Psychologie Lexikon der Argumente

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Selbst, Philosophie: Der Begriff des Selbst ist nicht exakt von dem Begriff des Ich zu trennen. Im Verlauf der letzten Jahre wurden mehr und mehr traditionelle Bestimmungen beider Begriffe relativiert. Insbesondere eine unveränderliche Beschaffenheit des Selbst bzw. des Ich wird heute nicht mehr angenommen. Siehe auch Gehirn/Gehirnzustand, Geist, Geistzustand, Ich, Subjekte, Wahrnehmung, Person.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Morris Rosenberg über Selbst – Lexikon der Argumente

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Selbst/Methode/Rosenberg/Upton: Eine der wohl wichtigsten Studien zur Entwicklung des Selbstgefühls wurde von Rosenberg (1979)(1) durchgeführt. Er führte offene Interviews mit einzelnen Kindern, um ihre Selbstwahrnehmung herauszufinden. Er befragte eine Stichprobe von 8 bis 18-Jährigen zu verschiedenen Aspekten ihres Selbstgefühls um
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1. einen Weg zu finden, die Antworten der Kinder in sinnvolle Kategorien einzuteilen.
2. nach nach Mustern in den Arten von Antworten zu suchen, die von bestimmten Altersgruppen gegeben wurden.
Kategorien:
A. Körperlich:
- objektive Fakten - z.B. "Ich bin acht Jahre alt"; offensichtliche Leistungen - z.B. "Ich kann 25 Meter schwimmen";
- Manifeste Präferenzen - z.B. "Ich mag Milch";
- Besitz - z.B. "Ich habe ein blaues Fahrrad";
- physische Eigenschaften - z.B. "Ich habe braunes Haar und blaue Augen";
- Mitgliedskategorien - z.B. "Ich bin ein Mädchen".
B. Charakter:
- Charakterqualitäten - z.B. "Ich bin ein tapferer Mensch und denke, dass ich ehrlich bin";
- emotionale Eigenschaften - z.B. "Ich bin generell glücklich und fröhlich";
- emotionale Kontrolle - z.B. "Ich lasse mich nicht in einen Streit verwickeln", "ich verliere leicht die Beherrschung".
C. Beziehungen:
- zwischenmenschliche Eigenschaften - z.B. "Ich bin freundlich und gesellig", "Ich bin schüchtern und ziehe mich zurück";
- Beziehung zu anderen - z.B. "Ich bin bei anderen Kindern sehr beliebt", "Andere Menschen haben Schwierigkeiten, mit mir auszukommen".
D. Innerer Zustand: Beschreibungen des Selbst, die sich auf die privatere Innenwelt eines Individuums beziehen, in der es um Emotionen, Einstellungen, Wünsche, Überzeugungen und Geheimnisse wie Selbsterkenntnis geht.
Ergebnisse: Rosenberg (1979)(1) stellte fest, dass die Mehrheit der Beschreibungen von jüngeren Kindern sich auf körperliche Aktivität und körperliche Eigenschaften bezogen. Die älteren Kinder verwendeten eher Charakterzüge, um das Selbst zu definieren. Rosenberg fand auch einen zunehmenden Bezug zu Beziehungen.
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Die ältesten Kinder (im Alter von 18 Jahren) nutzten viel mehr innere Qualitäten, deren Wissen nur dem Einzelnen zur Verfügung stand. Diese Beschreibungen befassten sich mit ihren Emotionen, Einstellungen, Motivationen, Wünschen und Geheimnissen. Rosenberg fand auch heraus, dass ältere Kinder viel eher von Selbstbeherrschung sprechen, wenn sie sich selbst beschreiben, zum Beispiel "Ich zeige meine Gefühle nicht".
>Selbstbeschreibung
, >Selbstwissen, >Selbstbewusstsein.
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VsRosenberg/Probleme/Upton:
1) Dies war eine Querschnittsstudie, sodass, obwohl Unterschiede in Bezug auf die Selbstbeschreibungen von Kindern in verschiedenen Altersgruppen durchaus beobachtet werden konnten, es schwierig ist, absolut sicher zu sein, dass diese Unterschiede Entwicklungsänderungen widerspiegeln - nur eine Längsschnittstudie könnte diese Interpretation wirklich bestätigen.
2) Selbst wenn diese sich ändernden Beschreibungen eine Entwicklungsänderung widerspiegeln, wie können wir sicher sein, dass es bei der Entwicklungsänderung tatsächlich um das Verständnis des Selbst geht?


1. Rosenberg, M (1979) Conceiving the Self. New York: Basic Books.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Rosenberg, Morris

Upton I
Penney Upton
Developmental Psychology 2011

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