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Citizen Science: Bei der Bürgerwissenschaft beteiligen sich Laien an der wissenschaftlichen Forschung, indem sie häufig Daten sammeln, Experimente durchführen oder zu Projekten beitragen, die von professionellen Wissenschaftlern geleitet werden. Sie fördert das öffentliche Engagement und trägt zu wissenschaftlichen Erkenntnissen bei.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Paul N. Edwards über Citizen Science – Lexikon der Argumente

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Citizen Science/Edwards: Citizen-Science-Websites und ähnliche Seiten stellen bemerkenswerte neue Möglichkeiten für den offenen Zugang und die Bürgerbeteiligung bei der Klimaüberwachung und -modellierung dar. Oberflächlich betrachtet scheint dies nutzbringend zu sein, und vielleicht ist es das auch. Doch solche Projekte ziehen in verschiedene Richtungen, von denen nicht alle zu einer Verbesserung der Qualität der Klimawissenschaft führen. Während zum Beispiel die National Science Foundation und zahlreiche andere Agenturen die gemeinsame Nutzung von Daten fördern und sogar fordern, ist der paradigmatische Fall einer solchen gemeinsamen Nutzung die Wiederverwendung von Daten durch andere Wissenschaftler - und nicht die Überprüfung durch Amateure, egal wie sachkundig und gut ausgebildet sie auch sein mögen. Je offener Sie Ihre Wissenschaft gestalten, desto mehr Aufwand müssen Sie betreiben, Ihre Daten zur Verfügung zu stellen und den Menschen bei deren Interpretation zu helfen. Im Fall des Klimawandels kann dieser Aufwand lästig werden, sogar überwältigend; er kann Sie davon abhalten, überhaupt Wissenschaft zu betreiben. Der "Hockeyschläger"-Fall (>Hockeyschläger-Kontroverse/Edwards) zog Michael Mann und seine Co-Autoren in einen jahrelangen Morast von Anhörungen, Briefen und öffentlichen Verteidigungen ihrer Daten und Methoden, während derer sie Forschung hätten betreiben können. Doch wenn man seine Wissenschaft verschließt und Außenstehende ausschließt, indem man ihnen den Zugang zu Daten und...
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...Methoden verweigert, werden Sie nicht nur Verdacht erregen und sich dem Vorwurf des Elitismus aussetzen, sondern Ihnen entgeht möglicherweise auch ein echter wissenschaftlicher Nutzen durch ungewöhnliche Kritiken und kreative Ideen "außerhalb der Traditionen" Ihres Fachgebiets. Die Aufdeckung von Fehlern in den GISS-Temperaturdaten durch Climate Audit und die Entdeckung von Fehlern in GISTEMP durch Clear Climate Code sind eindeutig von Nutzen, wie auch GISS zugegeben hat. Aber SurfaceStations.org ging über die Vermessung von Stationen hinaus. Es analysierte die Umfrageergebnisse, stellte dann Grafiken ein und veröffentlichte einen Bericht, der auf eine große warme Verzerrung im US Historical Climatology Network hinweist. Vielleicht ist die Umfrage genau, aber in Ermangelung einer Peer Review bleibt diese Schlussfolgerung höchst unsicher, und die Begründung für die Veröffentlichung dieser Ergebnisse auf einer öffentlichen Website ist höchst fragwürdig. In ähnlicher Weise ist der Wert von Bürgerinterventionen in der "Hockeyschläger"-Kontroverse nicht klar. >Hockeyschläger-Kontroverse/Edwards.
Klimatologie/Citizen Science/Edwards: Blogs und Citizen Science scheinen zunächst die Transparenz des Klimawissens zu erhöhen. Auf den ersten Blick sehen diese wie ein weiterer Modus der infrastrukturellen Umkehrung aus. Sie können sicherlich dazu beitragen, das "Besitztum" des Wissensproduktionsprozesses zu erweitern, was den Konsens verbreitern kann. Aber bei näherer Betrachtung sind ihre bisherigen Auswirkungen ausgesprochen gemischt. Einige haben zu neuen Erkenntnissen beigetragen und die wissenschaftliche Infrastruktur verbessert, indem sie sie umkehrten. Mindestens genauso oft fördern sie aber auch Verwirrung, Misstrauen, falsche Informationen und überkommene Vorstellungen.
Edwards I 582
In dem Maße, in dem diese neuen Formen in einen Rahmen von Beglaubigung und Peer Review gebracht werden können, können sie wesentlich zum Klimawissen beitragen. In dem Maße, in dem sie diese Prozesse untergraben - und die Gefahr, dass sie dies zumindest in naher Zukunft tun werden, ist groß - stellen sie eher ideologische und politische Strategien als Wissensprojekte dar.
>IPCC/Edwards.


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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Edwards I
Paul N. Edwards
A Vast Machine: Computer Models, Climate Data, and the Politics of Global Warming Cambridge 2013

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