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Interpretation: A. Das Aufstellen von Aussagen über andere Aussagen, wobei sich die neuen Aussagen des Vokabulars der ursprünglichen Aussagen bedienen sowie eventuell neues Vokabular einführen. Wird kein neues Vokabular eingeführt, kann neue Information durch Umstellung der syntaktischen Elemente gewonnen werden.
B. In der Logik das Einsetzen von Werten (Gegenständen) anstelle der Konstanten bzw. freien Variablen.


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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Karl Marx über Interpretation – Lexikon der Argumente

Gaus I 19
Interpretation/Marx/Ball: Marx bemerkte berühmterweise, dass "die Ideen der herrschenden Klasse in jeder Epoche die herrschenden Ideen sind" (Marx und Engels, 1947: 39)(1). Das heißt, die dominanten oder Mainstream-Ideen jeder Epoche sind diejenigen, die den Interessen der herrschenden Klasse dienen. Sie dienen weitgehend durch die Legitimierung ihrer herausragenden Stellung in der Gesellschaft. Daher überrascht es nicht, sagen Marxisten, dass Sklaverei in sklavenbesitzenden Gesellschaften dargestellt und weithin als normal und natürlich angesehen wird (...).
>Sklaverei
, >Marxismus, >Interesse.
Gaus I 20
Ideologie/Marx: ineffiziente Ideen - auch solche, die sich in Werken der politischen Theorie finden - verbinden sich zu einer mehr oder weniger konsistenten Menge oder einem System von Ideen, das Marx als "Ideologie" bezeichnet. Sinn und Zweck jeder Ideologie ist es, der Herrschaft der herrschenden Klasse Legitimität zu verleihen. So dienen Ideologien als Rauchvorhang, der die geschmacklose Realität vor einer leichtgläubigen Öffentlichkeit verbirgt und ein rosiges - wenn auch falsches - Bild einer Gesellschaft zeichnet, die alle ihre Mitglieder fair behandelt, die die Verdienten belohnt und die Unverdienten bestraft und die geschätzten Güter gerecht verteilt.
>Ideologie.
Interpretation/Marxismus: Für einen Marxisten besteht also die Aufgabe der Textinterpretation darin, hinter den Schein zu treten, die Wirklichkeit, die sie verdecken, aufzudecken und das, was Marx "die Illusion jener Epoche" (1947(1): 30)(2) nennt, freizulegen.
Heute: Dieser allgemeine Ansatz, der heute manchmal als "Hermeneutik des Verdachts" bezeichnet wird, nimmt keine Aussage für bare Münze, sondern betrachtet sie als Strategem oder Spielzug in einem Spiel, bei dem es darum geht, die Realität zu verschleiern und bestehende Machtverhältnisse zu legitimieren.
Vgl. >Hermeneutik.
Angemessenheit: Eine angemessene oder gute Interpretation ist eine, die die Funktion der "Ideologiekritik" erfüllt - d.h. den Schleier der Illusion durchdringt und uns der Enthüllung und Aufdeckung einer bisher verborgenen sozioökonomischen Realität näher bringt. >Interpretation/Macpherson.

1. Marx, Karl and Friedrich Engels (1947) The German Ideology. New York: International. S. 39.
2. Ebd. S. 30.

Ball, Terence. 2004. „History and the Interpretation of Texts“. In: Gaus, Gerald F. 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Marx I
Karl Marx
Das Kapital, Kritik der politische Ökonomie Berlin 1957

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004

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