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Geld | Habermas | IV 255 Geld/Habermas: Das kapitalistische Wirtschaftssystem verdankt seine Entstehung einem neuen Mechanismus, dem Steuerungsmedium Geld. Dieses Medium ist auf die vom Staat abgegebene gesamtgesellschaftliche Funktion des Wirtschaftens spezialisiert und bildet die Grundlage für ein normativen Kontexten entwachsenes Subsystem. IV 256 Geld ist ein spezieller Austauschmechanismus, der Gebrauchswerte in Tauschwerte, den naturalwirtschaftlichen Güterverkehr in Warenverkehr transformiert. Erst mit dem Kapitalismus entsteht ein Wirtschaftssystem, das sowohl den internen Verkehr zwischen den Unternehmungen wie auch den Austausch mit den nicht-ökonomischen Umgebungen, den privaten Haushalten und dem Staat, über monetäre Kanäle abwickelt. Die Institutionalisierung der Lohnarbeit und des Steuerstaates ist für die neue Produktionsweise ebenso konstitutiv wie die Entstehung des kapitalistischen Betriebs. Erst wenn Geld zu einem intersystemischen Austauschmedium wird, erzeugt es strukturbildende Effekte. Und zwar in dem Maß, wie der Austausch mit den sozialen Umwelten über das Medium Geld geregelt wird. >Kommunikationsmedien, >Steuerungsmedien, >Systemtheorie, >Tausch, >Märkte, >Wirtschaft, >Wirtschaftssysteme. IV 397 Geld/Habermas: Geld ((s) von Habermas an dieser Stelle als Steuerungsmedium betrachtet) muss zirkulieren können ((s) d. h. es muss vorübergehend im Besitz eines einzelnen sein können). Habermas: Außerdem muss es deponiert werden können und nach dem Modell von Schumpeter investiert werden können. In einem monetarisierten Wirtschaftssystem bestehen grundsätzlich vier Optionen für einen Geldbesitz: horten (dem Kreislauf entziehen) oder ausgeben (für Güter), sparen ((s) Siehe auch Sparen/Rawls) oder anlegen ((s) in Produktionsmitteln). |
Ha I J. Habermas Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988 Ha III Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981 Ha IV Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981 |
Integration | Habermas | IV 458 Integration/Organisationen/Habermas: Der für soziale Integration wesentliche Mechanismus der sprachlichen Verständigung wird in den formal organisierten Handlungsbereichen partiell außer Kraft gesetzt und durch Steuerungsmedien entlastet. >Medien/Habermas. Diese müssen freilich mit Mitteln des formalen Rechts in der Lebenswelt verankert werden. Deshalb ist die Art der Verrechtlichung sozialer Beziehungen ein guter Indikator für die Grenzen zwischen System und Lebenswelt. >Recht, >Verrechtlichung, >System, >Lebenswelt, >Steuerungsmedien. |
Ha I J. Habermas Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988 Ha III Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981 Ha IV Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981 |
Kommunikationsmedien | Habermas | III 458 Kommunikationsmedien/Soziologie/Handlungstheorie/Kommunikatives Handeln/Habermas: Die Befreiung des kommunikativen Handelns aus traditionsgestützten Institutionen - d.h. aus Konsensverpflichtungen - führt dazu, dass an die Stelle von Institutionen Organisationen eines neuen Typs treten: sie bilden sich auf der Grundlage von Kommunikationsmedien, die das Handeln von Verständigungsprozessen abkoppeln und über verallgemeinerte instrumentelle Werte wie Geld und Macht koordinieren. (1) >Medien, >Institutionen, >Gesellschaft. Diese Steuerungsmedien ersetzen Sprache als Mechanismus der Handlungskoordinierung und lösen soziales Handeln von einer über Wertekonsens laufenden Integration und stellen es auf mediengesteuerte Zweckrationalität um. >Soziales Handeln, >Zweckrationalität, >Sprache/Habermas. HabermasVsWeber: Weber erkennt Geld und Macht nicht als die Kommunikationsmedien, die die Ausdifferenzierung von Teilsystemen zweckrationalen Handelns ermöglichen. >M. Weber. IV 269 Kommunikationsmedien/Habermas: Im Zuge der Differenzierung zwischen verständigungs- und erfolgsorientiertem Handeln bilden sich zwei Sorten von Entlastungsmechanismen, und zwar in Form von Kommunikationsmedien, IV 270 die die sprachliche Verständigung entweder bündeln oder ersetzen. >Verständigung/Habermas. Bsp Ansehen (Reputation) und Einfluss (Macht) sind primitive Generatoren von Folgebereitschaft (entweder rational über Vertrauen auf gültiges Wissen oder empirisch über Anreiz durch erwartete Belohnung). An ihnen setzt Medienbildung an. >Anerkennung, >Macht. Die Kommunikationsmedien können selber generalisiert werden und bilden damit Steuerungsmedien. IV 387 Kommunikationsmedien/Systemtheorie/Habermas: Die strukturellen Merkmale eines Mediums treten erst in dem Maße erkennbar hervor, wie sie normativ verankert werden und die Ausdifferenzierung eines Gesellschaftssubsystems ermöglichen. >Kommunikationsmedien/Parsons. 1. ((s) Siehe hierzu N. Luhmanns Systemtheorie, in der Geld, Macht, Wahrheit usw. als symbolisch generalisierte Kommunikationsmedien aufgefasst werden. Siehe insbesondere C. Baraldi, G. Corsi, E. Esposito GLU, Frankfurt 1997, S. 202ff. |
Ha I J. Habermas Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988 Ha III Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981 Ha IV Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981 |
Kommunikationsmedien | Parsons | Habermas IV 385 Kommunikationsmedien/Parsons/Habermas: Frage: 1. Welchen begrifflichen Satus hat Geld als ein Medium, das den innersystemischen Austausch zwischen realen Größen wie z. B. Arbeitskraft und Konsumgütern einnimmt; 2. Regeln auch die anderen sozialen Teilsysteme den Austausch im ihren Umwelten über ähnliche Medien?(1) Parsons hat später seinen Versuch, Macht als ein im politischen System verankertes steuerungsmedium zu begreifen, das strukturelle Analogien zu Geld aufweist, als geglückten Test für die Verallgemeinerungsfähigkeit des Medienkonzepts betrachtet.(2) Habermas IV 386 In der Reihenfolge Geld, Macht, Einfluss und Wertbindung hat Parsons vier Medien in Grundzügen analysiert, von denen jedes einem der sozialen Teilsysteme zugeordnet wird: Geld: dem ökonomischen, Macht: dem politischen System, Einfluss: dem System der sozialen Integration Wertbindung: dem System der Erhaltung von Strukturmustern. Habermas: in einer weiteren Runde der Verallgemeinerung hat Parsons vier weitere Medien eingeführt: Intelligenz, Leistungsfähigkeit, Affekt und Interpretation.(3) >Kommmunikationsmedien, >Geld, >Macht, >Werte. HabermasVsParsons: Die Analogien zum Geldmedium werden im Verlauf der Theoriebildung undeutlicher und am Ende sogar metaphorisch. Das gilt erst recht für die Medien, die Parsons zuletzt den Teilsystemen des alles umgreifenden Systems der menschlichen Grundverfassung (human condition) zugeordnet hat: transzendentale Ordnung, symbolische Bedeutung, Gesundheit und empirische Ordnung).(4) Habermas IV 387 Am Ende ist Geld für Parsons nur eins von 64 gesellschaftstheoretisch beachtlichen Medien. Problem: dann kann man nicht wissen, welche der am Geldmedium abgelesenen strukturellen Merkmale für Medien überhaupt charakteristisch sind. Habermas IV 388 Problem: Haben wir es hier mit einer Überverallgemeinerung zu tun, also mit der These, dass es so etwas wie ein System von Steuerungsmedien gibt? >Doppelte Kontingenz/Parsons. Habermas IV 393 Medien/Parsons/Habermas: Medien dienen nicht nur der Ersparnis von Information und Zeit, und damit der Verringerung des Interpretationsaufwands, sondern auch der Bewältigung des Risikos, dass die Handlungssequenzen abreißen. Medien wie Macht und Geld können die Kosten von Dissens weitgehend einsparen, weil sie die Handlungskoordinierung von sprachlicher Konsensbildung abkoppeln und gegenüber der Alternative von Einverständnis und fehlgeschlagener Verständigung neutralisieren. Damit sind sie keine Spezifizierungen von Sprache, sie leisten vielmehr Ersatz für spezielle Sprachfunktionen. >Kommunikatives Handeln/Parsons, >Kommunikationstheorie/Habermas. Habermas IV 394 Lebenswelt/Parsons/Habermas: Die Umstellung der Handlungskoordinierung von Sprache auf Steuerungsmedien bedeutet eine Abkopplung der Interaktion von lebensweltlichen Kontexten. >Lebenswelt. 1. T.Parsons, Social Systems and the Evolution of Action Theory, NY 1977, S. 128 2. T. Parsons, On the Concept of Power, in: Social Theory and Modern Society, NY 1967 3. Talcott Parsons, Some Problems of General Theory, in: J.C. McKinney, E. A. Tiryakian (Eds.), Theoretical Sociology, NY 1970 S. 27ff. 4. T. Parsons, Action, Theory and the Human Condition, NY 1978, S. 393. |
