Begriff/ Autor/Ismus |
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Evolution | Vollmer | I 51 Evolutionäre Erkenntnistheorie/EE/Vollmer: In der Evolution der Wissenschaft gibt es keine "Mutationen", weil es bei wissenschaftlichen Theorien keine "Nachkommen" gibt. - Evolutionäre Erkenntnistheorie ist nur sinnvoll, soweit subjektive Erkenntnisstrukturen vererbt werden. - Die Evolutionäre Erkenntnistheorie hat nicht den Wahrheitsbegriff des Pragmatismus - sie wird durch Erfolg nicht bewiesen. >Erfolg, >Pragmatismus, >Beweise, >Beweisbarkeit. I 75 Erfolg/Vollmer: beweist nur, dass die Hypothese nicht ganz falsch war. >Hypothesen. I 217 VsEvolutionstheorie/VsDarwinismus: Beide seien zirkulär. >Zirkularität. VollmerVsVs: Das ist falsch: "Fitness" kann ohne Rückgriff auf "Überleben" definiert werden. >Überleben, >Fitness. I 260 Fitness wird nicht nach dem Überleben des Individuums bestimmt, sondern durch Fortpflanzungserfolg, mehr Nahrung, mehr Wohnraum, mehr Partner, mehr Nachkommen usw.. I 264 Entropie/Evolution/Leben/Vollmer: entgegen einer verbreiteten Meinung ist Entropie nicht immer ein Maß für Unordnung. >Entropie. Unter speziellen Bedingungen (niedrige Gesamtenergie und Existenz anhaltender Wechselwirkungen oder Einschluss durch äußere Kräfte) schließt die Zunahme der Entropie sogar eine Zunahme von Ordnung und Struktur ein - somit widerspricht der Zweite Hauptsatz nicht der Entstehung von Lebewesen. >Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik, >Leben, >Energie, >Ordnung. I 279 Anpassung/Selektion/VsEvolutionäre Erkenntnistheorie: Selektion ist keine Falsifikation. - Das Urauge wird durch das Adlerauge nicht falsifiziert. - Richtiges Abbilden spielt keine Rolle. Eine Übertragen der Selektionstheorie auf kognitive Fähigkeiten kann nur gelingen, wenn es objektive Wahrheit gibt und wenn Erkenntnis nützlicher ist als Irrtum (Simmel, 1895). VollmerVsVs: Das ist kein Argument VsEvolution, egal wer sich wem anpasst - Koadaption. I 298 Evolution/Erfolg/Vollmer: Die Richtigkeit von Erfahrung kann nicht aus evolutionärem Erfolg geschlossen werden. - Sonst ergibt sich der naturalistische Fehlschluss. - Verwechslung von Fakten mit Normen. >Naturalistischer Fehlschluss, >Normen, >Tatsachen. II 190 Evolution/Zeitrichtung/Vollmer: Wegen der kosmischen Expansion sind keine zwei Momente der Evolution identisch. >Zeitpfeil. |
Vollmer I G. Vollmer Was können wir wissen? Bd. I Die Natur der Erkenntnis. Beiträge zur Evolutionären Erkenntnistheorie Stuttgart 1988 Vollmer II G. Vollmer Was können wir wissen? Bd II Die Erkenntnis der Natur. Beiträge zur modernen Naturphilosophie Stuttgart 1988 |
Gottesbeweise | Hume | Fraassen I 212 Gottesbeweis/HumeVsThomas v. Aquin: Wir nehmen ein Universum statt Gott an. Wenn Gottes Wille entscheidend wäre, wie sollten wir dann diesen Willen verstehen? ((s) Gottes Wille müsste immer mit dem Tatsächlichen identisch sein, er wäre dann von nichts anderem zu unterscheiden.) --- Hoerster II 253 Kosmologischer Gottesbeweis: Für jedes Ding muss es eine Ursache und damit eine Erklärung seiner Existenz geben. Dies ist etwas notwendig Existierendes. >Ursache, >Bedingung, >Abhängigkeit, >Kausale Abhängigkeit, >Ontologische Abhängigkeit. HumeVs: Die Existenz Gottes wäre eine Tatsache. Tatsachen sind nie notwendig. >Tatsachen, >Notwendigkeit, >Kontingenz. Hume: Das notwendig