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Vertragstheorie: Die Vertragstheorie befasst sich mit der Frage, wie Menschen und Organisationen rechtliche Vereinbarungen aufbauen und entwickeln. Sie basiert auf der Idee, dass Verträge darauf abzielen, Effizienz zu erreichen, indem die Anreize der beteiligten Parteien aufeinander abgestimmt werden. Die Vertragstheorie ist ein Zweig der Wirtschaftswissenschaften, der untersucht, wie Wirtschaftsakteure vertragliche Vereinbarungen treffen können und dies auch tun, im Allgemeinen bei Informationsasymmetrie. Siehe auch Informationsasymmetrie, Verträge.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

David Gauthier über Vertragstheorie – Lexikon der Argumente

Gaus I 107
Vertragstheorie/Liberalismus/Gauthier/Gaus: (...) In den letzten 20 Jahren wurde Hobbes als ein Kernmitglied des liberalen Pantheons eingeführt. Neben seiner schonungslosen individualistischen Analyse des Menschen in der Gesellschaft wurde die Liberalisierung von Hobbes durch seine Vertragstheorie und die Art und Weise vorangetrieben, in der er sich für spieltheoretische Modellierungen eignet, vor allem in den Arbeiten von Jean Hampton (1986(1); für eine Diskussion siehe Kraus, 1993(2)). Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass Hobbes überhaupt keine moralisch-vertragliche Theorie angeboten hat: Die Naturgesetze sind vorvertragliche Moralnormen, und der Vertrag betrifft die Institution eines politischen Souveräns, nicht die Vereinbarung von Moralnormen.
Gauthier: Wie David Gauthier (1995(3)) betont hat, beinhaltet der Hobbes'sche Vertrag jedoch eine Ermächtigung des Souveräns, die Vernunft als rechte Vernunft einzusetzen, einschließlich seiner Argumentation darüber, was die Moral verlangt; es handelt sich also um einen politischen Vertrag, der die Moral subsumiert. Auf jeden Fall haben neuere, von Hobbes inspirierte Analysen - vor allem Gauthier (1986)(4) - den Hobbes'schen Ansatz in eine Darstellung der gerechtfertigten Moral umgewandelt, die ihrerseits liberale Regelungen befürwortet (zu Zweifeln am Hobbes'schen Stammbaum von Gauthier siehe Lloyd, 1998(5)). >Hobbes/Wirtschaftstheorien
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Gaus I 108
Gauthier argumentiert, dass rationale Maximierer, um ihre Ziele am besten verfolgen zu können, damit einverstanden wären, keine Maximierungsentscheidungen mehr zu treffen. Wenn Individuen eine Disposition annehmen könnten, dem Gesellschaftsvertrag zu gehorchen, wäre das zweite Problem, das der Einhaltung, gelöst; sobald sie diese Disposition - diese Neigung zum Handeln - haben, treffen sie ihre Entscheidungen nicht mehr durch Berechnung dessen, was ihre Ziele am besten voranbringt, sondern auf der Grundlage dessen, was ihre Ziele in einer durch den Vertrag erlaubten Weise voranbringt. Wenn sich die Menschen diese Veranlagung zu eigen machen würden, dann würden sie, etwas paradoxerweise, besser in der Maximierung abschneiden, da sie die Vereinbarung, die allen zugute kommt, einhalten könnten. Gauthier nennt dies "eingeschränkte Maximierung" (1986(4): 158).
Problem: (...) das wirklich Rationale ist, den Anschein zu erwecken, sich selbst in einen eingeschränkten Maximierer zu verwandeln, während andere sich wirklich in eingeschränkte Maximierer verwandeln. Gauthier hat eine zweiteilige Antwort.
(1) Eingeschränkte Maximierer haben nicht die unbedingte Veranlagung, sich selbst einzuschränken, egal mit wem sie interagieren. Sie sind nur bereit, mit denjenigen, die ebenfalls eingeschränkte Maximierer sind, in eingeschränkter Weise zu handeln.
(2) Gauthier besteht darauf, dass wir nicht völlig undurchsichtig zueinander sind; bis zu einem gewissen Grad können wir in andere hineinsehen und kennen ihre Dispositionen. Wie er es ausdrückt, sind wir "durchsichtig". Daher, so Gauthier abschließend, würde ein rational handelnder Akteur nicht versuchen, ein zwangloser Maximierer zu bleiben, wenn andere sich selbst zu zwanghaften Maximierern machen. >Rationale Entscheidung/Gauthier.

1. Hampton, Jean (1986) Hobbes and the Social Contract Tradition. Cambridge: Cambridge University Press.
2. Kraus, Jody S. (1993) The Limits of Hobbesian Contractualism. Cambridge: Cambridge University Press.
3. Gauthier, David (1995) ‘Public reason’. Social Philosophy & Policy, 12 (Winter): 19–42.
4. Gauthier, David (1986) Morals by Agreement. Oxford: Clarendon.
5. Lloyd, S. A. (1998) ‘Contemporary uses of Hobbes’s political philosophy’. In Jules S. Coleman and Christopher Morris, eds, Rational Commitment and Social Justice: Essays for Gregory Kavka. Cambridge: Cambridge University Press.

Gaus, Gerald F. 2004. „The Diversity of Comprehensive Liberalisms.“ In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Gauthier, David

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004

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