Begriff/ Autor/Ismus |
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Kommunikationstheorie | Bubner | I 198 Kommunikationstheorie/BubnerVsHabermas: Es wird behauptet, die Einhaltung der Formalbedingungen sei so zum ersten Mal in der Geschichte gewährleistet; 1. In Wahrheit soll aber das politische Geschehen strukturell verwandelt werden gemäß dem Paradigma einer philosophischen Idealvorstellung. Idealisierung, weil die Teilnehmerzahl begrenzt bleiben muss, und das ist weder ein historischer Zufall noch ein Vorurteil undemokratischer Elitegesinnung. I 199 2. Zweitens ist der planmäßige Eintritt in den Dialog durch das Zerbrechen vorgängig unbefragter Einmütigkeit gekennzeichnet, trotzdem muss die Kontroverse in der primären Absicht erfolgen, wieder zur Gemeinsamkeit zurückzufinden. Doch Bemühung um Konsensfindung ist noch nicht Konsens, und erst Konsens stiftet Gemeinsamkeit kollektiver Praxis. Mit einem Wort: der Dialog ist ein Mittel, aber nicht der letzte Inhalt von Politik. >Dialog, >Kommunikation, >Diskurs, >Diskurstheorie, >Politik. 3. Es ist nicht klar, welches eigentlich die Inhalte sind, um die sich die Veranstaltung dreht. Mit der Tendenz, den Fluss der Praxis zum permanenten Dialog umzuformulieren, gehen die Inhalte verloren, die aus dem politischen Alltag stammen. Die Inhalte werden spielerisch, solange sie den praktischen Folgen entzogen sind. BubnerVsKommunikationstheorie: Daran zeigt, sich, dass anstelle eines Rationalisierungsvorschlags für politische Prozesse in Wahrheit eine Neubestimmung des Politischen intendiert ist. Der substantielle Gehalt des Aristotelismus der in der Gemeinsamkeit handlungsorientierender Wertvorstellungen lag, gilt historisch als überholt oder aufgezehrt. >Das Gute/Aristoteles, >Gemeinschaft/Aristoteles. Das Signum der Moderne, die Subjektivität, erlaubt nicht mehr die Ausrichtung auf das gute Leben, denn diese Reflexionsgestalt der Praxisstruktur lässt die Besonderheit des Individuums unberücksichtigt. I 201 BubnerVsKommunikationstheorie/BubnerVsHabermas: ...scheinen sich allein auf den Akt des Vertragsschlusses zu konzentrieren, den sie mit linguistischen Mitteln umdeuten und zu einem permanenten Vorgang erklären. Sie sehen aber vom staatlichen Zustand gezähmter Praxis ab, den sie der Befestigung von Herrschaft verdächtigen. Statt dass der Vertrag Politik ermöglicht, ist Politik eine unablässige Folge von Vertragsabschlüssen. Jeder triviale Konflikt nimmt die Form eines Grundsatzproblems an. >Verträge, >Vertragstheorie, vgl. >Gesellschaftsvertrag. Die Institutionsenskepsis der Kommunikationstheorie reicht so tief, dass in Gestalt der Favorisierung des Dialogs die Vermeidung der strukturellen Festlegung politischer Ordnung im Prinzip betrieben wird. Verfahrensregeln, Instanzenweg, dezisionistische Entscheidungen, Gewaltenteilung, Herrschaft auf Zeit - das gesamte System der ausdifferenzierten Organisationsform des Politischen ist suspendiert und kann im Gespräch stets revidiert werden. Andere AutorenVs: Man hat die zugrundeliegende Idealisierung beklagt, die Verwechslung der Modi theoretischer Erörterung mit Praxis, die unhistorische Vernachlässigung der Erfordernisse faktischer Komplexität von Gesellschaft usw. Bubner: Der wesentliche Einwand ist jedoch: die Voraussetzung allen politischen Redens, die Gemeinsamkeit der Zielsetzungen, wird durchgestrichen zugunsten einer abstrakten Einigung von Partnern, deren gemeinsames Handeln solange dahinsteht, wie sie im Zeichen der Dialogmethode diskutieren. >Subjektivität. |
