Lexikon der Argumente


Philosophische Themen und wissenschaftliche Debatten
 
[englisch]

Screenshot Tabelle Begriffes

 

Finden Sie Gegenargumente, in dem Sie NameVs…. oder….VsName eingeben.

Erweiterte Suche:
Suchbegriff 1: Autor oder Begriff Suchbegriff 2:Autor oder Begriff

zusammen mit




Der gesuchte Begriff oder Autor findet sich in folgenden 6 Kontroversen:
Begriff/
Autor/Ismus
Autor Vs Autor
Eintrag
Literatur
Kette Leibniz Simons Vs Chisholm, R.M. Chisholm II 166
SimonsVsChisholm/SimonsVsBrentano: These: Chisholm hat von Brentano einen mereologischen Essentialismus geerbt, mit dem ich nicht übereinstimme. Ich werde aber diese Ideen benutzen, um eine leicht abweichende Interpretation von Wittgensteins Tractatus zu geben. Wittgenstein selbst war nicht so klar in Bezug auf Tatsachen wie es scheint. Selbstkritik: Es gibt ein Durcheinander von Tatsachen und Komplexen.
Zwischen dem späteren Wittgenstein und Brentano liegen Welten, aber es gibt Berührungen zwischen Brentano und dem Tractatus.
---
Simons I 1
Extensionale Mereologie/Simons: Extensionale Mereologie ist die klassische Theorie. Schreibweise: CEM.
Individuenkalkül/Leonard/Goodman: (40er Jahre): Das "Individuenkalkül" ist ein anderer Name für die CEM. Das soll zum Ausdruck bringen, dass die Gegenstände der Teil-Ganzes-Relation zum niedrigsten logischen Typ gehören (und alles Individuen sind - sowohl ein Ganzes als auch ein Teil sind Individuen).
VsCEM:
1. CEM Behauptet die Existenz von Summen als Individuen, für deren Existenz wir außerhalb der Theorie keinerlei Hinweise haben. 2. Die ganze Theorie ist für die meisten Dinge in unserem Leben gar nicht anwendbar.
3. Die Logik der CEM hat nicht die Ressourcen, mit temporalen und modalen Begriffen umzugehen: Bsp zeitlicher Teil, wesentlicher Teil usw.
Simons: Das sind alles externe Kritiken, es gibt aber eine interne Kritik, welche aus der
extensionalen Mereologie erwächst. These: Objekte mit denselben Teilen sind identisch (analog zur Mengenlehre).
Problem:
1. Flux: Bsp Menschen haben verschiedene Teile zu verschiedenen Zeiten.
I 2
2. Modalität/extensionale Mereologie: Problem: Bsp Ein Mensch könnte andere Teile haben, als er aktual hat und dennoch derselbe Mensch sein. (s) Die Extensionalität würde dann zusammen mit der Leibniz‘schen Identität verlangen, dass alle Teile wesentlich sind. Das führt zum mereologischen Essentialismus.
Chisholm/Mereologischer Essentialismus/Simons: Chisholm vertritt den mereologischen Essentialismus: These: Kein Objekt kann andere Teile haben, als es aktual hat.
Vs: Problem: Es ist problematisch zu erklären, wieso normale Gegenstände nicht modal starr (alle Teile wesentlich) sind.
Lösung/Chisholm: These: (erscheinende) Dinge (Engl. "appearances", alltägliche Dinge) sind logische Konstruktionen aus Objekten, für die der mereologische Essentialismus gilt.
Flux/Mereologie/Simons: Problem/(s): Sich verändernde Objekte dürfen nach der CEM nicht als mit sich identisch angesehen werden.
1.
Lösung/Chisholm: These: Die tatsächlichen Objekte sind mereologisch konstant und die Erscheinungen wieder logische Konstruktionen aus unveränderlichen Objekten. SimonsVsChisholm: Der Preis ist zu hoch.
2.
Verbreitete Lösung: Eine Lösung besteht in der Ersetzung der normalen Dinge (continuants) durch Prozesse, die ihrerseits zeitliche Teile haben.
SimonsVs: Damit kann die Extensionalität nicht aufrechterhalten werden. Solche vierdimensionalen Objekte scheitern am modalen Argument.
CEM/Ereignis/Simons: Im Fall von Ereignissen ist die extensionale Mereologie angebracht. Auch bei:
