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Stereotype threat: In der Psychologie bezieht sich die Stereotypenbedrohung oder Stereotype Threat auf das Risiko, dass negative Stereotypen über die eigene soziale Gruppe bestätigt werden. Diese Bedrohung kann die Leistung beeinträchtigen, da der Einzelne Angst hat, beurteilt zu werden oder diese Stereotypen zu bestätigen. Sie betrifft in erster Linie marginalisierte Gruppen und beeinflusst Verhalten, Identität und Selbstwertgefühl. Siehe auch Diskriminierung, Soziale Identität, Gruppenidentität, Selbstwert, Selbst, Leistungsfähigkeit, Stereotype.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Chad Forbes über Stereotype Threat – Lexikon der Argumente

Haslam I 250
Stereotype threat/Forbes/Schmader: Die ursprünglichen Studien schlugen vor, dass stereotype threat für dunkelhäutige Studenten dadurch erkannt werden kann, wie eine Aufgabe beschrieben wird oder ob die Identität der Gruppe hervorgehoben wird.
>Experiment/Aronson/Steele
; >Stereotype threat/Aronson/Steele.
Auslöser: Zusammen mit unserem Kollegen Michael Johns haben wir vorgeschlagen, dass ein stereotype threat ausgelöst wird, wenn eine Situation gleichzeitig drei inkongruente Wahrnehmungen hervorruft:
a) Ich bin Mitglied der Gruppe X,
b) Es wird angenommen, dass die Gruppe X in diesem Bereich schlecht abschneidet,
c) Mir ist es wichtig, in diesem Bereich gut zu sein (Schmader et al., 2008)(1).
Hinweise auf subtilen Sexismus, wie z.B. ein Cartoon an einer Laborwand, der die mathematische Leistung von Frauen erniedrigt, kann beispielsweise die mathematische Leistung von Frauen beeinträchtigen (Adams et al., 2006(15); Oswald and Harvey, 2000(16)).
Minderheit: Aber auch die zahlenmäßige Unterlegenheit gegenüber Männern in einem mathematischen oder naturwissenschaftlichen Kontext kann bei Frauen die Befürchtung aufkommen lassen, dass sie in diesem Umfeld nicht dazu gehören oder nicht gut abschneiden (Inzlicht und Ben-Zeev, 2000(17); Murphy, Steele und Gross, 2007(18)). Wichtig ist, dass sich der Einzelne persönlich daran beteiligt fühlen muss, gute Leistungen zu erbringen, da die individuelle Anonymität oft Effekte reduziert (Jamieson und Harkins, 2010(19); Wout et al., 2008(20); Zhang et al., 2013)(21).
Haslam I 251
Moderatoren: Eine der wichtigsten Annahmen der Theorie ist, dass man, um stereotype threat zu erfahren, Kenntnisse über ein negatives Stereotyp über seine Gruppe in relevanten Bereichen haben muss (Forbes und Schmader, 2010(9); Keifer und Sekaquaptewa, 2007(10); McKown und Weinstein, 2003(11)). Obwohl der Glaube, dass das Stereotyp wahr ist, nicht notwendig ist, um Effekte zu erfahren, kann der Verdacht, dass das Stereotyp korrekt sein könnte, Leistungseinbußen verstärken (Schmader et al., 2004)(12). Ebenso sind Einzelpersonen anfälliger für stereotype threat-Effekte, wenn sie sich ihrer Stigmatisierung bewusst sind oder auf diese negativen Stereotypen eingestellt sind (Brown and Lee, 2005(13); Brown and Pinel, 2003(14)). (...) Geschlechterunterschiede in der Leistung sind in Ländern nicht vorhanden, in denen es keine Beweise für eine starke Assoziation 'Mathematik = männlich' gibt oder in denen es mehr Beweise für die Gleichstellung der Geschlechter in der gesamten Kultur gibt (Else-Quest et al., 2010(15); Nosek et al., 2009(16)). Obwohl korrelational, könnte diese Variabilität darauf hindeuten, dass Frauen in diesen eher geschlechtsneutralen Kulturen weniger stereotype threat erfahren.
Selbst in Kulturen, in denen Stereotypen vorherrschen, sind nicht alle Mitglieder einer stigmatisierten Gruppe anfällig für Effekte. Wie Steele's (1997) Vorreiter-Hypothese behauptet, könnten Personen, die am meisten daran interessiert sind, eine gute Leistung zu erbringen, ironischerweise die größten Leistungseinbußen aufweisen, weil die Stereotypen selbst eine größere Bedrohung für ihre Identität darstellen (Lawrence et al., 2010(17); Nguyen und Ryan, 2008(18)).
Solche Effekte könnten helfen zu erklären, warum unter einer Stichprobe von Schülern rassische Minderheiten, welche zunächst großen Wert auf akademische Aktivitäten legten, später am ehesten die High School abbrechen würden (Osborne und Walker, 2006)(19). So wie die Identifikation mit der Domain den Einsatz für die eigene Leistung erhöht, so erhöht sich auch die Identifikation mit den stigmatisierten Gruppen, zu denen man gehört (Davis et al., 2006(20); Ployhart et al., 2003(21); Schmader, 2002(22). Diejenigen, die stark gruppenidentifiziert sind, schneiden schlecht ab, wenn die Ergebnisse zum Vergleich von Gruppen verwendet werden, auch wenn ihre persönliche Leistung anonym ist (Wout et al., 2008(7)).
Erklärung des stereotype threat >Erklärung/Forbes/Schmader.

