sich mit der Frage: woher wissen wir, dass es überhaupt Gegenstände gibt und dass die Wissenschaft wahr ist?
V 16
Quine: die Einführung der physischen Sinnesorgane wäre ihnen als Zirkel erschienen.
V 17
Erkenntnistheorie/Quine: der emanzipierte Erkenntnistheoretiker arbeitet als empirischer Psychologe (mit Reizen statt Sinnesdaten, aber mit Verzicht auf die Gestalttheorie).
VsGestalttheorie: es geht um den Zusammenhang der Reize mit den Rezeptoren, nicht mit dem Bewusstsein.
V 38
Erkenntnistheorie/Quine: die Erkenntnistheorie erweckt eine Hauptfrage: wenn unsere Theorie der Außenwelt wahr ist, wie konnten wir jemals auf sie kommen?
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X 12
Induktive Logik/Quine: die induktive Logik ist nicht von der Erkenntnistheorie zu unterscheiden.
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XII 86
Erkenntnistheorie/Quine: die Erkenntnistheorie können wir hier analog zur Mathematik betrachten: so wie die Mathematik auf Logik oder auf Logik + Mengenlehre reduziert werden soll, soll empirisches Wissen irgendwie auf Sinneserfahrung gegründet werden. >Sinneseindrücke/Quine.
XII 87
a) begrifflich Seite: der Begriff des Körpers ist von der Sinneserfahrung her zu erklären
b) Geltung, Gültigkeit, Wahrheit: unser Wissen über die Natur ist von der Sinneserfahrung her zu rechtfertigen.
Erkenntnistheorie/Hume: die Erkenntnistheorie hat a) eine begriffliche Seite: hier setzte er schlankweg Körper mit Sinneserfahrungen gleich. D.h. ein Apfel ist in jedem Moment ein neuer Apfel.
b) Geltung, Gültigkeit, Wahrheit: hier scheiterte Hume und wir haben bis heute keine Lösung.
Problem: allgemeine Aussagen und auch singuläre Aussagen über die Zukunft gewinnen nichts an Gewissheit dadurch, dass man sie so verstand, als sprächen sie über Sinneseindrücke.
Quine: wir stehen heute noch vor dem gleichen Problem wie Hume. Dagegen gab es auf der begrifflichen Seite Fortschritte. Lösung: Bentham:
XII 88
Def Theorie der Fiktionen/Kontextdefinition/ganze Sätze/Wort/holophrastisch/Bentham/Quine: Bentham entdeckte die
Def Kontextdefinition/Bentham/Quine: (Vs normale Definition): um einen Term zu erklären, brauchen wir nicht einen Bezugsgegenstand, ja nicht einmal ein synonymes Wort oder Wendung anzugeben, wir müssen nur zu zeigen, wie alle vollständigen Sätze zu übersetzen sind, die den Term enthalten. >Unvollständige Symbole/Quine.
Erkenntnistheorie/Quine: außer der Kontexttheorie wurde die Erkenntnistheorie durch die Mengenlehre bereichert. Dann braucht man weder Körper mit Sinnesdaten gleichzusetzen, noch Kontextdefinitionen:
XII 89
Def Gegenstand/Quine: die Lösung ist, Gegenstände als Mengen von Mengen von Sinneseindrücken zu verstehen, dann kann es eine Kategorie von Gegenständen geben, die sich gerade der Eigenschaften erfreut, die Körper haben sollen.
Vs: das ist nicht so unangreifbar wie die Kontextdefinition, wegen des Rückgriffs auf die problematische Ontologie der Mengen.
Erkenntnistheorie/Geltung/Gültigkeit/QuineVsCarnap: Humes Problem, dass allgemeine Aussagen und Aussagen über Zukunft ungewiss sind, wenn sie als über Sinnesdaten oder Sinneseindrücke verstanden werden, ist bis heute ungelöst. >Realität/Quine.
Carnap/Quine: seine Konstruktionen hätten ermöglicht, alle Sätze über die Welt in Sinnesdaten bzw. Beobachtungsbegriffe plus Logik und Mengenlehre zu übersetzen.
XII 90
QuineVsCarnap: die bloße Tatsache, dass ein Satz mit logischen, mengentheoretischen und Beobachtungstermen ausgedrückt ist, bedeutet nicht, dass er sich mit logischen und mengentheoretischen Mitteln aus Beobachtungssätzen beweisen ließe.
((s) Ausdrucksmittel sind keine Beweismittel. (> innen/außen, Beschreibungsebene, Zirkel).
Erkenntnistheorie/Quine: Pointe: die Wahrheiten über die Natur mit der vollen Autorität der unmittelbaren Erfahrung ausstatten zu wollen, ist ebenso zum Scheitern verurteilt wie die Rückführung der Wahrheiten der Mathematik auf die potentielle Einsichtigkeit der elementaren Logik. >Erkenntnistheorie/Carnap.
XII 91
Erkenntnistheorie/Psychologie/Quine: wenn Sinnesreizungen (Reize) das einzige sind, warum sollte man sich nicht einfach der Psychologie zuwenden? >Zirkularität/Quine.
TraditionVsPsychologie/Quine: das erschien früher zirkulär.
Kein Zirkel/QuineVsVs: Lösung: wir müssen bloß darauf verzichten, die Wissenschaft aus Beobachtungen zu deduzieren. Wenn wir nur die Verbindung von Beobachtung und Wissenschaft verstehen wollen, brauchen wir jede Information, die wir bekommen können. Auch die aus der Wissenschaft, die genau diese Verbindung untersucht. Siehe >Rationale Rekonstruktion.
XII 98
Erkenntnistheorie/Quine: die Erkenntnistheorie besteht fort, und zwar innerhalb der Psychologie und damit innerhalb der empirischen Wissenschaften. Sie studiert das menschliche Subjekt.
Das Ziel ist es, herauszufinden wie die Beobachtung zur Theorie steht und in wieweit die Theorie über die Beobachtung hinausgeht. >Psychologie/Quine.
XII 99
Erkenntnistheorie/Quine:
Erkenntnistheorie alt: wollte die empirischen Wissenschaften gewissermaßen einschließen, aus Sinnesdaten zusammenbauen.
Erkenntnistheorie neu: jetzt ist umgekehrt die Erkenntnistheorie Teilgebiet der Psychologie.
Beispiele für "Dialektik" (Bezeichnung von (s)):
Quine: gleichzeitig bleibt das alte Verhältnis bestehen: die Erkenntnistheorie ist in den empirischen Wissenschaften eingeschlossen und gleichzeitig diese in der Erkenntnistheorie. ((s) Die Erkenntnistheorie studiert das Subjekt und das Subjekt studiert die Erkenntnistheorie.)
Das ist kein Zirkel, weil wir den Traum aufgegeben haben, die gesamte Wissenschaft aus Sinnesdaten zu deduzieren.
Damit löst sich auch das alte Rätsel des Sehens. Siehe auch Sehen/Quine.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Quine I
W.V.O. Quine
Wort und Gegenstand Stuttgart 1980

