Lexikon der Argumente


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Eselssätze Eselssätze, Eselsssatz, Philosophie: auf Buridan zurückgehende Bezeichnung für logische Probleme, die vorzugsweise, aber nicht wesentlich von Eseln handeln. Ein moderner Eselssatz ist "Geachs Esel": "Wer einen Esel hat, der schlägt ihn." Die formale Logik ist hier zu unflexibel, um die möglichen Grenzfälle abzubilden, die für die Alltagssprache unproblematisch sind. Siehe auch Existenzquantifikation, Allquantifikation, Reichweite, Quantifikation, Quantoren, Klammerung, verzweigte Quantoren.
Eselssätze Kamp Cresswell 172
Geachs Esel/Wenn-Satz/Cresswell: Bsp (25) Wenn ein Mann einen Esel hat, schlägt er ihn
Problem: (25) hat zwei unbestimmte Nominalphrasen.
Kamp: (1983, 279)(1) hat ein Beispiel mit nur einer unbestimmten Nominalphrase. Bsp
(26) Wenn Pedro einen Esel hat, schlägt er ihn.
unbestimmt: ein Esel - bestimmt: Pedro.
Tradition/Problem: Die Phrase ein Esel muss durch eine Existenzquantor repräsentiert werden: (Ex)(Esel(x) u ... ).
Aber die offensichtliche Interpretation von (26) ist
(27) (x)((Esel x u Pedro hat x) > Pedro schlägt x).
Kamp: Es gibt Fälle, wo der Quantor vom Existenz- zum Allquantor gewechselt werden kann. Wenn er keine Variable im Konsequens bindet, haben wir als logische Äquivalenz:
I 173
(28) (x)(Fx > P) ≡ (ExFx > P). Lösung/Kamp: analysiert unbestimmte Phrasen (Kennzeichnungen) als Prädikate (s.o.). Und die Allquantifikation wird Teil der Bedeutung von wenn. (S. 288-90)(1).
LewisVsKamp/Cresswell: (Lewis 1975a, S 11)(2) das ist für die meisten natürlichen Bedeutungen von (26) in Ordnung, aber Problem:
(29) Manchmal wenn Pedro einen Esel hat, schlägt Pedro ihn
scheint zu bedeuten, dass es wenigstens einen Esel gibt, den Pedro hat und der von ihm geschlagen wird.
Lösung/Lewis: Die Rolle von wenn ist lediglich, das Nomen zu beschränken. D.h. (29) hat die Bedeutung, die (22) hätte, wenn wir ∃ statt ∀ hätten.
>Allquantifikation, >Existenzquantifikation, >Quantifikation, >Verzweigte Quantoren, >Quantoren.


(1) Kamp, H. & Rohrer, C.(1983): Tense in texts. Meaning, use and interpretation of language 250, 269.
(2) Lewis, D. (1975a): Adverbs of Quantification. In: Edward L. Keenan (Hrsg.), Formal Semantics of Natural Language, Cambridge: Cambridge University Press, S. 3–15.

Kamp I
Kamp
From Discourse to Logic: Introduction to Modeltheoretic Semantics of Natural Language, Formal Logic and Discourse Representation Theory (Studies in Linguistics and Philosophy)
Quantifikation Kamp Cresswell I 172
Quantifikation/Kamp: Es gibt Fälle, wo der Quantor vom Existenz- zum Allquantor gewechselt werden kann. Wenn er keine Variable im Konsequens bindet, haben wir als logische Äquivalenz:
I 173
(x)(Fx > P) ↔ (ExFx > P) (s) Klammer!). Pointe/(s): der Existenzquantor erstreckt sich nur auf das Fx, d.h. beim Rückwärtslesen erstreckt er sich dann nicht auf das Konsequenz (linke Seite der Äquivalenz). Bsp (x)((Esel x u Pedro hat x) > Pedro schlägt x - Problem: hier bindet "x eine Variable im Konsequens.
Lösung/Kamp: analysiert unbestimmte Phrasen (Kennzeichnungen) als Prädikate (s.o.). Und die Allquantifikation wird Teil der Bedeutung von wenn.
>Allquantifikation, >Existenzquantifikation; vgl. >Verzweigte Quantoren.

