Lexikon der Argumente


Philosophische Themen und wissenschaftliche Debatten
 
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Der gesuchte Begriff oder Autor findet sich in folgenden 4 Kontroversen:
Begriff/
Autor/Ismus
Autor Vs Autor
Eintrag
Literatur
Evidenz Beweis Leibniz Vs Descartes, R. Leibniz I 35
"klar und deutlich"/clare et distincte"/LeibnizVsDescartes: unbefriedigend, weil ungenau bestimmt. Erkenntnis: entweder dunkel oder klar.
Def klar: entweder verworren oder deutlich
Def deutlich: entweder adäquat oder inadäquat
Def adäquat: entweder symbolisch oder intuitiv.
Def Vollkommene Erkenntnis: wenn sie zugleich adäquat und intuitiv ist.
Def dunkel: ist ein Begriff, der zum Wiedererkennen nicht ausreicht.
Def klar: ist ein Begriff, wenn er zum Wiedererkennen ausreicht.
Def verworren: wenn nicht genügend Kennzeichen gesondert aufgezählt werden können. (s) kann dennoch klar sein, s.o.).
Def deutlich: Bsp die Vorstellung, die Münzwardeine (Beamte) von Gold haben.
I 36
Def symbolisch: wenn wir nicht das ganze Wesen einer Sache zugleich sehen und uns an der Stelle der Dinge der Zeichen bedienen, dann ist die Erkenntnis symbolisch. Def intuitiv: ist Erkenntnis, wenn es dennoch möglich ist, die mehreren in den Gegenstand eingehenden Begriffe zugleich zu denken. ("eingesehen", indem es "sich von selbst her zeigt").
Pointe: das sind alles operationalistische Definitionen! Das ist sinnvoll, wenn Begriffe nicht weiter zerlegt werden können.
I 43
Erkenntnis/Denken/LeibnizVsDescartes: dieser braucht einen wahrhaftigen Gott (der kein Betrüger ist), damit die Selbstgewissheit nicht im inhaltsleeren "reinen Denken an sich" gefangen bleibt. Leibniz: statt dessen: Begründung durch Tatsachenwahrheiten, d.h. es geht um den ontologischen Status der Welt.
I 59
LeibnizVsDescartes: um nicht in einen irrationalen transzendentalen Idealismus zu verfallen, muss die Rationalität des Faktischen erwiesen werden. Insofern ist Leibniz definitiv kein Vorläufer von Kant!
Konstruktion/Welt/Erfahrung/Rationalität/Identität/Leibniz: die Konstruktion der Ontologie von Leibniz ist zweiphasig:
1. Deduzierbarkeit aller sinnvollen, d.h. wahren und erkenntnishaltigen Sätze wird dargetan, indem diese auf identische Sätze reduziert werden. (Deduktion/Reduktion). (Prädikative Evidenz).
2. Die Evidenz der Identität soll als eine solche der Welt selbst erwiesen werden. Die Identität als Grund der Welt soll selbst ihren Grund noch einmal finden in der Verfassung des Seins der Welt.

I 78
Gottesbeweis/LeibnizVsDescartes/Holz: das ist ähnlich wie Descartes’ Gottesbeweis, aber in modifizierter Form: es macht einen Unterschied, ob ich Gott als Urheber außerhalb, oder die Totalität des Ganzen (und damit innerhalb) annehme.
I 80
Einzelnes/Leibniz: bildet die Wirkungen des Zusammenhangs in sich ab und enthält so das Ganze Doppelter EinSchluss: des Einzelnen im Ganzen und des Ganzen im Einzelnen Problem: Zirkel Lösung/Descartes: Begründung durch Gott. LeibnizVsDescartes: das geht nicht, weil Metaphysik gerade auf einer lückenlosen Verknüpfung beruht.
Lösung/Leibniz: unhintergehbare Funktion der Sinneswahrnehmung.

