Lexikon der Argumente


Philosophische Themen und wissenschaftliche Debatten
 
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Einfachheit Spinoza Holz I 38
Einfachheit/Spinoza: Das Einfache kommt in der Welt nur einmal, als die Substanz vor. Substanz/LeibnizVsSpinoza: Die Welt ist die unendliche Mannigfaltigkeit von einfachen Substanzen, über die es also auch eine unendliche Menge von Aussagen geben kann.
>Substanz, >Substanz/Spinoza, >G.W. Leibniz, >Welt, >Ordnung, >Welt/Denken, >Wirklichkeit, >Realität, vgl. >Komplexität.

Spinoza I
B. Spinoza
Spinoza: Complete Works Indianapolis 2002

Holz I
Hans Heinz Holz
Leibniz Frankfurt 1992

Holz II
Hans Heinz Holz
Descartes Frankfurt/M. 1994
Einheit Leibniz Holz I 25
Einheit/Leibniz: Leibniz legt Nachdruck auf die Einheit indem er sagt, dass "nicht wahrhaft ein Seiendes ist, was nicht wahrhaft ein Seiendes ist."
I 26
Holz: Der Plural setzt den Singular voraus. Einheit/Monadologie/Leibniz: es muss einfache Substanzen geben, weil es zusammengesetzte gibt.
Problem: Das Einfache, Einheitliche, und Einzelne ist aber an sich selbst nicht zu denken, denn Denken heißt Bestimmen, also Abgrenzen gegen Anderes, Definieren.
Platon/Parmenides: das Eine als eines impliziert das Andere und ist als Eins in Bezug auf Viele.
Marsilius Ficino: Kommentar zu Parmenides: "Die Kraft der Andersheit selbst bewirkt, wenn sie den idealen Formen eingefügt wird, die Negation."
Sein/Holz: wenn von allen ontischen Verschiedenheiten abgesehen wird, ist die Absolute Andersheit die logische Zweiwertigkeit, der ontologisch die Vermischung des Nicht Seins mit dem Sein entspricht.
Leibniz: "non ens cum ente confusum".
I 43
Einheit/Erfahrung/Wahrnehmung/Welt/Leibniz: die Mannigfaltigkeit der Welt ist ebenso unbestreitbar wie unbeweisbar. >Beweis/Leibniz, >Wahrnehmung/Leibniz, >Erfahrung/Leibniz.
Die Einheit dieser Vielheit muss als Prinzip der Demonstration aus ihr selbst gewonnen werden.
Denken: für den Gebrauch des Denkens reicht der Rückgang auf die erste Setzung des Identitätsprinzips.
Erkenntnis: dafür braucht die Setzung selbst noch eine Begründung.
>Erkenntnis/Leibniz.
I 58
Identität/Vielheit/Mannigfaltigkeit/Substanz/LeibnizVsSpinoza: der Ursprung der Identitätsevidenz aus der Erfahrung lässt die Vielheit des Gegebenen unangetastet. Im Gegensatz zu Spinoza, wo alles auf die Einheit einer einzigen Substanz reduziert ist. Das Identitätsprinzip ist bei Leibniz rein logisch formal. Aber:
Epistemisch/ontologisch/Leibniz: die ontologische Qualität des Identitätsprinzips findet sich nicht in ihm selbst, sondern in der Sinneswahrnehmung.
Die Sinne lassen sehen, dass "A ist A" ein Satz ist, dessen Gegensatz "A ist nicht A" einen formalen Widerspruch in sich schließt.
Die Sinne zeigen, dass das Prädikat dem Subjekt innewohnt und dass es ein Widerspruch ist, es ihm abzusprechen.
Holz: das ist aber kein irrationaler Empirismus: das System der Vernunftwahrheiten, die in dieser möglichen Welt notwendig gelten, muss in der Faktizität dieser Welt gegeben sein.
Doch ist das Logische am Faktischen immer nur durch die Vernunft auf dem Weg der Deduktion gegeben.
I 59
Diese ist uns im direkten Zugriff verstellt und muss erst deduziert werden. Damit die vorprädikative Evidenz nicht ins Irrationale umschlägt, muss sie in einem ontologischen Konstrukt begründet werden, indem sich die Identität als notwendige Struktur der mannigfaltigen und sich verändernden Welt erweist. (Reflexion).
I 75
Einheit/Substanz/LeibnizVsSpinoza: die ultima ratio ist notwendig nur ein Grund, nicht eine Vielheit, weil er die Struktur des Ganzen ist. Leibniz braucht also die Vielheit der Dinge nicht zu opfern, um zur einen und einzigen Welt zu kommen. An die Stelle der Substanz von Spinoza tritt bei ihm die "harmonie universelle".
Existenz/Leibniz: Frage: "Warum gibt es überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts?".
Diese Frage bleibt auch noch bestehen, wenn wir die Einheit der Vielheit gesichert haben. Es könnte immer noch nichts geben!
>Substanz/Spinoza, >Substanz/Leibniz.
I 76
Angenommen, die Dinge müssen existieren, so muss man darüber hinaus den Grund angeben können, warum sie so existieren müssen und nicht anders.
I 97f
Einheit/Leibniz: eine unbewegte Einheit der Welt wäre nur eine mit vielen Eigenschaften.
I 127
Einheit/Vielheit/Modalität/modal/Leibniz/Holz: die Differenz zwischen der Welt in ihrer Totalität und der Verschiedenheit ihrer Teile erfordert eine modale Unterscheidung am Weltbegriff. Dass die Welt ist, mag sowohl bedeuten, dass sie in einem Punkt zusammengefasst ist als auch, dass sie als eine ausgedehnte Vielheit "extensive" aufgefasst oder "perzipiert" wird.
Als Menge separater Teile.
Scholastik: "partes extra partes".
I 128
Einheit: Substanz oder Seins Aspekt. Vielheit: Phänomen oder Erscheinungsaspekt.
>Phänomen/Leibniz.