Bu I R. Bubner Antike Themen und ihre moderne Verwandlung Frankfurt 1992 |
Kommunikationstheorie | Habermas | Bubner I 196 Habermas/Kommunikationstheorie/Bubner: These: Das Funktionieren des politischen Systems sei nach dem Vorbild des Dialogs zu denken. Klare Formalbedingungen, die auf das politische System als Ganzes zu übertragen wären. 1. Gleichberechtigung der Partner, kein Verhältnis von Wissenden zu Unwissenden. 2. Diese soll nicht wie bei Hegel durch mühsames Abarbeiten des Verhältnissees von Herr und Knecht geschehen, sondern als a priori gesetzt sein, ohne das gar keine Interaktion stattfindet. >Interaktion, >Herrschaft/Knechtschaft. 2. Verpflichtung, auf Beeinflussung zu verzichten, Gleicher Spielraum. 3. Authentizitätspostulat: Verpflichtung auf Wahrheit. Da Absichten nicht zu prüfen sind, kann nur der Verlauf des Dialogs selber den Erweis erbringen. >Diskurs, >Diskurstheorie, >Argumentation. BubnerVsHabermas: Da man aber von vornherein auf Wahrhaftigkeit baut, handelt es sich offenbar mehr um eine Definitionsfrage, was man als Dialog überhaupt zulassen will. >Wahrhaftigkeit, >Wahrheit. I 198 Kommunikationstheorie/BubnerVsHabermas: Es wird behauptet, die Einhaltung der Formalbedingungen sei so zum ersten Mal in der Geschichte gewährleistet, 1. In Wahrheit soll aber das politische Geschehen strukturell verwandelt werden gemäß dem Paradigma einer philosophischen Idealvorstellung. Idealisierung, weil die Teilnehmerzahl begrenzt bleiben muss, und das ist weder ein historischer Zufall noch ein Vorurteil undemokratischer Elitegesinnung. >Ideale Sprechergemeinschaft. I 199 2. ist der planmäßige Eintritt in den Dialog durch das Zerbrechen vorgängig unbefragter Einmütigkeit gekennzeichnet, trotzdem muss die Kontroverse in der primären Absicht erfolgen, wieder zur Gemeinsamkeit zurückzufinden. Doch Bemühung um Konsensfindung ist noch nicht Konsens, und erst Konsens stiftet Gemeinsamkeit kollektiver Praxis. >Kollektive/Habermas, >Praxis. Mit einem Wort: Der Dialog ist ein Mittel, aber nicht der letzte Inhalt von Politik. 3. Es ist nicht klar, welches eigentlich die Inhalte sind, um die sich die Veranstaltung dreht. Mit der Tendenz, den Fluss der Praxis zum permanenten Dialog umzuformulieren, gehen die Inhalte verloren, die aus dem politischen Alltag stammen. Die Inhalte werden spielerisch, solange sie den praktischen Folgen entzogen sind. BubnerVsKommunikationstheorie: Daran zeigt, sich, dass anstelle eines Rationalisierungsvorschlags für politische Prozesse in Wahrheit eine Neubestimmung des Politischen intendiert ist. Der substantielle Gehalt des Aristotelismus der in der Gemeinsamkeit handlungsorientierender Wertvorstellungen lag, gilt historisch als überholt oder aufgezehrt. >Werte, >Das Gute/Aristoteles. Das Signum der Moderne, die Subjektivität, erlaubt nicht mehr die Ausrichtung auf das gute Leben, denn diese Reflexionsgestalt der Praxisstruktur lässt die Besonderheit des Individuums unberücksichtigt. >Subjektivität, >Individuen. |
Ha I J. Habermas Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988 Ha III Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981 Ha IV Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981 Bu I R. Bubner Antike Themen und ihre moderne Verwandlung Frankfurt 1992 |