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Relativismus, Philosophie: Sammelbegriff für Auffassungen, die Erkenntnisse grundsätzlich auf Bedingungen für ihr Zustandekommen beziehen. Spielarten sind Relativierung auf Theorien, auf Sprachen, auf gesellschaftliche Gruppen oder auf Kulturen. Siehe auch Interner Realismus, Externalismus, Beobachtungssprache, Kulturrelativismus, Idealisierung.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Platon über Relativismus - Lexikon der Argumente

Gaus I 306
Relativismus/Plato/Keyt/Miller: Sokrates' Schilderung von Protagoras ist mit lebhafter Kritik verbunden.
>Relativismus/Protagoras
.
1) Eine Frage, die sich zum universellen Relativismus von Protagoras stellt, ist, ob er selbstreflexiv ist (Tht. 170a-171c). Auf sich selbst angewandt, behauptet die protagorische Formel, dass "der Mensch das Maß ist" für diejenigen wahr ist, auf die sie zutrifft. Aber den meisten Menschen erscheint die protagoräische Formel falsch. Daher ist die Formel mehr falsch als wahr (mehr zur Selbstwiderlegung siehe Burnyeat, 1976(1)).
>Zirkelschluss.
2) Ein zweites Problem, ein Problem im politischen Bereich, bezieht sich auf Protagoras' Anspruch, weiser als andere zu sein und auf dieser Grundlage seine hohen Honorare zu verdienen (Th. 167c-d). Welche Rolle kann es für einen weisen Mann geben,
Gaus I 307
wenn Wahrheit relativ ist.
>Wahrheit/Platon.
Protagoras: Durch Sokrates hat Protagoras eine interessante Antwort auf diese Frage. Er behauptet, er habe keinen Zugang zur Wahrheit, der weniger Sterblichen verwehrt sei, sondern vielmehr die Fähigkeit, die Art und Weise zu verändern, wie die Dinge der Polis erscheinen: Wenn schädliche Dinge nur einer bestimmten Polis erscheinen, kann der Weise die Dinge als nützlich erscheinen lassen und dieser Polis gerecht werden.
3) Diese Antwort führt direkt zu einem dritten Problem, an dem der protagoräische Relativismus zu zerbrechen scheint (Tht. 177c-179b). Die Gesetze einer Polis, so Sokrates, zielen darauf ab, was für die Polis in der Zukunft vorteilhaft ist. Nach der menschlichen Maßformel scheint das, was einem Gesetzgeber zum künftigen Vorteil seiner Polis erscheint, auch zum künftigen Vorteil seiner Polis zu sein; aber wenn die Zukunft eintrifft, kann es, wie es scheint, (und daher tatsächlich) zum Nachteil seiner Polis sein. Was wahr zu sein scheint, ist vielleicht nicht wahr.
>Polis/Platon, >Herrschaft/Platon, >Relativismus/Protagoras.

1. Burnyeat, Myles (1976) 'Protagoras and self-refutation in Plato's Theaetetus'. Philosophical Review, 85: 172—85.

Keyt, David and Miller, Fred D. jr. 2004. „Ancient Greek Political Thought“. In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004

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