Lei II
G. W. Leibniz
Philosophical Texts (Oxford Philosophical Texts) Oxford 1998

Holz I
Hans Heinz Holz
Leibniz Frankfurt 1992

Holz II
Hans Heinz Holz
Descartes Frankfurt/M. 1994
Existenz Leibniz Holz I 48/49
Existenz/Welt/außen/Grund/Leibniz: ein zureichender Existenzgrund kann nicht in der Reihe der Tatsachen, aber auch nicht im ganzen Zusammengesetzten gefunden werden! Weil auch die Zusammensetzung, wie die Reihe eines Grundes bedürfen.
Leibniz nennt den Existenzgrund "extramundan" weil er nicht innerhalb der Reihe (series reum") gefunden werden kann.
>Innen/außen/Leibniz, >Welt/Leibniz.
Holz: das heißt aber nicht "außerhalb der Welt"! Wörtlich heißt es:
Leibniz: "außer der Welt" gibt es ein beherrschendes Eins.
Nicht nur wie die Seele in mir sondern eher wie ich selbst in meinem Körper, aber von viel höherer Vernunft.
Existenzgrund/außerhalb/außen/Leibniz: der Grund der Einheit ist die Formbestimmtheit ihrer allseitigen Verknüpfung, nicht die Linearität einer Folge oder Reihe. Insofern liegt der Existenzgrund der Welt (als der Totalität der Verknüpfungen) nicht in der Welt, sondern bedingt sie als Welt.
Diese "ultima ratio rerum" "stellt die Welt her und macht sie". Sie ist das verbindende Prinzip.
>Ganzes/Leibniz.
I 70
Existenz/Leibniz: von ihr können wir keine Idee haben, es sei denn durch die Wahrnehmung des Seienden. Daher ist die Wahrnehmung die formale Einheit und Allgemeinheit aller in sie eingehenden Inhalte.
I 71
"Wir haben keine andere Idee der Existenz als die, dass wir einsehen, dass die Dinge wahrgenommen werden". Wahrnehmung/Leibniz: liefert uns nun aber als Selbstwahrnehmung die Idee der Kontinuität und Kontiguität der Existenz als solcher (die uns in der Existenz unserer selbst evident ist).
>Wahrnehmung/Leibniz, >Erfahrung/Leibniz.
Existenz/Erfahrung/Leibniz: Existenz kann nicht gedacht werden, sie muss erfahren werden, denn der Satz "Das Nichtsein ist" ist widersprüchlich. (Allerdings nur in Bezug auf das Ganze).
I 72
Existenz/Notwendigkeit/Identität/Sein/Leibniz: die Sätze "Das Sein ist" und
"Nur ein einziges Sein ist notwendig"
stehen in einem ganz bestimmten Folgerungsverhältnis (Folgeverhältnis):
der Satz "das Sein ist" ist ein identischer Satz, d.h. sein Gegenteil ist widersprüchlich.
So fallen hier existentieller und kopulativer (Kopula) Gebrauch von "ist" zusammen.
Man könnte auch sagen "Das Sein ist seiend" um deutlich zu machen, dass das Prädikat dem Subjekt notwendig zukommt. Aber:
Bsp "Der Stein ist ein seiender Stein": Dieser Satz ist nicht identisch, dem Stein kommt das Sein nicht notwendig zu! Der Stein könnte auch nur gedacht sein. Daher brauchen wir die Wahrnehmung, um von der Existenz überzeugt zu sein.
Aber das gilt nicht nur von Körpern, sondern auch von Allgemeinem; Bsp Die Gattung Mensch, sie existiert nicht notwendig!
I 73
Die Notwendigkeit der Existenz gilt einzig und allein von der Welt als ganzer. >Notwendigkeit/Leibniz.
I 75
Einheit/Substanz/LeibnizVsSpinoza: die ultima ratio ist notwendig nur ein Grund, nicht eine Vielheit, weil er die Struktur des Ganzen ist. Leibniz braucht also die Vielheit der Dinge nicht zu opfern, um zur einen und einzigen Welt zu kommen. An die Stelle der Substanz von Spinoza tritt bei ihm die "harmonie universelle".
Existenz/Leibniz: Frage: "Warum gibt es überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts?".
Diese Frage bleibt auch noch bestehen, wenn wir die Einheit der Vielheit gesichert haben. Es könnte immer noch nichts geben.
I 76
Angenommen, die Dinge müssen existieren, so muss man darüber hinaus den Grund angeben können, warum sie so existieren müssen und nicht anders.
I 91
Existenz/Leibniz: "Warum gibt es etwas und nicht vielmehr nichts?" 1. Der Grund, warum etwas existiert liegt in der Natur: die Folge des obersten Prinzips, dass nichts ohne Grund geschieht.
2. Der Grund muss in einem wirklichen Seienden oder in einer Ursache liegen.
3. Dieses Seiende muss aber notwendig sein, sonst müsste nach einer weiteren Ursache gesucht werden.
4. Also gibt es eine Ursache!
I 92
5. Diese erste Ursache bewirkt aber auch, dass alles Mögliche ein Streben zur Existenz hat, da kein universeller Grund der Beschränkung auf nur gewisse Mögliche gefunden werden kann. 6. Daher kann gesagt werden, dass alles Mögliche auf seine zukünftige Existenz angelegt sei. (Weil Möglichkeit Streben ist).
7. Daraus folgt aber nicht, dass alles, was möglich ist, auch existiere. Das würde nur folgen, wenn alles miteinander zusammen möglich wäre.
8. Einige Möglichkeiten sind aber mit anderen unvereinbar.
9. So erwächst die Reihe von Dingen, die durch die größte Reihe aller Möglichkeiten existiert.
10. Wie Flüssigkeiten Kugelform (größter Inhalt) annehmen, so existiert in der Natur des Universums eine Reihe mit dem größten Inhalt.
11. Also existiert das Vollkommenste denn Vollkommenheit ist nichts anderes als die Quantität an Sachhaltigkeit. (>Beste aller Welten, Beste Welt).
12. Vollkommenheit ist jedoch nicht allein in der Materie anzusiedeln, sondern in der Form oder Mannigfaltigkeit.
I 93
13. Daraus folgt, dass die Materie nicht überall gleichartig ist, sondern durch die Formen sich selbst ungleichartig gemacht wird. (Es folgen weitere 12 Thesen zur bewusstseinstheoretischen Ebene).
I 120
Welt/Existenz/Leibniz: ist als Ganzes kontingent. Es ist kein Grund einzusehen, warum diese Welt sein muss. Wir können aber einsehen, dass sie als Totalität alles Wirklichen und Möglichen ist. D.h. das Prinzip der Deduktion scheitert an der ersten Substanz, die nicht mehr intelligibel zu machen ist, bzw. nicht mehr selbst herleitbar ist.
I 12
Frage: warum ist überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts? Wenn wir auch nicht einsehen können, warum diese Welt ist, so können wir doch einsehen, dass diese Welt möglich ist! Und viele mögliche neben ihr auch.
Dann können wir die Frage umformulieren:
Warum existiert diese Welt und nicht eine andere?
>Möglichkeit/Leibniz, >Mögliche Welt/Leibniz.

