Lexikon der Argumente


Philosophische Themen und wissenschaftliche Debatten
 
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Autor/Ismus
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Literatur
Literatur
Absicht Frith I 189
Absicht/Frith: These: Bewegungen verraten Absicht. Bsp Kleinkinder waren überrascht von einem Film, in dem etwas über eine nicht existierende Barriere sprang.
I 190
12 Monate alte Kinder wissen um die Ziele einfacher Handlungen. >Entwicklungsphasen, >Ziele, >Handlungen, >Verstehen.

Frith I
Chris Frith
Wie unser Gehirn die Welt erschafft Heidelberg 2013
Abtreibung Thomson Singer I 132
Abtreibung/J. J. Thomson/P. Singer: Gedankenexperiment: Stellen Sie sich vor, Sie sollen für 9 Monate an den Blutkreislauf eines schwererkrankten, berühmten Geigers angeschlossen werden, um diesem das Leben zu retten. Danach wird Ihre Hilfe nicht mehr benötigt. Die Musikliebhaber der ganzen Welt beobachten Thomson: wenn Sie im Krankenhaus aufwachen (von Musikliebhabern entführt, um dem Geiger zu helfen) und sich in dieser Situation wiederfinden, sind Sie nicht moralisch verpflichtet, den Geiger ihren Körper benutzen zu lassen. Es mag eine Großzügigkeit Ihrerseits sein – aber es ist nicht moralisch falsch, es abzulehnen.(1)
Singer: Thomsons Schlussfolgerung hängt nicht davon ab, dass der Geiger unverschuldet in seine Lage geraten ist. Thomson sagt auch ausdrücklich, dass der Geiger ein Recht auf Leben hat, aber dieses Recht beinhaltet nicht das Recht, einen anderen Körper zu benutzen, selbst wenn man ohne diese Hilfe sterben würde.
Singer: die Parallele zur Vergewaltigung ist offensichtlich.
Singer I 133
Um des Arguments willen nehmen wir an, dass der Embryo als vollentwickelter Mensch angesehen wird. Frage: kann Thomsons Argument auf Fälle von Schwangerschaft ausgedehnt werden, die nicht auf Vergewaltigung beruhen? Das hängt davon ab, ob die dahinter stehende Theorie fundiert ist. Bsp Könnte ich meinen Lieblings-Filmstar zwingen, mir das Leben zu retten?
Thomson/Singer: sie sagt nun nicht, dass, obwohl ich ein Recht auf Leben habe, das ich immer gezwungen wäre, den besten Weg zu nehmen oder das zu tun, was die angenehmsten Konsequenzen hätte.
Lösung/Thomson: sie akzeptiert stattdessen ein System von Regeln und Verpflichtungen, das erlaubt, unsere Handlungen unabhängig von ihren Konsequenzen zu rechtfertigen.
>Konsequentialismus, >Deontologie.
P. SingerVsThomson/UtilitarismusVsThomson, J.J./Singer, P: im Fall des Geigers würde der Utilitarismus Thomsons Theorie ablehnen.
Singer I 308
Damit würde der Utilitarismus auch Thomsons Standpunkt über die Abtreibung ablehnen. >Utilitarismus, >Präferenzutilitarismus.

1. J. J. Thomson, „A Defense of Abortion“ in: Philosophy and Public Affairs 1 (1971).

ThomsonJF I
James F. Thomson
"A Note on Truth", Analysis 9, (1949), pp. 67-72
In
Theories of Truth, Paul Horwich Aldershot 1994

ThomsonJJ I
Judith J. Thomson
Goodness and Advice Princeton 2003

SingerP I
Peter Singer
Practical Ethics (Third Edition) Cambridge 2011

SingerP II
P. Singer
The Most Good You Can Do: How Effective Altruism is Changing Ideas About Living Ethically. New Haven 2015
Atomismus Quine II 218
QuineVsRussell: VsLogischer Atomismus (pro Holismus) - der Zusammenhang mit Beobachtung ist komplexer. >Holismus/Quine.
II 107
Atomare Tatsachen/Russell: Atomare Tatsachen sind Sinnesdaten. QuineVsRussell: Sinnesdaten sind gar nicht atomar, sondern zusammengesetzt. Russell: Bekanntschaft mit Sinnesdaten ist sicher, alles andere ist fehlbar. >Sinnesdaten/Quine.
II 218
Atomismus/QuineVsRussell/Quine: Der grundlegende Unterschied zwischen Russells logischem Atomismus und meiner Auffassung ist, dass die übrigen Wahrheiten nach meiner Ansicht nicht irgendwie aus den Beobachtungssätzen zusammengesetzt oder von ihnen impliziert werden. Ihr Zusammenhang mit den Beobachtungssätzen ist vermittelter und komplexer. Siehe auch >Atome/Quine.
XIII 14
Def sensorischer Atomismus/Locke/Hume/Quine: Bsp Lockes „einfache Ideen“, Humes „einfache Eindrücke“. Dabei geht es um ein Mosaik irreduzibler sensorischer Bits, die wiederholt auftreten können. Sensibilia/Quine: Sensibilia sollten daher wiederum nicht als Atome, sondern als Arten von Atomen betrachtet werden.
Atom/Quine: ein Atom ist dann ein Vorkommnis (Token, occurrence) von Sensibilia innerhalb der Erfahrung.
GestaltpsychologieVssensorischer Atomismus/Gestalttheorie/Quine: These lautet, Gestalten kommen eher als grobe (große) Formen daher, (die nicht aus Bausteinen zusammengesetzt sind).
XIII 15
Atomismus/sensorischer/Quine: für den sensorischen Atomismus spricht wiederum die Natur des neuralen (neuronalen) Inputs. Atom/sensorisch/Quine: sollten wir dann sagen, sie entsprechen wiederum Arten von Inputs, die dann einem Rezeptor entsprechen? Nein:
Problem. Mit einer Anzahl von Arten kommt man hier nicht weiter: Jede Person hat eine unbekannte und nicht weiter interessierende Anzahl von Rezeptoren. Eine weitere Erforschung würde die Theorie hier nicht weiterbringen.
Wahrnehmungsatomismus/Quine: Wahrnehmungsatomismus wäre etwas, wovon man träumen könnte: Ein Repertoire von Grundeigenschaften. Dann wären Eigenschaften die Arten. Ihre Vorkommnisse wären die Atome.
Problem: Es wurde gezeigt, dass die Wellenlänge eines singulären Farbereignisses nicht die empfundene Farbe bestimmt, sondern die jeweilige Umgebung. >Farben/Quine.
Außerdem hat man gefunden, dass es Zellen gibt, die nur darauf ansprechen, wenn Bsp eine Diagonale von links oben nach rechts unten verläuft, und andere Zellen für entsprechende andere Gegebenheiten.
XIII 16
Atomismus/Technologie/Quine: hier ist der Atomismus wichtig. Bsp Halbton beim Sehen/Drucken: Punkte und Leerzeichen sind seine Atome. Bsp Fernsehen (TV), Zeitungsdruck usw. Problem: im Film gibt es keine Begrenzung der Atome auf zwei (s/w) oder die Grundfarben.

Quine I
W.V.O. Quine
Wort und Gegenstand Stuttgart 1980

Quine II
W.V.O. Quine
Theorien und Dinge Frankfurt 1985

Quine III
W.V.O. Quine
Grundzüge der Logik Frankfurt 1978

Quine V
W.V.O. Quine
Die Wurzeln der Referenz Frankfurt 1989

Quine VI
W.V.O. Quine
Unterwegs zur Wahrheit Paderborn 1995

Quine VII
W.V.O. Quine
From a logical point of view Cambridge, Mass. 1953

Quine VII (a)
W. V. A. Quine
On what there is
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VII (b)
W. V. A. Quine
Two dogmas of empiricism
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VII (c)
W. V. A. Quine
The problem of meaning in linguistics
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VII (d)
W. V. A. Quine
Identity, ostension and hypostasis
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VII (e)
W. V. A. Quine
New foundations for mathematical logic
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VII (f)
W. V. A. Quine
Logic and the reification of universals
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VII (g)
W. V. A. Quine
Notes on the theory of reference
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VII (h)
W. V. A. Quine
Reference and modality
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VII (i)
W. V. A. Quine
Meaning and existential inference
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VIII
W.V.O. Quine
Bezeichnung und Referenz
In
Zur Philosophie der idealen Sprache, J. Sinnreich (Hg) München 1982

Quine IX
W.V.O. Quine
Mengenlehre und ihre Logik Wiesbaden 1967

Quine X
W.V.O. Quine
Philosophie der Logik Bamberg 2005

Quine XII
W.V.O. Quine
Ontologische Relativität Frankfurt 2003

Quine XIII
Willard Van Orman Quine
Quiddities Cambridge/London 1987
Bilder Flusser Blask I 26
Bild/Flusser: These: Der Mensch vergisst, dass er es war, der die Bilder erzeugte. Imagination ist in Halluzination umgeschlagen. >Vorstellung, >Halluzination.

Flusser I 111 ff
Bild/Flusser: Spezifische Definition: mit Symbolen bedeckte Fläche. Def Bild: Ein Bild ist eine Reduktion der "konkreten" vierdimensionalen Verhältnisse auf zwei Dimensionen.
Bsp Höhlenmalereien von Lascaux lassen sich als "prospektive Projektionen" betrachten: Ihre Absicht war wohl nicht "konkrete Sachlagen" darzustellen (etwa eine Anatomiestunde) sondern gewünschte Sachlagen zu entwerfen: einer Jagdmagie zu dienen. Sie wollen nicht zeigen, wie Ponies sind, sondern was man tun muss um sie zu jagen.
Andererseits ist an einer Straßenkarte wenig Magie: Sie zeigt nicht wie Straßen sein sollen, sondern wie sie tatsächlich sind. Und dennoch hat sie einen "Wert" Sie zeigt dem Fahrer, was er tun soll, um in die Stadt zu kommen. Dann sind sie "gute Bilder"
I 112
Bsp Lascaux: Die Höhlenmalereien sind "gute Bilder" wenn sie zu Jagdglück verhelfen, und das tun sie, wenn sie die Anatomie der Ponies richtig wiedergeben. Viele Bilder sind gefällig gestaltete Flächen, weder Straßen noch Ponies, und diese meint man gemeinhin mit Bildern.
I 135
Bild/Flusser: Def Technobilder/Flusser: Bilder, die nicht Szenen, sondern Texte bedeuten:
Bsp Gleichungen, die zu Atombomben führen, bestehen aus unvorstellbaren Symbolen. Daher kann der Text, den diese Gleichungen bilden, nicht als bedeutungslos angesehen werden. aber die Atombombe selbst ist in einem seltsamen Sinn unvorstellbar.
Und dasselbe gilt für den Fernsehapparat, das Auto, kurz für die meisten unserer Produkte der Technik. Wenn solche Texte funktionieren, führen sie zu noch wahnsinnigeren Codes.
I 137 ff
Technobilder: Wir glauben Filme zu kritisieren, Fernsehprogramme zu verstehen: das ist ein gefährlicher Irrtum. Die Entschlüsselung ist viel schwieriger.
traditionelles Bild: Szene < Bild < Mensch

Technobild: Szene > Bild > Mensch

Traditionelle Bilder sind von Menschen gemacht, Technobilder sind von Apparaten gemacht.
I 138
Im traditionellen Bild ist die Kausalkette zwischen Szene und Bild durch den Menschen unterbrochen. Bei Technobild ist die Kausalkette nicht unterbrochen, das Technobild ist direkte Folge der Szene, allerdings kann nicht von einer Kausalkette zwischen Wirklichkeit und Bild gesprochen werden. Der naive Glaube, man müsse nicht erst lernen, Kinoplakate oder Werbung zu entziffern, trägt zu der Verfremdung bei, die diese Bilder bewirken.

Technischer Text ↔ Apparat Operator ↔ Technobild

>Verfremdung, >Verstehen, >Interpretation, >Deutung.
I 139
Def Technobild/Flusser: Technobilder sind Flächen, die mit Symbolen bedeckt sind, welche Symbole linearer Texte bedeuten. >Symbole, >Texte.
Bsp Die Röntgenaufnahme des gebrochenen Arms ist für den Arzt zugleich Landkarte und auch Modell , wie der Arm zu behandeln ist, also "prospektiv" und sie ist "schön" insoweit sie wahr und gut ist.
Die Spezifität der Technobilder ist weder in der Methode der Erzeugung (durch Apparate) noch in dem Material (Kathodenröhren) zu suchen.
Technobilder sind wie alle Bilder Symbole, aber sie bedeuten nicht wie traditionelle Bilder Szenen, sondern sie bedeuten Begriffe.
Def Technobild: bedeutet Begriffe, bedeutet Texte.
>Begriffe.
Insofern sind auch traditionell erzeugte Bilder, insoweit sie Begriffe bedeuten, Technobilder: Blueprints, Diagramme, Kurven in Statistiken usw.
Seltsame Verwandtschaft von Technobildern mit Ideogrammen: beide sind Bilder, die Begriffe bedeuten. Allerdings hat "Begriff" in beiden Fällen nicht die gleiche Bedeutung.
>Meinen, >Bedeutung.
Bsp Man "fühlt" dass die Zahl "2", also ein Ideogramm eine ganz andere Art von Symbol ist, als z.B. die Fotografie eines BH in der Werbung, also ein Technobild, obwohl beide Begriffe bedeuten. Das Wesentliche der Technocodes zerrinnt immer zwischen den Fingern.
Ideogramme Übersetzung in alphabetischen Code. "Zwei und zwei ist vier" und 2+2=4: der erste scheint die Beschreibung des zweiten zu sein. Wir haben die Tendenz, in ideogrammatische Codes, obwohl sie linear sind, Bilderschriften zu sehen. "2+2=4"ist aber nicht das Bild einer linearen Sachlage! LL Er ist die Beschreibung einer Szene!
>Zahlen, >Ziffern.
I 141
Ideogramme: sind nicht Bilder sondern Symbole vom Typus "Buchstabe". Def Szene: ist nichtlinear.
Def Text: ist linear.
Def Ideogramme: Begriffe, welche Bilder bedeuten.
Ideogramme sind wie Technobilder übersprachlich. Bsp Sie können auch mit "Two and two makes four" und "Kauf einen BH!" oder Buy a bra!" übersetzt werden.
Traditionelle Bilder sind "untersprachlich". Sie werden besprochen. Menschen können sich zwar mit Bildern verständigen, trotzdem ist der Glaube falsch, sie seien "allgemein verständlich".
I 143
Technobilder: Die Übersetzung von Technobildern liegt in einer ganz anderen Richtung jenseits der gesprochenen Sprache als die Übersetzung von H20 in "water". Bsp "P" . "Parken erlaubt" / "Parking permitted" auf den ersten Blick ähnlich, aber diese neuartige Codeart muss das Alphabet mit der Zeit vernichten.
>Übersetzung.
Selbst wenn das "P" durch das Piktogramm eines Wagens ersetzt wird. Es könnte auch durch eine Reproduktion der Mona Lisa ersetzt werden.
>Konvention.
Die Art wie wir lernen, sie zu befolgen ist eine andere Art, als die nach der wir mathematische Formeln oder alphabetische Texte lernen.
>Lernen.
I 146
Technobilder bedeuten Texte. Bsp Die Fotografie im Elektronenmikroskop bildet physikalische Texte ab, der Film Verhältnisse aus einem Filmskript, die statistische Kurve bildet Verhältnisse ab, die ökonomische Texte im Hinblick auf eine ökonomische Tendenz aufstellen. Technocodes
a) Plakate: sind direkt verständlich
b) Röntgenaufnahme: muss entschlüsselt werden.
Bsp Wenn wir bei einer roten Ampel auf die Bremse drücken, tun wir nicht so, als ob wir einen Text läsen, sondern als ob wir ein Bild sähen, wo ein Fuß ein Bremspedal drückt.
>Code/Flusser und Technologie/Flusser.
I 162
Technobild/Flusser: Nur Archäologen oder Biologen, Astronomen oder Physiker verwenden Technobilder "richtig", nämlich als Symbole von Begriffen. Bild/Flusser: Videokunst liefert keine Technobilder, weil sie dort nicht Bilder für Begriffe sind.
I 163
Irrglaube: Technobilder seien Codes der Massenmedien. Die Gesellschaft ist nur an Technobildern, die amphitheatralisch ausgestrahlt werden, interessiert und wird von der Kunst-Diskussion völlig kalt gelassen.
>Gesellschaft, >Kunst, >Ästhetik.

Fl I
V. Flusser
Kommunikologie Mannheim 1996

Blask I
Falko Blask
Jean Baudrillard zur Einführung Hamburg 2013
Bilder Millikan I 82
Graphik/Diagramm/Syntax/Millikan: Grafiken und Diagramme haben beschreibbare syntaktische Strukturen. Bsp Zeichnungen unmöglicher Räume: können beschrieben werden als syntaktische Regeln durchbrechend. >Syntax.
I 125
Fernsehbild/TV/Millikan: hier liegt der Fall ganz anders als bei maschinellen Zeichen wie Bsp Benzinuhr. Hier gibt es keine vorher festgelegten Charakteristika als Modell, und es wird auch nicht erwartet, dass der Interpret solche Standards lernt! Die Bilder werden eher nach dem Modell natürlicher Zeichen produziert. Interpretation: geschieht hier nicht nach einem Programm, das für das Lesen intentionaler Icons entwickelt wurde, sondern es geht um eine Fähigkeit, die entweder angeboren ist, oder entwickelt wurde für das Lesen natürlicher Zeichen. ((s) >Film).
I 126
Fernsehen/Lautsprecher/TV/Radio/Millikan: hier geht es nicht darum, dass eine Kooperation aufgebaut oder entwickelt wurde als Normale Bedingung für das ordentliche Funktionieren des Lautsprechers. Störung: wird nicht als „falsche Aussage“ interpretiert.
Bild/Fernsehbild/TV: das, wovon das Fernsehbild ein Bild ist, ist auch nicht etwas, was der Interpret - wenn er Normal funktioniert – annehmen würde, sondern das in der Welt, an das es angepasst werden soll. ((s) Realistische Wiedergabe, Realismus, nicht Kommunikation).

Millikan I
R. G. Millikan
Language, Thought, and Other Biological Categories: New Foundations for Realism Cambridge 1987

Millikan II
Ruth Millikan
"Varieties of Purposive Behavior", in: Anthropomorphism, Anecdotes, and Animals, R. W. Mitchell, N. S. Thomspon and H. L. Miles (Eds.) Albany 1997, pp. 189-1967
In
Der Geist der Tiere, D Perler/M. Wild Frankfurt/M. 2005
Copyright Benkler Zittrain I 191
Copyright/Inhalt/Benkler/Zittrain: Undurchsichtigkeiten, die denen der Codeschicht ähneln, existieren auch auf der Inhaltsschicht. Während das Patent den Inhalt nicht wesentlich beeinflusst, haben die Rechtswissenschaftler Lawrence Lessig und Yochai Benkler sowie andere betont, dass selbst die rudimentärste Vermischung von kulturellen Symbolen und Elementen, einschließlich Ausschnitten aus Liedern und Videos, potenziell zu Tausenden von Dollars in der gesetzlichen Haftung für Urheberrechtsverletzungen führen kann, ohne den Markt für die ursprünglichen Markenartikel zu schädigen. (1) Benkler glaubt, dass die Explosion der Amateur-Kreativität im Internet trotz der Rechtsordnung stattgefunden hat, nicht dank ihr.(2) Die hohen Kosten der Durchsetzung des Copyrights und die weit verbreitete Verfügbarkeit von Werkzeugen zur Herstellung und Verbreitung dessen, was er "kreatives kulturelles Basteln" nennt(3) - etwas weitaus Subtileres und Transformativeres, als nur eine CD aufzureißen und ihren Inhalt an einen Freund zu senden - ermöglichen es derzeit, dass eine Vielzahl von Stimmen zu hören sind, auch wenn das, was sie sagen, theoretisch mit Geldstrafen zwischen 750 und 30.000 Dollar pro Kopie sanktionierbar ist und 150.000 Dollar, wenn die in ihrem Ausdruck enthaltene Verletzung "vorsätzlich" begangen wird.(4)
I 192
Die häufige Rechtswidrigkeit der Kreativität von Amateuren mag für diejenigen attraktiv sein, die sie als gegenkulturelle Bewegung betrachten, wie die von Graffiti - ein Teil des Zwecks dabei ist, dass sie im Trend liegt oder illegal ist. Es kann sogar dazu führen, dass die Produkte der amateurhaften kulturellen Innovation von der etablierten industriellen Informationswirtschaft weniger kooperativ genutzt werden können, da es schwierig ist, die Rechte für eine anonyme Filmverpackung in Bildern und Tönen aus Hunderten von verschiedenen, teils urheberrechtlich geschützten Quellen zu klären. Wenn jedoch die Verhinderung der kommerziellen Verwertung das Ziel einiger Autoren ist, ist es am besten, sie einfach ihre Lizenzen strukturieren zu lassen, um sie auszuschließen. Autoren können sich dafür entscheiden, ihr Werk unter Creative Commons-Lizenzen zu veröffentlichen, die die kommerzielle Wiederverwendung des Werkes einschränken und gleichzeitig eine unbegrenzte nichtkommerzielle Nutzung und Veränderung durch andere ermöglichen. (5)SUP>.
1. See, e.g., LAWRENCE LESSIG, FREE CULTURE: HOW BIG MEDIA USES TECHNOLOGY AND THE LAW TO LOCK DOWN CULTURE AND CONTROL CREATIVITY (2004).
2. YOCHAI BENKLER, THE WEALTH OF NETWORKS 278 (2006).
3. Id. at 275.
4. 17 U.S.C § 504 (West 2006). 5. See Creative Commons, Choose a License available at http://wwwcreativecommons.org/license/ (last visited Mar. 22, 2007).

Benkler I
Yochai Benkler
The Wealth of Networks: How Social Production Transforms Markets and Freedom New Haven 2007

Zittrain I
Jonathan Zittrain
The Future of the Internet--And How to Stop It New Haven 2009
Copyright Zittrain I 192
Copyright/Zittrain: Die häufige Rechtswidrigkeit der Amateurkreativität mag für diejenigen attraktiv sein, die sie als eine gegenkulturelle Bewegung betrachten, wie die der Graffiti - Teil des Phänomens ist, dass sie reizbar oder illegal ist. Es kann sogar dazu führen, dass die Produkte der amateurhaften kulturellen Innovation von der etablierten industriellen Informationswirtschaft weniger kooptiert werden können, da es schwierig ist, die Rechte für eine anonyme Filmverpackung von Bildern und Tönen aus hunderten von verschiedenen, zum Teil proprietären Quellen zu klären. Aber wenn die Verhinderung der kommerziellen Nutzung das Ziel einiger Autoren ist, ist es am besten, sie einfach ihre Lizenzen strukturieren zu lassen, um sie auszuschließen. Autoren können ihre Werke unter einer Creative-Commons-Lizenzen freigeben, die die kommerzielle Wiederverwendung des Werkes einschränken und gleichzeitig eine unbegrenzte nichtkommerzielle Nutzung und Veränderung durch andere erlauben. (1)
I 193
Da die Fähigkeit, den Interessen der "realen Welt" Schaden zuzufügen, mit der Reichweite des Internets und der Anzahl der darauf angewiesenen wertvollen Aktivitäten zunimmt, werden auch die Handlungsnotwendigkeiten zunehmen. Da beide, generative ((s) siehe Terminologie/Zittrain) und nicht-generative Geräte in ständigem Kontakt mit verschiedenen Anbietern und Softwareanbietern stehen, und die Regulierungsbehörden versuchen können, von diesen Herstellern zu verlangen, dass sie die von ihnen angebotenen Dienste präziser gestalten, wodurch eine inzwischen vertraute Wunde in der Generativität entsteht. Eine Möglichkeit, den Druck auf die institutionellen und technologischen Wächter zu verringern, besteht darin, sicherzustellen, dass einzelne Täter direkt zur Verantwortung gezogen werden können.
I 195
Niemand besitzt die heutigen Probleme der Urheberrechtsverletzung und Verleumdung online, ebenso wenig wie niemand die Sicherheitsprobleme im Internet besitzt. Aber die Lösung besteht nicht darin, Vermittler zur Netzpolizei zu zwingen. Nach geltendem Recht könnte Wikipedia mit viel weniger strengerer Überwachung seiner Artikel für plagiierte Arbeit davonkommen, und es könnte einfach diffamierendes Material in einem Artikel hinterlassen, aber in den Vereinigten Staaten durch die Bestimmung des Communications Decency Act abgeschirmt werden, die die Hosting-Materialien von der Verantwortung für das befreit, was andere bereitgestellt haben. (2)
1. Siehe: Creative Commons, Choose a License available at http://wwwcreativecommons.org/license/ (last visited Mar. 22, 2007).
2. Wie in Kapitel 6 erwähnt, könnte man im Fall von Wikipedia argumentieren, dass jeder, der Wikipedia editiert, tatsächlich ein Vertreter von Wikipedia ist, und daher nicht "ein anderer" Dienstleister unter 47 U.S.C. § 230(c).