Kamp I
Kamp
From Discourse to Logic: Introduction to Modeltheoretic Semantics of Natural Language, Formal Logic and Discourse Representation Theory (Studies in Linguistics and Philosophy)

Cr I
M. J. Cresswell
Semantical Essays (Possible worlds and their rivals) Dordrecht Boston 1988

Cr II
M. J. Cresswell
Structured Meanings Cambridge Mass. 1984
Quantoren Cresswell I 137f
Quantoren/Alltagssprache/Quine/Kaplan/Geach/Cresswell:
nicht 1. Stufe: Bsp
Einige Kritiker bewundern nur einander
2. Stufe: (Eφ)(Exφx u (x)(φx > x ist ein Kritiker) u (x)(y)((φx u x bewundert y) > (x ≠ y u φy))).

Das ist nicht äquivalent mit irgendeinem Satz 1. Stufe.
Er involviert plurale Nominalphrasen (plurale Quantifikation).
Folgendes geht nicht: "zwei Fs sind G".
Man müsste annehmen, dass "bewundern" in beiden Richtungen gelten soll. Dann:
"x ist ein K u y ist ein K u x ≠ y...").
Besser: "sich gegenseitig bewundern" sei ein Prädikat, das auf Paare angewendet wird.
I 139
Richtig: "Smart und Armstrong sind anwesend" für "Smart ist a u Armstrong ist a". Problem: "König u Königin sind ein liebenswertes Paar", dann "Der König ist ein liebenswertes...". Analog: Bsp "ähnlich", Bsp "weniger werden".
Lösung/Cresswell: Prädikat, auf Mengen anzuwenden.
I 140
"...Bewundert einen anderen Linguisten" muss ein Prädikat sein, das auf alle Logiker angewendet wird. - Das zeigt, dass Quantifikation höherer Stufe verlangt wird. >Logik 2. Stufe.
Problem: Das führt dazu, dass die Möglichkeiten, verschiedene Reichweiten zu haben, eingeschränkt wird.
I 142
Quantoren höherer Stufe/plurale Quantoren/Boolos: These: Quantoren höherer Stufe müssen nicht über mengentheoretische Entitäten gehen, sondern können einfach interpretiert werden als semantisch primitiv. ((s) Grundbegriff.) Cresswell: vielleicht hat Boolos recht.
Hintikka: Hintikka schlägt als Lösung Spieltheorie vor.
>Spieltheorietische Semantik.
CresswellVsHintikka: Wir brauchen bloß Entitäten höherer Ordnung - Quantifikation 2. Stufe wegen Referenz auf Mengen.
I 156
Verzweigte Quantoren/Boolos/Cresswell: "für jedes A gibt es ein B". (x)(Ey)
(x = z ↔ y = w) u (Ax > By)
(z)(Ew)
Übersetzung 2. Stufe: EφEψ(x)(z)((x = z ↔ φ(x) = ψ(z)) u (Ax > Bφ(x)).
Funktion/eineindeutige Abbildung/Zuordnung/logische Form/Cresswell: "(x = z ↔ φ(x) = ψ(z)" sagt, dass die Funktion 1:1 ist.
Verallgemeinerung/Cresswell: Wenn wir W, C, A, B und R durch Prädikate ersetzen, die wahr von allem sind, und Lxyzw durch Boolos’ ((x = z ↔ y = w) u Ax > By)), haben wir einen Beweis der Nicht-Ordenbarkeit 1. Stufe.
>Ordenbarkeit.

Cr I
M. J. Cresswell
Semantical Essays (Possible worlds and their rivals) Dordrecht Boston 1988

Cr II
M. J. Cresswell
Structured Meanings Cambridge Mass. 1984
Quantoren Hintikka II 28
Verzweigte Quantoren/Verzweigung/stärker/schwächer/Hintikka:
Bsp Verzweigung hier:
1. Ast: Es gibt ein x und b weiß... 2. Ast: b weiß, es gibt ein x...
Die Quantifikation mit verzweigten Quantoren ist extrem stark, fast so stark wie die Logik 2. Stufe.
Daher kann sie nicht vollständig axiomatisiert werden (quantifizierte epistemische Logik mit unbegrenzter Unabhängigkeit).
II 29
Variante: Eine andere Variante sind einfachere Fälle, wo die Unabhängigkeit sich auf Nichtwissen bezieht, verbunden mit einem Zug mit einem einzelnen unnegierten epistemischen Operator {b} K. Hier ist eine explizite Behandlung möglich.

