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Methode: ein Verfahren, auf das sich Teilnehmer an einer Diskussion oder einem Forschungsvorhaben geeinigt haben. Bei Verstößen gegen eine Methode wird vor allem die Vergleichbarkeit der Ergebnisse angezweifelt, da diese nicht mehr aus einer Menge mit einheitlich definierten Eigenschaften der Elemente stammen._____________Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente. | |||
Autor | Begriff | Zusammenfassung/Zitate | Quellen |
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Piero Sraffa über Methode – Lexikon der Argumente
Kurz I 70 Methode/Sraffa/Kurz: (...) Sraffas implizite Methodologie: die dreifache Beziehung zwischen 'ökonomischer Realität', 'dem Ökonomen' und 'ökonomischer Theorie'. Unter 'ökonomischer Realität' verstehen wir die Gesamtheit der menschlichen Akteure und materiellen Objekte, die den menschlichen Prozess der Produktion und Reproduktion von Gütern ausmachen. Unter dem „Ökonomen“ verstehen wir den menschlichen Akteur, der die wirtschaftliche Realität beobachtet, klassifiziert und analysiert. Unter „Wirtschaftstheorie“ verstehen wir das wichtigste intellektuelle Produkt, das aus dem Bemühen des Ökonomen hervorgeht, die untersuchte wirtschaftliche Realität zu analysieren. Unsere wichtigsten Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen. In seinen in den 1920er und frühen 1930er Jahren veröffentlichten Werken scheint Sraffa die wirtschaftliche Realität als Kurz I 71 als ob sie unabhängig von der Beobachtungs- und Klassifizierungstätigkeit der Ökonomen existieren würde. >Als ob. Darüber hinaus stellt er mehrere empirische Behauptungen über die wirtschaftliche Realität auf, als ob sie selbstverständlich oder zumindest leicht überprüfbar wären. Während Sraffa einräumt, dass ein Element menschlicher Willkür in der ökonomischen Theoriebildung unvermeidlich ist, betont er auch, dass unterschiedliche Quaesita unterschiedliche „Standpunkte“ in dem Sinne erfordern können, dass sich angesichts eines bestimmten theoretischen Problems ein bestimmter „Standpunkt“ als am besten geeignet erweisen kann, um das vorliegende Problem zu analysieren und zu lösen. Dies impliziert die Notwendigkeit der Wahl des „Standpunkts“ durch einen Wirtschaftswissenschaftler. Für Sraffa geht es darum, herauszufinden, was verschiedene Ökonomen/Beobachter konsistent über ein bestimmtes Objekt sagen können, oder die analytischen Werkzeuge zu entwickeln, die erforderlich sind, um eine bestimmte Eigenschaft des Objekts zu entdecken. Ontologie/Sraffa/Kurz: Während Sraffas Ontologie seine Vorstellung von der „Realität“ als einem Objekt betrifft, das unabhängig von seinem „Beobachter“ existiert oder nicht, betrifft Sraffas Methodologie die Regeln, an die sich der Ökonom bei der Ausarbeitung der ökonomischen Theorie halten muss. Insbesondere hätten viele marshallianische Ökonomen im Grunde die gleiche Annahme über eine unabhängige Realität geteilt (Signorino 2000a(1), 2000b(2), 2001b(3)). Wir behaupten, dass ein Charakteristikum von Sraffas Methodologie, das von der Mehrheit seiner Zeitgenossen nicht geteilt wird, darin besteht, wie Sraffa diese Elemente in seinen kritischen Schriften und bei der Ausarbeitung seiner eigenen Theorie nutzt. Kurz I 75 Arbitrarität/Kurz: Sraffas Eingeständnis des Problems der Willkür des Ökonomen wirft (mindestens) zwei Fragenkomplexe auf: (i) Was genau ist die Quelle der „Willkür“ des Ökonomen? (ii) Wie geht man mit dem Problem der Willkür des Ökonomen um, d.h. was sind, wenn überhaupt, seine zulässigen Grenzen? Das Problem der Willkür des Ökonomen steht im Mittelpunkt von Sraffas Kritik an der Marshallschen Werttheorie von 1925-6 und ihrer Unfähigkeit, die realen Industrien in die drei „Kästchen“ der konstanten, steigenden und abnehmenden Erträge einzuordnen. >Alfred Marshall. Methode/SraffaVsMarshall, Alfred: Im einleitenden Abschnitt des italienischen Aufsatzes fragt Sraffa (rhetorisch), „ob der Fehler nicht in der Natur des Kriteriums selbst zu suchen ist, nach dem die Klassifizierung vorgenommen werden soll. Insbesondere stellt sich die Frage, ob das fundamentum divisionis durch objektive, den verschiedenen Branchen innewohnende Umstände gebildet wird oder ob es vielmehr vom Standpunkt des Beobachters abhängt;(...)