Klassen/Massen/Simons: Das sind nicht-singuläre Objekte, für die die Extensionalität gilt.
Teil/Simons: Ein Teil ist mehrdeutig, je nachdem ob im Zusammenhang mit Individuen, Klassen oder Massen gebraucht.
Extensionalität/Mereologie/Simons: Wenn Extensionalität zurückgewiesen wird, haben wir es mit continuants zu tun.
I 3
Continuants/Simons: Continuants können im Flux sein. Extensionalität/Simons: Wenn wir Extensionalität zurückweisen, kann mehr als ein Objekt exakt dieselben Teile haben und daher auch mehrere verschiedene Objekte zur selben Zeit am selben Ort sein.
I 175
Zeitlicher Teil/continuants/Mereologie/SimonsVsAlle/SimonsVsChisholm: These: Auch continuants können zeitliche Teile haben! D.h. sie sind nicht mereologisch konstant, sondern mereologisch variabel. Continuants/Simons: These: Continuants müssen auch nicht ununterbrochen existieren. Das liefert uns eine überraschende Lösung für das Problem des Schiffs des Theseus.
I 187
SimonsVsChisholm: Wenn Chisholm Recht hat, sind die meisten alltäglichen Dinge, einschließlich unseres Organismus, nur logische Konstruktionen.
I 188
Strikte Verbindung/Getrenntheit/SimonsVsChisholm: Das Kriterium für strikte Verbindung ist unglücklicherweise so, dass es impliziert, dass wenn x und y strikt verbunden sind, aber nicht in Kontakt stehen, sie dadurch getrennt werden können, dass ein drittes Objekt zwischen ihnen vorbeigeht, was nicht per se ein Wandel ist, auch nicht in ihren direkten Relationen zu einander. Problem: Wenn dieses Vorbeigehen nur sehr kurz ist, ist die Frage, ob die getrennte Summe der beiden, die durch das dritte Objekt ausgelöscht wurde, dieselbe ist, die wieder in die Existenz tritt, wenn das dritte Objekt verschwunden ist. Wenn es dieselbe ist, haben wir eine unterbrochen existierende Summe.
Chisholm: Er selbst stellt sich diese Frage an dem Bsp: eine Burg aus Spielzeugsteinen wird abgerissen und aus denselben Steinen wieder aufgebaut.
I 189
Chisholm: These: Es ist ein Grund, mit der normalen Ontologie unzufrieden zu sein, weil sie gerade solche Beispiele ermöglich. SimonsVsChisholm: Aber Chisholms eigene Begriffe haben uns gerade das vorige Beispiel ermöglicht.
Topologie/Simons: Dennoch gibt es keinen Zweifel, dass es sinnvoll ist, topologische Begriffe wie Berühren oder im Innern von etwas sein, zur Mereologie hinzuzufügen.
I 192
Def Sukzession/Chisholm:
1.
x ist ein direkter a-Nachfolger von y zu t’ = Def (i) t beginnt nicht vor t’
(ii) x ist ein a zu t und y ist ein y zu t’
(iii) es gibt ein z sodass z ein Teil von x zu t ist und ein Teil von y zu t’ und in jedem Moment zwischen t’ und t einschließlich, ist z selbst ein a.
Simons: Dabei wird es im Allgemeinen mehrere solche Teile geben. Wir wählen immer den größten.
w: w sei dabei der gemeinsame Teil, Bsp bei der Veränderung eines Tisches.
SimonsVsChisholm: Problem: w ist nicht immer ein Tisch!
ChisholmVsVs: Chisholm behauptet, dass w sehr wohl ein Tisch sei: Wenn wir einen kleinen Teil des Tischs wegschneiden bleibt immer noch ein Tisch über.
Problem: Aber wenn das Ding, das übrigbleibt, ein Tisch ist, weil es schon vorher dort war, dann war es ein Tisch, der ein echter Teil eines Tisches war!
I 193
SimonsVsChisholm: Das Argument ist nicht gültig! Bsp Shakespeare, Heinrich IV., Akt IV Szene V: Prinz Hal überlegt: Wenn der König stirbt, werden wir immer noch einen König haben, (nämlich mich selbst, den Erben). Aber wenn diese Person ein König ist, dann, weil er früher schon da war, dann war er ein König, der der älteste Sohn eines Königs war ((s) Widerspruch, weil dann zwei Könige gleichzeitig hätten da sein müssen).
