Begriff/ Autor/Ismus |
Autor![]() |
Eintrag![]() |
Literatur![]() |
---|---|---|---|
Absolutheit | Hegel | Bubner I 182 Absoluter Geist/Hegel: die ewige an und für sich seiende Idee betätigt sich als absoluter Geist, erzeugt und genießt. (Nach Aristoteles, wo als oberste Tätigkeit der Vernunft das Sich-selbst-Denken ausgezeichnet ist. >Absoluter Geist. I 183 Absolutes/HegelVsAristoteles: bei Aristoteles passt das Absolute in den Kategorien einer sich mit sich selbst zusammenschließenden Einheit, die nahtlos auf das systematische Philosophien passen. Geht also darüber hinaus, indem er die Theorie des Guten nicht einem Teilbereich der Metaphysik vorbehält. So bedeutet Gotteslehre Philosophieren in enzyklopädisch umfassender Dimension. Da gibt es keinen höchsten Gegenstand mehr. >Aristoteles. HegelVsAristoteles: Außerdem: Abschied von der Teleologie der Natur. >Teleologie, >Natur/Aristoteles, >Natur. Stattdessen: Subjektivitätsprinzip. Herzschlag des Ganzen. Die alles durchwaltende Energeia wird der Denktätigkeit zugeschlagen. I 184 Absolutheit/Hegel/Bubner: Absolutheit der Idee stellt sich als die Methode der Logik dar und erfüllt mit diesem typisch neuzeitlichen Kunstgriff die Bedingung der Selbstbezüglichkeit. >Selbstbezüglichkeit, >Idee, >Logik/Hegel. Adorno XII 115 Absolutheit/Bewusstsein/Hegel/Adorno: Durch die Annahme einer absoluten Identität von Seiendem und Geist hat Hegel den ontologischen Gottesbeweis zu retten versucht. Diese Annahme ist eigentlich der Inhalt seiner Philosophie. >Absoluter Geist, >Gotteswebeweis. KantVsHegel: bestreitet eine solche Identität zwischen dem, was ist, und unserem Bewusstsein. |
Bu I R. Bubner Antike Themen und ihre moderne Verwandlung Frankfurt 1992 A I Th. W. Adorno Max Horkheimer Dialektik der Aufklärung Frankfurt 1978 A II Theodor W. Adorno Negative Dialektik Frankfurt/M. 2000 A III Theodor W. Adorno Ästhetische Theorie Frankfurt/M. 1973 A IV Theodor W. Adorno Minima Moralia Frankfurt/M. 2003 A V Theodor W. Adorno Philosophie der neuen Musik Frankfurt/M. 1995 A VI Theodor W. Adorno Gesammelte Schriften, Band 5: Zur Metakritik der Erkenntnistheorie. Drei Studien zu Hegel Frankfurt/M. 1071 A VII Theodor W. Adorno Noten zur Literatur (I - IV) Frankfurt/M. 2002 A VIII Theodor W. Adorno Gesammelte Schriften in 20 Bänden: Band 2: Kierkegaard. Konstruktion des Ästhetischen Frankfurt/M. 2003 A IX Theodor W. Adorno Gesammelte Schriften in 20 Bänden: Band 8: Soziologische Schriften I Frankfurt/M. 2003 A XI Theodor W. Adorno Über Walter Benjamin Frankfurt/M. 1990 A XII Theodor W. Adorno Philosophische Terminologie Bd. 1 Frankfurt/M. 1973 A XIII Theodor W. Adorno Philosophische Terminologie Bd. 2 Frankfurt/M. 1974 |
Anerkennung | Hegel | Gadamer I 349 Anerkennung/Hegel/Gadamer: (...) der dialektische Gang der „Phänomenologie des Geistes“ [ist] vielleicht durch nichts so entscheidend bestimmt wie durch das Problem der Anerkennung des Du. Um nur einige Stationen dieser Geschichte zu nennen: Das eigene Selbstbewusstsein gelangt nach Hegel nur dadurch zur Wahrheit seines Selbstbewusstseins, dass es sich im anderen seine Anerkennung erkämpft. Das unmittelbare Verhältnis von Mann und Frau ist das natürliche Erkennen des gegenseitigen Anerkanntseins (S. 325)(1). Darüber hinaus stellt das Gewissen das geistige Element des Anerkanntwerdens dar, und erst über das Bekenntnis und die Verzeihung kann das gegenseitige Sichanerkennen, worin der Geist absolut ist, erreicht werden. >Ich-Du-Verhältnis, >Subjekt-Objekt-Problem, >Intersubjektivität, >Subjekt/Hegel, >Selbstbewusstsein/Hegel. Gadamer: Es lässt sich nicht bestreiten, dass die Einwürfe von Feuerbach und von Kierkegaard sich in diesen von Hegel beschriebenen Gestalten des Geistes bereits vorgedacht finden. 1. Eine genaue Interpretation der Dialektik der Anerkennung (Phänomenologie des Geistes IV, A. Selbständigkeit und Unselbständigkeit des Selbstbewusstseins. Herrschaft und Knechtschaft) habe ich inzwischen in „Hegels Dialektik. Sechs hermeneutische Studien, Tübingen 1980 (Bd. 3 der Ges. Werke), Kap. Ill, vorgelegt. Brocker I 793 Anerkennung/Hegel/HonnethVsVegel/Honneth: In Hegels Kritik an Hobbes (Siehe Hobbes/Hegel, Intersubjektivität/Hegel) fehle der letzte Schritt: Hegel kritisiert an Hobbes die individualistische Sicht eines Kampfes der Individuen um knappe Ressourcen, die den gleichzeitig stattfinden Kampf um intersubjektive Anerkennung vernachlässige. Dabei unterlässt Hegel aber den entscheidenden Schritt: der über die Sphäre des Rechts hinausweisende Anspruch auf Selbstverwirklichung verweise für Hegel auf das „sittliche Verhältnis des Staates“ (1) als den Ort seiner Verwirklichung. Dieser Schritt bleibe aber meist in einer äußerlichen Darstellung des „institutionellen Umbau[s] des Rechts von einem informellen zu einem staatlich organisierten Verhältnis (…)“ stecken.(2) Brocker I 794 HonnethVsHegel: Hegels Interpretation fehlt damit gerade hier die anerkennungstheoretische Komponente. Der Grund dafür ist laut Honneth Hegels Wende zu bewusstseinstheoretischen Fragen. Hegels Staatsbegriff folgt daher spätestens seit seiner Jenaer Realphilosophie jener bewusstseinsphilosophischen Logik, die in den späteren Schriften zunehmend in den Vordergrund rückt. >Staat/Hegel. 1. Axel Honneth, Kampf um Anerkennung. Zur moralischen Grammatik sozialer Konflikte, mit einem neuen Nachwort, Frankfurt/M. 2014 (zuerst 1992) S. 94 2. Ebenda S. 92f. Hans-Jörg Sigwart, „Axel Honneth, Kampf um Anerkennung“, in: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018 Höffe I 329 Anerkennung/Phänomenologie/Hegel/Höffe: In der Konkurrenz mit seinesgleichen kommt es dem Menschen nicht erst auf Selbstbehauptung, sondern schon auf die Konstitution eines Selbst an. Hegel erweitert die oft bloß sozial-, rechts- oder staatstheoretisch geführte Debatte um drei weitere Themen: um die a) Auseinandersetzung des Menschen mit sich selbst, um die b) Auseinandersetzung mit der Natur und um den zu den drei Dimensionen gehörenden c) Begriff der Arbeit. Höffe I 330 Selbstbewusstsein: Das Selbstbewusstsein tritt dabei zunächst als schlichtes Streben nach Selbsterhaltung auf, stößt jedoch auf das konkurrierende Streben eines anderen (...) und führt, da die eine Selbsterhaltung der anderen widerstreitet, zu einem «Kampf auf Leben und Tod».(1) >Herrschaft/Knechtschaft/Hegel. Der Kern dieses Kampfes um Anerkennung besteht in einer «Selbsterkenntnis im Anderen». a) personal: Man erkennt sich erst und nur in einer zweiten Person. b) apersonal: Die Selbsterkenntnis kommt durch eine soziale Anerkennung allein noch nicht zustande. Sie bedarf auch der durch Arbeit, also ein ökonomisches Handeln vermittelten Auseinandersetzung mit der vor- und außerpersonalen Welt. Soziale Dimension/Höffe: Die wechselseitige Anerkennung, die erst nach schmerzlichen Erfahrungen gelingt, hat, sobald sie Rechtscharakter annimmt, einen unschätzbaren Vorteil. (...) die rechtsförmige wechselseitige Anerkennung leidet nicht unter Knappheit. Der Status einer Rechtsperson und eines Staatsbürgers ist kein knappes Gut, er kann jedem gewährt werden. 1. Hegel, Phänomenologie des Geistes, 1807 |
Gadamer I Hans-Georg Gadamer Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010 Gadamer II H. G. Gadamer Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977 Brocker I Manfred Brocker Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018 |
Anerkennung | Honneth | Brocker I 789 Anerkennung/Honneth: Honneth These: Eine bestimmte Form des Verhältnisses Brocker I 790 zwischen Individuen hat eine für gesellschaftliche Wirklichkeit konstitutive Bedeutung. Die intersubjektive Praxis, in der Menschen sich wechselseitig als Bedürftige, gleichberechtigte und einzigartige Subjekte anerkennen (oder aber sich diese Anerkennung verweigern), bildet gleichsam den Grundbaustein sozialen Lebens. Sie ist Grundlage der Identität von Individuen, wesentlicher Gegenstand sozialer Interaktionen und Auseinandersetzungen und wichtigster Motor gesellschaftlicher Entwicklung. Die praktische Logik sozialer Prozesse folgt daher eine „moralischen Grammatik“ die sich aus den Ansprüchen von Individuen auf die gesellschaftliche Anerkennung ihrer Identität sowie aus den sozialen Kämpfen um diese Ansprüche ergibt. >Identität/Honneth, Anerkennung/Hegel, Intersubjektivität/Hegel. Brocker I 796 HonnethVsMead/HonnethVsHegel: Als negative Äquivalente der positiven Aspekte Liebe, Recht und Solidarität müssen auch die Phänomene der Vergewaltigung, Entrechtung und Entwürdigung in einer empirischen Theorie der Anerkennung betrachtet werden. Es sind nämlich solche Erfahrungen der Missachtung, die für soziale Akteure überhaupt erst „die Tatsache vorenthaltener Anerkennung sozial erfahrbar machen“. (1) Drei Grundformen der Anerkennung/Honneth: 1. Stufe: elementare intersubjektives Grundmuster von Liebe und Freundschaft: dieses bildet sich bei Hegel exemplarisch in der Beziehung zwischen Eltern und Kindern.(2) Hier erkennen sich Individuen in ihrer konkreten Bedürfnis- und Affektnatur und der diesbezüglichen Abhängigkeit voneinander an. Brocker I 797 Die elementare Form der Anerkennung bildet sich in der Beziehung der Liebe heraus (siehe Liebe/Honneth). Diese Form kann aber „nicht beliebig auf eine größere Zahl von Interaktionspartnern übertragen.“(3) Brocker I 798 2. Stufe Sozialisation, Siehe Recht/Honneth, Recht/Hegel, Sozialisation/Honneth. 3. Stufe: Solidarität: siehe Selbstachtung/Honneth. Brocker I 800 Zu Problemen: Hier geht es um die geforderte Integration des Anerkennungsproblems in einen gesamtgesellschaftlichen moralisch-sittlichen Orientierungshorizont. HonnethVsMead, HonnethVsMarx, HonnethVsSartre, HonnethVsSorel: siehe (4). >Politik/Honneth. 1. Axel Honneth, Kampf um Anerkennung. Zur moralischen Grammatik sozialer Konflikte, mit einem neuen Nachwort, Frankfurt/M. 2014 (zuerst 1992) S. 150. 2. Ebenda S. 34. 3. Ebenda S. 174 4. Ebenda S. 237, 241, 247f, 253f. Hans-Jörg Sigwart, „Axel Honneth, Kampf um Anerkennung“, in: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018 |
Honn I A. Honneth Das Ich im Wir: Studien zur Anerkennungstheorie Frankfurt/M. 2010 Honn II Axel Honneth Kampf um Anerkennung. Zur moralischen Grammatik sozialer Konflikte Frankfurt 2014 Brocker I Manfred Brocker Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018 |
Ästhetik | Hegel | Gadamer I 65 Ästhetik/Hegel/GadamerVsHegel/Gadamer: Bekanntlich führte die Perhorreszierung des dogmatischen Schematismus der Hegel-Schule in der Mitte des 19. Jahrhunderts zur Forderung einer Erneuerung der Kritik unter der Parole „Zurück zu Kant“. Das gilt ebenso für die Ästhetik. So großartig die Auswertung der Kunst für eine Geschichte der Weltanschauungen war, die Hegel in seiner Ästhetik gegeben hat - die Methode einer solchen apriorischen Geschichtskonstruktion, die in der Hegelschule manche Anwendung fand (Rosenkranz, Schasler u. a.) , war schnell diskreditiert. Die Forderung einer Rückkehr zu Kant, die sich demgegenüber erhob, konnte nun aber nicht eine wirkliche Rückkehr und Wiedergewinnung des Horizontes bedeuten, der Kants Kritiken umschloss. Vielmehr blieben das Phänomen der Kunst und der Begriff des Genies im Zentrum der Ästhetik, und das Problem des Naturschönen, auch der Begriff des Geschmacks, standen weiterhin am Rande. >Naturschönes/Hegel, >Ästhetik/Kant, >Genie/Kant, >Geschmack/Kant. |
Gadamer I Hans-Georg Gadamer Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010 Gadamer II H. G. Gadamer Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977 |
Aussagen | Ayer | I 281 Aussage/Welt: Irgend etwas in der Welt muss von der Aussage unterschieden sein. >Welt/Denken, >Reference, >Abbildtheorie. I 289 Aussagen/Ayer: 3. Bedingungen: Sie müssen 1. direkt überprüfbar 2. einfach, 3. absolut spezifisch sein. Dann ist Tatsache definierbar: Def Tatsachen/Ayer: diejenigen Sachverhalte, die den objektiven Inhalt der wahren Aussagen dieser Klasse bilden scheinbarer Zirkel: Aussagen und Tatsachen wechselseitig definiert. Lösung: Ablehnung der Kohärenztheorie. >Kohärenztheorie, >Tatsachen. I 290 "Große Aussage"/Hegel/Ayer: (sinngemäß): "Die ganze Wahrheit". AyerVsHegel/AyerVsIdealismus/ AyerVsBradley: Dann sind alle normalen Aussagen falsch. Falsche Lösung: "teilweise wahr". AyerVs: Das macht alle Aussagen ununterscheidbar - >Ununterscheidbarkeit. |
Ayer I Alfred J. Ayer "Truth" in: The Concept of a Person and other Essays, London 1963 In Wahrheitstheorien, Gunnar Skirbekk Frankfurt/M. 1977 Ayer II Alfred Jules Ayer Language, Truth and Logic, London 1936 In Philosophie im 20. Jahrhundert, A. Hügli/P. Lübcke Ayer III Alfred Jules Ayer "The Criterion of Truth", Analysis 3 (1935), pp. 28-32 In Theories of Truth, Paul Horwich Aldershot 1994 |
Bedeutung | Dilthey | Gadamer I 230 Bedeutung/Dilthey/Gadamer: (...) Dilthey [empfand] Husserls logische Untersuchungen als epochemachend(1) weil Begriffe wie Struktur und Bedeutung legitimiert wurden, obwohl sie nicht aus Elementen ableitbar waren. Sie waren nun als ursprünglicher erwiesen, als diese angeblichen Elemente, aus denen und auf denen sie aufbauen sollen. Freilich war Husserls Nachweis der Idealität der Bedeutung das Ergebnis rein logischer Untersuchungen. DiltheyVsHusserl: Was Dilthey daraus macht, ist etwas ganz anderes. Für ihn ist Bedeutung nicht ein logischer Begriff, sondern wird als Ausdruck des Lebens verstanden. Das Leben selbst, diese fließende Zeitlichkeit, ist auf die Herausgestaltung von bleibenden Bedeutungseinheiten angelegt. Das Leben selbst legt sich aus. Er hat selbst hermeneutische Struktur. So bildet das Leben die wahre Grundlage der Geisteswissenschaften. Die Hermeneutik ist nicht bloßes romantisches Erbgut in Diltheys Denken, sondern ergibt sich folgerichtig aus der Grundlegung der Philosophie im "Leben". DiltheyVsHegel: Dilthey meint sich gerade dadurch dem „lntellektualismus« Hegels grundsätzlich überlegen. >Lebensphilosophie/Dilthey. 1. Dilthey, Ges. Schriften VIl, 13a. |
Dilth I W. Dilthey Gesammelte Schriften, Bd.1, Einleitung in die Geisteswissenschaften Göttingen 1990 Gadamer I Hans-Georg Gadamer Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010 Gadamer II H. G. Gadamer Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977 |
Bourgeois/Citoyen | Marx | Mause I 49 Bourgeois/citoyen/MarxVsHegel/Marx: Der „politische Staat“ (Marx 1956b, S.351), der der „bürgerlichen Gesellschaft“ (1) historisch zu ihrer Durchsetzung verhalf, ist der bloße Garant dieser atomistischen Gesellschaft des egoistisch seine Privatinteressen verfolgenden bourgeois, dessen Rechte er in Gestalt der liberalen Grund- und Menschenrechte schützt (2). Damit konserviert er jene bourgeoise Existenzweise des (…) von seinem „Gattungswesen“ (3) als Mensch entfremdeten, isolierten Individuums, das in Seinesgleichen nicht die kommunitäre Verwirklichungschance, sondern die Schranke seiner Freiheit sieht. Der citoyen ist nichts als die idealisierte Projektion dieser entfremdeten Gattungswesenheit, und der Staat, der sich dieser Idealisierung gemäß als republikanischer Verwirklichungsraum dieses citoyen präsentiert, erweist sich in Wahrheit als Instrument zur Stabilisierung der bürgerlichen Gesellschaft und der Konkurrenz ihrer Mitglieder. Unter den historischen Bedingungen der bürgerlichen Gesellschaft bleibt daher der citoyen immer dem bourgeois untergeordnet, und ebenso erscheint das Verhältnis von Politik und Wirtschaft in Gestalt einer Zweck-Mittel-Verkehrung. Republikanismus/MarxVsRousseau, MarxVsHegel: Das von Rousseau wie von Hegel projektierte republikanische Ziel ist also für Marx innerhalb der Grenzen der bestehenden Wirtschaftsform nicht zu erreichen. >Bourgeois/Citoyen/Hegel, >Bourgeois/Citoyen/Rouseau. 1. K. Marx, Zur Judenfrage. In Marx Engels Werke, Bd. 1 (MEW 1), Hrsg. Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Berlin 1956, S. 354-356,366-370. 2. Ebenda S. 361-367 3. Ebenda S 366,370. |
Marx I Karl Marx Das Kapital, Kritik der politische Ökonomie Berlin 1957 Mause I Karsten Mause Christian Müller Klaus Schubert, Politik und Wirtschaft: Ein integratives Kompendium Wiesbaden 2018 |
Chancengleichheit | Hegel | Rawls I 300 Chancengleichheit/Hegel/Rawls: Hegel glaubte, dass Begrenzungen der Chancengleichheit, z.B. die Primogenitur ((s) Erstgeborenen-Nachfolge, nur der Erstgeborene erhält das Erbe) wesentlich dafür seien, dass die Landbesitzerklasse, die zum Herrschen geeignet sei, abgesichert wurde. Damit konnte sie für ihre Unabhängigkeit vom Staat, ihr Profitstreben und den Kampf gegen Widrigkeiten der Zivilgesellschaft streiten.(1) I 301 RawlsVsHegel: Es ist nicht hinreichend anzunehmen, wie Burke und Hegel es taten, dass diese Formen von Ungleichheit auch den Ärmeren zugutekamen. >Ungleichheit, >Ungerechtigkeit, >Generationengerechtigkeit. Wir müssten zusätzlich als Bedingung annehmen, dass durch eine Korrektur dieser Ungerechtigkeiten die Aussichten der Schlechtergestellten nochmals verschlechtert würden. Die Argumentation, dass alle profitieren, würde nur gelten, wenn die lexikalische Ordnung der Prinzipien (das Abarbeiten der Reihe nach. >Prinzipien/Rawls) aufgehoben würde. Vgl. >Differenzprinzip. 1. G.W.F. Hegel; Philosophy of Right, § 306, Oxford, 1942), p. 199. |
Rawl I J. Rawls A Theory of Justice: Original Edition Oxford 2005 |
Denken | Hegel | Gadamer I 472 Denken/Hegel/Gadamer: Die Aufhebung des Unterschiedes von spekulativ und dialektisch, die wir in Hegels spekulativer Wissenschaft des Begriffs finden, zeigt, wie sehr er sich als den Vollender der griechischen Logosphilosophie weiß. >Spekulation/Hegel, >Dialektik/Hegel, >Logos. Dialektik: Was Hegel Dialektik nennt und was Plato Dialektik nannte, beruht der Sache nach auf der Unterwerfung der Sprache unter die „Aussage“. >Dialektik/Hegel, >Dialektik/Platon. Aussage: Der Begriff der Aussage, die dialektische Zuspitzung zum Widerspruch, steht nun aber in einem äußersten Gegensatz zu dem Wesen der hermeneutischen Erfahrung und der Sprachlichkeit der menschlichen Welterfahrung überhaupt. Zwar folgt auch die Dialektik Hegels in Wahrheit dem spekulativen Geiste der Sprache. Aber Hegels Selbstverständnis nach will er der Sprache nur das Reflexionsspiel ihrer Gedankenbestimmungen abhören und das Denken auf dem Wege der dialektischen Vermittlung in der Totalität des gewussten Wissens zum Selbstbewusstsein des Begriffs erheben. >Spekulation/Hegel, >Begriff/Hegel. GadamerVsHegel: Damit bleibt es in der Dimension des Ausgesagten und erreicht nicht die Dimension der sprachlichen Welterfahrung. |
Gadamer I Hans-Georg Gadamer Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010 Gadamer II H. G. Gadamer Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977 |
Dialektik | Nietzsche | Ries II 100 Dialektik/NietzscheVsDialektik: statt Dialektik bleiben nur noch »Grade des Seienden«, »Stufen der Scheinbarkeit, hellere und dunklere Schatten des Scheins« übrig. (NietzscheVsHegel). >Dialektik/Hegel, >Denken/Nietzsche, >Welt/Denken/Nietzsche. |
