Begriff/ Autor/Ismus |
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Erkennen | Thomas v. Aquin | Holz I 33 Erkenntnis/Aquin: "Für alles, was auf ein Ziel hin geordnet ist, muss die Regel seiner Lenkung und Ordnung vom Ziel her genommen werden." ((s) Das zu Denkende bestimmt das Denken). HolzVsAquin: also muss die Methode des Erkennens und die Ordnung der Begriffe vom Gegenstand bestimmt sein. Das ist naiv realistisch! Nach Descartes, also wenn alles bezweifelbar ist außer dem Denken selbst, müssen Methode und Ordnung der Begriffe vom Denken her bestimmt werden! So ist es möglich, dass die Welt nur durch die Form unseres Denkens gesetzt wird. (>Denken/Husserl, >Welt/Husserl.) Husserl: "Der natürliche Seinsboden ist in seiner Seinsgeltung sekundär und setzt den transzendentalen voraus". >Transzendentales. |
Aquin I Thomas von Aquin Über die Herrschaft des Fürsten Stuttgart 1971 Holz I Hans Heinz Holz Leibniz Frankfurt 1992 Holz II Hans Heinz Holz Descartes Frankfurt/M. 1994 |
Ich | Husserl | Gadamer I 252 Ich/Husserl/Gadamer: Es ist klar, dass die Lebenswelt immer zugleich eine gemeinschaftliche Welt ist und das Mitdasein anderer enthält. Sie ist personale Welt, und solche personale Welt ist in natürlicher Einstellung immer als geltend vorausgesetzt. >Lebenswelt/Husserl. Aber wie ist diese Geltung aus einer Leistung der Subjektivität zu begründen? Konstitution/Phänomenologie: Für die phänomenologische Konstitutionsanalyse stellt [dies, die Begründung der Geltung] die allerschwierigste Aufgabe dar, deren Paradoxien Husserl unermüdlich durchreflektiert hat. Wie soll im „reinen Ich“ etwas entspringen, was keine Objektivgeltung besitzt, sondern selber sein will? >Konstitution/Husserl. Das reflektierende Ich weiß sich selber als in Zweckbestimmungen lebendes, für die die Lebenswelt den Boden darstellt. So ist die Aufgabe einer Konstitution der Lebenswelt (wie die der Intersubjektivität) eine paradoxe. Aber Husserl hält das alles für scheinbare Paradoxien. Idealismus/HusserlVsIdealismus: [Husserl] versichert selbst, in der Folge seines Denkens die Furcht vor dem Erzeugungsidealismus gründlich überwunden zu haben. Seine Theorie der phänomenologischen Reduktion will vielmehr den wahren Sinn dieses Idealismus zur erstmaligen Durchführung bringen. Die transzendentale Subjektivität ist das „Ur-Ich“ und nicht „ein Ich“. Für sie ist der Boden der vorgegebenen Welt aufgehoben. Sie ist das Irrelative schlechthin, auf das alle Relativität, auch die des forschenden Ich, bezogen ist. Gadamer I 253 Idealismus/Husserl/Gadamer: Indessen gibt es schon bei Husserl ein Moment, das diesem Rahmen in der Tat ständig zu sprengen droht. Seine Position ist in Wahrheit noch mehr als nur eine Radikalisierung des transzendentalen Idealismus, und für dieses ist die Funktion bezeichnend, die der Begriff bei ihm gewinnt. >Leben/Husserl. Husserl I 102 Ichliches Einheitsprinzip/Husserl: Das ichliche Einheitsprinzip hält sich identisch durch verschiedene Bewusstseinsakte. Ich-Pol/Husserl: Der Ich-Pol bedeutet "aufmerken, gerichtet sein auf, beschäftigt sein mit, Stellung nehmen". Hier fungiert das Ich-Zentrum. Bewusstseinsstrom: ist ein Zeitstrom. Das Ich ist identisch. Siehe auch Person/Husserl. |
E. Husserl I Peter Prechtl Husserl zur Einführung, Hamburg 1991 (Junius) II "Husserl" in: Eva Picardi et al., Interpretationen - Hauptwerke der Philosophie: 20. Jahrhundert, Stuttgart 1992 Gadamer I Hans-Georg Gadamer Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010 Gadamer II H. G. Gadamer Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977 |