Existierende könnte statt Gott auch das Universum sein. >Totalität, >Ganzes, >Universum. II 256 Teleologischer Gottesbeweis/Hume: Der teleologische Gottesbeweis ist der einzige den Hume ernst nimmt, weil er ohne apriorische Annahmen auskommt. >Teleologie. Hier: Variante: Die erstaunliche Abstimmung kann kein Zufall sein. Ein intelligenter Schöpfer ist notwendig. >"Uhrmacher", >Kosmischer Zufall. HumeVs: 1. Es fehlt die Wiederholung, die zur Verknüpfung notwendig ist. 2. Die Analogie zum Menschen ist fraglich. >Absolutheit, >Verknüpfung, >Distribution. II 257 3. Wenn doch, dann würde sie a) die Einheit Gottes und b) die Unkörperlichkeit und Unendlichkeit fraglich machen. >Einheit, >Unendlichkeit. II 259 4. Ordnung ist kein Beweis bewusster Planung, Bsp Tiere haben nicht weniger Ordnung als eine Uhr, werden aber nicht von einem Uhrmacher, sondern von Eltern gezeugt. >Ordnung, >Planung, >Evolution. II 260 Prinzip: Die Erzeugung von Pflanzen und Tieren ist immer pflanzlich oder tierisch. Bei menschlichen Erfindungen gibt es eine Kenntnis der Ursachen - nicht aber bei göttlichen. >Wissen, >Kausalität. 5. (Die Evolutionstheorie vorwegnehmend): Materie ist in ständiger Bewegung und erreicht irgendwann gewisse Stabilität. >Entropie, >Zweiter Hauptsatz der Wärmelehre. |
D. Hume I Gilles Delueze David Hume, Frankfurt 1997 (Frankreich 1953, 1988) II Norbert Hoerster, "Hume: Existenz und Eigenschaften Gottes" aus J. Speck(Hg) Grundprobleme der großen Philosophen der Neuzeit I Göttingen, 1997 Fr I B. van Fraassen The Scientific Image Oxford 1980 Hum II N. Hoerster Hume In Grundprobleme der großen Philosophen - Neuzeit I, J. Speck (Hg) Göttingen 1997 |
Information | Wiener | II 83 Information/Sprache/Wiener: Es ist theoretisch möglich, die Statistik der semantischen und Verhaltenssprache so zu entwickeln, dass wir ein gutes Maß des Informationsbetrags in jedem System erhalten. >Sprache, >Bedeutung, >Semantik, >Sprachverhalten. Jedenfalls können wir ganz allgemein zeigen, dass phonetische Sprache im Verhältnis zur Eingabe weniger II 84 Gesamtinformation enthält oder auf jeden Fall nicht mehr als das zum Ohr führende Übermittlungssystem und dass semantische und Verhaltenssprache noch weniger Information enthalten. Diese Tatsache ist eine Form des zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik und gilt nur, wenn wir bei jeder Stufe die übertragene Information als Maximalinformation betrachten, die mit einem entsprechend verschlüsselten Empfangssystem übertragen werden könnte. >Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik. II 121 Das Eigentumsrecht an Information leidet an dem notwendigen Nachteil, dass eine Information, die zum allgemeinen Informationsstand der Gemeinschaft beitragen soll, etwas vom vorherigen allgemeinen Informationsbesitz der Gemeinschaft wesentlich Verschiedenes aussagen muss. >Innovation, >Mitteilung, >Kommunikation. II 122 Der Gedanke, dass Information in einer sich ändernden Welt ohne merkbare Minderung ihres Wertes gestapelt werden kann, ist falsch. >Veränderung, >Wissen. II 123 Information ist eben mehr eine dynamische als eine Angelegenheit der Stapelung. II 124 Der Zeitfaktor ist in alle Beurteilungen des Informationswertes wesentlich. Brockman I 155 Information/Wiener/Kaiser: [Wiener borgte sich Shannons Einsicht]: Wenn Information wie Entropie war, dann konnte sie nicht konserviert oder eingedämmt werden. >Information/Shannon, >Entropie. Fazit/Wiener: Es war Wahnsinn, dass die Militärführer versuchten, das "wissenschaftliche Know-how der Nation in statischen Bibliotheken und Laboren" zu sammeln.