Nie I Friedrich Nietzsche Sämtliche Werke: Kritische Studienausgabe Berlin 2009 Nie V F. Nietzsche Beyond Good and Evil 2014 Ries II Wiebrecht Ries Nietzsche zur Einführung Hamburg 1990 |
Einheit | Historismus | Gadamer I 212 Einheit/Geschichte/Historismus/Gadamer: Wenn die Wirklichkeit der Geschichte als Spiel der Kräfte gedacht ist, so genügt dieser Gedanke offenkundig nicht, ihre Einheit notwendig zu machen. Auch was Herder und Humboldt leitete, das Ideal des Reichtums an Erscheinungen des Menschlichen, begründet als solches keine wahre Einheit. Es muss etwas sein, was sich in der Kontinuität des Geschehens als ein richtunggebendes Ziel herausstellt. In der Tat, die Stelle, die in den geschichtsphilosophischen Eschatologien religiösen Ursprungs und in ihren säkularisierten Abwandlungen besetzt ist, ist hier zunächst leer(1). Keine Vormeinung über den Sinn der Geschichte soll ja die Erforschung derselben voreinnehmen. Gleichwohl ist die selbstverständliche Voraussetzung ihrer Erforschung, daß sie eine Einheit bildet. So kann Droysen ausdrücklich den Gedanken der weltgeschichtlichen Einheit selber - wenn auch gerade keine inhaltliche Vorstellung von dem Plan der Vorsehung - als eine regulative Idee anerkennen. Indessen liegt in diesem Postulat eine weitere Voraussetzung eingeschlossen, die es inhaltlich bestimmt. Die Idee der Einheit der Weltgeschichte schließt die ununterbrochene Kontinuität der weltgeschichtlichen Entwicklung ein. Auch diese Idee der Kontinuität ist zunächst formaler Natur und impliziert keinen konkreten Inhalt. Auch sie ist wie ein Apriori der Forschung, das zu immer tieferem Eindringen in die Verflechtung des weltgeschichtlichen Zusammenhanges einlädt. Insofern ist es nur als eine methodologische Naivität Rankes zu beurteilen, wenn er von der „bewundernswerten Stetigkeit“ der geschichtlichen Entwicklung spricht(2). Was er in Wahrheit damit meint, ist gar nicht diese Struktur der Stetigkeit selbst, sondern das Inhaltliche, was sich in dieser stetigen Entwicklung herausbildet. >Einheit/Ranke, >Kontinuität/Ranke. Gadamer I 214 HistorismusVsHegel: (...) die historische Schule vermochte Hegels Begründung der Einheit der Weltgeschichte durch den Begriff des Geistes nicht zu akzeptieren. Dass sich im vollendeten Selbstbewusstsein der geschichtlichen Gegenwart der Weg des Geistes zu sich selber vollendet, welcher den Sinn der Geschichte ausmacht - das ist eine eschatologische Selbstdeutung, die im Grunde die Geschichte im spekulativen Begriff aufhebt. Die historische Schule sah sich statt dessen in ein theologisches Verständnis ihrer selbst gedrängt. Wenn sie ihr eigenes Wesen, sich als fortschreitende Forschung zu denken, nicht aufheben wollte, musste sie die eigene endliche und begrenzte Erkenntnis auf einen göttlichen Geist beziehen, dem die Dinge in ihrer Vollendung bekannt sind. Ranke/Gadamer: Es ist das alte Ideal des unendlichen Verstehens, das hier selbst noch auf die Erkenntnis der Geschichte angewandt wird. So schreibt Ranke: »Die Gottheit - wenn ich diese Bemerkung wagen darf - denke ich mir so, dass sie, da ja keine Zeit vor ihr liegt, die ganze historische Menschheit in ihrer Gesamtheit überschaut und überall gleich wert findet.«(3) Gadamer: Hier ist die Idee des unendlichen Verstandes (intellectus infinitus), für den alles zugleich ist (omnia simul), zum Urbild historischer Gerechtigkeit umgeformt. Ihm kommt der Historiker nahe, der alle Epochen und alle geschichtlichen Erscheinungen vor Gott gleichberechtigt weiß. So stellt das Bewusstsein des Historikers die Vollendung des menschlichen Selbstbewusstseins dar. Je mehr es ihm gelingt, den eigenen unzerstörbaren Wert einer jeden Erscheinung zu erkennen, und das heißt: historisch zu denken, desto gottähnlicher denkt er(4). Ranke hat eben deshalb das Amt des Historikers mit dem priesterlichen verglichen. „Unmittelbarkeit zu Gott“ ist für den Lutheraner Ranke der eigentliche Inhalt der christlichen Botschaft. 1. Vgl. K. Löwith, Weltgeschichte und Heilsgeschehen (Stuttgart 1953), und meinen Artikel „Geschichtsphilosophie“ in RGG3. 2. Ranke, Weltgeschichte IX, 2 Xlll. 3. Ranke, Weltgeschichte IX, 2, S. 5, S. 7. 4. »Denn das ist gleichsam ein Teil des göttlichen Wissens« (Ranke, ed. Rothacker S. 43, ähnlich S. 52). |
Gadamer I Hans-Georg Gadamer Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010 Gadamer II H. G. Gadamer Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977 |
Ende der Geschichte | Fukuyama | Brocker I 805 Geschichte/Fukuyama: Fukuyamas These vom „Ende der Geschichte“ bezieht sich auf den Zusammenbruch der Sowjetunion und das Ende des Ost-West-Konfliktes bzw. des Kalten Krieges. Dieser Endpunkt ist durch den Sieg eines liberal-marktwirtschaftlichen Brocker I 806 und demokratischen Systems westlicher Prägung über alternative Ordnungsmodelle gekennzeichnet. Der Titel speilt sowohl auf Hegels als auch auf Marx‘ gleichnamige These an. Geschichte/Hegel: Hegel sah in der Durchsetzung eines liberalen Staates das Ende der Geschichte Geschichte/MarxVsHegel/Marx: das Ende der Geschichte ist erst mit der weltweiten Durchsetzung des Kommunismus erreicht. FukuyamaVsMarx: Die Durchsetzung von Demokratie und Kapitalismus stehe am Ende der Geschichte. Demokratie/Kapitalismus/Fukuyama: beide haben sich durchgesetzt, weil sie zwei Grundbedürfnisse des Menschen am besten befriedigen: Kapitalismus/Fukuyama: ist das Wirtschaftssystem, das am besten eine effiziente Güterallokation unter den Bedingungen der Knappheit erreicht. Demokratie/Fukuyama: ist das Ordnungsmodell, das das menschliche Bedürfnis nach sozialer Anerkennung relativ gesehen besser befriedigt als andere Systeme. Fukuyama prophezeit keinen schnellen Sieg der Demokratie. Der Kampf um sie wird zwischen einer sogenannten post-historischen Welt (in den Industriestaaten des Globalen Nordens) und einer historischen Welt (in den sich industrialisierenden Staaten des Globalen Südens) weiterhin ausgetragen. Siehe Demokratie/Fukuyama. Brocker I 811 VsFukuyama: Seine Thesen wurden als nicht besonders eigenständig rezipiert. Es wurde darauf hingewiesen, dass sie bereits bei Alexandre Kojève vorhanden sind.(1) Siehe auch Herrschaft/Knechtschaft/Kojève. Vielen Kritikern schien Fukuyamas Buch insgesamt zu pessimistisch. VsFukuyama: 1. Die empirische Stichhaltigkeit seiner Geschichtsdarstellung wurde in Zweifel gezogen. Brocker I 812 FukuyamaVsVs: Seine These sei nicht deskriptiv sondern normativ zu Verstehen. 2. Fukuyamas Interpretation des geschichtlichen Prozesses als Fortschritt wurde kritisiert. 3. Die gleiche Empirie kann auch anders interpretiert werden als es durch Fukuyama geleistet wurde. 1. Shadia B. Drury, „The End of History and the New World Order“, in: International Journal 48/1, 1992/93, S. 80-99. Anja Jetschke, „Francis Fukuyama, Das Ende der Geschichte“, in: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018 |
PolFuku I Francis Fukuyama The End of History and the Last Man New York 1992 Brocker I Manfred Brocker Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018 |
Entfremdung | Eco | Eco I 238 Entfremdung/Alienation/MarxVsHegel/Eco: Hegel unterscheidet nicht zwischen Entäußerung und Entfremdung (freiwillig/unfreiwillig). Eco: Hegel konnte das nicht, denn sobald der Mensch sich in der Welt der von ihm geschaffenen Dinge objektiviert, in der Natur, die er verändert hat, entsteht sogleich einer Art unvermeidlicher Spannung, deren Pole einerseits die Beherrschung des Gegenstands und andererseits das völlige Sichverlieren in ihm in einem Gleichgewicht, dass nur dialektisch sein kann, also in einem dauernden Kampf besteht. >Dialektik, >Dialektik/Hegel, >Natur, >Objektivität, >Subjekt-Objekt-Problem. |
Eco I U. Eco Das offene Kunstwerk Frankfurt/M. 1977 Eco II U, Eco Einführung in die Semiotik München 1972 |
Entfremdung | Hegel | Gadamer I 352 Entfremdung/Versöhnung/Hegel/Gadamer: Das Leben des Geistes besteht (...) darin, im Anderssein sich selbst zu erkennen. Der auf seine Selbsterkenntnis gerichtete Geist sieht sich mit dem als dem Fremden entzweit und muss lernen, sich mit ihm zu versöhnen, indem er es als das Eigene und Heimatliche erkennt. Indem er die Härte der Positivität auflöst, wird er mit sich selbst versöhnt. Sofern solche Versöhnung die geschichtliche Arbeit des Geistes ist, ist das geschichtliche Verhalten des Geistes weder Selbstbespiegelung noch auch bloße formaldialektische Aufhebung der Selbstentfremdung, die ihm widerfahren ist, sondern eine Erfahrung, die Wirklichkeit erfährt und selber wirklich ist. >Erfahrung/Gadamer, >Geist/Hegel, >Subjekt/Hegel, >Subjekt-Objekt-Problem. Eco I 238 Entfremdung/Alienation/MarxVsHegel/Eco: Hegel unterscheidet nicht zwischen Entäußerung und Entfremdung. (Freiwillig/unfreiwillig). Eco: Das konnte er nicht, denn sobald der Mensch sich in der Welt der von ihm geschaffenen Dinge objektiviert, in der Natur, die er verändert hat, entsteht sogleich eine Art unvermeidlicher Spannung, deren Pole einerseits die Beherrschung des Gegenstands und andererseits das völlige Sichverlieren in ihm in einem Gleichgewicht, dass nur dialektisch sein kann, also in einem dauernden Kampf besteht. |
Gadamer I Hans-Georg Gadamer Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010 Gadamer II H. G. Gadamer Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977 Eco I U. Eco Das offene Kunstwerk Frankfurt/M. 1977 Eco II U, Eco Einführung in die Semiotik München 1972 |
Entfremdung | Marx | Eco I 238 Entfremdung/Alienation/MarxVsHegel/Eco: Hegel unterscheidet nicht zwischen Entäußerung und Entfremdung. (Freiwillig/unfreiwillig). >Entfremdung/Hegel. Eco: Das konnte er nicht, denn sobald der Mensch sich in der Welt der von ihm geschaffenen Dinge objektiviert, in der Natur die er verändert hat, entsteht sogleich einer Art unvermeidlicher Spannung, deren Pole einerseits die Beherrschung des Gegenstands und andererseits das völlige Sichverlieren in ihm in einem Gleichgewicht, dass nur dialektisch sein kann, also in einem dauernden Kampf besteht. Habermas IV 501 Entfremdung/Marx/Habermas: Bei Marx und in der marxistischen Tradition ist der Begriff der Entfremdung vor allem auf die Existenzweise von Lohnarbeitern angewendet worden. Marx selbst hat sich aber schon mit dem Übergang zur Werttheorie von dem durch Herder und die Romantik bestimmten Bildungsideal(1) freigemacht. Die Werttheorie behält nur noch den Begriff des Tausches zurück und damit einen formalen Gesichtspunkt distributiver Gerechtigkeit. Mit dem Begriff der Verwandlung von konkreter Arbeitskraft in abstrakte verliert der Begriff der Entfremdung seine Bestimmtheit. Er bezieht sich nun nicht mehr auf die Abweichungen vom Modell einer vorbildlichen Praxis, sondern auf die Instrumentalisierung eines als Selbstzweck vorgestellten Lebens überhaupt. Siehe Leben/Marx. 1.Ch.Taylor, Hegel, Cambridge1975, S. 5-29; deutsch Frankfurt 1977. Höffe I 364 Entfremdung/Marx/Höffe: (...) die Pariser Manuskripte(1) [weiten] die Kritik der Nationalökonomie zu einer philosophischen Anthropologie über die Natur des Menschen und seiner Arbeit aus. >Nationalökonomie/Marx. Anthropologie/Marx: Leitbegriff ist der von Rousseaus Gesellschaftsvertrag und Hegels Phänomenologie des Geistes bekannte Begriff der Entfremdung: dass der Mensch seinem Wesen fremd wird. Entfremdung/Hegel: Für Hegel ist die Entfremdung, die der Knecht in Auseinandersetzung mit dem Herrn, der Natur und Sich selbst erfährt, eine notwendige Phase in der Bildung des Bewusstseins. Marx: Marx hingegen spielt Hegels komplexe Dialektik für die «materielle», wirtschaftliche Grundbeziehung durch, für den «feindlichen Kampf zwischen Kapitalist und Arbeiter». Wie Hegel, (>Herrschaft/Knechtschaft/Hegel) so spricht auch Marx dem zunächst Unterlegenen, dem Knecht, jetzt dem Arbeiter, die größere Möglichkeit zu, sich von der Entfremdung zu befreien. In einer bestechenden Analyse macht er das Haupthindernis für eine bessere Gesellschaft, das Privateigentum an den Produktionsmitteln, für eine vierfache Entfremdung verantwortlich: für eine Entfremdung vom Produkt der Arbeit, von der Natur der Arbeit, von sich als Arbeitendem und von der Gesellschaft: 1) Erstens entfremdet sich der Arbeiter - in abgewandelter Form auch der Kapitaleigner - von seinem Produkt, da er die Ware nicht selbst genießt; außerdem steht ihm die Natur als feindliche Welt gegenüber. 2) Der Arbeiter entfremdet sich zweitens von sich selbst, von seiner Lebenstätigkeit, denn da er die Arbeit nicht bejaht, fühlt er sich «außer der Arbeit bei sich und in der Arbeit außer sich», seine Arbeit ist ihrem Wesen nach eine Zwangsarbeit. Höffe I 365 3) (...) entfremdet sich der Mensch drittens von seinem Gattungswesen, da er sich im Werk der Gattung, der bearbeiteten Natur, nicht wiederfindet. 4) (...) entfremde er sich noch von seinen Mitmenschen, da diese ihm nicht als Menschen, sondern lediglich als Arbeiter, mithin als Mittel für das eigene, individuelle Leben entgegentreten. 1. K. Marx, Ökonomisch-philosophische Manuskripte (1844) (Pariser Manuskripte) |
Marx I Karl Marx Das Kapital, Kritik der politische Ökonomie Berlin 1957 Eco I U. Eco Das offene Kunstwerk Frankfurt/M. 1977 Eco II U, Eco Einführung in die Semiotik München 1972 Ha I J. Habermas Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988 Ha III Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981 Ha IV Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981 |
Erfahrung | Hegel | Gadamer I 359 Erfahrung/Dialektische Erfahrung/Hegel/Aristoteles: [In Hegel] gewinnt das Moment der Geschichtlichkeit sein Recht. Er denkt die Erfahrung als den sich vollbringenden Skeptizismus. Wir sahen ja (>Erfahrung/Gadamer), dass die Erfahrung, die einer macht, sein ganzes Wissen verändert. Strenggenommen kann man dieselbe Erfahrung nicht zweimal machen. Gadamer I 360 [Hegel] hat in seiner „Phänomenologie des Geistes“ gezeigt, wie das Bewusstsein, das seiner selbst gewiss werden will, seine Erfahrungen macht. Dem Bewusstsein ist sein Gegenstand das An-sich, aber was An-sich ist, kann immer nur so gewusst werden, wie es sich für das erfahrende Bewusstsein darstellt. So macht das erfahrende Bewusstsein eben diese Erfahrung: Das Ansich des Gegenstandes ist „für uns“ an-sich.(1) Hegel: »Die dialektische Bewegung, welche das Bewusstsein an ihm selbst, sowohl an seinem Wissen als an seinem Gegenstand, ausübt, insofern ihm der neue wahre Gegenstand daraus entspringt, ist eigentlich dasjenige, was Erfahrung genannt wird.« Gadamer: Wir erinnern uns an das oben Festgestellte und fragen uns, was Hegel, der hier offenbar über das allgemeine Wesen der Erfahrung etwas aussagen will, meint. HeideggerVsHegel: Heidegger hat mit Recht, wie mir scheint, darauf hingewiesen, dass Hegel hier nicht die Erfahrung dialektisch interpretiert, sondern umgekehrt, was dialektisch ist, aus dem Wesen der Erfahrung denkt.(2) Hegel/Gadamer: Die Erfahrung hat nach Hegel die Struktur einer Umkehrung des Bewusstseins und deshalb ist sie eine dialektische Bewegung. >Dialektik/Hegel, >Dialektik, >Bewusstsein. Hegel tut zwar so, als wäre das, was sonst unter der Erfahrung verstanden zu werden pflegt, etwas anderes, sofern wir im allgemeinen »die Erfahrung von der Unwahrheit dieses ersten Begriffes an einem anderen Gegenstande machen« (und nicht so, dass sich der Gegenstand selber ändert). Aber es ist nur scheinbar ein anderes. In Wahrheit durchschaut das philosophische Bewusstsein, was das erfahrende Bewusstsein eigentlich tut, wenn es vom einen zum anderen fortgeht: es kehrt sich um. Hegel behauptet also, das wahre Wesen der Erfahrung selber sei, sich so umzukehren. Hegel/Gadamer: (...) Erfahrung [ist] zunächst immer Erfahrung der Nichtigkeit. Angesichts der Erfahrung, die man an einem anderen Gegenstand macht, ändert sich beides, unser Wissen und sein Gegenstand. Man weiß es nun anders und besser, und d. h. der Gegenstand selbst »hält nicht aus«. Der neue Gegenstand enthält die Wahrheit über den alten. Bewusstsein/Hegel: Was Hegel in dieser Weise als Erfahrung beschreibt, ist die Erfahrung, die das Bewusstsein mit sich selber macht. »Das Prinzip der Erfahrung enthält die unendlich wichtige Bestimmung, dass für das Annehmen und Für-Wahrhalten eines Inhalts der Mensch selbst dabei sein müsse, bestimmter, dass er solchen Inhalt mit der Gewissheit seiner selbst in Einigkeit und vereint Gadamer I 361 finde.(3) Umkehrung/Hegel/Gadamer: Der Begriff der Erfahrung meint eben dies, dass sich solche Einigkeit mit sich selbst erst herstellt. Das ist die Umkehrung, die dem Bewusstsein geschieht, im Fremden, Anderen sich selbst zu erkennen. >Subjekt-Objekt-Problem, >Subjekt/Hegel, >Intersubjektivität. Absolutes Wissen/Hegel: Nach Hegel ist es freilich notwendig, dass der Weg der Erfahrung des Bewusstseins zu einem Sichwissen führt, das überhaupt kein Anderes, Fremdes mehr außer sich hat. Für ihn ist die Vollendung der Erfahrung die „Wissenschaft“, die Gewissheit seiner selbst im Wissen. Der Maßstab, unter dem er Erfahrung denkt, ist also der des Sichwissens. Daher muss die Dialektik der Erfahrung mit der Überwindung aller Erfahrung enden, die im absoluten Wissen, d. h. in der vollständigen Identität von Bewusstsein und Gegenstand erreicht ist. 1. Hegel, Phänomenologie, Einleitung (ed. Hoffmeister S. 73) 2. Heidegger, Hegels Begriff der Erfahrung (Holzwege S. 169). 3. Hegel, Enzyklopädie, § 7. Brandom I 156 Repräsentation/Kant: beteiligt an inferentiellen Beziehungen zwischen Sätzen - Hegel dreht die Ordnung um: Repräsentation resultierend aus Erfahrung als inferentieller Aktivität. |
Gadamer I Hans-Georg Gadamer Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010 Gadamer II H. G. Gadamer Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977 Bra I R. Brandom Expressive Vernunft Frankfurt 2000 Bra II R. Brandom Begründen und Begreifen Frankfurt 2001 |
Erklärungen | Hegel | Schurz I 224 Erklärung/Hegel/Schurz: Hegel These: Erklärung geht prinzipiell über Beschreibung hinaus, sie ist eine Art „Wesensschau“. DuhemVsHegel/WittgensteinVsHegel: Wissenschaft kann überhaupt nur beschreiben! (WittgensteinVsErklärung). L. Wittgenstein, >P. Duhem, >Beschreibung. >Erklärung/Duhem, >Erklärung/Wittgenstein. Gesetz/Naturgesetze/Lösung/Hempel: auch Gesetze sind Beschreibungen – eben allgemeine Beschreibungen! Erklärung/Hempel: Erklärung geht darin über Beschreibung hinaus, dass sie einen logischen Zusammenhang aufstellt. >Erklärung/Hempel. I 225 Letzterklärung/Schurz: Eine Letzterklärung gibt es in der Wissenschaft aus genau diesem Grund nicht: jede Erklärung muss etwas Unerklärtes voraussetzen. Bsp Gravitationsgesetz, Bsp die Tatsache, dass es einen Urknall gab. Nichts kann sich selbst erklären, es gibt keine „Selbsterklärung“. >Erklärung/Schurz, >Erklärung/Hempel, vgl. >Letztbegründung. |
Schu I G. Schurz Einführung in die Wissenschaftstheorie Darmstadt 2006 |