Lei II
G. W. Leibniz
Philosophical Texts (Oxford Philosophical Texts) Oxford 1998

Holz I
Hans Heinz Holz
Leibniz Frankfurt 1992

Holz II
Hans Heinz Holz
Descartes Frankfurt/M. 1994
Gesellschaftsvertrag Hegel Höffe I 333
Gesellschaftsvertrag/Hegel/Höffe: Innerhalb der Überlegungen zum Vertrag verwirft Hegel die neuzeitlichen Muster der Staatslegitimation, die etwa von Hobbes, Spinoza, Locke und Rousseau, auch noch von Kant vertretene Theorie des Gesellschaftsvertrags. >Gesellschaftsvertrag/Hobbes, >Gesellschaftsvertrag/Locke, >Gesellschaftsvertrag/Rousseau.
HegelVsSpinoza/HegelVsHobbes/HegelVsLocke/HegelVsRousseau/HegelVsKant: Denn ob man einen Vertrag aller mit allen oder einen Vertrag «dieser aller mit dem Fürsten oder der Regierung» annehme - der Staat werde der Willkür der Einzelnen unterworfen(1). In Wahrheit lebe jedermann immer schon im Staat, der den Rang eines Zweckes an und für
Höffe I 334
sich habe. >Staat/Hegel, >Gesellschaft/Hegel.
VsHegel/Höffe: Vertragstheoretiker wie Kant würden dem Selbstzweckcharakter aber nicht widersprechen, wohl die legitimatorische und kriteriologische Aufgabe des Gesellschaftsvertrages hervorheben.
Gesellschaftsvertrag/Kant: Als ein «ursprünglicher Contract» und als eine «bloße Idee der Vernunft» gebe er den «Probierstein der Rechtmäßigkeit eines jeden öffentlichen Gesetzes» ab: Der Gesetzgeber darf (...) seine Gesetze nur so geben, «als sie aus dem vereinigten Willen eines ganzen Volks haben entspringen können».(2)

1. G.W.F. Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts oder Naturrecht und Staatswissenschaft im Grundriss, 1820, § 75
2. I. Kant, Über den Gemeinspruch: Das mag in der Theorie richtig sein, taugt aber nicht für die Praxis. 1793, II. Folgerung
Gesellschaftsvertrag Rousseau Höffe I 273
Gesellschaftsvertrag/Rousseau/Höffe: Im Unterschied zu seinen vertragstheoretischen Vorgängern Hobbes, Spinoza und Locke spielen Bezüge zum Alten und Neuen Testament keine Rolle mehr. Die Konfessionskriege sind lange beendet, allerdings herrscht immer noch Zensur. Staat: Das Gegenmodell, das [Rousseau] zu den entfremdeten Gesellschaften entwirft, besteht in der bürgerlichen
Höffe I 274
Ordnung im Sinne eines Staatswesens, zu dem er keine Naturgeschichte entwickelt, sondern allein die Berechtigung untersucht.(1) Individualismus: Dabei folgt er dem legitimatorischen Individualismus seiner vertragstheoretischen Vorgänger. Die letzte Grundlage der Rechtfertigung eines doch zwangsbefugten Gemeinwesens liegt beim einzelnen Betroffenen: Jedes Individuum muss frei zustimmen (können).
Naturzustand: RousseauVsHobbes/RousseauVsSpinoza: Im Gegensatz zu Hobbes und Spinoza, jedoch in Übereinstimmung mit Locke ist der Naturzustand für Rousseau kein Kriegszustand. Der Naturzustand verliert seine zentrale Bedeutung.
>Staat/Rousseau, >Mensch/Rousseau.
Höffe I 275
Weil [der] Grundvertrag einstimmig geschlossen wird, kann Rousseau trotz seiner ersten staatstheoretischen These, dass jeder Mensch frei und als Herr seiner selbst geboren ist,(>Freiheit/Rousseau) die vierte These von der Rechtmäßigkeit (>Rechtfertigung/Rousseau) eines zwangsbefugten Gemeinwesens aufstellen. Wegen der Einstimmigkeit darf der Gesellschaftsvertrag sogar als «der freieste Akt der Welt» gelten(2). >Freiheit/Rousseau.
Höffe I 277
Rechtfertigung: Unter Rousseaus eigenem Prinzip, der Selbsterhaltung, ist der Gesellschaftsvertrag nur dann zustimmungswürdig, wenn er die (nicht nur physisch zu verstehende) Selbst- erhaltung gewährleistet, zumindest nicht gefährdet.
>Rechtfertigung/Rousseau.

