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Marxismus: Der Marxismus ist eine soziale, politische und wirtschaftliche Philosophie, die nach Karl Marx und Friedrich Engels benannt ist. Es handelt sich um ein System der Analyse und Kritik des Kapitalismus sowie um ein politisches Programm für seinen Sturz und die Errichtung einer sozialistischen Gesellschaft. Siehe auch K. Marx, F. Engels, Kapitalismus, Sozialismus, Kommunismus.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Andrew Levine über Marxismus – Lexikon der Argumente

Gaus I 75
Marxismus/Levine, Andrew: [ein] Geschöpf der Universitätskultur des späten zwanzigsten Jahrhunderts [war] der analytische Marxismus. Analytische Marxisten waren wirklich Marxisten. Und im Gegensatz zu ihren postmodernen Kollegen zeigten sie im Allgemeinen eine intellektuelle Ernsthaftigkeit und Strenge, die der besten Philosophie und Sozialwissenschaft ihrer Zeit ebenbürtig waren.
Gauß I 76
Die Geschichte des analytischen Marxismus ist eine kurze Geschichte - sie beginnt in dem Jahrzehnt, das die Jahre 1968 bis 1978 umfasste, und setzt sich dann etwa die nächsten anderthalb Jahrzehnte fort. (...) was auch immer die meisten Praktiker dieses Genres jetzt glauben, der analytische Marxismus hat aufgedeckt, was der lebendige Kern der marxistischen theoretischen Tradition ist. Daher wäre es nur leicht scherzhaft zu sagen, dass dieser neue Aufbruch in der marxistischen Theorie den Marxismus rettete, indem er ihn zerstörte. (...) allem Anschein nach führte die analytische Wende in der marxistischen Theorie zu einem ganz anderen Ergebnis - sie führte zum Zusammenbruch des Marxismus, der daraufhin zum Liberalismus wurde. Dieses Kunststück wurde mit Bedauern vollbracht. Der analytische Marxismus war weitgehend ein Geschöpf der anglo-amerikanischen Universität der 1970er und 1980er Jahre. Er entstand im Gefolge der Studentenbewegungen, die sich im Frühjahr 1968 kurzzeitig zuspitzten. In einem Ausmaß, das anderswo im Westen beispiellos ist, gab es in der englischsprachigen Welt und insbesondere in den Vereinigten Staaten nie bedeutende politische oder intellektuelle Bewegungen, die sich mit dem Marxismus identifizierten.
Gaus I 77
Ende der 1960er Jahre wurde die Notwendigkeit einer Ideologie, die mit den vorherrschenden politischen Einstellungen übereinstimmt, immer stärker von vielen Linken gefordert. Alle gingen davon aus, dass irgendeine Version des Marxismus auf diese Beschreibung passen müsse.
Gerechtigkeit: Orthodoxe Marxisten hatten immer bestritten, dass Gerechtigkeit ein transhistorischer "kritischer" Begriff sei, ein Standard, an dem sozioökonomische Strukturen gemessen werden könnten. Sie vertraten die Ansicht, dass Gerechtigkeitsvorstellungen "überstrukturell" seien, dass das, was gerecht oder ungerecht ist, relativ zur bestehenden Produktionsweise ist. Ungerechtigkeiten können also innerhalb des Kapitalismus entstehen, aber der Kapitalismus selbst kann nicht ungerecht sein.
Analytischer Marxismus: Zu den ersten analytischen marxistischen Unternehmungen gehörten Versuche, die orthodoxe Sichtweise als richtig zu beweisen oder, falls dies nicht gelang, zu zeigen, wie ein geeignetes transhistorischer Begriff von Gerechtigkeit in die größere theoretische Struktur integriert werden konnte, die Marx erdachte (siehe Buchanan, 1982(1); Lukes, 1985(2)).
Liberalismus/Rawls/Levine: Der Rawls'sche Liberalismus hauchte der egalitären Theorie und damit einer Kernkomponente, wohl der Kernkomponente, der sozialistischen Ideologie neues Leben ein.
Gauß I 79
Methode/Dialektik: Die analytischen Marxisten kamen zu der Erkenntnis, dass dialektische Erklärungen entweder das wiedergeben, was sich auf unaussprechliche Weise ausdrücken lässt, oder aber unverständlich und daher überhaupt nicht erklärbar sind.
Gauß I 80
Für einen analytischen Marxisten bedeutet die Verteidigung einer Position, sie in Begriffe zu übersetzen, die einer Überprüfung nach den anspruchsvollsten disziplinären Standards in der Philosophie oder in einer angemessenen Sozialwissenschaft standhalten. Die Positionen von Marx haben sich als bemerkenswert zugänglich für diese Art der Behandlung erwiesen (siehe z.B. Roemer, 1982(3)).
Levine: Vor dem analytischen Marxismus glaubte man, die Ansichten von Marx unterschieden sich qualitativ von den Mainstream-Positionen und folgten aus einem anderen und vielleicht inkommensurablen "Paradigma". Marxistische theoretische Arbeiten sollten auch Schlussfolgerungen implizieren, die die Mainstream-Theoretiker in vielen Fällen ablehnen würden - nicht nur wegen ideologischer Widerstände, sondern aus Gründen, die von ihren eigenen theoretischen Verpflichtungen abhängen. Diese Annahmen können nicht länger aufrechterhalten werden. Indem er die Ansichten von Marx in der Weise akzeptabel machte, wie es die analytischen Marxisten taten, wurde der Marxismus eine Stimme unter anderen in den laufenden Debatten.

1. Buchanan, Allen E. (1982) Marx and Justice: The Radical Critique of Liberalism. Totawa, NJ: Rowman and Littlefield.
2. Lukes, Steven (1985) Marxism and Morality. Oxford: Oxford University Press.
1. Buchanan, Allen E. (1982) Marx and Justice: The Radical Critique of Liberalism. Totawa, NJ: Rowman and Littlefield.
3. Roemer, John (1982) Analytical Foundations of Marxian Economic Theory. Cambridge: Cambridge University Press.

Levine, Andrew 2004. A future for Marxism?“. In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications.


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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Levine, Andrew

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004

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