Psychologie Lexikon der Argumente

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Darstellung: Wiedergabe eines Gegenstands, Ereignisses, Zeichens, Klangs, Vorstellung, Erinnerung usw. Das Darstellungsmedium kann zum selben Bereich gehören (z.B. Zusammenfassung eines Texts) oder zu einem anderen Bereich (Bsp Film über ein historisches Ereignis). Siehe auch Abbildung, Bilder, Reproduktion, Kopie, Medium.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Hans-Georg Gadamer über Darstellung – Lexikon der Argumente

I 114
Darstellung/Spiel/Kunst/Gadamer: Alles Darstellen ist (...) seiner Möglichkeit nach ein Darstellen für jemanden. Dass diese Möglichkeit als solche gemeint wird, macht das Eigentümliche im Spielcharakter der Kunst aus. Der geschlossene Raum der Spielwelt lässt hier gleichsam die eine Wand fallen.(1)
Das Kultspiel und das Schauspiel stellen offenkundig nicht in demselben Sinne dar, wie das spielende Kind darstellt. Sie gehen darin, dass sie darstellen, nicht auf, sondern weisen zugleich über sich hinaus auf diejenigen, die zuschauend daran teilhaben. Spiel ist hier nicht mehr das bloße Sichdarstellen einer geordneten Bewegung, noch auch das bloße Darstellen, in dem das spielende Kind aufgeht, sondern es ist „darstellend für...“. Diese allem Darstellen eigene Anweisung wird hier gleichsam eingelöst und wird für das Sein der Kunst konstitutiv.
Vgl. >Spiel/Gadamer
.
I 121
Aufführung/Schauspiel/Theater/Musik/Gadamer: Die Aufführung eines Schauspiels ist (...) nicht einfach von ihm ablösbar als etwas, das zu seinem wesentlichen Sein nicht gehört, sondern so subjektiv und fließend ist wie die ästhetischen Erlebnisse, in denen es erfahren wird. Vielmehr begegnet in der Aufführung und nur in ihr - das wird am klarsten an der Musik - das Werk selbst, so wie im Kult das Göttliche begegnet.
Hier wird der methodische Gewinn sichtbar, den das Ausgehen vom Spielbegriff einbringt. Das Kunstwerk ist nicht von der der Zugangsbedingungen, unter denen es sich zeigt, schlechthin isolierbar, (...) [Das Werk] selbst gehört in die Welt hinein, der es sich darstellt. Schauspiel ist erst eigentlich, wo es gespielt wird (...).
>Kunstwerk, >Kunst.
Kunst/Gadamer: Die These ist also, dass das Sein der Kunst nicht als Gegenstand eines ästhetischen Bewusstseins bestimmt werden kann, weil umgekehrt das
I 122
ästhetische Verhalten mehr ist, als es von sich weiß. Es ist ein Teil des Seinsvorganges der Darstellung und gehört dem Spiel als Spiel wesenhaft zu.
I 137
Darstellung/Gadamer: Der Zuschauer verhält sich nicht in der Distanz des ästhetischen Bewusstseins, das die Kunst, sondern in der Kommunion des Dabeiseins.
Vgl. >Ästhetisches Bewusstsein/Gadamer.
Das eigentliche Schwergewicht des tragischen Phänomens liegt am Ende in dem, was sich da darstellt und erkannt wird und woran teilzuhaben offenbar nicht beliebig ist. So sehr das tragische Schauspiel, das im Theater festlich aufgeführt wird, eine Ausnahmesituation im Leben eines jeden darstellt, ist es
doch nicht wie ein abenteuerhaftes Erlebnis und bewirkt nicht einen Rausch der Betäubung, aus dem man zu seinem wahren Sein wiedererwacht, sondern
I 138
die Gehobenheit und die Erschütterung, die über den Zuschauer kommen, vertiefen in Wahrheit seine Kontinuität mit sich selbst. Die tragische Wehmut entspringt der Selbsterkenntnis, die dem Zuschauer zuteil wird. >Affirmation/Gadamer, >Tragik/Gadamer, >Katharsis/Gadamer, >Literatur/Gadamer.


1. Vgl. Rudolf Kassner, Zahl und Gesicht, S. 161 f. Kassner deutet an, daß »die höchst
merkwürdige Einheit und Zweiheit von Kind und Puppe« damit zusammenhängt, daß
die vierte »immer aufgetane Wand des Zuschauers« hier (wie im kultischen Akt) fehlt. Ich
folgere umgekehrt, dass es eben diese vierte Wand des Zuschauers ist, welche die Spielwelt
des Kunstwerks schließt.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Gadamer I
Hans-Georg Gadamer
Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010

Gadamer II
H. G. Gadamer
Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977

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