1. Rousseau, Vom Gesellschaftsvertrag oder Grundsätze des Staatsrechts (Du contrat social ou Principes du droit politique, 1762

Wilson I 24
Gesellschaftsvertrag/Rousseau/Wilson, E. O.: Rousseau hatte in seinem Gesellschaftsvertrag die Parole „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ ausgegeben. E. O. WilsonVsRousseau: gleichzeitig hatte er die fatale Abstraktion es „Gemeinwillens“ erdacht, um diese Ziele durchzusetzen. Dieser Gemeinwille, schrieb er, formiere sich zu einer „sittlichen Gesetz, welches objektiv gerechtfertigt“ sei, da es das einzige Interesse des „vernünftigen Willens freier Individuen“ sei, dem Wohlergehen der Gesellschaft und jedes ihrer Mitglieder zu dienen.
Dieser Gesellschaftsvertrag sollte “gleiche Bedingungen für alle“ schaffen. „Jeder von uns stellt gemeinschaftlich seine Person und seine ganze Kraft unter die oberste Leitung des allgemeinen Willens, und wir nehmen jedes Mitglied als untrennbaren Teil des Ganzen auf.“
Wilson: Wer sich diesem Gemeinwillen nicht fügen wollte, galt als Abweichler und musste sich der durch die Versammlung ausgeübten „notwendigen Gewalt“ stellen.
>Allgemeininteresse, >Volonté Generale.

Rousseau I
J. J. Rousseau
The Confessions 1953

WilsonEO I
E. O. Wilson
Consilience: The Unity of Knowledge New York 1998
Jansenismus Gadamer I 24
Jansenismus/Wahrheit/GadamerVsJansenismus/Gadamer: Es ist (...) eine Trivialität, die da herauskommt, wenn es etwa heißt, man müsse, um ein Ereignis in seiner Wahrheit zu beurteilen, die Umstände (circonstances) berücksichtigen(1), die es begleiten. - Die Jansenisten wollten mit dieser Beweisführung eine methodische Anleitung dafür geben, inwiefern die Wunder Glaubwürdigkeit besitzen. Sie suchten gegenüber einem unkontrollierten Wunderglauben den Geist der neuen Methode aufzubieten und meinten, auf diese Weise die wahren Wunder der biblischen Überlieferung und der kirchlichen Tradition zu legitimieren. > >Zirkularität, >Beweise, >Beweisbarkeit, >Wahrheit.
Die neue Wissenschaft im Dienst der alten Kirche - dass dieses Verhältnis keine Dauer versprach, ist nur zu deutlich, und man kann sich vorstellen, was geschehen musste, wenn die christlichen Voraussetzungen selber in Frage gestellt wurden. Das methodische Ideal der Naturwissenschaft musste, wenn man es auf die Glaubwürdigkeit der historischen Zeugnisse der biblischen Überlieferung anwendete, zu ganz anderen, für das Christentum katastrophalen Ergebnissen führen.
Spinoza/Gadamer: Der Weg von der Wunderkritik im Stile der Jansenisten zur historischen Bibelkritik ist nicht allzu weit. Spinoza ist dafür ein gutes Beispiel.
>B. Spinoza.
GadamerVsSpinoza: Wir werden an späterer Stelle zeigen, dass eine konsequente Anwendung dieser Methodik als einziger Norm geisteswissenschaftlicher Wahrheit überhaupt ihrer Selbstaufhebung gleichkäme. (VicoVsJansenismus).
>G. Vico.


1. Vgl. Logique de Port-Royal, 4e partie, chap. 13ff.

Gadamer I
Hans-Georg Gadamer
Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010

Gadamer II
H. G. Gadamer
Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977
Naturzustand Rousseau Höffe I 271
Naturzustand/Rousseau/Höffe: Beim Begründer Hobbes ist der Naturzustand ein Gedankenexperiment, das ein Zusammenleben schon vernünftiger Menschen entwirft, denen allerdings Recht und Staat fehlen. RousseauVsHobbes: In Rousseaus entwicklungsgeschichtlicher Betrachtung(1) wird er zu einem uranfänglichen, «tierischen Zustand».
Mensch/Sprache/Rousseau: Der Mensch, der in diesem Zustand lebt, der animalische Mensch, hat weder Sprache noch Vernunft oder ein Bewusstsein des Todes. Er kennt weder Ehrgeiz noch Verachtung oder ein Bedürfnis nach Rache; überdies lebt er ohne jede dauerhafte Beziehung. In diesem «wahren Naturzustand», einem Urzustand, der historisch gesehen noch weiter zurückliegt als Lockes Naturzustand, hat der Mensch mit den anderen Lebewesen zweierlei gemeinsam.
Selbstliebe: Er ist von einer durchaus positiven Selbstliebe (amour de soi) bestimmt, die sich im Unterschied zur asozialen Eigenliebe (amour-propre) des zivilisierten Menschen auf eine emotionale Autarkie beläuft. Außerdem besitzt er ein Gefühl des Daseins
Höffe I 272
(sentiment de l'existence). Freiheit: Vor allem zeichnet ihn eine natürliche Freiheit aus, eine Unabhängigkeit von den
Mitmenschen, die auch eine Gleichgültigkeit gegen sie beinhaltet.
Der Naturzustand qua Urzustand kennt keine Vorrechte, die einige Menschen zum Nachteil der anderen genießen; es gibt weder Privilegien noch Diskriminierungen. Die zwei Grundübel, die diesen idealen Zustand vernichten, bestehen im Privateigentum und in (dem es schützenden) Staat, «der bürgerlichen Gesellschaft». Im Französischen steht «société civile», nicht «société bourgoise». Rousseaus bürgerliche Gesellschaft ist hier wie bei anderen Autoren der Neuzeit keine wirtschaftsbürgerliche im Gegensatz zu einer staatsbürgerlichen Gesellschaft, sondern das zwangsbefugte Gemeinwesen, der Staat, selbst. >Gesellschaftsvertrag/Rousseau.
Höffe I 274
RousseauVsHobbes/RousseauVsSpinoza: Im Gegensatz zu Hobbes und Spinoza, jedoch in Übereinstimmung mit Locke ist der Naturzustand für Rousseau kein Kriegszustand. Der Naturzustand verliert seine zentrale Bedeutung. >Naturzustand/Hobbes, >Naturzustand/Locke, >Verfassung/Spinoza, >Vertragstheorie/Spinoza, >Demokratie/Spinoza, >Freiheit/Spinoza, >Naturrecht/Spinoza, >Politik/Spinoza, >Staat/Spinoza.

