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Marktanarchismus: Der Marktanarchismus ist eine politische Denkweise, die sich für ein marktwirtschaftliches System ohne Beteiligung des Staates einsetzt. Er ist eine Form des individualistischen Anarchismus, die die individuelle Freiheit betont. Siehe auch Märkte, Anarchismus, Wirtschaft, Gesellschaft, Liberalismus.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Liberalismus über Marktanarchismus - Lexikon der Argumente

Gaus I 118
Marktanarchismus/traditioneller Liberalismus/Gaus/Mack: Die doktrinären Verpflichtungen der Freiheitstradition unterstützen leicht den Marktanarchismus (Friedman, 1973)(1). Freiheit erfordert Privateigentum und eine Marktordnung (>Ordnung/Liberalismus
, >Eigentum/Liberalismus).
Gaus I 119
Individualismus: die wünschenswerte Ordnung entsteht aus individuellen Entscheidungen (>Individuum/Liberalismus), der Markt nutzt die verstreuten Informationen der Individuen.
Zwang: Die Tradition ist zutiefst skeptisch gegenüber jeglichem Zwang, da der meiste Zwang unrechtmäßig ist, und, was entscheidend ist, da die Freiheitstradition eine wichtige Unterscheidung zwischen öffentlicher und privater Moral ablehnt, ist, dass die Gründe für gerechtfertigten Zwang in den Rechten von Privatpersonen liegen müssen. >Institutionen/Liberalismus.
LockeVsAnarchie: Lösung: Jeder würde einer politischen Gesellschaft zustimmen, "in der alle privaten Urteile jedes einzelnen Mitglieds ausgeschlossen werden, die Gemeinschaft wird zum Imperium, durch festgelegte Standesregeln, gleichgültig und für alle Parteien gleich" und in der nur einige die Autorität haben, diese Regeln auszulegen und durchzusetzen (1960(2): 342).
MarktanarchismusVsLocke: Marktanarchisten räumen jedoch nicht die Notwendigkeit politischer Autorität zur Lösung solcher Meinungsverschiedenheiten ein.
Ordnung: Gegen Locke argumentiert der Marktanarchist, dass ein Marktregime aus mehreren, miteinander konkurrierenden Schutzbehörden nicht zu Unordnung und Streitigkeiten führen wird - solange es eine starke Nachfrage nach einer geordneten, friedlichen und gerechten Lösung von Streitigkeiten gibt. Wenn wir davon ausgehen, dass sich die Menschen eine geordnete, friedliche und gerechte Lösung von Streitigkeiten so stark wünschen, dass sich die Macht eines >Minimalstaates auf die Bereitstellung solcher Lösungen beschränken würde, dann wäre genau diese Forderung nach einer geordneten, friedlichen und gerechten Lösung von Streitigkeiten stark genug, um ihre Marktversorgung zu fordern. >Gesellschaft/Marktanarchismus.
Gaus I 119
Marktanarchismus/traditioneller Liberalismus/Gaus/Mack: LiberalismusVsAnarchismus: Ein Mitglied der Freiheitstradition, das irgendeine Regierungsform verteidigt, könnte auf diesen anarchistischen Fall auf zwei Arten antworten.
1) VsAnarchismus: (...) das Unternehmen, den Schutz rechtmäßiger Ansprüche zu produzieren und zu liefern, unterliegt insbesondere natürlichen Monopolen oder der Kartellisierung.
Gaus I 120
Monopolproblem: (...) die Beurteilung und der Schutz sind durch steigende Renditen gekennzeichnet. Wenn über die gesamte Bandbreite der möglichen Outputs die (n + 1)-te Einheit weniger kostet als die n-te Einheit, dann sind die Grenz- und Durchschnittskosten eines Anbieters umso geringer, je größer er bereits ist. Dies kann bei Schutzdiensten durchaus der Fall sein. Wenn die Erträge steigen, kann in einem freien Markt ein monopolistischer Anbieter entstehen. Dies nimmt der Verurteilung des staatlichen Monopols durch die Anarchisten in zweierlei Hinsicht den Stachel (Nozick, 1974(3): 52). >Gesellschaft/Marktanarchismus.
Kartellisierungsproblem: Eine Schutzbehörde wird nur dann in der Lage sein, bei der Bereitstellung erwünschter Schutzdienste wirksam zu konkurrieren, wenn sie ihren Kunden die Durchsetzung der Rechtsartikulationen, Regeln, Verfahren und Rechtsmittelmechanismen anbieten kann, die sich aus Vereinbarungen zwischen den konkurrierenden Schutzbehörden ergeben.
2) VsAnarchismus: Eine Schutzagentur oder eine Konföderation solcher Agenturen, die den Status eines Minimalstaats anstrebt, kann die vermeintlich rechtsschützenden Aktivitäten ihrer Konkurrenten leichter und zulässiger unterdrücken, als es auf den ersten Blick den Anschein hat (Nozick, 1974)(3). Denn eine solche Agentur oder ein solcher Staatenbund kann zulässigerweise Aktivitäten unterdrücken, die auch nur ein mäßiges Risiko einer Rechtsverletzung bergen (zumindest wenn es den Grenzgängern nicht möglich sein wird, die Opfer ihrer Verstöße zu entschädigen). >Minimalstaat/Gaus.


1. Friedman, David (1973) The Machinery of Freedom. New York: Harper and Row.
2. Locke, John (1960) Second Treatise of Government. In Peter Laslett, (Hrsg.), Two Treatises of Government. Cambridge: Cambridge University Press.
3. Nozick, Robert (1974) Anarchy, State and Utopia. New York: Basic.
4. Cowen, Tyler (1992) 'Law as a public good: the economics of anarchy'. Economics and Philosophy, 8:249—67.


Mack, Eric and Gaus, Gerald F. 2004. „Classical Liberalism and Libertarianism: The Liberty Tradition.“ In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Liberalismus

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004

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