(1) Brockman I 156 Da "Information und Entropie nicht konserviert werden", sind sie "ebenso ungeeignet, Waren zu sein"(2). Brockman I 157 KaiserVsWiener: Was Wiener im Sinn hatte, war nicht das, was Shannon mit "Information" meinte. Wieners Umgang mit "Information" klang 1869 eher wie Matthew Arnold(3) als Claude Shannon 1948 - mehr "Körper und Geist" als "Bit". >Körper, >Geist. Brockman I 158 In vielerlei Hinsicht hat sich Wieners Ansicht als richtig erwiesen. Seine Vision von vernetzten Rückkopplungsschleifen, die durch Machine-to-Machine-Kommunikation gesteuert werden, ist zu einem alltäglichen Bestandteil des Lebens geworden. >Maschinenlernen, >Mensch-Maschine-Kommunikation, >Roboter, >Künstliche Intelligenz. 1. Wiener, N. (1950) The Human Use of Human Beings. Boston: Houghton Mifflin. 2. ibid. 3. Matthew Arnold, Culture and Anarchy, ed. Jane Garnett (Oxford, UK: Oxford University Press, 2006). Kaiser, David “”information” for Wiener, for Shannon, and for Us” in: Brockman, John (ed.) 2019. Twenty-Five Ways of Looking at AI. New York: Penguin Press. Brockman I 179 Information/Wiener/Hillis: "Information ist eine Bezeichnung für den Inhalt dessen, was mit der Außenwelt ausgetauscht wird, während wir uns an sie anpassen und sie Brockman I 179 unsere Anpassung spüren lassen." Mit seinen Worten ist Information das, was wir benutzen, um "effektiv in dieser Umgebung zu leben."(1) Für Wiener ist Information ein Weg für die Schwachen, effektiv mit den Starken umzugehen. >Außenwelt, >Innenwelt, >Verhalten, >Anpassung, >Nischen. 1. Wiener, N. (1950) The Human Use of Human Beings. Boston: Houghton Mifflin. 17-18. Hillis, D. W. “The First Machine Intelligences” in: Brockman, John (ed.) 2019. Twenty-Five Ways of Looking at AI. New York: Penguin Press. |
WienerN I Norbert Wiener Cybernetics, Second Edition: or the Control and Communication in the Animal and the Machine Cambridge, MA 1965 WienerN II N. Wiener Mensch und Menschmaschine Frankfurt/M. 1952 Brockman I John Brockman Possible Minds: Twenty-Five Ways of Looking at AI New York 2019 |
Kunstwerke | Flusser | Rötzer I 66/67 Kunstwerk/Flusser: Der zweite Hauptsatz der Wärmelehre muss so interpretiert werden, dass das Interessante immer seltener wird. Weil Kunstwerke auf keiner Theorie basieren, vor allem keiner Informationstheorie, bleiben sie relativ uninformativ und wahrscheinlich! >Zweiter Hauptsatz der Wärmelehre, >Information, >Wahrscheinlichkeit, >Ereignisse, >Ordnung. Flusser: Hier soll nicht die Größe von Kunstwerken geleugnet werden, sondern die Produktion von ihrer mystischen Aura befreit werden, um ihre Größe besser einschätzen zu können. >Aura. I 68 Was macht eigentlich ein Autor? Er sammelt Informationen, die er in bereits produzierten Werken findet, nach Kriterien seiner Zeit, denen fügt er Informationen aus einem konkreten Leben hinzu. Unter den selbsterworbenen Informationen mögen auch Geräusche sein, d.h. bisher nicht vorhandene Informationen. Rötzer I 70 Das Kunstmachen muss technisiert und theoretisiert werden. (Ethik, Verhalten und Ästhetik, Erleben sind nie getrennt). >Ethik, >Verhalten, >Ästhetik, >Erlebnisse. Gesunder Menschenverstand/Flusser: erweist sich hier als reaktionäres Element. Charakteristisch für die Gegenwart. >Konservatismus, >Gegenwart. |