Simons: Dieser Punkt ist nicht neu und wurde schon von Wiggins und Quine (nicht VsChisholm) hervorgehoben.
I 194
Veränderung/Wandel/Teil/Sukzession/SimonsVsChisholm: Es scheint, dass sie aber nicht kompatibel sind mit dem einfachen Fall, wo a gleichzeitig Teile gewinnt und verliert. Bsp Dann sollte a+b ein A-Vorgänger von a+c und a+c ein A-Nachfolger von a+b sein. Aber das wird durch die Definitionen nicht erlaubt, außer wenn wir wissen, dass a die ganze Zeit ein A ist, sodass es a+b und a+c in einer Kette verbindet. Aber das wird meist nicht der Fall sein.
Und wenn es nicht der Fall ist, wird a überhaupt nie ein A sein!
SimonsVsChisholm: Chisholms Definitionen funktionieren also nur, wenn er ein falsches Prinzip annimmt!
Sukzession/entia sukzessiva/SimonsVsChisholm: Problem: Dass jedes der Dinge die “einstehen” sollen (für ein konstantes ens per se, um den Wandel zu erklären) selbst ein a im ursprünglichen Sinn sein soll (Bsp Tisch, Katze usw.) ist kontraintuitiv.
Lösung/Simons: Das "ist" ist hier ein "ist" der Prädikation und nicht der Konstitution (>Wiggins 1980, 30ff).
Mereologische Konstanz/Simons: These: Die meisten Dinge, von den wir Sachen prädizieren wie Bsp "ist ein Mensch" oder "ist ein Tisch" sind mereologisch konstant. Der Rest ist einfach lockere Redeweise und ein Spielen mit Identität.
Bsp Wenn wir sagen, dass der Mann vor uns im letzten Jahr eine Menge Haare verloren hat, gebrauchen wir "Mann" sehr locker.
Chisholm: Wir sollten strenggenommen sagen, dass der Mann, der heute für (stehen für) denselben sukzessiven Mann einsteht, weniger Haare hat als der Mann, der letztes Jahr für ihn einstand.
SimonsVsChisholm/WigginsVsChisholm: Damit ist er gefährlich nahe am Vierdimensionalismus. Und zwar besonders wegen folgender These:
I 195
Einstehen für/stehen für/entia sukzessiva/Chisholm: These: Das ist keine Relation eines Aggregats zu seinen Teilen. Sortalbegriff/Simons: Die Frage ist, ob Sortalbegriffe, die an die Bedingungen geknüpft sind, die festlegen, was zu einer Zeit oder über die Zeit als ein Ding oder als mehrere Dinge einer Art zählen soll, eher auf mereologisch konstante Objekte (Chisholm) oder auf variable Objekte (Simons, Wiggins) anwendbar sind.
SimonsVsChisholm: Seine These hat zur Folge dass die meisten Menschen meist ihre meisten Begriffe falsch gebrauchen, wenn das dann nicht überhaupt immer der Fall ist.
I 208
Person/Körper/unterbrochene Existenz/Identität/Mereologie/Chisholm/Simons: Unsere Theorie ist am Ende gar nicht so verschieden von der von Chisholm, außer dass wir nicht Materie-Konstanz als „streng und philosophisch“ annehmen und diese einem alltagssprachlichen Gebrauch von Konstanz gegenüberstellen. SimonsVsChisholm: Vorteil: Wir können zeigen, wie der aktuale Gebrauch von „Schiff“ mit versteckten Tendenzen zusammenhängt, ihn im Sinne von „materie-konstantes Schiff“ zu gebrauchen.
Schiff des Theseus/SimonsVsChisholm: Wir sind nicht zu mereologischem Essentialismus verpflichtet.
Ein materie-konstantes Schiff ist letztlich ein Schiff! D.h. es ist gebrauchsfähig!
Unterbrochene Existenz/Substrat/Simons: Es muss ein Substrat geben, das die Identifikation über die Lücke hinweg erlaubt.
I 274
SimonsVsChisholm: Nach Chisholms Prinzip gibt es gar kein echtes Objekt, das ein Tisch ist, denn dieser kann ständig seine Mikrostruktur ändern ((s) Atome gewinnen oder verlieren). Chisholm/Simons: Damit ist Chisholm aber nicht der geringste Widerspruch nachgewiesen.