Intentionalität | Husserl | Gadamer I 251 Intentionalität/Husserl/Gadamer: Dass Husserl überall die der transzendentalen Subjektivität im Auge hat, entspricht einfach der Aufgabe der phänomenologischen Konstitutionsforschung. Aber es ist bezeichnend für seine eigentliche Absicht, dass er nicht mehr Bewusstsein, ja nicht einmal Subjektivität sagt, sondern „Leben“. Er will eben hinter die Aktualität des meinenden Bewusstseins, ja auch hinter die Potentialität des Mitmeinens auf die Universalität eines Leistens zurück, das allein die Universalität des Geleisteten, d. h. in seiner Geltung Konstituierten, auszumessen vermag. Es ist eine grundsätzlich anonyme, d. h. von keinem mehr namentlich geleistete Intentionalität, durch die der alles umfassende Welthorizont konstituiert wird. >Horizont/Husserl, >Zeitbewusstsein/Husserl, >Lebenswelt/Husserl. --- Graeser I 16 Husserl/Graeser: Intentionalität wird als Phänomen sui generis aufgefasst. Das gilt überhaupt für seelische Phänomene. (Das war damals neu). --- Husserl I 57 Intentionalität/Husserl: Konstitution ist der Leistungscharakter des Bewusstseins. I 31 Bedeutungsintention/Husserl: Bedeutungsintention ist ein bedeutungsverleihender Akt. Ich beziehe mich mittels einer Bedeutung auf einen Gegenstand. Es ist auch die allgemeine Struktur des intentionalen Bewusstseins. I 41 Intentionalität/Existenz/Husserl: Die Rede von der Existenz wie von der Inexistenz von intentionalen Gegenständen hat keinen Sinn. Bsp Die Vorstellung von dem Gott Jupiter ändert sich strukturell nicht, wenn dieser Gegenstand existiert oder nicht existiert. |
E. Husserl I Peter Prechtl Husserl zur Einführung, Hamburg 1991 (Junius) II "Husserl" in: Eva Picardi et al., Interpretationen - Hauptwerke der Philosophie: 20. Jahrhundert, Stuttgart 1992 Gadamer I Hans-Georg Gadamer Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010 Gadamer II H. G. Gadamer Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977 Grae I A. Graeser Positionen der Gegenwartsphilosophie. München 2002 |
Lebenswelt | Husserl | Gadamer I 251 Lebenswelt/Husserl/Gadamer: Es ist eine grundsätzlich anonyme, d. h. von keinem mehr namentlich geleistete Intentionalität, durch die der alles umfassende Welthorizont konstituiert wird. Husserl nennt in bewusster Gegenbildung gegen einen Weltbegriff, der das Universum des von den Wissenschaften Objektivierbaren umfasst, diesen phänomenologischen Weltbegriff „die Lebenswelt“, d. h. die Welt, in die wir in der natürlichen Einstellung hineinleben, die uns nicht als solche je gegenständlich wird, sondern die den vorgegebenen Boden aller Erfahrung darstellt. Dieser Welthorizont bleibt auch in aller Wissenschaft vorausgesetzt und ist daher ursprünglicher als sie. Als ein Horizontphänomen ist diese „Welt“ wesensmäßig bezogen auf Subjektivität, und diese Bezogenheit bedeutet zugleich, dass sie »in strömender Jeweiligkeit seiend« ist(1). Die Lebenswelt ist in einer Bewegung der ständigen Geltungsrelativität. Wie man sieht, ist der Begriff der Lebenswelt(2) allem >Objektivismus entgegengesetzt. Er ist ein wesenhaft geschichtlicher Begriff, der nicht ein Seinsuniversum, eine „seiende Welt“ meint. Ja, nicht einmal die unendliche Idee einer wahren Welt lässt sich sinnvollerweise aus dem unendlichen Fortgang menschlich-geschichtlicher Welten in der geschichtlichen Erfahrung bilden. Erfahrungsstruktur: Gewiss kann man nach der Struktur dessen fragen, was alle von Menschen je erfahrenen Umwelten umfasst und damit die weltmögliche Erfahrung schlechthin ist, und in diesem Sinne kann von einer Ontologie der Welt durchaus gesprochen werden. Eine solche Ontologie der Welt bliebe noch immer etwas ganz anderes, als was die in der Vollendung gedachten Naturwissenschaften leisten