Wirtschaft Lexikon der Argumente

Home Screenshot Tabelle Begriffe

 
Solidarität: Solidarität steht für Einigkeit, Unterstützung und gegenseitige Hilfe zwischen Einzelpersonen oder Gruppen, die vor gemeinsamen Herausforderungen oder Zielen stehen. Sie beinhaltet kollektives Handeln, Einfühlungsvermögen und ein gemeinsames Engagement bei der Bewältigung sozialer, politischer oder wirtschaftlicher Probleme. Solidarität fördert ein Gefühl der Gemeinschaft. Siehe auch Gemeinschaft, Gruppenverhalten, Handlungen, Freundschaft, Ziele, Individuen.

_____________
Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Wohlfahrtsökonomik über Solidarität - Lexikon der Argumente

Gaus I 217
Solidarität/Gerechtigkeit/Wohlfahrtsökonomik/Moon: Eine adäquate Darstellung des Wohlfahrtsstaates, die seine Umverteilungsziele rechtfertigen kann, muss letztlich auf einer Theorie der Gerechtigkeit beruhen, und die vielversprechendsten Theorien sind jene, die Phillipe Van Parijs als "solidarische Gerechtigkeitsbegriffe" (1995(1): 28) bezeichnet, wie sie von Rawls, Dworkin, Amartya Sen und Van Parijs selbst angeboten werden.
Solidaristische Gerechtigkeitsvorstellungen basieren auf der Verpflichtung zur "gleichen Sorge" für die Interessen aller und zur "gleichen Achtung, d.h. der Auffassung, dass das, was als gerechte Gesellschaft zählt, nicht auf der Grundlage einer bestimmten inhaltlichen Konzeption des guten Lebens bestimmt werden sollte" (1995(1): 28). Liberalismus: Das "liberale" Bekenntnis zu gleichem Respekt in solidarischen Gerechtigkeitstheorien liegt ihrer Unterstützung für den Wohlfahrtsstaat charakteristischen "negativen" und demokratischen Standardrechte zugrunde, und das Bekenntnis zu gleicher Sorge liegt ihrer Darstellung der sozialen Gerechtigkeit und damit den umverteilenden Elementen des Wohlfahrtsstaates zugrunde.
>Van Parijs.
Institutionen: Keine Theorie unterstützt den institutionellen Wohlfahrtsstaat für sich genommen direkt. Van Parijs beispielsweise lehnt ihn zugunsten eines Systems ab, das das höchstmögliche Grundeinkommen für alle bietet, und Rawls lehnt den Wohlfahrtsstaat ausdrücklich mit der Begründung ab, dass er die höchst ungleiche Verteilung des Reichtums toleriert, die von einer kapitalistischen Gesellschaft produziert wird, und so die Demokratie untergräbt, indem er zu viel wirtschaftliche und politische Macht in einer wohlhabenden Elite konzentriert.
Solidaristische Ansätze: Dennoch können solidaristische Theorien die oben genannten Defizite in den Begründungen des Wohlfahrtsstaates liefern, die sich auf Mitgliedschaft und Solidarität berufen, und auf das Grundproblem in den auf Effizienz basierenden Argumenten.
Mitgliedschaft: Was den Appell an die Mitgliedschaft anbelangt, so liefern solidarische Gerechtigkeitstheorien Gründe für den Wert der sozialen Inklusion auf der Grundlage des Gleichheitsprinzips. Und sie sprechen die gravierenden Lücken in den auf Effizienz basierenden Argumenten an, insbesondere die Tatsache, dass sie von einem marktwirtschaftlichen Ergebnis ausgehen, und fragen, ob dieses Ergebnis durch eine gewisse Regierungspolitik verbessert werden könnte.
Verteilungsgerechtigkeit: Aber weil es nichts Privilegiertes an den vom Markt erzeugten Ergebnissen gibt, müssen die Marktinstitutionen und die "anfängliche" Verteilung der Ressourcen selbst moralisch gerechtfertigt sein. Solidarische Gerechtigkeitstheorien befassen sich mit diesem Problem.
Wohlfahrtsstaat: Solidaristische Argumente rechtfertigen zwar nicht unbedingt den Wohlfahrtsstaat als ideales Regime, aber
Gaus I 218
sie liefern Gründe für eine zentrale wohlfahrtsstaatliche Politik.
Rawls: Rawls' ideale Regime, eine eigentumsbesitzende Demokratie oder ein Marktsozialismus, müssten Wohlfahrtsstaaten in dem Sinne sein, wie ich den Begriff hier verwendet habe: das heißt, sie müssten eine Sozialpolitik haben, die kollektiv für bestimmte Bedürfnisse sorgt, die im Hinblick auf Effizienz und ihre Umverteilungskonsequenzen gerechtfertigt sind.
Van Parijs: (...) Van Parijs lässt erheblichen Spielraum für die kollektive Versorgung einschließlich des Bereichs der medizinischen Versorgung.*

* Siehe Rawls (2001(2): 135-40) und das Vorwort zur revidierten Ausgabe seiner "Theory of Justice" (1999)(3) für seine Diskussion über politisch-ökonomische Regime; und siehe Van Parijs (1995(1): 41-5).

1. Van Parijs, Philippe (1995) Real Freedom for All. Oxford: Oxford University Press.
2. Rawls, John (2001) Justice as Fairness: A Restatement. Cambridge, MA: Harvard University Press.
3. Rawls, John (1999) A Theory of Justice, rev. edn. Cambridge, MA: Harvard University Press.

Moon, J. Donald 2004. „The Political Theory of the Welfare State“. In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications


_____________
Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Wohlfahrtsökonomik

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004

Send Link

Autoren A   B   C   D   E   F   G   H   I   J   K   L   M   N   O   P   Q   R   S   T   U   V   W   Y   Z  


Begriffe A   B   C   D   E   F   G   H   I   J   K   L   M   N   O   P   Q   R   S   T   U   V   W   Z