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Social-Choice-Theorie, Sozialwahltheorie: Die Theorie der sozialen Wahl untersucht die kollektiven Entscheidungsprozesse in Gesellschaften. Sie erforscht, wie individuelle Präferenzen kombiniert werden, um Gruppenentscheidungen zu treffen, wobei häufig mathematische Modelle verwendet werden. Diese Theorie befasst sich mit Wahlsystemen, gesellschaftlichen Präferenzen und der Frage, wie individuelle Meinungen zu einer kollektiven Entscheidung zusammengeführt werden können, wobei Faktoren wie Fairness, Effizienz und die Auswirkungen verschiedener Wahlmechanismen auf die Ergebnisse berücksichtigt werden. Siehe auch Public Choice, Rational Choice, Rationalität, Entscheidungen, Entscheidungstheorie, Entscheidungsfindungsprozesse, Modelle, Modelltheorie, Präferenzen, Effizienz, Fairness, Gesellschaft.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

John S. Dryzek über Sozialwahltheorie – Lexikon der Argumente

Gaus I 146
Sozialenwahltheorie/Social Choice Theory/Dryzek: Die Sozialwahltheorie hat sich seit einem halben Jahrhundert neben einer Social-Choice-Betrachtung der Politik entwickelt, obwohl die beiden Unternehmen eigentlich logisch verschieden sind (...). In einer Zeit des demokratischen Fortschritts in der realen Welt ging ihr Hauptaugenmerk, von einigen Ausnahmen abgesehen, genau in die entgegengesetzte Richtung.
>Deliberative Demokratie/Dryzek
.
Das öffentliche Wahlfeld, das sie darstellen, ist die Heimat vieler Demonstrationen der Willkür, Instabilität, Perversität und Ineffizienz demokratischer Politik. Über Rikers Exposé des Vakuums im Herzen der Demokratie (>Demokratie/Riker) hinaus haben Social-Choice-Theoretiker so argumentiert:
- In politischen Systemen jeder Größe ist das Wählen irrational.
- Die Mehrheitsregel bringt die Pareto-suboptimale Ausbeutung von Minderheiten mit sich.
- Eigennützige gewählte Vertreter schaffen bestenfalls Programme, die ihren eigenen Wählern auf Kosten des öffentlichen Interesses zugute kommen, schlimmstenfalls gestalten sie Programme bewusst schlecht, sodass ihre eigene Fürsprache erforderlich ist, um Vorteile zu erzielen.
- Die Höhe der öffentlichen Ausgaben ist meist eine Folge der eigennützigen Bürokraten, die ihre Budgets maximieren. Bürokraten können sich mit besonderen Interessengruppen und deren unterstützenden
Politikern, öffentliche Mittel zu ihrem eigenen Nutzen umleiten.
- Allgemeiner gesagt, "Verteilungskoalitionen" wie Gewerkschaften und Arbeitgeber sichern Gesetze und Politiken zum Schutz ihrer eigenen Privilegien auf Kosten der wirtschaftlichen Effizienz.
Gaus I 147
- Demokratische Politik ist von Natur aus unverantwortlich, weil alle Akteure Vorteile für sich selbst suchen, während sie anderen Kosten aufbürden; das Ergebnis ist ein Negativsummenspiel, bei dem die Gesamtkosten den Gesamtnutzen überwiegen.
>Demokratie/Sozialwahltheorie.
Russell Hardin kommt zu dem Schluss, dass Öffentlichkeitswahl-Analysen "weitgehend dazu beigetragen haben, Mängel - schmerzhafte, grundlegende Mängel - im demokratischen Denken und in der demokratischen Praxis aufzudecken" (1993(1): 170).
Der Anspruch der rationalen Wahl als Erklärungstheorie ist in der Politikwissenschaft stark eingedellt worden (Green und Shapiro, 1994)(2).
Gerry MackieVsSozialwahltheorie/MackieVsRiker: Die Sozialwahltheorie in ihrer antidemokratischen Manifestation im Rochester-Stil ist von Mackie (2003)(3) zerstört worden. Gerry Mackie zeigt, dass jedes reale Beispiel eines Wahlzyklus (A schlägt B schlägt C schlägt A), das von William Riker oder seinen Anhängern angeführt wurde, um das Potenzial für Willkür, Instabilität und Manipulation in der kollektiven Wahl zu veranschaulichen, tatsächlich mit den historischen Beweisen unvereinbar ist.

1. Hardin, Russell (1993) 'Public choice versus democracy'. In David Copp, Jean Hampton and John E. Roemer, (Hrsg.), The Idea of Democracy. Cambridge: Cambridge University Press.
2. Green, Donald P. and Ian Shapiro (1994) Pathologies of Rational Choice Theory: A Critique of Applications in Political Science. New Haven, CT: Yale University Press.
3. Mackie, Gerry (2003) Democracy Defended. Cambridge: Cambridge Umversity Press.

Dryzek, John S. 2004. „Democratic Political Theory“. In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Dryzek, John S.

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004

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