würden. Sie stellte eine philosophische Aufgabe dar, die das Wesensgefüge der Welt zum Gegenstand machte. Lebenswelt/Husserl/Gadamer: Aber mit Lebenswelt ist etwas anderes gemeint, das Ganze, in das wir als geschichtlich Lebende hineinleben. Und hier ist die Folgerung nicht zu vermeiden, dass Gadamer I 252 angesichts der Geschichtlichkeit der Erfahrung, die in ihr impliziert ist, die Idee eines Universums möglicher geschichtlicher Lebenswelten grundsätzlich nicht durchführbar ist. Die Unendlichkeit der Vergangenheit, aber vor allem die Offenheit der geschichtlichen Zukunft ist mit einer solchen Idee eines geschichtlichen Universums unvereinbar. Husserl hat diese Folgerung ausdrücklich gezogen, ohne das des Relativismus zu scheuen(3). Es ist klar, dass die Lebenswelt immer zugleich eine gemeinschaftliche Welt ist und das Mitdasein anderer enthält. Sie ist personale Welt, und solche personale Welt ist in natürlicher Einstellung immer als geltend vorausgesetzt. >Ich/Husserl, >Leben/Husserl. 1. Husserl VI, 148. 2. Zum Problem der Lebenswelt ist außer meinen eigenen Arbeiten in Bd. 3 der Ges. Werke („Die phänomenologische Bewegung« und „Die Wissenschaft von der Lebenswelt“) und L. Landgrebes ähnlich gerichteten viel Neues erschienen: A. Schütz, G. Brand, U. Claesgens, K. Düsing, P. Janssen u. a. ) 3. Husserliana VI. S. 501. --- Husserl I 110 Lebenswelt/Husserl: Die Lebenswelt ist der geltende gemeinsame Horizont >Universalität, Integration, Sinnrahmen, Sphäre der Bewährung (wissenschaftlicher Geltungsanspruch). Husserl I 113 Welt/Husserl: Aus der phänomenologischen Perspektive zeigt sich die Welt nicht als Aneinanderreihung von Gegenständen, sondern als Universalhorizont. Husserl I 106 Menschheitshorizont/Husserl: Der Menschheitshorizont ist die Differenz zwischen passivem Verstehen des Ausdrucks und Reaktivierung des Sinns. Diese Differenz prägt den Menschheitshorizont. |
E. Husserl I Peter Prechtl Husserl zur Einführung, Hamburg 1991 (Junius) II "Husserl" in: Eva Picardi et al., Interpretationen - Hauptwerke der Philosophie: 20. Jahrhundert, Stuttgart 1992 Gadamer I Hans-Georg Gadamer Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010 Gadamer II H. G. Gadamer Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977 |
Seele | Husserl | Adorno XII 175 Seele/Husserl/Adorno: Soweit das Seelische ein Faktisches ist, ein Gegenstand der Forschung (…) komme ihm gegenüber irgendetwas anderem Mundanem nicht die mindeste Vorzugsstellung zu.(1) XII 176 Vielmehr sei die Seele ein Stück Welt (…) und deshalb [sei] die Rückfrage auf das vermittelnde Subjekt mit der Rückfrage auf die konkrete, bestimmte, in Raum und Zeit da seiende, einzelmenschliche Seele nicht identisch. >Welt/Husserl, >Welt/Denken. 1. Husserl, Cartesianische Meditationen in Husserliana, Gesammelte Werke, Bd. I, Den Haag 1963 |
E. Husserl I Peter Prechtl Husserl zur Einführung, Hamburg 1991 (Junius) II "Husserl" in: Eva Picardi et al., Interpretationen - Hauptwerke der Philosophie: 20. Jahrhundert, Stuttgart 1992 A I Th. W. Adorno Max Horkheimer Dialektik der Aufklärung Frankfurt 1978 A II Theodor W. Adorno Negative Dialektik Frankfurt/M. 2000 A III Theodor W. Adorno Ästhetische Theorie Frankfurt/M. 1973 A IV Theodor W. Adorno Minima Moralia Frankfurt/M. 2003 A V Theodor W. Adorno Philosophie der neuen Musik Frankfurt/M. 1995 A VI Theodor W. Adorno Gesammelte Schriften, Band 5: Zur Metakritik der Erkenntnistheorie. Drei Studien zu Hegel Frankfurt/M. 1071 A VII Theodor W. Adorno Noten zur Literatur (I - IV) Frankfurt/M. 2002 A VIII Theodor W. Adorno Gesammelte Schriften in 20 Bänden: Band 2: Kierkegaard. Konstruktion des Ästhetischen Frankfurt/M. 2003 A IX Theodor W. Adorno Gesammelte Schriften in 20 Bänden: Band 8: Soziologische Schriften I Frankfurt/M. 2003 A XI Theodor W. Adorno Über Walter Benjamin Frankfurt/M. 1990 A XII Theodor W. Adorno Philosophische Terminologie Bd. 1 Frankfurt/M. 1973 A XIII Theodor W. Adorno Philosophische Terminologie Bd. 2 Frankfurt/M. 1974 |
