Wirtschaft Lexikon der Argumente

Home Screenshot Tabelle Begriffe

Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Cass R. Sunstein über Kommunikation – Lexikon der Argumente

I 17
Kommunikation/Argumentation/Habermas/SunsteinVsHabermas/Sunstein: Viele haben die Hoffnung bekundet, dass die „zwanglose Kraft des besseren Arguments“ (1) triumphieren wird.
SunsteinVsHabermas: Diese Hoffnung wird leider oft enttäuscht. Informationsdruck und sozialer Gruppendruck verstärken Irrtümer, Kaskadeneffekte und Polarisierung. Größere Gruppen agieren insofern oft besser als kleinere.(2).
>Demokratie/Sunstein
.
I 45
In einem Experiment in Colorado im Sommer 2005 wurden liberale und konservative Gruppen zusammengemixt, die einige Fragen diskutieren sollten wie die, ob die Vereinigten Staaten ein Klimaabkommen unterzeichnen sollten, oder ob Gleichberechtigung (affirmative action) benachteiligten Gruppen zustehen sollte.(3)
Das Ergebnis war eindeutig: in fast jeder Gruppe waren die Positionen nach der Diskussionen extremer polarisiert, wobei die jeweiligen Ausgangspositionen der Gruppen in stärkerem Maße vertreten wurden.
I 72
Ideale Sprechersituation/Habermas/Sunstein: In Habermas' idealer Sprechsituation versuchen alle Teilnehmer, die Wahrheit zu suchen. Sie verhalten sich nicht strategisch, sondern akzeptieren eine Norm der Gleichberechtigung.(4)
>Ideale Kommunikationsgemeinschaft.
Sunstein: Nach dieser Sichtweise involviert Kommunikation nicht einfach den Austausch von Worten und Ansichten, sondern erlegt ((s) den Teilnehmern) Erfordernisse und Vorbedingungen auf. Kommunikation (deliberation) hat (dann) ihre eigene interne Moralität, die einige schädliche Effekte von Beratungen in der realen Welt überwinden soll.
Sunstein: Vielleicht gelingt das und produziert bessere Resultate. (…) Unglücklicherweise hilft das Befolgen solcher Vorbedingungen nicht bei den Problemen, die ich im Auge habe.
I 75
Gruppendiskussionen/SunsteinVsHabermas: Gruppendiskussionen leiden an vier Problemen:
1. Sie verstärken Irrtümer ihrer Mitglieder
2. Sie bringen die Informationen, die Einzelne haben, nicht ans Licht
3. Sie sind Opfer von Kaskadeneffekten, bei denen Blinde von Blinden geführt werden
4. Sie entwickeln Tendenzen zur Polarisierung, durch die Gruppen sich auf Extreme zubewegen.
>Kollektive Intelligenz/Sunstein.
I 94
Gruppenpolarisierung/Polarisierung/Sunstein: Polarisierung entsteht aus mehreren Gründen.(5)
1. Informationelle Einflüsse: wenn in einer Gruppe eine anfängliche Neigung festzustellen ist, werden die meisten Mitglieder der Gruppe dahin bewegt werden.
2. Manche Menschen orientieren sich an dem was andere öffentlich geäußert haben und damit eine dominante Position einnehmen.
3. Es gibt starke Verbindungen zwischen Vertrauen, Extremismus und der Bekräftigung durch andere. (6) Wenn Menschen Vertrauen erwerben werden sie meist entschiedener in ihren Ansichten. Vertrauen wird wiederum durch Rückhalt von anderen, Gleichgesinnten, verstärkt.
I 96
Führt Gruppenpolarisation zu richtigen oder falschen Ergebnissen? Hier gibt es keine allgemeine Antwort. Es hängt alles von der Tendenz der Gruppe ab, die vor der Aufnahme der Beratungen bestand. >Internet/Sunstein.

1. Siehe Habermas, “Between Facts and Norms: An Author’s Reflections,” 940.
2. Irving L. Janis, Groupthink, 2d ed., rev. (Boston: Houghton Mifflin, 1982), 7–9.
3. Siehe Reid Hastie, David Schkade, and Cass R. Sunstein, “What Really Happened on Deliberation Day?” (University of Chicago Law School, unpublished manuscript, 2006).
4. Jürgen Habermas, “What Is Universal Pragmatics?,” in Communication and the Evolution of Society, trans. Thomas McCarthy (Boston: Beacon Press, 1979), 2–4, 32 (discussing preconditions for communication).
5. 54. See Brown, Group Processes, 212–22, 226–45; Baron et al., “Social Corroboration and Opinion Extremity,” 540.
6. See Baron et al., “Social Corroboration and Opinion Extremity,” 557–59 (showing that corroboration increases confidence and hence extremism).

_____________
Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Sunstein I
Cass R. Sunstein
Infotopia: How Many Minds Produce Knowledge Oxford 2008

Sunstein II
Cass R. Sunstein
#Republic: Divided Democracy in the Age of Social Media Princeton 2017

Send Link
> Gegenargumente gegen Sunstein
> Gegenargumente zu Kommunikation

Autoren A   B   C   D   E   F   G   H   I   J   K   L   M   N   O   P   Q   R   S   T   U   V   W   Y   Z  


Begriffe A   B   C   D   E   F   G   H   I   J   K   L   M   N   O   P   Q   R   S   T   U   V   W   Z