Fl I V. Flusser Kommunikologie Mannheim 1996 |
Kybernetik | Wiener | II 13 Kybernetik/Wiener: Hier geht es um Maschinen für den Nachrichtenverkehr, von denen einige die unheimliche Fähigkeit erkennen lassen, menschliches Verhalten nachzuahmen und dadurch möglicherweise das Vorhandensein gewaltiger Möglichkeiten aufzeigen, den Menschen in solchen Fällen zu ersetzen, in denen er verhältnismäßig langsam und unvollkommen reagiert so stehen wir vor der Notwendigkeit, die Kräfte dieser Maschinen, soweit sie den Menschen angehen, und die Folgerungen aus dieser neuen und grundlegenden technischen Revolution zu erörtern. >Maschinenlernen, >Künstliche Intelligenz, >Künstliches Bewusstsein, >Mensch-Maschine-Kommunikation. II 20 In der Kybernetik geht es um Nachrichten und insbesondere Regelungsnachrichten. >Feedback, >Kommunikation. II 26 These: Die Arbeitsweisen des lebenden Individuums und die einiger neuerer Kommunikationsmaschinen verlaufen völlig parallel. Bei beiden, dem Lebewesen und der Maschine, dient die Informationsverarbeitung dazu, auf die Außenwelt zu wirken. >Informationsverarbeitung. In beiden wird die auf die Außenwelt ausgeübte und nicht nur die beabsichtigte Tätigkeit zurückgemeldet zum zentralen Regulationsapparat. II 81 Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik/Kybernetik: Die kybernetische Form des Zweiten Hauptsatzes lautet, dass Information verloren, aber nicht gewonnen werden kann. >Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik. |
WienerN I Norbert Wiener Cybernetics, Second Edition: or the Control and Communication in the Animal and the Machine Cambridge, MA 1965 WienerN II N. Wiener Mensch und Menschmaschine Frankfurt/M. 1952 |
Leben | Mayr | I 21 Leben/Mayr: Leben ist in Wirklichkeit bloß der zum Ding gemachte Vorgang des Lebendseins (im Gegensatz zum Tod) und existiert nicht als selbständige Entität! Man kann sogar versuchen zu erklären, dass das Lebendsein als Vorgang das Produkt von Molekülen sein kann, die ihrerseits unbelebt sind. Leben: Was dagegen "Leben" sei, ist seit dem 16. Jahrhundert heftig umstritten. Ein Lager behauptete stets, dass sich lebende Organismen nicht wirklich von unbelebter Materie unterscheiden: die Physikalisten. Vitalisten: lebende Organismen besitzen Eigenschaften, die der unbelebten Materie fehlen, weshalb man biologische Theorien und Konzepte nicht auf die Gesetze der Physik und Chemie reduzieren könne. >Physikalismus, >Vitalismus. Heute ist deutlich, dass beide Lager in gewisser Weise Recht und Unrecht hatten. Heute: "Organizismus": Der Organizismus vereint das brauchbarste aus beiden und verwirft die Extreme. I 46 Leben/Mayr: Leben lässt sich prinzipiell im Labor synthetisieren. Es handelt sich um prinzipiell offene Systeme, daher dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik unterworfen. Vgl. >St. Kauffman, >Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik. I 349 Def Leben/Mayr: Aktivitäten selbstgebildeter Systeme, die von einem genetischen Programm gesteuert werden. >Selbstorganisation. Def Leben/Rensch(1): Lebewesen sind hierarchisch geordnete, offene Systeme, von vorwiegend organischen Verbindungen, die normalerweise als umgrenzte, zellig strukturierte Individuen von zeitlich begrenzter Konstanz in Erscheinung treten. Def Leben/Sattler 1986(2): offenes System, das sich selbst repliziert und reguliert, Individualität zeigt, und sich von Energie aus der Umwelt ernährt. MayrVs: Alle diese Definitionen enthalten Überflüssiges und gehen nicht auf das genetische Programm ein, das vielleicht das wichtigste ist. Sie sind mehr Beschreibung als Definition. 