Solipsismus | Husserl | Gadamer I 252 Solipsismus/Husserl/Gadamer: Es ist klar, dass die Lebenswelt immer zugleich eine gemeinschaftliche Welt ist und das Mitdasein anderer enthält. Sie ist personale Welt, und solche personale Welt ist in natürlicher Einstellung immer als geltend vorausgesetzt. Das reflektierende Ich weiß sich selber als in Zweckbestimmungen lebendes, für die die Lebenswelt den Boden darstellt. So ist die Aufgabe einer Konstitution der Lebenswelt (wie die der Intersubjektivität) eine paradoxe. Aber Husserl hält das alles für scheinbare Paradoxien. >Lebenswelt/Husserl. Paradoxien/Husserl: Sie lösen sich nach seiner Überzeugung auf, wenn man den transzendentalen Sinn der phänomenologischen Reduktion mit wirklicher Konsequenz festhält und sich vor dem Kinderschreck eines transzendentalen Solipsismus nicht fürchtet. Gadamer: Angesichts dieser klaren Tendenzen der Husserlschen Gedankenbildung erscheint es mir abwegig, Husserl irgendeine Zweideutigkeit im Begriffe der Konstitution, ein Zwischen von Sinnbestimmung und Kreation nachzusagen(1). [Husserl] versichert selbst, in der Folge seines Denkens die Furcht vor dem Erzeugungsidealismus gründlich überwunden zu haben. Gadameer I 260 Gadamer: Ich erinnere daran, dass sich Husserl selber der Problematik der Paradoxien gestellt hat, die aus der Durchführung seines transzendentalen Solipsismus erwachsen. HeideggerVsHusserl/Gadamer: Es ist daher sachlich gar nicht leicht, den Punkt zu bezeichnen, von dem aus Heidegger dem phänomenologischen Idealismus Husserl gegenübertreten konnte. Ja, man muss sogar zugeben, daß sich Heideggers Entwurf von „Sein und Zeit“ dem Bereich der transzendentalen Reflexionsproblematik nicht völlig entwunden hatte. Die Idee der Fundamentalontologie, ihre Begründung auf das Dasein, dem es um das geht, und die Analytik dieses Daseins schienen zunächst in der Tat nur eine neue Fragedimension innerhalb der transzendentalen Phänomenologie auszumessen(2). Und wenn Heideggers methodisches Programm kritisch gegen den Begriff der transzendentalen Subjektivität gerichtet war, auf den Husserl alle Letztbegründung zurück bezog, so hätte Husserl das als eine Verkennung der Radikalität der transzendentalen Reduktion bezeichnet. Er hätte gewiss behauptet, dass die transzendentale Subjektivität selber schon alle Implikationen einer Substanzontologie und damit den Objektivismus der Tradition überwunden und ausgeschieden habe. Auch Husserl sah sich in Gegensatz zu dem Ganzen der Metaphysik. >Metaphysik, >Subjektivität, >Objektivismus. 1. Wie E. Fink in seinem Vortrag »L'analyse intentionnelle et le probleme de la pensée spéculative«, in Problemes actuels de la Phénoménologie, 1952. 2. Wie O. Becker alsbald in der Husserlfestschrift, S. 39, betonte. |
E. Husserl I Peter Prechtl Husserl zur Einführung, Hamburg 1991 (Junius) II "Husserl" in: Eva Picardi et al., Interpretationen - Hauptwerke der Philosophie: 20. Jahrhundert, Stuttgart 1992 Gadamer I Hans-Georg Gadamer Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010 Gadamer II H. G. Gadamer Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977 |