Simons I
P. Simons
Parts. A Study in Ontology Oxford New York 1987

Chisholm I
R. Chisholm
Die erste Person Frankfurt 1992

Chisholm II
Roderick Chisholm

In
Philosophische Aufsäze zu Ehren von Roderick M. Ch, Marian David/Leopold Stubenberg Amsterdam 1986

Chisholm III
Roderick M. Chisholm
Erkenntnistheorie Graz 2004
Kette Leibniz Frege Vs Leibniz, G.W. I 31
Zahlen/LeibnizVsKant: hat denn auch die Beweisbarkeit der Zahlformeln behauptet. "Es ist keine unmittelbare Wahrheit, daß 2 und 2 4 sind. Vorausgesetzt, daß 4 bezeichnet 3 und 1. Man kann sie beweisen, und zwar so:
Definitionen: 1. 2 ist 1 und 1,
2. 3 ist 2 und 1
3. 4 ist 3 und 1.
Axiom: Wenn man gleiches an die Stelle setzt, bleibt die Gleichung bestehen.
I 44
Beweis: 2 + 2 = 2 + 1 + 1 = 3 + 1 = 4. Also: nach Axiom: 2 + 2 = 4.
FregeVsLeibniz: hier ist eine Lücke, die durch Weglassen der Klammern verdeckt ist. Es müßte genauer heißen: jeweils (1 + 1), (2 + 1) usw.
Dann sieht man, daß der Satz 2 + (1 + 1) = (2 + 1) + 1 fehlt.
(siehe LeibnizVsKant, FregeVsKant)
FregeVsLeibniz: dieser neigt fälschlich dazu, alle Wahrheiten als beweisbar anzusehen.

Leibniz I 38f
Definition/Leibniz: immer Form des identischen Satzes A = B das Prädikat ist mit dem Subjekt identisch. (FregeVsLeibniz) Substituierbarkeit/Leibniz: "Einsichtigmachen durch die Folgen".
Gegensatz: Beweisen durch Vernunft.
I 46
"Kette von Definitionen": Zurückführen von komplexen auf einfachere Begriffe.
I 48
"Kette der Beweise": Problem: wo ist der Anfang?

F I
G. Frege
Die Grundlagen der Arithmetik Stuttgart 1987

F II
G. Frege
Funktion, Begriff, Bedeutung Göttingen 1994

F IV
G. Frege
Logische Untersuchungen Göttingen 1993

Lei II
G. W. Leibniz
Philosophical Texts (Oxford Philosophical Texts) Oxford 1998
Kette Leibniz Simons Vs Leibniz, G.W. Chisholm II 186
SimonsVsLeibniz: Wir haben nicht die Spur von Evidenz für seine Monaden. ---
Simons I 319
Substanz/Simons: Wir wissen immer noch nicht, was Substanzen sind. Descartes’ große rationalistische Nachfolger unterschieden sich darin so weit wie nur möglich: Substanz/Spinoza: Es gibt nur eine Substanz, die alles umfasst.
Substanz/Leibniz: Es gibt unendlich viele Substanzen, jede ist perfekt atomistisch (Monaden).
Lösung/Simons: Eigentlich unterschieden die beiden schon im Begriff der Abhängigkeit.
Abhängigkeit/Spinoza: Spinoza nimmt eine starke, starre Abhängigkeit (Schreibweise/Notation hier: "7") an.
Abhängigkeit/Leibniz: Leibniz nimmt hingegen eine schwache starre Abhängigkeit ("7") an.
Das hat heftige Konsequenzen.
Monaden/Beweis/Leibniz: (Monadologie §2): Es muss einfache Substanzen geben, weil es Zusammengesetztes (Massen) gibt. Eine Masse ist nichts anderes als ein Aggregat von Einfachen.
Simons: Problem: Ist die Masse dann ein Individuum mit den Monaden als Teilen oder eine Klasse mit den Monaden als Elementen?
Wenn sie als Klasse aufgefasst werden, sind die Monaden wesentliche Elemente. Glücklicherweise müssen wir das nicht entscheiden, denn Leibniz akzeptiert mereologischen Essentialismus für Individuen.
Ganzes/Leibniz: Das Ganze hört auf zu existieren, wenn ein Teil verloren geht.
Schwache starre Abhängigkeit/Simons: Alles ist abhängig von seinen wesentlichen Teilen. Zusammen mit dem Essentialismus von Leibniz bedeutet das, dass jedes Ding von allen echten Teilen abhängig ist.
Teil/Leibniz/Terminologie/Simons: "Teil" bedeutet bei ihm immer "echter Teil".
Gegründetheit/Ontologie/Leibniz/Simons: Die 2. Annahme ist, dass alles, was von allem anderen abhängig ist, von etwas abhängig ist, das selbst unabhängig ist.
D.h. die Kette der Abhängigkeiten x 7 y 7 z...hat ein letztes (erstes?) Glied.
Monade/Leibniz/Simons: Damit können wir Leibniz’ Argument so rekonstruieren
(1) Es gibt Zusammengesetztes (d.h. Objekte mit echten Teilen).
(2) Jeder Teil ist wesentlich.
(3) Daher ist jedes Zusammengesetzte von seinen Teilen abhängig.
(4) Wenn jedes Objekt echte Teile hat, dann steht es am Beginn einer ungegründeten Kette von Teilen.
(5) Aber jede Kette von Abhängigkeiten ist gegründet.
(6) Daher: Wenn etwas ein Zusammengesetztes ist, hat es einfache Teile
(7) Daher gibt es Einfaches (Monaden, Atome).
SimonsVsLeibniz: 1. VsMereologischer Essentialismus:
2. VsGegründetheits-Prinzip: Warum sollten wir es glauben?
Atomismus: Atomismus finden wir bei Leibniz und in Wittgensteins Tractatus.
Kontinualismus: Kontinualismus finden wir bei Aristoteles’ Theorie der prima materia.