Zittrain I
Jonathan Zittrain
The Future of the Internet--And How to Stop It New Haven 2009
Darstellung Darstellung: Wiedergabe eines Gegenstands, Ereignisses, Zeichens, Klangs, Vorstellung, Erinnerung usw. Das Darstellungsmedium kann zum selben Bereich gehören (z.B. Zusammenfassung eines Texts) oder zu einem anderen Bereich (Bsp Film über ein historisches Ereignis). Siehe auch Abbildung, Bilder, Reproduktion, Kopie, Medium.
Daten Mayer-Schönberger I 8
Daten/Digitalisierung/Mayer-Schönberger: Im Jahr 2000 war nur ein Viertel der gespeicherten Information in der Welt digital, der Rest war gespeichert auf Papier, Musikkassetten, Magnetbändern, Film, Schallplatten usw.
I 9
Heute schätzt man, dass die digitale Flut über jeden Erdenbürger das 320-fache dessen, was in der Bibliothek von Alexandria aufbewahrt wurde, einströmen lässt. Die Menge der gespeicherten Information wächst viermal schneller als die Weltwirtschaft, die Computerleistung neunmal schneller. >Mooresches Gesetz/Morozov.
Zwischen 1453 und 1503 brauchte es 50 Jahre, um die in Büchern gespeicherte Information zu verdoppeln.(1) Heute geschieht eine Verdoppelung in ungefähr drei Jahren.
I 45
Große Datenmengen sind normalerweise nicht an einem Ort versammelt, sondern über viele Speicher und Computer verteilt.
I 46
Die zur Untersuchung eingesetzte Software Hadoop geht davon aus, dass die Daten dort bleiben, wo sie sich befinden, weil es einfach zu viele sind, um sie zu verschieben.
I 47
Nach einigen Schätzungen sind nur 5 % aller Daten „strukturiert“, d.h. so organisiert, dass sie in eine traditionelle Datenbank aufgenommen werden können.
I 101
Daten/Mayer-Schönberger: Daten werden nicht weniger, wenn man sie nutzt, im Unterschied zu den meisten materiellen Gütern. Sie werden daher als „nicht-rivalisierendes“ Gut bezeichnet. Der Wert der Daten ist daher viel mehr als das, was bei der ersten Nutzung herausgezogen wird. >Öffentliches Gut, >Waren, >Märkte, >Information.
I 103
Mayer-Schönberger These: Es könnte hilfreich sein, Daten mit dem physikalischen Begriff der Energie (potentieller oder gespeicherter) zu vergleichen. >Energie.
I 104
Innovativer Gebrauch von Daten: Ein klassisches Beispiel für innovativen Wiedergebrauch von Daten sind Suchbegriffe. (…) Früher verwendete Suchbegriffe können später extrem wertvoll werden. >Internetsuche.
I 107
Wiederverwendung von Daten: Manchmal werden verschiedene Datenmengen zusammengebracht, die aus ganz unterschiedlichen Gründen erhoben worden waren. So ist man z.B. der Frage nachgegangen, ob häufige Handynutzung die Wahrscheinlichkeit von Krebs beeinflusse.
I 108
Am Ende ergab sich keinerlei Korrelation.(2)
I 113
Umfassende Daten/data exhaust/Mayer-Schönberger: Als „umfassende Daten“ werden Informationen über das Nutzerverhalten wie das Ignorieren von Vorschlägen, die Dauer des Verweilens auf einer Seite bzw. Unterseite usw. bezeichnet. Diese Daten sind sehr wertvoll und beeinflussen das, was uns von Suchmaschinen gezeigt wird.
I 120
Wert von Daten: Der Wert von Daten ist sehr schwer zu beziffern, da man heute nicht mehr nur den primären Gebrauch berücksichtigen muss, sondern die vielen Möglichkeiten zukünftiger Wiederverwendungen.
1. Eisenstein, Elizabeth L. The Printing Revolution in Early Modern Europe. Cambridge University Press, 1993.
2. Danish Cancer Society study—Patrizia Frei et al., “Use of Mobile Phones and Risk of Brain Tumours: Update of Danish Cohort Study,” BMJ 343 (2011) (http://www.bmj.com/content/343/bmj.d6387), and interview with Cukier, October 2012.

MSchoen I
Viktor Mayer-Schönberger
Big Data: A Revolution That Will Transform How We Live, Work, and Think New York 2013
Determinismus Genz II 250
Zeit/Newton/Mechanik/Genz: In der Newtonschen Mechanik legt nicht nur der frühere Zeitpunkt den späteren fest, sondern auch umgekehrt der spätere den früheren. >Isaac Newton.
Deterministisch/Genz: Wir müssen unterscheiden zwischen vorwärts deterministischen Gesetzen und vorwärts und rückwärts deterministischen Gesetzen.
>Gesetze, >Naturgesetze.
II 251
Frage: Gibt es auch rein rückwärts deterministische Gesetze? Def Zeit/Genz: Solange wir nichts weiter wissen, können wir Zeit einfach definieren als die Richtung, in der deterministische Naturgesetze gelten. Diese ist notwendig identisch mit der Richtung, in der die Ordnung nicht zunehmen kann.
>Zeit, >Raum, >Zeitumkehr, >Zeitpfeil, >Ordnung, >Symmetrien, vgl. >Chiralität.
II 252
Deterministisch/Zeit/vorwärts/rückwärts/Quantenmechanik/Genz: Die deterministischen Gesetze der Quantenmechanik sind in beiden Zeitrichtungen deterministisch.
II 253
Pointe: Aber sie sagt nicht, ob sie in beiden Zeitrichtungen dieselben sind! Dass sie nicht dieselben sind, hat zuerst ein Experiment im Jahr 1998 direkt gezeigt.
Vorher hatte schon das „CPT-Theorem“ dieselbe Voraussage gemacht:
CPT-Theorem/Genz: Das CPT-Theorem sagt zusammen mit der „CP-Verletzung“, dass rückwärts-deterministische Gesetze der Quantenmechanik sich von vorwärts-deterministischen unterscheiden müssen.
Experiment 1998: Ein K-Meson (neutral) kann sich zu seinem Antiteilchen entwickeln. In umgekehrter Richtung geht das auch, der Prozess muss dann aber schneller ablaufen (Asymmetrie).
II 254
Pointe: Dann können wir allein aus den Naturgesetzen entscheiden, ob wir einen wirklich in der Zeit ablaufenden Prozess vor uns haben, oder ob ein rückwärts ablaufender Film von einem physikalischen Prozess gezeigt wird. Nicht zeitumkehrinvariant: Bsp Die Verwandlung eines K-Mesons in sein Antiteilchen.
Experiment: Diese Verwandlung ist natürlich nicht direkt beobachtet worden, sondern durch Beobachtungen an zahlreichen Teilchen, die sich im selben Zustand befanden.
Asymmetrie/Genz: Asymmetrie betrifft hier nur die Dauer des Ablaufs, nicht diesen selbst.
>Asymmetrie.

Gz I
H. Genz
Gedankenexperimente Weinheim 1999

Gz II
Henning Genz
Wie die Naturgesetze Wirklichkeit schaffen. Über Physik und Realität München 2002
Digital Millennium Copyright Act Benkler Benkler I 413
Digital Millennium Copyright Act/DMCA/Institutionale Ökologie/Benkler: Kein Rechtsakt stellt den Kampf um die institutionelle Ökologie der digitalen Umgebung deutlicher dar als der hochtrabend benannte Digital Millennium Copyright Act von 1998 (DMCA). Der DMCA war der Höhepunkt von mehr als drei Jahren Lobbyarbeit und vielfältigen Anstrengungen, sowohl im Inland in den Vereinigten Staaten als auch international, bei der Verabschiedung von zwei WIPO-Verträgen im Jahr 1996. Die grundlegende Weltanschauung dahinter, die in einem 1995 von der Clinton-Administration herausgegebenen Whitepaper zum Ausdruck kam, war, dass die Nationale Informationsinfrastruktur (NII) nur dann starten kann, wenn sie "Inhalt" hat, und dass ihr großes Versprechen darin besteht, dass sie das Äquivalent von Tausenden von Unterhaltungskanälen liefern kann. Dies würde jedoch nur geschehen, wenn die NII für die Lieferung digitaler Inhalte gesichert wäre, ohne dass sie leicht kopiert und ohne Genehmigung und ohne Bezahlung verbreitet werden könnten.
I 414
(...) erhebliche Lobbyarbeit für "Durchführungsgesetze", um das US-Recht mit den Anforderungen der neuen WIPO-Verträge in Einklang zu bringen (...), legte den Schwerpunkt der Debatten im Kongress auf die nationale Industriepolitik und die Bedeutung eines starken Schutzes der Exportaktivitäten der US-Inhaltsindustrie. Es reichte aus, das Gleichgewicht zugunsten des Übergangs zum DMCA zu kippen. Das zentrale Merkmal des DMCA, ein langer und komplizierter Rechtsakt,
I 415
ist seine Anti-Umgehungs- und Anti-Geräte-Bestimmung. Diese Bestimmungen machten es illegal, Technologien mit bestimmten Eigenschaften zu nutzen, zu entwickeln oder zu verkaufen. Urheberrechtsinhaber glaubten, dass es möglich sein würde, eine starke Verschlüsselung in Medienprodukte einzubauen, die über das Internet vertrieben werden. Wenn sie dies erfolgreich tun, könnten die Urheberrechtsinhaber die digitale Verbreitung in Rechnung stellen und die Nutzer könnten keine unbefugten Kopien der Werke anfertigen. Der DMCA sollte dies ermöglichen, indem er Technologien verbietet, die es den Nutzern ermöglichen, die Schutzmaßnahmen, die die Eigentümer von urheberrechtlich geschützten Materialien ergriffen haben, zu umgehen. Es gibt zwei verschiedene Probleme mit dieser Art der Darstellung, was der DMCA tut. Es gibt viele Nutzungen bestehender Werke, die für alle zugängig sind. Sie werden im Urheberrecht wie das Gehen auf dem Bürgersteig oder in einem öffentlichen Park behandelt, nicht wie das Betreten des Grundstücks eines Nachbarn.
Das zweite Problem mit dem DMCA ist, dass seine Definitionen breit und formbar sind. Einfache Handlungen wie das Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit über die Funktionsweise der Verschlüsselung oder das Veröffentlichen eines Berichts im Internet, der den Benutzern sagt, wo sie Informationen darüber finden können, wie sie einen Kopierschutzmechanismus umgehen können, könnten in die Definition der Bereitstellung einer Umgehungsvorrichtung einbezogen werden.
I 417
Der DMCA soll ein starkes rechtliches Hindernis für bestimmte technologische Innovationspfade auf der logischen Ebene der digitalen Umgebung darstellen. Es ist insbesondere beabsichtigt, das "Ding"- oder die "Gut"-ähnliche Natur von Unterhaltungsprodukten - insbesondere Musik und Filme - zu erhalten. Damit soll und wird der DMCA die technologische Entwicklung hin zur Behandlung von Information und Kultur als Fertigprodukte und nicht als Output von Sozial- und Kommunikationsprozessen gestalten, die die Unterscheidung zwischen Produktion und Konsum verwischen. Es erschwert Einzelpersonen und Nichtmarktteilnehmern den Zugang zu digitalen Materialien, die die Technologie, der Markt und die sozialen Praktiken, die unreguliert geblieben sind, leicht zugänglich gemacht hätten.
I 418
Der DMCA belastet die individuelle Autonomie, die Entstehung der vernetzten Öffentlichkeit und der kritischen Kultur sowie einige der Wege, die die vernetzte Informationswirtschaft für die globale menschliche Entwicklung ermöglicht. Die Verabschiedung eines Gesetzes vom Typ DMCA allein wird die Entwicklung der Nichtmarkt- und Peer Production nicht behindern. Tatsächlich sind viele dieser technologischen und sozioökonomischen Entwicklungen entstanden und gediehen, nachdem der DMCA bereits in Kraft war. Es stellt jedoch eine Entscheidung dar, die institutionelle Ökologie zugunsten der industriellen Produktion und des Vertriebs von kulturellen verpackten Gütern zu kippen, auf Kosten der gemeinschaftsbasierten Beziehungen des Teilens in Bildung, Wissen und Kultur. >Copyright/Benkler.

Benkler I
Yochai Benkler
The Wealth of Networks: How Social Production Transforms Markets and Freedom New Haven 2007
Empfindungen Dennett II 82
Empfindung/Dennett: Man hat "Empfindungsfähigkeit" nie mit einer richtigen Definition versehen, aber man stellt sie sich landläufig als die niedrigste Form von >Bewusstsein vor. Empfindlichkeit: braucht gegenüber der Empfindung keinerlei Bewusstsein einzuschließen.
Bsp Einzeller, >Thermometer, Lichtempfindlicher Film, Pflanzen, >Tankanzeige im Auto.
II 83
Die Frage, was Empfindung gegenüber der bloßen Empfindlichkeit auszeichnet, wurde nie befriedigend beantwortet.

Dennett I
D. Dennett
Darwins gefährliches Erbe Hamburg 1997

Dennett II
D. Dennett
Spielarten des Geistes Gütersloh 1999

Dennett III
Daniel Dennett
"COG: Steps towards consciousness in robots"
In
Bewusstein, Thomas Metzinger Paderborn/München/Wien/Zürich 1996

Dennett IV
Daniel Dennett
"Animal Consciousness. What Matters and Why?", in: D. C. Dennett, Brainchildren. Essays on Designing Minds, Cambridge/MA 1998, pp. 337-350
In
Der Geist der Tiere, D Perler/M. Wild Frankfurt/M. 2005
Experimente Bandura Slater I 177
Bobo-Puppenstudie/Experiment/Aggression/Bandura: (Bandura 1961)(1) 72 Kinder im Alter von 37 bis 69 Monaten wurden von ihrem Lehrer und einem Experimentator für aggressives Verhalten bewertet, nachdem sie einen Film gesehen hatten, in dem eine Person namens Rocky ein aggressives Verhalten gegenüber einer Plastikpuppe ("Bobo-Puppe") zeigte. [Die] Kinder wurden aufgrund ihrer Aggressionswerte und ihres Geschlechts in Dreiergruppen eingeteilt. Ein Mitglied jeder Dreier-Gruppe wurde dann zufällig einer von drei Gruppen zugeordnet: einer Versuchsgruppe, die einem aggressiven Modell ausgesetzt war, einer Versuchsgruppe, die einem nicht aggressiven Modell ausgesetzt war, und einer Kontrollgruppe, die keinem Modell ausgesetzt war. In jeder der beiden Versuchsgruppen wurde die Hälfte der Kinder zufällig mit einem gleichgeschlechtlichen Modell und die andere Hälfte der Kinder mit einem gegensätzlichen Geschlechtsmodell gepaart. Jedes Kind in den Versuchsgruppen wurde in ein Spielzimmer eingeladen und setzte sich in eine Ecke des Raumes, die mit Materialien für die Gestaltung von Bildern mit Kartoffeldrucken und Aufklebern ausgestattet war. Der Experimentator brachte dann das Erwachsenenmodell in die gegenüberliegende Ecke, welche mit einer fünf Fuß großen, aufgeblasenen Bobopuppe, einem Hammer und Bastelspielzeug ausgestattet war.
Der Experimentator verließ dann den Raum. Im aggressiven Modellzustand bastelte das Modell mit dem Spielzeug für etwa eine Minute und verbrachte dann die restliche Zeit damit, aggressives Verhalten gegenüber der Bobo-Puppe auszuüben. Kinder könnten wahrscheinlich zu bestimmte Formen der Aggression wie das Schlagen der Bobo-Puppe neigen, auch ohne Zeuge eines aggressiven Verhaltens durch ein Modell zu sein.
Um Kindern die Möglichkeit zu geben, Verhaltensweisen zu erlernen, die sie wahrscheinlich nicht ohne Imitation anwenden würden, wurde das Modell, das sowohl physisch als auch verbal aggressiv mit der Bobo-Puppe umgeht (und das auf Pilotversuchen basiert), als Verhalten bestimmt, das Kinder nicht auf natürliche Weise mit der Bobo-Puppe in Verbindung bringen würden.
Nach zehn Minuten wurden die Kinder in einen anderen Raum mit Spielzeug und einem Puppenset gebracht. Das Kind durfte etwa zwei Minuten lang mit diesen Objekten spielen, wurde dann aber vom Experimentator informiert, dass dies ihr bestes Spielzeug sei und dass sie es für andere Kinder aufbewahren müsse. Das Kind wurde in einen angrenzenden Raum gebracht, der mit einer Reihe von Spielzeugen ausgestattet war, die dazu neigten, aggressives Spiel (z.B. Pfeilpistolen) oder nicht aggressives Spiel (z.B. Plastiktiere) hervorzurufen. Der Raum enthielt auch eine Bobo-Puppe und einen Hammer. Das Kind spielte 20 Minuten lang allein in diesem Raum, während es von ausgebildeten Assistenten, die das Verhalten des Kindes kodierten, durch einen Einwegspiegel beobachtet wurde.
Die Kodierungskategorien spiegeln mehrere Arten von Kindes-
Slater I 178
verhalten wider welches folgendes beeinhaltete: - Imitative Aggressionen
- Nicht-imitative Aggression und
- Imitative Nichtangriffe
Fragen:
1) In welchem Umfang wurde das aggressive Verhalten des Modells ganz oder teilweise nachgeahmt?
2) Ob Kinder in der aggressiven Modellversuchsgruppe mehr nicht-imitative Aggressionen ausübten als die anderen Gruppen;
3) Ob das Geschlecht des Modells und das Geschlecht des Kindes die Einbindung des Kindes in imitativer Aggression beeinflusst haben.

Zu 1): Die Teilnehmer der aggressiven Modellversuchsgruppe neigten signifikant mehr zu imitativen Aggressionen.
Zu 2): Die Kinder, die dem aggressiven Modell ausgesetzt waren, waren mehr in nicht-imitativen Aggression eingebunden als die Kinder, die dem nicht aggressiven Modell ausgesetzt waren.
Zu 3): Jungen neigten eher dazu, die körperlich aggressiven Handlungen des Modells zu reproduzieren, aber Jungen und Mädchen waren gleichermaßen dazu geneigt, die verbale Aggression des Modells zu reproduzieren. Darüber hinaus war bei Jungen, die dem aggressiven männlichen Modell ausgesetzt waren, die Wahrscheinlichkeit höher, sowohl imitativ als auch nicht-imitativ aggressiv zu werden, als Mädchen, die dem aggressiven männlichen Modell ausgesetzt waren, während Mädchen, die dem aggressiven weiblichen Modell ausgesetzt waren, eher dazu neigten nachahmende verbale Aggressionen und nicht-imitative Aggressionen zu zeigen, als Jungen, die dem aggressiven weiblichen Modell ausgesetzt waren.
>Lernen/Bandura, >Aggression/Psychologische Theorien.

1. Bandura, A., Ross, D., & Ross, S. A. (1961). Transmission of aggression through imitation of aggressive models. Journal of Abnormal and Social Psychology, 63, 575—582.


Jenifer E. Lansford, “Aggression. Beyond Bandura’s Bobo Doll Studies“, in: Alan M. Slater and Paul C. Quinn (eds.) 2012. Developmental Psychology. Revisiting the Classic Studies. London: Sage Publications

Slater I
Alan M. Slater
Paul C. Quinn
Developmental Psychology. Revisiting the Classic Studies London 2012
Fernsehen Benkler Benkler I 135
Fernsehen/Benkler: Die Fernsehkultur, der Inbegriff der industriellen Informationswirtschaft, formte die Rolle der Verbraucher als sehr passiv. Während Medienwissenschaftler wie John Fiske die anhaltende Rolle der Zuschauer bei der Konstruktion und Interpretation der erhaltenen Botschaften betonten, ist die Rolle des Verbrauchers in diesem Modell gut definiert. Das Medienprodukt ist ein fertiges Produkt, das sie konsumieren, nicht eines, das sie herstellen. Nirgendwo ist dies klarer als im Kino, wo die Abwesenheit von Licht, der umhüllende Klang und die Größe der Leinwand alle darauf ausgerichtet sind, den Betrachter als Agenten zu entfernen und nur eine Reihe von Rezeptoren - Augen, Ohren - zuzulassen, durch die das fertige Gut, nämlich der Film, aufgenommen werden kann. Es gibt nichts Falsches an den Filmen als einem Modus der Unterhaltung. Das Problem entsteht jedoch, wenn das Kino zu einer geeigneten Metapher für die Beziehung wird, die die Mehrheit der Menschen zu den meisten ihrer Informationsumgebungen hat.
I 165
(...) werbegestützte Medien neigen dazu, Programme mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner zu programmieren, die darauf abzielen, die Aufmerksamkeit einer möglichst großen Anzahl von Zuschauern "festzuhalten". Diese Medien versuchen nicht zu erkennen, was die Zuschauer sehen wollen, sondern neigen dazu, Programme anzubieten, die für die Zuschauer tolerierbar genug sind, damit sie ihren Fernseher nicht ausschalten. Das Vorhandensein oder Fehlen von kleinerem, segment-orientiertem Fernsehen hängt von der Form der Nachfrage in einem Publikum, der Anzahl der verfügbaren Kanäle für dieses Publikum und der Eigentümer-Struktur ab.
I 168
(...) der Druck auf das werbegestützte Fernsehen durch Multikanal-Videokabel und Satelliten-(...), drängt auf kostengünstigere Produktionen wie Reality-TV. Diese interne Entwicklung in den Massenmedien und nicht die vernetzte Informationswirtschaft drängt die industriellen Produzenten bereits zu kostengünstigen, qualitativ minderwertigen Produktionen.
I 185
Die Flachheit, die die Massenmedien vermitteln, war nirgendwo deutlicher als in der Kritik der großen Rolle, die das Fernsehen für die amerikanische Öffentlichkeit und Kultur gespielt hat.
I 186
Zeitgenössische Debatten wurden von drei großen Sendern beeinflusst, die Anfang der 80er Jahre noch 92 Prozent der Fernsehzuschauer ausmachten und stundenlang täglich in typisch amerikanischen Häusern eingeschaltet und geschaut wurden. >Massenmedien, >Medien, >Soziale Medien, >Rundfunk-Modell, >Netzwerke, >Zeitungen, vgl. >Internet, >Internetkultur.