Geist | Dilthey | Gadamer I 232 Geist/Dilthey/DiltheyVsHegel/Gadamer: Dilthey wendet sich gegen die ideelle Konstruktion (des] Hegelschen Begriffs [des absoluten Geistes]: »Wir müssen heute von der Realität des Lebens ausgehen«. Er schreibt: »Wir suchen diese zu verstehen und in adäquaten Begriffen darzustellen. Indem so der objektive Geist losgelöst wird von der einseitigen Begründung in der allgemeinen, das Wesen des Weltgeistes aussprechenden Vernunft, losgelöst auch von der ideellen Konstruktion, wird ein neuer Begriff desselben möglich: in ihm sind Sprache, Sitte, jede Art von Lebensform, von Stil des Lebens ebenso gut umfasst wie Familie, bürgerliche Gesellschaft, Staat und Gadamer I 233 Recht. Und nun fällt auch das, was Hegel als den absoluten Geist vom objektiven unterschied: Kunst und Religion und Philosophie unter diesen Begriff.(1) Geist/DiltheyVsHegel: Zweifellos ist das eine Umbildung des Hegelschen Begriffes. Was bedeutet sie? Inwiefern trägt sie der Realität des Lebens Rechnung? Am bedeutsamsten ist offenbar die Ausdehnung des Begriffs des objektiven Geistes auf Kunst, Religion und Philosophie. Denn das heißt, dass Dilthey auch in ihnen nicht unmittelbare Wahrheit, sondern Ausdrucksformen des Lebens sieht. Indem er Kunst und Religion mit der Philosophie gleichsetzt, weist er zugleich den Anspruch des spekulativen Begriffs zurück. Dabei leugnet Dilthey durchaus nicht, dass diese Gestalten gegenüber den anderen Gestalten des objektiven Geistes einen Vorrang haben, sofern »gerade in ihren mächtigen Formen« der Geist sich objektiviert und erkannt wird. Nun, dieser Vorrang einer vollendeten Selbsterkenntnis des Geistes war es gewesen, der Hegel diese Gestalten als solche des absoluten Geistes begreifen ließ. In ihnen war nichts Fremdes mehr und der Geist daher ganz bei sich selbst zu Haus. Auch für Dilthey stellten, wie wir sahen, die Objektivationen der Kunst den eigentlichen Triumph der Hermeneutik dar. Gadamer: So reduziert sich der Gegensatz zu Hegel auf dies eine, dass sich nach Hegel im philosophischen Begriff die Heimkehr des Geistes vollendet, während für Dilthey der philosophische Begriff nicht Erkenntnis-, sondern Ausdrucksbedeutung hat. Absoluter/Geist/Dilthey/Gadamer: gibt es auch für Dilthey einen absoluten Geist? (...) [also] eine völlige Selbstdurchsichtigkeit, völlige Tilgung aller Fremdheit (...)? Für Dilthey ist es keine Frage, dass es das gibt und dass es das geschichtliche Bewusstsein ist, das diesem Ideal entspricht, und nicht die spekulative Philosophie. Es sieht alle Erscheinungen der menschlich-geschichtlichen Welt nur als Gegenstände, an denen der Geist sich selbst tiefer erkennt. Sofern es sie als Objektivationen des Geistes versteht, übersetzt es sie zurück »in die geistige Lebendigkeit, aus der sie hervorgegangen sind«(2). Die Gestaltungen des objektiven Geistes sind für das historische Bewusstsein also Gegenstände der Selbsterkenntnis dieses Geistes. Das historische Bewusstsein breitet sich ins Universelle aus, sofern es alle Gegebenheiten der Geschichte als Äußerung des Lebens versteht, dem sie entstammen; »Leben erfasst hier Leben«(3). 1. Dilthey, Ges. Schr. Vll, 150. 2. Ges. Schr. Vll V, 265 3. Ges. Schr. Vll VII, 136 |
Dilth I W. Dilthey Gesammelte Schriften, Bd.1, Einleitung in die Geisteswissenschaften Göttingen 1990 Gadamer I Hans-Georg Gadamer Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010 Gadamer II H. G. Gadamer Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977 |
Geschichte | Fukuyama | Brocker I 805 Geschichte/Fukuyama: Fukuyamas These vom „Ende der Geschichte“ bezieht sich auf den Zusammenbruch der Sowjetunion und das Ende des Ost-West-Konfliktes bzw. des Kalten Krieges. Dieser Endpunkt ist durch den Sieg eines liberal-marktwirtschaftlichen Brocker I 806 und demokratischen Systems westlicher Prägung über alternative Ordnungsmodelle gekennzeichnet. Der Titel speilt sowohl auf Hegels als auch auf Marx‘ gleichnamige These an. Geschichte/Hegel: Hegel sah in der Durchsetzung eines liberalen Staat4es das Ende der Geschichte Geschichte/MarxVsHegel/Marx: das Ende der Geschichte ist erst mit der weltweiten Durchsetzung des Kommunismus erreicht. FukuyamaVsMarx: Die Durchsetzung von Demokratie und Kapitalismus stehe am Ende der Geschichte. Demokratie/Kapitalismus/Fukuyama: beide haben sich durchgesetzt, weil sie zwei Grundbedürfnisse des Menschen am besten befriedigen: Kapitalismus/Fukuyama: ist das Wirtschaftssystem, das am besten eine effiziente Güterallokation unter den Bedingungen der Knappheit erreicht. Demokratie/Fukuyama: ist das Ordnungsmodell, das das menschliche Bedürfnis nach sozialer Anerkennung relativ gesehen besser befriedigt als andere Systeme. Fukuyama prophezeit keinen schnellen Sieg der Demokratie. Der Kampf um sie wird zwischen einer sogenannten post-historischen Welt (in den Industriestaaten des Globalen Nordens) und einer historischen Welt (in den sich industrialisierenden Staaten des Globalen Südens) weiterhin ausgetragen. Siehe >Demokratie/Fukuyama. Brocker I 811 VsFukuyama: Seine Thesen wurden als nicht besonders eigenständig rezipiert. Es wurde darauf hingewiesen, dass sie bereits bei Alexandre Kojève vorhanden sind. (1) Siehe auch >Herrschaft/Knechtschaft/Kojève. Vielen Kritikern schien Fukuyamas Buch insgesamt zu pessimistisch. VsFukuyama: 1. Die empirische Stichhaltigkeit seiner Geschichtsdarstellung wurde in Zweifel gezogen. Brocker I 812 FukuyamaVsVs: Seine These sei nicht deskriptiv sondern normativ zu Verstehen. 2. Fukuyamas Interpretation des geschichtlichen Prozesses als Fortschritt wurde kritisiert. 3. Die gleiche Empirie kann auch anders interpretiert werden als es durch Fukuyama geleistet wurde. 1. Shadia B. Drury, „The End of History and the New World Order“, in: International Journal 48/1, 1992/93, S. 80-99. Anja Jetschke, „Francis Fukuyama, Das Ende der Geschichte“, in: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018 |
PolFuku I Francis Fukuyama The End of History and the Last Man New York 1992 Brocker I Manfred Brocker Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018 |
Geschichte | MacIntyre | Brocker I 660 Geschichte/MacIntyreVsHegel/MacIntyre/Goldstein: MacIntyre kehrt Hegels Geschichtsphilosophie um: statt eine Teleologie des Geistes zu entwerfen, deren Endpunkt selbstbewusste Freiheit ist, führt er die Geschichte der Erosion der Tugendethik vor Augen. >Geschichte/Hegel, >Weltgeschichte/Hegel, >Geschichtsschreibung, >Teleologie. MacIntyre These: „Es hätte kaum anders kommen können“. (1) Verantwortung/MacIntyre: These: In diesem Prozess der moralischen Erosion ist „niemand verantwortlich oder könnte es sein“.(2) Unsere Sozialordnung ist uns (…) außer Kontrolle geraten.(3) >Moral/MacIntyre. 1. Alasdair MacIntyre, After Virtue. A Study in Moral Theory, Notre Dame, Ind. 1981. Dt: Alasdair MacIntyre, Der Verlust der Tugend. Zur moralischen Krise der Gegenwart. Erweiterte Neuausgabe, Frankfurt/M. 2006 (zuerst 1987), S. 301 2. Ebenda S. 147. 3. Ebenda Jürgen Goldstein, „Alasdair MacIntyre, Der Verlust der Tugend“ in: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018 |
Brocker I Manfred Brocker Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018 |
Geschichte | Marx | Rothbard II 417 Geschichte/Ökonomie/Marx/Rothbard: (...) Marx war nicht besonders an erklärenden Gesetzen für die Funktionsweise des kapitalistischen Systems interessiert. Er war daran interessiert, zu dem vorzudringen, was er die 'Bewegungsgesetze' (ein entlarvender mechanistischer Begriff!) des kapitalistischen Systems nannte, d.h. an seinem Das heißt, an seinem unvermeidlichen Marsch zum Sieg des revolutionären Kommunismus, einem Marsch, der „mit der Unerbittlichkeit der Naturgesetze“ verlaufen würde. Wie und wohin sollte sich der Kapitalismus also bewegen? Ein entscheidender Aspekt des unausweichlichen Untergangs des Kapitalismus ist das unausweichliche Gesetz der sinkenden Profitrate. >Profitrate/Marx. Rothbard II 419 Akkumulation/Marx: Welchen Weg die Marxisten auch immer einschlagen, es ist für sie von entscheidender Bedeutung, die fortgesetzte Kapitalakkumulation zu retten, da es durch diese Akkumulation zu Produktivitätssteigerungen und insbesondere zu technologischen Innovationen kommt und diese in der Wirtschaft eingeführt werden. Und wir dürfen nicht vergessen, dass sich die Kapitalisten durch technologische Innovationen ihr eigenes Grab schaufeln, denn das kapitalistische System und die kapitalistischen Verhältnisse werden zu den Fesseln, die die technologische Entwicklung blockieren. Eine technologische Methode, die der Kapitalismus nicht erfassen kann und die Marx in seinem späten Leben für die Elektrizität hielt, würde den Funken, die notwendige und ausreichende Grundlage für den unvermeidlichen Umsturz des Kapitalismus und die Machtergreifung durch die „letzte“ historische Klasse, das Proletariat, liefern. Für Marx ergeben sich aus der angeblichen Tendenz zur Kapitalakkumulation und dem technischen Fortschritt zwangsläufig zwei Konsequenzen. Die erste ist die „Konzentration des Kapitals“, womit Marx die unaufhaltsame Tendenz jedes Unternehmens meinte, immer größer zu werden, die Produktionsskala zu erweitern.(1) Sicherlich gibt es in der modernen Welt eine große Ausweitung der Skala von Anlagen und Unternehmen. RothbardVsMarx: Auf der anderen Seite ist das Gesetz kaum apodiktisch. Warum kann sich die Kapitalakkumulation nicht in einem Wachstum der Zahl der Unternehmen widerspiegeln und nicht nur in einer Vergrößerung der einzelnen Unternehmen? 1. So schrieb Marx in Band I des Kapitals: „Es ist ein Gesetz, das sich aus dem technischen Charakter der Produktion ergibt, dass das Minimum des Kapitals, das der Kapitalist besitzen muss, immer mehr zunehmen muss“, und „die Entwicklung der kapitalistischen Produktion macht es notwendig, die Menge des in einem bestimmten industriellen Unternehmen angelegten Kapitals ständig zu erhöhen“. ((s) Rückübersetzt aus der Englischen Ausgabe von Rothbard). Vgl.. C David Conway, A Farewell to Marx: An Outline and Appraisal of His Theories (Harmondsworth, Mddx: Penguin Books, 198 7), pp. 126-7. Höffe I 368 Geschichte/Marx/Höffe: [Marx](1) beginnt mit der Analyse von Ware und Geld als den sachlichen Voraussetzungen und formalen Elementen. Er gesteht dem Kapital die welthistorische Aufgabe zu, alle Produktivkräfte der Arbeit zu entwickeln. Andererseits verhindere es aber, was für eine wahrhaft humane Wirtschaft unverzichtbar sei: dass die Arbeit bzw. der Arbeiter zum Subjekt der gesellschaftlichen Prozesse werde. Determinismus: In freier Anleihe bei Hegels Geschichtsphilosophie denkt Marx deterministisch. Denn seines Erachtens erfolgt die angeblich schwerlich zu leugnende «Verelendung der Massen» nach einem Mechanismus, der zwangsläufig in einer Selbstaufhebung des Kapitals mündet. Es komme nämlich zu einer wachsenden Konzentration des Kapitals, in dessen Verlauf mehr und mehr Kapitaleigner enteignet werden, was eine offensichtliche Folge haben soll: Mit zunehmendem Elend wächst die Empörung einer immer größeren organisierten Arbeiterschaft. >Geschichte/Hegel, >Weltgeschichte/Hegel, >Weltgeist/Hegel. 1. K. Marx Das Kapital Bd I 1867, Bd II u. II 1885 (= MEW 23-25) Gaus I 80 Geschichte/Marx/Levine, Andrew: Hegels Geschichtsphilosophie war natürlich die unmittelbare Inspiration für Marx' Versuch, die Geschichte als solche zu verstehen. Aber Marx brach mit Hegel und der gesamten Tradition, in der sein Werk gipfelte, indem er die Teleologie und damit das Projekt, herauszufinden, was historische Ereignisse bedeuten, ablehnte. Marx behielt Hegels Sinn für die Verständlichkeit der Geschichte bei; er versuchte, eine Darstellung der realen historischen Strukturen und der Richtung des historischen Wandels zu liefern. MarxVsHegel: Aber für Marx ist Geschichte so bedeutungslos wie die Natur. Wie auch die Natur hat sie Eigenschaften, die unabhängig von den Interessen der Forscher sind und die prinzipiell bekannt sein können. Die Geschichtsphilosophen, insbesondere Hegel, hatten Aspekte der realen Geschichte erfasst, aber durch die verzerrende Linse ihrer eigenen teleologischen Überzeugungen. Marx gab ihnen Recht, ohne dem Atheoretizismus der zeitgenössischen Historiker zu erliegen. >Geschichte/Hegel. Geschichte/MarxismusVsMarx: Bei allen Unterschieden waren sich die westlichen Marxisten einig, dass sie sich von der Marx'schen Geschichtstheorie distanzierten. Die historisch-materialistische Orthodoxie der Zweiten und Dritten Internationale war in den Augen der westlichen Marxisten zu fatalistisch, um die Musterung zu bestehen. Sie versäumte es, der menschlichen Handlungsweise die ihr gebührende Bedeutung beizumessen. Ihr Bekenntnis zur historischen Unvermeidbarkeit schien sogar die Idee der Politik selbst zu überflüssig zu machen. Wenn das Ende bereits gegeben ist, kann man vielleicht sein Kommen beschleunigen, aber nichts kann das Endergebnis grundlegend ändern. Dies, so schien es ihnen, war eine Formel für die Stille, für das passive Abwarten der Revolution. Aber der historische Materialismus, den die westlichen Marxisten bemängelten, war nicht gerade der historische Materialismus, den Cohen verteidigte. >Geschichte/Cohen. Levine, Andrew 2004. A future for Marxism?“. In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications. |
Marx I Karl Marx Das Kapital, Kritik der politische Ökonomie Berlin 1957 Rothbard II Murray N. Rothbard Classical Economics. An Austrian Perspective on the History of Economic Thought. Cheltenham, UK: Edward Elgar Publishing. Cheltenham 1995 Rothbard III Murray N. Rothbard Man, Economy and State with Power and Market. Study Edition Auburn, Alabama 1962, 1970, 2009 Rothbard IV Murray N. Rothbard The Essential von Mises Auburn, Alabama 1988 Rothbard V Murray N. Rothbard Power and Market: Government and the Economy Kansas City 1977 Gaus I Gerald F. Gaus Chandran Kukathas Handbook of Political Theory London 2004 |
Geschichte | Nietzsche | Höffe I 375 Geschichte/Nietzsche/Höffe: Nietzsche(1) gibt einem Grundphänomen des Politischen, dem Streben nach Macht, eine umfassendere, zugleich tiefere Bedeutung. Er unterwirft nämlich die gesamte menschliche Kultur, hier exemplarisch die Geschichtsbetrachtung, dem Prinzip der Steigerung des Lebens: Als Wille zur Macht muss das Leben sich ständig überwinden und produktiv über Sich selbst hinauswachsen. Mit dem Grundsatz: «Nur soweit die Historie dem Leben dient, wollen wir ihr dienen» (Vorwort), führt Nietzsche drei Arten einer lebensdienlichen Historie ein: die «monumentalische Historie» (2. Kap.), die dem «Tätigen und Streben- den» «Vorbilder, Lehrer, Tröster» liefert; die «antiquarische Historie» (3. Kap.), die «dem Bewahrenden und Verehrenden» erlaubt, «mit Treue und Liebe» auf seine Herkunft zurückzublicken; schließlich die «kritische Historie», die «dem Leidenden und der Befreiung Bedürftigen» die Kraft schenkt, eine Vergangenheit nach einer peinlichen Prüfung am Ende zu verurteilen (ebd.). 1m Sinne des stillschweigenden Motivs vom Willen zur Macht warnt Höffe I 376 Nietzsche vor Übersättigung mit Historie, da sie in fünffacher Hinsicht dem Leben schade: (1) Durch den Kontrast von Innerlich und Äußerlich schwächt sie die Persönlichkeit; (2) Sie nährt die Illusion, die höchst seltene Tugend, die Gerechtigkeit, besäße die Gegenwart in höherem Maß als jede andere Zeit; (3) Sie stört «die Instinkte des Volkes», womit sowohl der Einzelne als auch das Ganze «am Reifwerden verhindert» wird; (4) Es wird der schädliche «Glaube, Spätling und Epigone zu sein» gepflanzt; und (5) implizit NietzscheVsHegel: Eine Epoche gerät in die Verherrlichung der Gegenwart als Vollendung der Weltgeschichte. Höffe: Mit Kants Gedanke der Geschichte als einem zur Zukunft hin offenen Rechtsfortschritt setzt sich Nietzsche nicht auseinander. >Geschichte/Hegel, vgl. >Geschichts-Philosophie/Kant. 1. F. Nietzsche, Unzeitgemäße Betrachtungen II: «Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben» (1874) Ries II 36 Geschichte/NietzscheVs: VsHistorismus VsTeleologie, Vs teleologische Sinndeutung. >Historismus, >Teleologie, >Geschichtsschreibung, >Geschichtsphilosophie. Ries II 38 Geschichte/NietzscheVsStrauß, Friedrich David: Strauß‘ »Leben Jesu« (1835) hatte den jungen Nietzsche einst begeistert. Das erste Stück der unzeitgemäßen Betrachtungen richtet sich gegen ihn. Ries II 39/40 Geschichte/Unzeitgemäße Betrachtungen /Nietzsche: Zweites Stück: »Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben«: die Unmittelbarkeit des Lebens setzt sich »zuinnerst« dem historischen Wissen entgegen. Jene »Unmittelbarkeit« ist im Vergessen garantiert. Geschichte/Unzeitgemäße Betrachtungen/NietzscheVsHistorismus: gegen die unreflektierte ideologische Implikation einer Philosophie, deren wissenschaftstheoretisches Postulat einer Trennung von Theorie und Praxis die Anpassung an das Tatsächliche verschleiert. Ries II 42 Es ist unmöglich, aus der Geschichte als der bloßen Abfolge ihrer Begebenheiten eine Notwendigkeit des Geschehens nachzuweisen. Wissenschaftlicher Anspruch auf Erkennbarkeit eines Weges muss aufgegeben werden. Auch der Gedanke an einen Fortschritt! Ries II 43 Geschichtskonstruktion versucht die Sinnlosigkeit des Todes zu eliminieren. |
Nie I Friedrich Nietzsche Sämtliche Werke: Kritische Studienausgabe Berlin 2009 Nie V F. Nietzsche Beyond Good and Evil 2014 Ries II Wiebrecht Ries Nietzsche zur Einführung Hamburg 1990 |
Geschichtsschreibung | Dilthey | Gadamer I 202 Geschichtsschreibung/Historische Schule/Historismus/Dilthey/Gadamer: Mit [der] Übertragung der Hermeneutik auf die Historik ist Dilthey (...) nur der Interpret der historischen Schule. Er formuliert das, was Ranke und Droysen selber im Grunde denken. So war also die romantische Hermeneutik und ihr Hintergrund, die pantheistische Metaphysik der Individualität, für die theoretische Besinnung der Geschichtsforschung des 19. Jahrhunderts bestimmend. Gadamer: Das ist für das Schicksal der Geisteswissenschaften und die Weltansicht der historischen Schule verhängnisvoll geworden. Vgl. >Geschichte/Hegel. SchleiermacherVsHegel/Gadamer: Schleiermachers Individualitätsbegriff, der mit dem Anliegen der Theologie, der Ästhetik und der Philologie so gut zusammenging, war eben eine kritische Instanz gegen die apriorische Konstruktion der Philosophie der Geschichte, und bot den geschichtlichen Wissenschaften zugleich eine methodische Orientierung, die sie nicht minder als die Naturwissenschaften auf Forschung, d. h. auf die alleinige Grundlage fortschreitender Erfahrung, verwies. Der Widerstand gegen die Philosophie der Weltgeschichte trieb sie so in das Fahrwasser der Philologie. Es war ihr Stolz, dass sie den Zusammenhang Gadamer I 203 der Weltgeschichte nicht teleologisch, nicht im Stile der vorromantischen oder nachromantischen Aufklärung von einem Endzustande her dachte, der gleichsam das Ende der Geschichte, ein jüngster Tag der Weltgeschichte wäre. Vielmehr gibt es für sie kein Ende und Außerhalb der Geschichte. Das Verständnis des gesamten Verlaufs der Universalgeschichte kann daher nur aus der geschichtlichen Überlieferung selbst gewonnen werden. Eben das aber ist der Anspruch der philologischen Hermeneutik, daß der Sinn eines Textes aus ihm selbst verstanden werden kann. Die Grundlage der Historik ist also die Hermeneutik. >Hermeneutik/Dilthey, >Universalgeschichte/Dilthey. |
