| Begriff/ Autor/Ismus |
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| Biopolitik | Foucault | Brocker I 833 Biopolitik/MuhleVsAgamben/Foucault: Während sich Agambens Verschränkung von Biopolitik und souveräner Macht als Paradigma der modernen Politik und als Entfaltung einer politischen Rationalität – der Rationalität der Ausnahme – versteht, trägt der Foucault’sche Begriff der Biopolitik (1) der Tatsache Rechnung, dass die Geschichte der politischen Macht immer von Diskontinuitäten und heterogenen Machtformen bestimmt ist. In diesem Sinne liefert eine differenzierende Untersuchung Untersuchung der biopolitischen Machtmechanismen, das heißt ihrer Funktionsweisen und ihrer Gegenstände, so wie Foucault sie vornimmt, ein im Vergleich zu den Analysen Agambens besseres Verständnis der zeitgenössischen Machtformen, an das sich dann eine politische Haltung anknüpfen kann. >Macht, >Herrschaft. 1. Vgl. Foucault, Sexualität und Wahrheit, Bd. 1: Der Wille zum Wissen, Frankfurt/M. 1977. Maria Muhle, „Giorgio Agamben, Homo sacer – Die souveräne Macht und das nackte Leben“, in: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018 |
Foucault I M. Foucault Die Ordnung der Dinge. Eine Archäologie der Humanwissenschaften Frankfurt/M. 1994 Foucault II Michel Foucault Archäologie des Wissens Frankfurt/M. 1981 Brocker I Manfred Brocker Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018 |
| Inhumanes | Agamben | Braidotti I 120 Das Inhumane/Agamben/Braidotti: Das Inhumane ist für Agamben(1), nicht anders als für Lyotard, der Effekt der Modernisierung, aber er hat auch von Hannah Arendt (1951)(2) gelernt, das Phänomen des Totalitarismus als die ultimative Leugnung der Menschlichkeit des Anderen zu betrachten. Arendt konstruierte jedoch eine starke Alternative zu diesen politischen Extremen, indem sie die Notwendigkeit von Menschenrechten für alle betonte, auch und gerade für die entmenschlichten „Anderen“. Arendt ist, in Seyla Benhabibs brillanter Formulierung, „eine widerstrebende Modernistin“ (1996)(3). >Hannah Arendt, >Giorgio Agamben. Agamben hingegen ist weniger innovativ und führt die philosophische Gewohnheit fort, die darin besteht, die Sterblichkeit oder Endlichkeit als transhistorischen Horizont für Diskussionen über das „Leben“ zu nehmen. Für ihn ist das „bloße Leben“ nicht die generative Vitalität, sondern die konstitutive Verletzlichkeit des menschlichen Subjekts, die die souveräne Macht töten kann; es ist das, was den Körper in den Händen der despotischen Kraft der unkontrollierten Macht zur Wegwerfware macht. Dies steht in Zusammenhang mit Heideggers Theorie des Seins, das seine Kraft aus der Vernichtung des tierischen Lebens bezieht. >Sein/Heidegger, >Körper, >Leben, >Tod. Die Endlichkeit wird als konstitutives Element im Rahmen der Subjektivität eingeführt, das auch eine affektive politische Ökonomie des Verlusts und der Melancholie im Herzen des Subjekts hervorbringt. Braidotti I 121 BraidottiVsAgamben: Mich beunruhigt diese Fixierung auf den Thanatos, die Nietzsche vor über einem Jahrhundert kritisiert hat und die in kritischen Debatten heute noch sehr präsent ist. Sie führt oft zu einer düsteren und pessimistischen Sicht nicht nur der Macht, sondern auch der technologischen Entwicklungen, die die Regime der Biomacht vorantreiben. Mein Verständnis von „Leben“ als Zoe-Ethik nachhaltiger Transformationen unterscheidet sich erheblich von dem, was Agamben „nacktes Leben“ oder negative Zoe nennt.* >Das Inhumane/Lyotard, >Tod/Braidotti, >Sterben/Braidotti, >Posthumanismus/Braidotti, >Biopolitik. * (...) der weitere Bereich des tierischen und nicht-menschlichen Lebens, auch bekannt als zoe. 1. Agamben, Giorgio. 1998. Homo Sacer: Sovereign Power and Bare Life. Stanford, CA: Stanford University Press. 2. Arendt, Hannah. 1951. The Origins of Totalitarianism. New York: Harcourt. 3. Benhabib, Seyla. 1996. The Reluctant Modernism of Hannah Arendt. Thousand Oaks, CA: Sage |
Agamben I Giorgio Agamben Homo sacer – Die souveräne Macht und das nackte Leben Frankfurt 2002 Braidotti I Rosie Braidotti The Posthuman Cambridge, UK: Polity Press 2013 |