Simons I
P. Simons
Parts. A Study in Ontology Oxford New York 1987

Chisholm I
R. Chisholm
Die erste Person Frankfurt 1992

Chisholm II
Roderick Chisholm

In
Philosophische Aufsäze zu Ehren von Roderick M. Ch, Marian David/Leopold Stubenberg Amsterdam 1986

Chisholm III
Roderick M. Chisholm
Erkenntnistheorie Graz 2004
Kette Leibniz Thomas v. Aquin Vs Leibniz, G.W. Stegmüller IV 395
Ursache/Kette/Thomas v. AquinVsLeibniz/ThomasVsLeibniz: die Kette der Ursachen kann nicht endlos sein.

Aquin I
Thomas von Aquin
Über die Herrschaft des Fürsten Stuttgart 1971
Kette Leibniz Leibniz Vs Russell, B. Leibniz I 64f
Tatsachenwahrheiten/TW/Leibniz: sind kontingent - Vernunftwahrheiten: notwendig. HolzVsRussell: der Unterschied liegt in der Beweisführung sonst hätte Russell recht: Wahrheit/notwendig/kontingent/ Russell: es ist unsinnig, von einem wahren Satz zu sagen, dass er im Sinne eines anderen, apodiktisch wahren Satzes nicht wahr sei. ((s) d.h. dass eine Vernunftwahrheit einer Tatsachenwahrheit widerspräche).
Holz: für den Beweis einer TW müssen wir die davorliegende Kette der Verknüpfungen und (wegen der unendlichen Teilbarkeit der Körper) eine unendliche Anzahl von Sätzen.