Dilth I W. Dilthey Gesammelte Schriften, Bd.1, Einleitung in die Geisteswissenschaften Göttingen 1990 Gadamer I Hans-Georg Gadamer Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010 Gadamer II H. G. Gadamer Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977 |
Gesellschaftsvertrag | Hegel | Höffe I 333 Gesellschaftsvertrag/Hegel/Höffe: Innerhalb der Überlegungen zum Vertrag verwirft Hegel die neuzeitlichen Muster der Staatslegitimation, die etwa von Hobbes, Spinoza, Locke und Rousseau, auch noch von Kant vertretene Theorie des Gesellschaftsvertrags. >Gesellschaftsvertrag/Hobbes, >Gesellschaftsvertrag/Locke, >Gesellschaftsvertrag/Rousseau. HegelVsSpinoza/HegelVsHobbes/HegelVsLocke/HegelVsRousseau/HegelVsKant: Denn ob man einen Vertrag aller mit allen oder einen Vertrag «dieser aller mit dem Fürsten oder der Regierung» annehme - der Staat werde der Willkür der Einzelnen unterworfen(1). In Wahrheit lebe jedermann immer schon im Staat, der den Rang eines Zweckes an und für Höffe I 334 sich habe. >Staat/Hegel, >Gesellschaft/Hegel. VsHegel/Höffe: Vertragstheoretiker wie Kant würden dem Selbstzweckcharakter aber nicht widersprechen, wohl die legitimatorische und kriteriologische Aufgabe des Gesellschaftsvertrages hervorheben. Gesellschaftsvertrag/Kant: Als ein «ursprünglicher Contract» und als eine «bloße Idee der Vernunft» gebe er den «Probierstein der Rechtmäßigkeit eines jeden öffentlichen Gesetzes» ab: Der Gesetzgeber darf (...) seine Gesetze nur so geben, «als sie aus dem vereinigten Willen eines ganzen Volks haben entspringen können».(2) 1. G.W.F. Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts oder Naturrecht und Staatswissenschaft im Grundriss, 1820, § 75 2. I. Kant, Über den Gemeinspruch: Das mag in der Theorie richtig sein, taugt aber nicht für die Praxis. 1793, II. Folgerung |
|
Gott | Heidegger | Figal I 16 HeideggerVsHegel: Das Absolute, Gott, ist nur dem Individuum zugänglich. Figal I 141ff Gott/Heidegger: »Vorbehalt« der Zukunft Götter/Heidegger: »Verweigerung des Gewesenen«. >Absolutheit, >Verstehen, >Welt, >Welt/Denken, >Religiöser Glaube, >Religion, >Existenz/Heidegger. |
Hei III Martin Heidegger Sein und Zeit Tübingen 1993 Figal I Günter Figal Martin Heidegger zur Einführung Hamburg 2016 |
Hegel | Gadamer | I 349 Hegel/Dialektik/Gadamer: Die Kritik, die gegen [die] Philosophie der absoluten Vernunft von den mannigfachsten Positionen aus durch die Kritiker Hegels geübt worden ist, kann sich vor der Konsequenz der totalen dialektischen Selbstvermittlung, wie sie Hegel insbesondere in seiner Phänomenologie, der Wissenschaft vom erscheinenden Wissen, beschrieben hat, nicht behaupten. Vgl. >Reflexion/Hegel. VsHegel/Gadamer: Dass der andere nicht als das vom reinen Selbstbewusstsein umfasste Andere meiner selbst, sondern als der andere, als Du, erfahren werden müsse, dieser Prototyp aller Einwände gegen die Unendlichkeit der Hegelschen Dialektik, trifft ihn nicht im Ernst. Siehe als Beispiel: >Anerkennung/Hegel. HegelVsVs/Gadamer: Die Polemik gegen den absoluten Denker ist selber ohne Position. Der archimedische Punkt, die Hegelsche Philosophie aus den Angeln zu heben, kann in der Reflexion nie gefunden werden. >Absolutheit/Hegel. Das gerade macht die formale Qualität der Reflexionsphilosophie aus, dass es keine Position geben kann, die nicht in die Reflexionsbewegung des zu sich selbst kommenden Bewusstseins einbezogen ist. Das Pochen auf die Unmittelbarkeit - sei es die der leiblichen Natur, sei es die des Ansprüche stellenden Du, sei es die der undurchdringlichen Tatsächlichkeit des geschichtlichen Zufalls oder die der Realität der Produktionsverhältnisse - hat sich immer schon selbst widerlegt, sofern es selber kein unmittelbares Verhalten, sondern ein reflektierendes Tun ist. I 375 Hegel/Dialektik/Gadamer: Die Ursprünglichkeit des Gesprächs als des Bezugs von Frage und Antwort zeigt sich aber selbst noch in einem so extremen Fall, wie ihn die Hegelsche Dialektik als philosophische Methode darstellt. Die Totalität der Gedankenbestimmungen zu entfalten, wie es das Anliegen von Hegels Logik war, ist gleichsam der Versuch, im großen Monolog der neuzeitlichen „Methode“ das Sinnkontinuum zu umgreifen, dessen je partikulare Realisierung das Gespräch der Sprechenden leistet. Wenn Hegel sich die Aufgabe stellt, die abstrakten Gedankenbestimmungen zu verflüssigen und zu begeisten (sic), so heißt das, die Logik in die Vollzugsform der Sprache, den Begriff in die Sinnkraft des Wortes, das fragt und antwortet, zurückzuschmelzen – eine noch im Misslingen großartige Erinnerung an das, was Dialektik eigentlich war und ist. Hegels Dialektik ist ein Monolog des Denkens, der vorgängig leisten möchte, was in jedem echten Gespräch nach und nach reift. >Dialektik, >Dialektik/Hegel, >G.W.F. Hegel. |
Gadamer I Hans-Georg Gadamer Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010 Gadamer II H. G. Gadamer Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977 |
Hegel | Heidegger | Gadamer I 274 Hegel/Heidegger/Gadamer: Heideggers Nachweis, dass im Begriff des Geistes bei Hegel und des Bewusstseins bei Descartes die griechische Substanzontologie fortherrscht, die das Sein auf das Gegenwärtig- und Anwesendsein hin auslegt, geht (... ) gewiss über das Selbstverständnis der neuzeitlichen Metaphysik hinaus, aber nicht willkürlich und beliebig, sondern von einer „Vorhabe“ (>Seinsfrage) aus, die diese Überlieferung eigentlich verständlich macht, indem sie die ontologischen Prämissen des Subjektivitätsbegriffs aufdeckt. >Subjektivität, >Bewusstsein, >Geist/Hegel, >Metaphysik. Verstehen/Heidegger: Es handelt sich also ganz und gar nicht darum, sich gegen die Überlieferung, die aus dem Text ihre Stimme erhebt, zu sichern, sondern im Gegenteil fernzuhalten, was einen hindern kann, sie von der Sache her zu verstehen. Es sind die undurchschauten Vorurteile, deren Herrschaft uns gegen die in der Überlieferung sprechende Sache taub macht. >Vorurteile. Kant/Heidegger: Umgekehrt entdeckt Heidegger in Kants Kritik an der „dogmatischen“ Metaphysik die Idee einer Metaphysik der Endlichkeit, an der sich sein eigener ontologischer Entwurf zu bewähren hat. >Verstehen/Heidegger, >I. Kant, >HeideggerVsHegel. |
Hei III Martin Heidegger Sein und Zeit Tübingen 1993 Gadamer I Hans-Georg Gadamer Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010 Gadamer II H. G. Gadamer Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977 |
Hegel | Honneth | Brocker I 791 Hegel/Honneth: Hegels Jenaer Programm(1) muss als Bruch mit dem sozialphilosophischen Mainstream seiner Zeit verstanden werden; dieser war in seinem Verständnis sozialer Beziehungen vom Paradigma des „Kampfes um Selbsterhaltung“ dominiert gewesen. (HegelVsMachiavelli, HegelVsHobbes). Honneth: Dagegen rückt bei Hegel eine komplexere Logik der Praxis in den Vordergrund, nämlich diejenige, die sich aus dem „Kampf der Subjekte um die wechselseitige Anerkennung ihrer Identität“ (2) heraus entfaltet. Dabei geht es den Subjekten nicht mehr ausschließlich um knappe Ressourcen für das eigene Überleben, sondern um die eigene Identität bzw. um die Gewinnung einer positiven Selbstbeziehung. >Identität/Honneth. Brocker I 792 HonnethVsHegel: dieser hat mit seiner bewusstseinsphilosophischen Wende (die bereits in den Jenaer Schriften anhebt) letztlich die entscheidenden Anregungen seiner anerkennungstheoretischen Konzeption unbenutzt gelassen. Siehe Anerkennung/Honneth. 1. Vgl. G.W.F. Hegel, Jenaer Schriften 1808-1807 Frankfurt, 1986. 2. Axel Honneth, Kampf um Anerkennung. Zur moralischen Grammatik sozialer Konflikte, mit einem neuen Nachwort, Frankfurt/M. 2014 (zuerst 1992) S.11 Hans-Jörg Sigwart, „Axel Honneth, Kampf um Anerkennung“, in: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018 |
Honn I A. Honneth Das Ich im Wir: Studien zur Anerkennungstheorie Frankfurt/M. 2010 Honn II Axel Honneth Kampf um Anerkennung. Zur moralischen Grammatik sozialer Konflikte Frankfurt 2014 Brocker I Manfred Brocker Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018 |
Hermeneutik | Dilthey | Gadamer I 180 Hermeneutik/Dilthey/Gadamer: [Zur theologischen, insbesondere lutherischen Bibelinterpretation]: (…) die reformatorische Theologie erscheint nicht (…) als konsequent. Indem sie schließlich die protestantischen Glaubensformeln als Leitfaden für das Verständnis der Einheit der Bibel in Anspruch nimmt, hebt auch sie das Schriftprinzip auf zugunsten einer allerdings kurzfristigen reformatorischen Tradition. So hat darüber nicht nur die gegenreformatorische Theologie, sondern auch Dilthey geurteilt(1). Er glossiert diese Widersprüche der protestantischen Hermeneutik aus dem vollen Selbstgefühl der historischen Geisteswissenschaften heraus. Entwicklung der Diltheyschen Hermeneutik: Erst einmal musste sich die Hermeneutik aus aller dogmatischen Beschränkung lösen und zu sich selbst befreien, um zu der universalen Bedeutung eines historischen Organon aufzusteigen. Das geschah im 18. Jahrhundert, als Männer wie Semler und Ernesti erkannten, dass ein adäquates Verständnis der Schrift die Anerkennung der Verschiedenheit ihrer Verfasser, also die Preisgabe der dogmatischen Einheit des Kanon voraussetzt. Mit dieser »Befreiung der Auslegung vom „Dogma« (Dilthey) rückte die Sammlung der Heiligen Schriften der Christenheit in die Rolle einer Sammlung historischer Quellen, die als Schrift- werke nicht nur einer grammatischen, sondern zugleich auch einer historischen Interpretation unterworfen werden mussten(2). DiltheyVsTradition: Der alte Auslegungsgrundsatz, das Einzelne aus dem Ganzen zu verstehen, war nun nicht mehr auf die dogmatische Einheit des Kanons bezogen und beschränkt, sondern ging auf das Umfassende der geschichtlichen Gadamer I 181 Wirklichkeit, zu deren Ganzheit das einzelne historische Dokument gehört. Gadamer: (…) wie es nunmehr keinen Unterschied mehr gibt zwischen der Interpretation heiliger oder profaner Schriften und damit nur eine Hermeneutik existiert, so ist diese Hermeneutik am Ende nicht nur eine propädeutische Funktion aller Historik als Kunst der rechten Auslegung schriftlicher Quellen, sondern übergreift noch das ganze Geschäft der Historik selbst. Denn was von den schriftlichen Quellen gilt, dass jeder Satz in ihnen nur aus dem Zusammenhang verstanden werden könne, das gilt auch von den Inhalten, die sie berichten. Auch deren Bedeutung steht nicht für sich fest. Der weltgeschichtliche Zusammenhang, in dem sich die Einzelgegenstände der historischen Forschung, große wie kleine, in ihrer wahren relativen Bedeutung zeigen, ist selbst ein Ganzes, von dem aus alles Einzelne in seinem Sinn erst voll verstanden wird und das umgekehrt erst von diesen Einzelheiten aus voll verstanden werden kann. Gadamer I 182 Tradition: An sich ist die Geschichte des Verstehens schon seit den Tagen der antiken Philologie von theoretischer Reflexion begleitet. Aber diese Reflexionen haben den Charakter einer „Kunstlehre“, d. h. sie wollen der Kunst des Verstehens dienen, wie etwa die Rhetorik der Redekunst, die Poetik der Dichtkunst und ihrer Beurteilung dienen wollen. In diesem Sinne war auch die theologische Hermeneutik der Patristik und die der Reformation eine Kunstlehre. DiltheyVsTradition/Gadamer: Jetzt aber wird das Verstehen als solches gemacht. ((s) VsDilthey: Vgl. >Hermeneutik/Schleiermacher.) Gadamer I 202 Hermeneutik/Dilthey/Gadamer: Die historische Interpretation vermag als Mittel zum Verständnis eines gegebenen Textes dienen, wenngleich sie in anderer Interessenwendung in ihm eine bloße Quelle sieht, die sich dem Ganzen der historischen Überlieferung eingliedert. In klarer methodischer Reflexion finden wir das freilich weder bei Ranke noch bei dem scharfen Methodologen Droysen ausgesprochen, sondern erst bei Dilthey, der die romantische Hermeneutik bewusst aufgreift und zu einer historischen Methodik, ja zu einer Erkenntnistheorie der Geisteswissenschaften ausweitet. Ditlhey: Nicht nur die Quellen begegnen als Texte, sondern die geschichtliche Wirklichkeit selbst ist ein zu verstehender Text. Mit dieser Übertragung der Hermeneutik auf die Historik ist Dilthey aber nur der Interpret der historischen Schule. Er formuliert das, was Ranke und Droysen selber im Grunde denken. Historische Schule/Dilthey/HegelVsHistorismus/Gadamer: Wir werden noch sehen, dass Hegels Philosophie der Weltgeschichte, gegen die sich die historische Schule auflehnte (DiltheyVsHegel), die Bedeutung der Geschichte für das Sein des Geistes und die Erkenntnis der Wahrheit ungleich tiefer erkannt hat als die großen Historiker, die ihre Abhängigkeit von ihm sich nicht eingestehen wollten. Gadamer I 245 Hermeneutik/Dilthey/Gadamer: Wie wir bei Schleiermacher sahen, ist das Vorbild seiner Hermeneutik das im Verhältnis vom Ich zum Du erreichbare kongeniale Verstehen.. Die Meinung des Autors ist aus seinem Text unmittelbar zu ersehen. Der Interpret ist mit seinem Autor absolut gleichzeitig. Das ist der Triumph der philologischen Methode, vergangenen Geist so als gegenwärtigen, fremden als vertrauten zu erfassen. Dilthey: Dilthey ist von diesem Triumph ganz und gar durchdrungen. Er gründet darauf die Ebenbürtigkeit der Geisteswissenschaften. Wie die naturwissenschaftliche Erkenntnis stets ein Gegenwärtiges aufeinen in ihm gelegenen Aufschluss befragt, so befragt der Geisteswissenschaftler Texte. Damit glaubte Dilthey den Auftrag zu erfüllen, den er als den seinen empfand, die Geisteswissenschaften erkenntnistheoretisch zu rechtfertigen, indem er die geschichtliche Welt wie einen zu entziffernden Text dachte. >Text/Dilthey. 1. Vgl. Dilthey II, 126 Anm. 3 die von Richard Simon an Flacius geübte Kritik. 2. Semler, der diese Forderung stellt, meint damit freilich noch dem Heilssinn der Bibel zu dienen, sofern der historisch Verstehende »nun auch imstande ist, von diesen Gegenständen auf eine solche Weise jetzt zu reden, als es die veränderte Zeit und andere Umstände der Menschen neben uns erfordern« (zitiert nach G. Ebeling, RGG3 Hermeneutik) also Historie im Dienste der applicatio. |
Dilth I W. Dilthey Gesammelte Schriften, Bd.1, Einleitung in die Geisteswissenschaften Göttingen 1990 Gadamer I Hans-Georg Gadamer Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010 Gadamer II H. G. Gadamer Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977 |
Herrschaft/Knechtschaft | Kojève | Brocker I 814 Herrschaft/Knechtschaft/Kojève/Drury: Kojève verlagert das Verhältnis Herrschaft/Knechtschaft, anders als Hegel, auf die welthistorischen Letztinstanzen Stalin und den kommunistischen Weltstaat. Diesen sieht er besser in der Lage, soziale Grundbedürfnisse aller Menschen zu befriedigen, als der von Hegel anvisierte preußische Staat. (KojèveVsHegel). Später überträgt Kojève dieses Ziel auf den American Way of Life. (1) KojèveVsHegel: bei Kojève siegt, anders als bei Hegel, letztlich der Knecht und damit die Massen, über den Herrn. Da der Knecht aber das Schwache, Feige, Kleine und Animalistische verkörpert, endet der Sieg des Knechts über den Herrn in einer Herrschaft des Mittelmaßes bzw. in einem Dahintreiben einer reanimalisierten Menschheit in wunschlos glücklichem Konsum. ((s) Laut Drury vollzieht Kojève also nicht die dialektische Bewegung Hegels mit, nach der Herr und Knecht konvergieren.) >Geschichte/Fukuyama. DruryVsKojève: das sei eine „faschistische Interpretation“ des Anerkennungskampfes. (2) >Hegel, >Herrschaft/Knechtschaft/Hegel. 1. Shadia B. Drury, „The End of History and the New World Order“, in: International Journal 48/1, 1992/93, S. 80-99. 2. Ebenda S. 80 Anja Jetschke, „Francis Fukuyama, Das Ende der Geschichte“, in: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018 |
Brocker I Manfred Brocker Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018 |
Identität | Wessel | I 220 Identität/Wessel: Identitätsaussage: Abkürzung einer Aussage über die Bedeutungsgleichheit zweier Termini: wechselseitiger Bedeutungseinschluss - ta tb = def (ta >tb) u (tb > ta) - das ist aber nur für individuelle Subjekttermini korrekt. >Singuläre Termini, >Aussagen, >Stufen/Ebenen, >Beschreibungsebenen. I 220f Identität/Hegel: a = a: Bsp Sokrates ist Sokrates : verlangt, dass Sokrates in der Zeit keine Veränderungen durchmacht! >G.W.F. Hegel. WesselVsHegel: Das ist eine Verwechslung von Wort und Gegenstand - Identität und Verschiedenheit sind zweistellige Prädikate (Relation) - nicht einstelliges Prädikat. - x = y ist existentiell belastet. ((s) D.h. es muss etwas existieren, damit die Aussage einen Wahrheitswert erhält. I 221 Identität/WesselVsLeibniz: Leibniz legt einen falschen Vergleich getrennter Gegenstände nahe. >Identität/Leibniz, >Leibniz-Prinzip. I 227 Identität/Logik/Wessel: x = x: is existentiell belastet : nur wahr, wenn ein Ding x existiert - nicht logisch wahr, keine Tautologie, empirische Tatsache. >Identität/Russell. I 335 Def Identität/Wessel: i1 = i2 =def S(i1,ti2). ((s) S: der Sachverhalt, dass i1 mit dem Namen i2 bezeichnet wird ? - dass a mit dem Namen b bezeichnet wird ? "b" steht für "a".) Def Verschiedenheit/Wessel: -i (i1 = i2) =def E(i1) u E(i2) u ~(i1 = i2). ((s) Es gibt zwei Ausdrücke i1 und i2, die nicht für denselben Gegenstand stehen.) Identität/Wessel: Wir setzen das Axiom: l- i1 = i2 > ti1 ti2. < ((s) wenn die Gegenstände identisch sind, folgt, dass die entsprechenden Ausdrücke bedeutungsgleich sind.) I 379f Identität/Wissenschaftslogik/Wessel: 1) zu einer beliebigen Zeit ist der Gegenstand a mit dem Gegenstand b in einer beliebigen räumlichen Ordnung bezüglich eines beliebigen Verfahrens zur Feststellung der Ordnung identisch 2) immer, wenn einer von a und b existiert, existiert der andere auch. Struktur muss die Beziehungen der Gegenstände berücksichtigen. - Es gibt nichts in der Natur, was die Bevorzugung der einen oder anderen Relation rechtfertigt (es gibt hier keine Tatsache). Identität in der Zeit/Wissenschaftslogik/Wessel: Wenn t2 nach t1, kann man nicht mehr von Identität sprechen! - t1 und t2 sind dann nur Repräsentanten derselben Klasse von Gegenständen a, wenn die Gegenstände unter Verwendung von Zeit definiert wurden. >Temporale Identität. |
Wessel I H. Wessel Logik Berlin 1999 |
Junghegelianer | Gadamer | I 349 Linkshegelianer/Junghegelianer/Anerkennung/VsHegel/Gadamer: Das Pochen auf die Unmittelbarkeit - sei es die der leiblichen Natur, sei es die des Ansprüche stellenden Du, sei es die der undurchdringlichen Tatsächlichkeit des geschichtlichen Zufalls oder die der Realität der Produktionsverhältnisse - hat sich immer schon selbst widerlegt, sofern es selber kein unmittelbares Verhalten, sondern ein reflektierendes Tun ist. >Welt/Denken, >Wahrnehmung, >Erfahrung, >Eindrücke, >Empfindung, vgl. >Unkorrigierbarkeit. Die linkshegelianische Kritik an einer bloßen Versöhnung im Gedanken, welche die reale Veränderung der Welt schuldig bleibe, die ganze I 350 Lehre vom Umschlag der Philosophie in Politik muss auf dem Boden der Philosophie einer Selbstaufhebung gleichkommen.(1) >Reflexion. 1. Das ist in der marxistischen Literatur bis heute deutlich. Vgl. die energische Herausarbeitung dieses Punktes bei J. Habermas, Zur philosophischen Diskussion um Marx und den Marxismus (Phil. Rundschau V, 3/4, 1957, S. 183ff.) |