Subjektivität | Husserl | Gadamer I 249 Subjektivität/Husserl/Gadamer: Seinsgeltung besitzt nun [in Husserls Phänomenologie] auch die menschliche Subjekivität(1). Sie ist mithin ebenso als anzusehen, d. h. auch sie ist in der Mannigfaltigkeit ihrer Gegebenheitsweisen zu erforschen. Solche Erforschung des Ich als Phänomen ist nicht “innere Wahrnehmung« eines realen Ich, sie ist aber auch nicht bloße Rekonstruktion der d. h. Beziehung der Bewusstseinsinhalte auf einen transzendentalen Ichpol (Natorp)(2) sondern ist ein hochdifferenziertes Thema transzendentaler Reflexion. Vgl. >Objektivismus/Husserl, >Bewusstsein/Husserl. Gegebenheitsweise: Diese Reflexion stellt gegenüber der bloßen Gegebenheit von Phänomenen des gegenständlichen Bewusstseins, einer Gegebenheit in intentionalen Erlebnissen, den Zuwachs einer neuen Dimension der Forschung dar. Denn es gibt auch Gegebenheit, die nicht selber Gegenstand intentionaler Akte ist. Jedes Erlebnis hat implizierte Horizonte des Vorher und Nachher und verschmilzt zuletzt mit dem Kontinuum der im Vorher und Nachher präsenten Erlebnisse zur Einheit des Erlebnisstroms. >Zeitbewusstsein/Husserl. Gadamer I 251 Subjektivität/Husserl/Gadamer: Dass Husserl überall die "Leistung" der transzendentalen Subjektivität im Auge hat, entspricht einfach der Aufgabe der phänomenologischen Konstitutionsforschung. Aber es ist bezeichnend für seine eigentliche Absicht, dass er nicht mehr Bewusstsein, ja nicht einmal Subjektivität sagt, sondern „Leben“. Er will eben hinter die Aktualität des meinenden Bewusstseins, ja auch hinter die Potentialität des Mitmeinens auf die Universalität eines Leistens zurück, das allein die Universalität des Geleisteten, d. h. in seiner Geltung Konstituierten, auszumessen vermag. Es ist eine grundsätzlich anonyme, d. h. von keinem mehr namentlich geleistete Intentionalität, durch die der alles umfassende Welthorizont konstituiert wird. Husserl nennt in bewusster Gegenbildung gegen einen Weltbegriff, der das Universum des von den Wissenschaften Objektivierbaren umfasst, diesen phänomenologischen Weltbegriff „die Lebenswelt“, d. h. die Welt, in die wir in der natürlichen Einstellung hineinleben, die uns nicht als solche je gegenständlich wird, sondern die den vorgegebenen Boden aller Erfahrung darstellt. >Lebenswelt/Husserl. Gadamer I 253 Subjekt/Husserl/Gadamer: »Die radikale Weltbetrachtung ist systematische und reine Innenbetrachtung der sich selbst im äußernden Subjektivität(3). Es ist wie in der Einheit eines lebendigen Organismus, den man wohl von außen betrachten und zergliedern, aber verstehen nur kann, wenn man auf seine verborgenen Wurzeln zurückgeht...“ Subjekt/Husserl: Auch das Weltverhalten des Subjekts hat in dieser Weise seine Verständlichkeit nicht in den bewussten Erlebnissen und ihrer Intentionalität, sondern in den anonymen des Lebens. >Ich/Husserl. Subjektivität/Husserl/Gadamer: (...) so wird man in die Nähe des spekulativen Lebensbegriffes des deutschen Idealismus geführt. Was Husserl sagen will, ist doch, dass man nicht Subjektivität als Gegensatz gegen Objektivität denken darf, weil ein solcher Begriff von Subjektivität selber objektivistisch gedacht wäre. Seine transzendentale Phänomenologie will statt dessen „Korrelationsforschung“ sein. Das aber sagt: das Verhältnis ist das Primäre, und die „Pole“ in die es sich auseinanderfaltet, sind von ihm selbst umschlossene“(4) so wie das Lebendige alle seine Lebensäußerungen in der Einheitlichkeit seines organischen Seins umschließt. HusserlVsHume: »Die Naivität der Rede von die die erfahrende, erkennende, die wirklich konkret leistende Subjektivität ganz außer Frage lässt, die Naivität des Wissen- Gadamer I 254 schaftlers von der Natur, von der Welt überhaupt, der blind ist dafür, dass alle die Wahrheiten, die er als objektive gewinnt, und die objektive Welt selbst, die in seinen Formeln Substrat ist, sein eigenes, in ihm selbst gewordenen Lebensgebilde ist - ist natürlich nicht mehr möglich, sowie das Leben in den Blickpunkt rückt«, schreibt Husserl im Hinblick auf Hume(5). 