Lexikon der Argumente


Philosophische Themen und wissenschaftliche Debatten
 
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Arten Kauffman I 310
Arten/Evolution/Kauffman: Man schätzt, dass zwischen 99 und 99,9 % aller Arten, die jemals existiert haben, wieder ausgestorben sind. >Aussterben, >Evolution, >Überleben.
Heute: vermutlich zwischen 10 und 100 Millionen Arten.
Wahrscheinlich sind im Lauf der Zeit zwischen 10 und 100 Milliarden Arten entstanden und wieder verschwunden.
I 310/311
Fitnesslandschaft/Koevolution/Kauffman: Die Fitnesslandschaft verändert sich, wenn die Umwelt sich verändert. Räuber-Beute-Zyklen. Beide haben jeweils eine Fitnesslandschaft, aber die beiden Landschaften sind gekoppelt! Das ist Koevolution. Koevolution/Kauffman: Koevolution ändert aber nicht nur die Organismen (Räuber/Beute) sondern auch ihre Wechselbeziehung. Damit ändert sich nicht nur die jeweilige Fitnesslandschaft, sondern auch die Elastizität ihrer Beziehungen.
>Fitnesslandschaft, >Fitness.
Damit unterliegt der Prozess der Koevolution selbst der Evolution.
>Stufen/Ebenen, >Beschreibungsebenen.
Selektion/Kauffman: Selektion setzt auf der Ebene des Individuums an. Das Rätsel besteht darin, dass die emergente Ordnung der Gemeinschaften jene Selektion der Individuen widerspiegelt.
>Selektion, >Individuen.
I 312
Räuber-Beute-Zyklus/Kauffman: Hier gibt es entweder einen langfristigen Übergang in einen stationären Zustand (Parallelen) oder langzeitige verschobene Sinusschwankungen, dann "Grenzzyklus“.
I 315
Evolution/Gemeinschaften/Kauffman: Frage: wie bilden sich Lebensgemeinschaften? Wir wissen es nicht. >Leben, >Leben/Kauffman.
Wenn man ein Gebiet einzäunt (Ökotop) ändert sich die Zusammensetzung der Arten immer. Nach Beseitigung des Zauns erhält man aber nicht wieder die ursprüngliche Zusammensetzung.
"Gemeinschaftsfitnesslandschaft“: nach der Änderung erklimmt die Gemeinschaft einen anderen Gipfel. Auf einem Gipfel kann eine Gemeinschaft keine neuen Arten mehr aufnehmen. Sättigungsgrenze.
I 320
Problem: Es ist nicht von vornherein sinnvoll, von einer Gemeinschaftsfitness zu reden! Der Erfolg einer Einwanderung ist nicht unmittelbar davon abhängig, ob damit die Fitness der Gemeinschaft erhöht wird! >Nischen.
Nun verhalten sich die Simulationen aber so, als ob eine Gemeinschaftsfitness existierte. Im Modell (nicht in Wirklichkeit) sehen wir hier ein emergentes Phänomen.
Extinktionsereignisse/Aussterben/Kauffman: Aussterben von Arten erfolgt nach dem Muster von Lawinen bei Sandhaufen, viele kleine, wenige große Lawinen, unvorhersehbar, Potenzgesetz.
Pointe: Die Entscheidung darüber, wie die Wechselbeziehung zwischen den Arten sich gestaltet, wer Räuber ist und wer Beute, basiert auf einer Zufallsverteilung.
>Zufall.
I 320
Mitochondrien/Kauffman: Mitochondrien sind irgendwann in die Zellen eingedrungen und haben jenen komplizierten Wechselwirkungsmechanismus gestartet, der seit etwa einer Milliarde Jahren stabil ist. Höchst komplexes Problem. >Komplexität.
Def Mutualismus: Mitochondrien halten durch die Geschwindigkeit ihrer Teilungen die stabile Population aufrecht, die Zelle genießt die energetischen Früchte dieser Mühen.
I 322
Rote-Königin-Effekt"/Kauffman: (Alice): "Du musst so schnell laufen, wie du kannst, um am selben Ort zu bleiben".
I 323
Koevolution/Nische/Kauffman: Die Güter und Dienstleistungen in einer Gemeinschaft (ökonomisches Netzwerk) existieren nur deshalb, weil sie als Zwischenerzeugnis oder als Endprodukt nützlich sind. Das sind die Nischen, die von anderen Gütern und Dienstleistungen geschaffen werden. Nische/Kauffman: jede Art lebt in einer Nische, die von anderen Arten geschaffen wird. (>Nützlichkeit für andere).
>Nischen.

Kau II
Stuart Kauffman
At Home in the Universe: The Search for the Laws of Self-Organization and Complexity New York 1995

Kauffman I
St. Kauffman
Der Öltropfen im Wasser. Chaos, Komplexität, Selbstorganisation in Natur und Gesellschaft München 1998
Baldwin-Effekt Norvig Norvig I 130
Baldwin-Effekt/Computertheorie/Simulation/Russell/Norvig: James Baldwin (1896)(1) schlug (...) vor, dass das Verhalten, das während der Lebenszeit eines Organismus gelernt wurde, die Evolutionsrate beschleunigen könnte. Im Gegensatz zu Lamarck ist Baldwins Theorie völlig im Einklang mit der darwinistischen Evolution, weil sie auf Selektionsdruck beruht, der auf Individuen ausgeübt wird, die lokale Optima unter den möglichen Verhaltensweisen gefunden haben, welche durch ihre genetische Aufmachung ermöglicht werden. Computersimulationen bestätigen, dass der "Baldwin-Effekt" real ist, sobald die "normale" Evolution Organismen geschaffen hat, deren interne Leistungsmessung mit der tatsächlichen Fitness korreliert. >Suchalgorithmen, >Evolution, >Lokale Minima, >Simulated annealing, >Fitness-Landschaft.


1. Baldwin, J. M. (1896). A new factor in evolution. American Naturalist, 30, 441–451. Continued on pages 536–553.

Norvig I
Peter Norvig
Stuart J. Russell
Artificial Intelligence: A Modern Approach Upper Saddle River, NJ 2010
Baldwin-Effekt Russell Norvig I 130
Baldwin-Effekt/Computertheorie/Simulation/Russell/Norvig: James Baldwin (1896)(1) schlug (...) vor, dass das Verhalten, das während der Lebenszeit eines Organismus gelernt wurde, die Evolutionsrate beschleunigen könnte. Im Gegensatz zu Lamarck ist Baldwins Theorie völlig im Einklang mit der darwinistischen Evolution, weil sie auf Selektionsdruck beruht, der auf Individuen ausgeübt wird, die lokale Optima unter den möglichen Verhaltensweisen gefunden haben, welche durch ihre genetische Aufmachung ermöglicht werden. Computersimulationen bestätigen, dass der "Baldwin-Effekt" real ist, sobald die "normale" Evolution Organismen geschaffen hat, deren interne Leistungsmessung mit der tatsächlichen Fitness korreliert. >Suchalgorithmen, >Evolution, >Lokale Minima, >Simulated annealing, >Fitness-Landschaft.

1. Baldwin, J. M. (1896). A new factor in evolution. American Naturalist, 30, 441–451. Continued on pages 536–553.

Russell I
B. Russell/A.N. Whitehead
Principia Mathematica Frankfurt 1986

Russell II
B. Russell
Das ABC der Relativitätstheorie Frankfurt 1989

Russell IV
B. Russell
Probleme der Philosophie Frankfurt 1967

Russell VI
B. Russell
Die Philosophie des logischen Atomismus
In
Eigennamen, U. Wolf (Hg) Frankfurt 1993

Russell VII
B. Russell
On the Nature of Truth and Falsehood, in: B. Russell, The Problems of Philosophy, Oxford 1912 - Dt. "Wahrheit und Falschheit"
In
Wahrheitstheorien, G. Skirbekk (Hg) Frankfurt 1996

Norvig I
Peter Norvig
Stuart J. Russell
Artificial Intelligence: A Modern Approach Upper Saddle River, NJ 2010
Darwinismus Huxley Danto III 197
Darwinismus/NietzscheVsDarwinismus/Nietzsche/DantoVsNietzsche/Danto: Allzu oft verfällt Nietzsche in den dümmsten Fehlglauben des Darwinismus, indem er das Überleben mit Vortrefflichkeit gleichsetzt. >F. Nietzsche, >Evolution.
Dabei übersieht Nietzsche, was Th. H. Huxley schon feststellte:
Evolution/Darwinismus/Huxley, T. H.: Die kleinste Veränderung in der chemischen Zusammensetzung unserer Atmosphäre genügt, damit womöglich nur ein paar Flechten überleben und so zu den Herren der Welt werden.
>Fitness, >Überleben, >Selektion, >Anfangsbedingungen, >Leben.

