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Totalitarismus: Totalitarismus ist eine politische Herrschaftsform, die sich durch einen uneingeschränkten Machtanspruch über die Beherrschten auszeichnet. Dieser Machtanspruch erstreckt sich über alle Bereiche des Lebens, einschließlich der öffentlichen und privaten Sphäre. Siehe auch Diktatur, Herrschaft, Gesellschaft.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Terence Ball über Totalitarismus – Lexikon der Argumente

Gaus I 21
Totalitarismus/Interpretationen/Ball: Sobald man beginnt, nach proto-totalitären Themen und Tendenzen in früheren Theoretikern zu suchen, scheinen sie überall zu sein.
Vorgeschichte: Was ist Platons perfekte Republik, die von einem Philosophenkönig regiert wird, der Zensur und "edle Lügen" anwendet, wenn nicht eine Vorlage für ein Naziregime, das von einem allwissenden Führer regiert wird, unterstützt von Propaganda und der Großen Lüge, oder für eine kommunistische Utopie sowjetischen Stils, die von einem Lenin oder Stalin regiert wird? Ähnliches könnte man über Machiavellis rücksichtslosen Fürsten oder Hobbes' allmächtigen Souverän oder Rousseaus allwissenden Gesetzgeber sagen. In der Tat ist Rousseaus Sozialvertrag für eine besondere Zensur vorgesehen. Rousseaus Kritiker haben ihn aus vier Hauptgründen als einen Vorläufer des Totalitarismus angesehen. Das erste ist seine Vorstellung vom allgemeinen Willen, der "immer richtig" ist und "nicht irren kann". Der zweite ist Rousseaus kühlende Behauptung, dass Möchtegern-Dissidenten "gezwungen werden müssen, frei zu sein". Die dritte ist die ominöse Figur des allwissenden und gottähnlichen Gesetzgebers. Das vierte und beängstigendste Merkmal von Rousseaus idealer Republik ist die Zivilreligion, die eine religiöse Begründung für ihre drakonischen Gesetze und Institutionen liefert. Zusammengenommen bilden diese vier Merkmale eine Anklageschrift gegen Rousseaus totalitäre Absichten (Talmon, 1952(1); Barker, 1951(2); Crocker, 1968)(3).
Andere spätere Denker - insbesondere Hegel und Marx - sind ähnlichen Kritiken ausgesetzt gewesen. Zu den prominentesten Vertretern des "totalitären" Ansatzes der Textinterpretation gehörte der verstorbene Sir Karl Popper, dessen "The Open Society and Its Enemies" (1963 [1945](4)) der nachhaltigste und systematischste Versuch ist, die Wurzeln des modernen Totalitarismus auf Ideen zurückzuführen, die von den "Feinden" der "offenen Gesellschaft" von Platon bis Marx vertreten wurden.
>Popper/Ball.

1. Talmon, J. L. (1952) The Origins of Totalitarian Democracy. London: Secker and Warburg.
2. Barker, Ernest (1951) Essays on Government. Oxford: Oxford University Press.
3. Crocker, Lester G. (1968) Rousseau’s Social Contract. Cleveland: Case Western Reserve University Press.
4. Popper, Karl R. (1963 [1945]) The Open Society and Its Enemies, 4th edn. New York: Harper and Row.

Ball, Terence. 2004. „History and the Interpretation of Texts“. In: Gaus, Gerald F. 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications.


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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Ball, Terence

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004

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