Wirtschaft Lexikon der Argumente

Home Screenshot Tabelle Begriffe

 
Kulturelle Unterschiede: Kulturelle Unterschiede umfassen verschiedene Normen, Werte, Bräuche und Verhaltensweisen, die eine Gruppe von einer anderen unterscheiden. Diese Unterschiede umfassen Sprache, Traditionen, soziale Strukturen, Überzeugungen und Ausdrucksformen und formen einzigartige Identitäten und Perspektiven innerhalb von Gesellschaften und in globalen Gemeinschaften. Siehe auch Kultur, kulturelle Überlieferung, Gemeinschaften, Gesellschaft, Konflikte, Multikulturalismus.

_____________
Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Daron Acemoglu über Kulturelle Unterschiede – Lexikon der Argumente

Acemoglu I 56
Kulturelle Unterschiede/Prosperität/Wirtschaft/Acemoglu/Robinson: Die weithin akzeptierte Theorie, die Kulturhypothese, setzt Wohlstand in Beziehung zur Kultur. Die Kulturhypothese hat, ebenso wie die Geographie-Hypothese, eine bedeutende Abstammung, die zumindest auf den großen deutschen Soziologen Max Weber zurückgeht, der argumentierte, dass die protestantische Reformation und die protestantische Ethik, die sie beflügelte, eine Schlüsselrolle für den Aufstieg der modernen Industriegesellschaft in Westeuropa spielten. Die Kulturhypothese stützt sich nicht mehr nur auf die Religion, sondern betont auch andere Arten von Überzeugungen, Werten und Ethik.
>Protestantische Ethik.
Acemoglu I 57
Ist die Kulturhypothese nützlich, um die Ungleichheit in der Welt zu verstehen? Ja und nein. Ja, in dem Sinne, dass soziale Normen, die sich auf die Kultur beziehen, von Bedeutung sind und schwer zu ändern sein können, und dass sie manchmal auch institutionelle Unterschiede unterstützen, ist die Erklärung dieses Buches für die Ungleichheit in der Welt. Aber in vielen Fällen lautet die Antwort "nein", weil jene Aspekte der Kultur, die oft betont werden - Religion, nationale Ethik, afrikanische oder lateinische Werte - einfach nicht wichtig sind für das Verständnis, wie wir hierher gekommen sind und warum die Ungleichheiten in der Welt fortbestehen. Andere Aspekte, wie z.B. das Ausmaß, in dem die Menschen einander vertrauen oder in der Lage sind, zusammenzuarbeiten, sind wichtig, aber sie sind meist das Ergebnis von Institutionen, nicht einer unabhängigen Sache. (...) es ist keine Überraschung, dass es den Mexikanern an Vertrauen mangelt, wenn ihre Regierung keine Drogenkartelle beseitigen oder für ein funktionierendes, unparteiisches Rechtssystem sorgen kann.
Postkolonialismus: Vielleicht sind die kulturellen Faktoren, auf die es ankommt, nicht an die Religion gebunden, sondern eher an bestimmte "Nationalkulturen". Vielleicht ist es der Einfluss der englischen Kultur, der wichtig ist und erklärt, warum Länder wie die Vereinigten Staaten, Kanada und Australien so wohlhabend sind? Obwohl dieser Gedanke zunächst ansprechend klingt, funktioniert er auch nicht. Kanada und die Vereinigten Staaten waren englische Kolonien, aber auch Sierra Leone und Nigeria waren englische Kolonien. Die Unterschiede im Wohlstand innerhalb der ehemaligen englischen Kolonien sind so groß wie die Unterschiede in der ganzen Welt. Das englische Erbe ist nicht der Grund für den Erfolg Nordamerikas.
>Postkolonialismus, >Kolonialismus.
Acemoglu I 61
Europäisches Erbe: Vielleicht kommt es nicht auf Englisch gegen Nicht-Englisch an, sondern eher auf Europäisch gegen Nicht-Europäisch. Könnte es sein, dass die Europäer aufgrund ihrer Arbeitsethik, ihrer Lebensanschauung, ihrer jüdisch-christlichen Werte oder ihres römischen Erbes irgendwie überlegen sind?
Acemoglu I 62
Vs: (...) diese Version der Kulturhypothese hat ebenso wenig Erklärungspotenzial wie die anderen. Ein größerer Anteil der Bevölkerung Argentiniens und Uruguays im Vergleich zur Bevölkerung Kanadas und der Vereinigten Staaten ist europäischer Abstammung, aber die wirtschaftliche Leistung Argentiniens und Uruguays lässt viel zu wünschen übrig. Japan und Singapur hatten nie mehr als ein paar wenige Einwohner europäischer Abstammung, und doch sind sie so wohlhabend wie viele Teile Westeuropas.