1. Husserliana VI. 169. 2. Natorp, Einleitung in die Psychologie nach kritischer Methode, 1888; Allgemeine Psychologie nach kritischer Methode, 1912. 3. Husserliana VI, S. 116. 4. Vgl. C. Wolzogen, „Die autonome Relation. Zum Problem der Beziehung im Spätwerk Paul Natorps. Ein Beitrag zur Geschichte der Theorien der Relation“ 1984 und meine Rezension in Philos. Rdsch. 32 (1985), S. 1601. 5. Husserliana VI S. 99 |
E. Husserl I Peter Prechtl Husserl zur Einführung, Hamburg 1991 (Junius) II "Husserl" in: Eva Picardi et al., Interpretationen - Hauptwerke der Philosophie: 20. Jahrhundert, Stuttgart 1992 Gadamer I Hans-Georg Gadamer Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010 Gadamer II H. G. Gadamer Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977 |
Terminologien | Husserl | Chisholm II 153 Noema/Husserl: Der Akt selbst konstituiert das Objekt. Wir trennen Akte und transzendentale Objekten. II 154 ChisholmVsHusserl: Das Noema erklärt nichts. --- Husserl I 19/57 Husserl: Forschungsstrategie: Schema Teil-Ganzes. Generalthesis: Die Existenz der Welt wird nicht in Frage gestellt, nur unsere Aussagen über sie. Das Schema wahr/falsch ist durch bloße Beobachtung nicht zu erkennen. I 37 Reell/Husserl: Das Reelle ist nicht-intentional, aber auch: Die Farbqualität erfährt eine "objektivierende Auffassung" und die "Empfindungskomplexion" ist auch reell. Sinn/Husserl: Was mit einem Zeichen gemeint wird ist, dass der Redende dem Laut einen Sinn verleiht. Wir beziehen uns durch Bedeutung auf einen Gegenstand. Bedeutung/Husserl: Bedeutung ist die Leistung des Bewusstseins. Phänomenologisches Vorverständnis: Alle Gegenstände existieren nur als gemeinte Einheiten. I 39 Def Noema (Gedanke)/Husserl: ist a) der Bezugssinn: wie Intension oder b) Gegenstandskern als Träger. Def Noesis: ist Leistung, Charakter des Auffassungssinnes (griechisch: noesis = Wahrnehmung, Begreifen). I 53 "Prinzip aller Prinzipien"/Husserl: Das "Prinzip aller Prinzipien" ist die Forderung, dass nur eine "originär gebende Anschauung" die Begründung der Erkenntnis sein kann, Bsp mathematische Axiome. Husserl grenzt hier jeden Bezug zu empirischen Aussagen aus und stellt den Bezug des Bewusstseins auf sich selbst als geeignetes Verfahren hin ("Selbstgegebenheit"). I 58 Einklammerung (Epoche): Vorwissen wird in Klammern gesetzt. I 43 Def Noema: ist griechisch und steht für "der Gedanke". Zwei Aspekte des intentionalen Gegenstandes: a) noematischer Sinn (Inhalt): das "Wie" der Bestimmtheiten, kohärente Sinneinheit in der Fülle verschiedener Bestimmungen und I 44 b) noematischer Gegenstand (gegenständlich): "Kern", Verknüpfungspunkt und Träger verschiedener Prädikate; das, womit ein identisches "Etwas" festgehalten wird. I 65 ff Das Noema ist auch ein Horizont von Möglichkeiten (durch jeden Bewusstseinsakt gegeben). I 67 Innenhorizont/Husserl: Der Innenhorizont ist die Antizipation der Sinndimension. Außenhorizont: Beim Außenhorizont ist die Wahrnehmung nicht auf ein Objekt beschränkt, sondern bezieht sich auf den gesamten Raum möglicher Gegenstände. I 68 Appräsentation: ist Mitmeinung. I 69 Apperzeption: Apperzeption denkt Empfindungsinhalte in Attribute des Gegenständlichen um. Wahrheit/Husserl: Wahrheit ist gebunden an den Prozess der Näherbestimmung. Eidetische Variation/Husserl: Die Eidetische Variation wird von Zufälligkeiten aktiviert. Konstitution/Husserl: Es ist eine Leistung des Bewusstseins, wenn uns ein Gegenstand anschauungsmäßig gegeben ist. I 