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Gyges: Der Ring des Gyges ist in der antiken Philosophie ein Gedankenexperiment, das von Platon in seiner Republik eingeführt wurde. Der Ring macht den Träger unsichtbar, und Platon nutzt ihn, um das Wesen der Moral zu untersuchen. Er argumentiert, dass wir, wenn wir ohne Konsequenzen alles tun könnten, was wir wollten, bald erkennen würden, dass wir moralische Grundsätze brauchen, um unser Handeln zu lenken. Siehe auch Moral, Ethik, Handlungen, Platon.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Antike Philosophie über Gyges - Lexikon der Argumente

Gaus I 309
Gyges/Antike Philosophie/Keyt/Miller: [in Platons Republik] über Glaukons Auffassung von Gerechtigkeit als einem notwendigen Übel und einer Fessel natürlicher Begierden ist niemand nur freiwillig: Die Menschen praktizieren Gerechtigkeit "als etwas Notwendiges, nicht als etwas Gutes" (Rep. II.358c16-17).
Gyges' Ring: Darum geht es in der Geschichte von Gyges' Ring, dem Ring, der seinen Besitzer "einem Gott unter den Menschen gleich macht" (Rep. II.360c3), indem er ihm die Macht der Unsichtbarkeit verleiht. Glaukon behauptet, dass der Besitzer eines solchen Ringes seine Macht ausnutzen würde, um seine natürlichen Begierden zu befriedigen, ohne durch die Gerechtigkeit eingeschränkt zu werden.
Die Geschichte von Gyges' Ring stellt das Problem dar, das Platon im Rest der "Republik" anspricht, und findet ein Echo in der Geschichte der westlichen Philosophie.
Heute: Zeitgenössische Vertragstheorie wie Gauthier (1986)(1) sorgen sich weiterhin darum, und Hobbes' "Foole" scheint ein Nachfahre von Gyges zu sein. >Vertragstheorie/Gauthier
.
Gaus I 310
Amoralismus: Die Herausforderung des Amoralismus durch Kalliken und Polus in der Gorgias wird von Thrasymachus und Glaukon in der Republik wiederholt; aber die Antwort in der Republik übertrifft diejenige in der Gorgias um so viel mehr - so wie eine nukleare Explosion eine chemische Explosion in den Schatten stellen würde. Die Herausforderung des Gyges-Rings besteht darin, zu zeigen, dass Gerechtigkeit sich auszahlt, dass sie kein notwendiges Übel, sondern ein intrinsisches Gut ist. ((s) Vgl. >Intrinsisches/Philosophie). >Gerechtigkeit/Platon, >Platon/Politische Theorien.
Gerechtigkeit/Sokrates/Republik: (...) Sokrates folgert, dass die Psyche aus drei Teilen besteht, analog zu den drei Teilen der gerechten Polis, und definiert dann, einem Prinzip der Isomorphie folgend, eine gerechte Psyche als eine Psyche mit der gleichen Struktur wie eine gerechte Polis. So bleibt in einer gerechten Psyche jedes der psychischen Elemente bei seiner eigenen Arbeit: Die Vernunft beherrscht die Psyche, der Geist oder Thymos verteidigt sie vor Beleidigung, und die Begierden sorgen für ihre körperliche Unterstützung (Rep. IV.441d-442b). Psychische Gerechtigkeit erweist sich als so etwas wie psychische Gesundheit, ein intrinsisches Gut, auf das niemand verzichten möchte, und so wird die Herausforderung von Thrasymachus und Glaukon beantwortet (Rep. IV.444c-445b).
Problem: Es gibt jedoch eine anhaltende Kontroverse über die Stichhaltigkeit der Antwort von Sokrates. Denn es ist unklar, dass der platonisch "gerechte" Mensch gerade im Sinne des Problems des Gyges'schen Rings ist. Was hindert den platonisch "gerechten Menschen" daran, anderen zu schaden? (Die Kontroverse, die durch Sachs, 1963(2), angefacht wurde, hat eine enorme Literatur hervorgebracht. Dahl 1991(3) ist ein guter Vertreter des gegenwärtigen Stands der Debatte).


1. Gauthier, David (1986) Morals by Agreement. Oxford: Oxford University Press.
2. Sachs, David (1963) 'A fallacy in Plato's Republic'. Philosophical Review, 72: 141-58.
3. Dahl, Norman O. (1991) 'Plato's defense of justice'. Philosophy and Phenomenological Research,
51: 809-34.

Keyt, David and Miller, Fred D. jr. 2004. „Ancient Greek Political Thought“. In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Antike Philosophie

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004

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