Begriff/ Autor/Ismus |
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Emanzipation | Mbembe | Brocker I 924 Emanziption/Membe/Herb: Emanzipatorische Politik ist mit Mbembes Postkolonie nicht zu machen. Er gesellt sich damit zu jenen Vertreterinnen und Vertretern des Postkolonialismus, die ihre politische Abstinenz mit einem ethical turn verbinden.(1) VsMbembe: Ähnlich wie Mudimbe und Spivak bereitet es Mbembe offensichtlich Schwierigkeiten, politische Strategien für die Zeit danach zu entwerfen. Einen Weg zur Befreiung des entmenschlichten Afrikas, so eine enttäuschte Kritikerin (Hiddleston 2009(2)), zeige er jedenfalls nicht auf. In der jungen Ideengeschichte des Postkolonialismus müsse man sein Werk daher zu den ängstlichen, zwiespältigen und besorgten Entwürfen zählen. Letztendlich habe sich Mbembe mit einer bloß ethischen Kritik der Gewalt der Repräsentation (Hiddleston 2009, 176) begnügt. Brocker I 925 Und tatsächlich legt seine Gegenwartsanalyse den Verdacht nahe, dass dem postkolonialen Afrika das Rettende nicht aus der Gefahr erwachse, also aus eigenen Kräften, sondern von außen kommen müsse. >Nihilismus/Mbembe. 1. Achille Mbembe, De la postcolonie. Essai sur l’imagination politique dans l’Afrique contemporaine, Paris 2000. Dt.: Achille Mbembe, Postkolonie. Zur politischen Vorstellungskraft im Afrika der Gegenwart, Wien/Berlin 2016 2. Hiddleston, Jane, Understanding Postcolonialism, Stocksfield 2009. Karlfriedrich Herb, „Achille Mbembe, Postkolonie (2000)“. In: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018 |
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Hegel | Mbembe | Brocker I 922 Hegel/Sprache/Postkolonialismus/Mbembe/Herb: Im Afrikabild in Hegels Die Vernunft in der Geschichte (Membe 2016(1), 252) entdeckt er die Archetypen der kolonialen Sprache. Afrika sieht Hegel als Kontinent der Triebe, seinen Bewohner, den Neger, als animalisches Triebwesen. In seinem Charakter sei »nichts an das Menschliche Anklingende« zu finden (253). Freilich ist Hegel mit seiner Vorwegnahme der verbalen Ökonomie aus der Sicht Mbembes Brocker I 923 nicht nur Komplize, sondern auch Kommentator des Kolonialismus. Hegel liefere mit seiner Theorie des Selbstbewusstseins gleichsam die Stichworte für die postkoloniale Debatte um Alterität (vgl. Fanon 1981(2); Spivak 2013(3)). >Postkolonialismus/Mbembe, >Gesellschaft/Mbembe. Brocker I 924 VsMbembe/Herb: Zweifelsohne wahrt Mbembe in seinen Fallanalysen einen deutlichen Abstand zu fachwissenschaftlicher und empirischer Forschung. Afrikanistik, Ethnologie und Politikwissenschaft stellt er tout court unter den Verdacht mangelnder Reflexion. Es wird moniert, dass Mbembe mit seiner eigenwilligen Hegel-Exegese die Möglichkeiten gelingender Anerkennung außer Acht lasse. Emanzipatorische Politik ist mit Mbembes Postkolonie nicht zu machen. 1. Achille Mbembe, De la postcolonie. Essai sur l’imagination politique dans l’Afrique contemporaine, Paris 2000. Dt.: Achille Mbembe, Postkolonie. Zur politischen Vorstellungskraft im Afrika der Gegenwart, Wien/Berlin 2016 2. Fanon, Frantz, Die Verdammten dieser Erde, Frankfurt/M. 1981. 3. Spivak, Gayatri Chakravorty, Kritik der postkolonialen Vernunft. Hin zu einer Geschichte der verrinnenden Gegenwart, Stuttgart 2013. Karlfriedrich Herb, „Achille Mbembe, Postkolonie (2000)“. in: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018 |