ParCh I Ch. Parsons Philosophy of Mathematics in the Twentieth Century: Selected Essays Cambridge 2014 ParTa I T. Parsons The Structure of Social Action, Vol. 1 1967 ParTe I Ter. Parsons Indeterminate Identity: Metaphysics and Semantics 2000 Ha I J. Habermas Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988 Ha III Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981 Ha IV Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981 |
Lebenswelt | Habermas | III 72 Lebenswelt/Habermas: Hier geht es um die soziokulturellen Bedingungen einer rationalen Lebensführung. Hier müssen wir die Strukturen untersuchen, die Individuen und Gruppen rationale Handlungsorientierungen ermöglichen. >Handlungstheorie/Habermas, >Rationalität/Habermas, >Gruppenverhalten. III 73 Dabei spielen Deutungssysteme und Weltbilder, die das Hintergrundwissen sozialer Gruppen spiegeln, eine Rolle. >Hintergrund. III 107 Den Begriff der Lebenswelt führe ich zunächst als Korrelat zu Verständigungsprozessen ein. Kommunikativ handelnde Subjekte verständigen sich stets im Horizont einer Lebenswelt. >Verständigung, >Horizont. Ihre Lebenswelt baut sich aus mehr oder weniger diffusen, stets unproblematischen Hintergrundüberzeugungen auf. Sie speichert die Interpretationsarbeit vorangegangener Generationen; sie ist das konservative Gegengewicht gegen das Dissensrisiko, das mit jedem aktuellen Verständigungsvorgang entsteht. >Kulturelle Überlieferung. III 108 Mythos/Mythen/Habermas: In mythischen Weltbildern als Interpretationshintergrund einer Lebenswelt in einer sozialen Gruppe ist den einzelnen Angehörigen die Last der Interpretation ebenso abgenommen wie die Chance, selber ein kritisierbares Einverständnis herbeizuführen. Hier wird das sprachliche Weltbild als Weltordnung reifiziert und kann nicht als kritisierbares Deutungssystem durchschaut werden. >Weltbilder. IV 189 Lebenswelt/Methode/HabermasVsHusserl/Habermas: Wenn wir die bewusstseinsphilosophischen Grundbegriffe, in denen Husserl die Lebensweltproblematik behandelt,(1) aufgeben, können wir uns die Lebenswelt durch einen kulturell überlieferten und sprachlich organisierten Vorrat an Deutungsmustern repräsentiert denken. >E. Husserl. Dann muss der Verweisungszusammenhang nicht mehr im Rahmen der Phänomenologie und Psychologie der Wahrnehmung erklärt zu werden, sondern als Bedeutungszusammenhang. >Phänomenologie, >Kognitionspsychologie. IV 191 Lebenswelt/Habermas: Da die Kommunikationsteilnehmer ihr gegenüber keine extramundane Stellung einnehmen können, hat sie einen anderen Status als die anderen Weltkonzepte (der sozialen, der subjektiven und der objektiven Welt), in denen sich Sprecher und Hörer sich wahlweise auf etwas Objektives, Normatives oder Subjektives beziehen können. Bezogen auf die Lebenswelt ist das nicht möglich. Die Beteiligten können sich mit ihrer Hilfe auch nicht auf etwas „Intersubjektives“ beziehen. >Intersubjektivität, >Objektivität, >Normen, >Subjektivität. IV 192 Sie bewegen sich stets innerhalb des Horizonts ihrer Lebenswelt und können sich nicht auf „etwas in der Lebenswelt“ beziehen, wie auf Tatsachen, Normen oder Erlebnisse. >Tatsachen, >Erlebnisse. Die Lebenswelt ist gleichsam der transzendentale Ort, an dem Sprecher und Hörer sich begegnen und reziprok den Anspruch erheben können, dass ihre Äußerungen mit der Welt (der objektiven, sozial oder subjektiven Welt) zusammenpassen. IV 198 Die phänomenologisch beschriebenen Grundzüge der konstituierten Lebenswelt lassen sich ohne Schwierigkeiten erklären, wenn man „Lebenswelt“ als Komplementärbegriff zum „kommunikativen Handeln“ einführt. >Kommunikatives Handeln/Habermas, >Kommunikationstheorie/Habermas, >Kommunikation/Habermas, >Kommunikative Praxis/Habermas, >Kommunikative Rationalität/Habermas. IV 205 Hintergrund/Lebenswelt/Habermas: die Lebenswelt sollte nicht mit dem aus kulturellen Wissen bestehenden Hintergrund gleichgesetzt werden. Stattdessen ist es so, das Solidaritäten der über Werte und Normen integrierten Gruppen und Kompetenzen vergesellschafteter Individuen ins kommunikative Handeln einfließen. IV 224 Lebenswelt/Habermas: wenn wir Gesellschaft als Lebenswelt konzipieren, unterstellen wir a) die Autonomie der Handelnden, b) die Unabhängigkeit der Kultur, c) die Durchsichtigkeit der Kommunikation. >Autonomie, >Kultur. Diese drei Fiktionen sind in die Grammatik von Erzählungen eingebaut und kehren in einer kulturalistisch vereinseitigten, verstehenden Soziologie wieder. >Fiktionen/Habermas. IV 230 Lebenswelt/System/Habermas: Soziale Evolution verstehe ich als einen Differenzierungsvorgang zweiter Stufe: System und Lebenswelt differenzieren sich, indem die Komplexität des einen und die Rationalität der anderen wächst, nicht nur jeweils als System und als Lebenswelt – sondern beide differenzieren sich gleichzeitig auch voneinander. Unter Systemaspekten lassen sich diese Stufen durch jeweils neu auftretende systemische Mechanismen kennzeichnen. Diese lösen sich immer mehr von den sozialen Strukturen ab, über die sich die soziale Integration vollzieht. Vgl. >Systeme. IV 273 Lebenswelt/Steuerungsmedien/Kommunikationsmedien/Sprache/Habermas: Die Umstellung von Sprache auf Steuerungsmedien (Geld, Macht (Einfluss, Reputation)) bedeutet eine Abkoppelung der Interaktion von lebensweltlichen Kontexten. >Steuerungsmedien, >Kommunikationsmedien, >Geld, >Macht, >Anerkennung. Medien wie Geld und Macht setzen an den empirisch motivierten Bindungen an; sie codieren einen zweckrationalen Umgang mit kalikulierbaren Wertmengen und ermöglichen eine generalisierte strategische Einflussnahme auf die Entscheidungen anderer Interaktionsteilnehmer unter Umgehung sprachlicher Konsensbildungsprozesse. >Sprache/Habermas. Pointe: Damit wird die Lebenswelt für die Koordinierung von Handlungen nicht länger benötigt. 1. E.Husserl, Erfahrung und Urteil, Hamburg 1948; zur Kritik an den bewusstseinstheoretischen Grundlagen der phänomenologischen Sozialontologie von A. Schütz vgl. M. Theunissen, Der Andere, Berlin 1965, S. 406ff. |
Ha I J. Habermas Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988 Ha III Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981 Ha IV Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981 |
