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Revolution: A. Eine politische Revolution ist eine grundlegende und relativ plötzliche Veränderung der politischen Macht und der politischen Organisation. In der Regel handelt es sich um eine Revolte gegen die Regierung, die als unterdrückt oder politisch inkompetent empfunden wird. - B. Eine wissenschaftliche Revolution ist häufig durch die Entwicklung neuer Theorien und Methoden sowie durch den Umsturz bestehender Theorien und Methoden gekennzeichnet. Siehe auch Th. Kuhn, Theorien, Paradigmenwechsel, Inkommensurabilität, Theoriewechsel, Bedeutungswandel, Methode.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Stephen Holmes über Revolution – Lexikon der Argumente

Krastev I 23
Samtene Revolution/Krastev/Holmes: Die Linke lobte diese samtenen Revolutionen als Ausdruck der Volksmacht. Die Rechte lobte sie sowohl als Triumph des freien Marktes über die Kommandowirtschaft als auch als den wohlverdienten Sieg der freien Regierung über die totalitäre Diktatur. Was dafür sorgte, dass diese Revolutionen "samten" blieben, war ihre Feindseligkeit gegenüber Utopien und politischen Experimenten im Hintergrund. Darüber hinaus hatten die Insider des Regimes selbst bis 1989 vollständig vom utopischen Glauben zu mechanischen Ritualen und von der ideologischen Verpflichtung zur Korruption gewechselt. So waren sie zufällig mit den Dissidenten synchronisiert, die kein Interesse daran hatten, ihre Gesellschaften an ein historisch beispielloses Ideal anzupassen. Weit davon entfernt, ein unerprobtes Wunderland zu suchen oder sich nach etwas genial Neuem zu sehnen, zielten die führenden Persönlichkeiten dieser Revolutionen darauf ab, ein System umzustürzen, nur um ein anderes zu kopieren.
>Imitation/Krastev.
François Furet beobachtet: "1989 ist aus Osteuropa keine einzige neue Idee gekommen"(1).
Jürgen Habermas, ein lebenslanger Verfechter einer kulturellen Orientierung zum Westen hin und der Umgestaltung seines Landes nach westlichem Vorbild, stimmte dem zu. Er begrüßte nach 1989 "den Mangel an innovativen und zukunftsorientierten Ideen", denn für ihn waren die mittel- und osteuropäischen Revolutionen "korrigierende Revolutionen"(2) oder "aufholende Revolutionen"(3).
Krastev I 24
Krastev: Ihr Ziel war es, die mittel- und osteuropäischen Gesellschaften wieder an den Mainstream der westlichen Moderne heranzuführen und den Mittel- und Osteuropäern das zu ermöglichen, was die Westeuropäer bereits besaßen.

1. Cited in Dahrendorf, Reflections on the Revolution, S. 27.
2. Jürgen Habermas, ‘What Does Socialism Mean Today? The Rectifying Revolution and the Need for New Thinking on the Left’, New Left Review 183 (September–October 1990), S. 5, 7.
3. Jürgen Habermas, Die Nachholende Revolution (Suhrkamp, 1990).


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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

LawHolm I
Oliver Wendell Holmes Jr.
The Common Law Mineola, NY 1991

Krastev I
Ivan Krastev
Stephen Holmes
The Light that Failed: A Reckoning London 2019

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