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Diskurstheorie: Die Diskurstheorie betont die Bedeutung von Sprache und Kommunikation für die Bildung von Wissen und gesellschaftlichen Normen. Sie untersucht, wie Diskurse (Gespräche, Texte) Wissen konstruieren und Machtverhältnisse formen, indem sie soziale Realitäten beeinflussen und normative Strukturen schaffen. Jürgen Habermas ist ein prominenter Vertreter dieser Theorie. Siehe auch Diskurs, J. Habermas, M. Foucault, Kommunikation, Kommunikatives Handeln.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

James Bohman über Diskurstheorie – Lexikon der Argumente

Gaus I 156
Diskurstheorie/Bohman: (...) Es sind mehrere Ansätze der Diskurstheorie entlang dreier wichtiger Dimensionen zu unterscheiden: ob sie normativ, empirisch oder beides sind.
Grenzen der Diskurstheorie: Bohman-These: [Ich] schlage vor, dass das Problem eher epistemischer als linguistischer Natur ist, eine Frage der genauen Natur des kritischen Know-hows, das für die Teilnahme an diskursiven Praktiken notwendig ist.
Das eigentliche Ziel einer solchen diskursiven politischen Theorie ist es, die Sackgassen vergangener Debatten zu vermeiden: die Scylla einer leeren Idealisierung des Diskurses und die Charybdis eines blinden Skeptizismus, der keinen Leitfaden für die Praktiken bietet, in denen Diskurse eingesetzt werden.
Entwicklung: Die Diskurstheorie wurde durch drei konkurrierende Ansätze entwickelt.
1) Konstruktiver Ansatz/normativer Ansatz: Der erste und im Großen und Ganzen "konstruktive" Ansatz ist grundsätzlich normativ, wobei das praktische Know-how sprechender und handelnder Subjekte zu einer Theorie der kommunikativen Rationalität entwickelt wird, die Auswirkungen darauf hat, wie wir über politische und rechtliche Institutionen denken sollten (Habermas, 1984(1); Rawls, 1999(2)). Der Ansatz begreift den Diskurs als eine regelgesteuerte Aktivität, deren Regeln als prozedurale Idealisierungen rekonstruiert werden können (wie z.B. allen die Möglichkeit zu geben, zu sprechen, sich auf alle Formen des Sprechens einzulassen usw.).
Institutionen: Eine solche Theorie erlaubt es politischen Theoretikern, explizite Regeln für die Steuerung von Diskursen zu entwickeln, Regeln, die entweder eine Rolle bei der Kritik bestehender diskursiver Praktiken oder eine konstruktive Rolle bei der Bewertung und Gestaltung von Institutionen spielen können. >Diskurs/Habermas
, >Verstehen/Habermas; - VsNormativer Ansatz: >Diskurs/Bourdieu.
Gaus I 157
2) Struktureller Ansatz: (...) andere Diskurstheorien versuchen, tiefere, strukturellere Annahmen und Vorannahmen zu erfassen, die die tatsächliche Diskussion und Praxis prägen (Foucault,
1977(3); Bourdieu, 1991(4); Butler, 1993(5)). Dieser Ansatz identifiziert tiefe sprachliche Strukturen und verzichtet daher auf explizite Regeln und zielt stattdessen darauf ab, durch Normen wirkende tiefe praktische Zwänge aufzudecken. Er macht uns auf Machtverhältnisse innerhalb von Diskursen aufmerksam. >Diskurs/Gesellschaftswissenschaften.
3) Rekonstruktiver Ansatz/kritischer Ansatz: kombiniert die besten Eigenschaften von beiden (Bohman, 1996(6); Hoy und McCarthy, 1994(7)). Er sucht eine Theorie, die normativ ist, ohne sich ausschließlich auf Idealisierungen und kontrafaktische Ideale zu stützen, und empirisch, ohne allen Versuchen, diskursive Rechtfertigungspraktiken zu institutionalisieren, skeptisch gegenüberzustehen. Ein solcher Ansatz ist bei einigen Befürwortern der deliberativen Wende in der Demokratietheorie wirksam. >Deliberative Demokratie/Dryzek, >Deliberative Demokratie/Bohman.

1. Habermas, Jürgen (1984) The Theory of Communicative Action, vol. I. Boston: Beacon.
2. Rawls, John (1999) 'The idea of public reason revisited'. In Samuel Freeman, (Hrsg.), John Rawls: Collected Papers. Cambridge, MA: Harvard University Press: 573—615.
3. Foucault, Michel (1977) Discipline and Punish. New York: Vantage.
4. Bourdieu, Pierre (1991) Language and Symbolic Power. Cambridge: Polity.
5. Butler, Judith (1993) Bodies that Matter: On the Discursive Limits of Sex. London: Routledge.
6. Bohman, James (1996) Public Deliberation. Cambridge, MA: MIT Press.
7. Hoy, David and Thomas, McCarthy (1994) Critical Theory. London: Blackwell.

Bohman, James 2004. „Discourse Theory“. In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Bohman, James

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004

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