1. J.-J. Rousseau, Discours sur l'inégalité parmi les hommes, 1755

Rousseau I
J. J. Rousseau
The Confessions 1953
Religion Rousseau Höffe I 378
Religion/Rousseau/Höffe: {Rousseau vertritte eine] funktionale Staatsreligion, «Bürgerreligion» (religion civile) genannt. Wie bei Spinoza konzentriert sie sich auf den moralischen Kern der natürlichen Religion, erkennt aber im Unterschied zu Spinoza die Offenbarung nicht als einen auch-legitimen Zugang an. RousseauVsSpinoza, RousseauVsOffenbarungsglauben. Glauben: Den Kern der Bürgerreligion bildet ein (staats-)bürgerliches Glaubensbekenntnis, mit dem Rousseau die beiden Extreme ablehnt, einen Atheismus und einen christlich-kirchlichen Dogmatismus.
Staatsreligion/Rousseau pro Hobbes: Das Bekenntnis wird wie bei Hobbes, den Rousseau dafür lobt, dass er weltliche und geistliche Macht vereint, vom Souverän festgesetzt und besteht in einer «Gesinnung des Miteinander, ohne die es unmöglich ist, ein guter Bürger und ein
Höffe I 279
treuer Untertan zu sein»(1). Der Souverän kann zwar niemanden auf diesen Glauben verpflichten. Verbannung: Wer ihn ablehnt, darf aber verbannt werden, denn in Übereinstimmung mit seinem Verständnis des Gemeinwillens erklärt Rousseau, wer das Staatsgebiet bewohne, unterwerfe sich der dort herrschenden Souveränität. Verbannt wird man nicht etwa, weil man gottlos ist, sondern weil man «sich dem Miteinander widersetzt»(2). >Todesstrafe/Rousseau.
Dogmen: Für die Dogmen der bürgerlichen Religion verlangt Rousseau Einfachheit, geringe Zahl und klare Formulierungen.
HöffeVsRousseau: Obwohl er diese Bedingungen ohne Zweifel erfüllt, ist sein Glaubensbekenntnis doch sehr anspruchsvoll, für rein säkulare Bürger schwerlich zu akzeptieren.
Glauben/Gemeinschaft/Dogmen/Rousseau: Man muss nämlich die Existenz einer Gottheit anerkennen, ihr zudem Allmacht, Allwissenheit und Wohltätigkeit zusprechen. Man muss an das zukünftige Leben glauben, in dem die Gerechten glücklich sind, die Bösen hingegen bestraft werden. Man muss den Gesellschaftsvertrag und die aus ihm fließenden Gesetze für heilig halten. Negatives Dogma: Verbot der Intoleranz.
HöffevsRousseau: Weil von diesem aber die positiven Dogmen ausgenommen sein dürften,
hält die Toleranz sich in Grenzen.
Bürgerreligion/Rousseau/Höffe: [sie soll] a) (...) jeden theologischen Alleinvertretungsanspruch ausschließen, da dieser ein zu hohes Konfliktpotenzial birgt. Nun ergibt sich der Exklusivanspruch aus einer - angeblich - göttlichen Offenbarung und deren autoritativer Interpretation seitens einer Religionsgemeinschaft. Folglich muss die Bürgerreligion auf jede Offenbarung verzichten. (RousseauVsOffenbarungsreligion).
b)Ihre positive Aufgabe besteht in der Stiftung politischer Einheit. Die Bürgerreligion soll den inneren Zusammenhang eines Gemeinwesens schaffen, ihn zumindest stärken und auf diese Weise erhalten.
VsRousseau: Die mit der Bürgerreligion verbundene Kritik
Höffe I 280
der christlichen Kirche hat zu Verurteilungen Rousseaus und seiner Vertreibung geführt. HöffeVsRousseau: Auch in systematischer Hinsicht drängen sich Bedenken auf. Denn die Bürgerreligion toleriert weder Atheisten, denen schon Locke die Fähigkeit absprach, gute Staatsbürger zu sein, noch den in der Aufklärungszeit verbreiteten, etwa von Voltaire vertretenen Deismus, demzufolge es zwar eine Gottheit gibt, die aber keine Person ist und in den Lauf der Natur nicht eingreift.
Neutralität/RousseauVsSpinoza: Spinozas Standpunkt eines religionsneutralen Staates zieht Rousseau vielleicht deshalb nicht in Erwägung, weil er dessen Fähigkeit zu einer stabilen inneren Einheit bezweifelt.
>Religion/Spinoza, >Staat/Spinoza, >Verfassung/Spinoza.

1. Rousseau, Vom Gesellschaftsvertrag oder Grundsätze des Staatsrechts (Du contrat social ou Principes du droit politique, 1762, IV, 8
2. Ebenda.