HuxleyA I
Aldous Huxley
Science, Liberty and Peace London 1946

HuxleyTh I
Thomas Henry Huxley
Lectures On Evolution Whitefish, MT 2010

Danto I
A. C. Danto
Wege zur Welt München 1999

Danto III
Arthur C. Danto
Nietzsche als Philosoph München 1998

Danto VII
A. C. Danto
The Philosophical Disenfranchisement of Art (Columbia Classics in Philosophy) New York 2005
Eigenschaftsdualismus Chalmers I 125
Eigenschaftsdualismus/Bewusstsein/Chalmers: Aus der fehlenden logischen Supervenienz des Bewusstseins aus dem Physischen folgt, dass bewusste Erlebnisse Eigenschaften eines Individuums implizieren, die nicht von den physikalischen Eigenschaften dieses Individuums impliziert sind. Es geht also nicht um eine separate „Substanz“. >Supervenienz, >Bewusstsein/Chalmers, >Bewusstsein.
Bewusstsein ist ein Merkmal, eine Eigenschaft der Welt, jenseits der physikalischen Fakten.
Eigenschaftsdualismus: Es gibt eine schwächere Art des Eigenschaftsdualismus, nach dem auch biologische Fitness nicht von physikalischen Tatsachen impliziert wird. Ein solcher Eigenschaftsdualismus wäre mit dem Materialismus kompatibel.
Vgl. >Materialismus.
Diese Spielart ist nicht mit unserer hier vorliegenden zu verwechseln.
Bewusstsein/Chalmers: Bewusstsein kann nach unserer Spielart von Eigenschaftsdualismus aus physikalischen Eigenschaften resultieren, ohne von ihnen impliziert zu sein.
Vgl. >Emergenz.
I 126
Diese Auffassung ist völlig naturalistisch und mit unseren wissenschaftlichen Erkenntnissen kompatibel.
I 128
Def Naturalistischer Dualismus/Chalmers: So nenne ich meine Spielart des Dualismus, nach dem Eigenschaften des phänomenalen Bewusstseins auf eine noch zu bestimmende Weise auf physikalischen Tatsachen supervenieren, wenn auch nicht logisch. >Dualismus/Chalmers.
Was in Zukunft geschehen könnte, wäre, das, was mit Maxwells Gleichungen passierte: bekannte Gesetze könnten erweitert werden, was ihren Anwendungsbereich betrifft. Es könnte eine psychophysikalische Theorie geben, so wie es eine elektromagnetische Theorie gibt.
Vgl. >Naturgesetze, >Erklärung, >Kausalerklärung.
Naturalistisch ist dieser Dualismus, weil er von der Gültigkeit aller bekannten Gesetze ausgeht. Er ist dem Materialismus näher als mancher anderer Spielart des Dualismus, indem er jegliche transzendentale Elemente negiert.
>Naturalismus.
I 129
Mein Dualismus kann sich übrigens immer noch als eine Art Monismus herausstellen, wenn sich herausstellen sollte, dass das Phänomenale und das Physische zwei Aspekte einer übergreifenden Art sind, so wie sich dies für Materie und Energie herausstellte. >Monismus.
Ich habe eine gewisse Sympathie für diese Sicht. Das könnte dann aber kein materialistischer ((s) eliminativer) Monismus sein.
>Elimination, >Reduktion, >Reduktionismus.

Cha I
D. Chalmers
The Conscious Mind Oxford New York 1996

Cha II
D. Chalmers
Constructing the World Oxford 2014
Evolution Mayr I 43
Evolution/Mayr: Einheit der Evolution ist die Population (oder Art) und nicht das Gen oder das Individuum. (MayrVsDawkins). >Arten, >Gene, >R. Dawkins, >Gene/Dawkins, >Evolution/Dawkins.
Def Integron/Mayr: Ein Integron ist ein durch Integration untergeordneter Einheiten auf höherer Stufe entstehendes System. Integrons entwickeln sich durch natürliche Selektion. Sie sind auf jeder Stufe angepasste Systeme, weil sie zur Fitness (Eignung) eines Individuums beitragen.
>Selektion.
I 183
Evolution/Mayr: Art ist die entscheidende Entität der Evolution.
I 230
Evolution/Fortschritt/Mayr: Kohäsion: Ausdruck dafür, dass das System der Entwicklung sehr eng geworden ist.
Evolution geht in großen, mitgliederreichen Arten sehr langsam voran, in kleinen peripher isolierten Gruppen schnell.
>Speziation, > Unterbrochenes Gleichgewicht/Gould, >Punktuelles Gleichgewicht/Gould/Eldredge.
Eine Gründerpopulation mit wenigen Individuen und daher nur wenig verborgener genetischer Variation kann leichter einen anderen Genotyp annehmen.
Makroevolution: Makroevolution wird am stärksten durch den geographischen Faktor (Isolation) bestimmt.
I 234
Evolution/Mayr: drei Konzepte: 1.Sprunghafte Evolution: (Transmutationismus): Typensprung. Selbst nach Darwin konnten einige Forscher (u.a. sein Freund Huxley) der Begriff der natürlichen Selektion nicht akzeptieren und entwickelten saltationistische Theorien.
2.Transformationelle Evolution (Transformationismus) allmähliche Veränderung des Eis zum Organismus. Von Darwin verdrängt.
I 235
3. Variationsevolution (Darwin)
I 235
Darwin (früh): Anpassungsveränderung. Vs: Anpassung kann niemals die enorme Vielfalt organischen Lebens erklären, denn das lässt keine Zunahme der Artenzahl zu.
I 236
Darwin/Mayr: Die Entstehung der Arten: 5 Haupttheorien 1. Organismen entwickeln sich im Lauf der Zeit ständig weiter (Evolution als solche).
2. Verschiedene Organismenarten stammen von einem gemeinsamen Vorfahren ab.
3. Arten vervielfachen sich im Lauf der Zeit (Speziation)
4. Evolution erfolgt in Form allmählichen Wandels.(GradualismusVsSaltationismus).
>Gradualismus, >Saltationismus.
5. Der Evolutionsmechanismus besteht in der Konkurrenz unter zahlreichen einzigartigen Individuen um begrenzte Ressourcen, die zu Unterschieden in Überleben und Fortpflanzung führt (natürliche Selektion).
>Selektion.
I 377
Entstehung des Lebens: chemischer Vorgang, an dem auch Autokatalyse und ein richtungsgebender Faktor beteiligt sind. Präbiotische Selektion. Vgl. >St. Kauffman.
I 237
Pasteur: wies Unmöglichkeit der Entstehung von Leben in sauerstoffreicher Atmosphäre nach! 1953 ließ Stanley Miller mit elektrischen Entladungen in einem Glaskolben mit einem Gemisch aus Methan, Ammonium, Wasserstoff und Wasserdampf Aminosäuren, Harnstoff und andere organische Moleküle entstehen.
I 238
Proteine, Nukleinsäuren: Diese größeren Moleküle müssen die Organismen selbst bilden. Aminosäuren, Pyrimidine, Puridine müssen nicht von den Organsimen selbst gebildet werden.
I 239
Molekularbiologie: Die Molekularbiologie entdeckte, dass selbst bei Bakterien, die ja keinen Zellkern besitzen, der genetische Code derselbe ist wie bei Protisten, Pilzen, Tieren und Pflanzen.
I 240
Missing link: Archaeopteryx: halb Vogel halb Reptil. Nicht unbedingt direkter Vorfahr. Speziation:
a) dichopatrisch: ein vorher zusammenhängendes Gebiet wird durch eine neue Barriere: Gebirgszug, Meeresarm, Unterbrechung der Vegetation geteilt.
b) peripatrisch: neue Gründungspopulaiton entsteht jenseits des ursprünglichen Verbreitungsgebiets.
c) sympatrische Speziation: Eine neue Art entsteht aufgrund ökologischer Spezialisierung innerhalb des Verbreitungsgebiets.
Darwins Theorie vom Gradualismus.
>Gradualismus,
I 243
VsGradualismus: Der Gradualismus könne nicht die Entstehung völlig neuer Organe erklären. Problem: Wie kann ein rudimentärer Flügel durch natürliche Selektion vergrößert werden bevor er zum Fliegen tauglich ist?
I 244
Darwin: zwei mögliche Lösungen: a) Intensivierung der Funktion: Bsp Augen, Bsp Entwicklung der Vordergliedmaßen von Maulwürfen, Walen, Fledermäusen.
b) Funktionsveränderung: Bsp Antennen von Daphia (Wasserfloh): zusätzliche Funktion eines Schwimmpaddels, das unter Selektionsdruck größer und modifiziert wird.
Bsp Gould: Federn dienten zunächst wahrscheinlich der Temperaturregelung, bevor irgendein Tier fliegen konnte.
Funktion/Biologie: Funktionsverschiedenheiten hängen auch mit Verhaltensmustern zusammen Bsp Putzen des Federkleids.
Konkurrierende Theorien zum evolutionären Wandel:
I 247
Salationismus: Huxley später Bateson, de Vries, (Mendelisten). Zur saltationistischen Entstehung neuer Arten kommt es bei sexueller Fortpflanzung nur über Poyploidie und einige andere Formen chromosomaler Neustrukturierung (sehr selten). Teleologie: Teleologische Theorien gehen davon aus, dass der Natur ein Prinzip innewohnt: Osborns Aristogenese, Chardins Omega-Prinzip. Dies soll zur Perfektion führen.
>Teilhard de Chardin.
Lamarcksche Theorien: Änderungen gehen auf Gebrauch und Nichtgebrauch zurück, Umweltbedingungen. Diese Theorie war bis in die 30er Jahre akueptiert!
I 248
Def "Weiche Vererbung" (erworbener Merkmale). Wurde durch die Genetik widerlegt. Def "Harte Vererbung" (sogenanntes "Zentrales Dogma"): Die in den Proteinen (dem Phänotyp) enthaltene Information kann nicht an die Nukleinsäuren (den Genotyp) weitergegeben werden! (Erkenntnis der Molekularbiologie).
I 256
Makroevolution: Nachdem Saltationismus, weiche Vererbung und Autogenese mit der Evolution widerlegt waren, musste man die die Makroevolution immer mehr als Phänomen auf Populationsebene erklären, als Phänomen, das sich unmittelbar auf Ereignisse und Vorgänge während der Mikroevolution zurückführen ließ. (Speziation: schneller in der Isolation). (>Gould, Eldredge, 1971(1): "unterbrochenes Gleichgewicht", "punctuated equilibrium", Punktualismus).
I 281
Neu: Wir wissen heute, dass die Zyklen der Pflanzenfresser diejenigen der Raubfeinde hervorrufen und nicht umgekehrt! Koevolution: Bsp Die Yuccamotte zerstört die Samenanlagen der Pflanze durch ihre Larven, bestäubt aber die Blüten.


1. N. Eldredge, S. J. Gould: Punctuated equilibria: an alternative to phyletic gradualism. In: T. Schopf (Ed), Models in Paleobiology, 82-115, San Francisco, (1972).