45 Denken/Husserl: Begreift man das Denken als Prozess, sieht man, dass Prädikate sich wandeln können. I 72 Def Kinästhese/Husserl: Kinästhese ist das bewusste Sich-Bewegen bei der Wahrnehmung > Leibbewusstsein, Körperbewusstsein. Der Leib wird zum Wahrnehmungsorgan. Die Sinneseindrücke können nicht mehr als einzelne, je nach Denkart abgeschlossene, letzte Einheiten betrachtet werden. Sie stehen in einer Abfolge. I 85 Transzendentales Ego/Husserl: Das transzendentale Ego hat eine Primordialsphäre: Zunächst ist es nur Eigenes in der Sphäre. Wir unterstellen den anderen, ein transzendentales Ego wie wir selbst zu sein. (> Einfühlung). Intersubjektivität/Husserl: Intersubjektivität sind: a) Gegenstände, b) Soziales. Objektivität/Husserl: Objektivität erreicht man durch eine Vielzahl der Perspektiven. Umwelt/Husserl: Umwelt wird a) vom intentionalen Bewusstsein gesetzt und b) vom kommunizierenden Personenverband gesetzt. Die kommunikative Umwelt ist jeder egoistischen vorgängig. I 89 Def Primordialität/Husserl: Damit sind alle Erfahrungserlebnisse, auch die für die Fremderfahrung grundlegenden einführenden Bewusstseinerlebnisse einbegriffen. Das hätte zur Konsequenz, dass Bewusstseinserlebnisse von dem anderen in originärer Gegebenheit aufweisbar sind. Eine solche Konzeption würde unterschiedliche Bewusstseinsweisen als originär gegeben umfassen: sowohl gegenständliche als auch personale. --- Tugendhat I 167 Synkategorematisch/Husserl: Synkategorematische Ausdrücke stehen nicht für einen Gegenstand. Tugendhat I 177 Husserl: Hauptbegriff "Spezies": "Spezies" ist die Übersetzung des griechischen "eidos", was soviel heißt wie "Anblick" oder "Aussehen" (s.u.: gemeinsames Merkmal bei Kant, Begriff). |
E. Husserl I Peter Prechtl Husserl zur Einführung, Hamburg 1991 (Junius) II "Husserl" in: Eva Picardi et al., Interpretationen - Hauptwerke der Philosophie: 20. Jahrhundert, Stuttgart 1992 Chisholm I R. Chisholm Die erste Person Frankfurt 1992 Chisholm II Roderick Chisholm In Philosophische Aufsäze zu Ehren von Roderick M. Ch, Marian David/Leopold Stubenberg Amsterdam 1986 Chisholm III Roderick M. Chisholm Erkenntnistheorie Graz 2004 Tu I E. Tugendhat Vorlesungen zur Einführung in die Sprachanalytische Philosophie Frankfurt 1976 Tu II E. Tugendhat Philosophische Aufsätze Frankfurt 1992 |
Umwelt | Husserl | I 93 Umwelt/Husserl: Umwelt wird: a) vom intentionalen Bewusstsein gesetzt und b) vom kommunizierenden Personenverband gesetzt. >Intentionalität, >Bewusstsein, >Intersubjektivität. I 96 Umwelt/Husserl: als kommunikative Umwelt: Diese ist jeder egoistischen Umwelt vorgängig, da in der egoistischen Perspektive von der unterstellten Einverständnisbeziehung erst Abstand genommen werden muss. >Außenwelt. |
E. Husserl I Peter Prechtl Husserl zur Einführung, Hamburg 1991 (Junius) II "Husserl" in: Eva Picardi et al., Interpretationen - Hauptwerke der Philosophie: 20. Jahrhundert, Stuttgart 1992 |
Welt | Husserl | Gadamer I 251 Welt/Husserl/Gadamer: Es ist eine grundsätzlich anonyme, d. h. von keinem mehr namentlich geleistete Intentionalität, durch die der alles umfassende Welthorizont konstituiert wird. Husserl nennt in bewusster Gegenbildung gegen einen Weltbegriff, der das Universum des von den Wissenschaften Objektivierbaren umfasst, diesen phänomenologischen Weltbegriff „die Lebenswelt“, d. h. die Welt, in die wir in der natürlichen Einstellung hineinleben, die uns nicht als solche je gegenständlich wird, sondern die den vorgegebenen Boden aller Erfahrung darstellt. >Lebenswelt/Husserl. Erfahrungsstruktur: Gewiss kann man nach der Struktur dessen fragen, was alle von Menschen je erfahrenen Umwelten umfasst und damit die weltmögliche Erfahrung schlechthin ist, und in diesem Sinne kann von einer Ontologie der Welt durchaus gesprochen werden. Eine solche Ontologie der Welt bliebe noch immer etwas ganz anderes, als was die in der Vollendung gedachten Naturwissenschaften leisten würden. Sie stellte eine philosophische Aufgabe dar, die das Wesensgefüge der Welt zum Gegenstand machte. Lebenswelt/Husserl/Gadamer: Aber mit Lebenswelt ist etwas anderes gemeint, das Ganze, in das wir als geschichtlich Lebende hineinleben. |