I 99
Kraft/Passivität/Leibniz: zur Kraft gehört auch das Vermögen, den eigenen Zustand passiv den Veränderungen der anderen Substanzen anzupassen. (Erleiden). So ist die ursprüngliche Kraft zweigeteilt: in vis activa und vis passiva.
Die "Kraftpunkte" nennt Leibniz auch "metaphysische Punkte".
I 100
Die ursprüngliche Kraft ist allseitig durch die einzelnen Substanzen, die sich nicht beliebig entfalten können, gehemmt. So sind die abgeleiteten Kräfte nur Modifikationen der ursprünglichen Kraft. Kraft/LeibnizVsDescartes: bloße Ausdehnung reicht nicht aus! Daher muss man die Kraft hinzunehmen.
I 101
Die bloß ausgedehnte Masse trägt in sich kein Prinzip der qualitativen Unterscheidung, da Ausdehnung rein quantitativ ist. Nur so kann es zu Bewegung und Veränderung kommen. Die Natur muss aus ihrem eigenen Begriff erklärt werden!
I 102
Materie/LeibnizVsDescartes: Undurchdringlichkeit genügt nicht! Descartes hat die Körper als unbeweglich begriffen. Substantielles Sein bedarf eines Trägers.

Lei II
G. W. Leibniz
Philosophical Texts (Oxford Philosophical Texts) Oxford 1998
Evidenz Beweis Simons Vs Leibniz, G.W. Chisholm II 186
SimonsVsLeibniz: Wir haben nicht die Spur von Evidenz für seine Monaden. ---
Simons I 319
Substanz/Simons: Wir wissen immer noch nicht, was Substanzen sind. Descartes’ große rationalistische Nachfolger unterschieden sich darin so weit wie nur möglich: Substanz/Spinoza: Es gibt nur eine Substanz, die alles umfasst.
Substanz/Leibniz: Es gibt unendlich viele Substanzen, jede ist perfekt atomistisch (Monaden).
Lösung/Simons: Eigentlich unterschieden die beiden schon im Begriff der Abhängigkeit.
Abhängigkeit/Spinoza: Spinoza nimmt eine starke, starre Abhängigkeit (Schreibweise/Notation hier: "7") an.
Abhängigkeit/Leibniz: Leibniz nimmt hingegen eine schwache starre Abhängigkeit ("7") an.
Das hat heftige Konsequenzen.
Monaden/Beweis/Leibniz: (Monadologie §2): Es muss einfache Substanzen geben, weil es Zusammengesetztes (Massen) gibt. Eine Masse ist nichts anderes als ein Aggregat von Einfachen.
Simons: Problem: Ist die Masse dann ein Individuum mit den Monaden als Teilen oder eine Klasse mit den Monaden als Elementen?
Wenn sie als Klasse aufgefasst werden, sind die Monaden wesentliche Elemente. Glücklicherweise müssen wir das nicht entscheiden, denn Leibniz akzeptiert mereologischen Essentialismus für Individuen.
Ganzes/Leibniz: Das Ganze hört auf zu existieren, wenn ein Teil verloren geht.
Schwache starre Abhängigkeit/Simons: Alles ist abhängig von seinen wesentlichen Teilen. Zusammen mit dem Essentialismus von Leibniz bedeutet das, dass jedes Ding von allen echten Teilen abhängig ist.
Teil/Leibniz/Terminologie/Simons: "Teil" bedeutet bei ihm immer "echter Teil".
Gegründetheit/Ontologie/Leibniz/Simons: Die 2. Annahme ist, dass alles, was von allem anderen abhängig ist, von etwas abhängig ist, das selbst unabhängig ist.
D.h. die Kette der Abhängigkeiten x 7 y 7 z...hat ein letztes (erstes?) Glied.
Monade/Leibniz/Simons: Damit können wir Leibniz’ Argument so rekonstruieren
(1) Es gibt Zusammengesetztes (d.h. Objekte mit echten Teilen).
(2) Jeder Teil ist wesentlich.
(3) Daher ist jedes Zusammengesetzte von seinen Teilen abhängig.
(4) Wenn jedes Objekt echte Teile hat, dann steht es am Beginn einer ungegründeten Kette von Teilen.
(5) Aber jede Kette von Abhängigkeiten ist gegründet.
(6) Daher: Wenn etwas ein Zusammengesetztes ist, hat es einfache Teile
(7) Daher gibt es Einfaches (Monaden, Atome).
SimonsVsLeibniz: 1. VsMereologischer Essentialismus:
2. VsGegründetheits-Prinzip: Warum sollten wir es glauben?
Atomismus: Atomismus finden wir bei Leibniz und in Wittgensteins Tractatus.
Kontinualismus: Kontinualismus finden wir bei Aristoteles’ Theorie der prima materia.