Mayr I
Ernst Mayr
Das ist Biologie Heidelberg 1998
Evolution Pinker I 21
Evolution/Bsp Rad/Erfindung/Entwicklung/Pinker: Das Rad ist zusammen mit der Straße entstanden. - Diese sind nicht von der Evolution hervorgebracht worden, weil Landschaft nicht durch Evolution entstanden ist. - Beine sind für die natürliche Welt besser geeignet. >Erfindung/Entdeckung.
Problem: Software ist komplizierter.
>Software.
I 37
Evolution/Pinker: Menschen müssen nicht dieselben Ziele wie die Evolution haben. - (z. B. Das Ziel, Gene fortzupflanzen). >Ziele, >Gene.
I 61
Evolution/Gene/Gould: Problem: Der eigene Körper überlebt nicht. Dawkins: Wohl aber überlebt die Qualität der ausgewählten Körper.
>Dawkins, >Körper.
Pinker: Letztlich überleben nur die Gene selbst.
Dawkins: Menschen verbreiten nicht Gene, sondern Gene sind egoistisch. - Aber egoistische Gene bringen nicht egoistische Menschen hervor, wie eine Blaupause kein blaues Haus hervorbringt.
I 637
Evolution/Tooby/Cosmides: die Selektion begünstigt Merkmale, die im Durchschnitt die Fitness erhöhen. - Der Verlust der Gene durch Tod wird durch die Überlebenden ausgeglichen. >Tooby/Cosmides.

Pi I
St. Pinker
Wie das Denken im Kopf entsteht München 1998
Evolution Vollmer I 51
Evolutionäre Erkenntnistheorie/EE/Vollmer: In der Evolution der Wissenschaft gibt es keine "Mutationen", weil es bei wissenschaftlichen Theorien keine "Nachkommen" gibt. - Evolutionäre Erkenntnistheorie ist nur sinnvoll, soweit subjektive Erkenntnisstrukturen vererbt werden. - Die Evolutionäre Erkenntnistheorie hat nicht den Wahrheitsbegriff des Pragmatismus - sie wird durch Erfolg nicht bewiesen. >Erfolg, >Pragmatismus, >Beweise, >Beweisbarkeit.
I 75
Erfolg/Vollmer: beweist nur, dass die Hypothese nicht ganz falsch war. >Hypothesen.
I 217
VsEvolutionstheorie/VsDarwinismus: Beide seien zirkulär. >Zirkularität.
VollmerVsVs: Das ist falsch: "Fitness" kann ohne Rückgriff auf "Überleben" definiert werden.
>Überleben, >Fitness.
I 260
Fitness wird nicht nach dem Überleben des Individuums bestimmt, sondern durch Fortpflanzungserfolg, mehr Nahrung, mehr Wohnraum, mehr Partner, mehr Nachkommen usw..
I 264
Entropie/Evolution/Leben/Vollmer: entgegen einer verbreiteten Meinung ist Entropie nicht immer ein Maß für Unordnung. >Entropie.
Unter speziellen Bedingungen (niedrige Gesamtenergie und Existenz anhaltender Wechselwirkungen oder Einschluss durch äußere Kräfte) schließt die Zunahme der Entropie sogar eine Zunahme von Ordnung und Struktur ein - somit widerspricht der Zweite Hauptsatz nicht der Entstehung von Lebewesen.
>Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik, >Leben, >Energie, >Ordnung.
I 279
Anpassung/Selektion/VsEvolutionäre Erkenntnistheorie: Selektion ist keine Falsifikation. - Das Urauge wird durch das Adlerauge nicht falsifiziert. - Richtiges Abbilden spielt keine Rolle. Eine Übertragen der Selektionstheorie auf kognitive Fähigkeiten kann nur gelingen, wenn es objektive Wahrheit gibt und wenn Erkenntnis nützlicher ist als Irrtum (Simmel, 1895).
VollmerVsVs: Das ist kein Argument VsEvolution, egal wer sich wem anpasst - Koadaption.
I 298
Evolution/Erfolg/Vollmer: Die Richtigkeit von Erfahrung kann nicht aus evolutionärem Erfolg geschlossen werden. - Sonst ergibt sich der naturalistische Fehlschluss. - Verwechslung von Fakten mit Normen. >Naturalistischer Fehlschluss, >Normen, >Tatsachen.

II 190
Evolution/Zeitrichtung/Vollmer: Wegen der kosmischen Expansion sind keine zwei Momente der Evolution identisch. >Zeitpfeil.

Vollmer I
G. Vollmer
Was können wir wissen? Bd. I Die Natur der Erkenntnis. Beiträge zur Evolutionären Erkenntnistheorie Stuttgart 1988

Vollmer II
G. Vollmer
Was können wir wissen? Bd II Die Erkenntnis der Natur. Beiträge zur modernen Naturphilosophie Stuttgart 1988
Evolutionäre Psychologie Buss Corr II 171
Evolutionäre Psychologie/EP/Buss/Figueredo: (...) wir können uns eine Masse von Menschen vorstellen, die aus einem brennenden Gebäude durch verschiedene Ausgänge fliehen: Hauptausgänge, Notausgänge, Fenster und Servicetüren. Die Persönlichkeit ist ähnlich. So wie in der Analogie jeder dem brennenden Gebäude entkommen muss, so gibt es den evolutionären Imperativ, sich vor dem Tod fortzupflanzen; und so wie es viele Ausgänge gibt, kann man eine erfolgreiche Fortpflanzung fördern, indem man gesellig und charmant ist wie bei dem sozialen Extravertierten, verbissenen
II 172
und ausdauernd wie die überaus gewissenhaften, oder einschmeichelnd und affiliativ wie bei sehr verträglichen Menschen. So haben sich verschiedene Persönlichkeitsstile und -strategien entwickelt, die miteinander um das gleiche Ziel des Überlebens und der Fortpflanzung konkurrieren, jedoch mit unterschiedlichen Mitteln und Wegen der Anpassung.
II 173
[Buss] besteht darauf, dass die Evolution die "physiologischen, anatomischen und psychologischen Mechanismen" schmiedet, die Wahl, Neigung, Abneigung und Anziehung beeinflussen.
II 175
(...) die neue Wissenschaft der evolutionären Psychologie stellte die emittierten Verhaltensweisen korrekt als das Produkt der Wechselwirkungen zwischen entwickelten psychologischen Mechanismen und spezifischen Reizen aus der Umwelt dar, auf die sie fein abgestimmt waren.
II 179
Überleben/Reproduktion: (...) Buss skizzierte acht Erfordernisse des Überlebens und der Reproduktion in jeder adaptiven Landschaft, die von einer großen Dichte von Artgenossen bevölkert ist: (1) erfolgreiche intrasexuelle Konkurrenz, (2) Partnerwahl, (3) erfolgreiche Empfängnis, (4) Bindung an den Partner, (5) Bildung wechselseitiger dyadischer Allianzen, (6) Bildung und Erhaltung von Bündnissen, (7) elterliche Fürsorge und Sozialisierung und (8) Investitionen in außereheliche Verwandtschaft. Es folgt eine Fortsetzung der Behauptung von Buss, dass evolutionäre Psychologie ein fähiger theoretischer Schiedsrichter ist, wenn es darum geht, eine biologisch informierte Art von Ockhams Rasiermesser auf theoretische Ansprüche innerhalb der Persönlichkeitspsychologie anzuwenden. >Persönlichkeit, >Charakterzüge, >Persönlichkeitpsychologie.
II 180
Ein häufiges Missverständnis bezüglich der Persönlichkeitsentwicklung, das von Buss (2011)(1) kritisiert wird, ist, dass Selektion als homogenisierende Kraft wirkt, die zu einem einzigen Optimalitätspunkt in der Verteilung des Phänotyps führt. Im Gegensatz dazu sagt die Evolutionstheorie voraus, dass die Lage dieses Punktes je nach der Art des aktiven Selektionsdrucks in Übereinstimmung mit der Beziehung zwischen einer Eigenschaft und ihrer Fitness variiert.
II 182
Die von Buss (1991)(2) zusammengefassten alternativen Erklärungen für die Entstehung teilweise vererbbarer Charakterzüge und die Beibehaltung individueller Unterschiede bleiben als Möglichkeiten bestehen, aber die Liste der Alternativen wurde [in einem von Buss und Hawley (2011)(3) herausgegebenen Band] erweitert. So wurde beispielsweise als möglich argumentiert, dass selektive Schwünge innerhalb der letzten mehreren tausend Jahre (...) hinter der großen Variation unter den Menschen stehen. Auch der Genfluss aufgrund beschleunigter Migration von Individuen zwischen menschlichen Populationen ist eine umstrittene Hypothese. Die ausgleichende Selektion, bei der mehrere Phänotypen auf komplementäre Weise adaptiv sind, jeder in einer bestimmten Untergruppe der Artennischen, ist nach wie vor ein Schwerpunkt der Diskussion. >Evolution, >Selektion, >Adaption, >Nischen, >Arten, >Gene, >Vererbbarkeit.

1. Buss, D. (2011). Evolutionary psychology: The new science of the mind (4th ed.). Hove, UK: Psychology Press.
2. Buss, D. M. (1991). Evolutionary personality psychology. Annual Review of Psychology, 42, 459–491.
3. Buss, D. M., & Hawley, P. H. (2011). The evolution of personality and individual differences. New York: Oxford University Press.


Figueredo, Aurelio J.; Fernandes, Heitor B. F.; Peñaherrera-Aguirre, Mateo and Hertler, Steven C.: “The Evolution of Personality Revisiting Buss (1991)”, In: Philip J. Corr (Ed.) 2018. Personality and Individual Differences. Revisiting the classical studies. Singapore, Washington DC, Melbourne: Sage, pp. 171-190.

Corr I
Philip J. Corr
Gerald Matthews
The Cambridge Handbook of Personality Psychology New York 2009

Corr II
Philip J. Corr (Ed.)
Personality and Individual Differences - Revisiting the classical studies Singapore, Washington DC, Melbourne 2018
Fitness-Landschaft
Fitness-Landschaft Norvig Norvig I 155
Fitness-Landschaft/Norvig/Russell: Die Arbeit von Sewall Wright (1931)(1) über den Begriff einer Fitness-Landschaft war ein wichtiger Vorläufer für die Entwicklung genetischer Algorithmen. >Optimierung, >Genetische Algorithmen, >Lokale Minima, >Suchalgorithmen. In den 1950er Jahren verwendeten mehrere Statistiker, darunter Box (1957)(2) und Friedman (1959)(3), evolutionäre Techniken zur Optimierung von Problemen, aber erst Rechenberg (1965)(4) führte Evolutionsstrategien zur Lösung von Optimierungsproblemen für Tragflächen ein, sodass der Ansatz an Popularität gewann.