Benkler I
Yochai Benkler
The Wealth of Networks: How Social Production Transforms Markets and Freedom New Haven 2007
Fotografie Barthes Röttger-Denker I 25
Fotografie/Barthes: durch ihre absolut analogische Natur und das Paradox einer »Nachricht ohne Code« verstärkt die Fotografie den utopischen Charakter der Denotation. Entpolitisierung und »Entnennung«.
Röttger-Denker I 106
Fotografie/Barthes: eidolon: das, was fotografiert wird, also der Referent, die Zielscheibe der Photographie. >Bild, >Abbildung, >Symbol, >Icon, >Zeichen.
Röttger-Denker I 112
Fotografie/Sartre: in Zeitschriften nichtssagend, da die Personen zwar erfasst würden, aber ohne existenzielle Schöpfung seien. Sartre: »Wir haben Bewusstsein, in irgendeiner Weise das Foto zu beleben, ihm sein Leben zu verleihen, um ein Bild daraus zu machen«. >Sehen, >Welt/Denken.
Röttger-Denker I 113
Barthes: diese Frage des »Pathetischen« im Foto vertiefte er nicht. Stattdessen: ich sehe, also betrachte, also beobachte, also denke ich.
Röttger-Denker I 113
Fotografie/Barthes: Abenteuer des Bildes: gute Fotografie ist wie eine klassische Sonate: zwei Themen: studium und punctum. Studium: »To like, not to love« (halbherziges Begehren). »Punctum«: geht aus der Szene, nicht aus den Betrachter hervor. Eine Wunde wird mir zugefügt. Bsp auf dem Foto »Portrait de la famille« wird eine Erschütterung durch die Schnallenschuhe der Frau ausgelöst. Paradox: selbst nur ein Detail, erfüllt die ganze Fotografie.
Röttger-Denker I 114
»Dritter Sinn« (troisieme sens): Signifikant ohne Signifikat. (Die Filme Eisensteins). Fotografie/Barthes: trotz der chemischen Entwicklung: das nicht Entwickelbbare, auch die Notenschrift eines Haiku ist nicht weiter zu entwickeln, zu vertiefen. Alles ist schon gegeben.
Röttger-Denker I 119
Fotografie/Barthes: »Das, was ich sehe, ist keine Erinnerung, keine Imagination, kein Teil der Maja, wie die Kunst sie hervorzaubert, es ist das Wirkliche im vergangenen Zustand. In einem das Vergangene und das Wirkliche. Darin bringt mich das Foto zum Staunen: wie kommt es das ich hier und jetzt lebe?
Röttger-Denker I 120
Fotografie/Barthes: im Gegensatz zur Fiktionalität der Sprache erfindet sie nichts.
Röttger-Denker I 123
Fotografie/Barthes: aufgrund der Kraft der Evidenz ist das Foto nicht zu vertiefen, nicht zu durchbohren. Der Blick darauf ist sicher - im Gegensatz zum Text.
Röttger-Denker I 127
Fotografie/Barthes: Nicht Kunst, sondern Magie, Emanation des vergangenen. Die Kraft der Fotografie bezieht sich nicht auf das Objekt, sondern auf die Zeit. Pathos und Melancholie der Fotografie liegen darin, ohne Zukunft zu sein. Die Zeit stockt. die Zeit des Bildes, des Objekts und des Betrachters werden gebündelt. Die Gleichzeitigkeit verhindert ein Abschweifen der Gedanken, ein Träumen.

Barthes I
R. Barthes
Mythologies: The Complete Edition, in a New Translation New York 2013
Fotografie Flusser I 102
Fotografie/Flusser: Fotos sind nicht der Versuch des Fotografen, sich ein Bild der Welt zu machen, sondern Versuche, sich ein Bild von den Begriffen zu machen, die sich der Fotograf hinsichtlich eines Bildes gemacht hat. Vgl. >Technobilder/Flusser, >Terminologie/Flusser, >Verstehen, >Bilder.
Voralphabetische Bilder: Sollen die Welt bedeuten und Technobilder sollen Texte bedeuten, welche Bilder bedeuten, welche die Welt bedeuten.
>Code/Flusser.
Def Technobild/Flusser: Sollen Texte bedeuten, welche Bilder bedeuten, welche die Welt bedeuten.
Der Fotograf steht hinter dem Schriftsteller, der hinter dem Zeichner steht, der hinter der Welt steht. Um zu zeichnen, muss man von der Welt Abstand nehmen, usw.
I 181 ff
Fotografie/Flusser: Historisch sind Fotografien die ältesten Technobilder. Die Gesten des Operators sind vor allem von der Suche nach einem geeigneten Standort bestimmt. Es ist eine vierdimensionale Raum-Zeit. Es geht um den Glanz der Zähne der Frau, aber auch um objektive Faktoren, wie die Qualität des Films. Das hat nichts mit Unterscheidung zwischen "subjektiv" und "objektiv" zu tun.
>Subjektivität, >Objektivität.
Der Fotograf sucht nicht nur in Funktion der abzubildenden Szene und des abbildenden Apparats, sondern auch in Funktion des zukünftigen Empfängers.
I 184
Im Unterschied zur Videokamera erlaubt der Apparat kein "flüssiges" Suchen. Die Suche ist gequantelt, die Struktur der fotografischen Welt ist gequantelt. >Kontinuum, >Fluss.
I 185
Fotografie/Flusser: Bei Fotos funktioniert die Technoimagination arithmetisch. Es ist sinnlos, zwischen dem Operator und dem Apparat unterscheiden zu wollen, beide befinden sich in einer komplexen Bewegung. Die dabei getroffenen Entscheidungen sind weder "menschlich" noch "mechanisch".
Freiheit bedeutet für den Fotografen in Funktion des Apparats zu entscheiden.
Ein Apparat ist kein Werkzeug, denn er bewegt sich nicht, um die Welt zu verändern, und in diesem Sinn leistet er keine Arbeit. Gegen Apparate sind Revolutionen sinnlos, weil sie keine Produktionsmittel sind.
Der Fotograf steht solchen Betrachtungen verständnislos, ungeschichtlich gegenüber. Für ihn ist die Freiheit eine Frage des Funktionierens. Im Unterschied zum Schmied ist er kein Arbeiter sondern ein Funktionär.
I 186
Das bedeutet aber nicht, dass der Fotograf die Welt nicht etwa verändern würde. Nur kann man das nicht Arbeit nennen. >Arbeit.
Er handelt: Er fordert seine Frau auf, den Arm zu heben, zu lächeln. Diese Handlungen sind anders motiviert als Arbeit:
Def Arbeit/Flusser: Arbeit heißt die Welt verändern, weil sie nicht so ist, wie sie sein soll.
Der Fotograf interessiert sich nicht dafür, wie die Welt, sondern wie die Fotografie sein soll.
Er verändert die Welt in Funktion des Symbols, das er herstellt. Der Fotograf verändert die Welt, um sie zu fotografieren, also zu "erklären".
>Erklärung, >Interpretation.
Falls man "Wahrheit" als Zusammentreffen von Beobachtetem und Beobachtung definieren will, so ist die Fotografie "wahr", nicht wenn sie eine unveränderte Welt abbildet, sondern wenn sie die Veränderungen abbildet, die der Fotograf in der Welt und im Apparat durchgeführt hat.
>Wahrheit.
I 187
Das Motiv des Fotografen ist weder "ethisch" noch "epistemologisch". Was tut der Fotograf bei seiner Suche? >Ethik, >Epistemisch/ontologisch.
I 188
Er sucht nach einem Standpunkt, von dem aus ein anderer die Welt so sehen kann, wie er selbst sie sieht. Der Fotograf will nicht "schöne Bilder machen" (wie der Maler) er wünscht sich, jemand da zu haben, der mit seinen Augen sieht. >Perspektive, >Aspekte.
Der Apparat ist mit einem Spiegel versehen. In diesem Spiegel sieht der Fotograf, wie das Bild aussehen würde, wenn er in einem gegebenen Augenblick auf den Auslöser drückte. Diese Spiegelbilder sind Projekte, Zukunftsentwürfe und zugleich Visionen der Vergangenheit. Die Summe ist alles mögliche Fotografierbare.
>Gegenwart, >Vergangenheit, >Zukunft. >Utopie, >Fiktion.
Vor allem aber sind solche Spiegelbilder eben nicht Bilder von Szenen sondern von Standpunkten. Man kann sie Bilder von Begriffen von Bildern nennen. Aufgrund solcher von Apparat gelieferter Technobilder entschließt sich der Fotograf, auf den Auslöser zu drücken. Das ist es was Fotografien "schön" macht: dass sie reflexiv und spekulativ sind, und dass es sich bei ihnen um außerordentlich "abstrakte" nämlich Begriffe vorstellende Symbole handelt.
>Begriffe, >Abstraktheit, >Abstraktion.

Fl I
V. Flusser
Kommunikologie Mannheim 1996
Freie Software Benkler Benkler I 321
Freie Software/Software/Industrieländer/Entwicklungsländer/Benkler: Im Rahmen der Entwicklung hat freie Software das Potenzial, zwei verschiedene und bedeutende Rollen zu spielen. Die erste ist der kostengünstige Zugang zu leistungsstarker Software für Entwicklungsländer. Zweitens geht es darum, das Potenzial für die Teilnahme an Softwaremärkten auf der Grundlage menschlicher Fähigkeiten zu schaffen, auch ohne Zugang zu einem Bestand an exklusiven Rechten an bestehender Software. Derzeit gibt es sowohl in den Entwicklungsländern als auch in den am weitesten entwickelten Volkswirtschaften eine Bewegung, um die Abhängigkeit von freier Software zu erhöhen. Im Jahr 2000 in den Vereinigten Staaten riet die Presidential Technology Advisory Commission dem Präsidenten, die Verwendung von freier Software in unternehmenskritischen Anwendungen zu erhöhen, und untermauerte dies mit der hohen Qualität und Zuverlässigkeit solcher Systeme. In dem Maße, in dem Qualität, Zuverlässigkeit und einfache Selbstanpassung mit bestimmten freien Softwareprodukten konsequent besser sind, sind sie für Regierungen von Entwicklungsländern aus den gleichen Gründen attraktiv wie für die Regierungen von Industrieländern. Im Kontext der Entwicklungsländer sind die wichtigsten zusätzlichen Argumente, die vorgebracht wurden, Kosten, Transparenz, Unabhängigkeit von dem Verlassen auf einer einzigen ausländischen Quelle (read, Microsoft) und das Potenzial der lokalen Softwareprogrammierer, das Programm zu erlernen, Fähigkeiten zu erwerben und somit leicht in den globalen Markt mit Dienstleistungen und Anwendungen für Freie Software einzutreten. Freie
I 322
Software kann eine Vorauszahlung beinhalten oder auch nicht. Auch wenn dies nicht der Fall ist, ist es trotzdem nicht kostenlos. Freie Software ermöglicht jedoch einen offenen Markt für die Wartung freier Software, was wiederum die Kosten für die Wartung der Software im Laufe der Zeit verbessert und senkt. Wichtiger noch, weil die Software zugänglich für alle ist und weil Entwicklergemeinschaften oft multinational sind, können lokale Entwickler die Software lernen und zu relativ kostengünstigen Software-Dienstleistern für ihre eigene Regierung werden. Andere Argumente für die öffentliche Beschaffung freier Software konzentrieren sich auf den Wert der Transparenz von Software, die für öffentliche Zwecke verwendet wird.
Der letzte und ganz entscheidende potenzielle Gewinn ist die Möglichkeit, einen Kontext und einen Anker für einen auf Service basierenden Bereich der freien Softwareentwicklung zu schaffen. Software-Dienstleistungen stellen eine sehr große Branche dar. In den Vereinigten Staaten sind Software-Dienstleistungen eine Branche, die etwa doppelt so groß ist wie die Film- und Videoindustrie. Softwareentwickler aus Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen können am wachsenden Segment der freien Software dieses Marktes partizipieren, indem sie ihre Fähigkeiten allein nutzen.
>Software/Stallman, >Open-Source-Software.

Benkler I
Yochai Benkler
The Wealth of Networks: How Social Production Transforms Markets and Freedom New Haven 2007
Freier Markt Rothbard Rothbard III 176
Freier Markt/Verträge/Rothbard: (...) Verträge, die den Willen eines Individuums abtreten, können in einem solchen Markt nicht durchgesetzt werden, weil der Wille eines jeden Menschen von Natur aus unveräußerlich ist. >Güter/Rothbard.
Hat der Einzelne hingegen einen solchen Vertrag geschlossen und dafür das Eigentum eines anderen erhalten, muss er einen Teil oder das gesamte Eigentum einbüßen, wenn er sich entschließt, den Vertrag zu kündigen. Wir werden sehen, dass Betrug als Diebstahl betrachtet werden kann, weil eine Person das Eigentum des anderen erhält, aber ihren Teil der Tauschvereinbarung nicht erfüllt und sich somit das Eigentum des anderen ohne dessen Zustimmung aneignet. Dieser Fall gibt einen Hinweis auf die Rolle des Vertrags und seiner Durchsetzung in einer freien Gesellschaft. Ein Vertrag ist als ein zwischen zwei Personen vereinbarter Austausch von zwei gegenwärtigen oder zukünftigen Gütern zu betrachten.
>Verträge.
Rothbard III 177
Nehmen wir andererseits den Fall eines Versprechens, persönliche Dienste ohne einen vorherigen Austausch von Eigentum zu leisten. Nehmen wir an, ein Filmschauspieler erklärt sich bereit, ein Jahr lang in drei Filmen für ein bestimmtes Studio zu spielen. Bevor er eine Gegenleistung (Gage) erhält, bricht er den Vertrag und beschließt, die Arbeit nicht auszuführen. Da sein persönlicher Wille unveräußerlich ist, kann er auf dem freien Markt nicht gezwungen werden, die Arbeit dort zu leisten. Da er im Gegenzug nichts vom Eigentum der Filmgesellschaft erhalten hat, hat er auch keinen Diebstahl begangen, so dass der Vertrag auf dem freien Markt nicht durchgesetzt werden kann. >Eingriff in das Eigentum/Rothbard.
Rothbard III 616
Freier Markt/Rothbard: Internationaler Handel/Rothbard: Handel.“ In einem rein freien Markt, (...) kann es so etwas wie ein „internationales Handelsproblem“ nicht geben. Die Gesetze des freien Marktes (...) gelten (...) für den gesamten Umfang des Marktes, d.h. für die „Welt“ oder die „zivilisierte Welt“.
Löhne: Die Lohnsätze werden sich für dieselbe Arbeit in verschiedenen geographischen Gebieten genauso angleichen wie von Industrie zu Industrie oder von Firma zu Firma.
>Geografische Faktoren.
Rothbard III 622
VsFreier Markt/VsRothbard/Rothbard: Viele Menschen kritisieren den freien Markt wie folgt: Ja, wir stimmen zu, dass die Produktion und die Preise auf dem freien Markt so verteilt werden, dass sie den Bedürfnissen der Verbraucher am besten entsprechen. Aber dieses Gesetz basiert notwendigerweise auf einer bestimmten anfänglichen Verteilung des Einkommens unter den Verbrauchern; einige Verbraucher beginnen mit wenig Geld, andere mit viel Geld. Das marktwirtschaftliche Produktionssystem kann nur gelobt werden, wenn die ursprüngliche Einkommensverteilung unsere Zustimmung findet. Verteilung/RothbardVsVs: Diese ursprüngliche Verteilung des Einkommens (oder vielmehr des Geldvermögens) ist jedoch nicht aus dem Nichts entstanden. Auch sie war die notwendige Folge einer marktwirtschaftlichen Verteilung von Preisen und Produktion. Sie war die Folge der Befriedigung der Bedürfnisse der bisherigen Konsumenten.
(...) Nach der Anfangsphase verliert die Wirkung der ungerechten Einkommen immer mehr an Bedeutung. Denn um ihre unrechtmäßig erworbenen Gewinne zu behalten und zu vermehren, müssen die ehemaligen Räuber jetzt, da eine freie Wirtschaft etabliert ist, ihre Mittel investieren und zurückgewinnen, um die Verbraucher richtig zu bedienen. Wenn sie für diese Aufgabe nicht geeignet sind, und ihre Raubzüge haben sie sicherlich nicht dafür ausgebildet, dann werden unternehmerische Verluste ihr Vermögen schmälern und es auf fähigere Produzenten übertragen.
>Konsumentensouveränität/Hutt, >Konsumentensouveränität/Rothbard.
Rothbard III 640
Freier Markt/Rothbard: Die Kritik an Stahleigentümern, weil sie nicht „genug“ Stahl produzieren, oder an Kaffeebauern, weil sie nicht „genug“ Kaffee produzieren, impliziert auch die Existenz eines Kastensystems, in dem eine bestimmte Kaste dauerhaft dazu bestimmt ist, Stahl zu produzieren, eine andere Kaste, Kaffee anzubauen, usw. Nur in einer solchen Kastengesellschaft würde eine solche Kritik Sinn machen. Der freie Markt ist jedoch das Gegenteil des Kastensystems; die Wahl zwischen Alternativen impliziert Mobilität zwischen Alternativen, und diese Mobilität gilt natürlich für Unternehmer oder Kreditgeber, die Geld in die Produktion investieren können. >Kartelle/Rothbard, >Kartelle/Mises.

Rothbard II
Murray N. Rothbard
Classical Economics. An Austrian Perspective on the History of Economic Thought. Cheltenham, UK: Edward Elgar Publishing. Cheltenham 1995

Rothbard III
Murray N. Rothbard
Man, Economy and State with Power and Market. Study Edition Auburn, Alabama 1962, 1970, 2009

Rothbard IV
Murray N. Rothbard
The Essential von Mises Auburn, Alabama 1988

Rothbard V
Murray N. Rothbard
Power and Market: Government and the Economy Kansas City 1977
Freiheit Friedman Landsburg I 52
Freiheit/Friedman/Landsburg: [Friedmans](1) zentrale These ist, dass wirtschaftliche Freiheit eine Voraussetzung für persönliche und politische Freiheit ist. Wirtschaftliche Freiheit bezieht sich hier auf ein System freier Märkte und privaten Eigentums, das mit begrenzter Einmischung der Regierung funktioniert. Politische und persönliche Freiheit umfasst freie Wahlen, die Vertretung von Minderheiten, Meinungsfreiheit und die Möglichkeit, einen unorthodoxen Lebensstil zu wählen. Wenn man diese Art von Freiheit will, muss man auch freie Märkte haben.
Landsburg: In einem Schreiben aus dem Jahr 1962 sagte Friedman, er kenne kein Beispiel, zu keiner Zeit und an keinem Ort, für eine Gesellschaft, die wesentliche politische Freiheit geboten habe, ohne auch wesentliche wirtschaftliche Freiheit zu bieten.
Freiheit/Wirtschaftliche Theorien/Landsburg: Das Fraser Institute(2) erstellt akribische Ranglisten der persönlichen und wirtschaftlichen Freiheit in 159 Ländern, wobei 79 verschiedene Indikatoren innerhalb jedes Landes verwendet werden; die Methoden werden auf der Website des Instituts detailliert beschrieben.Obwohl solche Daten sehr aufschlussreich sind, wies Friedman schnell darauf hin, dass sie nichts darüber aussagen über das, was in Zukunft möglich sein könnte. Der nächste Schritt besteht also darin, zu verstehen, warum und wie die politische Freiheit immer und überall durch den Sozialismus unterminiert wird.*
Kapitalismus/Beispiel: Ein großer Teil sowohl der politischen als auch der persönlichen Freiheit ist das Recht, sich der Politik der eigenen Regierung zu widersetzen.
Um dies effektiv zu tun, möchten Sie vielleicht Kundgebungen abhalten, Dokumentarfilme drehen, Bücher veröffentlichen oder Werbung für Ihren Blog machen. Dafür brauchen Sie Ressourcen. Woher bekommen Sie diese?
Kapitalismus: In einer kapitalistischen Gesellschaft können Sie sich an jeden wenden, der bereit ist, Sie zu finanzieren.
Landsburg I 53
Sozialismus: Im Sozialismus haben Sie ein viel größeres Problem. Wenn die Regierung die Versammlungsräume, die Aufnahmestudios und die Internetprovider besitzt oder wenn sie deren Besitzer stark reguliert, dann müssen Sie sich an die Regierung wenden - und wenn sie Sie abweist, gibt es keinen anderen Ort, an den Sie sich wenden können. Das ist selbst dann ein Problem, wenn Ihre Regierung von Idealisten geführt wird, die sich dem Grundsatz verschrieben haben, dass jeder ein Recht darauf hat, gehört zu werden.
Das Problem bei diesem Prinzip ist, dass nicht klar ist, was „alle“ bedeutet.
Die Ressourcen sind begrenzt, die Nachfrage nach diesen Ressourcen ist praktisch unbegrenzt, und das bedeutet, dass jemand abgewiesen werden muss. Solange ein Unternehmen alle Ressourcen kontrolliert, gibt es für diejenigen, die abgewiesen werden, keine Alternativen.
Kapitalismus: Der Kapitalismus garantiert Ihnen kein Publikum, aber er gibt Ihnen eine unbegrenzte Anzahl von Möglichkeiten, es zu versuchen.
Landsburg I 54
Staatsmonopol: Damit Sie nicht denken, dass dies alles nur abstrakte Theorien sind, betrachten Sie den Fall von Winston Churchill, der den größten Teil der 1930er Jahre damit verbrachte, verzweifelt zu versuchen, die britische Öffentlichkeit davon zu überzeugen, eine entschiedene Haltung gegen Adolf Hitler und die Remilitarisierung Deutschlands einzunehmen. Obwohl Churchill ein führender Bürger, ein amtierendes Parlamentsmitglied und ein ehemaliger Kabinettsminister war, befanden die Radio- und Fernsehsender - alle im Besitz der britischen Regierung -, dass seine Ansichten zu weit vom Mainstream abwichen und weigerten sich, ihm Sendezeit zu verkaufen.
Kapitalismus/Landsburg: Der Grund, warum kapitalistische Gesellschaften eine Chance haben, politische Freiheit zu erlangen, liegt darin, dass in kapitalistischen Gesellschaften die wirtschaftliche Macht gestreut ist. Es gibt immer jemand anderen, an den man sich wenden kann.
Landsburg I 56
Darüber hinaus gibt es einen weiteren Weg, auf dem der Kapitalismus die persönliche Freiheit fördert: Er macht die Menschen reicher, und je reicher man ist, desto mehr Freiheit kann man sich leisten. >Markt, >Freier Markt, >Sozialismus, >Kapitalismus, >Staatskapitalismus, >Monopole.

*Landsburg: In Anlehnung an Friedman werde ich die Begriffe Kapitalismus und Sozialismus verwenden, um das Vorhandensein und das Fehlen wirtschaftlicher Freiheit zu bezeichnen. Sozialismus kann staatliches Eigentum an produktiven Ressourcen oder staatliche Kontrolle über die Entscheidungen von Privateigentümern beinhalten.

1. Milton Friedman. (1962). [1982, 2002] Capitalism and Freedom. University of Chicago Press.
2. https://www.fraserinstitute.org/sites/default/files/human-freedom-index-2018.pdf (April 2025)


Brocker I 401
Freiheit/Friedman: Es gibt Beziehungen zwischen politischer und ökonomischer Freiheit in beiden Richtungen: Die Öffnung von Märkten musste historisch oft gegen die Obrigkeit erkämpft werden. Ein bestehendes Marktsystem ist jedoch dann die notwendige, wenn auch nicht hinreichende Vorbedingung für politische Freiheit. Friedman begründet dies primär mit dem Privateigentum und dem Interesse an privater Gewinnerzielung.(1) >Eigentum, >Märkte, >Gesellschaft.

1.Vgl. Milton Friedman, Capitalism and Freedom, Chicago 1962. Dt.: Milton Friedman, Kapitalismus und Freiheit, München 2004,

Peter Spahn, „Milton Friedman, Kapitalismus und Freiheit“, in: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018

Econ Fried I
Milton Friedman
The role of monetary policy 1968

Landsburg I
Steven E. Landsburg
The Essential Milton Friedman Vancouver: Fraser Institute 2019

Brocker I
Manfred Brocker
Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018
Freiheit Steiner Gaus I 127
Freiheit/negative Freiheit/Lustbarkeit/Steiner/Gaus/Mack: (...) der Linksliberalismus von Hillel Steiner befürwortet eine radikale Version der negativen Freiheit. Auf der Grundlage seiner Theorie, die sich auf eine Hobbes'sche Auffassung von negativer Freiheit stützt, vertritt Steiner die Auffassung, dass "im Großen und Ganzen suggeriert wird, dass eine Person nicht frei ist, eine Handlung zu tun, wenn, und nur wenn, ihre Handlung durch die Handlung einer anderen Person unmöglich gemacht wird" (1994(1): 8). Wenn, dann bin ich frei zu X, wenn, und nur dann, wenn ich nicht von einem anderen an dem Tun von X gehindert werden kann. Dann folgt daraus, dass ich frei X zu tun, dann und nur dann, wenn keiner der Orte und Gegenstände, die für ein Tun X notwendig sind, von anderen kontrolliert werden oder von anderen kontrolliert werden würden, wenn ich versuchen würde, X zu tun. Somit ist "Freiheit der Besitz von Dingen" (1994(1): 39). ((s) Hillel SteinerVsVan Parijs). Aber ein Recht auf Freiheit erfordert mehr: es ist ein Recht auf eine Domäne von Orten und Dingen: es ist ein Eigentumsrecht (1994: 81). So sind alle Freiheitsrechte Eigentumsrechte, und alle Eigentumsrechte sind Freiheitsrechte, ein Anspruch, der von vielen in der Freiheitstradition erhoben wird (....).
Steiner behauptet, dass seine Darstellung der Freiheit als Eigentumsrecht eine Tugend hat, die in konkurrierenden Theorien von Rechten fehlt: die Kombinierbarkeit. Wenn Rechte in Form von vorsätzlichen Handlungen definiert werden - z.B.: Ich habe das Recht, morgen einen Film zu sehen, und Sie haben das Recht, morgen ein Gebäude zu zerstören - können sie miteinander in Konflikt geraten (...).
>Gerechtigkeit/Hillel Steiner, >Rechte/Hillel Steiner.