E. Husserl I Peter Prechtl Husserl zur Einführung, Hamburg 1991 (Junius) II "Husserl" in: Eva Picardi et al., Interpretationen - Hauptwerke der Philosophie: 20. Jahrhundert, Stuttgart 1992 Gadamer I Hans-Georg Gadamer Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010 Gadamer II H. G. Gadamer Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977 |
Welt/Denken | Descartes | Holz I 32 Welt//Denken/Tradition: Die vormoderne Philosophie hatte mit Selbstverständlichkeit das Denken über die Welt von der Welt her begründet. Denn auch das Denken und der Denkende selbst wird als Teil der Welt erfahren. DescartesVs: Descartes zeigt, dass alles in der Welt in Zweifel gezogen werden kann, außer dem Zweifel des Zweifelnden selbst. >Skeptizismus. Bis dahin galt Thomas von Aquins Satz: Holz I 33 Erkenntnis/Aquin: "Für alles, was auf ein Ziel hin geordnet ist, muss die Regel seiner Lenkung und Ordnung vom Ziel her genommen werden."(1) ((s) Das zu Denkende bestimmt das Denken). >Kognition. HolzVsThomas von Aquin: also muss die Methode des Erkennens und die Ordnung der Begriffe vom Gegenstand bestimmt sein. Das ist naiv realistisch! Nach Descartes, also wenn alles bezweifelbar ist außer dem Denken selbst, müssen Methode und Ordnung der Begriffe vom Denken her bestimmt werden! So ist es möglich, dass die Welt nur durch die Form unseres Denkens gesetzt wird. >Welt/Husserl. Husserl: "Der natürliche Seinsboden ist in seiner Seinsgeltung sekundär und setzt den transzendentalen voraus".(2) 1. Thomas von Aquin, Summa contra gentiles, I, 1 Hg. von K. Albert & P. Engelhardt, Darmstadt 1974, S. 3 2. Edmund Husserl, Cartesianische Meditationen, Den Haag 1950, S. 59. |
Holz I Hans Heinz Holz Leibniz Frankfurt 1992 Holz II Hans Heinz Holz Descartes Frankfurt/M. 1994 |
Welt/Denken | Thomas v. Aquin | Holz II 32 Welt//Denken/Tradition: die vormoderne Philosophie hatte mit Selbstverständlichkeit das Denken über die Welt von der Welt her begründet. Denn auch das Denken und der Denkende selbst wird als Teil der Welt erfahren. DescartesVs: zeigt, dass alles in der Welt in Zweifel gezogen werden kann, außer dem Zweifel des Zweifelnden selbst. Bis dahin galt des Thomas von Aquin Satz: Holz II 33 Erkenntnis/Aquin: "Für alles, was auf ein Ziel hin geordnet ist, muss die Regel seiner Lenkung und Ordnung vom Ziel her genommen werden." ((s) Das zu Denkende bestimmt das Denken). HolzVsThomas: also muss die Methode des Erkennens und die Ordnung der Begriffe vom Gegenstand bestimmt sein. Das ist naiv realistisch! Nach Descartes, also wenn alles bezweifelbar ist außer dem Denken selbst, müssen Methode und Ordnung der Begriffe vom Denken her bestimmt werden! So ist es möglich, dass die Welt nur durch die Form unseres Denkens gesetzt wird.(>Denken/Husserl, Welt/Husserl.) Husserl: "Der natürliche Seinsboden ist in seiner Seinsgeltung sekundär und setzt den transzendentalen voraus". >Transzendentales, >E. Husserl. |
Aquin I Thomas von Aquin Über die Herrschaft des Fürsten Stuttgart 1971 Holz I Hans Heinz Holz Leibniz Frankfurt 1992 Holz II Hans Heinz Holz Descartes Frankfurt/M. 1994 |
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