1. Wright, S. (1931). Evolution in Mendelian populations. Genetics, 16, 97–159.
2. Box, G. E. P. (1957). Evolutionary operation: A method of increasing industrial productivity. Applied
Statistics, 6, 81–101.
3. Friedman, G. J. (1959). Digital simulation of an evolutionary process. General Systems Yearbook, 4,
171–184.
4. Rechenberg, I. (1965). Cybernetic solution path of an experimental problem. Library translation 1122, Royal Aircraft Establishment

Norvig I
Peter Norvig
Stuart J. Russell
Artificial Intelligence: A Modern Approach Upper Saddle River, NJ 2010
Fitness-Landschaft Russell Norvig I 155
Fitness-Landschaft/Norvig/Russell: Die Arbeit von Sewall Wright (1931)(1) über das Konzept einer Fitness-Landschaft war ein wichtiger Vorläufer für die Entwicklung genetischer Algorithmen. >Optimierung, >Genetische Algorithmen, >Lokale Minima, >Suchalgorithmen.
In den 1950er Jahren verwendeten mehrere Statistiker, darunter Box (1957)(2) und Friedman (1959)(3), evolutionäre Techniken zur Optimierung von Problemen, aber erst Rechenberg (1965)(4) führte Evolutionsstrategien zur Lösung von Optimierungsproblemen für Tragflächen ein, sodass der Ansatz an Popularität gewann.

1. Wright, S. (1931). Evolution in Mendelian populations. Genetics, 16, 97–159.
2. Box, G. E. P. (1957). Evolutionary operation: A method of increasing industrial productivity. Applied
Statistics, 6, 81–101.
3. Friedman, G. J. (1959). Digital simulation of an evolutionary process. General Systems Yearbook, 4,
171–184.
4. Rechenberg, I. (1965). Cybernetic solution path of an experimental problem. Library translation 1122, Royal Aircraft Establishment

Russell I
B. Russell/A.N. Whitehead
Principia Mathematica Frankfurt 1986

Russell II
B. Russell
Das ABC der Relativitätstheorie Frankfurt 1989

Russell IV
B. Russell
Probleme der Philosophie Frankfurt 1967

Russell VI
B. Russell
Die Philosophie des logischen Atomismus
In
Eigennamen, U. Wolf (Hg) Frankfurt 1993

Russell VII
B. Russell
On the Nature of Truth and Falsehood, in: B. Russell, The Problems of Philosophy, Oxford 1912 - Dt. "Wahrheit und Falschheit"
In
Wahrheitstheorien, G. Skirbekk (Hg) Frankfurt 1996

Norvig I
Peter Norvig
Stuart J. Russell
Artificial Intelligence: A Modern Approach Upper Saddle River, NJ 2010
Funktionale Erklärung Bigelow I 323
Def Funktionale Erklärung/Funktion/Bigelow/Pargetter: mit einer funktionalen Erklärung beschreiben wir schon existierende Muster durch Referenz auf zukünftige Ereignisse oder Zustände. Es kann dabei sein, dass diese niemals eintreten. >Induktion.
Warum: Wir erklären, Bsp warum wir Zähne haben, indem wir auf ihre Funktion hinweisen.
Problem: Die Funktion von kausal nicht aktiven Mustern oder Elementen zu erklären.
I 324
Problem: Weil die zukünftigen Zustände sich vielleicht gar nicht einstellen, beschreiben wir keine tatsächlichen Eigenschaften. Eigenschaften/Bigelow/Pargetter: Eigenschaften eines Systems rühren aus seiner Kausalgeschichte her, nicht aus seiner Funktion! Daher hängen sie auch nicht von der Funktion des Systems ab!
>Eigenschaften, >Funktion.
Rückwärtsverursachung/Bigelow/Pargetter: ist damit einfach ausgeschlossen.
>Rückwärtskausalität.
Funktion/Erklärung/Bigelow/Pargetter: daher ist die Funktion eines Systems erklärungsmäßig redundant. Die Funktion kann natürlich erwähnt werden, aber Beschreibung ist mehr als Erwähnung von möglichen Wirkungen.
Funktionale Erklärung/Wissenschaft/Bigelow/Pargetter: Es gibt drei Ansätze, die wir im großen und ganzen für richtig halten. Sie alle haben gemeinsam, dass Funktionen keine signifikante Erklärungskraft haben.
I 325
Bsp Evolution/Bigelow/Pargetter: Die Theorien der funktionalen Erklärung erlauben es nicht, Evolution zu erklären, indem man sagt, ein Muster habe sich herausgebildet, weil es eine bestimmte Funktion erfüllt. >Evolution, >Darwinismus.
Funktionale Erklärung/Bigelow/Pargetter: These: unsere Theorie wird eine realistische sein.
I 332
Funktionale Erklärung/Funktion/Bigelow/Pargetter: These: Wir wollen eine Theorie, die vorwärtsgerichtet ist. Funktionen können und sollten erklärt werden durch Referenz auf zukünftige Ereignisse und Zustände. Analog: zur Erklärung von Dispositionen.
>Dispositionen.
Analogie: Unsere Erklärung hat ein Analogon: die Erklärung des evolutionstheoretischen Begriff des Überlebens (Fitness). (Lit. Pargetter 1987)(1).
VsDarwinismus/VsDarwin/Bigelow/Pargetter: Häufiger Einwand: das „Überleben des Tüchtigen“ sei eine leere Tautologie.
>Überleben.
BigelowVsVs: der Einwand geht davon aus, dass Fitness nur retrospektiv festgestellt werden könnte. Außerdem nimmt er an, dass die Tatsache, dass einige Individuen überleben genau das ist, was die Tüchtigkeit konstituiert (zirkulär).
BigelowVsÄtiologische Theorie: Die Ätiologische Theorie beruht auf dem gleichen Missverständnis. Sie behauptet dann, dass auch die Eigenschaft, eine Funktion zu haben, eine retrospektive Eigenschaft ist, die durch die Geschichte des Überlebens konstituiert wird. So ist der Begriff der Funktion seines Erklärungspotentials beraubt.
I 333
Zirkularität/Bigelow/Pargetter: Dieser Einwand wird oft fälschlich VsDarwinismus erhoben. >Darwinismus.
Fitness/Lösung/Bigelow/Pargetter: ist aber nicht retrospektiv definiert, sondern sie ist analog zu einer Disposition.
Subjunktion/subjunktiv/konditional/Fitness/Bigelow/Pargetter: Fitness ist eine subjunktive Eigenschaft: sie bestimmt was passieren würde, wenn die und die Umstände eintreten.
>Subjunktion.
Diese subjunktive Eigenschaft superveniert auf dem morphologischen Charakter des Individuums oder der Spezies. Dabei gibt es keine Zirkularität.
>Supervenienz, >Zirkularität.
Biologische Funktion/Bigelow/Pargetter. für sie gilt das gleiche wie für Fitness. Sie sind zwei Seiten einer Medaille.
Fitness/Bigelow/Pargetter: heißt vorwärtsschauen.
>Fitness.

1. Pargetter, R. (1987). Fitness. Pacific Philosophical Quarterly 68. pp.44-56.

Big I
J. Bigelow, R. Pargetter
Science and Necessity Cambridge 1990
Kosten Verhaltensökologie Corr I 278
Kosten/Verhalten/Verhaltensökologie/Persönlichkeit/Verhaltenssyndrome/Gosling: Es ist möglich, dass die Kosten-Nutzen-Abwägungen von Jahr zu Jahr oder von Nische zu Nische so variieren, dass verschiedene Geeignetheiten (z.B. hohe Aggression vs. niedrige Aggression) zu unterschiedlichen Zeiten oder an unterschiedlichen Orten adaptiv sind. In einer Reihe von Langzeitstudien zur Persönlichkeit in einer natürlichen Population einer Sperlingsvogelart (Parus major) hat eine Forschungsgruppe überzeugende Beweise für die Idee geliefert, dass verschiedene Persönlichkeiten unter verschiedenen Bedingungen adaptiv sind (Dingemanse, Both, Drent and Tinbergen 2004(1); Drent, van Oers und van Noordwijk 2003(2); Groothuis und Carere 2005(3)). >Persönlichkeit/Psychologische Theorien, >Nischen/Evolutionäre Psychologie.
1. Dingemanse, N. J., Both, C., Drent, P. J. and Tinbergen, J. M. 2004. Fitness consequences of avian personalities in a fluctuating environment, Proceedings of the Royal Society of London Series B – Biological Sciences 271: 847–52
2. Drent, P. J., Van Oers, K. and Van Noordwijk, A. J. 2003. Realized heritability of personalities in the great tit (Parus major), Proceedings of the Royal Society Biological Sciences Series B 270: 45–51
3. Groothuis, T. G. G. and Carere, C. 2005. Avian personalities: characterization and epigenesis, Neuroscience and Biobehavioral Reviews 29: 137–50

Samuel D. Gosling and B. Austin Harley, “Animal models of personality and cross-species comparisons”, in: Corr, Ph. J. & Matthews, G. (eds.) 2009. The Cambridge Handbook of Personality Psychology. New York: Cambridge University Press

Corr I
Philip J. Corr
Gerald Matthews
The Cambridge Handbook of Personality Psychology New York 2009

Corr II
Philip J. Corr (Ed.)
Personality and Individual Differences - Revisiting the classical studies Singapore, Washington DC, Melbourne 2018
Lernen Kauffman I 303
Def Lernkurve/Lernen/Kauffman: "Erfahrungskurven": Erfahrung verläuft entlang technologischer Trajektorien. Die allgemeine Verbesserungsrate nimmt mit der Höhe der industriellen Gesamtinvestitionen ab! (Potenzgesetz). >Technologie, >Fortschritt.
Grund: Wenn eine "reife" Technologie sich in der Phase der abnehmenden Erträge (Sättigung, Konkurrenz) befindet, ist es schwieriger, Kapital für Innovationen aufzutreiben.
Die Verbesserungskurve flacht ab wie bei der biologischen Evolution (Fitnesslandschaft).
>Fitnesslandschaft, >Evolution, >Wirtschaft.