1. Schmader, T., Johns, M. and Forbes, C. (2008) ‘An integrated process model of stereotype threat effects on performance’, Psychological Review, 115: 336—56.
2. Adams, G., Garcia, D.M., Purdie-Vaughns, V. and Steele, C.M. (2006) ‘The detrimental effects of a suggestion of sexism in an instruction situation’, Journal of Experimental Social Psychology, 42: 602—15.
3. Oswald, D.L. and Harvey, R.D. (2000) ‘Hostile environments, stereotype threat, and math performance among undergraduate women’, Current Psychology: Developmental, Learning, Personality, Social, 19: 3 38—56.
4.. Inzlicht, M. and Ben-Zeev, T. (2000) ‘A threatening intellectual environment: Why females are susceptible to experiencing problem-solving deficits in the presence of males’, Psychological Science, 1 1: 365—71.
5. Murphy, M.C., Steele, C.M. and Gross, J.J. (2007) ‘Signaling threat: How situational cues affect women in math, science, and engineering settings’, Psychological Science, 18: 879—85.
6. Jamieson, J.P. and Harkins, S.G. (2010) ‘Evaluation is necessary to produce stereotype threat performance effects’, Social Influence, 5: 75—86.
7. Wout, D., Danso, H., Jackson, J. and Spencer, S. (2008) ‘The many faces of stereotype threat: Group- and se1f-threat, Journal of Experimental Social Psychology, 44:792—99.
8. Zhang, S., Schmader, T. and Hall, W.M. (2013) L’eggo my ego: Reducing the gender gap in math by unlinking the self from performance’, Self and Identity, 12: 400—12.
9. Forbes, C.E. and Schmader, T. (2010) ‘Retraining attitudes and stereotypes to affect motivation and cognitive capacity under stereotype threat’, Journal of Personality and Social
Psychology, 99: 740—5 4.
10 .Keifer, A.K. and Sekaquaptewa, D. (2007) ‘Implicit stereotypes and women’s math performance: How implicit gender—math stereotypes influence women’s susceptibility to stereotype threat’, Journal of Experimental Social Psychology, 43: 825—32.
11. McKown, C. and Weinstein, R.S. (2003) ‘The development and consequences of stereotype consciousness in middle childhood’, Child Development, 74:498—515.
12. Schmader, T., Johns, M. and Barquissau, M. (2004) The costs of accepting gender differences: The role of stereotype endorsement in women’s experience in the math domain’, Sex Roles, 50: 83 5—50.
13. Brown, R.P. and Lee, M.N. (2005) ‘Stigma consciousness and the race gap in college academic achievement’, Self and Identity, 4: 149—5 7.
14. Brown, R.P. and Pinel, E.C. (2003) ‘Stigma on my mind: Individual differences in the experience of stereotype threat’, Journal of Experimental Social Psychology, 39: 626—33.
15. Else-Quest, N.M., Hyde,J.S. and Linn, M.C. (2010) ‘Cross-national patterns of gender differences in mathematics: a meta-analysis’, Psychological Bulletin, 136(1): 103—2 7.
16. Nosek, B.A., Smyth, F.L., Sriram, N., Lindner, N.M., Devos, T., Ayala, A. ... and Kesebir, S.
(2009) Nationa1 differences in gender—science stereotypes predict national sex differ-
17. Lawrence, J.S., Marks, B.T. and Jackson, J.S. (2010) ‘Domain identification predicts black
Students’ underperformance on moderately-difficult tests’, Motivation and Emotion,
34(2): 105—9.
18. Nguyen, H.-H.D. and Ryan, A.M. (2008) ‘Does stereotype threat affect test performance of minorities and women? A meta-analysis of experimental evidence’, Journal of Applied Psychology, 93: 1314—34.
19. Osborne, J.W. and Walker, C. (2006) ‘Stereotype threat, identification with academics, and withdrawal from school: Why the most successful students of colour might be the most likely to withdraw’, Educational Psychology, 26: 563—77.
20. Davis, C.I., Aronson, J. and Salinas, M. (2006) of threat: Racial identity as a moderator of stereotype threat’, Journal of Black Psychology, 32: 399—417.
21. Ployhart, R.E., Ziegert, J.C. and McFarland, L.A. (2003) iJnderstanding racial differences on cognitive ability tests in selection contexts: An integration of stereotype threat and applicant reactions research, Human Performance, 16: 231—59.
22. Schmader, T. (2002) ‘Gender identification moderates stereotype threat effects on women’s math performance’, Journal of Experimental Social Psychology, 38: 194—201.


Toni Schmader and Chad Forbes, “Stereotypes and Performance. Revisiting Steele and Aronson’s stereotypes threat experiments”, in: Joanne R. Smith and S. Alexander Haslam (eds.) 2017. Social Psychology. Revisiting the Classic Studies. London: Sage Publications

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Forbes, H. Donald

Haslam I
S. Alexander Haslam
Joanne R. Smith
Social Psychology. Revisiting the Classic Studies London 2017

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