Hintikka I
Jaakko Hintikka
Merrill B. Hintikka
Untersuchungen zu Wittgenstein Frankfurt 1996

Hintikka II
Jaakko Hintikka
Merrill B. Hintikka
The Logic of Epistemology and the Epistemology of Logic Dordrecht 1989
Quantoren Quine X 121
Verzweigte Quantoren/Quine: normal: Bsp "(x)(Ey)"/alltagssprachliche Übersetzung: "für jede Wahl von x kann ein y gewählt werden, sodass der folgende Satz wahr wird." Verschiedene x erfordern möglicherweise verschiedene y. D.h. die Wahl von y hängt im Allgemeinen von der Wahl des x ab.
Problem: Bsp der Satz "Fxyzw": Angenommen, wir wollen sagen: zu jedem x gibt es ein y und zu jedem z gibt es ein w, sodass Fxyzw - die Wahl von y soll nur von dem x abhängen und die Wahl von w nur von z.
(1) (x)(Ey)(z)(Ew) Fxyzw
- so hängt die Wahl von w auch von x ab.
Lösung: verzweigte Quantoren:
(x)(Ey)
Fxyzw
(z)(Ew)
- so braucht man keine Funktionen als Werte von Variablen (Logik 2. Stufe).
>Variablen/Quine, >Logik 2. Stufe.

Quine I
W.V.O. Quine
Wort und Gegenstand Stuttgart 1980

Quine II
W.V.O. Quine
Theorien und Dinge Frankfurt 1985

Quine III
W.V.O. Quine
Grundzüge der Logik Frankfurt 1978

Quine V
W.V.O. Quine
Die Wurzeln der Referenz Frankfurt 1989

Quine VI
W.V.O. Quine
Unterwegs zur Wahrheit Paderborn 1995

Quine VII
W.V.O. Quine
From a logical point of view Cambridge, Mass. 1953

Quine VII (a)
W. V. A. Quine
On what there is
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VII (b)
W. V. A. Quine
Two dogmas of empiricism
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VII (c)
W. V. A. Quine
The problem of meaning in linguistics
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VII (d)
W. V. A. Quine
Identity, ostension and hypostasis
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VII (e)
W. V. A. Quine
New foundations for mathematical logic
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VII (f)
W. V. A. Quine
Logic and the reification of universals
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VII (g)
W. V. A. Quine
Notes on the theory of reference
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VII (h)
W. V. A. Quine
Reference and modality
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VII (i)
W. V. A. Quine
Meaning and existential inference
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VIII
W.V.O. Quine
Bezeichnung und Referenz
In
Zur Philosophie der idealen Sprache, J. Sinnreich (Hg) München 1982