1. Steiner, Hillel (1994) An Essay on Rights. Cambridge, MA: Blackwell.

Mack, Eric and Gaus, Gerald F. 2004. „Classical Liberalism and Libertarianism: The Liberty Tradition.“ In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications.

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004
Frequenzzuteilung Coase Kiesling I 27
Frequenzzuteilung/Coase/Kiesling: „Sicherlich ist nicht klar, warum wir uns auf die Federal Communications Commission und nicht auf den gewöhnlichen Preisbildungsmechanismus verlassen sollten, um zu entscheiden, ob eine bestimmte Frequenz von der Polizei oder für ein Funktelefon oder für einen Taxidienst oder für eine Ölgesellschaft zur geophysikalischen Erkundung oder von einer Filmgesellschaft, um mit ihren Filmstars in Kontakt zu bleiben, oder für einen Rundfunksender verwendet werden sollte. Die Vielzahl dieser unterschiedlichen Verwendungszwecke lässt vermuten, dass die Vorteile, die sich aus der Anwendung des Preismechanismus ergeben, in diesem Fall besonders groß sind“. Coase (1959)(1), S. 16 Kiesling: Eine wichtige politische Anwendung von Coases Ideen zu Institutionen, Eigentumsrechten und Transaktionskosten ist die Zuteilung von Funkfrequenzen mit Hilfe von Auktionen für Frequenzlizenzen. Genauer gesagt hat die Arbeit von Coase zu einer marktbasierten Zuteilung von Funkfrequenzen anstelle einer administrativen Zuteilung und zur Liberalisierung der Eigentumsrechte geführt, die mit diesen Lizenzen übertragen werden. Diese Liberalisierung hat eine umfassende Innovation und Marktkomplexität ermöglicht.
>Eigentumsrechte/Coase, >Transaktionskosten/Coase, >Recht/Coase.
Kiesling I 29
(...) Coase(1) stellte die Frage, ob es einen gangbaren Weg gibt, die Nutzung des Frequenzspektrums so zuzuweisen, dass der größtmögliche Nutzen daraus gezogen wird, was mit der damals üblichen Methode der Anhörung im öffentlichen Interesse nicht möglich war. Das politische Ziel sollte nicht darin bestehen, die Interferenzen im Frequenzspektrum zu minimieren, sondern die Leistung des Spektrums zu maximieren, wobei Interferenzen als eine zu bewältigende Einschränkung zu betrachten sind (oder als etwas, das durch Innovation verringert werden kann). Eigentumsrecht: Warum nicht für jeden Nutzer ein Eigentumsrecht an einem bestimmten Teil des Spektrums festlegen und diese Rechte handelbar machen? Coase folgte hier dem Vorschlag von Leo Herzel (1951)(2), der vorschlug, Eigentumsrechte an Frequenzen zu definieren und sie durch Auktionen zu vergeben. Coase behauptete, dass trotz gegenteiliger Argumente die Knappheit des Spektrums keine administrative Zuteilung, ständige Regulierung oder staatliches Eigentum erforderlich macht.
>Eigentumsrechte/Coase.
Kiesling I 30
Coase identifizierte den Kern des Problems der Frequenzzuweisung als unzureichend definierte Eigentumsrechte und zog Analogien zwischen Frequenzen und Land: „Wir wissen aus unserer alltäglichen Erfahrung, dass Land den Landnutzern zugewiesen werden kann, ohne dass eine staatliche Regulierung notwendig ist, indem man den Preismechanismus anwendet.... Wenn eine Person ein Stück Land für den Anbau einer Kulturpflanze nutzen könnte und dann eine andere Person daherkommt und ein Haus auf dem für die Kulturpflanze genutzten Land baut, und dann eine andere Person daherkommt, das Haus abreißt und die Fläche als Parkplatz nutzt, wäre es zweifellos richtig, die daraus resultierende Situation als Chaos zu bezeichnen. Aber es wäre falsch, dies der Privatwirtschaft und dem Wettbewerbssystem anzulasten. Ein privatwirtschaftliches System kann nur dann richtig funktionieren, wenn Eigentumsrechte an Ressourcen geschaffen werden, und wenn dies der Fall ist, muss jemand, der eine Ressource nutzen möchte, den Eigentümer dafür bezahlen, um sie zu erhalten. Das Chaos verschwindet, und damit auch der Staat, abgesehen davon, dass ein Rechtssystem zur Definition von Eigentumsrechten und zur Schlichtung von Streitigkeiten natürlich notwendig ist.“ (1959(1): 14) Märkte/Coase: Warum Märkte nutzen? Märkte zeigen die Opportunitätskosten der Lizenz auf und berücksichtigen diese Opportunitätskosten bei der Entscheidungsfindung von etablierten und neuen Lizenzinhabern. Ein Recht auf die Nutzung einer Frequenz müsste genau definiert werden, um gehandelt werden zu können (Coase, 1959(1): 25).
>Auktionen/Coase.

1. Coase, Ronald H. (1959). The Federal Communications Commission. Journal of Law and Economics 2: 1-40.
2. Herzel, Leo (1951). “Public Interest” and the Market in Color Television Regulation. University of Chicago Law Review 18, 4: 802-816.
Informationsproduktion Benkler Benkler I 35
Informationsproduktion/Benkler: Es gibt keine nichtkommerziellen Automobilhersteller. Es gibt keine freiwilligen Stahlgießereien. Man würde sich nie dafür entscheiden, die primäre Einnahmequelle von freiwilligen Beiträgen anderer abhängig zu machen. Dennoch produzieren Wissenschaftler an nicht-kommerziellen Forschungseinrichtungen, die von gemeinnützigen Bildungseinrichtungen und staatlichen Zuschüssen finanziert werden, den größten Teil unserer Grundlagenforschung. Weit verbreitete kooperative Netzwerke von Freiwilligen schreiben die Software und Standards, die den größten Teil des Internets ausmachen und ermöglichen, was wir damit machen.
I 36
Weil die Wohlfahrtsökonomie einen Markt so definiert, dass er ein Gut nur dann effizient produziert, wenn er das Gut zu seinen Grenzkosten bewertet, ist ein Gut wie Information (und Kultur und Wissen sind für ökonomische Zwecke Informationsformen), das nie zu einem positiven (mehr als Null) Preis und zu seinen Grenzkosten verkauft werden kann, grundsätzlich ein Kandidat für eine wesentliche Nichtmarktproduktion.
I 37
Anreiz: Autoren und Erfinder oder, allgemeiner gesagt, Unternehmen, die mit Musikern und Filmemachern, Wissenschaftlern und Ingenieuren zusammenarbeiten, werden in die Forschung investieren und Kulturgüter herstellen, weil sie erwarten, ihre Informationsprodukte zu verkaufen. Im Laufe der Zeit wird uns dieser Anreizeffekt mehr Innovation und Kreativität geben - Kreativität, die die Ineffizienz überwiegen wird, die zu einem bestimmten Zeitpunkt durch den Verkauf der Informationen über ihren Grenzkosten verursacht wird. Nicht-Rivalität, (>Information/Arrow) (...) ist nicht das einzige eigenartige Merkmal der Informationsproduktion als wirtschaftliches Phänomen. Die andere entscheidende Besonderheit ist, dass Informationen sowohl Input als auch Output des eigenen Produktionsprozesses sind.
I 38
Wenn wir ein Gesetz verabschieden, das die Informationsproduktion zu streng regelt und es seinen Begünstigten ermöglicht, den heutigen Innovatoren zu hohe Preise aufzuerlegen, dann werden wir heute nicht nur zu wenig Informationsverbrauch haben, sondern auch zu wenig Produktion neuer Informationen für morgen. >Information/Wirtschaftstheorien, >Geistiges Eigentum/Benkler, >Geistiges Eigentum/Wirtschaftstheorien.
I 39
Woher kommt dann Innovation und Informationsproduktion, wenn sie nicht so sehr von Marktteilnehmern kommt, die auf geistigem Eigentum basieren, wie viele im Allgemeinen glauben? Die Antwort ist, dass sie hauptsächlich aus einer Mischung von (1) nicht marktwirtschaftlichen Quellen - sowohl staatlichen als auch nichtstaatlichen - und (2) Marktakteuren stammt, deren Geschäftsmodelle nicht vom regulatorischen Rahmen des geistigen Eigentums abhängen.

Benkler I
Yochai Benkler
The Wealth of Networks: How Social Production Transforms Markets and Freedom New Haven 2007
Kino Flusser I 189
Film/Kino/Flusser: Filme sind Manipulation von Geschichten. Diese Manipulation findet bei der Herstellung statt.
I 190
Kinos erinnern an Theater, obwohl sie eine ganz andere Struktur haben: im Theater gibt es einen Sender, im Kino fällt einer unter zahlreichen rundgefunkten Strahlen auf die Leinwand. Die Aspekte, die den Film so stark von der Fotografie unterscheiden, sind Aspekte, die nicht so sehr beim Senden wie vielmehr bei Empfang eine Rolle spielen. Sie sind vom Sender beim Empfänger provozierte Täuschungen. Die Geste des Filmens ist eine andere als die des Fotografen.
>Fotografie/Flusser.
Der Fotograf wechselt ständig seinen Standort, während der historische Ideologe seinen Standpunkt verteidigt.
>Geschichtsschreibung.
Der Kern der Kodifikation des Films ist das Bearbeiten mit Schere und Klebstoff.
>Code/Flusser.
Der Filmapparat ist im Unterschied zum Fotoapparat bestrebt, Entscheidungen auszuschalten. Er beschreibt Kreise, zoomt, ist der zu Material geronnene unentschlossene Zweifel.
Der Operator leidet nicht an seinen Zweifeln, sein Zweifel ist eine Methode, das Band manipulierbar zu machen.
>Zweifel.
Das Band besteht aus einer Serie zweifelhafter Standpunkte und der Operator behandelt es, um einen Film, eine Geschichte daraus zu machen. Der Standpunkt des Kinobetriebs ist streng genommen ein "transhistorischer" Standpunkt.
Was der Operator vor sich hat, wenn er schneidet und klebt, ist die "historische Zeit". Das Filmband ist der "Prätext" der im System Apparat Operator umkodiert wird.
((s) Flusser schrieb zu einer Zeit, da Filme ausschließen auf Zelluloid produziert wurden.)
I 193
Der Operator kann auf eine Weise in das Geschehen eingreifen, die dem transzendenten Gott der Juden und Christen nicht zusteht: Er kann die Ereignisse umorganisieren. Vgl. >Allmacht, >Gott.
Bei Aristoteles ist der Gott noch der unbewegte Beweger, Der Apparat, in dem der Operator über der Geschichte steht, ist ein unbewegter Erzähler (der Gott Kafkas).
>Geschichte, >Geschichtsschreibung, >Aristoteles.
I 194
Es gibt im Film zwei Arten von Handeln. das der Akteure, das das Rohmaterial liefert, und das des Operators, welches dieses Handeln behandelt. Dabei sind für ihn die "Akteure" nicht nur Schauspieler sondern auch Beleuchter, Drehbuchschreiber usw. Das Wesentliche an Filmcodes besteht darin, dass sie das lineare Prinzip auf die Spitze treiben, um es aus den Fugen geraten zu lassen, und zu zeigen, dass die lineare Zeit ein trompe l'oeuil ist.
Vom Standpunkt der neuen Bewusstseinsebene erscheint die Verwandlung der handelnden Menschheit in Marionetten eine Aufdeckung der Tatsache, dass handelnde Menschen ("Engagierte") nichts anderes als Marionetten sein können, weil "Freiheit" nicht im Handeln innerhalb der Zeit besteht, sondern in der Sinngebung dieses Handelns.
>Handeln, >Zeit, >Gegenwart, >Vergangenheit, >Zukunft. >Entscheidung.
I 205
Film/Flusser: Das Kino hat auffallende Ähnlichkeit mit Platons Höhle. Einer der ganz wenigen Orte, an denen uns noch gestattet ist, uns zu sammeln. Das und nicht der Inhalt ist es, der das Kino heute die vorherrschende "Kunst" ausmacht: man kann sich auf den Film konzentrieren. >Platon.
I 206
Das Kino geht architektonisch auf die römische Basilika und nicht auf das Theater zurück. Sie hat in der Gegenwart zwei Erben (Avatare) den Supermarkt (profan) und das Kino (sakral).
I 207
Im Kino sitzt man auf geometrisch geordneten und arithmetisch nummerierten (also cartesianischen) Stühlen. >Cartesianismus.
Man geht nicht ins Kino um zu träumen, sondern man kauft die Illusion, Technobilder zu sehen, als ob sie traditionelle Bilder oder Texte wären.
Das Mitspielen des Empfängers ist halbbewusst, nur mala fide glaubt man an sie.
>Bilder, >Texte.

Fl I
V. Flusser
Kommunikologie Mannheim 1996
Komplex/Komplexität Kauffman I 134
Komplexität/Kauffman: Einerseits enthält Komplexität einen so hohen Ordnungsgrad, dass Stabilität gewährleistet ist, andererseits aber viel Flexibilität und Überraschungspotential. >Ordnung, >Stabilität.
Ordnung/Komplexität/Netzwerk/Kauffman: Bsp Netzwerk aus Glühbirnen, grün = blinkend, Rot = dauerhaft ein oder aus. "Mentaler Film".
I 135
Bsp N = 1000, K = 20: fast alle sind grün und blinken. Bsp N = 100.000, K = 2 (ungefähr menschliches Genom): zunächst blinken die meisten Birnen und sind grün. Mehr und mehr konvergieren aber zu einem roten, stabilen Zustand.
Pointe: Wenn wir uns fragen, ob diese roten Birnen miteinander verbunden sind, stellen wir fest, dass sie zu einem riesigen Cluster eingefroren sind! Außerdem blinken weiterhin kleine und große Cluster.
Nur diese blinkenden machen nun das zyklische Verhalten von Booleschen Netzwerken aus, die sich im geordneten Regime befinden. Sie sind nämlich alle nicht miteinander verbunden, sie sind Inseln in einem Meer eingefrorener roter Birnen.
Das ereignet sich, wenn man den Parameter P verändert: der Phasenübergang von Chaos zu Ordnung.
>Chaos.

Kau II
Stuart Kauffman
At Home in the Universe: The Search for the Laws of Self-Organization and Complexity New York 1995

Kauffman I
St. Kauffman
Der Öltropfen im Wasser. Chaos, Komplexität, Selbstorganisation in Natur und Gesellschaft München 1998
Kontinuum Quine XIII 45
Def Diskret/Diskretheit/Quine: eine Ordnung von Zahlen oder anderen Objekten ist diskret, wenn jedes Objekt einen unmittelbaren Vorgänger oder Nachfolger hat oder beides. Bsp die ganzen Zahlen sind diskret. Dagegen Def dicht: Brüche sind dicht und nicht diskret.
Reelle Zahlen: sind mehr als dicht: sie sind kontinuierlich.
Diskret/kontinuierlich: stellen wir hier als Gegensätze gegenüber.
Diskretheit: brauchen wir um Zählen zu lernen, indem wir die Objekte unterscheiden.
Irrationale Zahlen/Cantor: Theorem: die meisten werden uns immer entgehen.
Zahlentheorie: beschäftigt sich mit ganzen Zahlen
Reelle Zahlen: werden von den Wissenschaften gebraucht. Der Kontrast von beiden wird durch ein Paar von Theoremen erhellt:
GödelsTheorem: keine Beweisprozedur kann alle Wahrheiten der elementaren Zahlentheorie umfassen.
Tarskis Theorem: Wahrheit in der genau dazu parallelen Theorie der reellen Zahlen kann routinemäßig überprüft werden, z.B. durch einen Computer.
Pointe: beide Systeme sind identisch in ihrer Notation! Der Unterschied besteht in der verschiedenen Interpretation der Variablen (bzw. ihrer Bereiche, einmal die positiven ganzen Zahlen mit der 0, das andere Mal die positiven reellen Zahlen mit der 0).
XIII 47
Das führt zu einem Unterschied in der Wahrheit der Formeln! a) reelle Zahlen: hier sind die wahren Formeln eine Menge, die gehandhabt werden kann
b) Elementare Zahlentheorie: hier nicht.
Kontinuität/Diskretheit/Sprache/Quine: das Zusammenspiel der beiden Begriffe ist nicht auf die Mathematik beschränkt, es gibt es auch in der Sprache: Phoneme erlegen dem lautlichen Kontinuum Diskretheit auf.
Diskretheit/Quine: erlaubt auch, dass vergilbte oder beschädigte Manuskripte wieder in einen frischen Zustand versetzt werden können. Die Diskretheit des Alphabets hilft, dass die kleinen Abweichungen (z.B. Vergilbungen) sich zu größeren summieren.
Kontinuum/Kontinuität: Bilder sind dagegen ein kontinuierliches Medium: d.h. hier gibt es keine Standards, wie ein beschädigtes Exemplar instand zu setzen oder eine untreue Kopie zu berichtigen wäre.
Technologie: hier wird Diskretheit oft mit Kontinuität kombiniert. Bsp Uhr: sie soll den Eindruck vermitteln, sich kontinuierlich zu bewegen.
XIII 48
Film/Quine: Kontinuität ist hier der Schwäche unserer Wahrnehmung geschuldet. So ähnlich wie bei der Uhr oder unserem Denken über Atome im Lauf der Jahrtausende. Planckzeit/Quine: hier haben wir die nächste Annäherung der Natur an die Kontinuität.

Quine I
W.V.O. Quine
Wort und Gegenstand Stuttgart 1980

Quine II
W.V.O. Quine
Theorien und Dinge Frankfurt 1985

Quine III
W.V.O. Quine
Grundzüge der Logik Frankfurt 1978

Quine V
W.V.O. Quine
Die Wurzeln der Referenz Frankfurt 1989

Quine VI
W.V.O. Quine
Unterwegs zur Wahrheit Paderborn 1995

Quine VII
W.V.O. Quine
From a logical point of view Cambridge, Mass. 1953

Quine VII (a)
W. V. A. Quine
On what there is
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VII (b)
W. V. A. Quine
Two dogmas of empiricism
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VII (c)
W. V. A. Quine
The problem of meaning in linguistics
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VII (d)
W. V. A. Quine
Identity, ostension and hypostasis
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VII (e)
W. V. A. Quine
New foundations for mathematical logic
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VII (f)
W. V. A. Quine
Logic and the reification of universals
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VII (g)
W. V. A. Quine
Notes on the theory of reference
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VII (h)
W. V. A. Quine
Reference and modality
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VII (i)
W. V. A. Quine
Meaning and existential inference
In
From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953

Quine VIII
W.V.O. Quine
Bezeichnung und Referenz
In
Zur Philosophie der idealen Sprache, J. Sinnreich (Hg) München 1982

Quine IX
W.V.O. Quine
Mengenlehre und ihre Logik Wiesbaden 1967

Quine X
W.V.O. Quine
Philosophie der Logik Bamberg 2005

Quine XII
W.V.O. Quine
Ontologische Relativität Frankfurt 2003

Quine XIII
Willard Van Orman Quine
Quiddities Cambridge/London 1987
Kosten Buchanan Boudreaux I 29
Def Kosten/Buchanan: Boudreaux/Holcombe: „Die Kosten sind das, was der Entscheidungsträger opfert oder aufgibt, wenn er eine Wahl trifft.“(1) Boudreaux/Holcombe: Die Kosten sind, wie Buchanan im obigen Zitat erklärt, das direkte Ergebnis einer Entscheidung. Wenn jemand eine Wahl trifft, entstehen dieser Person Kosten in Form des Wertes dessen, worauf sie aufgrund dieser Wahl verzichtet.
>Opportunitätskosten.
Boudreaux I 30
Die Kosten sind subjektiv. Eine Person könnte sich dafür entscheiden, das Geld für den Kinobesuch auszugeben, während eine andere entscheiden könnte, dass ein Mittagessen in einem Restaurant mehr Befriedigung bringen würde. Beide Personen könnten mit ihren Einschätzungen richtig liegen, aber es gibt keine Möglichkeit, das mit Sicherheit zu wissen. Der Einzelne weiß, wie zufrieden er mit der von ihm getroffenen Entscheidung ist, aber er kann nur vermuten, wie zufrieden er gewesen wäre, wenn er anders entschieden hätte. Entscheidungen: Wenn sich jemand in einer Situation befindet, in der er oder sie keine Wahl hat, dann entstehen keine Kosten, weil diese Person nichts aufgibt.
Boudreaux I 31
Unabhängig von den Gründen kann ein außenstehender Beobachter nicht sagen, welche Option die bessere ist, da die Kosten subjektiv sind. Beobachtbarkeit: Da es sich bei den Kosten um den subjektiv empfundenen Wert einer unterlassenen Alternative handelt, wenn eine Wahl getroffen wird, sind die Kosten schwer zu erkennen. Dies gilt sogar für den Wähler. Die Person, die sich den Film ansieht, empfindet das Vergnügen, ihn zu sehen, aber sie empfindet nicht das Vergnügen, das sie gehabt hätte, wenn sie auf das Mittagessen verzichtet hätte.
>Beobachtbarkeit, >Zölle.
Boudreaux I 32
Auch wenn alle Entscheidungen mit Kosten verbunden sind, bedeutet das Beharren auf der Realität und der Anerkennung von Kosten natürlich nicht, dass man sich gegen Maßnahmen ausspricht, die Kosten verursachen. Das hieße auch, gegen Handlungen zu argumentieren, die Vorteile haben. Untätigkeit selbst hat Kosten - nämlich die entgangenen Vorteile, die man ansonsten durch Handeln hätte genießen können. Aber die unausweichliche Realität der Knappheit bedeutet, dass wir, wenn wir unser Wohlergehen steigern und nicht mindern wollen, danach streben sollten, nur so zu handeln, dass der Nutzen größer als die Kosten ist. In dem Maße, in dem uns dies gelingt, verbessert sich unser Wohlbefinden. Wir profitieren unter dem Strich. Ein Nettonutzen entsteht nicht dadurch, dass wir Kosten vermeiden, was unmöglich ist, sondern dadurch, dass wir uns für Handlungen entscheiden, von denen wir erwarten, dass sie einen größeren Nutzen als Kosten bringen. James Buchanan betonte, dass die selbst unter modernen Ökonomen übliche Praxis, Kosten in physischen oder monetären Begriffen oder - wie einige ältere Ökonomen es taten - in Begriffen von „Schmerz“ zu berechnen, oft irreführend ist. In seinem 1969 erschienenen Buch Cost and Choice(1) , mit dem er sich am radikalsten von den Mainstream-Ökonomen seiner Zeit abgrenzte, argumentierte Buchanan, dass Kosten rein subjektiv und nicht messbar sind, dass sie nur von Einzelpersonen und nicht von Gruppen empfunden werden und dass sie nur im Moment der Entscheidung existieren.
Zeit/Buchanan: „Nur im Moment der Entscheidung können die Kosten das Verhalten ändern.“(1)
>Entscheidungsprozesse/Buchanan.
Boudreaux I 33
„Kosten, die das Verhalten beeinflussen, existieren nicht; sie werden nie realisiert; sie können nicht im Nachhinein gemessen werden.“ (Buchanan, 1969(1): vii) Subjektive Kosten: Kurz gesagt, Kosten sind die Folge von Entscheidungen. Die Kosten sind der vom Wähler erwartete Nutzen der Alternativen, die geopfert werden. Diese erwarteten Vorteile existieren nur in der Vorstellung des Wählers; sie können von außen nicht gesehen oder anderweitig wahrgenommen werden. Kosten sind subjektiv, nicht objektiv. Und nicht objektiv zu sein bedeutet, dass Kosten nicht auf einer externen Skala messbar sind, wie beispielsweise die Größe oder das Gewicht einer Person, und daher nicht objektiv bestimmt werden können.
Boudreaux I 34
Individuen: Da nur Individuen Entscheidungen treffen, entstehen nur Individuen Kosten, und zwar nur denjenigen, die die Entscheidungen treffen, die zu den Kosten führen. Hier ist Buchanans eigene Zusammenfassung der Implikationen dessen, was er eine „entscheidungsgebundene Auffassung von Kosten“ nennt:
1) Am wichtigsten ist, dass die Kosten ausschließlich vom Entscheidungsträger getragen werden müssen; es ist nicht möglich, die Kosten auf andere abzuwälzen oder ihnen aufzuerlegen.
2) Kosten sind subjektiv; sie existieren in der Vorstellung des Entscheidungsträgers und nirgendwo sonst.
3) Die Kosten beruhen auf Vorhersagen; sie sind notwendigerweise ein zukunftsorientiertes oder ex ante Konzept.
4) Die Kosten können niemals realisiert werden, weil die Entscheidung selbst eine Tatsache ist: was aufgegeben wird, kann nicht genossen werden.
5) Die Kosten können nicht von jemand anderem als dem Entscheidungsträger gemessen werden, da es keine Möglichkeit gibt, die subjektive Erfahrung direkt zu beobachten.
6) Schließlich können die Kosten zum Zeitpunkt der Entscheidung oder Wahl datiert werden. (Buchanan, 1969(1): 43)
Vgl. >Wohlfahrtsökonomik/Buchanan, >Soziale Wohlfahrt/Buchanan.
Boudreaux I 36
Kosten von Entscheidungen: Die offensichtlichen Auswirkungen, die unsere Entscheidungen auf andere und auf unser zukünftiges Selbst haben, veranlassten Buchanan dazu, zwischen „wahlbeeinflussenden Kosten“ und „wahlbeeinflussten Kosten“ zu unterscheiden. Entscheidungsbeeinflussende Kosten wirken im Moment der Entscheidung im Kopf jedes Entscheidungsträgers und veranlassen ihn, eine Option einer anderen vorzuziehen. Wahlbeeinflussende Kosten sind bestehende Zwänge, die durch Entscheidungen in der Vergangenheit entstanden sind. >Entscheidungsprozesse/Buchanan.
Alle Kosten, die die Wahl beeinflussen, sind Antizipationen vorgestellter entgangener Vorteile; solche Kosten sind nicht die tatsächlichen Erfahrungen, die der Wähler später als Ergebnis seiner Wahl macht. Im Gegensatz zu den Kosten, die die Wahl beeinflussen, können die Kosten, die die Wahl beeinflussen, nicht nur den Wähler, sondern auch andere Personen treffen.
Boudreaux I 37
In dem Maße, in dem ein Entscheidungsträger die zukünftigen Konsequenzen richtig einschätzt, wird die jetzt getroffene Wahl dazu führen, dass er und andere Personen später weniger „bedauerliche“ Entscheidungen treffen müssen.
1.James M. Buchanan. (1969). Cost and Choice: An Inquiry In Economic Theory University of Chicago Press.


