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Multikulturalismus: Der Multikulturalismus ist ein Gesellschaftsmodell, das die Bedeutung der kulturellen Vielfalt anerkennt und versucht, die Gleichheit und den Respekt für alle Kulturen innerhalb einer Gesellschaft zu fördern. Siehe auch Kultur, Kulturelle Werte, Kultureller Relativismus, Kulturelle Überlieferung.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Will Kymlicka über Multikulturalismus – Lexikon der Argumente

Gaus I 251
Multikulturalismus/Kymlicka/Kukathas: Die erste systematische Theorie des Multikulturalismus wurde von Will Kymlicka in zwei Hauptwerken entwickelt: Liberalismus, Gemeinschaft und Kultur (1989)(1) und Multikulturelle Staatsbürgerschaft (1995a)(2). Dieses Untersuchungsfeld hat auch durch Kymlickas andere Schriften (Kymlicka, 2000)(3) und herausgegebene Sammlungen (Kymlicka, 1995b(4); Kymlicka und Shapiro, 1997(5); Kymlicka und Norman, 2000b)(6) Gestalt angenommen.
Kymlickas Werk entstand aus einer Unzufriedenheit mit der politischen Theorie des Nachkriegsliberalismus, die seiner Ansicht nach fälschlicherweise davon ausgegangen war, dass das Problem der nationalen Minderheiten durch die Gewährleistung der individuellen Grundrechte gelöst werden könne.
Rechte von Minderheiten: So wie religiöse Minderheiten durch die Trennung von Kirche und Staat und die Verankerung der Religionsfreiheit geschützt wurden, so würde auch die ethnische Identität durch die Freiheit geschützt werden, im Privatleben jene kulturellen Bindungen zum Ausdruck zu bringen, die nicht Sache des Staates sind.
Gutartige Vernachlässigung/Glazer: Der Staat würde sich der Freiheit, die die Menschen genossen, ihre Verbundenheit mit ihrer jeweiligen Kultur auszudrücken, weder widersetzen noch sie fördern, sondern mit dem antworten, was Glazer als "gutartige Vernachlässigung" bezeichnete (1975(7): 25; 1983(8): 124; Kymlicka, 1995a(2): 3). Doch gutartige Vernachlässigung war nach Ansicht von Kymlicka keine plausible Option. Die Frage ist, warum? >Minderheitenrechte/Kymlicka
, >Minderheiten/Kymlicka.
Gaus I 252
(...) ein moderner Staat kann in einem (oder beiden) von zwei Sinnen 'multikulturell' sein: entweder weil er 'multinational' ist, da seine Mitglieder verschiedenen Nationen angehören; oder weil sie "polyethnisch" ist, da ihre Mitglieder aus verschiedenen Nationen ausgewandert sind (1995a(2): 18). In Kymlickas Theorie haben diese beiden Arten von Gruppen sehr unterschiedliche legitime Ansprüche zu stellen, und wenn man dies versteht, sollte klar sein, dass nationale Minderheiten nicht befürchten müssen, dass eine Politik des Multikulturalismus sie auf den Status von Migranten reduzieren würde, so wie andere Bürger nicht befürchten müssen, dass der Multikulturalismus impliziert, dass Einwanderer einen legitimen Anspruch auf Selbstverwaltung haben. >Minderheitenrechte/Kymlicka.
Nationalismus: Das Herzstück von Kymlickas Theorie des Multikulturalismus ist eine Form des Nationalismus - oder genauer gesagt, des liberalen Nationalismus. Seiner Ansicht nach hat die liberale Tradition eine Geschichte der Anerkennung von gruppendifferenzierten Rechten. Dies wird seiner Ansicht nach am deutlichsten in der Tatsache, dass die meisten liberalen Theoretiker akzeptieren, dass die Welt aus getrennten Staaten besteht. Von diesen Staaten wird normalerweise angenommen, dass sie das Recht haben zu entscheiden, wer in ihre Gerichtsbarkeit einreisen darf, um sie zu besuchen, sich dort aufzuhalten oder die Staatsbürgerschaft zu erwerben. Kymlicka ist der Ansicht, dass "die orthodoxe liberale Ansicht über das Recht der Staaten, zu bestimmen, wer die Staatsbürgerschaft besitzt, auf denselben Prinzipien beruht, die eine gruppendifferenzierte Staatsbürgerschaft innerhalb der Staaten rechtfertigen, und dass die Annahme der ersteren logischerweise zu der letzteren führt" (1995a(2): 124). >Staatsbürgerschaft/Multikulturalismus.

1. Kymlicka, Will (1989) Liberalism, Community and Cultuæ. Oxford: Oxford University Press.
2. Kymlicka, Will (1995a) Multicultural Citizenship: A Liberal Theory of Minority Rights. Oxford: Oxford University Press.
3. Kymlicka, Will (2000) Finding Our way: Rethinking Ethnocultural Relations in Canada. Don Mills, Ontario: Oxford University Press.
4. Kymlicka, Will, Hrsg. (1995b) The Rights of Minority Cultures. Oxford: Oxford University Press.
5. Kymlicka, Will and Ian Shapiro, eds (1997) Ethnicity and Group Rights: NOMOS XXXIX New York: New York University Press.
6. Kymlicka, Will and Wayne Norman, eds (2000b) Citizenship in Diverse Societies. Oxford: Oxford
University Press.
7. Glazer, Nathan (1975) Affirmative Discrimination: Ethnic Inequality and Public Policy. New York: Basic.
8. Glazer, Nathan (1983) Ethnic Dilemmas: 1964-1982. Cambridge, MA: Harvard University Press.

Kukathas, Chandran 2004. „Nationalism and Multiculturalism“. In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Kymlicka, Will

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004

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