Simons I
P. Simons
Parts. A Study in Ontology Oxford New York 1987

Chisholm I
R. Chisholm
Die erste Person Frankfurt 1992

Chisholm II
Roderick Chisholm

In
Philosophische Aufsäze zu Ehren von Roderick M. Ch, Marian David/Leopold Stubenberg Amsterdam 1986

Chisholm III
Roderick M. Chisholm
Erkenntnistheorie Graz 2004
Evidenz Beweis Verschiedene Vs Superassertibilität Wright I 68/69
Def Superassertibilität/wright: eine Aussage ist superassertibel, wenn sie berechtigt ist, oder berechtigt werden kann, und wenn ihre Berechtigung sowohl die beliebig genaue Prüfung ihrer Abstammung als auch beliebig umfangreiche Ergänzungen und Verbesserungen der Information überleben würde. Wright: für unsere Zwecke reicht es aus, dass der Begriff "relativ klar" ist.
Superassertibilität/Gehalt: die Gegner der SuperA müssten den schlichten Gedanken widerlegen, dass der Gehalt der Behauptung, dass P weder den Anspruch umfasst, dass P gerechtfertigt ist, noch dass P geglaubt wird.
Den Gedanken nämlich, dass weder das Prinzip
die Proposition dass P gerechtfertigt ist dann und nur dann, wenn P,
noch das Prinzip
Es wird geglaubt dass P, dann und nur dann, wenn P ((s) Absurd)
a priori gilt.
Superassertibilität: ihre Vertreter müssen die Gültigkeit begründen von (ES)
(ES) Es ist superassertibel dass P, dann und nur dann, wenn P.
I 72
Negation: dieses Problem wird gelöst, wenn gilt: (DSS) "P" ist superassertibel dann und nur dann, wenn P.
Daraus folgt, wie wir gesehen haben, die Negationsäquivalenz:
"Es ist nicht der Fall, dass P" ist superassertibel dann und nur dann, wenn es nicht der Fall ist das "P" superassertibel ist.
Hier können wir zwischen Propositionen und Satz unterscheiden, wenn es um Negation geht.
Dann hängt die Gültigkeit von DS S von ES ab. ("Es ist superassertibel, dass P...)
Vs ES/VsSuperassertibilität: man könnte einwenden, dass ES nicht gültig sein kann, da es die Geltung bestimmter hochrangiger Evidenz für P mit der Geltung der Tatsache vermischt.
Bsp die Goldbachsche Vermutung kann unentdeckbar wahr sein und folglich nicht superassertibel sein.
Bsp eine superassertible Proposition (Gehirne im Tank) kann unentdeckbar falsch sein.
Da ES jederzeit Opfer von Gegenbeispielen sein kann, kann es nicht a priori wahr sein.
Daher hat Superassertibilität keinen Anspruch darauf, ein Wahrheitsprädikat (W-Prädikat) zu sein.
I 73
VsSuperassertibilität: die Kritiker behaupten, dass folgende Äquivalenz nicht aufgestellt werden könne: (wegen Gegenbeispielen): (F) Es ist wahr, dass es ∏ ist, dass P dann und nur dann, wenn es wahr ist, dass P
(F) Enthält jedoch zwei Vorkommen eines Wahrheitsprädikats, das als unterschieden von der Super A verstanden werden muss. ((s) "∏" soll durch "superassertibel" ersetzt werden können, garantiert aber dann angeblich keine Äquivalenz)."∏" ist neutraler als "wahr", was wahr oder assertibel heißen kann.
Bsp Es ist möglich, dass die Goldbachsche Vermutung wahr ist, ohne dass es wahr ist, dass sie superassertibel ist (Beweisbar), es aber gewiss nicht evident ist, dass die Vermutung superassertibel sein könnte, ohne dass es superassertibel wäre, dass dies der Fall ist.
Pluralismus: wenn es, wie der Minimalismus meint, einen Pluralismus von Wahrheitsprädikaten geben kann, dann ist zu erwarten, dass die Illusion des Scheiterns erzeugt werden kann, wenn jedes Vorkommen von "wahr" unterschiedlich interpretiert wird.
Es ist so, als ob jemand Beweisen wollte, dass physikalische Notwendigkeit sich nicht als echter Begriff von Notwendigkeit qualifizieren kann, weil der Begriff dem folgenden Prinzip nicht genügt: (Sonderzeichen)
Notwendig (AB) |= Notwendig(A) Notwendig (B) ((s) rechte Seite schwächer).
I 74