| Lager | Agamben | Brocker I 822 Lager/Agamben: die Form (Agamben: „Topologie“), die das Politische durch die Einführung des Begriffs des „nackten Lebens“ annimmt, ist die des „Lagers“: das Lager „als biopolitische Paradigma der Moderne“ („nomos der Moderne“ (1)) Siehe Staat/Agamben, Leben/Agamben. Brocker I 828 Das Lager erscheint als verborgenes Paradigma des politischen Raums der Moderne. Dies wird verständlich, wenn man Politik als Biopolitik, deutet, der es um das „nackte“ Leben geht - im Gegensatz zu einer Politik, die den Bürger als Subjekt ansieht. Das Lager bezieht sich auf politische Strukturen des Ausnahmezustands (Siehe Ausnahme/Terminologie/Agamben). Als Beispiele für „Lager“ nennt Agamben Auffanglager für Geflüchtete oder Bsp Guantanamo auf Kuba: letztlich rechtsleere Räume. VsAgamben: Agamben wurde in diesem Zusammenhang historische Unzulänglichkeit vorgeworfen: seine These stelle eine Vergleichbarkeit zwischen Ereignissen her, die historisch und ethisch nicht vergleichbar seien. AgambenVsVs/Muhle: seine These muss insofern als strukturelle These ernst genommen werden, als sie darauf verweist, dass auch innerhalb der Grenzen der rechtsstaatlich gefestigten westlichen Demokratien Ausnahmezustände und damit rechtsfreie Räume produziert werden können und damit auch hier das nackte Leben als ursprüngliches politisches Subjekt hervortritt. Brocker I 829 Lager/Agamben: es geht darum, das Lager nicht als »Anomalie« der Vergangenheit zu begreifen, sondern vielmehr »als verborgene Matrix, als nómos des politischen Raumes, in dem wir auch heute noch leben« (2). Zu unterstreichen ist hier, dass die Lager nicht aus dem gewöhnlichen Recht hervorgehen, noch dass sie eine Form des Strafvollzugsrechts sind, sondern dass sie »aus dem Ausnahmezustand und dem Kriegsrecht« herrühren. das Lager bietet eine »dauerhafte räumliche Einrichtung« (3) für den anderweitig zeitlich begrenzten Ausnahmezustand. 1.Giorgio Agamben, Homo sacer. Il potere sovrano e la nuda vita, Torino 1995. Dt.: Giorgio Agamben, Homo sacer – Die souveräne Macht und das nackte Leben, Frankfurt/M. 2002, S. 175. 2. Ebenda 3. Ebenda S. 178 Maria Muhle, „Giorgio Agamben, Homo sacer – Die souveräne Macht und das nackte Leben“, in: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018 |
Agamben I Giorgio Agamben Homo sacer – Die souveräne Macht und das nackte Leben Frankfurt 2002 Brocker I Manfred Brocker Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018 |
| Politik | Agamben | Brocker I 826 Politik/Das Politische/Agamben: es ist unmöglich, die Sphäre des Politischen durch die Bindung einer positiven Norm oder eines sozialen Pakts zu bestimmen. An die Stelle des Vertrags, der den Übergang von der Natur zum Recht markiert, tritt der Bann als originäre politisch-juridische Beziehung, die gerade jeden Übergang von Natur zu Kultur als unmöglich herausstellt und der klaren Trennung von natürlichem und politischem Leben widerspricht: »Der Bann ist im strengen Sinn die zugleich anziehende und abstoßende Kraft, welche die beiden Pole der souveränen Ausnahme verbindet: das nackte Leben und die Macht, den homo sacer und den Souverän«. (1) (Siehe Souveränität/Agamben, zum Begriff der Ausnahme: Terminologie/Agamben). Brocker I 827 Die Ausnahmebedingungen infizieren die Politik als Ganze und diese mutiert somit zu einer Verwaltung von Ausnahmezuständen; darin liegt die zentrale Einsicht Agambens. Als Beispiele für „Lager“ nennt Agamben Auffanglager für Geflüchtete oder Bsp Guantanamo auf Kuba: letztlich rechtsleere Räume. VsAgamben: Agamben wurde in diesem Zusammenhang historische Unzulänglichkeit vorgeworfen: seine These stelle eine Vergleichbarkeit zwischen Ereignissen her, die historisch und ethisch nicht vergleichbar seien. AgambenVsVs/Muhle: seine These muss insofern als strukturelle These ernst genommen werden, als sie darauf verweist, dass auch innerhalb der Grenzen der rechtsstaatlich gefestigten westlichen Demokratien Ausnahmezustände und damit rechtsfreie Räume produziert werden können und damit auch hier das nackte Leben als ursprüngliches politisches Subjekt hervortritt. 1. Giorgio Agamben, Homo sacer. Il potere sovrano e la nuda vita, Torino 1995. Dt.: Giorgio Agamben, Homo sacer – Die souveräne Macht und das nackte Leben, Frankfurt/M. 2002. Maria Muhle, „Giorgio Agamben, Homo sacer – Die souveräne Macht und das nackte Leben“, in: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018 |
Agamben I Giorgio Agamben Homo sacer – Die souveräne Macht und das nackte Leben Frankfurt 2002 Brocker I Manfred Brocker Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018 |