Quine II
W.V.O. Quine
Theorien und Dinge Frankfurt 1985

Quine III
W.V.O. Quine
Grundzüge der Logik Frankfurt 1978

Quine V
W.V.O. Quine
Die Wurzeln der Referenz Frankfurt 1989

Quine VI
W.V.O. Quine
Unterwegs zur Wahrheit Paderborn 1995

Quine VII
W.V.O. Quine
From a logical point of view Cambridge, Mass. 1953

Quine VII (a)
W. V. A. Quine
On what there is
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VII (b)
W. V. A. Quine
Two dogmas of empiricism
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VII (c)
W. V. A. Quine
The problem of meaning in linguistics
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VII (d)
W. V. A. Quine
Identity, ostension and hypostasis
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VII (e)
W. V. A. Quine
New foundations for mathematical logic
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VII (f)
W. V. A. Quine
Logic and the reification of universals
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VII (g)
W. V. A. Quine
Notes on the theory of reference
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VII (h)
W. V. A. Quine
Reference and modality
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VII (i)
W. V. A. Quine
Meaning and existential inference
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VIII
W.V.O. Quine
Bezeichnung und Referenz
In
Zur Philosophie der idealen Sprache, J. Sinnreich (Hg) München 1982

Quine IX
W.V.O. Quine
Mengenlehre und ihre Logik Wiesbaden 1967

Quine X
W.V.O. Quine
Philosophie der Logik Bamberg 2005

Quine XII
W.V.O. Quine
Ontologische Relativität Frankfurt 2003

Quine XIII
Willard Van Orman Quine
Quiddities Cambridge/London 1987

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