Parisi I 204
Kosten/Buchanan/Konstitutionen/Konstitutionalle Ökonomie/Voigt: Abweichungen vom Einstimmigkeitsprinzip könnten bei einem Entscheidungsprozess über die Produktion von Kollektivgütern vorkommen, dies wäre aber nur im Rahmen des Buchanan-Modells möglich, solange die Verfassung selbst eine Entscheidungsregel unterhalb der Einstimmigkeit vorsieht. Abweichungen von der Einstimmigkeitsregel müssten auf einer Bestimmung beruhen, die einstimmig zustande gekommen ist. Genau diese Idee wird im Calculus of Consent (Buchanan und Tullock, 1962)(1) ausführlicher entwickelt. Dort interessieren sich Buchanan und Tullock für die Wahl von Entscheidungsregeln und führen drei Kostenkategorien ein, um diese Wahl einem rationalen Kalkül zu unterwerfen. 1) Externe Kosten sind die Kosten, die das Individuum als Folge der Handlungen anderer zu tragen erwartet, über die es keine direkte Kontrolle hat. Bei weniger inklusiven Entscheidungsregeln wird erwartet, dass sie höhere externe Kosten verursachen. Sie erreichen ihr Maximum, wenn ein einzelnes Individuum verbindliche Entscheidungen für die gesamte Gesellschaft trifft.
2) (...) Entscheidungskosten, [sind Kosten,] die das Individuum als Folge seiner eigenen Teilnahme an einer organisierten Aktivität erwartet. Diese Kosten beinhalten nur die geschätzten Kosten der Teilnahme an Entscheidungen, wenn die Zustimmung von zwei oder mehr Individuen erforderlich ist. Es wird angenommen, dass diese Kosten mit der Einbeziehung zunehmen.
Mit anderen Worten: Je höher die erforderliche Mehrheit ist, um zu einer Entscheidung zu gelangen, desto höher sind die Entscheidungskosten. Es gibt also einen Trade-off, weil es unmöglich ist, externe Kosten und Entscheidungskosten gleichzeitig zu minimieren. Buchanan und Tullock gehen mit diesem Trade-off um, indem sie diese beiden Kostenkategorien zu einer dritten Kategorie zusammenfassen,
3) die Kosten der sozialen Interdependenz, oder einfach Interdependenzkosten. Für rein private Aktivitäten sind diese gleich Null. Nach Buchanan und Tullock wird sich ein rationales Individuum, das mit Fragen der Verfassungswahl konfrontiert ist, für deren Minimierung entscheiden. Das Minimum der Interdependenzkosten hängt von dem betrachteten Politikbereich ab. Dies impliziert, dass verschiedene Politikbereiche
Parisi I 205
mit unterschiedlichen Mehrheitsverhältnissen ausgestattet werden. Die Mehrheitsanforderungen werden wiederum einstimmig beschlossen. >Konsens/Konstitutionelle Ökonomie, >Effizienz/Konstitutionelle Ökonomie, >Staatliche Strukturen/Konstitutionelle Ökonomie.

1. Buchanan, J. M. and G. Tullock (1962). The Calculus of Consent - Logical Foundations of Constitutional Democracy. Ann Arbor, MI: University of Michigan Press.

Voigt, Stefan. “Constitutional Economics and the Law”. In: Parisi, Francesco (Hrsg.) (2017). The Oxford Handbook of Law and Economics. Bd. 1: Methodology and Concepts. NY: Oxford University

EconBuchan I
James M. Buchanan
Politics as Public Choice Carmel, IN 2000

Boudreaux I
Donald J. Boudreaux
Randall G. Holcombe
The Essential James Buchanan Vancouver: The Fraser Institute 2021

Boudreaux II
Donald J. Boudreaux
The Essential Hayek Vancouver: Fraser Institute 2014

Parisi I
Francesco Parisi (Ed)
The Oxford Handbook of Law and Economics: Volume 1: Methodology and Concepts New York 2017
Kosten Varian I 458
Informationen/Kosten/Shapiro/Varian: Eines der grundlegendsten Merkmale von Informationsgütern ist, dass ihre Produktionskosten von den "Erstkopiekosten" dominiert werden. Sobald das erste Exemplar eines Buches gedruckt wurde, betragen die Kosten für den Druck eines weiteren Buches nur noch wenige Dollar. Die Kosten für das Ausstanzen einer zusätzlichen CD liegen unter einem Dollar, und der Großteil der Kosten für diese 80 Millionen Dollar-Filme fällt vor der Produktion des ersten Drucks an.
I 495
Diese Kosten bleiben konstant, ohne natürliche Kapazitätsgrenzen für zusätzliche Kopien. >Information, vgl. >Fälschung.

Aus: Information Rules
Shapiro, Carl. Information Rules: A Strategic Guide to the Network Economy Harvard Business Review Press.

EconVarian I
Hal R. Varian
Carl Shapiro
Information Rules: A Strategic Guide to the Network Economy Cambridge, MA 1998
Kultur Lash Gaus I 272
Kultur/Postmoderne/Lash/Urry/West: Eine wichtige (...) Folge [der] wirtschaftlichen, sozialen und politischen Entwicklungen (>Kapitalismus/Lash/Urry) ist die zunehmende Bedeutung der Kultur als Ort der Herrschaft und des Widerstandes: "Herrschaft durch kulturelle Formen gewinnt im desorganisierten Kapitalismus eine Bedeutung, die in ihrer Bedeutung mit der Herrschaft in der Sphäre der Produktion selbst vergleichbar ist" (1987(1):14). Postmoderne: Was Lash und Urry als Theoretiker der Postmoderne am deutlichsten unterscheidet, ist ihre ausgeprägt postmoderne Sicht auf die zeitgenössische Kultur. Der desorganisierte Kapitalismus wird mit dem "Auftreten und der massenhaften Verbreitung einer kulturideologischen Konfiguration des "Postmodernismus" in Verbindung gebracht, [die] die Hochkultur, die Populärkultur und die Symbole und Diskurse des Alltagslebens betrifft" (1987(1):7).
Dementsprechend kann die philosophische Postmoderne als ein Symptom breiterer kultureller Entwicklungen betrachtet werden, die ihrerseits im Sinne der postmodernen Philosophie charakterisiert werden können. Die postmoderne Kultur ist "transgressiv" sowohl hinsichtlich der intellektuellen Grenzen zwischen "rational" und "nicht-rational" als auch hinsichtlich der ästhetischen Grenzen zwischen "hoher" und "niedriger" Kultur. Sie ist misstrauisch gegenüber der (für Habermas so wichtigen) Unterscheidung zwischen ethischem, wissenschaftlichem und ästhetischem Diskurs.
Kunst/Aura: In Anlehnung an das Werk von Walter Benjamin beschreiben Lash und Urry die postmoderne Kultur als "post-auratisch" (1987(1):286): Das Kunstwerk ist nicht länger ein ewiges Objekt kontemplativer, fast religiöser Verehrung, sondern nur noch ein weiterer Bestandteil einer "Ökonomie des Vergnügens", ein Mittel der Zerstreuung wie jeder andere. Daraus folgt, dass die postmoderne Kultur besonders resistent gegenüber den für die Moderne charakteristischen diskursiven Formen ist. Kommunikation findet heute mehr über Bilder, Töne und Impulse statt als über das gesprochene oder geschriebene Wort.
Politik: Kultur schließlich ist ein zunehmend wichtiges Medium des politischen Kampfes. Sie ist der potenzielle Schauplatz für die Durchsetzung eines "autoritären Populismus", der eng mit der Politik der neuen Rechten und des Thatcherismus identifiziert wird. Auf der anderen Seite zeugen Entwicklungen wie die Gegenkultur, die populäre Musik und der Film von der alternativen Möglichkeit einer "antiautoritären radikalen Demokratie". Weniger klar aus der Analyse von Lash und Urry sind die Details dieser progressiven Alternative: Sie bieten wenig Orientierung über die Notwendigkeit eines "echten Dialogs" zwischen "neuen sozialen Bewegungen" und der alten Linken hinaus (1987(1): 312). >Demokratie/Laclau/Mouffe.

1. Lash, Scott and John Urry (1987) The End of Organized Capitalism. Cambridge: Polity.

West, David 2004. „New Social Movements“. In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004
Kultur Urry Gaus I 272
Kultur/Postmoderne/Lash/Urry/West: Eine wichtige (...) Folge [der] wirtschaftlichen, sozialen und politischen Entwicklungen (>Kapitalismus/Lash/Urry) ist die zunehmende Bedeutung der Kultur als Ort der Herrschaft und des Widerstandes: "Herrschaft durch kulturelle Formen gewinnt im desorganisierten Kapitalismus eine Bedeutung, die in ihrer Bedeutung mit der Herrschaft in der Sphäre der Produktion selbst vergleichbar ist" (1987(1):14). Postmoderne: Was Lash und Urry als Theoretiker der Postmoderne am deutlichsten unterscheidet, ist ihre ausgeprägt postmoderne Sicht auf die zeitgenössische Kultur. Der desorganisierte Kapitalismus wird mit dem "Auftreten und der massenhaften Verbreitung einer kulturideologischen Konfiguration des "Postmodernismus" in Verbindung gebracht, [die] die Hochkultur, die Populärkultur und die Symbole und Diskurse des Alltagslebens betrifft" (1987(1):7).
Dementsprechend kann die philosophische Postmoderne als ein Symptom breiterer kultureller Entwicklungen betrachtet werden, die ihrerseits im Sinne der postmodernen Philosophie charakterisiert werden können. Die postmoderne Kultur ist "transgressiv" sowohl hinsichtlich der intellektuellen Grenzen zwischen "rational" und "nicht-rational" als auch hinsichtlich der ästhetischen Grenzen zwischen "hoher" und "niedriger" Kultur. Sie ist misstrauisch gegenüber der (für Habermas so wichtigen) Unterscheidung zwischen ethischem, wissenschaftlichem und ästhetischem Diskurs.
Kunst/Aura: In Anlehnung an das Werk von Walter Benjamin beschreiben Lash und Urry die postmoderne Kultur als "post-auratisch" (1987(1):286): Das Kunstwerk ist nicht länger ein ewiges Objekt kontemplativer, fast religiöser Verehrung, sondern nur noch ein weiterer Bestandteil einer "Ökonomie des Vergnügens", ein Mittel der Zerstreuung wie jeder andere. Daraus folgt, dass die postmoderne Kultur besonders resistent gegenüber den für die Moderne charakteristischen diskursiven Formen ist. Kommunikation findet heute mehr über Bilder, Töne und Impulse statt als über das gesprochene oder geschriebene Wort.
Politik: Kultur schließlich ist ein zunehmend wichtiges Medium des politischen Kampfes. Sie ist der potenzielle Schauplatz für die Durchsetzung eines "autoritären Populismus", der eng mit der Politik der neuen Rechten und des Thatcherismus identifiziert wird. Auf der anderen Seite zeugen Entwicklungen wie die Gegenkultur, die populäre Musik und der Film von der alternativen Möglichkeit einer "antiautoritären radikalen Demokratie". Weniger klar aus der Analyse von Lash und Urry sind die Details dieser progressiven Alternative: Sie bieten wenig Orientierung über die Notwendigkeit eines "echten Dialogs" zwischen "neuen sozialen Bewegungen" und der alten Linken hinaus (1987(1): 312).
>Demokratie/Laclau/Mouffe.

1. Lash, Scott and John Urry (1987) The End of Organized Capitalism. Cambridge: Polity.

West, David 2004. „New Social Movements“. In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004
Lernen Behaviorismus Upton I 6
Lernen/Verhalten/VsBehaviorismus/Upton: Ein Bereich, den die Verhaltenstheorien nicht erklären, ist die Art des Lernens, die stattfindet, wenn jemand durch die Beobachtung eines Modells lernt.
Upton I 7
Soziales Lernen/Bandura: Von Albert Bandura (1963)(1) als soziales Lernen bezeichnet, ist dies der Prozess, bei dem jemand das bei einer anderen Person beobachtete Verhalten imitiert, wenn es verstärkende Folgen zu haben scheint, und dieses Verhalten hemmt, wenn die beobachtete Folge Strafe ist. >Reinforcement Sensitivity/Psychologische Theorien, >Strafen/Verhaltensökonomik, >Über den Behaviorismus.

1. Bandura, Albert/Ross, Dorothea/Ross, Sheila A. (1963): Imitation of film-mediated aggressive models. Journal of Abnormal and Social Psychology, 66, S. 3-11.

Upton I
Penney Upton
Developmental Psychology 2011
Marktregulierung Peltzman Henderson I 8
Marktregulierung/Peltzman/Hilton/Henderson/Globerman: Tradition: Die traditionelle ökonomische Rechtfertigung für die staatliche Regulierung von Unternehmen des privaten Sektors besteht darin, dass Regulierungen notwendig sind, um die Verbraucher vor unternehmerischem Missbrauch zu schützen, wie z. B. Monopolpreise, Betrug bei der Qualität der verkauften Produkte, Verkauf gefährlicher Produkte und Irreführung der Verbraucher durch falsche Werbeaussagen oder durch die Nichtoffenlegung wichtiger Informationen, wie z. B. des wahren jährlichen Zinssatzes für einen Autokredit. >Zinsen, >Kredit, >Monopolpreise.
Regulierung: In der idealisierten Sichtweise der Regulierung sind die Regulierungsbehörden informierte, gemeinnützige Menschen, die sich nur für das soziale Wohl einsetzen.
PeltzmanVsTradition: Peltzman und Hilton entlarvten diese idealisierte Sichtweise des Regulierungsverhaltens, indem sie dokumentierten, wie die Regulierungsbehörden bei der Ausübung ihrer Tätigkeit ihre eigenen Interessen verfolgen, und zeigten, dass die Interessen der Regulierungsbehörden häufig im Widerspruch zum gesellschaftlichen Interesse stehen. Insbesondere wird durch die Regulierung oft der Wettbewerb unterdrückt, was zu höheren Preisen führt.
Henderson I 9
Selbst wenn sie sich den Rat von Experten einholen, ist es für die Regulierungsbehörden äußerst schwierig, sich ein vollständiges und genaues Bild davon zu machen, wie sich bestimmte Vorschriften auf das Verhalten der vielen betroffenen Personen und Organisationen auswirken werden. Es ist zum Beispiel unmöglich für die Regulierungsbehörden vorherzusagen, wie neue Technologien und neue Anwendungen bestehender Technologien die Absicht der Regulierungsbehörde untergraben werden. Hilton: Hilton wies darauf hin, dass die Erfahrungen mit der Regulierung reich an Beispielen dafür sind, wie die von den Regulierungsbehörden auferlegten nicht wettbewerbsfähigen Preisstrukturen den Einsatz neuer Technologien fördern, um bestehende Regulierungsverordnungen zu umgehen und letztlich unhaltbar zu machen.
Henderson I 10
Regulative Ökonomie/Wettbewerb/Markt: (...) Regulierungsbehörden können die Anreize der Marktteilnehmer nicht auslöschen, sich selbst wirtschaftliche Vorteile zu verschaffen, indem sie billigere und/oder bequemere Waren und Dienstleistungen für die Kunden bereitstellen, und die Bemühungen der Regulierungsbehörden, die Verfolgung dieser Anreize zu vereiteln, verewigen wirtschaftliche Ineffizienzen, die die Gesellschaft als Ganzes wirtschaftlich ärmer machen. Insbesondere zahlen viele Verbraucher mehr für die betreffenden Waren und Dienstleistungen, als sie bei einer Deregulierung der Märkte gezahlt hätten, während etablierte Unternehmen oft höhere Gewinne erzielen, als sie in einem unregulierten Wettbewerbsmarkt verdient hätten. >Anreize, >Profit, >Märkte.
Henderson I 83
Marktregulierung/Peltzman/Henderson/Globerman: Eine zentrale Schlussfolgerung von Peltzmans Modell ist, dass das Ergebnis des Angebots- und Nachfrageprozesses darin besteht, dass die Produzenten nicht als alleinige Nutznießer des Regulierungsprozesses auftreten müssen. >Regulierung/Peltzman.
Kosten und Nutzen: Da die Kosten für die Organisation einer kohärenten Lobbygruppe nur ein Faktor sind, der Einfluss darauf hat, wer günstige Regulierungsergebnisse erzielt, ist die Verteilung von Nutzen und Kosten von Regulierungsentscheidungen wahrscheinlich diffuser, als das Paradigma von Konzentration und Streuung vorhersagt.
Henderson I 84
Beispiel: die Kanadische Radio- und Fernsehkommission (CRTC), die kanadische Version der amerikanischen Federal Communications Commission. Die CRTC verbietet es ausländischen Sendern, Kanadier mit Rundfunkdiensten zu versorgen, die direkt von außerhalb Kanadas gesendet werden. Dies schützt die kanadischen Sender vor dem Wettbewerb mit Ausländern und ermöglicht ihnen, höhere Preise für Werbung zu verlangen. Vgl. >Merkantilismus.
Die CRTC erlaubt es den kanadischen Sendern jedoch nicht, den gesamten finanziellen Gewinn aus dem ihnen gewährten Schutz zu ziehen. Insbesondere müssen sie einen erheblichen Anteil an „kanadischen Inhalten“ produzieren und verbreiten. Die Sender müssen Kanadier bevorzugen, die in der Film-, Fernseh- und Musikindustrie tätig sind, auch wenn es für kanadische Sender billiger und profitabler wäre, ausländische Programme zu lizenzieren, vor allem von US-amerikanischen Urheberrechtsinhabern.
>Urheberrecht.
Quersubventionierung/Gewinne: Kurz gesagt, die CRTC betreibt Quersubventionierung. Als Gegenleistung für den Schutz vor ausländischer Konkurrenz müssen die kanadischen Sendeanstalten einen Teil der höheren Gewinne, die sie durch die von der Regulierungsbehörde geschaffene Monopolstellung erzielen, mit den kanadischen Produzenten, Künstlern, Autoren und anderen Mitwirkenden an inländischen Programmen „teilen“. Die „Verlierer“ sind die kanadischen Verbraucher, die höhere Preise für ihre Abonnements bei Kabel- und Satellitenanbietern und (indirekt) höhere Preise für Produkte zahlen, für die in kanadischen Vertriebskanälen geworben wird.

Peltzman I
Samuel Peltzman
Political Participation and Government Regulation (History, Culture, and Life) Chicago: University of Chicago Press 1998

Henderson I
David R. Henderson
Steven Globerman
The Essential UCLA School of Economics Vancouver: Fraser Institute. 2019
Mikropolitik Deleuze Gaus I 51
Mikropolitik/Deuleuze/Guattari/Bennett: Postmoderne Theoretisierung lenkt die Aufmerksamkeit auf das sozial transformative Potenzial mikropolitischer Praktiken. Sie besteht auf den Verbindungen zwischen Mikropolitik und Makropolitik. >Postmoderne, >Politik.
Def Mikropolitik/Deuleuze/Guattari: Deleuze und Guattari verwenden den Begriff Mikropolitik, um einen Bereich von Aktivitäten zu benennen, die öffentlich wirken - die zur Gestaltung des Tenors des kollektiven Lebens beitragen -, die aber nicht in die traditionellen Paradigmen politischen Handelns passen. Mikropolitische Aktivitäten sind keine offiziellen Handlungen von Präsidenten oder Parlamenten, und sie zielen oft nicht direkt auf Wahlen oder legislative Agenden ab. Vielmehr sind die Hauptakteure der Mikropolitik Fernsehsendungen, Filme, militärisches Training, Berufstreffen, Gottesdienste, Clubs, Nachbarschaftsbanden und Internet-Mobilisierungen. Ihre Hauptziele sind körperliche Beeinflussung sowie die Beeinflussung von sozialen Temperamenten, politische Stimmungen und kulturelle Empfindungen. Die Betonung von mikropolitischen Fragen folgt aus der Überzeugung heraus, dass politische (und alle anderen menschlichen) Handlungen, einschließlich makropolitischer Handlungen, eine unverzichtbare somatische und affektive Dimension haben.
Teilweise als Antwort auf die marxistische Kritik ist der Begriff der Mikropolitik eine eher intersubjektive und kollektivistische Version von Foucaults Vorstellung von Technologien oder Praktiken des Selbst, die er als die Mittel definierte, mit denen Menschen "eine bestimmte Anzahl von Operationen an ihrem eigenen Körper und ihrer Seele, ihren Gedanken, ihrem Verhalten und ihrer Seinsweise vornehmen, um sich selbst zu transformieren" (1988: 18)(1).
Stimmungen und Affekte sollen auch für das öffentliche Leben insofern von Bedeutung sein, als sie die motivierende Energie liefern können, die erforderlich ist, um intellektuelle Verpflichtungen oder politische Prioritäten durchzusetzen - um sie in Tatsachen zu verwandeln.