Lebenswelt | Luhmann | Habermas IV 232 Lebenswelt/Luhmann/Habermas: Luhmann hypostasiert die hinter mediengesteuerte Subsysteme zurückgeschobene Lebenswelt, die sich nicht mehr unmittelbar an die Handlungssituationen anschließt, sondern nur noch den Hintergrund für organisierte Handlungssysteme bildet, zur „Gesellschaft“. >Gesellschaft/Luhmann. Habermas IV 394 Lebenswelt/Technisierung der Lebenswelt/Luhmann/Habermas: (siehe Kommunikationsmedien/Parsons): Lebenswelt/Parsons/Habermas: die Umstellung der Handlungskoordinierung von Sprache auf Steuerungsmedien bedeutet eine Abkopplung der Interaktion von lebensweltlichen Kontexten. Luhmann spricht in diesem Zusammenhang von einer Technisierung der Lebenswelt; damit meint er die „Entlastung sinnverarbeitender Prozesse des Erlebens und Handelns von der Aufnahme, Formulierung und kommunikativen Explikation aller Sinnbezüge, die (Habermas: im lebensweltlichen Kontext verständigungsorientieren Handelns) impliziert sind.“(1) >Kommunikation/Luhmann. Habermas: Mediengesteuerte Interaktionen können sich in Raum und Zeit zu immer komplexeren Netzen verknüpfen, ohne das diese kommunikativen Vernetzungen überschaut und verantwortet werden müssten, und sei es nur in der Art eines kollektiv geteilten kulturellen Wissens. Dann geht es auch nicht mehr um Zurechnungsfähigkeit der Interaktionsteilnehmer. >Handeln/Luhmann, >Handlungssystem/Luhmann. 1. N. Luhmann, Macht, Stuttgart 1975, S. 71. |
AU I N. Luhmann Einführung in die Systemtheorie Heidelberg 1992 Lu I N. Luhmann Die Kunst der Gesellschaft Frankfurt 1997 Ha I J. Habermas Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988 Ha III Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981 Ha IV Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981 |
Märkte | Habermas | IV 226 Märkte/Habermas: Der Markt sorgt für eine normfreie Regelung von Kooperationszusammenhängen. Er gehört zu den systemischen Mechanismen, die nicht-intendierte Handlungszusammenhänge über die funktionale Vernetzung von Handlungsfolgen stabilisieren, während der Mechanismus der Verständigung die Handlungsorientierungen der Beteiligten aufeinander abstimmt. >Kommunikationsmedien/Habermas, >Geld/Habermas, >Steuerungsmedien. Habermas These: Das ist der Grund dafür, eine Unterscheidung von Sozial- und Systemintegration vorzuschlagen. Die eine setzt an den Handlungsorientierungen an, durch die die andere hindurchgreift. Im einen Fall wird das Handlungssystem durch einen normativ gesicherten oder kommunikativ erzielten Konsens, im anderen Fall durch die nicht-normative Steuerung von subjektiv unkoordinierten Einzelentscheidungen integriert. >Handlungssystem/Habermas, >Kommunikatives Handeln/Habermas, >Kommunikationstheorie/Habermas, >Kommunikation/Habermas, >Kommunikative Praxis/Habermas, >Kommunikative Rationalität/Habermas. IV 247 Im Rahmen staatlich organisierter Gesellschaften entstehen Gütermärkte, die über symbolisch generalisierte Tauschbeziehungen, d.h. über das Geldmedium gesteuert werden. Aber einen für das Gesellschaftssystem im Ganzen strukturbildenden Effekt erzeugt dieses Medium erst mit der Ausgliederung der Ökonomie aus der staatlichen Ordnung. Dann entsteht ein über das Geldmedium ausdifferenziertes Teilsystem, das seinerseits den Staat zur Reorganisation zwingt. >Gesellschaft. In den aufeinander bezogenen Subsystemen von Marktwirtschaft und moderner Verwaltung findet der Mechanismus des Steuerungsmediums, dem Parsons den Namen des symbolisch generalisierten Kommunikationsmediums gegeben hat, die ihm angemessene Sozialstruktur. >T. Parsons, >Kommunikationsmedien/T. Parsons. |
Ha I J. Habermas Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988 Ha III Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981 Ha IV Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981 |
Marxismus | Habermas | III 216 Marxismus/Habermas: Hegel ist auf dem Wege einer unkritischen Aneignung des dialektischen Begriffsapparates wirksam geworden; in die Grundbegriffe der Kritik der Politischen Ökonomie ist die Einheit von theoretischer und praktischer Vernunft so eingebaut, dass die normativen Grundlagen der Marxschen Theorie III 217 bis heute verdunkelt worden sind. >Reine Vernunft, >Praktische Vernunft, >Ethik, >Erkenntnistheorie, >G.W.F. Hegel. Diese Unklarheit ist im Marxismus teils umgangen, teils verdeckt, aber nicht eigentlich ausgeräumt worden: umgangen durch die Aufspaltung der Marxschen Gesellschaftstheorie in Sozialforschung und ethischen Sozialismus (M. Adler); und verdeckt sowohl durch eine orthodoxe Bindung an Hegel (Lukács, Korsch) wie durch eine Assimilation an die stärker naturalistischen Entwicklungstheorien des 19. Jahrhunderts (Engels, Kautsky). Diese Theorien bilden die Brücke, über die zunächst die geschichtsphilosophisch behandelte Rationalisierungsthematik auf die Soziologie übergegangen ist. (1) >Soziologie. IV 222 Lebenswelt/Marxismus/Habermas: Die marxistische Kritik der bürgerlichen Gesellschaft setzt an den Produktionsverhältnissen an, weil sie die Rationalisierung der Lebenswelt akzeptiert, aber die Verformungen der rationalisierten Lebenswelt aus Bedingungen der materiellen Reproduktion erklären will. >Lebenswelt/Habermas. Dieser Ansatz verlangt eine Theorie, die auf einer breiteren grundbegrifflichen Basis als der der „Lebenswelt“ operiert. Sie darf die Lebenswelt weder mit der Gesellschaft im Ganzen identifizieren, noch darf sie sie auf systemische Zusammenhänge reduzieren. >Gesellschaft, >Systeme, >Systemtheorie. IV 399 Marxismus/VsKapitalismus/Habermas: Ausgangspunkt der gesamten Kapitalismuskritik war die Frage, ob die Umstellung vorbürgerlich normativ organisierter Arbeitsbeziehungen auf das Medium Geld, ob also die Monetarisierung der Arbeitskraft IV 400 einen Eingriff in Lebensverhältnisse und Interaktionsbereiche bedeutet, die selber nicht medienförmig integriert sind und auch nicht schmerzlos, d. h. ohne sozialpathologische Auswirkungen, von Strukturen verständigungsorientierten Handelns abgehängt werden können. >Geld/Habermas, Geld/Parsons. IV 504 Marxismus/HabermasVsMarxismus/Habermas: Der Marxsche Ansatz fordert eine ökonomistisch verkürzte Interpretation der entwickelten kapitalistischen Gesellschaften. Für diese hat Marx mit Recht einen evolutionären Primat der Wirtschaft behauptet. Dieser Primat darf aber nicht dazu verleiten, das komplementäre Verhältnis von Ökonomie und Staatsapparat auf eine triviale Überbau-Basis-Vorstellung zuzuschneiden. Lösung/Habermas: Im Unterschied zum Monismus der Werttheorie müssen wir mit zwei Steuerungsmedien und vier Kanälen rechnen, über die zwei einander ergänzende Subsysteme die Lebenswelt ihren Imperativen unterwerfen. Verdinglichungseffekte können sich gleichermaßen aus der Bürokratisierung und der Monetarisierung von öffentlichen wie von privaten Lebensbereichen ergeben. IV 505 Der ökonomistische Ansatz versagt angesichts der Pazifizierung des Klassenkonflikts und des langfristigen Erfolges, den der Reformismus in den europäischen Ländern seit dem zweiten Weltkrieg im Zeichen einer im weiteren Sinne sozialdemokratischen Programmatik errungen hat. >Interventionismus/Habermas. 1. J. Habermas Zur Rekonstruktion des Historischen Materialismus, Frankfurt, 1976. |
Ha I J. Habermas Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988 Ha III Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981 Ha IV Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981 |