und daraufhin versuchen würde, seine These dadurch zu stützen, dass er das letzte Vorkommen von "Notwendig" im Sinne von logischer Notwendigkeit interpretiert. ((s) Es gibt keine "logische Notwendigkeit" von irgendeinem Gegenstand "B"! Wenn wir wissen wollen, ob es Gegenbeispiele für (Es) gibt, ist die richtige Frage nicht, ob F erfüllt wird, sondern ob sie erfüllt, was sich ergibt, wenn die beiden tendenziösen Vorkommnisse von "wahr" durch solche von "∏" ersetzt werden.
(G) Es ist ∏ dass es ∏ ist, dass P, dann und nur dann, wenn es ∏ ist, dass P. (Wright pro).
G: Wahrheit ohne Einschränkung durch Evidenz.
F: Superassertibilität.
Also, ob es faktisch immer dann, wenn es superassertibel ist, dass P auch superassertibel ist, dass dies der Fall ist und umgekehrt.
Problem: wenn irgendein echtes Wahrheitsprädikat das Äquivalenzschema a priori erfüllen kann, müssen seine zwei möglichen Formen (wahr und assertibel, behauptbar) a priori koextensiv sein.
Kein Prädikat F kann also offensichtlich wie ein W-Prädikat fungieren, wenn es neben einem anderen Prädikat G fungieren muss, von dem bereits vorausgesetzt wird, dass es sowohl das Äquivalenzschema erfüllt, als auch extensional potentiell von F divergiert. (Bsp Goldbachsche Vermutung).
(Da nicht a priori gelten kann, dass (P dann und nur dann von P F ist) wenn a priori gilt, dass P dann und nur dann, wenn P G ist, aber nicht a priori gilt, dass (P ist G dann und nur dann, wenn P F ist). (s) Also Koextension braucht Äquivalenz (Übereinstimmung in beiden Richtungen), und nicht nur Übereinstimmung in einer Richtung.
Damit wird der ursprüngliche Einwand geschwächt. Er gilt nur noch in folgendem Umfang: wenn gezeigt wird, dass ein Diskurs von einem nicht durch Evidenz eingeschränkten Wahrheitsbegriff G beherrscht wird, so wird eben damit gezeigt, dass Superassertibilität - F - für diesen Diskurs kein Wahrheitsprädikat ist. (Denn trivialerweise gilt, dass dann, wenn P superassertibel ist, Evidenz für P vorhanden sein muss.)
Aber das rechtfertigt keine globale Schlussfolgerung.
I 75
Übersimplifizierung: (Gs) Es ist superassertibel, dass es superassertibel ist, dass P, dann und nur dann, wenn es superassertibel ist, dass P.
Richtig: angesichts des Äquivalenzschemas (s.o.) sind nur die Fälle Gegenbeispiele für (Es), in denen auch (Fs) versagt:
(Fs) Es ist wahr, dass es superassertibel ist, dass P dann und nur dann, wenn es wahr ist, dass P.
Wenn also (Gs) gilt, wissen wir, dass es keine Gegenbeispiele zu (Es) gibt und folglich (Es) gilt. Aber nur vorausgesetzt, dass es keine konkurrierenden Wahrheitsprädikate neben der Superassertibilität gibt!
I 76
Frage: ist also (Gs) uneingeschränkt gültig? Es müsste gezeigt werden, dass das Vorliegen einer Berechtigung für P bedeutet, dass auch eine Berechtigung für die Behauptung vorliegt, dass P superassertibel (in der Zukunft zeigbar) ist. Bsp Angenommen, der Besitz einer Berechtigung für A bedeutet auch, eine Berechtigung für B zu besitzen, und umgekehrt, aber dass für eine reductio A superassertibel ist, B dagegen nicht!
Dann berechtigt ein totaler Informationsstand I zu A und auch alle seine Verbesserungen I’ und hypothetisch auch zu B.
Aber: da B nicht superassertibel ist, muss es irgend eine Verbesserung von I geben, die A, aber nicht B stützt.
Damit zeigt sich, dass (i) der Zusammenfall der Assertibilitätsbedingungen hinreichend ist damit (ii) beide Aussagen eines Paars superassertibel sind, wenn dies für jede von beiden gilt.
I 77
Superassertibilität: es ist weniger klar, dass der Besitz einer Berechtigung für die Behauptung auch den Besitz der Berechtigung bedeutet, die Aussage als superassertibel anzusehen. Frage: Kann die Berechtigung P zu behaupten, koexistieren mit dem Fehlen der Berechtigung, P als superassertibel anzusehen? ((s) Kann etwas assertibel sein ohne superassertibel zu sein?)
Behauptbarkeit/Strawson: die assertibilitätskonditionale Auffassung bietet "keine Erklärung für das, was ein Sprecher tatsächlich macht, wenn er den Satz äußert".