1. Foucault, Michel (1988) Care of the Self: The History of Sexuality, Volume III. New York: Random House.

Jane Bennett, 2004. „Postmodern Approaches to Political Theory“. In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications.

Deleuze I
Gilles Deleuze
Felix Guattari
Was ist Philosophie? Frankfurt/M. 2000

Hum I
G. Deleuze
David Hume , Frankfurt 1997

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004
Mikropolitik Guattari Mikropolitik/Deuleuze/Guattari/Bennett: Postmoderne Theoretisierung lenkt die Aufmerksamkeit auf das sozial transformative Potenzial mikropolitischer Praktiken. Sie besteht auf den Verbindungen zwischen Mikropolitik und Makropolitik.
>Postmoderne, >Politik.
Def Mikropolitik/Deuleuze/Guattari: Deleuze und Guattari verwenden den Begriff Mikropolitik, um einen Bereich von Aktivitäten zu benennen, die öffentlich wirken - die zur Gestaltung des Tenors des kollektiven Lebens beitragen -, die aber nicht in die traditionellen Paradigmen politischen Handelns passen. Mikropolitische Aktivitäten sind keine offiziellen Handlungen von Präsidenten oder Parlamenten, und sie zielen oft nicht direkt auf Wahlen oder legislative Agenden ab. Vielmehr sind die Hauptakteure der Mikropolitik Fernsehsendungen, Filme, militärisches Training, Berufstreffen, Gottesdienste, Clubs, Nachbarschaftsbanden und Internet-Mobilisierungen. Ihre Hauptziele sind körperliche Beeinflussung sowie die Beeinflussung von sozialen Temperamenten, politische Stimmungen und kulturelle Empfindungen. Die Betonung von mikropolitischen Fragen folgt aus der Überzeugung heraus, dass politische (und alle anderen menschlichen) Handlungen, einschließlich makropolitischer Handlungen, eine unverzichtbare somatische und affektive Dimension haben.
Teilweise als Antwort auf die marxistische Kritik ist der Begriff der Mikropolitik eine eher intersubjektive und kollektivistische Version von Foucaults Vorstellung von Technologien oder Praktiken des Selbst, die er als die Mittel definierte, mit denen Menschen "eine bestimmte Anzahl von Operationen an ihrem eigenen Körper und ihrer Seele, ihren Gedanken, ihrem Verhalten und ihrer Seinsweise vornehmen, um sich selbst zu transformieren" (1988: 18)(1).
Stimmungen und Affekte sollen auch für das öffentliche Leben insofern von Bedeutung sein, als sie die motivierende Energie liefern können, die erforderlich ist, um intellektuelle Verpflichtungen oder politische Prioritäten durchzusetzen - um sie in Tatsachen zu verwandeln.


1. Foucault, Michel (1988) Care of the Self: The History of Sexuality, Volume III. New York: Random House.

Jane Bennett, 2004. „Postmodern Approaches to Political Theory“. In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications.
Politik Morozov I 103
Politik/Internet/Morozov: Die deutsche Piratenpartei wurde von dem Grünen Volker Beck beschuldigt, Inhalte anderer Parteien in ihrem Liquid Feedback System in einer Form zu diskutieren, die nahelegt, es handele sich um die eigenen Inhalte der Piratenpartei. Dazu kam es, weil diese Inhalte aus dem Internet heruntergeladen worden waren.(1)
I 106
Morozov: Im amerikanischen Kontext ist Liquid Feedback eine Lösung für ein Problem, das es nicht gibt; beide Parteien verlassen sich bereits auf hochentwickelte Microtargeting-Tools, um unsere geheimsten Wünsche und Bedürfnisse aufzudecken und anzusprechen. >Internet/Morozov.
I 111
Politik/Internet/Zuckerberg/Morozov: 2008 verkündete Mark Zuckerberg: wir sind jetzt an einem Punkt, wo eine Menge dieser Anwendungen effizient genug sind, dass Menschen eine Stimme haben, ohne dass sie eine große Organisation mit Millionen von anderen brauchen und eine Ausstattung mit Millionen von Dollar, um für eine bestimmte Sache zu kämpfen.(2) Morozov: das führte schnell zu Projekten wie ruck.us, mitbegründet von Nathan Daschle Sohn des früheren demokratischen Senators Tom Daschle. Mit dieser Webseite sollen die beiden ((s) großen us-amerikanischen) Parteien ersetzt werden um „das Internet“ zum hauptsächlichen Sprachrohr politischen Ausdruckswillens zu machen.
Ruck.us/Morozow: Ruck.us funktioniert so: Mit der Anmeldung auf der Seite beantwortet man einige Fragen über seine politischen Präferenzen, wie z.B: ob die Regierung bei der Gestaltung des Erziehungswesens eine Rolle spielen sollte. Danach wird die „politische DNA“ des Users erstellt und nachgesehen, mit welchen anderen Usern er übereinstimmt. Ähnlich wie Netflix, dass einem Filme empfiehlt, je nach der Einstufung des Profils.(3)
I 113
Dave KarpfVsRuck.us/KarpfVsDaschle: Solche Ansätze haben alle denselben Fehler: sie behandeln Politik als eine Art Markt. Aber das Zwei-Parteien-System bildet keinen Markt (4) >Märkte.
I 134
Politik/Internet/Morozov: Am deutlichsten wird die Verachtung, die Geeks für Politik übrig haben bei gleichzeitiger Hochachtung vor Verwaltung in einem Interview mit Bill Maris, dem Kopf des Risikofonds von Google (5) Laut Maris verbringen Politiker die meiste Zeit in der Politik ohne Anreize für wirkliche Veränderungen.
1. Westervelt, “A Party on the Rise, Germany’s Pirates Come Ashore,” NPR, June 6, 2012, http:// www.npr.org/ 2012/ 06/ 06/ 154388897/ a-party-on-the-rise-germanys-pirates-come-ashore.; “Sinking Ship: Voters Growing Disillusioned with Germany’s Pirate Party,” Der Spiegel, October 25, 2012, http:// www.spiegel.de/ international/ germany/ german-voters-grow-disillusioned-with-pirate-party-a-863234. html.
2. Mark Zuckerberg in an interview with Sarah Lacy at SXSW 2008. Video is available at http:// allfacebook.com/ mark-zuckerberg-sarah-lacy-interview-video_b1063.
3. Alex Fitzpatrick, “Ruck.Us Breaks Up Party Politics on the Social Web,” Mashable, May 11, 2012, http:// mashable.com/ 2012/ 05/ 11/ ruckus.
4. Steve Freiss, “Son of Democratic Party Royalty Creates a Ruck.us,” Politico, June 26, 2012, http:// www.politico.com/ news/ stories/ 0612/ 77847. html.
5. David Ewing Duncan, “Why Do Our Best and Brightest End Up in Silicon Valley and Not D.C.?,” The Atlantic, May 6, 2012, http:// www.theatlantic.com/ technology/ archive/ 2012/ 05/ why-do-our-best-and-brightest-end-up-in-silicon-valley-and-not-dc/ 256767.

Morozov I
Evgeny Morozov
To Save Everything, Click Here: The Folly of Technological Solutionism New York 2014
Prinzipien Rorty II 43
Prinzip/Gültigkeit/Geltung/RortyVsHabermas: Die Frage der »inneren Gültigkeit« der Prinzipien wird sich nicht stellen. Vor allem nicht, ob es sich um »universell gültige« handelt. Das einzige, was eine Gesellschaft davor bewahrt, die institutionalisierte Demütigung der Schwachen selbstverständlich zu finden, ist eine detaillierte Beschreibung dieser Demütigungen. Solche Beschreibungen werden von Journalisten, Anthropologen, Soziologen, Romanautoren, Dramatikern, Filmemachern und Malern gegeben.
Vgl. >Geltung/Habermas, >Geltungsansprüche/Habermas, >Gesellschaft/Habermas, >Ungleichheit/Habermas.

VI 120
Prinzip/Rationalität/Hintergrund/Searle/Rorty: (mit Wittgenstein): Für die westliche rationalistische Tradition gibt es Prinzipien, die nicht als eine Theorie funktionieren (Rorty pro). Sie fungieren vielmehr als Hintergrund. >Hintergrund/Searle, >Hintergrund/Habermas, >Rationalität.

Rorty I
Richard Rorty
Der Spiegel der Natur Frankfurt 1997

Rorty II
Richard Rorty
Philosophie & die Zukunft Frankfurt 2000

Rorty II (b)
Richard Rorty
"Habermas, Derrida and the Functions of Philosophy", in: R. Rorty, Truth and Progress. Philosophical Papers III, Cambridge/MA 1998
In
Philosophie & die Zukunft, Frankfurt/M. 2000

Rorty II (c)
Richard Rorty
Analytic and Conversational Philosophy Conference fee "Philosophy and the other hgumanities", Stanford Humanities Center 1998
In
Philosophie & die Zukunft, Frankfurt/M. 2000

Rorty II (d)
Richard Rorty
Justice as a Larger Loyalty, in: Ronald Bontekoe/Marietta Stepanians (eds.) Justice and Democracy. Cross-cultural Perspectives, University of Hawaii 1997
In
Philosophie & die Zukunft, Frankfurt/M. 2000

Rorty II (e)
Richard Rorty
Spinoza, Pragmatismus und die Liebe zur Weisheit, Revised Spinoza Lecture April 1997, University of Amsterdam
In
Philosophie & die Zukunft, Frankfurt/M. 2000

Rorty II (f)
Richard Rorty
"Sein, das verstanden werden kann, ist Sprache", keynote lecture for Gadamer’ s 100th birthday, University of Heidelberg
In
Philosophie & die Zukunft, Frankfurt/M. 2000

Rorty II (g)
Richard Rorty
"Wild Orchids and Trotzky", in: Wild Orchids and Trotzky: Messages form American Universities ed. Mark Edmundson, New York 1993
In
Philosophie & die Zukunft, Frankfurt/M. 2000

Rorty III
Richard Rorty
Kontingenz, Ironie und Solidarität Frankfurt 1992

Rorty IV (a)
Richard Rorty
"is Philosophy a Natural Kind?", in: R. Rorty, Objectivity, Relativism, and Truth. Philosophical Papers Vol. I, Cambridge/Ma 1991, pp. 46-62
In
Eine Kultur ohne Zentrum, Stuttgart 1993

Rorty IV (b)
Richard Rorty
"Non-Reductive Physicalism" in: R. Rorty, Objectivity, Relativism, and Truth. Philosophical Papers Vol. I, Cambridge/Ma 1991, pp. 113-125
In
Eine Kultur ohne Zentrum, Stuttgart 1993

Rorty IV (c)
Richard Rorty
"Heidegger, Kundera and Dickens" in: R. Rorty, Essays on Heidegger and Others. Philosophical Papers Vol. 2, Cambridge/MA 1991, pp. 66-82
In
Eine Kultur ohne Zentrum, Stuttgart 1993

Rorty IV (d)
Richard Rorty
"Deconstruction and Circumvention" in: R. Rorty, Essays on Heidegger and Others. Philosophical Papers Vol. 2, Cambridge/MA 1991, pp. 85-106
In
Eine Kultur ohne Zentrum, Stuttgart 1993

Rorty V (a)
R. Rorty
"Solidarity of Objectivity", Howison Lecture, University of California, Berkeley, January 1983
In
Solidarität oder Objektivität?, Stuttgart 1998

Rorty V (b)
Richard Rorty
"Freud and Moral Reflection", Edith Weigert Lecture, Forum on Psychiatry and the Humanities, Washington School of Psychiatry, Oct. 19th 1984
In
Solidarität oder Objektivität?, Stuttgart 1988

Rorty V (c)
Richard Rorty
The Priority of Democracy to Philosophy, in: John P. Reeder & Gene Outka (eds.), Prospects for a Common Morality. Princeton University Press. pp. 254-278 (1992)
In
Solidarität oder Objektivität?, Stuttgart 1988

Rorty VI
Richard Rorty
Wahrheit und Fortschritt Frankfurt 2000
Privatsphäre Zittrain I 114
Privatsphäre/Internet/Zittrain: Die schwarzen Listen der anstößigen Websites, die von kommerziellen Filterprogrammen verwaltet werden, sind ständig überladen und ordnen Websites fälschlicherweise in Kategorien ein, zu denen sie nicht gehören. Als beispielsweise die US-Regierung einen Dienst zur Unterstützung der Iraner bei der Überwindung der von der iranischen Regierung auferlegten Internetfilterung sponserte, versuchte der von den USA gesponserte Dienst wiederum, pornografische Websites herauszufiltern, so dass die Iraner den Umgehungsdienst nicht nutzen würden, um Pornografie zu erhalten. Der Dienst filterte jede Website mit "ass" in seinem Domainnamen - einschließlich usembassy.state.gov, dem Online-Portal des US-Außenministeriums für ihre eigenen Auslandsmissionen.(1)
I 195
Einige Benutzer haben so begonnen, Tools wie Blossom einzusetzen, wobei einzelne PC-Benutzer zustimmen können, ihre Internetverbindungen freizugeben, damit andere das Internet aus ihrer Sicht sehen können.(2) Da sich Staaten zunehmend auf ihre inländischen ISPs und ausländische Online-Dienstleister verlassen, um bestimmte Inhalte zu filtern, kann ein Tool wie Blossom es jemandem in China ermöglichen, das Internet so zu sehen, als ob er oder sie ein New Yorker wäre, und umgekehrt.
I 210
Das Wesen von Privacy 2.0 besteht darin, dass die Regierung oder Unternehmen oder andere Vermittler nicht die Quelle der Überwachung sein müssen. Peer-to-Peer-Technologien können Kontrollpunkte und Gatekeeper bei der Übertragung von persönlichen Daten und Informationen ebenso eliminieren wie bei Filmen und Musik. Die durch das generative Internet hervorgerufenen geistigen Eigentumskonflikte, bei denen man immer noch große Mengen urheberrechtlich geschützter Musik ohne Angst vor Konsequenzen kopieren kann, sind Proben für die Probleme von Privacy 2.0.(3)
I 214
Wer wurde in den letzten sechs Monaten in der Nähe des Eingangs zur örtlichen Klinik für geplante Elternschaft gesehen? Die Antworten müssen nicht von Regierungs- oder Firmenkameras kommen, die zumindest teilweise durch wohlüberlegte Datenschutzrichtlinien von Privacy 1.0 vor Missbrauch geschützt sind. Stattdessen kommen die Antworten von einer mächtigeren, generativeren Quelle: einer Armee von Fotografen aus aller Welt, einschließlich Touristen, die ihre Fotos online weitergeben, ohne feste (oder legitime) Erwartungen, wie sie als nächstes verwendet und wiederverwendet werden könnten.
I 221
Datenschutz 2.0: Das zentrale Problem ist, dass die Organisationen, die Aufzeichnungen von identifizierbaren persönlichen Daten erstellen, pflegen, nutzen und verbreiten, nicht mehr nur "Organisationen" sind - sie sind Menschen, die Bilder machen und sie online streamen, die über ihre Reaktionen auf einen Vortrag, einen Kurs oder ein Essen bloggen und auf sozialen Seiten umfangreiche Beschreibungen ihrer Freunde und Interaktionen veröffentlichen. Diese Datenbanken werden so leistungsfähig, wie die großen Institutionen, die sie bevölkern und zentral definieren.
1. OpenNet Initiative, Unintended Risks and Consequences of Circumvention Technologies (May 5, 2004), http://www.opennetinitiative.net/advisories/001/.
2. Geoff Goodell et al., Blossom: A Perspective Access Network, http://afs.eecs.harvard.edu/-goodell/blossom (last visited May 15, 2007) (describing the philosophy, design objectives, and implementation of the Blossom network, which seeks to allow users to specify the perspective from which they view Internet resources).
3. The largest difference may arise from the fact that invasions of privacy implicate the dignity of individuals rather than firms’ profits, and thus there is no natural lobby to organize against this personal intrusion.

Zittrain I
Jonathan Zittrain
The Future of the Internet--And How to Stop It New Haven 2009
Realität Baudrillard Blask I 10
Realität/Baudrillard These: Diagnose des Verschwindens des Realen zugunsten von Simulation und Hyperrealität.
Blask I 31
Def Hyperrealität/Baudrillard: zunächst existiert das Modell, bzw. endlos in sich selbst kreisende Modelle und dann erst die Ereignisse! Es gibt keinen Manipulator! Als wäre Krieg nur ein Test dafür, ob es noch Kriege geben kann. Bsp Spielfilm »Unternehmen Capricorn«: die NASA inszeniert aus technischen Gründen eine bemannte Marsexpedition im Studio. >Hyper-Realität/Baudrillard, >Zeitliche Identität, >Wahrnehmung, >Sehen, >Bild, >Welt/Denken, >Simulakra/Baudrillard, >Zeichen.

Baud I
J. Baudrillard
Simulacra and Simulation (Body, in Theory: Histories) Ann Arbor 1994

Baud II
Jean Baudrillard
Der symbolische Tausch und der Tod Berlin 2009

Blask I
Falko Blask
Jean Baudrillard zur Einführung Hamburg 2013
Rechte Steiner Gaus I 127
Rechte/Hillel Steiner/Gaus/Mack: Steiner(1) behauptet, dass seine Darstellung der Freiheit als Eigentumsrecht eine Tugend hat, die in den konkurrierenden Theorien der Rechte fehlt: die Kombinierbarkeit. Wenn Rechte in Form von vorsätzlichen Handlungen definiert werden - z.B. ich habe das Recht, morgen einen Film zu sehen, und Sie haben das Recht, morgen ein Gebäude zu zerstören - können sie miteinander in Konflikt geraten: "Ob es sich bei dem Gebäude, das Sie morgen Nachmittag zerstören, um gemeinsam aufführbare Handlungen handelt oder nicht, hängt unter anderem davon ab, ob es sich bei dem Gebäude, das Sie zerstören wollen, um das Kino handelt, das ich besuchen will. Wenn und nur wenn jeder von uns die Pflicht hat, diese Handlungen auszuführen, dann sind diese beiden Pflichten unvereinbar, ebenso wie die jeweiligen Rechte, die sie korrelativ mit sich bringen"(1994(1):91-2). Gaus: Steiner argumentiert daher, dass die Kombinierbarkeit eines Rechtssystems - die Erfüllung aller korrelativen Pflichten ist notwendigerweise gemeinsam möglich - nur dann gewährleistet werden kann, wenn die Rechte in Form von Eigentum über eine "Menge von Erweiterungselementen" (Kontrolle über Objekte, Zeitorte usw.) definiert werden.
>Freiheit/Hillel Steiner, >Gerechtigkeit/Hillel Steiner.

1. Steiner, Hillel (1994) An Essay on Rights. Cambridge, MA: Blackwell.

Mack, Eric and Gaus, Gerald F. 2004. „Classical Liberalism and Libertarianism: The Liberty Tradition.“ In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications.

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004
Robbers Cave Experiment Sherif Haslam I 146
Robbers Cave Experiment/Sherif: Um Phänomene zwischen den Gruppen zu verstehen (d.h. die Art und Weise, wie sich Gruppen zueinander verhalten) glaubte [Sherif], dass es wichtig sei, einen gruppenübergreifenden Ansatz zu verfolgen. Als Psychologe betrachtete er die "Wahrnehmung der sozialen Welt" des Einzelnen, gepaart mit dem "Lernen darüber" des Einzelnen und der Beurteilung und Bewertung derselben, als einen Schwerpunkt seiner Analyse (Sherif und Sherif, 1969(1): 8).
Haslam I 149
Robbers Cave Experiment: war das dritte von drei Experimenten, später "Jungen-Camp Studien" genannt. Die erste Phase in allen drei Studien war eine der inneren Gruppenbildung vor allen nachfolgenden Interaktionen zwischen den Gruppen. In den ersten beiden Tagen der Experimente 1 und 2 hatten alle Jungen die Möglichkeit, spontane, zwischenmenschliche Freundschaften zu entwickeln. Nach dieser Zeit ordneten die Experimentatoren die Jungen jedoch systematisch zwei verschiedenen Kategorien zu. Diese durchschnitten alle Freundschaften, die sie ursprünglich geschlossen hatten, so dass die Freunde nun getrennt waren. Auf diese Weise konnten die Forscher das Entstehen von Gruppenprozessen beobachten, ohne dass bereits Verbindungen bestanden. Experiment 3 brachte zwei Jungen auf die Forschungslager und hielt sie für die gesamte Phase 1 getrennt. Die Jungen führten eine Reihe von Aktivitäten durch, die voneinander abhängige Interaktionen und gemeinsame Ziele erforderten.
Haslam I 150
Phase 1: Hier versuchten die Experimentatoren, den Wettbewerb innerhalb der sich bildenden Gruppen zu begrenzen. Die Jungen differenzierten sich in die Rollen von Führern und Anhängern, und es entstanden Verhaltensnormen. Jungen, die diese Normen überschritten, wurden auf verschiedene Weise bestraft. Phase 2: Nachdem Sherif zwei verschiedene Gruppen gebildet hatte, wollte er das Auftreten negativer Einstellungen und Verhaltensweisen zwischen den Gruppen untersuchen.
Verhalten: Frage: Sind die Einstellungen und Verhaltensweisen zwischen den Gruppen - wie Vorurteile und Diskriminierungen - von spezifischen, materiellen Beziehungen zwischen den Gruppen geprägt?
Haslam I 151
Erste Studie (1954): In dieser Studie wussten die Jungen zunächst nicht von der Existenz der anderen Gruppe. Es wurde festgestellt, dass bereits vor dem eigentlichen Kontakt zwischen Gruppen negative Einstellungen geäußert wurden. (Sherif et al. 1961(2): 94-95). Die Jungen äußerten auch sehr voreingenommene Einstellungen. Als die beiden Gruppen schließlich zusammengebracht wurden, tat Sherif dies mit dem spezifischen Ziel, die Rolle des gruppenübergreifenden Wettbewerbs um begrenzte und wertvolle Ressourcen zu untersuchen. Er sagte voraus, dass ein solcher gruppenübergreifender Wettbewerb zu Feindseligkeiten zwischen den Gruppen, negativen Stereotypen zwischen den Gruppen und einer verstärkten Solidarität innerhalb der Gruppe führen würde. Bei all diesen Wettbewerben wurden die ursprünglichen Gruppen, die sich in Phase 1 entwickelten, beibehalten. Im weiteren Verlauf des Wettbewerbs wurden zunehmend negative intergruppenspezifische Einstellungen geäußert.
Haslam I 152
Der konzerninterne Wettbewerb führte auch zu Veränderungen in den konzerninternen Beziehungen. Nachdem sich in Phase 2 der breitere soziale Kontext verändert hatte, führte dies auch zu Veränderungen in den Rollenstrukturen. So verlor beispielsweise ein Gruppenführer der Phase 1 während der Phase 2 an Macht, als er seine Zurückhaltung im Outgroup-Wettbewerb zum Ausdruck brachte. Die Anforderungen an eine Führungskraft variierten dramatisch in Abhängigkeit von Veränderungen im sozialen Kontext. Phase 3: Reduzierung des Intergruppenkonflikts: Im Feldexperiment 1949 wurde eine Deeskalation der Intergruppenfeindlichkeit beobachtet, als die beiden Gruppen zusammenkamen, um gegen ein externes Baseballteam anzutreten.
Sherif et al. 1. These: Die gruppenübergreifende Zusammenarbeit gegen einen Dritten ("ein gemeinsamer Feind") könnte ein Weg sein, um die Harmonie zwischen den beiden ursprünglichen Feinden zu fördern.
Haslam I 153
Robbers Cave Experiment: (das Experiment fand 1954 statt) hier wurde die Konfliktreduktion systematisch untersucht. Es stellte sich heraus, dass der Kontakt zwischen den Gruppen ohne Konkurrenz (z.B. beim Anschauen von Filmen) unwirksam war, um die Feindseligkeit zu verringern. (Sherif et al. 1961(2): 209). 2. These: Negative Einstellungen und Verhaltensweisen zwischen den Gruppen würden reduziert, wenn nicht sogar eliminiert, unter Bedingungen, unter denen die beiden Gruppen zur Erreichung eines gemeinsam geschätzten, übergeordneten Ziels zusammenarbeiten müssten. Wichtig für Sherif ist, dass die Erreichung dieses Ziels nicht "durch die Bemühungen einer Gruppe allein" erreicht werden konnte (Sherif et al., 1961(2): 52).
Ergebnis: Die kooperativen Aufgaben reduzierten die Feindseligkeiten und auch die Bewertungen zwischen den Gruppen. >Robbers Cave Experiment/Psychologische Theorien.
>Gruppenverhalten, >Gruppenkohäsion, >Gruppendenken, >Soziale Beziehungen, >Soziale Dominanz, >Soziale Gruppen, >Soziale Identität, >Soziale Kompetenz, >Sozialer Status, >Soziales Verhalten, >Wettbewerb, >Führung.