Medien | Habermas | IV 190 Medium/Sprache/Habermas: Die Kommunikationsteilnehmer bewegen sich indem sie eine Sprechhandlung ausführen oder verstehen, so sehr innerhalb ihrer Sprache, dass sie eine aktuelle Äußerung nicht als „etwas Intersubjektives“ in der Weise vor sich bringen können, wie sie ein Ereignis als etwas Objektives erfahren (…). >Intersubjektivität, >Sprache/Habermas, >Kommunikatives Handeln/Habermas, >Kommunikationstheorie/Habermas, >Kommunikation/Habermas, >Kommunikative Praxis/Habermas, >Kommunikative Rationalität/Habermas. Das Medium der Verständigung verharrt in einer eigentümlichen Halbtranszendenz. Solange die Teilnehmer ihre performative Einstellung beibehalten, bleibt die aktuell benutzte Sprache in ihrem Rücken. Die Sprecher können keine extramundane Stellung ihr gegenüber einnehmen. >Verständigung, >Perspektive. IV 209 Medium/Habermas: Die zum Netz kommunikativer Alltagspraxis verwobenen Interaktionen bilden das Medium, durch das sich Kultur, Gesellschaft und Person reproduzieren. Diese Reproduktionsvorgänge erstrecken sich auf die symbolischen Strukturen der Lebenswelt. Davon müssen wir die Erhaltung des materiellen Substrats der Lebenswelt unterscheiden. >Kultur, >Gesellschaft, >Person, >Lebenswelt, >Substrat. IV 273 Medien/Steuerungsmedien/Kommunikationsmedien/Sprache/Habermas: Die Umstellung von Sprache auf Steuerungsmedien (Geld, Macht (Einfluss, Reputation)) bedeutet eine Abkoppelung der Interaktion von lebensweltlichen Kontexten. >Steuerungsmedien, >Kommunikationsmedien. Medien wie Geld und Macht setzen an den empirisch motivierten Bindungen an; sie codieren einen zweckrationalen Umgang mit kalkulierbaren Wertmengen und ermöglichen eine generalisierte strategische Einflussnahme auf die Entscheidungen anderer Interaktionsteilnehmer unter Umgehung sprachlicher Konsensbildungsprozesse. >Geld/Habermas, >Macht. Pointe: Damit wird die Lebenswelt für die Koordinierung von Handlungen nicht länger benötigt. IV 407 Medien/Habermas: These: Bedingungen für eine optimale Institutionalisierung von Medien (Hier: Geld und Macht): Realwerte und Deckungsreserven müssen so beschaffen sein, dass sie eine empirisch motivierende Kraft haben. Die physische Kontrolle von Deckungsreserven muss möglich sein. Die Medien müssen gemessen, entäußert und deponiert werden können. Durch die normative Verankerung der Medien darf kein neuer Kommunikationsaufwand entstehen und keine weiteren Dissensrisiken verursacht werden. Problem: Das stößt auf der Ebene des sozialen Systems an Grenzen: Es lassen sich immer neue Namen für Medien finden, aber das sind zunächst nur Postulate, die sich als nützlich erweisen müssen. (1) IV 410 Bsp Wertbindung und Einfluss als Medien mit Geld und Macht als Medien auf eine Stufe zu stellen, ist nicht besonders plausibel. Die Ersteren sind nämlich nicht in dem Maße kalkulierbar wie Geld und Macht. Ein strategischer Umgang mit ihnen ist daher nicht möglich. >Anerkennung. IV 412 Einfluss und Wertbindung sind gegenüber der Alternative von Einverständnis und fehlgeschlagener Verständigung so wenig neutral, dass sie vielmehr mit Solidarität und Integrität zwei Fälle von Einverständnis, zu generalisierten Wert erheben. Sie können nicht, wie die Medien Geld und Macht, durch Sprache in ihrer Koordinationsfunktion ersetzten, sondern durch Abstraktion von lebensweltlicher Komplexität lediglich entlasten. Medien dieser Art können die Lebenswelt nicht technisieren. >Verständigung/Habermas, >Sprache/Habermas. 1.Vgl. St. Jensen, J. Naumann, Commitments, in: Zeitschrift für Sozialwissenschaft, Jg. 9, 1980, S. 79f. |
Ha I J. Habermas Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988 Ha III Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981 Ha IV Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981 |
Medien | Parsons | Habermas IV 397 Medium/Parsons/Habermas: Das Medium (hier Geld als nichtsprachliches Kommunikationsmedium in Interaktionen) ist zugleich Maß und Speicherung des Werts. Während eine sprachliche Äußerung nur in Verhältnis zum kontextabhängigen Informationsstand des Senders ((s) sic, eigentlich des Empfängers) einen messbaren Informationswert erhält, müssen Medien messbare Wert Mengen verkörpern, auf die sich, unabhängig von besonderen Kontexten, alle Teilnehmer als eine objektive Größe beziehen können. >Geld/Parsons. Während bei sprachlichen Äußerungen der semantische Gehalt nicht von einzelnen Aktoren ausschließlich angeeignet werden kann, müssen Steuerungsmedien Wertmengen verkörpern, die zirkulieren. >Steuerungsmedien, >Kommunikationsmedien. |
ParCh I Ch. Parsons Philosophy of Mathematics in the Twentieth Century: Selected Essays Cambridge 2014 ParTa I T. Parsons The Structure of Social Action, Vol. 1 1967 ParTe I Ter. Parsons Indeterminate Identity: Metaphysics and Semantics 2000 Ha I J. Habermas Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988 Ha III Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981 Ha IV Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981 |
Produktivkräfte | Habermas | IV 251 Def Produktivkräfte/Marx/Habermas: Die Produktivkräfte bestehen nach Marx aus a) der Arbeitskraft der in der Produktion Tätigen, der Produzenten; b) aus dem technisch verwertbaren Wissen, soweit es in produktivitätssteigernde Arbeitsmittel, in Produktionstechniken umgesetzt wird; c) aus dem Organisationswissen, soweit es eingesetzt wird, um Arbeitskräfte effizient in Bewegung zu setzen, um Arbeitskräfte zu qualifizieren und um die arbeitsteilige Kooperation der Arbeitenden wirkungsvoll zu koordinieren. IV 252 Die Produktivkräfte bestimmten den Grad der möglichen Verfügung über Naturprozesse. >Produktionsverhältnisse/Habermas, >Wissen, >Effizienz, >Steuerungsmedien. |
Ha I J. Habermas Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988 Ha III Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981 Ha IV Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981 |
Recht | Habermas | IV 261 Recht/Moral/Habermas: These: Höhere Integrationsniveaus können in der sozialen Evolution nicht etabliert werden, bevor sich nicht Rechtsinstitutionen herausgebildet haben, in denen ein moralisches Bewusstsein der konventionellen bzw. postkonventionellen Stufe verkörpert ist.(1) >Moral/Kohlberg, >Moral. IV 458 Recht/Moderne/Habermas: Das moderne Zwangsrecht ist von sittlichen Motiven entkoppelt. Das Recht setzt nicht mehr an vorgefundenen Kommunikationsstrukturen an, sondern erzeugt den Kommunikationsmedien entsprechende Verkehrsformen und Weisungsketten. >Kommunikationsmedien/Habermas, >Steuerungsmedien. Die traditional eingelebten Kontexte (…) werden in Systemumwelten abgeschoben. Die Grenzen zwischen System und Lebenswelt verlaufen, grob gesagt, zwischen den Subsystemen der Wirtschaft und der bürokratisierten Staatsverwaltung einerseits, und den privaten Lebenssphären sowie die Öffentlichkeit andererseits. >Systeme, >Lebenswelt/Habermas. IV 536 Recht/Begründung/Habermas: Das moderne Recht ist eine Kombination von Satzungs- und Begründungsprinzip. Das als Steuerungsmedium verwendete Recht ist von der Begründungsproblematik entlastet. Das entspricht der Entkoppelung von System und Lebenswelt. Die Rechtsinstitutionen gehören IV 537 zur gesellschaftlichen Komponente der Lebenswelt. Solange das Recht als ein komplexes, mit Geld und Macht verknüpftes Medium funktioniert, erstreckt es sich auf formal organisierte Handlungsbereiche, die als solche unmittelbar in den Formen des bürgerlichen Formalrechts konstituiert worden sind, Hingegen haben Rechtsinstitutionen keine konstituierende Kraft, sondern nur regulative Funktion. >Letztbegründung/Habermas, >Geld/Habermas, >Macht, >Anerkennung. Sie sind in einem breiteren politisch-kulturellen und gesellschaftlichen Kontext eingebettet. Sie geben den informell bereits konstituierten Handlungsbereichen eine verbindliche, unter staatlichen Sanktionen stehende Form. >Verrechtlichung/Habermas. 1. J.Habermas, Zur Rekonstruktion des Historischen Materialismus, Frankfurt 1976. |
Ha I J. Habermas Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988 Ha III Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981 Ha IV Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981 |