Kau II
Stuart Kauffman
At Home in the Universe: The Search for the Laws of Self-Organization and Complexity New York 1995

Kauffman I
St. Kauffman
Der Öltropfen im Wasser. Chaos, Komplexität, Selbstorganisation in Natur und Gesellschaft München 1998
Lernen Pinker I 226
Lernen/Evolution/Pinker: Lernen führt zur Evolution angeborener Fähigkeiten, aber nicht dazu, dass alle Fähigkeiten angeboren sind. - ((s) Angeboren/(s): alles was durch Evolution hervorgebracht wurde, ist angeboren, sonst müsste man Adaptionismus annehmen.) >Evolution, >Angeborenes, >Adaption.
I 226~
Baldwin-Effekt/Pinker: Baldwin geht von der Vermutung aus, dass Lernen die Evolution so lenkt, dass es nach lamarckistischer Evolution aussieht. >Lamarckismus.
Durch die Lernfähigkeit ändert sich das Problem der Evolution - statt blindlings die Nadel im Heuhaufen zu suchen, sagt einem nun etwas, wann man in die Nähe kommt.
Vgl. >Fitnesslandschaft.
I 229
Lernen/Pinker: Lernen ist nicht assoziativ. - Bsp Junge Zugvögel prägen sich den Sternenhimmel samt Rotation ein.- Tiere berechnen Kalorienverbrauch bei der Jagd im Revier. >Assoziation, >Tier.

Pi I
St. Pinker
Wie das Denken im Kopf entsteht München 1998
Lokales Minimum Anderson Brockman I 147
Lokales Minimum/lokales Maximum/fitness landscape/Fitnesslandschaft/Chris Anderson: Die Grenzen des Gradientenabfalls stellen das sogenannte Problem der lokalen Minima dar (oder das Problem der lokalen Maxima, wenn Sie einen Gradientenanstieg durchführen). >Fitnesslandschaft. (>Lokales Maximum). Lösung/Anderson: (...) Sie benötigen entweder ein mentales Modell (d.h. eine Karte) der Topologie, damit Sie wissen, wo Sie ansteigen müssen, um aus dem Tal herauszukommen, oder Sie müssen zwischen Gradientenabfall und zufälligen Gängen wechseln, damit Sie aus der Region herauskommen können. >Roboter/Anderson, >Künstliche Intelligenz/Anderson, >Universum/Anderson.


Anderson, Chris “Gradient Descent” in: Brockman, John (ed.) 2019. Twenty-Five Ways of Looking at AI. New York: Penguin Press.

Ander I
Chris Anderson
The Long Tail: Why the Future of Business is Selling Less of More New York 2006

Brockman I
John Brockman
Possible Minds: Twenty-Five Ways of Looking at AI New York 2019
Normen Wirtschaftstheorien Parisi I 167
Normen/Ökonomische Theorien/Wangenheim: Soziale Normen und ihre Evolution sind in den Wirtschaftswissenschaften breit diskutiert worden. Die Argumentation zur Stabilität von Normen in evolutionären Kontexten geht von eher einfachen Situationen mit nur zwei Verhaltensalternativen aus, von denen eine zu einer sozialen Norm wird (siehe z.B. die Artikel von Ostrom, 2000(1), und Elster 1989(2) zum Überblick sowie das bahnbrechende Buch von Ullman-Margalit, 1977)(3). Sie wurden insbesondere in Bezug auf die experimentelle Spieltheorie erweitert, in der die offensichtliche Existenz von Normen erklärt werden musste (Fehr und Schmidt, 1999(4); Fehr und Fischbacher, 2004(5); Bolton und Ockenfels, 2000(6)). Indirekte Evolution: Der indirekte Evolutionsansatz (Güth und Yaari, 1992(7); Güth, 1995(8); Güth und Ockenfels, 2000(9)), der die Präferenzen von der Fitness trennt, aber die Präferenzen entsprechend der Fitness der Handlungen, die sie für rationale Handelnde induzieren, evolvieren lässt, bietet sich für die Modellierung der Evolution von Normen an, wenn sie als Präferenzen interpretiert werden, die von materiellen Auszahlungen abweichen. Dekel et al. (2007)(10) bieten sehr allgemeine Ergebnisse zur Stabilität von Normen in solchen Settings mit verschiedenen Informationsgraden über die Präferenzen anderer Individuen.
Parisi I 168
Einfluss von Recht auf Normen: Parisi und Wangenheim (2006)(11) zeigen in einem interaktiven Meinungsbildungsmodell mit einer geordneten Menge möglicher sozialer Normen, dass Recht nicht nur die Evolution sozialer Normen in dieselbe Richtung wie das Recht auslösen kann, sondern auch
Parisi I 169
in die umgekehrte Richtung. Dies kann vor allem dann der Fall sein, wenn rechtliche Änderungen zu weit von den sozialen Normen entfernt sind und somit versteckte oder offene Opposition auslösen. Sie zeigen auch, dass rechtliche Strategien wie das "front-loading" der Durchsetzung von rechtlichen Regeln einen solchen gegenläufigen Effekt vermeiden können - allerdings möglicherweise nur zu hohen Kosten.
Carbonara et al. (2008a(12), 2008b(13)) study such strategies against countervailing effects of social norms on legislation in more detail. Carbonara et al. (2012)(14) elaborate on the double function of law - incentives and expression of a majority's opinions affecting internalization of norms - and dwell on their interplay.

1. Ostrom, E. (2000). "Collective Action and the Evolution of Social Norms." Journal of Economic Perspectives 14: 137-158.
2. Elster, J. (1989). "Social Norms and Economic Theory." Journal of Economic Perspectives 3:
99-117.
3. Ullman-Margalit, E. (1977). The Emergence of Norms. Oxford: Clarendon Press. 4. Fehr, E. and K. M. Schmidt (1999). "A Theory of Fairness, Competition and Cooperation."
Quarterly Journal of Economics 114: 817-868.
5. Fehr, E. and U. Fischbacher (2004). "Social Norms and Human Cooperation." Trends in cognitive Sciences 8: 185-190.
6. Bolton, G. E. and A. Ockenfels (2000). "ERC: A Theory of Equity, Reciprocity, and Competition." American Economic Review 90: 166-193.
7. Güth, W. and M. Yaari (1992). "An Evolutionary Approach to Explain Reciprocal Behavior in a Simple Strategic Game," in U. Witt, Hrsg., Explaining Process and Change - Approaches to Evolutionary Economics, 23-34. Ann Arbor, MI: University of Michigan Press.
8. Güth, W. (1995). "An Evolutionary Approach to Explaining Cooperative Behavior by Reciprocal Incentives." International Journal of Game Theory 24:323-344.
9. Güth, W. and A. Ockenfels (2000). "Evolutionary Norm Enforcement." Journal of Institutional and Theoretical Economics 156: 33 5-347.
10. Dekel, E., J. C. Ely, and O. Yilankaya (2007). "Evolution of Preferences." Review of Economic
studies 74:685-704.
11. Parisi, F. and G. v. Wangenheim (2006). "Legislation and Countervailing Effects from Social
Norms," in C. Schubert and G. v. Wangenheim, Hrsg., Evolution and Design of Institutions,
25-55. London: Routledge.
12. Carbonara, Emanuela, Francesco Parisi, and Georg von Wangenheim (2008a). "Lawmakers as Norm Entrepreneurs." Review of Law and Economics 4:779-799.
13. Carbonara, E., F. Parisi, and G. von Wangenheim (2008b). "Legal Innovation and the Compliance Paradox." Minnesota Journal of Law, Science and Technology 9: 837-860.
14. Carbonara, E., F. Parisi, and G. v. Wangenheim (2012). "Unjust Laws and Illegal Norms."
International Review of Law and Economics 32: 285-299.

Wangenheim, Georg von. „Evolutionary Law and Economics.” In: Parisi, Francesco (Hrsg.) (2017). The Oxford Handbook of Law and Economics. Bd. 1: Methodology and Concepts. NY: Oxford University Press

Parisi I
Francesco Parisi (Ed)
The Oxford Handbook of Law and Economics: Volume 1: Methodology and Concepts New York 2017
Objektivität Dennett I 266
Objektivität/Dennett: Bsp "Optimum" bei Manfred Eigen ist nicht nur handfest definiert, sondern kann auch mit experimentellen Messungen belegt werden. Bsp Eignungslandschaften, >Fitnesslandschaften. Die Algorithmen sind hier sind nicht subjektiv erfunden.

Dennett I
D. Dennett
Darwins gefährliches Erbe Hamburg 1997

Dennett II
D. Dennett
Spielarten des Geistes Gütersloh 1999

Dennett III
Daniel Dennett
"COG: Steps towards consciousness in robots"
In
Bewusstein, Thomas Metzinger Paderborn/München/Wien/Zürich 1996