1. Sherif, M. and Sherif, C.W. (1969) Social Psychology. New York: Harper & Row.
2. Sherif, M., Harvey, O.J., White, B.J., Hood, W.R. and Sherif, C.W. (1961) Intergroup Conflict and Cooperation: The Robbers Cave Experiment. Norman, OK: Institute of Group Relations, University of Oklahoma.


Michael W. Platow and John A. Hunter, „ Intergroup Relations and Conflicts. Revisiting Sherif’s Boys’ Camp studies“, in: Joanne R. Smith and S. Alexander Haslam (eds.) 2017. Social Psychology. Revisiting the Classic studies. London: Sage Publications

Haslam I
S. Alexander Haslam
Joanne R. Smith
Social Psychology. Revisiting the Classic Studies London 2017
Soziales Lernen Bandura Upton I 11
Soziales Lernen/Bandura/Upton: Laut Banduras Theorie des sozialen Lernens (1963)(1) lernen Menschen durch die Beobachtung des Verhaltens und der Einstellungen anderer und nutzen dies als Modell für ihr eigenes Verhalten. Bedingungen:

Aufmerksamkeit: Damit das Verhalten erlernt werden kann, muss der Beobachter das modellierte Verhalten sehen.
Speicherung: Der Beobachter muss sich an das modellierte Verhalten erinnern können.
Wiedergabe: Der Beobachter muss über die entsprechenden Fähigkeiten verfügen, um die Handlung zu reproduzieren.
Motivation: Der Beobachter muss motiviert sein, die von ihm beobachtete und erinnerte Handlung auszuführen, und er muss die Möglichkeit dazu haben. Die Verstärkung des Verhalten des Modells kann eine Motivation sein, während eine Bestrafung die Wiederholung des Verhaltens verhindern kann.

Upton I 12
Verhalten/BanduraVsWatson/Bandura: Der Beobachter wird das Verhalten des Modells nur dann imitieren, wenn das Modell Eigenschaften besitzt, die der Beobachter für attraktiv oder wünschenswert hält. Deshalb imitieren wir nicht immer die Handlungen anderer. Wir entscheiden, wen wir imitieren - Lernen ist keine automatische Reaktion, sondern hängt sowohl von internen als auch von umweltbezogenen Prozessen ab. Theorie des sozialen Lernens/Upton: Die Theorie des sozialen Lernens wurde manchmal als Brücke zwischen verhaltenstheoretischen und kognitiven Lerntheorien bezeichnet, weil sie Aufmerksamkeit, Erinnerung und Motivation umfasst.
>Aufmerksamkeit, >Gedächtnis, >Motivation, >Lernen.

1. Bandura, A., Ross, D., & Ross, S. A. (1963). Imitation of film-mediated aggressive models. The Journal of Abnormal and Social Psychology, 66(1), 3–11. https://doi.org/10.1037/h0048687

Upton I
Penney Upton
Developmental Psychology 2011
Spam KI-Forschung Norvig I 865
Spam/KI-Forschung/Norvig/Russell: Sprachidentifizierung und Genre-Klassifizierung sind Beispiele für die Textklassifizierung, ebenso wie die Sentimentanalyse (Einstufung einer Film- oder Produktrezension als positiv oder negativ) und die Spam-Erkennung (Einstufung einer E-Mail als Spam oder Nicht-Spam). Da "Nicht-Spam" ungeschickt ausgedrückt ist, haben Forscher den Begriff "Ham" für Nicht-Spam geprägt. Wir können die Spam-Erkennung als ein Problem beim >überwachten Lernen behandeln.
Norvig I 866
Im Ansatz des maschinellen Lernens stellen wir die Nachricht als eine Menge von Merkmal/Wert-Paaren dar und wenden einen Klassifikationsalgorithmus h auf den Merkmalsvektor X an. Wir können die Sprachmodellierung und den Ansatz des maschinellen Lernens kompatibel machen, indem wir uns die n-Gramme als Merkmale vorstellen. Dies ist am einfachsten mit einem Unigramm-Modell zu erkennen. Die Merkmale sind die Wörter im Vokabular (...) und die Werte sind die Anzahl, wie oft jedes Wort in der Nachricht erscheint. Dadurch wird der Merkmalsvektor groß und dünn. Wenn es 100.000 Wörter im Sprachmodell gibt, dann hat der Merkmalsvektor eine Länge von 100.000, bei einer kurzen E-Mail-Nachricht hingegen haben fast alle Merkmale die Anzahl Null. Diese Unigramm-Darstellung wurde als das Modell der Worttasche (engl. bag of words) bezeichnet. Man kann sich das Modell so vorstellen, dass man die Wörter des Übungskorpus in eine Tasche steckt und dann die Wörter einzeln auswählt. Die Reihenfolge der Wörter geht dabei verloren; ein Unigramm-Modell gibt jeder Permutation eines Textes die gleiche Wahrscheinlichkeit. Bei n-Gramm-Modellen höherer Ordnung bleibt ein gewisser lokaler Begriff der Wortstellung erhalten. Bei Bigrammen und Trigrammen wird die Anzahl der Merkmale quadriert oder kubiert und wir können weitere, nicht n-Gramm-Merkmale hinzufügen, wie z.B.: die Zeit, zu der die Nachricht gesendet wurde, ob eine URL oder ein Bild Teil der Nachricht ist, eine ID-Nummer für den Absender der Nachricht, die Anzahl der früheren Spam- und Ham-Nachrichten des Absenders und so weiter. >Sprachmodelle/Norvig, >Datenkompression/Norvig.
Norvig I 867
Datenkompression: Um eine Klassifizierung durch Kompression durchzuführen, werfen wir zunächst alle Spam-Trainingsnachrichten in einen Topf und komprimieren sie als
Norvig I 867
eine Einheit. Wir tun dasselbe für den "Ham". Wenn wir dann eine neue zu klassifizierende Nachricht erhalten, hängen wir sie an die Spam-Nachrichten an und komprimieren das Ergebnis. Wir hängen sie auch an den "Ham" an und komprimieren ihn. Welche Klasse besser komprimiert wird, d.h. welche, die weniger zusätzlichen Bytes für die neue Nachricht hinzufügt, ist die vorhergesagte Klasse. Die Idee dahinter ist, dass eine Spam-Nachricht dazu neigt, Wörterbucheinträge mit anderen Spam-Nachrichten zu teilen und daher besser komprimiert wird, wenn sie an eine Sammlung angehängt wird, die bereits das Spam-Wörterbuch enthält. Experimente mit kompressionsbasierter Klassifikation an einigen der Standardkorpora zur >Textklassifikation.

Norvig I
Peter Norvig
Stuart J. Russell
Artificial Intelligence: A Modern Approach Upper Saddle River, NJ 2010
Sprachentstehung Deacon I 25
Sprachentstehung/Evolution/Deacon: Sprache ist eine der auffälligsten verhaltensmäßigen Adaptionen unseres Planeten. Sprachen haben sich nur ein einer Spezies entwickelt, nur auf eine Weise, ohne Vorläufer - außer in einem sehr verallgemeinerten Sinn. Die Unterschiede zwischen Sprache und allen anderen Kommunikationsformen sind erheblich. >Sprache, >Kommunikation.
Das schlägt sich auch in der Anatomie des Menschen nieder, insbesondere des Gehirns und des Stimmapparats. Diese Unterschiede können wir in lebenden Spezies feststellen.
I 34
Sprachentstehung/Mensch/Tier/Deacon: Die Unvergleichbarkeit menschlicher und nichtmenschlicher Kommunikation hat zu übertriebenen und untragbaren Interpretationen der Sprachentstehung geführt.
I 35
Bsp Die Behauptung, das Sprache aus einer bestimmten Verschaltung im Gehirn entsteht, die einmalig ist, ist nicht bloß die Behauptung, dass es ein einmaliges neurologisches Merkmal ist, das mit diesem einmaligen Verhalten korreliert ist, sondern auch, dass damit eine wesentliche biologische Diskontinuität vorliegt. DeaconVs: Das ist eine moderne Mythologie, nach der wir einem Affen einen Sprachcomputer in die Hand gegeben hätten. Das erinnert mich an den Film „Short Circuit“.
I 44
Sprachentstehung/Deacon: These: Sprache und Gehirn sind in gemeinsamer Evolution komplexer geworden und so gestaltet worden, wie sie heute sind. Wenn wir heute auch keine einfachen Sprachen finden, waren die Anfänge dennoch sicher einfacher als die heute so vorzufindenden Sprachen. Irgendwo in dieser Entwicklung wurde die Schwelle zur äußerst schwierigen symbolischen Referenz überschritten. >Symbolische Referenz, >Symbole/Deacon, >Referenz.
I 105 – 110
Sprachentstehung/DeaconVsChomsky/Deacon: Warum treffen Kinder so oft die richtige Wahl, wenn sie grammatische Regeln ausprobieren? Es ist die Sprache, die sich „benutzerfreundlich“ entwickelt. Sprache entwickelt sich schneller als Gehirne während der Evolution.
>Evolution.
So wie man Delphinen nur Kunststücke beibringen kann, die sie von sich aus schon ansatzweise vollführen, wenn sie guter Laune sind. Dabei ist die Sprache in ihrer Entwicklung aber nicht so eingeschränkt wie die Benutzeroberfläche eines Computers, die letztlich durch die Gestaltung der Ingenieure vorgegeben ist.
Sprache hat sich im Hinblick auf Reproduzierbarkeit entwickelt, in Relation zum Selektionsdruck durch menschliche Benutzer. Sprache, die leichter lernbar ist, setzt sich stärker durch.
Pointe: Dabei muss man nicht annehmen, wie Chomsky es tut, dass Kinder besonders schlau wären.
I 111
Es ist hilfreich sich vorzustellen, Sprache sei eine parasitäre Lebensform, die in Gehirnen nistet, um sich zu reproduzieren.
I 112
Deacon/Morton Christiansen: These: Es gibt eine ko-evolutionäre Dynamik zwischen Sprache und ihrem Wirt, dem Gehirn. Man kann Sprache in gewisser Weise mit Viren vergleichen, die selbst keine völlig selbstständigen Lebewesen sind, aber voller Information zu ihrer eigenen Reproduktion.
I 113
Das Verhältnis von Menschen und Sprache kann man als symbiotisch bezeichnen, beide brauchen einander, um sich zu reproduzieren. Die Sprache als ganze ist natürlich nicht in dieser Weise zu definieren.
I 114
Zweisprachigkeit: Bei Zweisprachigen findet man, dass die Gehirnregionen für die Verarbeitung der zwei Sprachen tendenziell getrennt sind. Eine Erklärung dafür ist, dass die beiden Sprachen andernfalls im Gehirn des Benutzers um die neuronalen Ressourcen konkurrieren würden. Früher oder später käme es dann zu einer gegenseitigen Störung.
I 122
Gehirne haben sich zusammen mit der Sprache entwickelt, doch der größte Teil der Anpassung lag aufseiten der Sprache.
I 354
Sprachentstehung/Lieberman/Deacon: Philip Lieberman hat in einer Reihe einflussreicher Artikel gezeigt, dass der Wegfall von physiologischen Begrenzungen der Stimmbildung zu einer rasanten Beschleunigung der Entwicklung von Sprache beigetragen hat(1)(2). DeaconVsLieberman: Es hieße aber, die vorliegenden Fossilfunde überzuinterpretieren, wollte man die Sprachentstehung ausschließlich auf diese anatomischen Entwicklungen zurückführen, indem man ein plötzliches Ausbrechen einer Reihe von Fähigkeiten allein diesem Merkmal zuschreiben wollte.
I 355
Die Entwicklung des Gehirns und des Stimmapparats waren sicher beides, Wirkung und Ursache in einem sich gegenseitig verstärkenden Prozess der Sprachentwicklung.
1. Lieberman, Ph. (1984). The Biology and Evolution of Language, Cambridge, MA.
2. Lieberman, Ph. (1991). Uniquely Human: The Evolution of Speech, Thought and Selfless Behavior, Cambridge, MA.

Dea I
T. W. Deacon
The Symbolic Species: The Co-evolution of language and the Brain New York 1998

Dea II
Terrence W. Deacon
Incomplete Nature: How Mind Emerged from Matter New York 2013
Superintelligenz Bostrom I 61
Superintelligenz/Bostrom: Biologische Verbesserungen: Verglichen mit möglichen Durchbrüchen in der maschinellen Intelligenz, würden (...) biologische Verbesserungen
I 62
relativ langsam und schrittweise erfolgen. Sie würden bestenfalls zu relativ schwachen Formen der Superintelligenz führen (...). Gehirn-Computer-Interfaces/Bostrom: als Quelle von Superintelligenz unwahrscheinlich.
Netzwerke/Superintelligenz: Verbesserungen in Netzwerken und Organisationen könnten auf lange Sicht zu schwach superintelligenten Formen kollektiver Intelligenz führen; wahrscheinlicher ist jedoch, dass sie eine unterstützende Rolle ähnlich der biologischen kognitiven Verbesserung spielen und die effektive Fähigkeit der Menschheit zur Lösung intellektueller Probleme allmählich steigern.
Formen:
I 64
(1) Def Hochgeschwindigkeits-Superintelligenz/Bostrom: Ein System, das all das kann, was ein menschlicher Intellekt kann, aber viel schneller. Wegen[ der] (...) Zeitverzögerung der materiellen Welt würde eine Geschwindigkeits-Superintelligenz es vorziehen, mit digitalen Objekten zu arbeiten. (...) sie könnte mit Hilfe von Manipulatoren im Nanomaßstab mit der physischen Umgebung interagieren, da Gliedmaßen in so kleinen Maßstäben schneller arbeiten könnten als makroskopische Anhängsel.
I 65
Def Kollektive Superintelligenz/Bostrom: Ein System, das sich aus einer großen Anzahl kleinerer Intelligenzen zusammensetzt, so dass die Gesamtleistung des Systems in vielen sehr allgemeinen Bereichen die Leistung jedes derzeitigen kognitiven Systems bei weitem übertrifft. Kollektive Intelligenz zeichnet sich durch die Lösung von Problemen aus, die leicht in Teile zerlegt werden können, so dass Lösungen für Teilprobleme parallel verfolgt und unabhängig verifiziert werden können.
I 66
Die kollektive Intelligenz eines Systems könnte durch die Erweiterung der Anzahl oder der Qualität seiner konstituierenden Instanzen oder durch die Verbesserung der Qualität ihrer Organisation erhöht werden. Ein neues Konferenzformat, das es Wissenschaftlern ermöglicht, Informationen effektiver auszutauschen, oder ein neuer kollaborativer Algorithmus zur Informationsfilterung, der die Bewertungen von Büchern und Filmen durch die Benutzer besser vorhersagen kann, würde für sich allein genommen eindeutig nicht zu etwas führen, das einer kollektiven Superintelligenz nahe käme.
(2) Die kollektive Superintelligenz könnte entweder a) lose oder b) eng integriert sein.
a) Um einen Fall von lose integrierter kollektiver Superintelligenz zu veranschaulichen, stellen Sie sich einen Planeten, MegaEarth, vor, der über das gleiche Niveau an Kommunikations- und Koordinierungstechnologien verfügt wie wir derzeit auf der realen Erde, aber mit einer eine Million Mal so großen Bevölkerung.
I 338 Anmerkung
Vs: Ein Planet, der groß genug dafür ist (...) würde implodieren, es sei denn, er wäre aus sehr leichter Materie oder hohl (...).
I 68
b) Eng integriert: Wenn wir das Integrationsniveau einer kollektiven Intelligenz allmählich erhöhen, kann sie schließlich zu einem einheitlichen Intellekt werden - einem einzigen großen "Geist" im Gegensatz zu einer bloßen Ansammlung locker zusammenwirkender kleinerer menschlicher Gehirne.
I 338 Anmerkung
Bei einigen Sichtweisen des Bewusstseins, wie z.B. der Theorie des globalen Arbeitsumfelds (workspace), scheint es, dass man von stärker integrierten Gehirnen ein umfassenderes Bewusstsein erwarten kann. Vgl. Baars (1997)(1), Shanahan (2010)(2) und Schwitzgebel (2013)(3). (3) Def Quality superintelligence/Bostrom: Ein System, das mindestens so schnell wie ein menschlicher Geist und qualitativ wesentlich intelligenter ist.
I 338 foot note
Selbst kleine Gruppen von Menschen, die eine Zeit lang isoliert geblieben sind, könnten immer noch von den intellektuellen Leistungen einer größeren kollektiven Intelligenz profitieren. Zum Beispiel könnte die Sprache, die sie benutzen, von einer viel größeren Sprachgemeinschaft entwickelt worden sein, und die Werkzeuge, die sie benutzen, könnten in einer viel größeren Bevölkerung erfunden worden sein, bevor die kleine Gruppe isoliert wurde.
I 69
(...) normale menschliche Erwachsene haben eine Reihe bemerkenswerter kognitiver Talente, die nicht einfach eine Funktion des Besitzes einer ausreichenden Menge allgemeiner neuronaler Verarbeitungsleistung oder sogar einer ausreichenden Menge allgemeiner Intelligenz sind: es werden auch spezialisierte neuronale Schaltkreise benötigt. Diese Beobachtung legt die Idee möglicher, aber nicht realisierter kognitiver Talente nahe (...).
I 70
Direkte und indirekte Reichweite: a) Indirekte Reichweite der Superintelligenz: Superintelligenz in jeder dieser Formen könnte im Laufe der Zeit die Technologie entwickeln, die notwendig ist, um eine der anderen Formen zu erschaffen.
b) Direkte Reichweite: (...) hängt von dem Grad ab, in dem sie ihre jeweiligen Vorteile instanziiert - wie schnell eine Geschwindigkeits-Superintelligenz ist, wie qualitativ überlegen eine Qualitäts-Superintelligenz ist und so weiter.
(…) Quality superintelligence: (…) wäre die fähigste Form von allen, da sie Probleme erfassen und lösen könnte, die für alle praktischen Zwecke außerhalb der direkten Reichweite der Geschwindigkeits-Superintelligenz und der kollektiven Superintelligenz liegen. >Hardware/Bostrom, >Software/Bostrom.
I 111
Anthropomorphismus/BostromVsAnthropomorphismus: Es ist wichtig, Superintelligenz nicht zu anthropomorphisieren, wenn man über ihre möglichen Auswirkungen nachdenkt. Anthropomorphe Rahmen fördern unbegründete Erwartungen über den Wachstumspfad einer Ausgangs-KI und über die Psychologie, die Motivationen und die Fähigkeiten einer reifen Superintelligenz. >Anthropomorphismus/SuperintelligenZYudkowsy.

1. Baars, Bernard J. 1997. In the Theater of Consciousness: The Workspace of the Mind. New York: Oxford University Press.
2. Shanahan, Murray. 2010. Embodiment and the Inner Life: Cognition and Consciousness in the Space of Possible Minds. New York: Oxford University Press.
3. Schwitzgebel, Eric. 2013. “If Materialism is True, the United States is Probably Conscious.” Working Paper, February 8.

Bostrom I
Nick Bostrom
Superintelligence. Paths, Dangers, Strategies Oxford: Oxford University Press 2017
Technologie Flusser I 148
Technologie/Flusser: Apparat - Operator Def Apparat: "Werkzeug zur Erzeugung von Technobildern".
Def Operator: "Techniker für Apparate".
>Terminologie/Flusser, >Technobilder/Flusser.
I 151
Die Funktion des Apparats und des Operators sind verschmolzen. Weder "befreit" der Apparat den Fotografen, noch "versklavt" er ihn. Vielmehr bedingen beide einander. >Medien.
Der Operator oder "Apparatschik" ist ein "Mensch" im neuen posthistorischen Sinn. Weder ist er "tätig", ein Handelnder, noch "leidend" (ein Behandelter, ein Duldender) vielmehr funktioniert er in Funktion von Funktionen.
Der Komplex Apparat-Operator wird zu einem Geschichtsgedächtnis. Man kann Cäsar und die Mondlandung immer wieder sehen.
>Geschichte, >Geschichtsschreibung.
I 166
Technologie/Flusser: Def Apparate: sind historische Produkte, Produkte von linearen Texten. Apparate werden von Texten entworfen und erzeugen Technobilder. >Bilder/Flusser.
Erste Lesart: Texte führen zu Fotoapparaten, diese produzieren Bilder die wieder Texte provozieren, die allerdings nicht mehr Fotografien meinen, sondern von Fotografien gemeint werden.
Zweite Lesart: Dito, aber entstehende Texte sind (bei Filmen) Filmkritiken. Diese Texte bedeuten nicht Filme sondern werden von Filmen bedeutet. Trotzdem können sie auf künftiges Filmemachen Einfluss nehmen.
>Bedeutung.
Dritte Lesart: der gerade gelesene Text ist selbst einer, der dem Technobild (Abb. I 166) entspringt, von ihm gemeint ist, aber doch zu einer Veränderung der Abb. führen kann, sie also "meinen" kann.
>Meinen.
I 169
Die Lage ist tatsächlich anthropomorph, weil ja Menschen (Operatoren) in den Apparaten funktionieren, und sie ist tatsächlich mythisch, (im Sinne von übermenschlich) weil die in den Apparaten funktionierenden Operatoren nicht mehr im herkömmlichen Sinn als Menschen angesehen werden können. Es scheint so, als ob wir alle immer wie Wissenschaftler denken müssten. Aber das ist nicht wahr, weil bloß historisch gedacht. Jede erkenntnistheoretische Anstrengung ist auch ein politische und ästhetische, denn diese drei Parameter sind im konkreten Leben nicht voneinander zu trennen.
>Erkenntnistheorie, >Politik >Ästhetik.