Rousseau I
J. J. Rousseau
The Confessions 1953
Spinoza Höffe Höffe I 238
Spinoza/Höffe: Achtet man auf die ersten Reaktionen, so muss man Spinozas Eintreten für die Freiheit als gescheitert ansehen.
Höffe I 239
Man wirft dem Autor sogar das damals größte geistige Verbrechen, Atheismus, vor. «Folgerichtig» wird (...) seine Verbreitung verboten. LeibnizVsSpinoza: Selbst der «Fürst der Aufklärung», Leibniz, hält in einem Brief an den Rechtslehrer und Philosophen Christian Thomasius das Buch, allerdings bevor er um den Verfasser weiß, für «unerträglich freidenkerisch».
Nachwirkung/Wirkungsgeschichte: Beginnend mit Lessing, danach Herder, Goethe und Mendelssohn, werden vor allem deutsche Autoren Spinoza schätzen, sich dabei aber vornehmlich, häufig sogar ausschließlich auf die Ethik stützen. Sowohl Kant als auch der Deutsche Idealismus setzen sich intensiv mit Spinoza auseinander. Die hohe Wertschätzung seitens der Nachidealisten Schopenhauer und Nietzsche setzt Sich bei den großen deutschen Soziologen um die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert, Ferdinand Tönnies (1855-1936) und Georg Simmel (1858-1918), auch Werner Sombart (1863-1941) fort. Vgl. Einträge zu >Spinoza.

Höffe I
Otfried Höffe
Geschichte des politischen Denkens München 2016
Substanz Kant Strawson V 187
Substanz/StrawsonVsKant: es ist sogar nach seinen eigene Prinzipien falsch, aus der Veränderlichkeit der Dinge auf eine zugrunde liegende Substanz zu schließen. - Denn wenn sie Bedingung der Erfahrung sein soll, dann ist das Argument zirkulär. >Zirkularität.

Holz I 31
Substanz/Spinoza: ist bei ihm ihrem Wesen nach einzig, unendlich und unteilbar. >Substanz/Spinoza.
Substanz/HegelVsSpinoza: wer von der Denkvoraussetzung der substantiellen Einheit der Welt und der Erfahrungsvoraussetzung der qualitativen Verschiedenheit der Seienden (der Mannigfaltigkeit) ausgeht, kann diese Mannigfaltigkeit nur als Erscheinungsformen oder Aspekte der einen Substanz begreifen, in der "alles was man für wahr gehalten hatte, untergegangen ist".
Damit ist jedoch die tatsächliche Voraussetzung des Denkens, die Unterschiedenheit der Denkinhalte, preisgegeben! Die Gefahr sah Leibniz.
I 32
Hegel: man darf nicht "die Vielheit in der Einheit verschwinden lassen". Wenn die Deduktion nur als Reduktion möglich wäre, (wie bei Spinoza), wäre das die Selbstaufhebung der Welt im Denken.
Kant: zieht daraus die Konsequenz, die Einheit der Welt in der Priorität des Denkens zu begründen. Die Einheit ist dann nur transzendental oder subjektiv idealistisch begründet.
HegelVsKant: versucht die Substanzmetaphysik zu erneuern, die die Einheit des Seins in der Einheit eines Seienden begründen möchte: Die Selbstentfaltung des absoluten Geistes in der Weltgeschichte.
>Denken/Kant.
I. Kant
I Günter Schulte Kant Einführung (Campus) Frankfurt 1994
Externe Quellen. ZEIT-Artikel 11/02 (Ludger Heidbrink über Rawls)
Volker Gerhard "Die Frucht der Freiheit" Plädoyer für die Stammzellforschung ZEIT 27.11.03

Strawson I
Peter F. Strawson
Einzelding und logisches Subjekt Stuttgart 1972

Strawson II
Peter F. Strawson
"Truth", Proceedings of the Aristotelian Society, Suppl. Vol XXIV, 1950 - dt. P. F. Strawson, "Wahrheit",
In
Wahrheitstheorien, Gunnar Skirbekk Frankfurt/M. 1977

Strawson III
Peter F. Strawson
"On Understanding the Structure of One’s Language"
In
Truth and Meaning, G. Evans/J. McDowell Oxford 1976

Strawson IV
Peter F. Strawson
Analyse und Metaphysik München 1994

Strawson V
P.F. Strawson
Die Grenzen des Sinns Frankfurt 1981

Strawson VI
Peter F Strawson
Grammar and Philosophy in: Proceedings of the Aristotelian Society, Vol 70, 1969/70 pp. 1-20
In
Linguistik und Philosophie, G. Grewendorf/G. Meggle Frankfurt/M. 1974/1995

Strawson VII
Peter F Strawson
"On Referring", in: Mind 59 (1950)
In
Eigennamen, Ursula Wolf Frankfurt/M. 1993

Holz I
Hans Heinz Holz
Leibniz Frankfurt 1992

Holz II
Hans Heinz Holz
Descartes Frankfurt/M. 1994
Substanz Leibniz Holz I 90
Substanz/LeibnizVsSpinoza: das erste und notwendig Seiende scheint bloß der Substanz des Spinoza zu entsprechen. In Wirklichkeit ist es nur der Begriff der Totalität der innerweltlichen Tatsachen. Der Begriff des als seiend Erfahrenen schließt den Begriff der wirklichen Totalität ein.
>Substanz/Spinoza, >Ganzes/Leibniz.
I 91
Wenn daher etwas ist, dann ist auch das eine Sein aller Seienden und nicht nichts.
I 112
Substanz/Kausalität/Leibniz: die Substanz bedarf keiner kausalen Einwirkung, weil ihr Zustand sich "von selbst" (gemäß der eigenen Natur) in Korrespondenz mit den Zuständen anderer Substanzen befindet.
I 113
Ihre Autonomie beruht darauf, dass sie in absoluter Weltimmanenz nichts anderes darstellt, als die jeweils besondere perspektivisch verwirklichte Isomorphie von Einzelnem und Ganzem. >Welt/Leibniz.
Das Einzelne ist was es ist nur dadurch, dass das Ganze der Welt die notwendige und zureichende Bedingung seines einzelnen Seins ist. Darum braucht es keine Fenster.
Es wird nicht von außen angestoßen, denn das müsste ja etwas außerhalb der Welt sein!
Das einzelne ist immer schon Manifestation des Ganzen (>Machsches Prinzip).