Sprache | Habermas | Rorty II 94 Sprache/Habermas/Rorty: Habermas unterscheidet zwischen einem strategischen und einem genuin kommunikativen Gebrauch von Sprache. es gibt eine Skala von Vertrauensgraden. >Kommunikatives Handeln/Habermas, >Kommunikationstheorie/Habermas, >Kommunikation/Habermas, >Kommunikative Praxis/Habermas, >Kommunikative Rationalität/Habermas. II 94/95 Rorty: Wenn wir aufhören, Vernunft als eine Autoritätsquelle zu deuten, löst sich die platonische und Kantische Dichotomie zwischen Vernunft und Gefühl auf. >Autorität, >Vernunft, >I. Kant, >Platon. II 96 RortyVsHabermas: Die Idee des »besseren Arguments« ist nur sinnvoll, wenn man eine natürliche, transkulturelle Relevanzbeziehung ausfindig machen kann. >Argumentation, >Letztbegründung. Habermas IV 41 Sprache/Habermas: Wir müssen zwischen a) Sprache als Medium der Verständigung und b) Sprache als Medium der Handlungskoordinierung und Vergesellschaftung von Individuen unterscheiden. IV 42 Die Bildung von Identitäten und die Entstehung von Institutionen kann man sich so vorstellen, dass der außersprachliche Kontext der Verhaltensdispositionen und der Verhaltensschemata gewissermaßen sprachlich durchdrungen d.h. symbolisch durchstrukturiert wird. >Identität/Henrich, >Institutionen. IV 43 Dabei fungiert Sprache als Medium nicht der Verständigung und der Überlieferung kulturellen Wissens, sondern der Sozialisation und der sozialen Integration. Diese Vorgänge sedimentieren sich nicht, wie Verständigungsvorgänge, in kulturellem Wissen, sondern in den symbolischen Strukturen des Selbst und der Gesellschaft, in Kompetenzen und Beziehungsmustern. >Kulturelle Überlieferung/Habermas, >Hintergrund/Habermas, >Kompetenz, >Fähigkeiten. Die Signalsprache entwickelt sich zur grammatischen Rede, indem sich das Medium der Verständigung gleichzeitig vom symbolisch strukturierten Selbst der Interaktionsteilnehmer wie von der zur normativen Realität verdichteten Gesellschaft ablöst. >Signalsprache. IV 100 Sprache/Medium/Vergesellschaftung/Habermas: Sprechhandlungen stellen nur dann ein geeignetes Medium der gesellschaftlichen Reproduktion dar, wenn sie die Funktionen der Überlieferung, der sozialen Integration und der Vergesellschaftung von Individuen gleichzeitig übernehmen können. >Sprechakte, >Illokutionäre Akte, >Perlokutionäre Akte. Das können sie nur, wenn der propositionale, der illokutionäre und der expressive Bestandteil in jeder einzelnen Sprechhandlung zu einer grammatischen Einheit so integriert sind, dass der semantische Gehalt nicht in Segmente zerfällt, sondern zwischen den Komponenten frei konvertiert werden kann. >Gehalt, >Inhalt, >Semantischer Gehalt. IV 135 Religion/Heiliges/Sprache/Habermas: In der grammatischen Rede sind die propositionalen Bestandteil mit den illokutionären und den expressiven so zusammengefügt, dass der semantische Gehalt zwischen ihnen fluktuieren kann. Alles, was sich sagen lässt, kann auch als Aussagesatz dargestellt werden. Daran kann man sich klarmachen, was ein Anschluss religiöser Weltbilder ans kommunikative Handeln bedeutet. >Religion/Habermas, >Heiliges/Durkheim. Das Hintergrundwissen geht in die Situationsdefinitionen (…) ein. Da die semantischen Gehalte sakraler und profaner Herkunft im Medium der Sprache frei fluktuieren, kommt es zu einer Fusion der Bedeutungen: die moralisch-praktischen und die expressiven Inhalte verbinden sich mit den kognitiv-instrumentellen in der Form kulturellen Wissens. Und zwar a) als kulturelles Wissen – b) als Basis für instrumentelles Handeln. Dieses letztere macht aus der Religion erst ein Totalität beanspruchendes Weltbild. >Hintergrund/Habermas. IV 273 Sprache/Medien/Steuerungsmedien/Kommunikationsmedien/Habermas: Die Umstellung von Sprache auf Steuerungsmedien (Geld, Macht (Einfluss, Reputation)) bedeutet eine Abkoppelung der Interaktion von lebensweltlichen Kontexten. >Lebenswelt/Habermas. Medien wie Geld und Macht setzen an den empirisch motivierten Bindungen an; sie codieren einen zweckrationalen Umgang mit kalkulierbaren Wertmengen und ermöglichen eine generalisierte strategische Einflussnahme auf die Entscheidungen anderer Interaktionsteilnehmer unter Umgehung sprachlicher Konsensbildungsprozesse. >Steuerungsmedien, >Kommunikationsmedien. |
Ha I J. Habermas Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988 Ha III Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981 Ha IV Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981 Rorty I Richard Rorty Der Spiegel der Natur Frankfurt 1997 Rorty II Richard Rorty Philosophie & die Zukunft Frankfurt 2000 Rorty II (b) Richard Rorty "Habermas, Derrida and the Functions of Philosophy", in: R. Rorty, Truth and Progress. Philosophical Papers III, Cambridge/MA 1998 In Philosophie & die Zukunft, Frankfurt/M. 2000 Rorty II (c) Richard Rorty Analytic and Conversational Philosophy Conference fee "Philosophy and the other hgumanities", Stanford Humanities Center 1998 In Philosophie & die Zukunft, Frankfurt/M. 2000 Rorty II (d) Richard Rorty Justice as a Larger Loyalty, in: Ronald Bontekoe/Marietta Stepanians (eds.) Justice and Democracy. Cross-cultural Perspectives, University of Hawaii 1997 In Philosophie & die Zukunft, Frankfurt/M. 2000 Rorty II (e) Richard Rorty Spinoza, Pragmatismus und die Liebe zur Weisheit, Revised Spinoza Lecture April 1997, University of Amsterdam In Philosophie & die Zukunft, Frankfurt/M. 2000 Rorty II (f) Richard Rorty "Sein, das verstanden werden kann, ist Sprache", keynote lecture for Gadamer’ s 100th birthday, University of Heidelberg In Philosophie & die Zukunft, Frankfurt/M. 2000 Rorty II (g) Richard Rorty "Wild Orchids and Trotzky", in: Wild Orchids and Trotzky: Messages form American Universities ed. Mark Edmundson, New York 1993 In Philosophie & die Zukunft, Frankfurt/M. 2000 Rorty III Richard Rorty Kontingenz, Ironie und Solidarität Frankfurt 1992 Rorty IV (a) Richard Rorty "is Philosophy a Natural Kind?", in: R. Rorty, Objectivity, Relativism, and Truth. Philosophical Papers Vol. I, Cambridge/Ma 1991, pp. 46-62 In Eine Kultur ohne Zentrum, Stuttgart 1993 Rorty IV (b) Richard Rorty "Non-Reductive Physicalism" in: R. Rorty, Objectivity, Relativism, and Truth. Philosophical Papers Vol. I, Cambridge/Ma 1991, pp. 113-125 In Eine Kultur ohne Zentrum, Stuttgart 1993 Rorty IV (c) Richard Rorty "Heidegger, Kundera and Dickens" in: R. Rorty, Essays on Heidegger and Others. Philosophical Papers Vol. 2, Cambridge/MA 1991, pp. 66-82 In Eine Kultur ohne Zentrum, Stuttgart 1993 Rorty IV (d) Richard Rorty "Deconstruction and Circumvention" in: R. Rorty, Essays on Heidegger and Others. Philosophical Papers Vol. 2, Cambridge/MA 1991, pp. 85-106 In Eine Kultur ohne Zentrum, Stuttgart 1993 Rorty V (a) R. Rorty "Solidarity of Objectivity", Howison Lecture, University of California, Berkeley, January 1983 In Solidarität oder Objektivität?, Stuttgart 1998 Rorty V (b) Richard Rorty "Freud and Moral Reflection", Edith Weigert Lecture, Forum on Psychiatry and the Humanities, Washington School of Psychiatry, Oct. 19th 1984 In Solidarität oder Objektivität?, Stuttgart 1988 Rorty V (c) Richard Rorty The Priority of Democracy to Philosophy, in: John P. Reeder & Gene Outka (eds.), Prospects for a Common Morality. Princeton University Press. pp. 254-278 (1992) In Solidarität oder Objektivität?, Stuttgart 1988 Rorty VI Richard Rorty Wahrheit und Fortschritt Frankfurt 2000 |
