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Post-industrielle Gesellschaft: Eine postindustrielle Gesellschaft ist eine Gesellschaft, in der der Dienstleistungssektor zum größten Wirtschaftszweig geworden ist und das verarbeitende Gewerbe abgelöst hat. Postindustrielle Gesellschaften zeichnen sich durch einen hohen Lebensstandard, eine gut ausgebildete Bevölkerung und eine Konzentration auf wissensbasierte Branchen wie Technologie, Finanzen und Gesundheitswesen aus. Siehe auch Gesellschaft, Bildung, Bildungspolitik, Technologie.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Alain Touraine über Postindustrielle Gesellschaft – Lexikon der Argumente

Gaus I 271
Postindustrielle Gesellschaft/Touraine/West: (...) 'Technokratie' erstreckt sich über Wirtschaft und Staat hinaus auf Institutionen, die sich mit Kommunikation (Medien), Produktion und Übertragung von
Kenntnis (Bildung) und Schaffung symbolischer und kultureller Inhalte (Medien, Unterhaltungsindustrie, Marketing, Design usw.) beschäftigen.
>Moderne/Touraine. Damit wird der grundlegende Widerspruch der Industriegesellschaft, der zwischen Kapital und Arbeit, durch neue Konflikte abgelöst. Der grundlegende Gegensatz der programmierten Gesellschaft besteht zwischen "denen, die den Apparat des Wissens und der wirtschaftlichen Transformation verwalten, und denen, die im Wandel gefangen sind und versuchen, die Kontrolle darüber wiederzuerlangen" (1977(1): 156). Der studentische Aktivismus vom Mai 1968 in Paris war ein frühes Symptom für neue Konfliktmuster (1971(2):347); Anti-Atomkraft- und Umweltprotestler repräsentieren nachfolgende Widerstandswellen gegen die neue Form der Herrschaft.
Marxismus: Obwohl Touraine die marxistische Theorie des Klassenkonflikts aktualisiert, behält er offensichtlich ihre binäre Struktur bei. Trotz der offensichtlichen Pluralität und Vielfalt der neuen sozialen Bewegungen wird "letztlich" [eine] Gesellschaft durch zwei gegensätzliche Bewegungen gebildet: eine, die Historizität in Organisation umwandelt, bis zu dem Punkt, an dem sie in Ältere und Macht umgewandelt wird, und eine andere, die diese Ordnung aufbricht, um die Orientierungen und Konflikte durch kulturelle Innovation und durch soziale Bewegungen wiederzuentdecken. (1981(3):31)
West: Weniger radikale Formen des politischen Aktivismus werden zu weniger radikalen Kategorien kollektiven Handelns degradiert, entsprechend dem Ziel von Touraine, "die soziale Bewegung aus der Vermischung mit anderen Arten kollektiven Verhaltens herauszulösen" (1981(3):24; 1985(4)).*
Soziale Bewegungen: Die echte soziale Bewegung wird durch ihre Beziehung zu den progressiven Option des Widerstands gegen technokratische Herrschaft in der Krise der programmierten Gesellschaft identifiziert. Wie Habermas'
Gaus I 272
Analyse in ihrer Konzentration auf die reflexive Moderne und auf die Rolle der technokratischen oder instrumentellen Vernunft, vor allem aber in ihrem Bekenntnis zu den Schemata der Marx'schen Kritischen Theorie, ...
TouraineVsHabermas: ...Touraines Ansatz unterscheidet sich vor allem in dem, was er als die Alternative zu einer zunehmend technokratischen Gesellschaft betrachtet.
Technokratie/Touraine: Wie Touraine es ausdrückt: Einige, wie ich selbst, halten es für notwendig, den Begriff des Subjekts wieder einzuführen, nicht in einem kartesianischen oder religiösen Sinn, sondern als das Bemühen des Individuums, als Person zu handeln, sein individuelles Leben auszuwählen, zu organisieren und gegen alle Arten von Druck zu kontrollieren. Andere, wie Habermas, stellen der instrumentalistischen Sicht der Moderne die Idee der Intersubjektivität, des kommunikativen Handelns und, praktischer ausgedrückt, der Demokratie entgegen'. (1991(5): 390—1)

* Melucci (1985(6); 1989(7)) folgt dem Ansatz von Touraine, versucht aber im Sinne der Postmoderne (...) solche 'totalisierenden' Tendenzen zu vermeiden.

1. Touraine, Alain (1977) The Self-Production of Society, trans. D. Coltman. Chicago: University of Chicago Press.
2. Touraine, Alain (1971) The May Movement: Revolt and Reform. New York: Random House.
3. Touraine, Alain (1981) The Voice and the Eye: An Analysis of Social Movements. Cambridge: Cambridge University Press.
4. Touraine, Alain (1985) 'An introduction to the study of social movements'. Social Research, 52 (4): 749-87.
5. Habermas, Jürgen (1987) The Theory of Communicative Action. Bd. Il, Lifeworld and System: A Critique of Functionalist Reason, trans. T. McCarthy. Cambridge: Polity
6. Melucci, A. (1985) 'The symbolic challenge of contemporary movements'. Social Research, 52 (4): 789—815.
7. Melucci, A. (1989) Nomads of the Present: Social Movements and Individual Needs in Contemporary Society, Hrsg. J. Keane and P. Mier. London: Hutchinson Radius.

West, David 2004. „New Social Movements“. In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications


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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Touraine, Alain

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004

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