Psychologie Lexikon der Argumente

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Solipsismus: Ausdruck für die These, dass die Außenwelt eine Projektion eines Subjekts sei und dieses Subjekt folglich als einziges existiere. Siehe auch Skeptizismus, Gewissheit, Wahrnehmung, Methodischer Solipsismus, Internalismus, Externalismus, Wille, Selbstzuschreibung, Fremdpsychisches, Privatsprache, Privilegierter Zugang.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Edmund Husserl über Solipsismus – Lexikon der Argumente

Gadamer I 252
Solipsismus/Husserl/Gadamer: Es ist klar, dass die Lebenswelt immer zugleich eine gemeinschaftliche Welt ist und das Mitdasein anderer enthält. Sie ist personale Welt, und solche personale Welt ist in natürlicher Einstellung immer als geltend vorausgesetzt. Das reflektierende Ich weiß sich selber als in Zweckbestimmungen lebendes, für die die Lebenswelt den Boden darstellt. So ist die Aufgabe einer Konstitution der Lebenswelt (wie die der Intersubjektivität) eine paradoxe. Aber Husserl hält das alles für scheinbare Paradoxien.
>Lebenswelt/Husserl
.
Paradoxien/Husserl: Sie lösen sich nach seiner Überzeugung auf, wenn man den transzendentalen Sinn der phänomenologischen Reduktion mit wirklicher Konsequenz festhält und sich vor dem Kinderschreck eines transzendentalen Solipsismus nicht fürchtet.
Gadamer: Angesichts dieser klaren Tendenzen der Husserlschen Gedankenbildung erscheint es mir abwegig, Husserl irgendeine Zweideutigkeit im Begriffe der Konstitution, ein Zwischen von Sinnbestimmung und Kreation nachzusagen(1).
[Husserl] versichert selbst, in der Folge seines Denkens die Furcht vor dem Erzeugungsidealismus gründlich überwunden zu haben.
Gadameer I 260
Gadamer: Ich erinnere daran, dass sich Husserl selber der Problematik der Paradoxien gestellt hat, die aus der Durchführung seines transzendentalen Solipsismus erwachsen.
HeideggerVsHusserl/Gadamer: Es ist daher sachlich gar nicht leicht, den Punkt zu bezeichnen, von dem aus Heidegger dem phänomenologischen Idealismus Husserl gegenübertreten konnte. Ja, man muss sogar zugeben, daß sich Heideggers Entwurf von „Sein und Zeit“ dem Bereich der transzendentalen Reflexionsproblematik nicht völlig entwunden hatte. Die Idee der Fundamentalontologie, ihre Begründung auf das Dasein, dem es um das geht, und die Analytik dieses Daseins schienen zunächst in der Tat nur eine neue Fragedimension innerhalb der transzendentalen Phänomenologie auszumessen(2).
Und wenn Heideggers methodisches Programm kritisch gegen den Begriff der transzendentalen Subjektivität gerichtet war, auf den Husserl alle Letztbegründung zurück bezog, so hätte Husserl das als eine Verkennung der Radikalität der transzendentalen Reduktion bezeichnet. Er hätte gewiss behauptet, dass die transzendentale Subjektivität selber schon alle Implikationen einer
Substanzontologie und damit den Objektivismus der Tradition überwunden und ausgeschieden habe. Auch Husserl sah sich in Gegensatz zu dem Ganzen der Metaphysik.
>Metaphysik, >Subjektivität, >Objektivismus.


1. Wie E. Fink in seinem Vortrag »L'analyse intentionnelle et le probleme de la pensée
spéculative«, in Problemes actuels de la Phénoménologie, 1952.
2. Wie O. Becker alsbald in der Husserlfestschrift, S. 39, betonte.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
E. Husserl
I Peter Prechtl Husserl zur Einführung, Hamburg 1991 (Junius)
II "Husserl" in: Eva Picardi et al., Interpretationen - Hauptwerke der Philosophie: 20. Jahrhundert, Stuttgart 1992

Gadamer I
Hans-Georg Gadamer
Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010

Gadamer II
H. G. Gadamer
Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977

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