Lei II
G. W. Leibniz
Philosophical Texts (Oxford Philosophical Texts) Oxford 1998

Holz I
Hans Heinz Holz
Leibniz Frankfurt 1992

Holz II
Hans Heinz Holz
Descartes Frankfurt/M. 1994
Substanz Spinoza Holz I 31
Substanz/Spinoza: Substanz ist bei Spinoza ihrem Wesen nach einzig, unendlich und unteilbar. Substanz/HegelVsSpinoza: Wer von der Denkvoraussetzung der substantiellen Einheit der Welt und der Erfahrungsvoraussetzung der qualitativen Verschiedenheit der Seienden (der Mannigfaltigkeit) ausgeht, kann diese Mannigfaltigkeit nur als Erscheinungsformen oder Aspekte der einen Substanz begreifen, in der "alles was man für wahr gehalten hatte, untergegangen ist".
>Einheit/Spinoza, >Erscheinung, >Welt, >Ordnung, >Welt/Denken.
Damit ist jedoch die tatsächliche Voraussetzung des Denkens, die Unterschiedenheit der Denkinhalte, preisgegeben! Die Gefahr sah Leibniz.
I 32
Hegel: Man darf nicht "die Vielheit in der Einheit verschwinden lassen". >Einheit und Vielheit.
Wenn die Deduktion nur als Reduktion möglich wäre, (wie bei Spinoza), wäre das die Selbstaufhebung der Welt im Denken.
>Reduktion, >Reduktionismus.
Holz I 62
Identitätsprinzip/objektive Erkenntnis/Leibniz: Die objektive Einheit der Welt kann auch unabhängig von meiner Wahrnehmung gezeigt werden, sie liegt in der Gegebenheitsweise jedes Bewusstseinsinhalts an sich selbst evident zutage. (Alles erscheint als das, als was es erscheint). >Identität, >Selbstidentität, >Ganzes, >Totalität.
Adäquatheit spielt hier keine Rolle.
>Adäquatheit.
"tantum est quantum est, tale est quale est". Vorprädikatives Seinsapriori.
Problem: Dann sind die Phänomene immer noch bloße Momente der einen und einzigen Substanz, wie bei Spinoza.
Substanz/Spinoza: Kein Seiendes ist gegenüber dem All in seinem Eigensein zu begründen. Vielmehr würde die Reduktion identischer Sätze würde bei Spinoza zu einem "ens absolute infinitum" führen, woraus "folgt, dass es nur eine Substanz gibt und dass diese unendlich ist".
Diese Reduktion kann aber nur unter Verzicht auf die substantielle Existenz der vielen Einzelnen zu einem Anfang kommen.
I 63
VsSpinoza: Wenn man die Existenz der Einzelnen annimmt, ist das Problem für Spinoza unlösbar. Er löst das Problem, bzw. es gerät gar nicht in sein Blickfeld, weil er das Wesen des Menschen nur als gebildet aus bestimmten Modifikationen der Attribute Gottes fasst.
Damit ist der Cartesische Zweifel überspielt. Das ego cogitans wird zum bloßen Schein, zum Annex der selbstgewissen Einheit Gottes.
So kehrt Spinoza zum mittelalterlichen Realismus zurück.
So kann man die Rationalität des Faktischen nicht begründen.
>Rationalität, >Rationalismus, >Letztbegründung, >Fundierung, >Realismus.


Höffe I 232
Substanz/Spinoza/Höffe: Die einzige Substanz, die es gibt, Gott, ist Grund ihrer selbst (causa sui); die verschiedenen Grundformen der Wirklichkeit sind nichts anderes als Eigenschaften (Attribute) Gottes. Dieses Innewohnen (Immanenz) aller Dinge in Gott und Gottes in allen Dingen beläuft sich auf einen Pantheismus (Allgottlehre: Gott ist alles und in allem). Es schließt einen die Welt übersteigenden, transzendenten Gottesbegriff aus und trägt Spinoza, obwohl sein System bei einem Gottesbegriff ansetzt, den damals fast tödlichen Vorwurf des Atheismus ein.(1) >Pantheismus, >Gott.

1. Spinoza. Ethica ordine geometrico demonstrata, 1677

Spinoza I
B. Spinoza
Spinoza: Complete Works Indianapolis 2002

Holz I
Hans Heinz Holz
Leibniz Frankfurt 1992

Holz II
Hans Heinz Holz
Descartes Frankfurt/M. 1994
Wunder Jansenismus Gadamer I 24
Wunder/Jansenismus/Wahrheit/GadamerVsJansenismus/Gadamer: Es ist (...) eine Trivialität, die da herauskommt, wenn es etwa heißt, man müsse, um ein Ereignis in seiner Wahrheit zu beurteilen, die Umstände (circonstances) berücksichtigen(1), die es begleiten. - Die Jansenisten wollten mit dieser Beweisführung eine methodische Anleitung dafür geben, inwiefern die Wunder Glaubwürdigkeit besitzen. Sie suchten gegenüber einem unkontrollierten Wunderglauben den Geist der neuen Methode aufzubieten und meinten, auf diese Weise die wahren Wunder der biblischen Überlieferung und der kirchlichen Tradition zu legitimieren. >Beweise, >Beweisbarkeit, >Methode.
Die neue Wissenschaft im Dienst der alten Kirche - dass dieses Verhältnis keine Dauer versprach, ist nur zu deutlich, und man kann sich vorstellen, was geschehen musste, wenn die christlichen Voraussetzungen selber in Frage gestellt wurden. Das methodische Ideal der Naturwissenschaft musste, wenn man es auf die Glaubwürdigkeit der historischen Zeugnisse der biblischen Überlieferung anwendete, zu ganz anderen, für das Christentum katastrophalen Ergebnissen führen.
>Christentum, >Theologie, >Religion, >Religiöser Glaube.
Spinoza/Gadamer: Der Weg von der Wunderkritik im Stile der Jansenisten zur historischen Bibelkritik ist nicht allzu weit. Spinoza ist dafür ein gutes Beispiel.
>B. Spinoza, >Bibel/Spinoza, >Bibelkritik/Spinoza.
GadamerVsSpinoza: Wir werden an späterer Stelle zeigen, dass eine konsequente Anwendung dieser Methodik als einziger Norm geisteswissenschaftlicher Wahrheit überhaupt ihrer Selbstaufhebung gleichkäme.
>VicoVsJansenismus, >G. Vico.