Gadamer I Hans-Georg Gadamer Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010 Gadamer II H. G. Gadamer Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977 |
Kunst | Hegel | Gadamer I 54 Kunst/Hegel/Gadamer: An sich besteht das Wesen aller Kunst darin, wie Hegel es formuliert hat, daß sie »den Menschen vor sich selbst bringt«(1). Auch andere Gegenstände der Natur - nicht nur die menschliche Gestalt - können in künstlerischer Darstellung sittliche Ideen zum Ausdruck bringen. Alle künstlerische Darstellung, sei es von Landschaft, sei es von nature morte, ja schon jede beseelende Betrachtung der Natur bewirkt dies. KantVsHegel/Gadamer: Insofern aber behält Kant recht: Der Ausdruck des Sittlichen ist dann ein geliehener. Der Mensch dagegen bringt diese Ideen in seinem eigenen Sein, und weil er ist, was er ist, zum Ausdruck. Bsp Ein Baum, der durch unglückliche Wachstumsbedingungen verkümmert ist, mag uns elend vorkommen, aber dies Elend ist nicht Ausdruck des sich elend fühlenden Baums, und vom Ideal des Baumes her ist Verkümmerung nicht Der elende Mensch dagegen ist, am menschlich-sittlichen Ideal selbst gemessen, elend (und nicht erst so, dass wir ihm ein für ihn gar nicht gültiges Ideal des Menschlichen zumuten, an dem gemessen er für uns Elend ausdrückte, ohne elend zu sein). HegelVsVs: Hegel hat das in seinen Vorlesungen Gadamer I 55 zur Ästhetik vollendet begriffen, wenn er den Ausdruck des Sittlichen als „Scheinen der Geistigkeit“ wiedergibt(2). Gadamer: So führt der Formalismus des „trockenen Wohlgefallens“ zur entscheidenden Auflösung nicht nur des Rationalismus in der Ästhetik, sondern überhaupt jeder universalen (kosmologischen) Schönheitslehre. >Kunst/Kant, >Ästhetik/Hegel. 1. Hegel, Vorlesungen über die Ästhetik, ed. Lasson, S. 57: »Es ist also das allgemeine Bedürfnis des Kunstwerks im Gedanken des Menschen zu suchen, indem es eine Art und Weise ist, dem Menschen vor ihn zu bringen, was er ist. « 2. Ebenda, S. 213. |
Gadamer I Hans-Georg Gadamer Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010 Gadamer II H. G. Gadamer Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977 |
Leben | Dilthey | Gadamer I 71 Leben/Dilthey/Gadamer: Die Sinngebilde, denen wir in den Geisteswissenschaften begegnen, mögen uns noch so fremd und unverständlich gegenüberstehen - sie lassen sich auf letzte Einheiten des im Bewusstsein Gegebenen zurückführen, die selber nichts Fremdes, Gegenständliches, Deutungsbedürftiges mehr enthalten. Es sind die Erlebniseinheiten, die selber Sinneinheiten sind. Gadamer: So meldet sich in der Erkenntnistheorie der Geisteswissenschaften ein Lebensbegriff, der das mechanistische Modell einschränkt. Dieser Lebensbegriff ist teleologisch gedacht: Dilthey: Leben ist für Dilthey Produktivität schlechthin. Indem sich Leben in Sinngebilden objektiviert, ist alles Verstehen von Sinn »ein Zurückübersetzen der Objektivationen des Lebens in die geistige Lebendigkeit, aus der sie hervorgegangen sind«. So bildet der Begriff des Erlebnisses die erkenntnistheoretische Grundlage für alle Erkenntnis von Objektivem. >Erlebnis/Dilthey, >Erlebnis/Gadamer, >Erlebnis/Husserl. Gadamer I 232 Leben/Dilthey/Gadamer: [Dilthey] spricht bekanntlich von der „gedankenbildenden Arbeit des Lebens“(1). Was diese Wendung von Hegel unterscheidet, ist nicht leicht zu sagen. Das Leben mag noch so sehr ein „unergründliches Antlitz“(2) zeigen, Dilthey mag noch so sehr die allzu freundliche Ansicht vom Leben verspotten, die in ihm nur Fortschritt der Kultur sieht - sofern es auf die Gedanken, die es bildet, hin verstanden wird, wird es einem teleologischen Deutungsschema unterstellt und ist es als Geist gedacht. Geist/Hegel/Dilthey: Dazu stimmt nun, dass Dilthey sich in seinen späteren Jahren mehr und mehr an Hegel anlehnt und dort von Geist redet, wo er früher „Leben“ sagte. Er wiederholt damit nur eine begriffliche Entwicklung, die Hegel selber ebenso genommen hatte. Im Lichte dieser Tatsache erscheint es bemerkenswert, daß wir Dilthey die Kenntnis der sogenannten „theologischen“ Jugendschriften Hegels verdanken. In diesen Materialien zur Entwicklungsgeschichte des Hegelschen Denkens tritt ganz deutlich hervor, dass dem Hegelschen Begriff des Geistes ein pneumatischer Lebensbegriff zugrunde liegt(3). Dilthey selbst hat sich darüber Rechenschaft zu geben versucht, was ihn mit Hegel verbindet und was ihn von Hegel trennt(4). Aber was besagt seine Kritik an Hegels Vernunftglauben, an seiner spekulativen Konstruktion der Weltgeschichte, an seiner aprioristischen Ableitung aller Begriffe aus der dialektischen Selbstentfaltung des Absoluten, wenn doch auch er dem Begriff des „Objektiven Geistes« eine so zentrale Stellung gibt? DiltheyVsHegel: (...) Dilthey wendet sich gegen die ideelle Konstruktion dieses Hegelschen Begriffs. »Wir müssen heute von der Realität des Lebens ausgehen«. Er schreibt: »Wir suchen diese zu verstehen und in adäquaten Begriffen darzustellen. Indem so der objektive Geist losgelöst wird von der einseitigen Begründung in der allgemeinen, das Wesen des Weltgeistes aussprechenden Vernunft, losgelöst auch von der ideellen Konstruktion, wird ein neuer Begriff desselben möglich: in ihm sind Sprache, Sitte, jede Art von Lebensform, von Stil des Lebens ebenso gut umfasst wie Familie, bürgerliche Gesellschaft, Staat und Gadamer I 233 Recht. Und nun fällt auch das, was Hegel als den absoluten Geist vom objektiven unterschied: Kunst und Religion und Philosophie unter diesen Begriff.(5) >Geist/Dilthey, >Vergleiche/Dilthey. Gadamer I 239 Verstehen/Historisches Bewusstsein/Dilthey/Gadamer: Dilthey geht vom Leben aus. Das Leben ist selbst auf Besinnung angelegt. [Diltheys lebensphilosophische Tendenz] (...) beruht eben darauf, dass im Leben selbst Wissen gelegen ist. >Lebensphilosophie/Dilthey. Schon das Innesein, das das Erlebnis charakterisiert, enthält eine Art Rückwendung des Lebens auf sich selbst. »Das Wissen ist da, es ist ohne Besinnung mit dem Erleben verbunden« (VII, 18). Die gleiche immanente Reflexivität des Lebens bestimmt aber auch die Art, wie nach Dilthey Bedeutung im Lebenszusammenhang aufgeht. Denn Bedeutung wird nur erfahren, indem wir aus der »Jagd nach den Zielen« heraustreten. >Bedeutung/Dilthey. Es ist eine Abstandnahme, eine Ferne von dem Zusammenhang unseres eigenen Handelns, die solche Besinnung ermöglicht. Gadamer I 240 In beiden Richtungen, der Kontemplation wie der praktischen Besinnung, zeigt sich nach Dilthey die gleiche Tendenz des Lebens, ein Streben nach Festigkeit(6). Von da aus versteht man, dass er die Objektivität der wissenschaftlichen Erkenntnis und der philosophischen Selbstbesinnung als die Vollendung der natürlichen Tendenz des Lebens ansehen konnte. 1. Dilthey, Ges. Schriften Vll, 136. 2. Ges. Schriften Vlll, 224. 3.Diltheys grundlegende Abhandlung: Die Jugendgeschichte Hegels, zuerst 1906 erschienen und im 4. Band der gesammelten Schriften (1921) durch Nachlassmanuskripte vermehrt, eröffnete eine neue Epoche der Hegelstudien, weniger durch ihre Resultate als durch ihre Aufgabenstellung. Ihr trat bald (1911) die Herausgabe der „Theologischen Jugendschriften“ durch Hermann Nohl zur Seite, die durch den eindringlichen Kommentar Theodor Haerings (Hegel 1928) aufgeschlossen wurden. Vgl. vom Verf.: „Hegel und der geschichtliche Geist“ und Hegels Dialektik Ges. Werke Bd. 31 und Herbert Marcuse, Hegels Ontologie und die Grundlegung einer Theorie der Geschichtlichkeit, 1932, der die modellbildende Funktion des Lebensbegriffs für die „Phänomenologie des Geistes« nachgewiesen hat. 4. Ausführlich in den Nachlassaufzeichungen zur „Jugendgeschichte Hegels« (IV, 217-258), tiefer im 3. Kapitel des „Aufbau“ (146ff.). 5. Dilthey, Ges. Schr. Vll, 150. 6. Ges. Schriften Vll, 347. |
Dilth I W. Dilthey Gesammelte Schriften, Bd.1, Einleitung in die Geisteswissenschaften Göttingen 1990 Gadamer I Hans-Georg Gadamer Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010 Gadamer II H. G. Gadamer Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977 |
Lebensphilosophie | Dilthey | Gadamer I 230 Lebensphilosophie/Dilthey/Gadamer: Für [Dilthey] ist Bedeutung nicht ein logischer Begriff, sondern wird als Ausdruck des Lebens verstanden. Das Leben selbst, diese fließende Zeitlichkeit, ist auf die Herausgestaltung von bleibenden Bedeutungseinheiten angelegt. Das Leben selbst legt sich aus. Er hat selbst hermeneutische Struktur. So bildet das Leben die wahre Grundlage der Geisteswissenschaften. Die Hermeneutik ist nicht bloßes romantisches Erbgut in Diltheys Denken, sondern ergibt sich folgerichtig aus der Grundlegung der Philosophie im "Leben". DiltheyVsHegel: Dilthey meint sich gerade dadurch dem „lntellektualismus« Hegels grundsätzlich überlegen. DiltheyVsLeibniz: Ebenso wenig konnte ihm der von Leibniz herkommende, romantisch-pantheistische Individualitätsbegriff genügen. Die Grundlegung der Philosophie im Leben wehrt sich auch gegen eine Metaphysik der Individualität und weiß sich von dem Leibnizschen Aspekt der fensterlosen Monaden, die ihr eigenes Gesetz entfalten, weit entfernt. Individualität ist für sie nicht eine in der Erscheinung wurzelnde ursprüngliche Idee. Dilthey besteht vielmehr darauf, dass alle „seelische Lebendigkeit“, unter Umständen steht(1). Kraft/Dilthey: Es gibt gar keine ursprüngliche Kraft der Individualität. Sie ist erst, was sie ist, indem sie sich durchsetzt. Begrenzung durch den Wirkungsverlauf gehört zum Wesen der Individualität - wie zu allen geschichtlichen Begriffen. Auch Begriffe wie Zweck und Bedeutung meinen für Dilthey nicht Ideen im Sinne des Platonismus oder der Scholastik. Auch sie sind geschichtliche Begriffe, sofern sie auf die Begrenzung durch den Wirkungsverlauf bezogen sind. Sie müssen Energiebegriffe sein. Dilthey beruft sich dafür auf Fichte(2) der ja ebenso auf Ranke von bestimmendem Einfluss war. Insofern will seine Hermeneutik des Lebens auf dem Boden der historischen Weltansicht bleiben(3). Die Philosophie liefert ihm nur die begrifflichen Möglichkeiten, deren Wahrheit auszusagen. >Kraft/Dilthey. 1. Dilthey, Ges. Schriften V, 266. 2. Vll, 157; 280; 333. 3. VII, 280. |
Dilth I W. Dilthey Gesammelte Schriften, Bd.1, Einleitung in die Geisteswissenschaften Göttingen 1990 Gadamer I Hans-Georg Gadamer Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010 Gadamer II H. G. Gadamer Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977 |
Logik | Frege | Frege II 49 Grammatik/Logik: Das Subjekt/Prädikat ist immer nur ein Gedanke, ohne Wahrheitswert, keine Extension. >Subjekt, >Prädikat, >Extension. Tugendhat II 54 Hegel: Hegel hat die Logik aus Begriffen zusammengesetzt. FregeVsHegel: Hegel hat sie nicht aus Begriffen, sondern aus Sätzen zusammengesetzt! Wichtig: Gegenstände können nicht negiert werden, sondern nur Sätze. >Gegenstand, >Satz, >Negation, >Begriff. Thiel I 335 Logik/Frege/Thiel: Freges Begriff der Logik, auf die er die gesamte nicht-geometrische Mathematik zurückführen wollte, war ein weiterer als der heutige. Für Frege nämlich zählt die Mengenbildung zu den logischen Prozessen, so dass der Übergang von der Aussage, dass genau dieselben Gegenstände unter zwei Begriffe A und B fallen, zur Aussage der Gleichheit der Begriffsumfänge von A und B bei Frege ein Gesetz der Logik ist. Thiel I 335/336 Heutige Auffassung: Begriffsumfänge sind nichts anderes als Mengen, daher gehört das Gesetz nicht in die Logik, sondern zur Mengenlehre. >Begriffsumfang. In der Traditionellen Logik war die Lehre der Begriffsumfänge Teil der Logik. Heute sind sie Teil der Menglehre, während die Lehre vom "Begriffsinhalt" in der Logik verbleibt. Das ist recht merkwürdig. |
F I G. Frege Die Grundlagen der Arithmetik Stuttgart 1987 F II G. Frege Funktion, Begriff, Bedeutung Göttingen 1994 F IV G. Frege Logische Untersuchungen Göttingen 1993 Tu I E. Tugendhat Vorlesungen zur Einführung in die Sprachanalytische Philosophie Frankfurt 1976 Tu II E. Tugendhat Philosophische Aufsätze Frankfurt 1992 T I Chr. Thiel Philosophie und Mathematik Darmstadt 1995 |
Metaphysik | Leibniz | Holz I 13 Metaphysik/Leibniz/Holz: die innere Einheit seines Werks ist nur von der Metaphysik her zu begreifen. Seine Position liegt zwischen Kant und Hegel: er zeigt LeibnizVsKant die Alternative einer Metaphysik als Wissenschaft auf, indem er ihre Methode zeigt. >Metaphysik/Kant. LeibnizVsHegel: zeigt die Möglichkeit einer Metaphysik, die nicht auf eine absolut idealistische Weise begründet ist. I 24 Metaphysik/Holz: sie bekommt bei Leibniz die wissenschaftliche Theorieform einer nicht empirisch verifizierbaren Theorie des Gesamtzusammenhangs der Welt. Nicht länger "Vorstellungen" vom Ganzen, sondern transempirische Konstruktion der plausibelsten und explanativsten Form. I 81 Metaphysik/Leibniz: da das nach Zirkel aussieht hat z.B. Descartes eine Begründung in Gott gesucht. Aber metaphysisch kann der Zirkel nicht aufgelöst werden, denn Metaphysik beruht ja gerade auf einer lückenlosen Verknüpfung! >Ordnung/Leibniz, >Terminologie/Leibniz. Auch logisch bleibt der Zirkel erhalten. Das System muss also irgendwo durchbrochen werden: Lösung/Leibniz: unhintergehbare Funktion der Sinneswahrnehmung. Und zwar nicht als "ersten Grund", sondern als außerlogischen materiellen Anfang des Reflexionsverhältnisses. als quasi "archimedischen Punkt" (Außen). Leibniz ist sich dieser Bruchstelle durchaus bewusst. Die metaphysische Notwendigkeit kann ihrerseits nicht mehr aus Gründen abgeleitet werden. I 82 Metaphysik/Leibniz/Holz: im Bereich der Vernunftwahrheiten (z.B. Mathematik) ist die Reduktion bis zum Identitätsprinzip real möglich. >Identitätsprinzip/Leibniz. I 119 Leibniz These: der Strukturcharakter der Monade bewirkt, dass überhaupt etwas ist. Die Struktur verbürgt die Einheit des Seins und ist das Sein der Einheit. Metaphysik/Einheit/Welt/Letztbegründung/Leibniz: der Begriff des Einzelnen ist ein Weltbegriff. Darum ist die innerweltlich wissenschaftliche Begründung, die dem Besonderen in seiner Besonderheit gegeben wird, angewiesen auf ein metaphysisches (dahinterliegendes) Prinzip, das das Sein der Welt intelligibel macht. >Einheit/Leibniz, >Letztbegründung/Leibniz, >Welt/Leibniz. |
Lei II G. W. Leibniz Philosophical Texts (Oxford Philosophical Texts) Oxford 1998 Holz I Hans Heinz Holz Leibniz Frankfurt 1992 Holz II Hans Heinz Holz Descartes Frankfurt/M. 1994 |
Negation | Adorno | Grenz I 50 Negation/AdornoVsHegel/Grenz: Adorno trennt, gegen Hegel, die subjektive von der objektiven Positivität der negierten Negation.(1) >Subjektivität/Adorno, >G.W.F. Hegel. I 50 Dialektik/doppelte Negation/PopperVsDialektik/Adorno/Grenz: Adorno gibt der Popperschen Dialektikkritik recht: Die Gleichsetzung der Negation der Negation mit der Positivität ist die Quintessenz des Identifizierens und damit der Verdinglichung. I 50 Negation/Adorno/Grenz: Das Bewusstsein des Fehlens von etwas oder der Falschheit, dies Moment der bestimmten Negation als seinerseits Subjektives, darf nicht der objektiven Logik und gar der Metaphysik gutgeschrieben werden.(2) >Objektivität/Adorno. Grenz I 51 Die bestimmte Negation ändert die Verhältnisse nicht. Sie ist nur deren Bewusstsein. Grenz I 80 Bestimmte Negation/MarxVsHegel/Grenz: Bsp Die bürgerliche Revolution gegen die Feudalgesellschaft: Pointe: Hier ist bestimmte Negation als Methode verlorengegangen. Der Feudalismus wird im Doppelsinn aufgehoben: Liquidiert wird die Herrschaft Weniger über die Vielen, erhalten bleibt der Gesellschaftscharakter der Gesellschaft. I Grenz 83 Bestimmte Negation/AdornoVsHegel/AdornoVsMarx/Grenz: Adorno löst die Antinomie der Zweisinnigkeit des Aufhebens und Einbeziehung des praktischen Elements der Geschichte in die bestimmte Negation auf. >Geschichte/Adorno. I Grenz 91 Bestimmte Negation/Adorno/Grenz: Neukonzeption als immanente Kritik: a) Als Aufhebung innerweltlich konzipiert – so entgeht sie der Immanenzkritik an Hegel. I 92 b) Kehrt den Begriff der Zweckrationalität als irrational hervor(3). So ergibt sich die Notwendigkeit, den Etwas-Charakter des bestimmten Nichts geschichtsphilosophisch(4) zu tilgen. c) Diese Notwendigkeit wird unterstützt von der Durchstoßung des Natur-Geschichte-Antagonismus. Demnach bestünde die bestimmte Negation darin, das dem Faktischen seine Potentialität entgegengehalten wird, „der es nicht genügen kann“.(5) Grenz I 106 Bestimmte Negation/Kunst/Adorno/Grenz: Das Offenbaren des Bildgehalts eines Kulturphänomens ist nur möglich als bestimmte Negation seines gesellschaftlichen Gehaltes, oder, was dasselbe ist, als Gewinnung der Wahrheit seiner Unwahrheit. >Kunst/Adorno, >Kunstwerke/Adorno, >Wahrheit/Adorno, >Wahrheitsgehalt/Adorno. Grenz I 113 Doppelte Negation/Adorno/Grenz: Adorno versteht die Negation der Negation als negativ: inhaltsvoll, aber ohne Etwas-Charakter.(6) Grenz I 116 Negation/Adorno/Grenz: bestimmte Negation und Etwas-Charakter des bestimmten Nichts treten auseinander durch die Verwandlung der bestimmten Negation in die physiognomische Analyse und des bestimmten Nichts in eine auf Seiendes und sei nur noch polemisch bezogene Kategorie der Erfahrung. Das ist die Leistung der negativen Dialektik Adornos, mit der sie den historischen und den dialektischen Materialismus zu sich selbst bringt. >Materialismus/Adorno. Grenz I 180 Negation/Adorno/Grenz: Resultate physiognomischer Negationen sind Kunstwerke oder hermetische Texte. Sie misslingen also als Negationen, insofern sie die Negativität ihrer Neganda zwar praktisch, dafür aber begriffslos und also unbestimmt, diffus negieren. Theorie: Demgegenüber ist die Theorie vollzogene Bestimmung von Seiendem als negativ bloß theoretisch, aber bestimmt. 1. Th. W. Adorno. Negative Dialektik, In: Gesammelte Schriften, Band 6: Negative Dialektik. Jargon der Eigentlichkeit. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1970.p. 159, FN 2. Ebenda. 3. Negative Dialektik, p. 8 4. Th. W. Adorno. Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente. Amsterdam 1947. p 126. 5. Th. W. Adorno. Ästhetische Theorie, In: Gesammelte Schriften 7, Rolf Tiedemann (Hg.), Frankfurt/M: Suhrkamp. 1970. p. 205. 6. Negative Dialektik, p. 159f |
A I Th. W. Adorno Max Horkheimer Dialektik der Aufklärung Frankfurt 1978 A II Theodor W. Adorno Negative Dialektik Frankfurt/M. 2000 A III Theodor W. Adorno Ästhetische Theorie Frankfurt/M. 1973 A IV Theodor W. Adorno Minima Moralia Frankfurt/M. 2003 A V Theodor W. Adorno Philosophie der neuen Musik Frankfurt/M. 1995 A VI Theodor W. Adorno Gesammelte Schriften, Band 5: Zur Metakritik der Erkenntnistheorie. Drei Studien zu Hegel Frankfurt/M. 1071 A VII Theodor W. Adorno Noten zur Literatur (I - IV) Frankfurt/M. 2002 A VIII Theodor W. Adorno Gesammelte Schriften in 20 Bänden: Band 2: Kierkegaard. Konstruktion des Ästhetischen Frankfurt/M. 2003 A IX Theodor W. Adorno Gesammelte Schriften in 20 Bänden: Band 8: Soziologische Schriften I Frankfurt/M. 2003 A XI Theodor W. Adorno Über Walter Benjamin Frankfurt/M. 1990 A XII Theodor W. Adorno Philosophische Terminologie Bd. 1 Frankfurt/M. 1973 A XIII Theodor W. Adorno Philosophische Terminologie Bd. 2 Frankfurt/M. 1974 A X Friedemann Grenz Adornos Philosophie in Grundbegriffen. Auflösung einiger Deutungsprobleme Frankfurt/M. 1984 |