Sprache | Parsons | Habermas IV 388 Sprache/Parsons/Systemtheorie/Habermas: Das Konzept der Sprache hatte Parsons zunächst in dem von der Kulturanthropologie verwendeten Sinn eines Mediums übernommen, das Intersubjektivität ermöglicht und den für normative Ordnungen relevanten Wertekonsens trägt. Damit erläuterte er, was es bedeutet, dass Aktoren Wertorientierungen teilen. Diese Teilhaben diente als Modell für den gemeinsamen Besitz kultureller Werte und für die kollektive Verpflichtung auf eine normative Ordnung.(1) Habermas IV 389 Problem: Wenn Geld und Macht als Steuerungsmedien eine Generalisierung von Sprache darstellen sollen, ist der kulturalistische Sprachbegriff ungenügend: 1. Es geht dann nicht mehr um die Art von Gemeinsamkeit, die die Intersubjektivität sprachlicher Verständigung darstellt, sondern eher um eine Struktur von Code und Message. 2. Ist die Frage der systematischen Lokalisierung sprachlicher Kommunikation nicht gelöst. >Steuerungsmedien, >Kommunikationsmedien. Sprache schien für Parsons zunächst zum kulturellen System zu gehören: als das Medium, durch das sich Traditionen fortpflanzen. Allerdings hatten die systemverschränkenden Mechanismen Institutionalisierung und Internalisierung schon die Frage nahegelegt, ob nicht Sprache für das Handlungssystem im allgemeinen zentral ist, und auf derselben Ebene wie der Begriff des Handelns analysiert werden muss. IV 390 Zwei Strategien sind möglich: A. Analyse der Sprache auf der Ebene des kommunikativen Handelns: Damit kann man an Linguistik und Sprachphilosophie anknüpfen. >Kommunikatives Handeln. Das geht jedoch nicht, wenn man die zweite Strategie verfolgt: B. Man unterläuft die Ebene sprach- und handlungstheoretischer Untersuchungen und analysiert den Mechanismus sprachlicher Verständigung nur unter dem funktionalistischen Gesichtspunkt der Systembildung. Dieser Strategie folgt Luhmann: man würde nicht aus einer Analytik des Handelns unter Anfügung allgemeiner systemtheoretische Gesichtspunkte … eine Theorie des Handlungssystems konstruieren; man würde allgemeine systemtheoretische Konstruktionsüberlegungen verwenden, um daraus abzuleiten, wie …Systeme Handlungen konstituieren.(2) >Handlungstheorie. 1. T. Parsons, Social Systems and the Evolution of Action Theory, NY 1977, S.168 2. N. Luhmann, Handlungstheorie und Systemtheorie, Ms Bielefeld 1977. |
ParCh I Ch. Parsons Philosophy of Mathematics in the Twentieth Century: Selected Essays Cambridge 2014 ParTa I T. Parsons The Structure of Social Action, Vol. 1 1967 ParTe I Ter. Parsons Indeterminate Identity: Metaphysics and Semantics 2000 Ha I J. Habermas Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988 Ha III Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981 Ha IV Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981 |
Subsysteme | Habermas | III 457 Subsysteme/Kommunikatives Handeln/Rationalisierung/HabermasVsWeber/Habermas: erst wenn wir im “Gesellschaftshandeln” zwischen verständigungs- und erfolgsorientiertem Handeln differenzieren, lassen sich die kommunikative Rationalisierung des Alltagshandelns und die Subsystembildung für zweckrationales Wirtschafts- und Verwaltungshandeln als komplementäre Entwicklung begreifen. Zwar spiegeln beide die institutionelle Verkörperung von Rationalitätskomplexen, aber in anderer Hinsicht handelt es sich um gegenläufige Tendenzen. IV 247 Beispiele für Subsysteme sind Marktwirtschaft und moderne Verwaltung. IV 399 Subsysteme/Habermas: Indikatoren für eine gelungene Bildung von Subsystemen sind: - Die krisenhaften Schwankungen im quantitativen Verhältnis der vom Medium (hier: Geld) verkörperten Werte und der durch sie vertretenen Realwerte (also die Dynamik von Inflation und Deflation) - Die reflexive Aufstufung des Medium, die beispielweise Kapitalmärkte ermöglicht. Ein Subsystem wie die Wirtschaft kann über das Medium Geld nur dann ausdifferenzier werden, wenn Märkte und Organisationsformen entstehen, die den systemimmanenten Verkehr mit den relevanten Umwelten unter monetäre Kontrolle bringen. Diese Regulierung erfordert nicht notwendig eine doppelte Relationierung im Sinne eines Austauschs von Paaren von Faktoren und Produkten, der über zwei verschiedene Medien läuft. Bsp Es ist nicht ausgemacht, dass in der Beziehung zwischen Ökonomie und dem Bereich privater Haushalte die Arbeitskraft über ein nicht-monetäres Medium wie Wertbindung in das Wirtschaftssystem eingeht. >Marxismus/Habermas, >Systeme, >Systemtheorie. IV 400 Subsysteme/Habermas: Für die Ausbildung eines mediengesteuerten Subsystems scheint es zu genügen, dass Grenzen entstehen, über die hinweg ein einfacher, über ein (einziges) Medium gesteuerter Austausch mit allen Umwelten stattfinden kann. Dadurch werden auch in den Interaktionsbereichen, die für das Subsystem Umwelten bilden, Umstellungen ausgelöst. >Kommunikationsmedien/Habermas, >Steuerungsmedien. IV 418 Subsysteme/Lebenswelt/Medien/Technokratie/Habermas: Subsysteme, die über Medien wie Macht und Geld ausdifferenziert sind, können sich gegenüber einer in die Systemumwelt abgedrängten Lebenswelt selbständig machen. Aus der Perspektive der Lebenswelt erscheint die Umstellung des Handelns auf Medien sowohl als eine Entlastung von Kommunikationsaufwand und –Risiko, als auch als eine Konditionierung von Entscheidungen in erweiterten Kontingenzspielräumen. In diesem Sinn erscheinen sie als eine Technisierung der Lebenswelt. Dagegen kann eine Generalisierung des Mediums Einfluss einen solchen Effekt nicht haben. |
Ha I J. Habermas Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988 Ha III Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981 Ha IV Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981 |
Terminologien | Habermas | IV 188 Verweisungszusammenhang/Terminologie/Habermas: In gewisser Weise ist die Lebenswelt, der die Kommunikationsteilnehmer angehören, stets präsent; aber doch nur so, dass die den Hintergrund für eine aktuelle Szene bildet: den Verweisungszusammenhang. IV 189 Lebenswelt/Habermas: Wenn wir die bewusstseinsphilosophischen Grundbegriffe, in denen Husserl die Lebensweltproblematik behandelt, aufgeben, können wir uns die Lebenswelt durch einen kulturell überlieferten und sprachlich organisierten Vorrat an Deutungsmustern repräsentiert denken. Dann muss der Verweisungszusammenhang nicht mehr im Rahmen der Phänomenologie und Psychologie der Wahrnehmung erklärt zu werden, sondern als IV 190 Bedeutungszusammenhang zwischen einer kommunikativen Äußerung, dem Kontext und dem konnotativen Bedeutungshorizont. Verweisungszusammenhänge gehen auf grammatisch geregelte Beziehungen zwischen Elemente eines sprachlich organisierten Wissensvorrats zurück. IV 209 Def Gesellschaft/Habermas: Gesellschaft nenne ich die legitimen Ordnungen, über die die Kommunikationsteilnehmer ihre Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen regeln und damit Solidarität sichern. Def Kultur/Habermas: Kultur nenne ich den Wissensvorrat, aus dem sich die Kommunikationsteilnehmer, indem sie sich über etwas in einer Welt verständigen, mit Interpretationen versorgen. Medium/Habermas: Die zum Netz kommunikativer Alltagspraxis verwobenen Interaktionen bilden das Medium, durch das sich Kultur, Gesellschaft und Person reproduzieren. Diese Reproduktionsvorgänge erstrecken sich auf die symbolischen Strukturen der Lebenswelt. Davon müssen wir die Erhaltung des materiellen Substrats der Lebenswelt unterscheiden. IV 260 Norm/Terminologie/Habermas: Norm = generalisierte Verhaltenserwartung Prinzipien: = höherstufige Normen. IV 278 Verständigungsform/Terminologie/Habermas: Strukturelle Gewalt wird über