Acemoglu I 463
Literatur: Ansichten über Kultur sind in der gesamten akademischen Literatur weit verbreitet, wurden aber noch nie in einem Werk zusammengeführt. Weber (2002)(1) argumentierte, dass es die protestantische Reformation war, die erklärte, warum es Europa war, das die industrielle Revolution hatte. Landes (1999)(2) schlug vor, dass die Nordeuropäer eine einzigartige Reihe kultureller Einstellungen entwickelten, die sie dazu führten, hart zu arbeiten, zu sparen und innovativ zu sein. Harrison und Huntington, Hrsg. (2000)(3), ist eine eindringliche Aussage über die Bedeutung der Kultur für die vergleichende wirtschaftliche Entwicklung. Die Vorstellung, dass es eine Art überlegene britische Kultur oder eine überlegene Reihe britischer Institutionen gibt, ist weit verbreitet und wird verwendet, um den amerikanischen Exzeptionalismus (Fisher, 1989)(4) und auch die Muster der vergleichenden Entwicklung im Allgemeinen zu erklären (La Porta, Lopez-de-Silanes und Shleifer, 2008)(5). Die Werke von Banfield (1958)(6) und Putnam, Leonardi und Nanetti (1994)(7) sind sehr einflussreiche kulturelle Interpretationen darüber, wie ein Aspekt der Kultur oder "Sozialkapital", wie sie es nennen, den Süden Italiens arm macht. Für einen Überblick darüber, wie Wirtschaftswissenschaftler den Kulturbegriff verwenden, siehe Guiso, Sapienza und Zingales (2006)(8).

1. Weber, Max (2002). The Protestant Ethic and the Spirit of Capitalism. New York: Penguin.
2. Landes, David S. (1999). The Wealth and Poverty of Nations: Why Some Are So Rich and Some So Poor. New York: W. W. Norton and Co.
3. Harrison, Lawrence E., and Samuel P. Huntington, eds. (2000). Culture Matters: How Values Shape Human Progress. New York: Basic Books.
4. Fischer, David H. (1989). Albion’s Seed: Four British Folkways in America. New York: Oxford University Press.
5. La Porta, Rafael, Florencio Lopez-de-Silanes, and Andrei Shleifer (2008). “The Economic Consequences of Legal Origins.” Journal of Economic Literature 46: 285–332.
6. Banfield, Edward C. (1958). The Moral Basis of a Backward Society. Glencoe, N.Y.: Free Press.
7. Putnam, Robert H., Robert Leonardi, and Raffaella Y. Nanetti (1994). Making Democracy Work: Civic Traditions in Modern Italy. Princeton, N.J.: Princeton University Press.
8. Guiso, Luigi, Paola Sapienza, and Luigi Zingales (2006). “Does Culture Affect Economic Outcomes?” Journal of Economic Perspectives 20: 23–48.


_____________
Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Acemoglu II
James A. Acemoglu
James A. Robinson
Economic origins of dictatorship and democracy Cambridge 2006

Acemoglu I
James A. Acemoglu
James A. Robinson
Why nations fail. The origins of power, prosperity, and poverty New York 2012

Send Link
> Gegenargumente gegen Acemoglu
> Gegenargumente zu Kulturelle Unterschiede

Autoren A   B   C   D   E   F   G   H   I   J   K   L   M   N   O   P   Q   R   S   T   U   V   W   Y   Z  


Begriffe A   B   C   D   E   F   G   H   I   J   K   L   M   N   O   P   Q   R   S   T   U   V   W   Z