Planung | Hegel | Gadamer I 377 Plan/Hegel/Gadamer: Gadamer: [man hat] im (...) Falle [der Geschichte] zwei verschiedene Fragen zu rekonstruieren (...), die auch zwei verschiedene Antworten finden: Die Frage nach dem Sinn im Verlauf eines großen Ereignisses und die Frage nach der Planmäßigkeit dieses Verlaufs. (...) der Deuter der Geschichte [ist] immer in der Gefahr (...), den Zusammenhang, in dem er einen Sinn erkennt, als den von wirklich handelnden und planenden Menschen gemeinten zu hypostasieren. >Handeln, >Geschichte/Hegel, >Weltgeschichte/Hegel, >Welt/Hegel, >Fortschritt/Hegel. Plan/Geschichte/Hegel/Gadamer: Das ist lediglich unter den Voraussetzungen Hegels legitim, sofern die Philosophie der Geschichte in die Pläne des Weltgeistes eingeweiht ist und von diesem eingeweihten Wissen aus gewisse einzelne als weltgeschichtliche Individuen auszeichnen kann, bei denen eine wirkliche Übereinstimmung zwischen ihren partikularen Gedanken und dem weltgeschichtlichen Sinn der Ereignisse bestünde. >Weltgeist/Hegel. Gadamer: Einen hermeneutischen Grundsatz für die Erkenntnis der Geschichte kann man aus diesen durch Übereinstimmung des Subjektiven und Objektiven in der Geschichte ausgezeichneten Fällen aber nicht ableiten. >Hermeneutik, >Hermeneutik/Hegel, >Hermeneutik/Gadamer. GadamerVsHegel: Gegenüber der geschichtlichen Überlieferung hat Hegels Lehre offenbar nur eine partikulare Wahrheit. Das unendliche Geflecht von Motivationen, das die Geschichte ausmacht, gewinnt nur gelegentlich und auf kurze Strecke die Helligkeit des Planmäßigen In einem einzelnen Individuum. Was Hegel als einen ausgezeichneten Fall beschreibt, ruht also auf dem allgemeinen Grunde des Missverhältnisses, das zwischen den subjektiven Gedanken eines einzelnen und dem Sinn des Verlaufsganzen der Geschichte besteht. Im allgemeinen erfahren wir den Lauf der Dinge als etwas, das unsere Pläne und Erwartungen ständig verändern lässt. Wer starr an seinen Plänen festzuhalten sucht, dem wird gerade die Ohnmacht seiner Vernunft fühlbar gemacht. |
Gadamer I Hans-Georg Gadamer Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010 Gadamer II H. G. Gadamer Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977 |
Realität | Putnam | I (k) 264 Welt/Realität/Wirklichkeit/PutnamVsHegel/PutnamVsFichte: Beide, Hegel wie Fichte hätten uns aufgefordert, die Welt unabhängig von unserer Sprache zu beschreiben, aber das geht nicht. Wie sollte man auch annehmen, dass das ginge? >Sprachunabhängig, >theorieunabhängig, >beschreibungsunabhängig. |
Putnam I Hilary Putnam Von einem Realistischen Standpunkt In Von einem realistischen Standpunkt, Vincent C. Müller Frankfurt 1993 Putnam I (a) Hilary Putnam Explanation and Reference, In: Glenn Pearce & Patrick Maynard (eds.), Conceptual Change. D. Reidel. pp. 196--214 (1973) In Von einem realistischen Standpunkt, Vincent C. Müller Reinbek 1993 Putnam I (b) Hilary Putnam Language and Reality, in: Mind, Language and Reality: Philosophical Papers, Volume 2. Cambridge University Press. pp. 272-90 (1995 In Von einem realistischen Standpunkt, Vincent C. Müller Reinbek 1993 Putnam I (c) Hilary Putnam What is Realism? in: Proceedings of the Aristotelian Society 76 (1975):pp. 177 - 194. In Von einem realistischen Standpunkt, Vincent C. Müller Reinbek 1993 Putnam I (d) Hilary Putnam Models and Reality, Journal of Symbolic Logic 45 (3), 1980:pp. 464-482. In Von einem realistischen Standpunkt, Vincent C. Müller Reinbek 1993 Putnam I (e) Hilary Putnam Reference and Truth In Von einem realistischen Standpunkt, Vincent C. Müller Reinbek 1993 Putnam I (f) Hilary Putnam How to Be an Internal Realist and a Transcendental Idealist (at the Same Time) in: R. Haller/W. Grassl (eds): Sprache, Logik und Philosophie, Akten des 4. Internationalen Wittgenstein-Symposiums, 1979 In Von einem realistischen Standpunkt, Vincent C. Müller Reinbek 1993 Putnam I (g) Hilary Putnam Why there isn’t a ready-made world, Synthese 51 (2):205--228 (1982) In Von einem realistischen Standpunkt, Vincent C. Müller Reinbek 1993 Putnam I (h) Hilary Putnam Pourqui les Philosophes? in: A: Jacob (ed.) L’Encyclopédie PHilosophieque Universelle, Paris 1986 In Von einem realistischen Standpunkt, Vincent C. Müller Reinbek 1993 Putnam I (i) Hilary Putnam Realism with a Human Face, Cambridge/MA 1990 In Von einem realistischen Standpunkt, Vincent C. Müller Reinbek 1993 Putnam I (k) Hilary Putnam "Irrealism and Deconstruction", 6. Giford Lecture, St. Andrews 1990, in: H. Putnam, Renewing Philosophy (The Gifford Lectures), Cambridge/MA 1992, pp. 108-133 In Von einem realistischen Standpunkt, Vincent C. Müller Reinbek 1993 Putnam II Hilary Putnam Repräsentation und Realität Frankfurt 1999 Putnam III Hilary Putnam Für eine Erneuerung der Philosophie Stuttgart 1997 Putnam IV Hilary Putnam "Minds and Machines", in: Sidney Hook (ed.) Dimensions of Mind, New York 1960, pp. 138-164 In Künstliche Intelligenz, Walther Ch. Zimmerli/Stefan Wolf Stuttgart 1994 Putnam V Hilary Putnam Vernunft, Wahrheit und Geschichte Frankfurt 1990 Putnam VI Hilary Putnam "Realism and Reason", Proceedings of the American Philosophical Association (1976) pp. 483-98 In Truth and Meaning, Paul Horwich Aldershot 1994 Putnam VII Hilary Putnam "A Defense of Internal Realism" in: James Conant (ed.)Realism with a Human Face, Cambridge/MA 1990 pp. 30-43 In Theories of Truth, Paul Horwich Aldershot 1994 SocPut I Robert D. Putnam Bowling Alone: The Collapse and Revival of American Community New York 2000 |
Reflexion | Gadamer | I 347 Reflexion/Wirkungsgeschichte/Hermeneutik/Gadamer: Unsere ganze Darlegung über Horizontbildung und Horizontverschmelzung sollte (...) die Vollzugsweise des wirkungsgeschichtlichen Bewusstseins beschreiben. >Wirkungsgeschichte/Gadamer, >Hermeneutik/Gadamer, >Verstehen/Gadamer. Aber was ist das für ein Bewusstsein? Hier liegt das entscheidende Problem. Man mag noch so sehr betonen, dass das wirkungsgeschichtliche Bewusstsein gleichsam in die Wirkung selbst eingelegt ist. Als Bewusstsein scheint es wesensmäßig in der Möglichkeit, sich über das zu erheben, wovon es Bewusstsein ist. Die Struktur der Reflexivität ist grundsätzlich mit allem Bewusstsein gegeben. Sie muss also auch für das Bewusstsein der Wirkungsgeschichte gelten. Werden wir damit nicht gezwungen, Hegel recht zu geben, und muss uns nicht doch die absolute Vermittlung von Geschichte und Wahrheit, wie sie Hegel denkt, als das Fundament der Hermeneutik erscheinen? In letzter Konsequenz ist es doch die Position Hegels, in [der Historismus des 19. Jahrhunderts] seine Legitimation findet, auch wenn die Historiker, die das Pathos der Erfahrung beseelte, sich statt dessen lieber auf Schleiermacher und auf Wilhelm von Humboldt beriefen. GadamerVsSchleiermacher/GadamerVsHumboldt: Weder Schleiermacher noch Humboldt haben aber ihre Position wirklich zu Ende gedacht. Sie mögen die Individualität, die Schranke der Fremdheit, die unser Verstehen zu überwinden hat, noch so sehr betonen, am Ende findet doch lediglich in einem unendlichen Bewusstsein das Verstehen seine Vollendung und der Gedanke der Individualität seine Begründung. Hegel/Gadamer: Es ist die pantheistische Eingeschlossenheit aller Individualität ins Absolute, die das Wunder des Verstehens ermöglicht. So durchdringen sich auch hier Sein und Wissen im I 348 Absoluten. >Absolutheit. Weder Schleiermachers noch Humboldts Kantianismus ist somit gegenüber der spekulativen Vollendung des Idealismus in Hegels absoluter Dialektik eine selbständige systematische Affirmation. Die Kritik an der Reflexionsphilosophie(1), die Hegel trifft, trifft sie mit. >F. Schleiermacher, >W. v. Humboldt. VsHegel/Gadamer: Es geht für uns darum, wirkungsgeschichtliches Bewusstsein so zu denken, dass sich im Bewusstsein der Wirkung die Unmittelbarkeit und Überlegenheit des Werkes nicht wieder zu einer bloßen Reflexionswirklichkeit auflöst, mithin eine Wirklichkeit zu denken, an der sich die Allmacht der Reflexion begrenzt. Genau das war der Punkt, gegen den sich die Kritik an Hegel richtete und an dem sich in Wahrheit das Prinzip der Reflexionsphilosophie gegenüber allen seinen Kritikern als überlegen erwies. >Reflexion/Hegel. I 350 VsReflexionsphilosophie/Gadamer: [Es] stellt sich die Frage, wie weit die dialektische Überlegenheit der Reflexionsphilosophie einer sachlichen Wahrheit entspricht und wie weit sie lediglich einen formalen Schein erzeugt. Dass die Kritik am spekulativen Denken, die vom Standpunkt des endlichen menschlichen Bewusstseins geübt wird, etwas Wahres enthält, kann durch die Argumentation der Reflexionsphilosophie am Ende doch nicht verdunkelt werden. >Junghegelianer/Gadamer. Beispiele für Reflexion/Gadamer: Dass die These der Skepsis oder des Relativismus selber wahr sein will und sich insofern selber aufhebt, ist ein unwiderlegliches Argument. Aber wird damit irgend etwas geleistet? Das Reflexionsargument, das sich derart als siegreich erweist, schlägt vielmehr auf den Argumentierenden zurück, indem es den Wahrheitswert der Reflexion suspekt macht. Nicht die Realität der Skepsis oder des alle Wahrheit auflösenden Relativismus wird dadurch getroffen, sondern der Wahrheitsanspruch des formalen Argumentierens überhaupt. 1. Der Ausdruck Reflexionsphilosophie( ist von Hegel gegen Jacobi, Kant und Fichte geprägt worden. Schon im Titel von „Glauben und Wissen“ aber als eine „Reflexionsphilosophie der Subjektivität“. Hegel selbst setzt ihr die Reflexion der Vernunft entgegen. |
Gadamer I Hans-Georg Gadamer Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010 Gadamer II H. G. Gadamer Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977 |
Staat | Hegel | Mause I 47 Staat/Gesellschaft/Hegel: Hegel rekonstruiert das Verhältnis der sozialen Ordnung des Marktes zur politischen Ordnung des konstitutionell-monarchischen Staates im Rahmen einer Theorie moderner „Sittlichkeit“(1), die er anhand der drei institutionalisierten Sozialisations- und Handlungssphären der „Familie“, der „bürgerlichen Gesellschaft“ und des „Staates“ beschreibt.(2) I 48 Bürgerliche Gesellschaft/Hegel: diese bezeichnet Hegel als „Not- und Verstandesstaat“ (3), den er vom „Staat“ als „Wirklichkeit der sittlichen Idee“ (4), also vom ‚Staat‘ des dritten Sittlichkeits-Abschnitts, unterscheidet.(5) HegelVsRousseau: Hegel rekonstruiert den monarchisch-konstitutionellen Staat als überindividuellen sittlichen Kommunikations- und Sinnzusammenhang zu rekonstruieren und damit das republikanische Primat der Politik über die Wirtschaft. MarxVsHegel, Staat/Marx. Brocker I 794 Staat/Hegel/HonnethVsHegel/Honneth: Anstatt die sittliche Sphäre des Staates als ein intersubjektives Verhältnis reziproker Anerkennungsakte zu begreifen (siehe Intersubjektivität/Hegel), behandelt Hegel in seinen späteren Schriften den Staat so, als sei dieser eine vor aller Interaktion immer schon bestehende Entität. Konsequenterweise seien es nur mehr die vertikal gedachten Beziehungen, die die Individuen „zur übergeordneten Instanz des Staates“ als „der Verkörperung des Geistes“ unterhalten, „die in seinem Ansatz unversehens die Rolle übernehmen, die in einem anerkennungstheoretischen Konzept der Sittlichkeit doch eigentlich bestimmte, höchst anspruchsvolle Formen der wechselseitigen Anerkennung hätten spielen müssen“. (6) Lösung/HonnethVsHegel: daraus ergibt sich die Aufgabe, Hegels spekulative Kategorien durch erfahrungswissenschaftliche Konzepte zu ersetzen und damit Brocker I 795 „empirisch kontrollierbar“ zu machen. (7) Hans-Jörg Sigwart, „Axel Honneth, Kampf um Anerkennung“, in: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018 1. G. W. F. Hegel Grundlinien der Philosophie des Rechts oder Naturrecht und Staatswissenschaft im Grundrisse. Werke 7, Hrsg. Eva Moldenhauer und Karl Markus Michel, Frankfurt a. M. 1989, S. 292. 2. Ebenda S. 307. 3. Ebenda S. 340 4. Ebenda S. 389 5. Vgl. K. Löwith, Von Hegel zu Nietzsche. Der revolutionäre Bruch im Denken des neunzehnten Jahrhunderts, Hamburg 1986, S 261-264. 6. Axel Honneth, Kampf um Anerkennung. Zur moralischen Grammatik sozialer Konflikte, mit einem neuen Nachwort, Frankfurt/M. 2014 (zuerst 1992) S. 98 7. Ebenda S. 150 - - - Höffe I 331 Staat/Hegel/Höffe: Hegel entwickelt sein System des politischen Denkens, die Rechts- und Staatsphilosophie, vor dem Hintergrund seines mittlerweile ausgebauten philosophischen Systems.(1) HegelVsKant: Gegen die - angeblich bei Kant drohende - Gefahr einer rein gedachten Höffe I 332 Konstruktion normativer Ansprüche wird der Gegenstandsbereich der Rechts- und Staatsphilosophie erheblich erweitert. Statt sich mit einer normativen Theorie, einer apriorischen Rechts- und Gerechtigkeitstheorie zu begnügen, kommt es Hegel auch auf die motivationalen, gesellschaftlichen und vor allem institutionellen Faktoren an (...). Philosophische Rechtsphilosophie/Hegel: „(...) hat die Idee des Rechts, (...) den Begriff des Rechts und dessen Verwirklichung zum Gegenstande“.(2) Staat: (...) [ist das] „sittliche Universum“, [das es] als etwas Vernünftiges zu begreifen gilt. Freiheit: Das rechts- und staatstheoretische Leitprinzip bildet der freie Wille. Von ihm will Hegel zeigen, wie er unter der Bedingung der Moderne, einer Epoche der Entfremdung, nach und nach seine volle, die Entfremdung aufhebende Wirklichkeit erreicht. >Freiheit/Hegel, >Sittlichkeit/Hegel. Höffe I 336 Den Höhepunkt der Sittlichkeit, ihre Synthese, zugleich den Gipfel von Hegels gesamter Rechtsphilosophie, bildet als «vermitteltes Bei-sich» der Staat, der jetzt weit mehr als lediglich ein Not- und Verstandesstaat ist. Als ein Gemeinwesen im wörtlichen Sinn ist er die für das Gemeinwohl zuständige öffentliche Institution, die «Wirklichkeit der sittlichen Idee». Weil in ihr die Freiheit ihre vollendete Gestalt erlangt, ist es für den Menschen nicht «etwas Beliebiges», sondern «höchste Pflicht», also erneut ein kategorischer Imperativ, Mitglied eines Staates zu sein. [Dies ist eine] moderne, nämlich nicht mehr eudaimonie-, sondern freiheitsbasierte Weise (...). Erst im Zusammenleben von Freien und Gleichen kann [der Mensch] nämlich beide, sowohl seine Vernunftnatur als auch seine auf Recht und Gerechtigkeit hin angelegte Natur, vollenden. >Gesellschaft/Hegel. Höffe I 337 Vom abstrakten Recht über die Moralität entwickelt sich die «ldee des an und für sich freien Willens» schließlich zur Einheit und Wahrheit beider Momente. In ihr, der Sittlichkeit, wiederum schreitet Hegel vom natürlichen Geist, der «Familie», über das Stadium der Entzweiung, die «bürgerliche Gesellschaft», zur objektiven Freiheit, dem „Staat“ voran. Innerhalb des Abschnitts «Der Staat» jedoch kommt es überraschenderweise statt zu einer weiteren Stufung jetzt zu einem Rückschritt. Denn der Gegensatz zum freien Willen, die vollen Rechtsverhältnisse und das sittliche Ganze, wird schon auf der ersten Stufe, dem «inneren Staatsrecht», erreicht. Auf der zweiten Stufe dagegen, dem «äußeren Staatsrecht», wird das sittliche Ganze der Zufälligkeit ausgesetzt. Und der letzte Abschnitt wird hinsichtlich des freien Willens ambivalent bestimmt. 1. G.W.F. Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts oder Naturrecht und Staatswissenschaft im Grundriss, 1820 2. Ebenda § 1 |
Mause I Karsten Mause Christian Müller Klaus Schubert, Politik und Wirtschaft: Ein integratives Kompendium Wiesbaden 2018 Brocker I Manfred Brocker Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018 |
Staat | Marx | Mause I 49/50 Staat/MarxVsHegel/Marx: Der Hegel’sche Staat scheint unfähig, das von ihm beanspruchte Primat der Politik gegenüber der Wirtschaft zur Geltung zu bringen; er ist eine machtlose Idealisierung und Verdoppelung seines realen Pendants in der sozialen Wirklichkeit, das aufgrund seiner tatsächlichen Abhängigkeit von der bürgerlichen Gesellschaft keine über die Durchsetzung dieser Gesellschaftsformation hinausweisende emanzipatorische Perspektive im Sinne des republikanischen Projekts bietet. (1) Der „politische Staat“ (2), der der „bürgerlichen Gesellschaft“ (3) historisch zu ihrer Durchsetzung verhalf, ist der bloße Garant dieser atomistischen Gesellschaft des egoistisch seine Privatinteressen verfolgenden bourgeois, dessen Rechte er in Gestalt der liberalen Grund- und Menschenrechte schützt (4). >Staat/Hegel. 1. K.Marx, Kritik des Hegelschen Staatsrechts (§ § 261– 313). In Marx Engels Werke, Bd. 1 (MEW 1), Hrsg. Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Berlin 1956, S. 275– 287 2. K. Marx, Zur Judenfrage. In Marx Engels Werke, Bd. 1 (MEW 1), Hrsg. Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, 1. Berlin 1956, S. 351 3. Ebenda S 354-356, 366-370. 4. Ebenda S.361-367 |
Marx I Karl Marx Das Kapital, Kritik der politische Ökonomie Berlin 1957 Mause I Karsten Mause Christian Müller Klaus Schubert, Politik und Wirtschaft: Ein integratives Kompendium Wiesbaden 2018 |
Tatsachen | Brandom | I 466 ff Def Deflationismus/Brandom: bestreitet, dass Gehalt in Begriffen von Wahrheitsbedingungen und Übereinstimmung mit den Tatsachen, Eigenschaften und Gegenständen erklärt werden kann.(VsKorrespondenztheorie). >Deflationismus, >Gehalt, >Wahrheitsbedingungen. Tatsache : "wahrmachen": irreführend: es ist nicht die Tatsache, dass p, die wahr macht, dass p. I 469 Bsp Es ist nicht die Tatsache, dass die Perser bei Platää von den Griechen besiegt wurden, die macht, dass die Griechen die Perser bei Platää besiegten. >Wahrmachen. Tatsachen: Wenn Tatsachen erklärt werden sollen, braucht die Erklärung nicht auf irgendetwas Normatives zu rekurrieren: Dass die Planetenbahnen elliptisch sind, wäre auch ohne Wesen der Fall, die Normen aufstellen. Rorty VI 179 ff Welche Behauptungen wahr sind, hängt nicht davon ab, ob sie jemand aufstellt. Doch unsere sprachlichen Praktiken könnten nicht so sein, wie sie sind, wenn die Tatsachen anders wären. Allerdings könnten die nichtsprachlichen Tatsachen im wesentlichen so sein, wie sie sind, auch wenn unsere sprachlichen Praktiken ganz andere wären! Def Tatsache/Brandom: "etwas Behauptbares" (Neologismus von Brandom:" claimable"). - Es gibt den Akt des Behauptens, und es gibt "das Behauptete"- Tatsachen sind nun nicht das "wahre Behauptete" sondern das Behauptbare. - Tatsachen machen Behauptungen wahr. Allerdings inferentiell. RortyVsBrandom: Das ist so als wenn ich wie Moliere Bsp "die einschläfernde Kraft" als inferentiell bezeichne, um sie über jeden Verdacht erhaben scheinen zu lassen. >Behauptungen. Brandom I 476 Tatsache/Brandom: kein Kontrast zwischen dem, wie die Dinge sind und dem, was wir sagen und denken können - Tatsachen sind (die Gehalte von) wahre(n) Behauptungen und Gedanken. - Wittgenstein: wir halten mit dem Meinen nicht vor der Tatsache an. I 477 Wittgenstein: Tatsachen sind verbunden und strukturiert durch die Gegenstände und ihre Eigenschaften. I 866 Negative Tatsache/Brandom: sind nichts Geheimnisvolles - > Unterscheidung zwischen normativen und nicht normativen Ausdrücken - auch > bedingte Tatsachen, > modale Tatsachen. - Das Reich der Tatsachen und der Normen sind nicht entgegengesetzt. - Das Normative ist ein Teilgebiet des Faktischen. Seel III 149 Def Tatsache/Brandom: Inhalt wahrer Behauptungen - Behauptung/Brandom: erhalten ihren Inhalt durch die Verwendung von Begriffen im Kontext der jeweils geäußerten Sätze. Der Begriff der Tatsache kann also nur zusammen mit dem der Behauptung analysiert werden. Jedoch ist diese begriffliche Abhängigkeit keine genetische - die Welt ist der Inbegriff aller Tatsachen, ganz unabhängig davon, wann und mit welchem Erfolg Gedanken über die Welt entstanden sind. "Es gab eine Zeit, in der noch niemand Begriffe gebrauchte, weil es noch keine diskursive Praxis gab - aber es gab niemals eine Zeit, in der es noch keine Tatsachen gab. - Seel: danach sind weder Begriffe noch Tatsachen von der Existenz denkender Wesen abhängig. - Die Theorie der diskursiven Praxis erscheint so in einem Atemzug als eine Theorie der Grundstruktur der Welt. - Seel: KantVsBrandom: warnt genau davor - (im Fall Hegels vergeblich). KantVsBrandom/KantVsHegel: falsch: Der Schluss vom Denken auf das Sein. |