eine systematische Einschränkung von Kommunikation ausgeübt; sie wird in den formalen Bedingungen des kommunikativen Handelns so verankert, dass für die Kommunikationsteilnehmer der Zusammenhang von objektiver, sozialer und subjektiver Welt in typischer Weise präjudiziert ist. Für dieses relative Apriori der Verständigung möchte ich in Analogie zum Erkenntnisapriori der Gegenstandsform (Lukács) den Begriff der Verständigungsform einführen. IV 413 Def Steuerungsmedien/Terminologie/Habermas: sind solche Medien, die Sprache als Mechanismus der Handlungskoordinierung ablösen. Def Kommunikationsmedien/Habermas: sind solche Medien, die überkomplexe Zusammenhänge verständigungsorientierten Handelns bloß vereinfachen, dabei aber von Sprache und von einer Lebenswelt abhängig bleiben. IV 536 Def Rechtsinstitution/Terminologie/Habermas: Rechtsinstitutionen nenne ich Rechtsnormen, die durch den positivistischen Hinweis auf Verfahren nicht hinreichend legitimiert werden können. Bsp die Grundlagen des Verfassungsrechts, die Prinzipien des Straf- und des Strafverfahrensrechts. Sobald sie in Frage gestellt werden, reicht der Hinweis auf ihre Legalität nicht aus. Sie bedürfen einer materiellen Rechtfertigung, weil sie zu den legitimen Ordnungen der Lebenswelt selbst gehören und zusammen mit den informellen Handlungsnormen den Hintergrund kommunikativen Handelns bilden. IV 539 Def Innere Kolonialisierung/Habermas: diese These besagt, dass die Subsysteme Wirtschaft und Staat infolge des kapitalistischen Wachstums immer komplexer werden und immer tiefer in die symbolische Reproduktion der Lebenswelt eindringen. IV 548 Die These ermöglicht es, Vorgänge der Realabstraktion, auf die Marx ein Auge gerichtet hatte, zu analysieren, ohne ein Äquivalent der Werttheorie (siehe Werttheorie/Habermas) einzusetzen. III 144 Def Handlung/Habermas: Handlung nenne ich nur solche symbolischen Äußerungen, mit denen der Aktor, wie beim teleologischen, normenregulierten und dramaturgischen Handeln, einen Bezug zu mindestens einer Welt (der physikalischen, der bewusstseinsmäßigen oder der gedanklich geteilten Welt) aber stets auch zur objektiven Welt aufnimmt. Davon unterscheide ich Körperbewegungen und sekundäre Operationen. III 70 Def Kritik/Habermas: Von Kritik statt von Diskurs spreche ich immer dann, wenn Argumente verwendet werden, ohne dass die Beteiligten die Bedingungen für eine von externen und internen Zwängen freie Sprechsituation als erfüllt voraussetzen müssten. III 41 Rationalität/Habermas: Rational nennen wir eine Person, die ihre Bedürfnisnatur im Lichte kulturell eingespielter Wertstandards deutet; aber erst recht dann, wenn sie eine reflexive Einstellung zu den bedürfnisinterpretierenden Wertstandards selbst einnehmen kann. IV 209 Def Kultur/Habermas: Kultur nenne ich den Wissensvorrat, aus dem sich die Kommunikationsteilnehmer, indem sie sich über etwas in einer Welt verständigen, mit Interpretationen versorgen. Def Gesellschaft/Habermas: Gesellschaft nenne ich die legitimen Ordnungen, über die die Kommunikationsteilnehmer ihre Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen regeln und damit Solidarität sichern. Def Persönlichkeit/Habermas: Unter Persönlichkeit verstehe ich die Kompetenzen, die ein Subjekt sprach- und handlungsfähig machen, also instand setzen, an Verständigungsprozessen teilzunehmen und dabei die eigene Identität zu behaupten. IV 189 Lebenswelt/Methode/HabermasVsHusserl/Habermas: Wenn wir die bewusstseinsphilosophischen Grundbegriffe, in denen Husserl die Lebensweltproblematik behandelt, aufgeben, können wir uns die Lebenswelt durch einen kulturell überlieferten und sprachlich organisierten Vorrat an Deutungsmustern repräsentiert denken. IV 209 Def Persönlichkeit/Habermas: Unter Persönlichkeit verstehe ich die Kompetenzen, die ein Subjekt sprach- und handlungsfähig machen, also instand setzen, an Verständigungsprozessen teilzunehmen und dabei die eigene Identität zu behaupten. IV 252 Def Produktionsverhältnisse/Marx/Habermas: Produktionsverhältnisse sind diejenigen Institutionen und gesellschaftlichen Mechanismen, die festlegen, in welcher Weise die Arbeitskräfte, bei einem gegebenen Stand der Produktivkräfte, mit den verfügbaren Produktionsmitteln kombiniert werden. IV 251 Def Produktivkräfte/Marx/Habermas: als Produktivkräfte bestehen nach Marx aus a) der Arbeitskraft der in der Produktion Tätigen, der Produzenten; b) aus dem technisch verwertbaren Wissen, soweit es in produktivitätssteigernde Arbeitsmittel, in Produktionstechniken umgesetzt wird; c) aus dem Organisationswissen, soweit es eingesetzt wird, um Arbeitskräfte effizient in Bewegung zu setzen, um Arbeitskräfte zu qualifizieren und um die arbeitsteilige Kooperation der Arbeitenden wirkungsvoll zu koordinieren. IV 203 Situation/Habermas: Zur Situation gehört alles, was sich als Beschränkung für (…) Handlungsinitiativen bemerkbar macht. III 400 Def Verstehen/Kommunikation/Habermas: Im Rahmen unserer Theorie des Kommunikativen Handelns beschränken wir uns auf Sprechakte unter Standardbedingungen, d.h. wir gehen davon aus, dass ein Sprecher nichts anderes meint als die wörtliche Bedeutung dessen, was er sagt. Verstehen eines Satzes definieren wir dann als das Wissen, was diesen Satz akzeptabel macht. IV 270 Def Wissen/Habermas: „Wissen“ gebrauche ich in einem weiteren Sinne, der alles deckt, was durch Lernen sowie durch Aneignung der kulturellen Überlieferung erworben werden kann, wobei diese sich sowohl auf kognitive wie auf sozialintegrative, d.h. auf expressive und moralisch-praktische Bestandteile erstreckt. |
Ha I J. Habermas Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988 Ha III Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981 Ha IV Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981 |
Verrechtlichung | Habermas | IV 524 Verrechtlichung/Habermas: Der Ausdruck bezieht sich ganz allgemein auf die in modernen Gesellschaften zu beobachtende Tendenz der Vermehrung des geschriebenen Rechts. Dabei können wir eine Ausdehnung und eine Verdichtung des Rechts unterscheiden.(1) Otto Kirchheimer hat den Begriff während der Weimarer Republik in die Diskussion eingeführt und damals in erster Linie die tarif- und arbeitsrechtliche Institutionalisierung des Klassenkonflikts (…) im Auge gehabt. Habermas: Wir können grob vier epochale Verrechtlichungsprozesse unterscheiden: 1. zum bürgerlichen Staat, zur Zeit des Absolutismus, 2. zum Rechtsstaat, in der Monarchie im Deutschland des 19. Jahrhunderts, IV 525 3. zum demokratischen Rechtsstaat in der Folge der Französischen Revolution in Europa und Nordamerika. 