Quine IX
W.V.O. Quine
Mengenlehre und ihre Logik Wiesbaden 1967

Quine X
W.V.O. Quine
Philosophie der Logik Bamberg 2005

Quine XII
W.V.O. Quine
Ontologische Relativität Frankfurt 2003

Quine XIII
Willard Van Orman Quine
Quiddities Cambridge/London 1987
Stärke von Theorien Hintikka II 7
Standard-Semantik/Kripke-Semantik/Hintikka: Welche Unterschiede gibt es eigentlich? Der Graben zwischen ihnen ist viel tiefer als es zuerst scheint. Cocchiarella: Cocchiarella hat aber gezeigt, dass schon im einfachsten quantifikatorischen Fall, der monadischen Prädikatenlogik, die Standardlogik sich radikal von ihrem Kripkeschen Cousin unterscheidet.
Entscheidbarkeit: Monadische Prädikatenlogik ist, wie Kripke gezeigt hat, entscheidbar.
Kripke-Semantik: Die Kripke-Semnatik ist hingegen unentscheidbar.
Entscheidbarkeit: Entscheidbarkeit impliziert Axiomatisierbarkeit.
Stärker/schwächer/Hintikka: Sobald wir über monadische Prädikatenlogik hinausgehen, haben wir eine Logik von beträchtlicher Stärke, Komplexität und Widerspenstigkeit.
Quantifizierte Standard-Modallogik 1.Stufe/Hintikka: Die quantifizierte Standard-Modallogik 1.Stufe ist im gewissen Sinn stärker als die Logik 2. Stufe (mit Standard-Semantik). Letztere ist natürlich schon sehr stark, so dass einige der schwierigsten ungelösten logischen und mengentheoretischen Probleme in Form von Fragen nach logischer Wahrheit (oder Erfüllbarkeit) in logischen Formeln 2. Stufe ausgedrückt werden können.
Def gleichstark/stärker/schwächer/Hintikka: (hier): "Gleichstark" heißt hier ein gleich schwieriges Entscheidungsproblem aufzuweisen.
Entscheidungsproblem: Das Entscheidungsproblem für Standard-Logik 2. Stufe kann reduziert werden auf das für quantifizierte Standard-Modallogik 1. Stufe.
Reduktion: Diese Reduktion ist schwächer als Übersetzbarkeit.
II 9
Quantifizierte Standard-Modallogik 1. Stufe/Hintikka: Diese Logik ist sehr stark, vergleichbar in der Stärke mit der Logik 2. Stufe. Daraus folgt, dass sie nicht axiomatisierbar ist (HintikkaVsKripke). Je stärker eine Logik ist, desto weniger handhabbar ist sie.
II 28
Verzweigte Quantoren/Verzweigung/stärker/schwächer/Hintikka:
Bsp Verzweigung hier:
1. Ast: Es gibt ein x und b weiß... 2. Ast: b weiß, es gibt ein x...
Die Quantifikation mit verzweigten Quantoren ist extrem stark, fast so stark wie die Logik 2. Stufe.
Daher kann sie nicht vollständig axiomatisiert werden (quantifizierte epistemische Logik mit unbegrenzter Unabhängigkeit).
II 29
Variante: Eine Variante sind einfachere Fälle, wo die Unabhängigkeit sich auf Nichtwissen bezieht, verbunden mit einem Zug mit einem einzelnen unnegierten epistemischen Operator {b} K. Hier ist eine explizite Behandlung möglich.
II 118
Sehen/stärker/schwächer/logische Form/Hintikka: a) stärker: wiedererkennen, erkennen als, sehen als
b) schwächer: betrachten, den Blick ruhen lassen auf, usw.
Schwächer/logische Form/sehen/wissen/kennen/Hintikka: Bsp
(perspektivisch, “Ex“)
(15) (Ex) ((x = b) & (Ey) John sieht dass (x = y)).
(16) (Ex)(x = b & (Ey) John erinnert sich, dass x = y))
(17) (Ex)(x = b & (Ey) KJohn (x = y))
Bekanntschaft/Pointe: In (17) kann b sogar dann in Johns Bekanntschaft sein, wenn John b gar nicht als b kennt! ((s) wegen des y).
II 123
Alltagssprache/Mehrdeutigkeit/Hintikka: Folgender Ausdruck ist mehrdeutig:
(32) Ich sehe d
Stärker: (33) (Ex) Ich sehe, dass (d = x)
das sagt dasselbe wie (31) wenn die Information visuell ist oder
schwächer:
(34) (Ex) (d = x & (Ey) Ich sehe dass (x = y))
Das ist die natürlichste Übersetzung von (32).
Schwächer: Für die Wahrheit von (34) genügt es, dass meine Augen einfach auf dem Objekt d ruhen. Ich brauche es nicht als d zu erkennen.

Hintikka I
Jaakko Hintikka
Merrill B. Hintikka
Untersuchungen zu Wittgenstein Frankfurt 1996

Hintikka II
Jaakko Hintikka
Merrill B. Hintikka
The Logic of Epistemology and the Epistemology of Logic Dordrecht 1989