Bra I R. Brandom Expressive Vernunft Frankfurt 2000 Bra II R. Brandom Begründen und Begreifen Frankfurt 2001 Rorty I Richard Rorty Der Spiegel der Natur Frankfurt 1997 Rorty II Richard Rorty Philosophie & die Zukunft Frankfurt 2000 Rorty II (b) Richard Rorty "Habermas, Derrida and the Functions of Philosophy", in: R. Rorty, Truth and Progress. Philosophical Papers III, Cambridge/MA 1998 In Philosophie & die Zukunft, Frankfurt/M. 2000 Rorty II (c) Richard Rorty Analytic and Conversational Philosophy Conference fee "Philosophy and the other hgumanities", Stanford Humanities Center 1998 In Philosophie & die Zukunft, Frankfurt/M. 2000 Rorty II (d) Richard Rorty Justice as a Larger Loyalty, in: Ronald Bontekoe/Marietta Stepanians (eds.) Justice and Democracy. Cross-cultural Perspectives, University of Hawaii 1997 In Philosophie & die Zukunft, Frankfurt/M. 2000 Rorty II (e) Richard Rorty Spinoza, Pragmatismus und die Liebe zur Weisheit, Revised Spinoza Lecture April 1997, University of Amsterdam In Philosophie & die Zukunft, Frankfurt/M. 2000 Rorty II (f) Richard Rorty "Sein, das verstanden werden kann, ist Sprache", keynote lecture for Gadamer’ s 100th birthday, University of Heidelberg In Philosophie & die Zukunft, Frankfurt/M. 2000 Rorty II (g) Richard Rorty "Wild Orchids and Trotzky", in: Wild Orchids and Trotzky: Messages form American Universities ed. Mark Edmundson, New York 1993 In Philosophie & die Zukunft, Frankfurt/M. 2000 Rorty III Richard Rorty Kontingenz, Ironie und Solidarität Frankfurt 1992 Rorty IV (a) Richard Rorty "is Philosophy a Natural Kind?", in: R. Rorty, Objectivity, Relativism, and Truth. Philosophical Papers Vol. I, Cambridge/Ma 1991, pp. 46-62 In Eine Kultur ohne Zentrum, Stuttgart 1993 Rorty IV (b) Richard Rorty "Non-Reductive Physicalism" in: R. Rorty, Objectivity, Relativism, and Truth. Philosophical Papers Vol. I, Cambridge/Ma 1991, pp. 113-125 In Eine Kultur ohne Zentrum, Stuttgart 1993 Rorty IV (c) Richard Rorty "Heidegger, Kundera and Dickens" in: R. Rorty, Essays on Heidegger and Others. Philosophical Papers Vol. 2, Cambridge/MA 1991, pp. 66-82 In Eine Kultur ohne Zentrum, Stuttgart 1993 Rorty IV (d) Richard Rorty "Deconstruction and Circumvention" in: R. Rorty, Essays on Heidegger and Others. Philosophical Papers Vol. 2, Cambridge/MA 1991, pp. 85-106 In Eine Kultur ohne Zentrum, Stuttgart 1993 Rorty V (a) R. Rorty "Solidarity of Objectivity", Howison Lecture, University of California, Berkeley, January 1983 In Solidarität oder Objektivität?, Stuttgart 1998 Rorty V (b) Richard Rorty "Freud and Moral Reflection", Edith Weigert Lecture, Forum on Psychiatry and the Humanities, Washington School of Psychiatry, Oct. 19th 1984 In Solidarität oder Objektivität?, Stuttgart 1988 Rorty V (c) Richard Rorty The Priority of Democracy to Philosophy, in: John P. Reeder & Gene Outka (eds.), Prospects for a Common Morality. Princeton University Press. pp. 254-278 (1992) In Solidarität oder Objektivität?, Stuttgart 1988 Rorty VI Richard Rorty Wahrheit und Fortschritt Frankfurt 2000 Seel I M. Seel Die Kunst der Entzweiung Frankfurt 1997 Seel II M. Seel Ästhetik des Erscheinens München 2000 Seel III M. Seel Vom Handwerk der Philosophie München 2001 |
Totalität | Adorno | Grenz I 19 Totalität/Adorno: Totalität drückt sich darin aus, dass man sich der umfassenden, alles verwaltenden Welt nicht anders erwehren kann, als durch Mittel, die ihr gleichen. (Impromptus(1), p. 22). >List der Vernunft, >Dialektik der Aufklärung, >Aufklärung/Adorno. Grenz I 113 Totalität/Hegel/Adorno/AdornoVsHegel/Grenz: Die Negativität des Ganzen wir nach Adorno von Hegel ausgedrückt als positive Totalität. Darin ist Hegels Philosophie Abbild, aber gebrochenes. >G.W.F. Hegel. Die Struktur des Verblendungszusammenhangs wird hineingebildet: ‚spiegelbildlich‘. Grenz I 158 Totalität/Adorno/Grenz: Der Begriff der Totalität ist ambivalent - einerseits ist er Beschreibung der wirklichen, aber falschen Totalität, andererseits die Idee der richtigen. >Negation/Adorno. Grenz I 130 Ganzes/Adorno/Grenz: …die in jeglicher einzelnen Bestimmung wirkenden Kraft des ganzen (ist) nicht nur deren Negation sondern selbst auch das Negative, Unwahre. >Wahrheit/Adorno, >Wahrheitsgehalt/Adorno. 1. Th. W. Adorno. Impromptus. Zweite Folge neu gedruckter musikalischer Aufsätze. Frankfurt am Main 1968. |
A I Th. W. Adorno Max Horkheimer Dialektik der Aufklärung Frankfurt 1978 A II Theodor W. Adorno Negative Dialektik Frankfurt/M. 2000 A III Theodor W. Adorno Ästhetische Theorie Frankfurt/M. 1973 A IV Theodor W. Adorno Minima Moralia Frankfurt/M. 2003 A V Theodor W. Adorno Philosophie der neuen Musik Frankfurt/M. 1995 A VI Theodor W. Adorno Gesammelte Schriften, Band 5: Zur Metakritik der Erkenntnistheorie. Drei Studien zu Hegel Frankfurt/M. 1071 A VII Theodor W. Adorno Noten zur Literatur (I - IV) Frankfurt/M. 2002 A VIII Theodor W. Adorno Gesammelte Schriften in 20 Bänden: Band 2: Kierkegaard. Konstruktion des Ästhetischen Frankfurt/M. 2003 A IX Theodor W. Adorno Gesammelte Schriften in 20 Bänden: Band 8: Soziologische Schriften I Frankfurt/M. 2003 A XI Theodor W. Adorno Über Walter Benjamin Frankfurt/M. 1990 A XII Theodor W. Adorno Philosophische Terminologie Bd. 1 Frankfurt/M. 1973 A XIII Theodor W. Adorno Philosophische Terminologie Bd. 2 Frankfurt/M. 1974 A X Friedemann Grenz Adornos Philosophie in Grundbegriffen. Auflösung einiger Deutungsprobleme Frankfurt/M. 1984 |
Variablen | Deleuze | Sokal I 183 Variablen/Deleuze/Guattari/Bricmont/Sokal: (G. Deleuze/Guattari 1991/1996(1)): “Die jeweilige Unabhängigkeit der Variablen erscheint in der Mathematik, wenn sie eine höhere Potenz als die erste besitzt. Hegel zeigt deshalb, dass sich die Variabilität in der Funktion nicht mit Werten begnügt, die man verändern kann (2/3 und 4/6) oder unbestimmt lässt (a = 2b) sondern verlangt, dass eine der Variablen eine höhere Potenz annimmt (y²/x = P). (Deleuze/Guattari 1996(1), S. 141.) SokalVsDeleuze/SokalVsGuattari/SokalVsHegel: (Anmerkung I 183 unten): dieser Satz wiederholt eine Verwechslung Hegels, der Brüche wie y²/x als etwas grundlegend anderes ansah als Brüche wie a/b. 1. G. Deleuze, F. Guattari, Qu' est-ce que la philosophie?, Paris 1991 - German: Was ist Philosophie, Frankfurt/M. 1996: page numbers here stem from the German edition. 2. J. Desanti, La Philosophie silencieuse, ou critique des philosophies de la science, Paris 1975. p. 43. 3. G. W. F. Hegel Wissenschaft der Logik. In. Sämtliche Werke vol. 4, 4th edition Stuttgart 1964, p. 354ff. |
Deleuze I Gilles Deleuze Felix Guattari Was ist Philosophie? Frankfurt/M. 2000 Hum I G. Deleuze David Hume , Frankfurt 1997 Sokal I Alan Sokal Jean Bricmont Eleganter Unsinn. Wie die Denker der Postmoderne die Wissenschaften missbrauchen München 1999 Sokal II Alan Sokal Fashionable Nonsense: Postmodern Intellectuals’ Abuse of Science New York 1999 |
Veränderung | Wessel | I 365f Veränderung/WesselVsHegel: Veränderung erwächst nicht aus "Sein" und "Nichts", wir brauchen empirisch Gegebenes zur Einführung. >Logik/Hegel. Empirische Vorstellung ist in der Logik bereits vorausgesetzt. >Logik, >Veränderung, Zeit: Zeit wird durch relativ reguläre Vorgänge eingeführt Bsp Erddrehung - Veränderung auch ohne Zeit einführbar. >Einführung, >Zeit. "Paradoxie der Veränderung": der Körper besitzt die Eigenschaft und gleichzeitig besitzt er sie nicht a) zweistelliges Prädikat:" etwas wird zu etwas anderem" b) einstellig: "etwas verändert sich" , "etwas wird wahr". Bsp "das Wasser ist bewegt" - >Ereignis: aus Veränderungsprädikat sA => sB: " s(SA => sB)". sA: "Der Sachverhalt, dass A". |
Wessel I H. Wessel Logik Berlin 1999 |
Verstehen | Dilthey | Gadamer I 235 Verstehen/Endlichkeit/Unendliches/Geschichte/Dilthey/Gadamer: Muss nicht die geschichtliche Bedingtheit des Bewusstseins eine unüberwindliche Schranke dafür darstellen, dass es sich in geschichtlichem Wissen vollendet? Gadamer I 236 Die Grundlegung der Historik in einer Psychologie des Verstehens, wie sie Dilthey vorschwebte, versetzt den Historiker in eben jene ideelle Gleichzeitigkeit mit seinem Gegenstand, die wir ästhetisch nennen und an Ranke bewundern. Freilich bleibt die entscheidende Frage, wie der endlichen Menschennatur solches unendliche Verstehen möglich sein soll. Kann das wirklich Diltheys Meinung gewesen sein? DiltheyVsHegel: Hat nicht gerade Dilthey gegenüber Hegel darauf bestanden, dass man das Bewusstsein der eigenen Endlichkeit festhalten müsse? Allein hier muss man genauer zusehen. Seine Kritik am Vernunftidealismus Hegels meinte lediglich den Apriorismus seiner Begriffsspekulation - die innere Unendlichkeit des Geistes hatte für ihn keine grundsätzliche Bedenklichkeit, sondern erfüllte sich positiv in dem Ideal einer historisch aufgeklärten Vernunft, die zum Genie des Allesverstehens herangereift wäre. Unendliches/Dilthey: Für Dilthey bedeutete das Bewusstsein der Endlichkeit keine Verendlichung des Bewusstseins und keine Beschränkung. Es bezeugt vielmehr die Fähigkeit des Lebens, sich in Energie und Tätigkeit über alle Schranken zu erheben. Insofern stellt sich in ihm gerade die potentielle Unendlichkeit des Geistes dar. Freilich nicht Spekulation, sondern historische Vernunft ist die Weise, in der sich diese Unendlichkeit aktualisiert. Das historische Verstehen breitet sich über alle geschichtlichen Gegebenheiten aus und ist wahrhaft universal, weil es in der Totalität und Unendlichkeit des Geistes seinen festen Grund hat. Dilthey schließt sich dafür an die alte Lehre an, die die Möglichkeit des Verstehens aus der Gleichartigkeit der Menschennatur herleitet. Die Schranken, die der Universalität des Verstehens durch die geschichtliche Endlichkeit unseres Wesens gesetzt sind, sind ihm also nur subjektiver Natur. Gewiss, er kann in ihnen trotzdem etwas Positives erkennen, das für die Erkenntnis fruchtbar werde; so versichert er, dass erst die Sympathie wirkliches Verstehen möglich mache.(1) >Sympathie/Dilthey. 1. Dilthey, Ges. Schriften V, 277 Wright I 153 Verstehen/Dilthey/Wright, G. H.: Diltheys Begriff des Verstehens (W. Dilthey Einleitung in die Geisteswissenschaften, 1883; W. Dilthey Ideen über eine beschreibende und zergliedernde Psychologie, 1894) war ursprünglich stark “psychologistisch“ und „subjektivistisch“. Später betonte er – offensichtlich unter dem Einfluss Hegels – den „objektiven Charakter der Leistungen der Verstehensmethode. (Insbesondere W. Dilthey Die Entstehung der Hermeneutik, 1900, Appendix S. 332-338.) |
Dilth I W. Dilthey Gesammelte Schriften, Bd.1, Einleitung in die Geisteswissenschaften Göttingen 1990 Gadamer I Hans-Georg Gadamer Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010 Gadamer II H. G. Gadamer Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977 WrightCr I Crispin Wright Wahrheit und Objektivität Frankfurt 2001 WrightCr II Crispin Wright "Language-Mastery and Sorites Paradox" In Truth and Meaning, G. Evans/J. McDowell Oxford 1976 WrightGH I Georg Henrik von Wright Erklären und Verstehen Hamburg 2008 |
Vokabular | Rorty | III 60ff Vokabular: Nietzsche - Rorty - Derrida: Wir müssen autonom über unser Vokabular und unser Sprechen entscheiden können. >Nietzsche, >Derrida. III 127 Def Abschließendes Vokabular/Rorty: Mit ihm erzählen wir unsere Lebensgeschichte, mal rückwärtsgewandt, mal vorausgreifend. "Abschließend": weil es keinen außer ihm gelegenen Standpunkt gibt, von dem aus es gerechtfertigt werden kann - nur zirkuläre Rechtfertigung wäre möglich. III 135 Def "Dialektik"/Hegel/ Rorty: Versuch, Vokabulare gegeneinander auszuspielen, statt bloß Sätze voneinander abzuleiten. >Dialektik/Hegel, >Hegel. RortyVsHegel: Hegel veränderte ständig sein Vokabular und wechselte dabei das Thema. - Seine Vorgänger kritisierte er nicht als irrig, sondern, dass sie eine veraltete Sprache benutzten. VI 125 Vokabular/Korrespondenz/Realität/Welt/Sprache/Rorty: Die Behauptung, dass einige Vokabulare besser funktionieren als andere ist völlig in Ordnung - aber nicht, dass sie die Wirklichkeit angemessener repräsentieren. - ((s) > Ablösung der Sprache von der Realität). >Korrespondenz, >Korrespondenztheorie, >Welt/Denken. |
Rorty I Richard Rorty Der Spiegel der Natur Frankfurt 1997 Rorty II Richard Rorty Philosophie & die Zukunft Frankfurt 2000 Rorty II (b) Richard Rorty "Habermas, Derrida and the Functions of Philosophy", in: R. Rorty, Truth and Progress. Philosophical Papers III, Cambridge/MA 1998 In Philosophie & die Zukunft, Frankfurt/M. 2000 Rorty II (c) Richard Rorty Analytic and Conversational Philosophy Conference fee "Philosophy and the other hgumanities", Stanford Humanities Center 1998 In Philosophie & die Zukunft, Frankfurt/M. 2000 Rorty II (d) Richard Rorty Justice as a Larger Loyalty, in: Ronald Bontekoe/Marietta Stepanians (eds.) Justice and Democracy. Cross-cultural Perspectives, University of Hawaii 1997 In Philosophie & die Zukunft, Frankfurt/M. 2000 Rorty II (e) Richard Rorty Spinoza, Pragmatismus und die Liebe zur Weisheit, Revised Spinoza Lecture April 1997, University of Amsterdam In Philosophie & die Zukunft, Frankfurt/M. 2000 Rorty II (f) Richard Rorty "Sein, das verstanden werden kann, ist Sprache", keynote lecture for Gadamer’ s 100th birthday, University of Heidelberg In Philosophie & die Zukunft, Frankfurt/M. 2000 Rorty II (g) Richard Rorty "Wild Orchids and Trotzky", in: Wild Orchids and Trotzky: Messages form American Universities ed. Mark Edmundson, New York 1993 In Philosophie & die Zukunft, Frankfurt/M. 2000 Rorty III Richard Rorty Kontingenz, Ironie und Solidarität Frankfurt 1992 Rorty IV (a) Richard Rorty "is Philosophy a Natural Kind?", in: R. Rorty, Objectivity, Relativism, and Truth. Philosophical Papers Vol. I, Cambridge/Ma 1991, pp. 46-62 In Eine Kultur ohne Zentrum, Stuttgart 1993 Rorty IV (b) Richard Rorty "Non-Reductive Physicalism" in: R. Rorty, Objectivity, Relativism, and Truth. Philosophical Papers Vol. I, Cambridge/Ma 1991, pp. 113-125 In Eine Kultur ohne Zentrum, Stuttgart 1993 Rorty IV (c) Richard Rorty "Heidegger, Kundera and Dickens" in: R. Rorty, Essays on Heidegger and Others. Philosophical Papers Vol. 2, Cambridge/MA 1991, pp. 66-82 In Eine Kultur ohne Zentrum, Stuttgart 1993 Rorty IV (d) Richard Rorty "Deconstruction and Circumvention" in: R. Rorty, Essays on Heidegger and Others. Philosophical Papers Vol. 2, Cambridge/MA 1991, pp. 85-106 In Eine Kultur ohne Zentrum, Stuttgart 1993 Rorty V (a) R. Rorty "Solidarity of Objectivity", Howison Lecture, University of California, Berkeley, January 1983 In Solidarität oder Objektivität?, Stuttgart 1998 Rorty V (b) Richard Rorty "Freud and Moral Reflection", Edith Weigert Lecture, Forum on Psychiatry and the Humanities, Washington School of Psychiatry, Oct. 19th 1984 In Solidarität oder Objektivität?, Stuttgart 1988 Rorty V (c) Richard Rorty The Priority of Democracy to Philosophy, in: John P. Reeder & Gene Outka (eds.), Prospects for a Common Morality. Princeton University Press. pp. 254-278 (1992) In Solidarität oder Objektivität?, Stuttgart 1988 Rorty VI Richard Rorty Wahrheit und Fortschritt Frankfurt 2000 |
Wahrheit | Adorno | Grenz I 57 Wahrheit/Adorno/Grenz: Das Verhältnis von Wahrheit und Unwahrheit ist gekoppelt an das von notwendiger und überflüssiger Herrschaft in der Gesellschaft. >Herrschaft, >Totalität/Adorno. Grenz I 61 Wahrheit/Adorno/Grenz: Wahr sind in Adornos Denken nur Sachverhalte, und zwar ein eng begrenzter Sektor von Sachverhalten: wahr wäre der Zustand der Gesellschaft, in welchem das volle Maß möglicher Herrschaftsfreiheit verwirklicht wäre. Grenz I 64 Wahrheit/subjektiv/objektiv/Hegel/Adorno/Grenz: Jene Residualtheorie der Wahrheit, der zufolge objektiv ist, was nach Durchstreichung der sogenannten subjektiven Faktoren übrigbleibt, wird von der Hegelschen Kritik ins leere Zentrum getroffen. >Wahrheit. Fruchtbar ist die Erkenntnis „nicht durch die Ausschaltung des Subjekts, sondern vielmehr kraft dessen höchster Anstrengung….“(1). (Gesammelte Schriften 5, p. 256). Grenz I 70 Wahrheit/Adorno/Grenz: drei Sphären der Historizität der Wahrheit: 1. Ideologie 2, Idee der Möglichkeit des Besseren bis Wahren 3. Stand der Rationalität oder Subjektivität. >Ideologie/Adorno, >Rationalität/Adorno, >Subjektivität/Adorno. Grenz I 73 Wahrheit/Adorno/Grenz: Genese der Wahrheit aus dem falschen Schein. Offen werden Schein und Wahrheit identifiziert: die „beste dialektische Wahrheit“ von Kunst Grenz I 74 und Philosophie ist die, „die im Schein sich gibt.“(2). Grenz I 94 Hegel/AdornoVsHegel/Grenz: Man kann bi Hegel nicht auswählen was einem passt und verwerfen, was einen ärgert. Seine Wahrheit steckt im Skandalon. Nicht Erneuerung, bloß Rettung ziemt ihm gegenüber. Hegel retten heißt daher, seiner Philosophie dort sich zu stellen, wo sie am wehesten tut; dort wo ihre Unwahrheit offenbar ist, die Wahrheit ihr zu entreißen.(3) Grenz I 95 Hegel/Wahrheit/AdornoVsHegel/Grenz: „Die Affirmation verzeichnet spiegelbildlich die Erfahrung des übermächtigen Zwanges, der allem Seienden durch seinen Zusammenschluss unter der Herrschaft innewohnt. Das ist das Wahre an Hegels Unwahrheit“.(4) 1. Th.W. Adorno, Gesammelte Schriften Bd. 5, p. 256 2. Th.W. Adorno. Kierkegaard. Konstruktion des Ästhetischen. In: In: Gesammelte Schriften 2, Rolf Tiedemann (Hg.), Frankfurt/M: Suhrkamp. 1979. p.324 3. Th.W. Adorno, Gesammelte Schriften Bd. 5, p.320 4. Ebenda, p. 324 |