WrightCr I
Crispin Wright
Wahrheit und Objektivität Frankfurt 2001

WrightCr II
Crispin Wright
"Language-Mastery and Sorites Paradox"
In
Truth and Meaning, G. Evans/J. McDowell Oxford 1976

WrightGH I
Georg Henrik von Wright
Erklären und Verstehen Hamburg 2008
Evidenz Beweis Wright Vs Theoriebeladenheit I 204
Modischer Gedanke/Realismus/Theorie/Wissenschaft/WrightVs: jede Beobachtung ist "theoriegeladen". Wahrnehmung/Theorie: 1. Beobachten ist gleich Wahrnehmen, und Wahrnehmung ist von bloßer Sinnesempfindung zu unterscheiden., weil sie begrifflich geprägt ist. (McDowell pro).
Das gibt nun eine gute Grundlage für die Auffassung, dass die begriffliche Ausstattung der Subjekte unterschiedlich ist.
I 205
2. Jede vorphilosophische Äußerung über die materielle Welt greift in unendlich vielen Hinsichten über die Erfahrung hinaus. 3. Die Erfassung von Begriffen besteht nicht bloß im Klassifizieren. Sie beinhalten den Besitz von Überzeugungen. (z.B. dass Dinge überhaupt eine Spezies bilden).
WrightVs: das ist sicher alles in Ordnung. Der Zweck der Idee der Theoretizität der Beobachtung sollte aber nicht sein, den Gegensatz zwischen Daten und Theorie in Frage zu stellen.
I 206
Begriffe/Wright: a) Überzeugungen sollten nicht a priori für die Begriffe vorausgesetzt werden. Das ist nicht zweckdienlich. Begriffe sind ständig in Gefahr, durch Erfahrungen widerlegt zu werden. b) Der alltägliche Erfahrungsgehalt ist kein prinzipielles Hindernis für prätheoretische Daten. Es kann immer geschehen, dass man einem Erfahrungsmuster gegen seine Hintergrundüberzeugungen zustimmt, auch wenn dieses später wieder aufgehoben werden kann.
Theoretizität der Beobachtung/Theorie/Wright:
4. Die Art Theoriebeladenheit, die es braucht, um die Unterscheidung Daten/Theorie in Schwierigkeiten zu bringen ist vielmehr (s.o.):
Es muss gezeigt werden, dass die Bedingungen für berechtigte Behauptung (Behauptbarkeit, Assertibilität) notwendig eine Funktion nicht allein des Gehalts des Berichts und der Qualität der Inputerfahrungen ist, sondern auch eine Funktion kollateraler empirischer Überzeugungen.
I 207
WrightVsTheoretizität der Beobachtung/VsTheoriebeladenheit/Theoriebeladenheit/Wright: wenn alle Beobachtung theoriegeladen ist, gibt es keine Aussagen, denen irgendein Subjekt verpflichtet ist, zuzustimmen. (Also keine "synthetischen" Aussagen im Sinne von Two Dogmas, Schlussabschnitt). Wright: die berechtigte Behauptbarkeit ist vielmehr eine vierstellige Relation zwischen:
Aussage - Subjekt - Erfahrungsverlauf - Hintergrundannahmen.
I 208
Theorie/Beobachtung: Bsp A und B sind uneinig über den Statur einer Theorie Ho auf Grundlage der Beobachtung Oo. B bewertet die gleichen Beobachtungen im Rahmen einer Theorie H1.
A stimmt zu, dass dann, wenn H1 akzeptiert wird, seine Erfahrung nicht genügend Gründe liefert, um Oo zu akzeptieren.
Dann geht es nicht um Vagheit, sondern um Status. Diese Statusfrage setzt sich nun fort, wenn es statt um Ho um H1 geht: B akzeptiert H1 aufgrund O1, aber A vertritt über O1 eine Theorie H2...(I 209+).
I 209
Der andere stimmt jeweils zu, dass, im Falle der Geltung der anderen Theorie die Reaktion des anderen angemessen ist. Divergenz in jedem Punkt, aber Übereinstimmung über die bedingte Akzeptabilität.
I 210
Wir legen fest, dass die jeweiligen Beobachtungsberichte in Bezug auf Erfahrungen und jeweilige Hintergrundtheorie korrekt sind. Wenn also jeder mit fehlerhaften Daten arbeitet, führt das dazu, dass er seine Berichte im Rahmen einer falschen Hintergrundtheorie gestaltet.
Wenn er mit materiell unvollständigen Daten arbeitet, führt es notwendig dazu, dass er mit einer wahren Hintergrundtheorie arbeitet, der er jedoch nicht zustimmt!
Problem: kann hier als a priori gesichert gelten, dass es nichtsdestoweniger kognitive Defizienzen hinsichtlich der theoretischen Hintergrundverpflichtungen gibt? (Kann nur heißen, dass einer eine falsche Theorie akzeptiert).
Evidenz: Ob eine Theorie irrig oder einwandfrei ist, muss nun aber (s.o.) zumindest im Prinzip erkennbar sein!
Eine solche Bestätigung könnte aber letztlich nur mit unabhängig glaubwürdigen Daten erbracht werden. (VsTheoriebeladenheit der Beobachtung.).
I 211
Das Bsp lässt jedoch die Möglichkeit erkennen, dass das unentscheidbar bleibt. Vs: das Verhältnis zwischen Erfahrung und Beobachtungsberichten können wir plausibel als das einer "positiven Mutmassung" bezeichnen. D.h. es ist nicht, als ob Erfahrung nur im Kontext angemessener empirischer Hintergrundüberzeugungen die Tendenz zeigt, einen Bericht zu bestätigen oder zu widerlegen, es gibt vielmehr eine

