Wirtschaft Lexikon der Argumente

Home Screenshot Tabelle Begriffe

 
Sesshaftigkeit: Unter Sesshaftigkeit versteht man die Praxis, in dauerhaften Siedlungen zu leben, anstatt nomadisch zu sein. Sie beinhaltet die Festlegung eines festen Wohnsitzes, der in der Regel mit der Landwirtschaft verbunden ist, was Stabilität und die Entwicklung komplexerer Gesellschaften ermöglicht. Siehe auch Geschichte, Wirtschaftliche Entwicklung, Gesellschaft.

_____________
Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Daron Acemoglu über Sesshaftigkeit – Lexikon der Argumente

Acemoglu I 137
Sesshaftigkeit/Acemoglu/Robinson: Um 9500 v. Chr. wurden die ersten einheimischen Pflanzen, Emmer und zweireihige Gerste, in Jericho am Westufer des Jordan in Palästina gefunden; und Emmer, Erbsen und Linsen in Tell Aswad, weiter nördlich in Syrien. Beide waren Stätten der so genannten natufischen Kultur, und beide unterstützten große Dörfer. Das Dorf Jericho hatte zu dieser Zeit eine Bevölkerung von möglicherweise fünfhundert Menschen. Warum entstanden die ersten Bauerndörfer hier und nicht anderswo? Warum waren es die Natufier und nicht andere Völker, die Erbsen und Linsen domestiziert haben? Es war nicht so, dass die Natufier in einem Gebiet lebten, das einzigartig mit wilden Arten ausgestattet war, die
Akemolgu I 138
sie zu etwas Besonderem machten. Es war, dass sie sesshaft waren, bevor sie begannen, Pflanzen oder Tiere zu domestizieren. (...) die Einwohner setzten ihren Jäger- und Sammler-Lebensstil noch fünfhundert Jahre lang fort, bevor sie zur Landwirtschaft übergingen.
Vor- und Nachteile für die Sesshaftigkeit: Umherziehen ist kostspielig; Kinder und alte Menschen müssen getragen werden, und es ist unmöglich, Lebensmittel für magere Zeiten aufzubewahren, wenn man unterwegs ist. Außerdem waren Werkzeuge wie Schleifsteine und Sicheln für die Verarbeitung von Wildnahrungsmitteln nützlich, jedoch schwer zu tragen.
Die Fähigkeit, effektiver mit der Lagerung und der Anhäufung von Lebensmittelvorräten umzugehen, muss ein Hauptanreiz für die Annahme einer sesshaften Lebensweise gewesen sein. Auch wenn es kollektiv wünschenswert sein mag, sesshaft zu werden, bedeutet dies nicht, dass dies zwangsläufig geschehen wird. Eine mobile Gruppe von Jägern und Sammlern müsste dem zustimmen, oder jemand müsste sie dazu zwingen.
Acemoglu I 139
Probleme: Die Konfliktlösung war für sesshafte Gruppen wahrscheinlich viel schwieriger, da Meinungsverschiedenheiten weniger leicht durch das bloße Weggehen von Personen oder Gruppen gelöst werden konnten. Sobald die Menschen feste Gebäude gebaut hatten und über mehr Vermögen verfügten, als sie tragen konnten, war ein Wegzug eine weitaus weniger attraktive Option.
Institutionen: Damit sesshaftes Leben entstehen konnte, erscheint es daher plausibel, dass Jäger und Sammler gezwungen worden wären, sich niederzulassen. Dem hätte eine institutionelle Neuerung vorausgehen müssen, die die Macht in den Händen einer Gruppe konzentriert, die zur politischen Elite wird, Eigentumsrechte durchsetzt, die Ordnung aufrechterhält und auch von ihrem Status profitiert, indem sie Ressourcen aus der übrigen Gesellschaft einsammelt.
Acemoglu I 140
Das Aufkommen der politischen Eliten schuf höchstwahrscheinlich den Übergang zunächst zur Sesshaftigkeit und dann zur Landwirtschaft.
Die Landwirtschaft: Selbst technologische Innovationen führen nicht unbedingt zu einer Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion.


_____________
Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Acemoglu II
James A. Acemoglu
James A. Robinson
Economic origins of dictatorship and democracy Cambridge 2006

Acemoglu I
James A. Acemoglu
James A. Robinson
Why nations fail. The origins of power, prosperity, and poverty New York 2012

Send Link

Autoren A   B   C   D   E   F   G   H   I   J   K   L   M   N   O   P   Q   R   S   T   U   V   W   Y   Z  


Begriffe A   B   C   D   E   F   G   H   I   J   K   L   M   N   O   P   Q   R   S   T   U   V   W   Z