Dennett IV
Daniel Dennett
"Animal Consciousness. What Matters and Why?", in: D. C. Dennett, Brainchildren. Essays on Designing Minds, Cambridge/MA 1998, pp. 337-350
In
Der Geist der Tiere, D Perler/M. Wild Frankfurt/M. 2005
Propensitäten Bigelow I 333
Funktionale Erklärung/vorwärtsblickende Theorie/Funktion/Bigelow/Pargetter: 1. ätiologische Theorie/Bigelow/Pargetter:
I 334
Bsp Angenommen, ein Muster hat normalerweise eine bestimmte Wirkung und ist durch natürliche Selektion entstanden. Dann sagt die ätiologische Theorie, dass dies jetzt eine Funktion dieses Musters ist. >Funktion, >Ursache, >Wirkung, >Kausalität, >Kausalerklärung, >Funktionale Erklärung, >Funktionale Analyse, >Selektion.
Dazu muss es in der Vergangenheit eine relevante Wirkung in einer hinreichenden Anzahl von Fällen gegeben haben.
>Relevanz.
Pointe: Die entsprechenden Situationen sind keine, die zufällig ausgesucht wurden, sondern solche, in denen der Effekt angemessen war. In diesen Situationen trägt er zum Überleben bei.
Propensität/Überleben/Bigelow/Pargetter: Obwohl die Wahrscheinlichkeits--Gesetze zulassen, dass es eine lange Reihe von Zufällen gibt, ist das sehr unwahrscheinlich. Normalerweise wird es eine Propensität hin zum Überleben des Individuums geben.
Funktion/Bigelow/Pargetter: Wenn es nur eine Reihe von Zufällen gibt, sprechen wir sicher nicht von Funktion.
>Zufall.
I 335
Ätiologische Theorie/Bigelow/Pargetter: Die ätiologische Theorie interpretieren wir so, dass sie die Funktion für die ganze Zeit zuschreibt, auch schon, bevor sie zum Überleben beitrug! Damals trug sie zu einer Propensität bei. Umwelt: auch dies muss auf die Umwelt relativiert werden. Wenn diese plötzlich wechselt, kann es Mehrdeutigkeiten der Angepasstheit geben.
>Adaption, >Umwelt, >Nischen.
I 336
Funktion/Bigelow/Pargetter: Funktionen können beschrieben werden als Komponenten eines Organismus in absteigender Hierarchie von Komplexität. Bsp Körperteile, aber auch Zellen haben Funktionen. >Komplexität, >Teile.
Propensitäts-Theorie/Bigelow/Pargetter: nach ihr sind die Funktionen daher relationale Eigenschaften.
>Eigenschaften.
Und sie sind dispositional.
>Dispositionen.
Das ist auch dann wahr, wenn das Individuum nicht überlebt oder niemals in seiner normalen Umwelt ist.
>Individuen, >Natürliche Arten.
I 337
Erklärung/Bigelow/Pargetter: Die so (als Propensitäten) interpretierten Funktionen erklären das Überleben durch kausale Information, als Warum-Erklärung. >Erklärung, >Kausalerklärung, >Funktionale Erklärung, >Warum-Fragen.
Propensitäts-Theorie/Artefakte/Bigelow/Pargetter: Kann die Theorie auch auf Artefakte angewendet werden, ebenso gut wie auf biologische Muster? Sie kann Teil einer übergreifenden Theorie sein, aber bei Artefakte gibt es wieder das Problem des Rückwärts-Blickens (s.o.).
>Artefakte.
Lösung/Bigelow/Pargetter: These wir schlagen als vorwärtsblickende Theorie für biologische Muster wie für Artefakte eine Theorie der Propensität für Selektion vor.
>Selektion.
I 338
Damit haben alle Funktionen, seien sie biologische oder die von Artefakten, etwas gemeinsam.
I 338
Funktion/Fitness/Kausalerklärung/Propensitäts-Theorie/Bigelow/Pargetter: Es kann sein, dass ein Organismus nicht überlebt, obwohl er eine Funktion zum Überleben ausgebildet hat. Aber wenn er überlebt, dann wegen dieser Funktion.
VsPropensitätstheorie/Bigelow/Pargetter: Bsp Angenommen, eine Struktur dient überhaupt keinen Zwecken, angenommen, die Umwelt ändert sich, und plötzlich dienen seine Funktionen dem Überleben. Dann müsste unsere Propensitätstheorie sagen, dass die Struktur neuerdings eine Funktion hat. Bsp Angenommen, man könnte sagen, dass Herztöne die Funktion haben, Ärzte zu alarmieren. Aber erst in diesem Jahrhundert; das scheint falsch.
Ätiologische Theorie: sagt, dass Herztöne keine solche Funktion haben, weil sie nicht dafür entwickelt wurden.
Bigelow/Pargetter: Dennoch, der Grund, warum wir den Herztönen eine Funktion absprechen möchten ist nicht, dass sie keine Evolutionsgeschichte der gewünschten Art haben,
I 339
sondern weil die Herztöne eine unvermeidliche Verbindung mit der Funktion des Blutpumpens haben. Die Herztöne produzieren keine Propensität zum Überleben. >Funktionale Analyse.
Dem entsprechen Beispiele für Funktionen, die es früher gab, die heute aber ihre Funktion verloren haben:
VsPropensitäts-Theorie/Bigelow/Pargetter: Diese nimmt an, dass das Muster keine Funktion hat.
Ätiologische Theorie: nimmt an, dass es eine Funktion hat, egal wofür sie gebraucht wurde, und wofür sie entwickelt wurde.
Propensitäts-Theorie/Bigelow/Pargetter: gibt im Allgemeinen bessere Erklärungen. Wir können sagen, dass es früher diese Funktion gab, diese aber unglücklicherweise schädlich für das Individuum wurde.
I 340
Erklärung/Bigelow/Pargetter: Eine Propensität kann eine erklärende kausale Rolle spielen, während die Tatsache, dass etwas einen historischen Ursprung hat, keine spielt. Das zeigt uns, dass die Propensitätstheorie so starke Vorteile hat, dass es gerechtfertigt scheint, Gegenbeispiele wegzudiskutieren.
Paul GriffithsVsPropensitäts-Theorie/Bigelow/Pargetter: Eben weil Fitness vorwärtsblickend ist, sollten Funktionen rückwärtsblickend sein. Und den Begriff „Funktion“ können wir überhaupt zugunsten von „Fitness“ aufgeben.
BigelowVsVs: Funktion und Fitness können unabhängige Rollen spielen.
Fitness: Eigenschaft eines Organismus
Funktion: Funktionen spezifizieren die Eigenschaften, die zusammen zur Fitness beitragen. Und hier können wir auch fragen, warum sie das tun.
Information/Bigelow/Pargetter: Eine Zuschreibung von Fitness bricht auseinander in die Zuschreibung vieler Funktionen. So sind Funktionen in einer Hinsicht informativer, in anderer Hinsicht weniger informativ als Fitness.
a) Funktionen sagen uns nichts über den Grad von Fitness, aber
b) jede Funktion sagt uns nicht nur, welche Merkmale beitragen, sondern auch warum.
I 341
Artefakt/Fitness/Bigelow/Pargetter: Bei Artefakten geht es nicht um Fitness, also kann Funktion nicht durch sie überflüssig gemacht werden. Daher kann Fitness bei ihr auch nicht redundant sein. Aber statt dessen kann hier in analoger Weise Nützlichkeit redundant sein. Propensitätstheorie/Lösung/Bigelow/Pargetter: Die Propensitätstheorie liefert einen einheitlichen Begriff von Funktion der auch auf Artefakte zutrifft.

Big I
J. Bigelow, R. Pargetter
Science and Necessity Cambridge 1990
Repräsentation Shaver Corr I 238
Darstellungen/Bindungstheorie/Shaver/Mikulincer: Im Vergleich zu anderen mentalen Repräsentationen enthalten oder drücken (a) Arbeitsmodelle (siehe >Terminologie/Bowlby) auch die Wünsche, Ängste, Konflikte und psychologischen Abwehrkräfte einer Person aus; (b, ein verwandter Punkt) Arbeitsmodelle scheinen eine starke affektive Komponente zu haben und neigen dazu, durch Emotionsregulationsprozesse geprägt zu sein; (c) Arbeitsmodelle neigen dazu, in relationalen Begriffen konstruiert zu werden und Darstellungen des sozialen Selbst, der Interaktionspartner und der sozialen Interaktionen zu organisieren; und (d) Bindungsarbeitsmodelle sind breite, reiche und komplexe Strukturen, die Tandem- oder Gegendarstellungen derselben sozialen Erfahrungen auf episodischen, semantischen und verfahrenstechnischen Kodierungsebenen beinhalten können (Shaver, Collins und Clark 1996)(1). >Arbeitsmodelle, >Bindungstheorie.

1. Shaver, P. R., Collins, N. L. and Clark, C. L. 1996. Attachment styles and internal working models of self and relationship partners, in G. J. O. Fletcher and J. Fitness (eds.), Knowledge structures in close relationships: a social psychological approach, pp. 25–61. Mahwah, NJ: Erlbaum

Phillip R. Shaver and Mario Mikulincer, “Attachment theory: I. Motivational, individual-differences and structural aspects”, in: Corr, Ph. J. & Matthews, G. (eds.) 2009. The Cambridge Handbook of Personality Psychology. New York: Cambridge University Press

Corr I
Philip J. Corr
Gerald Matthews
The Cambridge Handbook of Personality Psychology New York 2009

Corr II
Philip J. Corr (Ed.)
Personality and Individual Differences - Revisiting the classical studies Singapore, Washington DC, Melbourne 2018
Selektion Kauffman Dennett I 550
Lager: KauffmanVsSpencer: Stuart Kauffman: Ordnung entsteht trotz der (umweltbedingten) Selektion. >H. Spencer, >Ordnung/Kauffman.

Kauffman I 46
Ordnung/Biologie/Kauffman: Ordnung in der Biosphäre kann nicht zugleich auf Selektion und Selbstorganisation zurückführbar sein! >Selektion, >Selbstorganisation.
Leben/Kauffman: Das Leben existiert am Rand des Chaos, möglicherweise in der Nähe einer Art von Phasenübergang.
>Leben/Kauffman.
Kauffman I 229
Fitnesslandschaft/Kauffman: Eine Fitnesslandschaft ist eine "adaptive Landschaft (siehe auch Dennett: Fitnesslandschaft.) These: Leben ist ein Abenteuer im Hochgebirge der Fitnesslandschaft.
Ordnung/Kauffman: These: Ordnung ist auch ohne Selektion möglich. Wir brauchen heute ein neues theoretisches Rahmenmodell.
>Ordnung/Kauffman.
Kauffman I 233
Selektion/Kauffman: es ist nicht bewiesen, dass die Selektion die geringfügigen Verbesserungen auch erfolgreich anhäufen kann. In einer Population können sich auch kleinere Katastrophen ansammeln. >Fehlerkatastrophe.
Kauffman I 234
Evolution/Kauffman: Bsp von Rechnerprogrammen, die eine Operation ausführen sollen. Serielle Programme sind äußerst empfindlich und häufen Fehler an. Man braucht mehr Zeit als das Alter des Universums, um das "optimale Programm" unter 10300 Programmen zu finden. Die Evolution unseres Lebens muss also anders verlaufen sein.
>Evolution, >Evolution/Kauffman.
Kauffman I 238
Evolution/Optimierung: Lösung: Vielleicht könnte die Evolution zunächst ein redundantes Programm oder Organismus entwerfen und dann komprimieren?
Kauffman I 240
Kauffman: Ich vermute, das geht nicht. Die sukzessive Annäherung an das Programm minimaler Länge ist nämlich nur dann von Nutzen, wenn das auf jeder Stufe gefundene Programm das um 1 kürzere Programm auf der nächsten Stufe aufzufinden hilft. >Modelle/Kauffman.