Fl I
V. Flusser
Kommunikologie Mannheim 1996
Terminologien Edwards I 12
Terminologie/Edwards: Globale Daten erzeugen: Globale Daten erzeugt man, indem Wetter- und Klimaaufzeichnungen für den gesamten Planeten gesammelt werden. Def Datenunstimmigkeit: Datenunstimmigkeit ist der Aufwand, der damit verbunden ist.
I 13
Def Simulationsmodelle/Edwards: Simulationsmodelle basieren auf physikalischer Theorie. Selbst nachdem die Atmosphärenphysik Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts der Aufgabe gewachsen war, verhinderten rechnerische Unstimmigkeiten ernsthafte Versuche, Wetter oder Klima mathematisch zu simulieren. Reanalysemodelle: Reanalysemodelle kommen aus der Wettervorhersage. Diese Modelle simulieren ebenfalls das Wetter, aber im Gegensatz zu reinen Simulationen begrenzen sie ihre Ergebnisse mit tatsächlichen Wetterbeobachtungen. Im Wesentlichen produzieren sie eine filmähnliche Reihe von globalen Wettervorhersagen, wobei sie Beobachtungen mit Simulationsergebnissen mischen, um vollständig globale, einheitliche Daten zu erzeugen. Die aus der Reanalyse abgeleiteten Klimastatistiken decken den...
I 14
...gesamten Planeten in allen Höhenlagen ab, im Gegensatz zu Daten von Instrumenten allein. Def Infrastruktur Klimawissen/Edwards: Systeme zur Beobachtung von Wetter und Klima entstanden im neunzehnten Jahrhundert, größtenteils als nationale Wetterdienste. Diese entwickelten sich als separate Systeme, verbanden aber bald ihre Datenmeldungen durch lose koordinierte internationale Netzwerke.
I 16
Klimawissen ist Wissen über die Vergangenheit. Def Metadaten-Unstimmigkeiten/Edwards: Unstimmigkeiten in den Metadaten bezeichnet die Schwierigkeit, kontextuelles Wissen über alte Aufzeichnungen wiederherzustellen. Wenn Sie Erfolg haben, finden Sie (vielleicht) Änderungen in der Stationsaufstellung, gefälschte Logbücher, Änderungen in der Instrumentierung, falsch angewandte Standards oder tausend andere Dinge, die Ihr Verständnis der Zahlen in den Aufzeichnungen verändern.
I 17
Def Infrastruktureller Globalismus/Edwards: Im Kontext der Meteorologie bezieht sich dies darauf, wie der Aufbau von technischen Systemen zur Erfassung globaler Daten dazu beitrug, globale Institutionen und globale Denkweisen zu schaffen. Der Aufbau globaler Beobachtungssysteme erforderte die Schaffung globaler zwischenstaatlicher Organisationen, wie der 'World Meteorological Organization' und des 'Intergovernmental Panel on Climate Change' (IPCC).
I 20
Def Klimasensitivität/Edwards: Klimasensitivität ist ein weit verbreiteter Vergleichsmaßstab für Simulationsexperimente. Klimasensitivität ist die Abkürzung für "wie stark sich die globale Durchschnittstemperatur ändert, wenn sich die Kohlendioxidkonzentration gegenüber dem vorindustriellen Niveau verdoppelt."
I 42
LTS: LTS steht für den "Large Technical Systems"-Ansatz für Telefon, Eisenbahn, Flugsicherung, elektrische Energie und viele andere große Infrastrukturen.
I 44
Gateway-Technologien und -Standards: Gateway-Technologien und -Standards sind Impulsgeber für die Bildung von Netzwerken. Mithilfe von Gateways können homogene und oft geografisch lokale Systeme zu heterogenen Netzwerken verbunden werden, in denen die Top-down-Steuerung durch verteilte Abstimmungsprozesse ersetzt wird. Der Wechsel von homogenen Systemen zu heterogenen Netzwerken erhöht die Flexibilität erheblich und schafft zahlreiche Möglichkeiten für Innovationen.
I 51
Wissensinfrastrukturen bestehen aus robusten Netzwerken von Menschen, Artefakten und Institutionen, die spezifisches Wissen über die menschliche und natürliche Welt generieren, teilen und erhalten.
I 470
Def "Tuning"/Edwards: "Tuning" bedeutet die Anpassung der Werte von Koeffizienten und manchmal sogar die Rekonstruktion von Gleichungen, um ein besseres Gesamtergebnis des Modells zu erzielen. "Besser" kann bedeuten, dass das Ergebnis besser mit den Beobachtungen übereinstimmt oder dass es besser mit dem Expertenurteil des Modellierers über das übereinstimmt, was ein von mir befragter Modellierer die "physikalische Plausibilität" der Veränderung nannte. >Parametrisierung/Klimatologie.
I 574
Def Reproduktionismus/Edwards: Der Reproduktionismus akzeptiert die Computersimulation als Ersatz für Experimente, die auf globaler Ebene nicht durchführbar sind. Er akzeptiert auch die Verwendung von Datenmodellierung als Kontrolle der Heterogenität in Raum und Zeit. Noch einmal: Es geht um "Modelle [von] fast ganz unten". In diesem sehr wichtigen Sinne ist die umfassende Modellbildung eine zentrale Praxis der globalen Wissensinfrastrukturen.

Edwards I
Paul N. Edwards
A Vast Machine: Computer Models, Climate Data, and the Politics of Global Warming Cambridge 2013
Textklassifikation KI-Forschung Norvig I 865
Textklassifikation/Textkategorisierung/KI-Forschung/Norvig/Russell: (...) ist, bei einem Text irgendeiner Art zu entscheiden, zu welcher aus einer vordefinierten Menge von Klassen er gehört. Sprachidentifizierung und Genre-Klassifizierung sind Beispiele für Textklassifizierung, ebenso wie Sentimentanalyse (Klassifizierung eines Films oder einer Produktrezension als positiv oder negativ) und Spam-Erkennung (Klassifizierung einer E-Mail als Spam oder Nicht-Spam). >Spam/KI-Forschung.
Norvig I 884
Manning und Schütze (1999)(1) und Sebastiani (2002)(2) untersuchen Textklassifikationsstechniken. Joachims (2001)(3) verwendet statistische Lerntheorie und unterstützende Vektormaschinen, um eine theoretische Analyse darüber vorzulegen, wann eine Klassifikation erfolgreich sein wird. Apté et al. (1994)(4) berichten von einer Genauigkeit von 96% bei der Einstufung von Nachrichtenartikeln von Reuters in die Kategorie "Verdienste". Koller und Sahami (1997)(5) berichten von einer Genauigkeit von bis zu 95% mit einem naiven Bayes-Klassifikator und bis zu 98,6% mit einem Bayes-Klassifikator, der einige Abhängigkeiten zwischen den Merkmalen berücksichtigt. Lewis (1998)(6) gibt einen Überblick über vierzig Jahre Anwendung der naiven Bayes-Techniken zur Textklassifikation und zum Retrieval. Schapire und Singer (2000)(7) zeigen, dass einfache lineare Klassifikatoren oft eine fast ebenso gute Genauigkeit wie komplexere Modelle erreichen können und effizienter ausgewertet werden können. Nigam et al. (2000)(8) zeigen, wie der EM-Algorithmus verwendet werden kann, um unmarkierte Dokumente zu kennzeichnen und so ein besseres Klassifikationsmodell zu erlernen. Witten et al. (1999)(9) beschreiben Kompressionsalgorithmen zur Klassifikation und zeigen die tiefe Verbindung zwischen dem LZW-Kompressionsalgorithmus und Sprachmodellen mit maximaler Entropie.

1. Manning, C. and Schütze, H. (1999). Foundations of Statistical Natural Language Processing. MIT
Press.
2. Sebastiani, F. (2002). Machine learning in automated text categorization. ACM Computing Surveys,
34(1), 1–47.
3. Joachims, T. (2001). A statistical learning model of text classification with support vector machines. In SIGIR-01, pp. 128–136. 4. Apté, C., Damerau, F., and Weiss, S. (1994). Automated learning of decision rules for text categorization. ACM Transactions on Information Systems, 12, 233–251.
5. Koller, D. and Sahami, M. (1997). Hierarchically classifying documents using very few words. In
ICML-97, pp. 170–178.
6. Lewis, D. D. (1998). Naive Bayes at forty: The independence assumption in information retrieval. In
ECML-98, pp. 4–15.
7. Schapire, R. E. and Singer, Y. (2000). Boostexter: A boosting-based system for text categorization. Machine Learning, 39(2/3), 135–168. 8. Nigam, K., McCallum, A., Thrun, S., and Mitchell, T. M. (2000). Text classification from labeled and unlabeled documents using EM. Machine Learning, 39(2–3), 103–134.
9. Witten, I. H., Moffat, A., and Bell, T. C. (1999). Managing Gigabytes: Compressing and Indexing
Documents and Images (second edition). Morgan Kaufmann.

Norvig I
Peter Norvig
Stuart J. Russell
Artificial Intelligence: A Modern Approach Upper Saddle River, NJ 2010
Video Flusser I 196 f
Video/Flusser: Das Video ist ein relativ neues Element in der kodifizierten Welt. Man sieht noch nicht voraus, wie Videos funktionieren. Sie sind "gefährlich", weil es bei ihnen noch möglich ist, sie von der Absicht abzulenken, für die sie konstruiert sind.

((s) Flusser schrieb vor der Entstehung des World Wide Web, Youtube, Instagram, TicToc etc. - Youtube-Filme unterscheiden sich allerdings nicht unbedingt von den von Flusser diskutierten Formen).

Flusser: Videos sind "revolutionär" etwa wie Autos "revolutionär" sind, die für Geschlechtsverkehr statt für Autoverkehr verwendet werden.
>Revolution/Flusser.
I 197.
Das Videoband kann nicht redigiert werden, es rollt ab, wie es aufgenommen wurde. Eine ganz neuartige Wiederholung der Geschichte. Das Video kann die Zeit räumlich machen, indem auf dem Band "früher" als "hinter" dargestellt wird. ((s) Flusser schrieb zu einer Zeit, in der Videos auf Band aufgenommen wurden und nicht manipulierbar waren, weil sie sich in Kassetten befanden, die nicht geöffnet werden konnten.)
Flusser: Das Video wird nicht geschnitten. Man kann die Zeit "ausradieren", wie auf der Tafel mit Kreide geschriebene Texte.
Verschiedene, überlagerte Zeitschichten lassen sich beseitigen, so dass eine verdeckte Zeitschicht sichtbar wird, ein Vorgang, der aus der Psychoanalyse und Archäologie als "Emergenz" bekannt ist.
>Zeit, >Psychoanalyse.
Statt eines Spiegels: ein Monitor, der sich mitten in der Szenen befindet und eine Art Dialog mit sich selbst führt.
I 198
Er ist kein klassischer Spiegel mit Rechts/Links-Umkehrung und bietet daher kein Spiegelbild. Da das Kathodenlicht ein ganz seltenes Licht ist, das weder direkt noch indirekt von der Sonne kommt, ist der Monitor in ein außerordentliches und revolutionäres Licht gebadet.
I 199
Der Fernsehapparat funktioniert wie ein Fenster, durch das Dinge jenseits des Horizonts gezeigt werden, der Monitor wie ein Spiegel gegenwärtiger oder vergangener Ereignisse. >Fernsehen.
Der Stammbaum des Videos gliedert sich in Wasseroberfläche, Spiegel, Mikroskop, der des Films in Höhlenwand, Hauswand, gerahmtes Bild, und Fotografie.
>Bild/Flusser, >Kino/Flusser, >Fotografie/Flusser.
Video ist wesentlich dialogisch. Man kann sich z.B. von hinten oder etwas verzögert sehen.
I 200 ff
Fernsehen/Flusser: Die Bedienung ist einfach, aber die Gründe, warum die Kiste funktioniert, sind undurchsichtig. Solche Systeme sind strukturell komplex und funktionell einfach. >Komplexität.
Gegenteil: Systeme deren Aufbau durchschaubar ist, deren Handhabung aber schwierig. Bsp Schachspiel.
>Schach.
I 201
Fernsehen dadurch gekennzeichnet, dass der mit ihnen Spielende selbst zum Spielball wird, das Spiel verschluckt ihn. >Spiel.
Es ist eine verbreitete Meinung, dass die Familie im Halbkreis um die Kiste herumsitzt, die daher die Stelle einnimmt, die früher die Mutter oder der Lehrer eingenommen hat. Das ist falsch: Die Kiste ist kein Sender, sondern Endpunkt eines Strahls.
Der Halbkreis ist ein Segment eines gigantischen und für die Raumbewohner unsichtbaren Kreises.
Bilder und Töne werden empfangen, als ob sie traditionelle Bilder und Töne wären. Sie bedeuten für den Empfänger "Szenen" Dabei verdrängen die Empfänger ihr nebelhaftes Wissen von dem Apparat, er ist nicht etwas gutgläubig, sondern arbeitet (mit etwas schlechtem Gewissen) bei der beabsichtigten Täuschung mit, die Zeichen seien Zeichen für Szenen.
>Zeichen.
Tatsächlich gibt es ein spezifisches Bild zum Entschlüsselns aller anderen Bilder: den "Ansager" dieses Bild "sagt an", ob es sich bei den nachfolgenden um Fakten, Fiktionen (z.B. Fernsehspiele) oder Imperative (Werbung) handelt.
>Tatsachen, >Fiktionen, >Imperative.
I 202
Den Bildern selbst lassen sich diese Unterschiede nicht entnehmen. Der "Ansager" kann auch fiktiv sein z.B. ein Schauspieler, der einen Ansager mimt. Als Folge davon ist es dem Empfänger gleichgültig, ob er faktisch, fiktiv oder imperativisch informiert wird. Da er so tut, als ob aus der Kiste "Bilder der Welt" strömten, ist es ihm gleich, ob diese Welt faktisch oder imperativisch ist.

Fl I
V. Flusser
Kommunikologie Mannheim 1996
Video Zittrain I 120
Video/Zittrain: Die gesamte Videoverleihbranche wurde von den Verlagen nicht erwartet, trotzdem wurde sie zu einer wesentlichen Einnahmequelle. (1)
1. Siehe Clayton Collins, Why Blockbuster Clings to Its DVDs and Rentals, CHRISTIAN SCI. MONITOR, Feb. 24, 2005, verfügbar unter: athttp://wwwcsmonitor.com/2005/0224/p12s01-stct.html (berichtet, dass das US-Videoverleihgeschäft im Jahr 2003 8,2 Milliarden Dollar an Mieteinnahmen und 14 Milliarden Dollar an VHS- und DVD-Verkäufen hatte.). Jack Valenti, ehemaliger Leiter der Motion Picture Association of America (MPAA), warnte bei einer Anhörung im Kongress, dass "der Videorekorder für die Filmindustrie das ist, was der Boston Strangler für eine Frau allein war". Home Recording of Copyrighted Works: Hearings on H.R. 4783, H.R. 4794, H.R. 4808, H.R. 5250, H.R. 5488, and H.R. 5705 Before the Subcomm. on Courts, Civil Liberties and the Admin. of Justice of the H. Comm. on the Judiciary, 97th Cong., 2d Sess. 65 (1982) (Statement von Jack Valenti, Präsident, Motion Picture Association of America). (Er sagte später, dass die MPAA den Einsatz des Videorekorders nicht verhindern wollte; sie wollte einfach durch ein günstiges Urteil die Erlaubnis zum Verkauf der Technologie zurückhalten können, bis die Hersteller einer Gebühr pro Einheit für Videorekorder und leere Videokassetten zustimmten, die an die Verlage überwiesen würden.)

Zittrain I
Jonathan Zittrain
The Future of the Internet--And How to Stop It New Haven 2009
Welt/Denken Deacon I 416
Welt/Denken/Deacon: In gewisser Weise sind wir autistisch: wie die Hauptfigur in dem Film Rain Man, die alle Gegenstände mit Zahlen versieht, können wir gar nicht anders, als die Welt in symbolischen Kategorien zu sehen, sie nach Gegensätzen aufzuteilen und entsprechende Geschichten über sie zu erzählen. >Gegenstände, >Kategorisierung, >Klassifikation, >Ordnung, >Zeichen, >Symbole, >Symbole/Deacon, >Icons/Deacon.

Dea I
T. W. Deacon
The Symbolic Species: The Co-evolution of language and the Brain New York 1998

Dea II
Terrence W. Deacon
Incomplete Nature: How Mind Emerged from Matter New York 2013
Zeitreisen Vollmer II 238
Zeitumkehr-Invarianz/T-Invarianz/Irreversibilität//Vollmer: Bsp Gleichungen, die eine (erste oder höhere) Ableitung nach der Zeit enthalten. - Bsp Gleichung für Bewegung unter Reibung - Bsp Bewegung unter Strahlungsdämpfung. - Bsp Fourier-Gleichung für die Wärmeleitung. - Das sind aber noch nicht die Grundgleichungen - Bsp Reibung besteht aus vielen Stößen. >Gleichungen, >Formeln, >Naturgesetze, >Entropie.
II 243f
Zeitumkehr-Invarianz/T-Invarianz/Zeitasymmetrie/Asymmetrie/Zeit/Zeitrichtung//Vollmer: Die einzige Verletzung in der Natur: der Zerfall der neutralen Kaonen (K02-Mesonen) aufgrund der schwachen Wechselwirkung. Pointe: Die Asymmetrie tritt hier auch in der Grundgleichung auf. - D.h. es ist das dynamische Gesetz, das zwischen Vergangenheit und Zukunft unterscheidet und so eine Zeitrichtung auszeichnet. - (Als einziges in der Natur).
II 245
Zeitumkehr/Physik/Vollmer: Zeitumkehr kann nur eine Umkehr aller Prozesse bedeuten - Bsp Elektrodynamik: hier müssen auch die Ströme und die Magnetfelder umgedreht werden. - Dann sind auch ihre Gleichungen T-invariant. >Prozesse, >Invarianz, >Symmetrien, >Asymmetrie.
II 254
Zeitumkehr/Film/rückwärts/Vollmer: Wären wir im Film und liefe er rückwärts, würden wir nichts merken, denn alle Zeitpfeile wären umgekehrt.

Vollmer I
G. Vollmer
Was können wir wissen? Bd. I Die Natur der Erkenntnis. Beiträge zur Evolutionären Erkenntnistheorie Stuttgart 1988

Vollmer II
G. Vollmer
Was können wir wissen? Bd II Die Erkenntnis der Natur. Beiträge zur modernen Naturphilosophie Stuttgart 1988
Zeitumkehr Feynman I 657
Zeitumkehr/Bewegungsumkehrung/Reversibilität/Feynman: Bsp Ein Film läuft rückwärts: Hier ist die Entropie gar nicht so hoch wie man denkt, da alle Elemente exakt die richtige Geschwindigkeit haben, um zu ihrem Ausgangspunkt zurückzukehren. >Symmetrien/Feynman.
Reversibilität/Irreversibilität/Physik/Zeitumkehrung/Feynman: Bsp Retardiertes elektrisches Feld:
t: Zeit, r: Entfernung von der Ladung: Feld entsprechend der Beschleunigung bei der Zeit t r/c und nicht t + r/c.
Folglich sieht es so aus, als ob das Gesetz der Elektrizität nicht reversibel sei.
Vs: Aber tatsächlich sind die Maxwell‘schen Gleichungen reversibel! Außerdem könnte man statt dem retardierten das avancierte Feld nehmen und alles läuft genauso ab. Damit hängt auch zusammen, dass es bei einer oszillierenden Ladung in einem geschlossenen Behälter (Schwarzer Körper) zu einem Gleichgewicht kommt.
>Gleichungen.
I 729
Zeitumkehr/Zeit/Rückwärtsbewegung/Film/Reversibilität/Feynman: Bsp Film, der rückwärts läuft: Wenn wir die individuellen Moleküle sehen könnten, könnten wir nicht sehen, ob die Maschine vorwärts oder rückwärts läuft. Nichts widerspricht den physikalischen Gesetzen. Wenn wir hingegen nicht alle Einzelheiten sehen, wird die Sache eindeutig z.B. als Vorwärtsrichtung erkennbar sein.
Bsp Wenn wir die einzelnen Atome eines Eies betrachteten, könnten wir nicht feststellen, ob das Ei zerplatzt oder sich zusammensetzt.
Auf der Ebene der einzelnen Atome sehen die Gesetze vollständig reversibel aus.
>Atome/Feynman, >Naturgesetze.

Feynman I
Richard Feynman
Vorlesungen über Physik I München 2001

Feynman II
R. Feynman
Vom Wesen physikalischer Gesetze München 1993
Zeitumkehr Genz II 254
Zeitumkehrsymmetrisch/Genz: Bsp „Einfallswinkel = Ausfallswinkel“ ist dagegen zeitumkehrsymmetrisch, d.h. man würde nicht feststellen können, ob ein Film mit Billardkugeln rückwärts abläuft.
II 255
Reflexion/Zeitumkehr/Genz: Für alle Reflexionsprozesse gilt dasselbe, vorwärts wie rückwärts deterministische n.
II 256
Gälte ein Gesetz „Ausfallswinkel = halber Einfallswinkel“, hätten wir keine Zeitumkehrsymmetrie und wir könnten einen rückwärts laufenden Film erkennen. >Symmetrien.
II 256
Zeitumkehrinvariant/Genz: Bsp Newtons Gesetze für die Planetenbewegung: Die Richtungen in denen die Planeten sich bewegen, könnten umgekehrt werden. Daher wäre ein rückwärts ablaufender Film auch nicht erkennbar. >Gesetze/Newton.
Quantenmechanik/nicht zeitumkehrinvariant/Genz: Die Gesetze für die Elementarteilchen sind in einer Richtung ausgezeichnet.
>Quantenmechanik.
II 259
In den letzten 200 Jahren ist die Erde 4 Stunden nachgegangen, wollte man eine Sonnenfinsternis berechnen. Irgendwann wird der Mond für die Erde am Himmel stillstehen. Pointe: In einem rückwärts laufenden Film würden die Gezeiten umgekehrt bewirken, dass sich die Erde schneller dreht statt langsamer! Damit sind die Zeitrichtungen unterscheidbar geworden. Und zwar durch den Vergleich der beiden Abläufe .
Pointe: Von ihnen können wir aber nicht ablesen, welches der wirkliche und welches der manipulierte ist.
Gezeiten: Die Gesetze der Gezeiten können keine fundamentalen sein wie die für die K-Mesonen. Denn sie beziehen den Ursprung der Verformungen nicht ein. Sie sind nicht zeitumkehrsymmetrisch.
>Gezeitenkraft.
Zeitumkehrsymmetrisch: sind fundamentale Gesetze über die Zusammenstöße von Molekülen.
Zeitumkehrsymmetrie/Problem: Wie können symmetrische Naturgesetze zu Abläufen führen, die selbst nicht symmetrisch sind?
Asymmetrie/Genz: Für sie sind nicht die Gesetze, sondern die Anfangsbedingungen bzw. die Umstände verantwortlich.
Ordnung/Gesetz/Genz: Das allem übergeordnete Gesetz ist in solchen Fällen, dass die Ordnung nicht zunehmen kann.
>Ordnung.
II 258
Asymmetrie/Zeitumkehr/Genz: Asymmetrie ist in makroskopischen Gezeiten viel deutlicher als im mikroskopischen (K-Mesonen). >Asymmetrie.
Gezeiten: Das Gesetz, dass die Erddrehung langsamer wird, ist vorwärts deterministisch, aber nicht rückwärts! Bsp Weil man aus dem Stillstand nicht sagen kann, vor wie langer Zeit die Drehung zur Ruhe gekommen ist. Es gibt viele Möglichkeiten, wie sie zum Stillstand gekommen ist, aber nur eine, weiter zu ruhen. Aus der Beobachtung des Stillstands kann auch nicht auf die Richtung der Zeit geschlossen werden.
>Gezeitenkraft.
II 260
Dabei ist nicht die absolute Drehung gemeint, die sich durch Fliehkräfte bemerkbar macht, sondern relativ zum Mond. Reibung/Genz: Reibung führt zur Zeitumkehrasymmetrie. (Wenn bis zum Stillstand gebremst wird). Dann sehen wir im rückwärts laufenden Film einen Ablauf, den die Naturgesetze verbieten.
II 261
Statistische Schwankung/Genz: Die statistische Schwankung zeichnet keine Zeitrichtung aus.

Gz I
H. Genz
Gedankenexperimente Weinheim 1999

Gz II
Henning Genz
Wie die Naturgesetze Wirklichkeit schaffen. Über Physik und Realität München 2002

Der gesuchte Begriff oder Autor findet sich in folgenden Thesen von Autoren des zentralen Fachgebiets.
Begriff/
Autor/Ismus
Autor
Eintrag
Literatur
kleinste Differenz Husserl, E. Chisholm II 142
E. Mulligan/Smith These Husserl: bestimmte Akte liefern die geringste Differenz (lowest difference) für andere Akte. Das ist der Schlüssel zu den Mechanismen der Erfüllung (fulfilment, illustration), die allein den zeitlichen Zusammenhang von bedeutungsverleihenden Akten erklären kann. Das ist das größte Problem der intentionalen Theorien der Bedeutung. Insbesondere das Problem der Wiedererlangbarkeit (recoverability) von Bedeutung (species, Arten).

Chisholm I
R. Chisholm
Die erste Person Frankfurt 1992

Chisholm II
Roderick Chisholm

In
Philosophische Aufsäze zu Ehren von Roderick M. Ch, Marian David/Leopold Stubenberg Amsterdam 1986

Chisholm III
Roderick M. Chisholm
Erkenntnistheorie Graz 2004