Lei II
G. W. Leibniz
Philosophical Texts (Oxford Philosophical Texts) Oxford 1998
Kette Leibniz Mackie Vs Thomas v. Aquin Stegmüller IV 394
Gottesbeweis/Thomas von Aquin/Stegmüller: (drittes Argument) zwei Stufen: 1. " Was auch nicht sein kann, ist zu irgendeiner Zeit nicht!:
VsThomas: schon das ist zweifelhaft: wenn "vergängliche Dinge" gemeint sind, ist die Prämisse zwar sogar analytisch. Aber daraus folgt nicht, dass es zu irgendeiner Zeit nichts gegeben hätte. Die Vergänglichkeit kann sich erst in der Zukunft erweisen,
2. VsThomas: Die Existenz endlicher Gegenstände kann sich überlappen.
IV 395
VsVs: dieses Überlappen könnte man allerdings als einen einzigen Gegenstand auffassen! das legt aber wiederum den problematischen Gedanken einer zugrundeliegenden Trägersubstanz nahe.
3. VsThomas: bei Aquin implizit: "Was nicht existiert, kann nicht zu existieren anfangen, es sei denn durch etwas, das existiert".
Wenn nun die Abfolge einmal unterbrochen gewesen wäre, hätte sie durch nichts fortgesetzt werden können.
HumeVsThomas: wir können durchaus den Begriff einer unverursachten Ursache (unverursachten Existenzbeginns) bilden.
Sollte das, was wir uns vorstellen können, unmöglich sein, so müsste dies erst bewiesen werden! (>Frege: widersprüchliche Begriffe als Begriffe sind möglich: dann fällt eben kein Gegenstand unter diesen Begriff, > Rundes Quadrat/Frege).
Thomas v. Aquin/Stegmüller: nehmen wir nun trotzdem an, dass es mindestens ein notwendiges und unvergängliches Ding gibt.
Gottesbeweis/Unendlichkeit/Thomas von Aquin/Stegmüller: 2. zweite Stufe: Aquin gibt zu, dass die Unvergänglichkeit eines Dings durch ein anderes Ding verursacht sein könnte, es könnte durch das andere im Dasein erhalten bleiben.
Aber: man kann in der Reihe solcher Dinge nicht endlos zurückgehen.
IV 396
Denn in dieser Ordnung von Wirkursachen ist das Erste die Ursache des Mittleren und das Mittlere die Ursache des Letzten, ob nun viele Zwischenglieder vorhanden sind, oder nur eines! Mit der Ursache aber fällt auch die Wirkung. Gibt es also kein Erstes in dieser Ordnung, dann kann es auch kein Letztes oder Mittleres geben. Bei einer unendlichen Reihe gibt es daher keine Wirkung und keine Ursache.
MackieVsThomas: das ist nicht schlüssig: in einer endlichen Reihe ist zwar die mittlere (genauer: die erste der mittleren) durch die erste verursacht, aber das gilt natürlich nicht, wenn die Ordnung der Ursachen unendlich wäre. Hier ist jede Ursache durch eine vorangehende verursacht.
Fehler: wenn wir statt einer endlichen eine unendliche Ordnung betrachten, so schließt die Art und Weise, in der das erste Glied (erste Ursache) "wegfällt" nicht das "Wegfallen" der nachfolgenden Ursachen ein!
VsVs: Mackie räumt ein, dass man das zu einer wirklich schlüssigen Argumentation verbessern könnte: in einer Reihe wird angenommen, dass eine Relation des ’"Haltens" oder "Tragens" wie in einer Kette besteht.
Bsp wir wären sehr überrascht, wenn jemand behauptete, dass ein unendlich langer Eisenbahnzug ohne Lokomotive auskäme, weil eben der letzte Wagen vom vorletzten gezogen würde, dieser wiederum vom Vorgänger usw. ...
Bsp als ob eine unendlich lange Kette keinen Aufhänger benötigte, weil jedes Glied vom Nachbarglied gehalten würde.
IV 397
Aquin: sein Argument ist: wo eine Ordnung von Abhängigkeitsbeziehungen vorliegt, kann man nicht unendlich zurückgehen. Eine solche Ordnung kann daher weder unendlich noch zirkulär sein. (Das findet sich auch bei dem islamischen Philosophen Al Farabi). Mackie: verbesserte Version des Arguments von Aquin: ("notwendig " bedeutet hier dasselbe wie "unvergänglich"): Jedes notwendige Ding hängt entweder in seiner Unvergänglichkeit von etwas anderem ab oder es ist in sich notwendig.
Etwas, dessen Wesen nicht die Existenz einschließt, muss in seiner Existenz von etwas anderem abhängen.
Mackie: so erhalten wir tatsächlich ein Abhängigkeitsverhältnis, und dieses macht es erforderlich, das Zurückgehen in der Kette der Ursachen an eine Ende gelangen zu lassen. Außerdem ist dann sicher, dass nur eine Seiendes, dessen Wesen die Existenz einschließt, das Zurückgehen beenden kann.
MackieVsThomas: nun haben wir aber keinen Grund, die implizite Annahme von Aquin zu akzeptieren.
IV 398
Warum sollte es eine unvergängliche Urmaterie geben, deren Wesen zwar die Existenz einschließt,. die jedoch ihre Existenz von nichts anderem herleitet? Unterschied zu Leibniz: die Urmaterie wäre einfach eine nackte Tatsache, die keinen zureichenden Grund hätte.
Eine Anleihe bei Leibniz würde Aquins Beweis auch nicht retten.
Fazit:
MackieVsThomas/MackieVsLeibniz: wir verstehen zwar, dass alles, was eine zeitlich vorhergehende Ursache hat, von dieser (irgendwie) abhängt. Doch daraus folgt nicht, dass alles außer Gott etwas anderes benötigt, von dem es in dieser Weise abhängt (wie von einer Ursache).
IV 399
"Prinzip von Al Farabi": in einer Folge von Abhängigkeitsrelationen (das ist eine Ordnung) muss es ein Ende geben. MackieVsAl Farabi: warum sollte Gott die einzige Ausnahme bilden?
Damit würde man das populäre Argument mit genau dem Gedanken belasten, der seine philosophischen Entsprechungen zusammenbrechen ließ. Oder man nimmt Zuflucht zu einem bloßen Mysterium.

Macki I
J. L. Mackie
Ethics: Inventing Right and Wrong 1977