“ (Sraffa 1998[1925]: 324)(4). Kurz I 76 Kurz: Ziel des Aufsatzes von 1925 ist es, die Spannung aufzuzeigen, die innerhalb des Marshallschen Theorierahmens zwischen einem Objekt, der wirtschaftlichen Realität und ihren strukturellen Eigenschaften, und dem Standpunkt eines Subjekts, des Ökonomen/Beobachters, besteht. Diese Spannung zwingt die Marshallschen Ökonomen dazu, einige weitere Annahmen, wie z. B. externe und interne Skalenökonomien, in ihren theoretischen Rahmen aufzunehmen. Dies hat zur Folge, dass der theoretische Bereich der Marshall'schen Theorie drastisch reduziert wird: „Die Tatsache, dass die 'externen Ökonomien', die einer Branche eigen sind und die die gewünschte Übereinstimmung zwischen wissenschaftlicher Abstraktion und Realität ermöglichen, selbst eine rein hypothetische und irreale Konstruktion sind, wird oft ignoriert.“ (Sraffa 1998 [1925]: 347)(4) Zu SraffaVsHayek siehe >Methode/Hayek. Kurz I 77 Ontologie/Methode/Sraffa/Kurz: Die „verschiedenen wirkenden Kräfte“ und das „aus ihrem Gegensatz resultierende Gleichgewicht“ bilden die vom Ökonomen untersuchte wirtschaftliche Realität. Die Willkür des Ökonomen liegt in der Wahl des Klassifikationsschemas, d.h. der Art und Weise, wie die ökonomischen Kräfte gruppiert werden können. Da verschiedene Schemata gewählt werden können, ist für Sraffa, zumindest in den 1920er Jahren, das Kriterium der Einfachheit, „die homogenste Art und Weise“, das den Ökonomen dazu verpflichtet, das Schema zu wählen, das am besten geeignet ist, den Einfluss jeder Kraft auf die Gleichgewichtslage hervorzuheben. Kurz I 78 Methode/SraffaVsMarshall, Alfred/Kurz: Der theoretische Bereich der Marshallschen Theorie erweist sich, einmal logisch konsistent rekonstruiert, als zu eng: „In solch engen Grenzen reduziert, kann der Angebotsplan mit variablen Kosten nicht den Anspruch erheben, ein allgemeines Konzept zu sein, das auf normale Industrien anwendbar ist; er kann sich nur in Bezug auf solche außergewöhnlichen Industrien als ein nützliches Instrument erweisen, die seine Bedingungen vernünftigerweise erfüllen können.“ (Sraffa 1926: 540)(5) Kurz: Nach Sraffa kann die Marshallsche Theorie nur durch den Rückgriff auf unrealistische Annahmen logische Konsistenz erlangen. >Alfred Marshall. 1. Signorino, R. (2000a) ‘The Italian debate on Marshallian (and Paretian) economics and the intellectual roots of Piero Sraffa’s “Sulle relazioni fra costo e quantita prodotta”: a note’, History of Economic Ideas 8: 143-57. 2. Signorino, R. (2000b) ‘Method and analysis in Piero Sraffa’s 1925 critique of Marshallian economics’, European Journal of the History of Economic Thought 7: 569-94, reprinted in H. D. Kurz and N. Salvadori (eds) The Legacy of Piero Sraffa, 2 Vols, 2003, Cheltenham and Northampton: Edward Elgar. 3. Signorino, R. (2001a) ‘Piero Sraffa on utility and the subjective method in the 1920s: a tentative appraisal of Sraffa’s unpublished manuscripts’, Cambridge Journal of Sraffa, P. (1960) Production of Commodities by Means of Commodities. Prelude to a Critique of Economic Theory, Cambridge: Cambridge University Press, Italian edition: Produzione di Merci a Mezzo di Merci. Premesse a una Critica della Teoria Economica, Torino: Einaudi. 4. Sraffa, P. (1998) ‘On the relations between cost and quantity produced’, in L. L. Pasinetti (ed.) Italian Economic Papers, Vol. III, Bologna: il Mulino and Oxford: Oxford University Press, pp. 323-63, reprinted in H. D. Kurz and N. Salvadori (eds) The Legacy of Piero Sraffa, 2 Vols, 2003, Cheltenham and Northampton: Edward Elgar, English translation of Sraffa (1925). 5. Sraffa, P. (1926) ‘The laws of returns under competitive conditions’, Economic Journal 36: 535–50, reprinted in H. D. Kurz and N. Salvadori (eds) The Legacy of Piero Sraffa, 2 Vols, 2003, Cheltenham and Northampton: Edward Elgar. Salvadori, Neri and Signorino, Rodolfo. 2015. „Piero Sraffa: economic reality, the economist and economic theory. An interpretation.“ In: Kurz, Heinz; Salvadori, Neri 2015. Revisiting Classical Economics: Studies in Long-Period Analysis (Routledge Studies in the History of Economics). London, UK: Routledge._____________ Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der ArgumenteDer Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente. |
Sraffa I Piero Sraffa Production of Commodities by Means of Commodities. Prelude to a Critique of Economic Theory (Cambridge: Cambridge University Press). Cambridge 1960 Kurz I Heinz D. Kurz Neri Salvadori Revisiting Classical Economics: Studies in Long-Period Analysis (Routledge Studies in the History of Economics). Routledge. London 2015 |