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Zuschauereffekt: Der Zuschauereffekt oder Bystander-Effekt in der Psychologie ist ein soziales Phänomen, bei dem Personen in Notsituationen weniger bereit sind, Hilfe zu leisten, wenn andere anwesend sind. Siehe auch Hilfsverhalten, Sozialpsychologie, Entscheidungsprozesse._____________Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente. | |||
Autor | Begriff | Zusammenfassung/Zitate | Quellen |
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Theorie der sozialen Identität über Zuschauereffekt - Lexikon der Argumente
Haslam I 210 Zuschauereffekt/Hilfeverhalten/Soziale Identitätstheorie: Der Ansatz der sozialen Identität (Haslam 2004)(1) (vgl. Taifel, 1978(2), Tajfel und Turner 1979(3)) lehnt die Vorstellung ab, dass Gruppen einen negativen Einfluss auf die psychologische Funktionsfähigkeit haben (vgl. >Zuschauereffekt/Psychologische Theorien). These: Wenn sich Menschen als Mitglied einer bestimmten sozialen Gruppe definieren (...), dann bestimmen die Normen und Werte, die mit dieser sozialen Identität verbunden sind, wie sich der Mensch verhalten wird. Das Verhalten in kollektiven Settings kann prosozial oder unsozial sein, je nachdem, welche Art von Identität hervorsticht und was der Inhalt dieser Identität tatsächlich ist (Postmes and Spears, 1998)(4). Um zu wissen, wie sich der Einzelne in Gegenwart anderer verhält, muss man daher wissen - ob eine persönliche oder soziale Identität hervorsticht; - in welchem Ausmaß die herausragende Identität von den Anwesenden geteilt wird; und - welche Normen und Werte mit der herausragenden Identität verbunden sind. Haslam I 211 Levine et al. (2005)(5) zeigten, dass Hilfeverhalten davon beeinflusst wird, wie stark sich Menschen als Teil einer sich verändernden sozialen Identität fühlten. Levine: Dies ist noch keine Demonstration des Nutzens des Ansatzes der sozialen Identität als Grundlage für ein Überdenken des Zuschauereffekts selbst. Haslam I 212 Der wichtigste Test für den Ansatz würde darin bestehen, die Rolle der sozialen Identitäten in Notfällen, die sowohl Geschlecht als auch Gewalt betreffen, zu untersuchen (siehe Cherry, 1995)(6). Mark Levine und Simon Crowther (2008)(7) führten zwei miteinander verbundene Experimente durch, die sowohl die Hervorhebung sozialer Identitäten als auch die Anzahl der Zuschauer manipulierten, welche einen Angriff eines Mannes auf eine Frau miterlebten. Männliche und weibliche Teilnehmer wurden für die Teilnahme an einer Studie über Geschlecht und Gewalt rekrutiert. (...) die Antworten auf den Fragebogen zeigten, dass Frauen eher sagen würden, dass sie intervenieren würden, wenn sie in einer Gruppe von drei Frauen saßen, als wenn sie allein säßen. Frauen deuteten jedoch an, dass sie viel weniger wahrscheinlich eingreifen würden, wenn sie in Anwesenheit von zwei Männern waren. Dies steht im Einklang mit dem traditionellen Zuschauereffekt, da die Anwesenheit anderer Menschen die Hilfe zu behindern scheint. Aus diesen Erkenntnissen geht jedoch hervor, dass die Anwesenheit anderer eine unterschiedliche Wirkung hat, die von der Hervorhebung bestimmter sozialer Identitäten für die Teilnehmer und ihrer Beziehung zu anderen Zuschauern abhängt. Konkret fühlen sich Frauen besser in der Lage zu intervenieren, wenn sie andere Frauen um sich haben, sind aber weniger geneigt, dies zu tun, wenn die anderen Zuschauer Männer sind. Männer sagen am ehesten, dass sie eingreifen werden, wenn sie die Minderheit in einer Gruppe sind (....). Wenn Männer in einer Gruppe mit anderen Männern sind, sind sie nicht daran gehindert, zu intervenieren, aber wenn sie von Frauen umgeben sind, scheint die Wahrscheinlichkeit einer Intervention erhöht zu sein. (....) Es ist wichtig anzuerkennen, dass die Teilnehmer dieser Studie lediglich die Bereitschaft zur Intervention zum Ausdruck bringen. (...) es könnte eine signifikante Lücke zwischen Wort und Tat geben. >Einstellung und Verhalten. 1. Haslam, S.A. (2004) Psychology in Organizations: The Social Identity Approach, 2nd edn. Thousand Oaks, CA: Sage Publications. 2. Tajfel, H. (ed.) (1978) Differentiation Between Social Groups: Studies in the Social Psychology of Intergroup Relations. London: Academic Press. 3. Tajfel, H. and Turner, J.C. (1979) ‘An integrative theory of intergroup conflict’, in W.G. Austin and S. Worchel (eds), The Social Psychology of Intergroup Relations. Monterey, CA: Brooks/Cole. pp. 33–48. 4. Postmes, T. and Spears, R. (1998) ‘Deindividuation and anti-normative behaviour: A meta-analysis’, Psychological Bulletin, 123: 238–59. 5. Levine, M., Prosser, A., Evans, D. and Reicher, S. (2005) ‘Identity and emergency intervention: How social group membership and inclusiveness of group boundaries shape helping behaviour’, Personality and social Bulletin, 31: 443 - 53. 6. Cherry, F. (1995) The ‘Stubborn Particulars’ of Social Psychology. London: Routledge. 7. Levine, M. and Crowther, S. (2008) ‘The responsive bystander: How social group membership and group size can encourage as well as inhibit bystander intervention’, Journal of Personality and Social Psychology, 95: 1429–39. Mark Levine, „ Helping in Emergencies. Revisiting Latané and Darley’s bystander studies“, in: Joanne R. Smith and S. Alexander Haslam (eds.) 2017. Social Psychology. Revisiting the Classic studies. London: Sage Publications_____________ Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der ArgumenteDer Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente. |
Theorie der sozialen Identität
Haslam I S. Alexander Haslam Joanne R. Smith Social Psychology. Revisiting the Classic Studies London 2017 |