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Wirkungsgeschichte: Die Wirkungsgeschichte in der Ästhetik untersucht, wie die ästhetische Erfahrung im Laufe der Zeit konzeptualisiert und theoretisiert wurde. Siehe auch Ästhetische Erfahrung, Ästhetisches Bewusstsein, Ästhetische Differenz, Ästhetik, Kunst, Kunstwerke._____________Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente. | |||
Autor | Begriff | Zusammenfassung/Zitate | Quellen |
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Hans-Georg Gadamer über Wirkungsgeschichte – Lexikon der Argumente
I 305 Wirkungsgeschichte/Gadamer: Ein wirklich historisches Denken muss die eigene Geschichtlichkeit mitdenken. Nur dann wird es nicht dem Phantom eines historischen Objektes nachjagen, das Gegenstand fortschreitender Forschung ist, sondern wird in dem Objekt das Andere des Eigenen und damit das Eine wie das Andere erkennen lernen. Der wahre historische Gegenstand ist kein Gegenstand, sondern die Einheit dieses Einen und Anderen, ein Verhältnis, in dem die Wirklichkeit der Geschichte ebenso wie die Wirklichkeit des geschichtlichen Verstehens besteht(1). [Es geht nicht darum] als solle die Forschung eine solche wirkungsgeschichtliche Fragestellung entwickeln, die neben die auf das Verständnis des Werkes unmittelbar gerichtete trete. Die Forderung ist vielmehr theoretischer Art. Das historische Bewusstsein soll sich bewusst werden, dass in der vermeintlichen Unmittelbarkeit, mit der es sich auf das Werk oder die Überlieferung richtet, diese andere Fragestellung stets, wenn auch unerkannt und entsprechend unkontrolliert, mitspielt. Wenn wir aus der für unsere hermeneutische Situation im ganzen bestimmenden historischen Distanz eine historische Erscheinung zu verstehen suchen, unterliegen wir Immer bereits den Wirkungen der Wirkungsgeschichte. I 306 (...) wir vergessen die ganze Wahrheit dieser Erscheinung, wenn wir die unmittelbare Erscheinung selber als die ganze Wahrheit nehmen. Geschichte: Das gerade ist die Macht der Geschichte über das endliche menschliche Bewusstsein, dass sie sich auch dort durchsetzt, wo man im Glauben an die Methode die eigene Geschichtlichkeit verleugnet. Die Forderung, sich dieser Wirkungsgeschichte bewusst zu werden, hat gerade darin ihre Dringlichkeit - sie ist eine notwendige Forderung für das wissenschaftliche Bewusstsein. Das bedeutet aber keineswegs, dass sie in einem schlechthinnigen Sinne erfüllbar wäre. Dass Wirkungsgeschichte je vollendet gewusst werde, ist eine ebenso hybride Behauptung wie Hegels Anspruch auf absolutes Wissen, in dem die Geschichte zur vollendeten Selbstdurchsichtigkeit gekommen und daher auf den Standpunkt des Begriffs erhoben sei. >Situation/Gadamer. I 346 Wirkungsgeschichte/Gadamer: Wie gehören hier Wissen und Wirkung zusammen? [Das] wirkungsgeschichtliche Bewusstsein [ist] etwas anderes ist als die Erfor- I 347 schung der Wirkungsgeschichte, die ein Werk hat, gleichsam der Spur, die ein Werk hinter sich her zieht - (...) es [ist] vielmehr ein Bewusstsein des Werkes selbst (...) und [tut] insofern selber Wirkung (...). >Reflexion/Gadamer. I 352 Wirkungsgeschichte/Gadamer: Das wirkungsgeschichtliche Bewusstsein (...) hat die Struktur der Erfahrung. >Erfahrung/Gadamer. I 383 Wirkungsgeschichte/Gadamer: Die Dialektik von Frage und Antwort, (...) erlaubt (...) näher zu bestimmen, was für eine Art von Bewusstsein das wirkungsgeschichtliche Bewusstsein ist. >Frage/Gadamer. Zwar redet ein Text nicht so zu uns wie ein Du. Wir, die Verstehenden, müssen ihn von uns aus erst zum Reden bringen. Aber es hatte sich gezeigt, dass solches verstehendes Zum-Reden-Bringen kein beliebiger Einsatz aus eigenem Ursprung ist, sondern selber wieder als Frage auf die im Text gewärtigte Antwort bezogen ist. Die Gewärtigung einer Antwort setzt selber schon voraus, dass der Fragende von der Überlieferung erreicht und aufgerufen ist. Das ist die Wahrheit des wirkungsgeschichtlichen Bewusstseins. Es ist das geschichtlich erfahrene Bewusstsein, das, indem es dem Phantom einer völligen Aufklärung entsagt, eben damit für die Erfahrung der Geschichte offen ist. Seine Vollzugsweise beschrieben wir als die Verschmelzung der Horizonte des Verstehens (...) >Horizont/Gadamer. 1. Hier droht beständig die Gefahr, das Andere im Verstehen „anzueignen“ und damit In seiner Andersheit zu verkennen._____________ Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der ArgumenteDer Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente. |
Gadamer I Hans-Georg Gadamer Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010 Gadamer II H. G. Gadamer Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977 |