1. Vgl. Logique de Port-Royal, 4e partie, chap. 13ff.

Gadamer I
Hans-Georg Gadamer
Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010

Gadamer II
H. G. Gadamer
Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977

Der gesuchte Begriff oder Autor findet sich in folgenden Thesen von Autoren des zentralen Fachgebiets.
Begriff/
Autor/Ismus
Autor
Eintrag
Literatur
Geist Rorty, R. I 28
Wittgenstein/Strawson/Rorty: These es gibt hier nichts als den menschlichen Körper, VsDescartes: Vs Aufspaltung in res cogitans und res extensa. Aspekt/VsSpinoza "Zwei Aspekte". Das ist solange in Ordnung, wie man nicht fragt: "Sind Organismen etwas physisches?"

Der gesuchte Begriff oder Autor findet sich in folgenden Thesen von Autoren angrenzender Fachgebiete:
Begriff/
Autor/Ismus
Autor
Eintrag
Literatur
Wahrheit Spinoza, B. Rorty II 112
Wahrheit/Spinoza: These: Wahrheit erkennen wir, wenn wir sie sehen. - HegelVsSpinoza.

Rorty I
Richard Rorty
Der Spiegel der Natur Frankfurt 1997

Rorty II
Richard Rorty
Philosophie & die Zukunft Frankfurt 2000

Rorty II (b)
Richard Rorty
"Habermas, Derrida and the Functions of Philosophy", in: R. Rorty, Truth and Progress. Philosophical Papers III, Cambridge/MA 1998
In
Philosophie & die Zukunft, Frankfurt/M. 2000

Rorty II (c)
Richard Rorty
Analytic and Conversational Philosophy Conference fee "Philosophy and the other hgumanities", Stanford Humanities Center 1998
In
Philosophie & die Zukunft, Frankfurt/M. 2000

Rorty II (d)
Richard Rorty
Justice as a Larger Loyalty, in: Ronald Bontekoe/Marietta Stepanians (eds.) Justice and Democracy. Cross-cultural Perspectives, University of Hawaii 1997
In
Philosophie & die Zukunft, Frankfurt/M. 2000

Rorty II (e)
Richard Rorty
Spinoza, Pragmatismus und die Liebe zur Weisheit, Revised Spinoza Lecture April 1997, University of Amsterdam
In
Philosophie & die Zukunft, Frankfurt/M. 2000

Rorty II (f)
Richard Rorty
"Sein, das verstanden werden kann, ist Sprache", keynote lecture for Gadamer’ s 100th birthday, University of Heidelberg
In
Philosophie & die Zukunft, Frankfurt/M. 2000

Rorty II (g)
Richard Rorty
"Wild Orchids and Trotzky", in: Wild Orchids and Trotzky: Messages form American Universities ed. Mark Edmundson, New York 1993
In
Philosophie & die Zukunft, Frankfurt/M. 2000

Rorty III
Richard Rorty
Kontingenz, Ironie und Solidarität Frankfurt 1992

Rorty IV (a)
Richard Rorty
"is Philosophy a Natural Kind?", in: R. Rorty, Objectivity, Relativism, and Truth. Philosophical Papers Vol. I, Cambridge/Ma 1991, pp. 46-62
In
Eine Kultur ohne Zentrum, Stuttgart 1993

Rorty IV (b)
Richard Rorty
"Non-Reductive Physicalism" in: R. Rorty, Objectivity, Relativism, and Truth. Philosophical Papers Vol. I, Cambridge/Ma 1991, pp. 113-125
In
Eine Kultur ohne Zentrum, Stuttgart 1993

Rorty IV (c)
Richard Rorty
"Heidegger, Kundera and Dickens" in: R. Rorty, Essays on Heidegger and Others. Philosophical Papers Vol. 2, Cambridge/MA 1991, pp. 66-82
In
Eine Kultur ohne Zentrum, Stuttgart 1993

Rorty IV (d)
Richard Rorty
"Deconstruction and Circumvention" in: R. Rorty, Essays on Heidegger and Others. Philosophical Papers Vol. 2, Cambridge/MA 1991, pp. 85-106
In
Eine Kultur ohne Zentrum, Stuttgart 1993

Rorty V (a)
R. Rorty
"Solidarity of Objectivity", Howison Lecture, University of California, Berkeley, January 1983
In
Solidarität oder Objektivität?, Stuttgart 1998

Rorty V (b)
Richard Rorty
"Freud and Moral Reflection", Edith Weigert Lecture, Forum on Psychiatry and the Humanities, Washington School of Psychiatry, Oct. 19th 1984
In
Solidarität oder Objektivität?, Stuttgart 1988

Rorty V (c)
Richard Rorty
The Priority of Democracy to Philosophy, in: John P. Reeder & Gene Outka (eds.), Prospects for a Common Morality. Princeton University Press. pp. 254-278 (1992)
In
Solidarität oder Objektivität?, Stuttgart 1988

Rorty VI
Richard Rorty
Wahrheit und Fortschritt Frankfurt 2000