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Postkolonialismus | Mbembe | Brocker I 912 Postkolonialismus/Mbembe/Herb: Achille Mbembes Untersuchung Zur politischen Vorstellungskraft im Afrika der Gegenwart(1) ist, allem Anschein zum Trotz, kein postkoloniales Buch über Afrika. So wenig die Untersuchung Buch sein will, so wenig ist sie sich ihres Gegenstandes Afrika sicher. Unter dem Titel Postkolonie liefert der Autor vielmehr Fragmente zu einer Studie, die ihren Zugang zum Gegenstand Afrika erst finden will, und dies in kritischer Distanz zu den postkolonialen Strömungen der Gegenwart. Die Rezeption (...) [des] Werkes meint es freilich anders. Von Anfang an wird der Autor dem Postkolonialismus zugerechnet. Dabei versteht der 1957 in Kamerun geborene Autor sich selbst eher als Dissident, der sich zwischen den Grenzen von okzidentaler Rationalität und postkolonialer Kritik frei bewegt und dabei die starren Fronten zwischen wissenschaftlichen Traditionen und Disziplinen überwinden will. Brocker I 914 Die Kapitel über die »Befehlsgewalt« (»Du commandement«) und über die »indirekte private Regierung« (»Du gouvernement privé indirect«) analysieren den Zeitraum der postkolonialen Regime. Hier formuliert Mbembe seine These von den manifesten und verborgenen Kontinuitäten zwischen kolonialer Hierarchie und postkolonialer Herrschaftsordnung. Dabei wird sich zeigen, dass Gewalt, Willkür und Tod als Matrix afrikanischer Regime fungieren, und dies vor und nach der Erlangung politischer Unabhängigkeit von den Kolonialmächten. (...) in Staaten wie Kamerun, Senegal und Togo (...) offenbart sich die eigenwillige »Ästhetik der Vulgarität« (»Esthétique de la vulgarité«), die in der Disziplin und Dressur postkolonialer Gesellschaften nach wie vor am Werke ist. Sie werden organisiert im Zeichen des Fetischs, ritualer Repräsentation und der Herrschaft des Simulacrums. Brocker I 917 Postkolonie erscheint (...) als »Epoche«, »Eigenheit« oder »Zeitgeist«. »Als Epoche umfasst die Postkolonie in Wahrheit vielfältige Zeiträume, die aus überlappenden, ineinander verschachtelten und sich umschließenden Diskontinuitäten, Umstürzen, Trägheiten, Schwankungen bestehen« (Mbembe 2016(1), 66). >Tyrannei/Mbembe. Die koloniale Transformation von Ökonomie in Politisches und Soziales findet unter veränderten Bedingungen auch in postkolonialen Regimen statt. Sie bildet geradezu den »Kitt der postkolonialen afrikanischen Autoritarismen« (107). Brocker I 923 Postkolonie/Mbembe: Mbembes Analysen legen den Schluss nahe, dass sich die Verhältnisse in der Postkolonie unwesentlich von denen der Kolonie unterscheiden. Jedenfalls markiert die Zeit danach keinen Neuanfang. Es scheint, als werde dasselbe Theater aufgeführt, nur mit anderen Schauspielern und anderen Zuschauern. Die Postkolonie erscheint als »Epoche des rohen Lebens« (282), als Ort der Ununterscheidbarkeit von Leben und Tod. HigddlestonVsMbembe: Widerspruch und Kritik musste sich Mbembe nach Veröffentlichung der Postkolonie von verschiedenen Seiten gefallen lassen. Sein Begriff der Postkolonie, so vielfältig, lautstark und farbenfroh er auch bestimmt sein mochte, erschien vielen dennoch als allzu »abstrakt«, seine Einzelanalysen als »somewhat hyperbolic and extraordinarily generalized« (Hiddleston 2009(2), 175). Die einzelnen kolonialen Regime würden oft über einen Kamm geschert und blieben in ihrer historischen Besonderheit unentdeckt. 1. Achille Mbembe, De la postcolonie. Essai sur l’imagination politique dans l’Afrique contemporaine, Paris 2000. Dt.: Achille Mbembe, Postkolonie. Zur politischen Vorstellungskraft im Afrika der Gegenwart, Wien/Berlin 2016 2. Hiddleston, Jane, Understanding Postcolonialism, Stocksfield 2009. Karlfriedrich Herb, „Achille Mbembe, Postkolonie (2000)“. in: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018. |
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