A I Th. W. Adorno Max Horkheimer Dialektik der Aufklärung Frankfurt 1978 A II Theodor W. Adorno Negative Dialektik Frankfurt/M. 2000 A III Theodor W. Adorno Ästhetische Theorie Frankfurt/M. 1973 A IV Theodor W. Adorno Minima Moralia Frankfurt/M. 2003 A V Theodor W. Adorno Philosophie der neuen Musik Frankfurt/M. 1995 A VI Theodor W. Adorno Gesammelte Schriften, Band 5: Zur Metakritik der Erkenntnistheorie. Drei Studien zu Hegel Frankfurt/M. 1071 A VII Theodor W. Adorno Noten zur Literatur (I - IV) Frankfurt/M. 2002 A VIII Theodor W. Adorno Gesammelte Schriften in 20 Bänden: Band 2: Kierkegaard. Konstruktion des Ästhetischen Frankfurt/M. 2003 A IX Theodor W. Adorno Gesammelte Schriften in 20 Bänden: Band 8: Soziologische Schriften I Frankfurt/M. 2003 A XI Theodor W. Adorno Über Walter Benjamin Frankfurt/M. 1990 A XII Theodor W. Adorno Philosophische Terminologie Bd. 1 Frankfurt/M. 1973 A XIII Theodor W. Adorno Philosophische Terminologie Bd. 2 Frankfurt/M. 1974 A X Friedemann Grenz Adornos Philosophie in Grundbegriffen. Auflösung einiger Deutungsprobleme Frankfurt/M. 1984 |
Wahrheit | Russell | Horwich I 4 Wahrheit/Russell: Es gibt wohl objektive Wahrheiten als Objekte der Urteile, nicht aber objektive Falschheiten. a) falsch: Urteil als Relation zu einem einfachen Objekt: Bsp dass Charles I auf dem Schafott starb - geht nicht im Fall von falschen Urteilen. b) zu einem Komplex: (Russell pro): I 9 Wahrheit/Russell: besteht dann, wenn die Objekten untereinander die Relation haben, die im Urteil behauptet wird. >Komplex/Russell, >Urteil. I 11 Dass ein Urteil gefällt wird, ändert nichts an den Objekten - so wird Falschheit möglich. ((s) So kann man auch die Trennung von Metasprache und Objektsprache erklären: gäbe es nur Objektsprache und würden Urteile in der Objektsprache gefällt, würden sie den beurteilten Sachverhalt verändern. Dann wären auch keine Vorhersagen möglich.) >Objektsprache, >Metasprache, >Vorhersagen. Russell VII 64 Wahrheit/Russell: kann es nur geben, wenn es auch Meinungen gibt - aber Wahrheit hängt nicht von den Meinungen ab. IV 127 RussellVsHegel: Eine Wahrheit über ein Ding ist nicht Teil des Dings selbst, obgleich sie zu seinem "Wesen" gehören muss. - Wenn das Wesen eines Dings alle Wahrheiten sein soll, dann können wir das "Wesen" nicht erkennen, bevor wir seine sämtlichen Beziehungen zu allen anderen Dingen im Universum kennen - aber wenn wir das Wort "Wesen" in diesem Sinne brauchen, müssen wir behaupten, dass ein Ding erkannt werden kann, auch wenn sein "Wesen" unbekannt ist - oder unvollständig bekannt ist. Widerspruch: Das bringt Erkenntnis von Dingen und Erkenntnis von Wahrheit durcheinander - Bekanntschaft impliziert nicht Kenntnis des Wesens. - (> Naturalistischer Fehlschluss). - Daher können wir nicht beweisen, dass das Universum ein harmonisches Ganzes ist. Tugendhat III 214 Wahrheit/Russell: früh: Sache der Überzeugung und eine Reaktionsdisposition, in der Nähe von B mit "B" zu reagieren. Vgl. >Reizbedeutung/Quine, >Verlässliche Reaktionen/Brandom. TugendhatVsRussell: weder Reaktion noch auslösendes Zeichen sind wahr/falsch, weil hier keine Annahme vorliegt, dass etwas so oder so sei - daher ist kein Irrtum möglich. Russell I 61 Zirkelfehlerprinzip/Zirkel/Gesamtheit/Totalität/Principia Mathematica/Russell: Es darf keine Propositionen über alle Propositionen geben - Bsp "Alle Propositionen sind falsch" - daher gibt es zwei Arten von Wahrheit/Falschheit: 1. Art: "φ a ist wahr "(spezieller Wert) - 2. Art "Jeder Wert von φ x^ hat Wahrheit 1. Art". |
Russell I B. Russell/A.N. Whitehead Principia Mathematica Frankfurt 1986 Russell II B. Russell Das ABC der Relativitätstheorie Frankfurt 1989 Russell IV B. Russell Probleme der Philosophie Frankfurt 1967 Russell VI B. Russell Die Philosophie des logischen Atomismus In Eigennamen, U. Wolf (Hg) Frankfurt 1993 Russell VII B. Russell On the Nature of Truth and Falsehood, in: B. Russell, The Problems of Philosophy, Oxford 1912 - Dt. "Wahrheit und Falschheit" In Wahrheitstheorien, G. Skirbekk (Hg) Frankfurt 1996 Horwich I P. Horwich (Ed.) Theories of Truth Aldershot 1994 Tu I E. Tugendhat Vorlesungen zur Einführung in die Sprachanalytische Philosophie Frankfurt 1976 Tu II E. Tugendhat Philosophische Aufsätze Frankfurt 1992 |
Welt | Nietzsche | Ries II 17 Welt/Erlösung/Nietzsche: Anspruch einer Erlösung der Welt zum »Tanzboden für göttliche Zufälle«. Danto III 45 Welt/Werte/Nietzsche/Danto: Die Welt als wertlos zu bezeichnen heißt noch lange nicht, ihr im Rahmen eines Werteschemas einen niedrigen Wert beizumessen (…) es muss darum nicht sinnvoll sein, ihr überhaupt einen Wert beizumessen. Werte sind auf die Welt nicht besser anwendbar als Gewichtsmaße auf Zahlen. Es gibt weder Zwecke noch Ordnung, weder Dinge noch Tatsachen, also gar nichts, dem unsere Überzeugungen entsprechen können. Und so sind all unsere Überzeugungen falsch. Dies betrachtet Nietzsche als extremste Form des Nihilismus.(1) >Nihilismus/Nietzsche. Danto III 46 Nach Nietzsches eigener Erfahrung wirkt das Wissen darum, dass die Welt bar aller Form und Bedeutung ist, berauschend; und sollte diese Erkenntnis irgend etwas nahelegen, dann ein „dionysische(s) Ja-sagen zur Welt, wie sie ist, ohne Abzug, Ausnahme und Auswahl.“(2) >Terminologie/Nietzsche. Danto III 159 Welt/NietzscheVsHegel/Nietzsche/Danto: Die Welt hat keine vernünftige Gestalt neben derjenigen, die wir ihr verliehen haben. Dann stellen wir aber auch in keinem höheren Maße vernünftige Wesen dar, als die Welt selbst ein vernünftiger Ort ist. Das heißt nicht, dass wir irrational sind, sondern lediglich, dass die Unterscheidung zwischen Rationalität und Irrationalität nicht in Anschlag zu bringen ist. Dass alles Wahre falsch sei, dass Erkenntnis Unkenntnis gleichkommt – dies und ähnliches zu sagen, bedeutet nichts weiter, als Worte zu verdrehen und aufzubauschen. Das heißt nicht, dass wir vor diesen Luftschlössern Reißaus nehmen sollten. Danto III 274 Welt/Nietzsche/Danto: Nach Nietzsche ist die Welt etwas von uns Gemachtes und immer wieder zu Machendes. Sie hat keine andere Gestalt oder Bedeutung, als diejenige, die wir ihr auferlegen. >Welt/Denken/Nietzsche, >Realität/Nietzsche. Nietzsche: Der Glaube, dass die Welt, die sein sollte, ist, wirklich existiert, ist ein Glaube der Unproduktiven, die nicht eine Welt schaffen wollen, wie sie sein soll. Sie setzen sie als vorhanden, sie suchen nach Mitteln und Wegen, um zu ihr zu gelangen. ‚Wille zur Wahrheit‘ – als Ohnmacht des Willens zum Schaffen.(3) ((s) Vgl.Putnam: ‚Warum es keine Fertigwelt gibt‘ in Von einem realistische Standpunkt, Frankfurt, 1993). 1. F. Nietzsche Nachlass, Berlin, 1999, S. 555. 2. Ebenda, S. 834. 3. Ebenda, S. 549. |
Nie I Friedrich Nietzsche Sämtliche Werke: Kritische Studienausgabe Berlin 2009 Nie V F. Nietzsche Beyond Good and Evil 2014 Ries II Wiebrecht Ries Nietzsche zur Einführung Hamburg 1990 Danto I A. C. Danto Wege zur Welt München 1999 Danto III Arthur C. Danto Nietzsche als Philosoph München 1998 Danto VII A. C. Danto The Philosophical Disenfranchisement of Art (Columbia Classics in Philosophy) New York 2005 |
Werttheorie | Marx | Rothbard II 392 Werttheorie/Arbeitswertlehre/Marx/Rothbard: (...) der entzückte Marx stellte fest, dass die ricardianische Doktrin in Wirklichkeit eine Quantität der Arbeitstheorie des Wertes war. Die Nützlichkeit fiel weg, und da nur reproduzierbare Güter und nicht nicht reproduzierbare Güter wie Rembrandt-Gemälde als erklärbar galten, wurden nur die Produktionskosten als Bestimmungsfaktor für den verkörperten Wert der Güter angesehen. Und da Ricardo die „Miete“ als angeblich nicht zu den Kosten gehörend bezeichnete, waren die einzig möglichen Kosten neben den Arbeitsstunden der Gewinn (Zins) oder die Kapitalkosten, und diese waren so gering, dass sie leicht vernachlässigt werden konnten. Außerdem sind die Gewinne angeblich nur ein abnehmender Rest nach der Zahlung der Löhne, die zwar in Geld, nicht aber in realen Werten steigen müssen, da die Bevölkerung weiterhin auf die Nahrungsmittelversorgung drängt. In der düsteren ricardianischen Perspektive gibt es zwei logische Wege zur Forderung nach einer Änderung des Status quo. Für Marx bedeutete die Werttheorie der Arbeit, die Ansicht, dass die Arbeit der einzige Produzent von Wert ist, dass der Ertrag des Kapitalisten, der Profit, die ausbeuterische Entnahme von „Mehrwert“ aus den Arbeitern darstellt. Die Arbeiter produzieren den gesamten Wert, aber die Kapitalisten sind in der Lage, die Arbeiter irgendwie zu zwingen, Löhne zu akzeptieren, die unter dem vollen Produkt liegen. Nach der Malthusianisch-Ricardianischen Sichtweise der Bevölkerung wird den Arbeitern ein Subsistenzlohn gezahlt, während die Kapitalisten den Rothbard II 393 Rest des Arbeitsprodukts als Mehrwert bzw. Gewinn abschöpfen. Malthusianismus: Auf das alte malthusianische Problem: Würde das gleiche Problem der Überbevölkerung nicht auch eine sozialistische Wirtschaft durchkreuzen? lautete die Marxsche Antwort, dass ein solches eisernes Gesetz der Löhne (um den Begriff von Lassalle zu übernehmen) im Sozialismus nicht gelten würde. >Werttheorie/Engels, >Klassen/Marx. RothbardVsMarx: Seltsamerweise haben weder Marx noch seine Kritiker je begriffen, dass es einen Ort in der Wirtschaft gibt, an dem die Marxsche Theorie der Ausbeutung und des Mehrwerts Anwendung findet: nicht auf die Beziehung zwischen Kapitalist und Arbeiter auf dem Markt, sondern auf die Beziehung zwischen Herr und Sklave in der Sklaverei. Da die Herren die Sklaven besitzen, zahlen sie ihnen in der Tat nur ihren Existenzlohn: genug, um zu leben und sich zu vermehren, während die Herren den Überschuss des Grenzprodukts der Sklaven über ihre Lebenshaltungskosten einstecken. Dieser dem Sklaven entzogene Mehrwert macht den Gewinn der Herren aus dem Sklaveneigentum. In der freien Gesellschaft hingegen stecken die Arbeiter, die ihren eigenen Körper und ihre eigene Arbeitskraft besitzen, ihr volles Grenzprodukt ein (abzüglich, wie ein Österreicher hinzufügen würde, der Zinserträge, die die Arbeiter freiwillig und bereitwillig an die Kapitalisten zahlen, weil sie ihnen den Wert ihrer Produktion jetzt vorstrecken und nicht warten, bis das Produkt produziert und verkauft ist). Rothbard: (....) [Marx] fand auch das Smithsche Konzept sehr praktisch (...), dass nur materielle Waren und nicht immaterielle Dienstleistungen die Produktion oder den Wert ausmachen. Materielle Waren sind gefrorene Arbeit, während immaterielle Arbeitsleistungen in Marxscher Sprache „unproduktiv“ sind. In diesem Bereich machte Marx einen großen Schritt zurück von Ricardo zu Adam Smith. All dies fügte sich jedoch nahtlos in den philosophischen Materialismus von Marx ein. >Historischer Materialismus/Marx, Wert/Ricardo. Marx stellte auch fest, dass Ricardo bereits alle Arbeit als homogen behandelt hatte, wobei alle Qualitätsunterschiede einfach mit einer Art Index gewichtet wurden, um sie auf die Quantität der Arbeitsstunden zu reduzieren. >Arbeit Ricardo. Gefrorene Arbeit/Wert/RothbardVsMarx: Immerhin konnten die Ricardianer sagen und haben es auch getan, dass das Kapital an der Versorgung der Arbeiter mit Kapitalgütern mit „gefrorener Arbeit“ Profit verdient. Eine solche Leistung ist klar, sonst wären die Arbeiter nicht auf das Geld der Kapitalisten angewiesen gewesen, während sie an der Ware arbeiten. Die Antwort von Marx, dass die Kapitalgüter, die gefrorene Arbeit sind, den Arbeitern gehören sollten Rothbard II 394 verfehlt den Punkt, dass etwas, eine Dienstleistung von den Kapitalisten hinzugefügt worden sein muss - was (...) im Wesentlichen Ersparnisse waren und, wenn wir es so ausdrücken dürfen, die den Arbeitern die 'eingefrorene Zeit'. >Wert/Marx, >Ware/Marx. Habermas IV 302 Werttheorie/Marx/Habermas: Frage: wie verhalten sich die beiden Formen der Integration von Handlungszusammenhängen zueinander, die eine, die sich gleichsam im Bewusstsein der Akteure vollzieht (>Handlungstheorie) und die andere, die lautlos durch die Orientierungen der Akteure hindurchgreift (>Systemtheorie)? Lösung/Hegel: in der Rechtsphilosophie löst Hegel dieses Problem im Sinne eines idealistischen Übergangs vom subjektiven zum objektiven Geist. Lösung/Marx: Marx führt die Werttheorie ein, um polit-ökonomische Aussagen über die anonymen Zusammenhänge eines Systems mit soziologisch-historischen Aussagen über die lebensweltlich strukturierten Handlungszusammenhänge von Aktoren, von Einzelnen oder Habermas IV 303 Kollektiven, verknüpfen zu können. HabermasVsMarx/HabermasVsHegel: diese Lösungsstrategien haben inzwischen ihre Plausibilität verloren. Handlungs- und Systemtheorie lassen sich als übrig gebliebene Teile dieser Ansätze verstehen. Mause I 69 Arbeitswertlehre/Marx: Karl Marx (1818– 1883) kann in gewisser Hinsicht als klassischer Ökonom bezeichnet werden: Wie die Vertreter der klassischen Schule konzentrierte er sich auf die Produktion bzw. die Angebotsbedingungen und das Wirtschaftswachstum und dessen Determinanten; die Marxsche Arbeitswertlehre etwa entspricht im Wesentlichen der von Ricardo. >D. Ricardo. |
Marx I Karl Marx Das Kapital, Kritik der politische Ökonomie Berlin 1957 Rothbard II Murray N. Rothbard Classical Economics. An Austrian Perspective on the History of Economic Thought. Cheltenham, UK: Edward Elgar Publishing. Cheltenham 1995 Rothbard III Murray N. Rothbard Man, Economy and State with Power and Market. Study Edition Auburn, Alabama 1962, 1970, 2009 Rothbard IV Murray N. Rothbard The Essential von Mises Auburn, Alabama 1988 Rothbard V Murray N. Rothbard Power and Market: Government and the Economy Kansas City 1977 Ha I J. Habermas Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988 Ha III Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981 Ha IV Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981 Mause I Karsten Mause Christian Müller Klaus Schubert, Politik und Wirtschaft: Ein integratives Kompendium Wiesbaden 2018 |
Widersprüche | Feyerabend | II 74 Satz vom Widerspruch/Verfahren/Logik: (VsFeyerabend): Ein Verfahren, das dem Widerspruchsprinzip nicht gehorcht, ist nicht Wissenschaft, sondern Chaos. Daraus folgt: Es ist nicht möglich, die Widerspruchsfreiheit auf dieselbe Weise zu untersuchen, wie die relativistische Invarianz oder die Übereinstimmung mit Beobachtungen! >Methode. FeyerabendVsLogik: Der Einwand nimmt an, dass die Klasse der Folgen eines wissenschaftlichen Satzes unabhängig von der Behandlung des Satzes festgelegt ist, und zwar nach den Regeln der Satzlogik. Diese Annahme ist nie begründet worden. Die Satzlogik ist ja nur eines unter vielen logischen Systemen, in es gibt auch intuitionistische Logiken, ohne ausgeschlossenes Drittes. II 75 Bsp Nehmen wir an, dass in den Theorien ein Widerspruch in der Tat jeden Satz impliziert. Dann folgt: führt man Geschwindigkeiten größer als die Lichtgeschwindigkeit in die Relativitätstheorie ein, dann erhält man imaginäre Geschwindigkeiten und Massen. PopperVsHegel/Feyerabend: Popper zeigt sehr umständlich, dass man unsinnige Folgen erhält, wenn man die Satzlogik mit Hegel kombiniert. Er schließt, dass Hegel beseitigt werden muss. FeyerabendVsPopper: Bsp Das ist ungefähr so intelligent, wie wenn man fordert, die Relativitätstheorie müsste beseitigt werden, weil einfache Computer ihr nicht gewachsen sind. Hegel + Satzlogik gibt Unsinn. Warum soll ausgerechnet Hegel an diesem Unsinn die Schuld tragen? Logik: ist auch mit der älteren Quantentheorie oder mit der Differentialrechnung zur Zeit Newtons unvereinbar. Widerspruch/Feyerabend: Bsp Der Differentialkalkül war widerspruchsvoll und hat doch zu den größten Entdeckungen in den Wissenschaften geführt. |
Feyerabend I Paul Feyerabend Wider den Methodenzwang Frankfurt 1997 Feyerabend II P. Feyerabend Erkenntnis für freie Menschen Frankfurt 1979 |
Zenon | Hegel | Bubner I 72 Zenon/Hegel: Zenons Eigentümlichkeit ist die Dialektik. Vernunft macht den Anfang (Hegel pro). >Dialektik/Hegel, >Methode/Hegel. Zenons Vorteil gegenüber Parmenides: dass so nicht Behauptungen aufgestellt werden, die eine Abstraktion voraussetzen und also zum eigentlichen Anfang gar nicht taugen. >Anfang/Hegel. Die zenonische Vernunft schaut gelassen dem zu, was sich entwickelt, wenn etwas gesetzt wird, weil sie die Unmöglichkeit gegenteiliger Auffassungen an der Sache selbst sich dartun lässt. Unmöglichkeit: weil derjenige in Widerspruch gerät, der dem Vielen statt dem Einen des Parmenides Sein zuspricht. >Zenon als Autor, >Über Zenon, >Parmenides. Paradoxien/Bewegung/Zenon/Hegel: Hegel übernimmt Aristoteles' Lösung: die eingeführte Distinktion zweier Aspekte bei Raum und Zeit, nämlich Kontinuität und Diskretion. Bubner: das ist aber unhistorisch, weil es Zenon noch nicht bewusst sein konnte. Lösung: Das von Aristoteles eingeführte Kontinuum lässt die unendliche Teilbarkeit von Raum und Zeit mit der Einheit derselben verträglich werden. Hegel: "Die Sichselbstgleichheit, Kontinuität ist absoluter Zusammenhang, Vertilgtheit alles Unterschieds, alles Negativen, des Fürsichseins. >Vermittlung/Hegel. Der Punkt ist hingegen das reine Fürsichsein, das absolute Sichunterscheiden und Aufheben aller Gleichheit und Zusammenhangs mit anderem. Diese beiden aber sind in Raum und Zeit in eines gesetzt, Raum und Zeit also der Widerspruch (!). Es liegt am nächsten, ihn an der Bewegung aufzuzeigen: Denn in der Bewegung ist auch für die Vorstellung Entgegengesetztes gesetzt. >Bewegung, >Paradoxien. BubnerVsHegel: Hier entdeckt Hegel mehr, als die Übersetzung hergibt. Es ist anachronistisch, Zenon zum Dialektiker zu erheben. Anachronismen sind aber der Preis für Strukturvergleiche, die philosophisch erhellend sind. |
Bu I R. Bubner Antike Themen und ihre moderne Verwandlung Frankfurt 1992 |
![]() |
Begriff/ Autor/Ismus |
Autor![]() |
Eintrag![]() |
Literatur![]() |
---|---|---|---|
Erklärung | Hempel, C. | Schurz I 224 Erklärung/Hegel/Schurz: geht prinzipiell über Beschreibung hinaus, sie ist eine Art "Wesensschau". DuhemVsHegel/WittgensteinVsHegel: Wissenschaft kann überhaupt nur beschreiben. - Hempel: Erklärung geht über Beschreibung hinaus, indem sie einen logischen Zusammenhang herstellt - Schurz: genau deshalb keine Letztbegründung, keine Letzterklärung. I 226 Strukturgleichheit/Voraussage/Erklärung/Hempel/Schurz: (früher und mittlerer Hempel): These Erklärung und Voraussage sind strukturgleich. |
Schu I G. Schurz Einführung in die Wissenschaftstheorie Darmstadt 2006 |
![]() |
Begriff/ Autor/Ismus |
Autor![]() |
Eintrag![]() |
Literatur![]() |
---|---|---|---|
Erklärung | Hegel, G.W. F. | Schurz I 224 Erklärung/Hegel/Schurz: Erklärung geht prinzipiell über Beschreibung hinaus, sie ist eine Art "Wesensschau". DuhemVsHegel/WittgensteinVsHegel: Wissenschaft kann überhaupt nur beschreiben. Hempel: Erklärung geht über Beschreibung hinaus, indem sie einen logischen Zusammenhang herstellt. Schurz: genau deshalb gibt es keine Letztbegründung, keine Letzterklärung. |
Schu I G. Schurz Einführung in die Wissenschaftstheorie Darmstadt 2006 |
![]() |