4. Zum sozialen und demokratischen Rechtsstaat im Europa des 20. Jahrhunderts. Ad 1.:der Souverän ist von der Orientierung an einzelnen Inhalten oder bestimmten Staatszwecken entbunden und instrumentell, d.h. allein in Bezug auf die Mittel der legalen Ausübung bürokratisch organisierter Herrschaft definiert. Das Mittel der effektiven Machtallokation wird zum alleinigen Zweck. >Macht, >Steuerungsmedien. IV 526 Das Selbstverständnis dieser Epoche hat in Hobbes‘ Leviathan seinen konsequentesten Ausdruck gefunden. >Th. Hobbes. IV 527 Die weiteren Verrechtlichungsschübe lassen sich so verstehen, dass darin eine dem Markt und der absolutistischen Herrschaft zunächst zur Disposition gestellte Lebenswelt nach und nach ihre Ansprüche zur Geltung bringt. >Märkte, >Lebenswelt. Nur auf diesem Wege kann der bürgerliche Staat eine nicht-parasitäre, dem modernen Rechtfertigungsniveau angemessene Legitimität gewinnen. Am Ende bleibt die strukturell ausdifferenzierte Lebenswelt, auf die moderne Staaten funktional angewiesen sind, als einzige Quelle der Legitimation übrig. >Legitimität/Habermas. IV 528 Ad 2.: Dieser Schub bedeutet die verfassungsrechtliche Normierung einer Obrigkeit, die bis dahin nur durch die legale Form und die bürokratischen Mittel der Herrschaftsausübung begrenzt und gebunden war. Nun erhalten Bürger als Privatleute einklagbare subjektiv-öffentliche Rechte gegenüber einem Souverän, an dessen Willensbildung sie freilich noch nicht demokratisch teilnehmen. IV 529 Ad 3.: Die Verrechtlichung des Legitimationsprozesses setzt sich in Form des allgemeinen und gleichen Wahlrechts sowie der Anerkennung der Organisationsfreiheit für politische Verbände und Parteien durch. >Organisation, >Parteien, >Institutionen. IV 530 Ad 4.: Die Entwicklung zum sozialen und demokratischen Rechtsstaat kann als Konstitutionalisierung eines in der Klassenstruktur verankerten sozialen Gewaltverhältnisses verstanden werden. Klassische Beispiele sind die Begrenzung der Arbeitszeit, gewerkschaftliche Koalitionsfreiheit und Tarifautonomie, Kündigungsschutz, Sozialversicherung usw. Auch hier geht es um Machtbalance innerhalb eines bereits rechtlich konstituierten Handlungsbereichs. IV 531 Der freiheitsverbürgende Charakter des Sozialstaats gilt jedoch nicht für alle Bereiche. So gibt es von Anfang an die Ambivalenz von Freiheitsverbürgung und Freiheitsentzug.(2) Problem/Habermas: Die negativen Effekte (…) stellen sich nicht als Nebenwirkungen ein, sie ergeben sich aus der Struktur der Verrechtlichung selber. Es sind nun die Mittel der Freiheitsverbürgung selbst, die die Freiheit des Nutznießers gefährden. Bsp Rechtsansprüche auf Geldeinkommen im Versicherungsfall stellen einen Fortschritt gegenüber traditioneller Armenfürsorge dar. Diese Verrechtlichung von Lebensrisiken fordert jedoch einen bemerkenswerten Preis in Form von umstrukturierenden Eingriffen in die Lebenswelt der Berechtigten. >Freiheit. IV 532 Die Bürokratisierung führt zu einer Entindividualisierung und zur Abnahme der partnerschaftlichen Hilfe im privaten Bereich. >Bürokratie. IV 534 Dilemma: Die sozialstaatlichen Verbürgungen sollen die Ziel der Integration dienen und fördern gleichwohl die Desintegration von Lebenszusammenhängen. IV 538 Diese Ambivalenz kann nicht auf eine Dialektik von Recht als Institution und Recht als Medium zurückgeführt werden, weil sich die Alternative von Freiheitsverbürgung und Freiheitsentzug nur aus der Perspektive der Lebenswelt, d.h. nur in Bezug auf Rechtsinstitutionen stellt. >Recht, >Rechte, >Gesellschaft. 1.R.Voigt Verrechtlichung in Staat und Gesellschaft, in: ders (Hrsg.), Verrechtlichung Frankfurt 1980 S. 16. 2.T.Guldimann, M. Rodenstein, U. Rödel, F. Stille, Sozialpolitik als soziale Kontrolle, Frankfurt, 1978. |
Ha I J. Habermas Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988 Ha III Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981 Ha IV Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981 |
Vertrauen | Habermas | IV 398 Vertrauen/Kommunikation/Medien/Sprache/Habermas: Für Geld als Medium im Unterschied zur Sprache gilt: Sprache braucht keine weitere Beglaubigung. Geldwerte brauchen hingegen eine Deckung durch hinterlegte Reserven, letztlich durch eine institutionelle Verankerung. >Geld/Habermas, >Sprache/Habermas, >Kommunikatives Handeln/Habermas, >Kommunikationstheorie/Habermas, >Kommunikation/Habermas, >Kommunikative Praxis/Habermas, >Kommunikative Rationalität/Habermas, >Steuerungsmedien, >Kommunikationsmedien/Habermas. Dies ist notwendig, weil Geld nicht schon durch sein bloßes Funktionieren als Medium Vertrauen schafft. Unserer Muttersprache können wir nicht misstrauen. Denn über sie laufen kulturelle Überlieferungen ebenso wie die gesellschaftliche Integration. Das Geldmedium ist dagegen von lebensweltlichen Kontexten abgekoppelt. Dadurch wird aber eine förmliche Rückkopplung des Mediums an die Lebenswelt nötig. >Lebenswelt. Lösung/Parsons/Habermas: Privatrechtliche Normierung von Tauschbeziehungen durch Eigentum und Vertrag. >Eigentum, >Verträge. |
Ha I J. Habermas Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988 Ha III Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981 Ha IV Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981 |
Wirtschaftswissenschaften | Parsons | Habermas IV 384 Wirtschaftswissenschaft/Parsons/Habermas: Parsons hatte das Problem, die methodisch fortgeschrittenste sozialwissenschaftliche Disziplin, die Wirtschaftswissenschaft, in die Theorie der Gesellschaft zu integrieren.(1) Zunächst versuchte er, die Austauschbeziehungen zwischen den vier sozialen Teilsystemen (Gesellschaft, Kultur, Persönlichkeitssystem, Verhaltenssystem) über „Märkte“ darzustellen.(2) >Märkte/Parsons, >System/Parsons. Habermas IV 385 Neoklassische Wirtschaftstheorie/Habermas: Die Neoklassische Wirtschaftstheorie hatte die Wirtschaft als ein System mit durchlässigen Grenzen konzipiert, welches Inputs aus der Systemumwelt gegen eigene Outputs tauscht; sie hatte sich vorzugsweise auf den Fall des Austauschs zwischen privaten Haushalten und Unternehmungen konzentriert und die Beziehungen zwischen Kapital und Arbeit unter dem Gesichtspunkt eines systemischen Austauschs zwischen den realen Größen Arbeitskraft und Konsumgütern einerseits, sowie den entsprechenden monetären Größen, Löhnen und privaten Ausgaben andererseits, analysiert. Parsons interessiert sich nun nicht, wie die Ökonomen, für die innere Dynamik des Wirtschaftssystems, sondern für die Beziehungen zwischen Ökonomie und den übrigen Teilsystemen und will die nicht-ökonomischen Parameter des Wirtschaftsprozesses erklären. >Systemtheorie. Frage: 1. Welchen begrifflichen Satus hat Geld als ein Medium, das den innersystemischen Austausch zwischen realen Größen wie z. B. Arbeitskraft und Konsumgütern; 2. Regeln auch die anderen sozialen Teilsysteme den Austausch im ihren Umwelten über ähnliche Medien? (3) >Steuerungsmedien, >Kommunikationsmedien. 1. T. Parsons/N. J. Smelser, Economy and Society, London, NY, 1956, 2. T. Parsons, Sociological Theory and Modern Society, NY 1967, S. 347ff. 3. T.Parsons, Social Systems and the Evolution of Action Theory, NY 1977, S. 128 |
ParCh I Ch. Parsons Philosophy of Mathematics in the Twentieth Century: Selected Essays Cambridge 2014 ParTa I T. Parsons The Structure of Social Action, Vol. 1 1967 ParTe I Ter. Parsons Indeterminate Identity: Metaphysics and Semantics 2000 Ha I J. Habermas Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988 Ha III Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981 Ha IV Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981 |
Wissen | Habermas | IV 270 Def Wissen/Habermas: „Wissen“ gebrauche ich in einem weiteren Sinne, der alles deckt, was durch Lernen sowie durch Aneignung der kulturellen Überlieferung erworben werden kann, wobei diese sich sowohl auf kognitive wie auf sozialintegrative, d.h. auf expressive und moralisch-praktische Bestandteile erstreckt. IV 397 Wissen/Habermas: In kommunikativen Äußerungen drücken wir Wissen aus, aber die symbolischen Ausdrücke sind nicht dieses Wissen. Das hat Sprache als Medium mit Geld als Medium gemein: dieses symbolisiert Wertmengen, hat aber selbst keinen ihm innewohnenden Wert. >Kommunikationsmedien, >Steuerungsmedien. |
Ha I J. Habermas Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988 Ha III Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981 Ha IV Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981 |
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