Kau II
Stuart Kauffman
At Home in the Universe: The Search for the Laws of Self-Organization and Complexity New York 1995

Kauffman I
St. Kauffman
Der Öltropfen im Wasser. Chaos, Komplexität, Selbstorganisation in Natur und Gesellschaft München 1998

Dennett I
D. Dennett
Darwins gefährliches Erbe Hamburg 1997

Dennett II
D. Dennett
Spielarten des Geistes Gütersloh 1999

Dennett III
Daniel Dennett
"COG: Steps towards consciousness in robots"
In
Bewusstein, Thomas Metzinger Paderborn/München/Wien/Zürich 1996

Dennett IV
Daniel Dennett
"Animal Consciousness. What Matters and Why?", in: D. C. Dennett, Brainchildren. Essays on Designing Minds, Cambridge/MA 1998, pp. 337-350
In
Der Geist der Tiere, D Perler/M. Wild Frankfurt/M. 2005
Selektion Kropotkin Brocker I 28
Selektion/GouldVsKropotkin/Kropotkin/Gould: Kropotkin erkannte nicht, dass die natürliche Selektion sich auf Vorteile für das einzelne Lebewesen bezieht, gleichgültig wie es kämpft. Der Kampf ums Dasein kann zu Kooperationen statt zu Konkurrenz führen, aber die gegenseitige Hilfe muss nach der darwinistischen Erklärung dem individuellen Organismus nützen.(1) >Darwinismus, >Evolution, >Fitness.
Gould pro Kropotkin: Kropotkin habe aber auch erkannt, dass Selektion zugunsten der gegenseitigen Hilfe jedem Individuum in seinem eigenen Kampf um persönlichen Erfolg nütze. Darin sah Gould eine auch heute noch wichtige Einsicht des ursprünglich darwinschen Denkens.
GouldVsKropotkin: Kropotkin projiziert seine anarchistischen Wunschvorstellungen in die Natur hinein.(2)
>Anarchie/Kropotkin.

1.Gould 1994, S. 389f.
2.Ebenda S. 387.

Kropot I
Peter Kropotkin
Gegenseitige Hilfe in der Tier- und Menschenwelt Frankfurt/Berlin/Wien 1975

Brocker I
Manfred Brocker
Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018
Selektion Rawls I 426
Selektion/Evolution/Fähigkeiten/Aristotelisches Prinzip/Rawls: Den Zusammenhang mit evolutionstheoretischen Erwägungen stellt Rawls so her:
Def Aristotelisches Prinzip/Terminologie/Rawls: So nenne ich folgendes Prinzip: ceteris paribus genießen Menschen die Ausübung ihrer Fähigkeiten und zwar in umso höherem Maße, je stärker diese Fähigkeiten realisiert werden und je anspruchsvoller (komplexer) sie sind(1)(2)(3)(4).
>ceteris paribus, >Planung/Rawls, >Glück.
I 429
Rawls: Das Prinzip formuliert eine Tendenz und zeigt kein Muster auf, wie eine Wahl zu treffen wäre.
I 431
VsRawls: Warum sollte das Aristotelische Prinzip wahr sein? RawlsVsVs: Wir beobachten es an Kindern und höheren Tieren. Es scheint auch evolutionstheoretisch erklärbar zu sein. Die Selektion wird diejenigen Individuen ausgewählt haben, für die es gilt(5)(6)(7).
>Evolution, >Fitness, >Aristoteles, >Ethik/Aristoteles.

1. Vgl. Aristoteles, Nicomachean Ethics, Buch VIII, Kap. 11-14, Buch X. Kap. 1-5.
2. Siehe W.F.R. Hardie, Aristotle’s Ethical Theory, (Oxford, 1968), Kap. XIV.
3. G.C. Field, Moral Theory (London, 1932), S.76-78.
4. R. W. White, „Ego and Reality in Psychoanalytic Theory“, Psychological Issues, Bd. III (1963), Kap. III und S. 173-175, 180f.
5. Siehe B. G. Campbell, Human Evolution (Chicago, 1966), S. 49-53.
6. H. Thorpe, Science, Man and Morals, (London, 1965), S. 87-92.
7. I. Eibl-Eibesfeldt, Ethology (New York, 1970), S. 217-248.

Rawl I
J. Rawls
A Theory of Justice: Original Edition Oxford 2005
Terminologien Dawkins I 27
Def altruistisch/Dawkins: Ein Organismus erhält sich altruistisch wenn er das Wohlergehen eines anderen auf seine Kosten steigert.
I 28
Def Wohlergehen/Dawkins: Wohlergehen ist definiert als Überlebenschancen, selbst wenn der Effekt auf die tatsächlichen Aussichten so klein ist, dass man ihn scheinbar vernachlässigen kann. Egoismus/Altruismus/Dawkins: Egoismus und Altruismus orientieren sich am tatsächlichen Verhalten, nicht an Intentionen. Es gibt keine Psychologie der Motive!
I 32
Altruismus/Dawkins: Altruismus wird oft fälschlich zugeschrieben: wenn sich Lebewesen angeblich zum "Wohl der Art" oder "Wohl der Gruppe" verhalten.
I 126
Def ESS/Dawkins: eine evoutionär stabile Strategie ist eine, die - wenn die Mehrzahl der ‚Angehörigen einer Population sie sich zu eigen macht - von keiner alternativen Strategie übertroffen werden kann. ((s) Nicht inhaltlich definiert.)
I 447
Knappere Def ESS: Eine Strategie, die gegen Kopien ihrer selbst gut abschneidet. Sie wird nämlich oft auf Kopien ihrer selbst treffen, da ja eine erfolgreiche Strategie in einer Population vorherrschend ist.
I 227
Fitness/Dawkins: Man sollte den Ausdruck nicht benutzen, weil er fälschlich vom Individuum ausgeht! Stattdessen ist das egoistische Gen die einzige Einheit, um die es geht! Gene in Kindern werden aufgrund der Fähigkeit selektiert, Eltern zu überlisten, Gene im Körper von Eltern umgekehrt.
I 377
Def Erweiterter Phänotyp/Dawkins: phänotypische Auswirkungen eines Gens sind alle Auswirkungen eines Gens auf den Körper, in dem es sitzt. Aber es hat auch Auswirkungen auf "die Welt"!
Bsp Biberdämme, Vogelnester, Gehäuse der Köcherfliegen ( bewegliche Zementhäuser).
Der Unterschied zum Auge als "Wunder der Natur" müssen wir diese Leistungen nicht Prozessen zuschreiben, die im Innern der Mütter vor sich gehen. Sie sind Leistungen des gestaltenden Individuums. (Üblicherweise "Instinkt" genannt).
I 386
Def haplodiploid: unbefruchtete Eier entwickeln sich zu Männchen. D.h. Bsp männliche Borkenkäfer haben keinen Vater (wie es bei Bienen und Ameisen der Fall ist). Aber bei den Borkenkäfern muss irgendetwas in die Eier eindringen, diese Aufgabe übernehmen Bakterien. (Parasiten).

Da I
R. Dawkins
Das egoistische Gen, Hamburg 1996

Da II
M. St. Dawkins
Die Entdeckung des tierischen Bewusstseins Hamburg 1993
Terminologien Mayr I 45
Def Genotyp: Nukleinsäuren, (Gesamtheit der Gene) Def Phänotyp: Proteine, Lipide, Makromoleküle, (Gesamtheit der Merkmale, Umweltbedingt).

I 373
Def Ähnlichkeit: Bestimmte Merkmale müssen zusammen mit anderen Merkmalen auftreten, von denen sie logisch unabhängig sind.
I 179
Def Art/Mayr: Eine Art ist eine Vorrichtung zum Schutz ausgewogener, harmonischer Genotypen. "Biologisches Artkonzept" sucht biologischen Grund für die Existenz von Arten. Vielleicht gibt es zufällig noch andere Eigenschaften.
I 183
Def Arttaxa: Besondere Populationen oder Populationsgruppen, die der Artdefinition entsprechen. Sie sind Entitäten ("Individuen") und lassen sich als solche nicht definieren.
I 43
Def Integron/Mayr: Ein Integron ist ein durch Integration untergeordneter Einheiten auf höherer Stufe entstehendes System. Integrons entwickeln sich durch natürliche Selektion. Sie sind auf jeder Stufe angepasste Systeme, weil sie zur Fitness (Eignung) eines Individuums beitragen.
I 248
Def "Weiche Vererbung" (erworbener Merkmale). Wurde durch die Genetik widerlegt. Def "Harte Vererbung" (sogenanntes "Zentrales Dogma"): Die in den Proteinen (dem Phänotyp) enthaltene Information kann nicht an die Nukleinsäuren (den Genotyp) weitergegeben werden! (Erkenntnis der Molekularbiologie).

I 205
Def Parthenogenese: Asexualität: Bei manchen Organismen entwickeln sich Individuen von selbst aus den Eiern, eine Befruchtung ist nicht nötig. Bsp Blattläuse, Planktonkrustentiere: hier wechseln sich sexuelle und asexuelle Generationen ab.
I 211
Def Präformation: Eier bringen Individuen derselben Art hervor. Daher schloss man, dass Ei oder Spermium bereits eine Miniaturausgabe des zukünftigen Organismus sei.
I 212
Def Epigenesis: Man glaubte, die Entwicklung entstehe aus einer gänzlich ungeformten Masse:"vis essentialis". Jede Art habe ihre eigene eigentümliche "wesentliche Kraft". Def Epigenese: Entwicklung während der Lebensgeschichte des Individuums, im Gegensatz zur Ontogenese und Phylogenese (Stammesgeschichte).