Def Default Beziehung der Bestätigung zwischen Erfahrungen und Aussagen.(Default: Nichterscheinen vor Gericht, Abwesenheit).
Bsp "Jener Stern ist von gelblicher Farbe" ist eine Default Rechtfertigung, insofern sie die Farbe betrifft. Eine passende Rechtfertigung durch Erfahrung ist im Kontext passender Hintergrundüberzeugungen aufhebbar, ansonsten aber mutmaßlich gültig.
((s) Solange nichts anderes "erscheint").
Frage: kann man damit nun doch kognitive Defizienz annehmen?
Ein Theoretiker, der O n 1 akzeptiert, kann diese entweder aufgrund seiner Unkenntnis dieser Unterstützung für Hn tun, oder vorurteilsvoll die Beweiskraft bestreiten.
Wenn es nun keine sonstige Unterstützung für Hn gibt, bleibt die Annahme von Hn durch den ersten Theoretiker ungerechtfertigt, und die Bestreitung im Recht.
I 212
VsVs: das lässt unberücksichtigt, dass der Regress von Theorien sich rückwärts verschränken kann. Daher kann man nicht behaupten, dass beide Theoretiker die Schuld haben, entweder ungestützte Theorien zu vertreten oder kognitiv defizient zu sein. Problem:
Evidenz/Theorie/Beobachtung: wenn die Wahrheit durch Evidenz eingeschränkt wird und alle Beobachtung theoriebeladen ist, dann können Meinungsunterschiede nicht mit Sicherheit auf kognitive Defizienzen zurückgeführt werden.

WrightCr I
Crispin Wright
Wahrheit und Objektivität Frankfurt 2001

WrightCr II
Crispin Wright
"Language-Mastery and Sorites Paradox"
In
Truth and Meaning, G. Evans/J. McDowell Oxford 1976

WrightGH I
Georg Henrik von Wright
Erklären und Verstehen Hamburg 2008