I 219
Def Induktion/Biologie/Mayr: Einfluss schon bestehender Gewebe auf die Entwicklung anderer Gewebe. Durch Proteine. Das hat bei fast allen Organismen große Bedeutung.
I 175
Def Klasse/Biologie/Mayr: Gruppierung von Entitäten, die einander ähnlich und miteinander verwandt sind.
I 177
Def "Varietät": Abweichungen, die etwas geringfügiger sind als die einer neuen Art. ("Typologisches" oder "essentielles Artkonzept", "Gemeinsame Essenz", "Wesen").
I 178
Def Zwillingsart: Zwillingsarten wurden erst spät entdeckt: sie sind räumlich getrennt, aber gleich entwickelt.
I 183
Def Arttaxa: Arttaxa sind besondere Populationen oder Populationsgruppen, die der Artdefinition entsprechen. Sie sind Entitäten ("Individuen") und lassen sich als solche nicht definieren. Individuen können nicht definiert werden, sondern lediglich beschrieben und abgegrenzt.
I 189
Def "Taxon": Ein Taxon ist eine separate Gruppe von Nachkommen. Jedes Taxon besteht aus den Nachkommen des nächsten gemeinsamen Vorfahren; "monophyletisch".
I 349
Def Leben/Mayr: Aktivitäten selbstgebildeter Systeme, die von einem genetischen Programm gesteuert werden. >Selbstorganisation.

Def Leben/Rensch(1): Lebewesen sind hierarchisch geordnete, offene Systeme, von vorwiegend organischen Verbindungen, die normalerweise als umgrenzte, zellig strukturierte Individuen von zeitlich begrenzter Konstanz in Erscheinung treten.
Def Leben/Sattler 1986(2): offenes System, das sich selbst repliziert und reguliert, Individualität zeigt, und sich von Energie aus der Umwelt ernährt.

I 186
Def Merkmal/Biologie/Mayr: Ein Merkmal ist ein unterscheidendes Kennzeichen oder Attribut.
I 332
Def Moralisches Wesen/Darwin: Ein moralisches Wesen ist ein Wesen das fähig ist, seine früheren Handlungen und deren Motive zu überlegen und einige gutzuheißen bzw. andere zu verwerfen.
I 41
Def Reduktionismus/Mayr: Der Reduktionismus betrachtet das Problem des Erklärens grundsätzlich als gelöst, sobald die Reduktion auf die kleinsten Bestandteile abgeschlossen ist.
I 279
Def r-Selektion: stark schwankende oft Katastrophen ausgesetzte Populationsgröße, schwache intraspezifische Konkurrenz, sehr fruchtbar. K-Selektion: konstante Populationsgröße, starke Konkurrenz, stabile Lebenserwartung.

I 49
Def Wissen/Mayr: Fakten und ihre Interpretation.
I 81
Def Theorie: Eine Theorie ist die Definition eines Systems. Theorien haben weder dauerhaften, noch allgemeinen Charakter. Sie sind mit vielfältigen Lösungen und evolutionärem Charakter vereinbar.
I 324
Def Altruismus: (Trivers 1985)(3): Handlung, die einem andere Organismus nützt, auf Kosten des Handelnden, wobei Kosten und Nutzen im Hinblick auf Fortpflanzungserfolg definiert sind. Altruismus/Comte: Sorge um das Wohlergehen anderer.
Altruismus/Mayr: beschränkt sich nicht auf Fälle von Gefahr oder Schaden für den Altruisten.


1. B. Rensch (1968). Biophilosophie. Stuttgart: G. Fischer. S. 54.
2. R. Sattler (1986). Biophilosophy. Berlin: Springer. S. 228.
3. R. L. Trivers (1985). Social evolution. Menlo Park: Benjamin/Cummings.

Mayr I
Ernst Mayr
Das ist Biologie Heidelberg 1998
Universum Anderson Brockman I 145
Universum/Künstliche Intelligenz/Chris Anderson: Wir leben in einer Welt unzähliger Gradienten, von Licht und Hitze über Schwerkraft bis hin zu chemischen Spuren (Chemtrails!). Das Wasser fließt entlang eines Gravitationsgradienten bergab, und Ihr Körper lebt von chemischen Lösungen, die über Zellmembranen von hoher zu niedriger Konzentration fließen.
Brockman I 146
Unsere eigenen Triebe, wie Hunger und Schläfrigkeit, werden durch elektrochemische Gradienten in unserem Körper angetrieben. Und die Funktionen unseres Gehirns, die elektrischen Signale, die sich entlang von Ionenkanälen in den Synapsen zwischen unseren Neuronen bewegen, sind einfach Atome und Elektronen, die entlang noch mehr elektrischer und chemischer Gradienten "bergab" fließen. Während ich hier sitze und tippe, suche ich eigentlich nach Gleichgewichtszuständen in einer n-dimensionalen Topologie von Gradienten.
Brockman I 147
Problem: Das ist jedoch zu einfach gedacht. Die Grenzen des Gradientenabstiegs stellen das sogenannte Problem der lokalen Minima dar (bzw. lokalen Maxima, wenn Sie einen Gradientenanstieg durchführen). >Fitness landscape/Kauffman. (>Lokales Minimum). Lösung/Anderson: (...) Sie benötigen entweder ein mentales Modell (d.h. eine Karte) der Topologie, damit Sie wissen, wo Sie aufsteigen müssen, um aus dem Tal herauszukommen, oder Sie müssen zwischen Abstieg und zufälligen Wegen wechseln, damit Sie aus der Region heraus gelangen können.


Anderson, Chris “Gradient Descent” in: Brockman, John (ed.) 2019. Twenty-Five Ways of Looking at AI. New York: Penguin Press.

Ander I
Chris Anderson
The Long Tail: Why the Future of Business is Selling Less of More New York 2006

Brockman I
John Brockman
Possible Minds: Twenty-Five Ways of Looking at AI New York 2019
Verhalten Mayr I 319
Verhalten/Gene/Mayr: Auch Gene tragen zum Verhalten und zur Persönlichkeit des Menschen bei. Bsp Mathematische Begabung, handwerkliches Geschick, Musikalität, Tolpatschigkeit. >Gene, >Persönlichkeit, >Charakterzüge.
I 323
Natürliche Selektion: Wenn die Selektion nur Eigennutz belohnt, wie konnte sich das Ethik und z.B. Altruismus entwickeln? >Selektion.
Huxley hatte recht mit seiner Vermutung, dass Eigennutz des Individuums irgendwie dem Wohl der Gesellschaft widersprach.
Vgl. >Altruismus.
I 324
Def Altruismus: (Trivers 1985)(1): Handlung, die einem andere Organismus nützt, auf Kosten des Handelnden, wobei Kosten und Nutzen im Hinblick auf Fortpflanzungserfolg definiert sind. Altruismus/Comte: Sorge um das Wohlergehen anderer.
>A. Comte.
Altruismus/Mayr: Altruismus beschränkt sich nicht auf Fälle von Gefahr oder Schaden für den Altruisten.
Man muss dreierlei unterscheiden (schon Darwin):
Selektion/Individuum: Ein Individuum ist in dreierlei Hinsicht Zielobjekt der Selektion: als Individuum, als Familienmitglied (Reproduzent) und als Mitglied einer sozialen Gruppe.
Die menschlichen Dilemmata sind nur im Hinblick auf diese Dreiheit zu verstehen.
I 325
Altruismus/Gesamteignung: Altruismus findet sich bei vielen Tieren, vor allem mit elterlicher Fürsorge und Großfamilien. Verteidigung des Nachwuchses durch die Mutter. Diese Verhaltensweise wird durch die natürliche Selektion begünstigt, denn sie verbessert die Fitness des gemeinsamen Genotyps des Altruisten und seiner Nutznießer. Verwandtenselektion ist indirekt eher eigennützig. Sie ist nur scheinbar altruistisch.
Einige Autoren glauben, dass mit der menschlichen Ethik der auf Gesamteignung gerichtete Altruismus verdrängt wurde.
Mayr: Ich erkenne im Verhalten des Menschen viele auf Gesamteignung gerichtete Handlungen: Bsp Mutterliebe, moralische Haltung Fremden gegenüber. Jedoch nur ein kleiner Teil heutiger Ethiksysteme.
Soziale Tiere: besitzen eine bemerkenswerte Fähigkeit, ihre Verwandten zu erkennen.
I 327
Reziproker Altruismus: bei solitär lebenden Tieren. Wechselbeziehung zweier nichtverwandter Tiere zum gegenseitigen Nutzen. Bsp Putzerfisch, Bündnis zweier Individuen im Kampf gegen ein drittes. Bei Primaten gibt es eine Art von Überlegung: Wenn ich diesem Individuum helfe, wird es mir helfen.
Vielleicht ist das eine Wurzel der menschlichen Moral.
Mensch/Mayr: Alle großen Leistungen der Menschheit wurden von weniger als einem Prozent der Gesamtpopulation vollbracht. Ohne Belohnung und Anerkennung würde unsere Gesellschaft bald auseinanderbrechen.
I 328
Mensch: Die gesamte Geschichte der Hominiden ist von starker Gruppenselektion geprägt. Das hatte schon Darwin erkannt.
I 329
Altruismus/Verhalten/Mayr: Im Gegensatz zur Individualselektion kann die Gruppenselektion echten Altruismus und andere Tugenden belohnen. Ethisches Verhalten ist beim Menschen adaptiv. >Adaption.
Sozialität: nicht alle Ansammlungen von Tieren sind sozial. Bsp Schulen von Jungfischen und die riesigen Herden afrikanischer Huftiere sind es nicht.
Echter Altruismus: kann auf Nichtverwandte ausgedehnt werden. Bsp Paviane.
Einige Hominiden müssen entdeckt haben, dass größere Gruppen mehr Chancen haben.
I 330
Normen: Um Gruppennormen anwenden zu können, musste das Gehirn die Fähigkeit zur Überlegung entwickeln. >Normen, >Denken.
Ethik: Bedingungen für ethisches Verhalten (Simpson 1969)(2):
1. Es gibt Alternativen,
2. die alternativen können beurteilt werden,
3. die Person kann frei entscheiden.
Das bedingt, dass Folgen vorherhergesehen werden und Verantwortung übernommen wird.
>Verantwortung, >Vorhersage.
Ethik/Ursache: Es lässt sich im Großen und Ganzen nicht bestimmen, was bei der Ethik Ursache und was Wirkung ist.
>Ethik, >Moral.

1. R. L. Trivers (1985). Social evolution. Menlo Park: Benjamin/Cummings.
2. G. G. Simpson (1969). On the Uniqueness of Man: Biology and Man. New York: Harcourt, Brace and World.

Mayr I
Ernst Mayr
Das ist Biologie Heidelberg 1998