1. R. Sattler (1986). Biophilosophy. Berlin: Springer. S. 228. 2. B. Rensch (1968). Biophilosophie. Stuttgart: G. Fischer. S. 54. |
Mayr I Ernst Mayr Das ist Biologie Heidelberg 1998 |
Universum | Teilhard de Chardin | Kanitscheider II 177 Teilhard de Chardin/Kanitscheider: Vorläufer der Prozesstheologie. These: Immanenz Gottes in einer unvollständigen und immer sich weiter entwickelnden Welt. Omegapunkt. Teilhard unterscheidet zwei Energiearten, "tangential" (physikalisch), "radial" (geistig). Die geistige Energie wird mit der Evolution immer dichter und konzentrierter, was sich in der Entstehung intelligenter Lebewesen ausprägt. Am Ende beherrscht die radiale die tangentiale Energie. >Energie, >Prozess-Philosophie. KanitscheiderVsTeilhard de Chardin: Verdoppelungstechnik! Die Motivation zu seiner Theorie liegt in der zu seiner Zeit üblichen Überzeugung, dass der Zweite Hauptsatz das Wachstum von Komplexität verbiete. >Komplexität, >Entropie, >Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik. Lösung: Selbstorganisation ermöglicht, dass mit dem evolutionären Wachstum komplexer Systeme nur die Information zunimmt, was der Thermodynamik nicht widerspricht. >Selbstorganisation. II 178 Kanitscheider: Der substantielle Vergeistigungsvorgang ist inkompatibel mit dem heutigen Verständnis von Komplexitätswachstum. |
Teilhard I Pierre Teilhard de Chardin The Phenomenon of Man New York 1976 Kanitsch I B. Kanitscheider Kosmologie Stuttgart 1991 Kanitsch II B. Kanitscheider Im Innern der Natur Darmstadt 1996 |
Viele-Welten-Theorie | Kanitscheider | II 122 Viele-Welten-Deutung/Zufall/Existenz/Leben/Kanitscheider: Brandon Carter 1974(1) Vorschlag: Ein Ensemble von Welten anzunehmen, in dem eine echte Untermenge eine lebensgünstige Abstimmung der Konstanten besitzt. Die Tatsache, dass gerade unsere Welt zur erkennbaren Teilmenge gehört, ist dann logisch notwendig, denn sonst könnten wir eine solche Überlegung nicht anstellen. ((s) Umkehrung: viele Welten statt einmaligem Zufall. Das Anthropisches Prinzip verfährt umgekehrt). Kanitscheider: Damit wird das Erstaunen reduziert, dass es uns gibt. Vgl. >Anthropisches Prinzip. Viele Welten/Epikur(2): Es gibt unzählige Welten, teils ähnlich der unseren, teils unähnlich. Sind doch die Atome weder für eine Welt auf gebaut, noch für eine begrenzte Zahl von Welten. Nichts steht der Annahme einer unendlichen Weltenzahl im Wege. II 123 Viele Welten/Giordano Bruno(3): Es ist ein allgemeiner leerer, unermesslicher Raum, in dem unzählige Weltkugeln schweben wie diese. Unendlich ist der Raum, weil es keinen Grund und keine Möglichkeit gibt, ihn zu begrenzen. Viele Welten/Huygens(4): (1629 - 1695): "Prinzip der Plenitudo" zur Begründung. Die Natur birgt eine unbeschränkte Potentialität in sich, man würde ihre Gestaltungskraft zu sehr einengen, wenn man nur eine Welt annähme. Viele Welten/Tradition/Kanitscheider: In traditionellen Thesen wird von ganz unterschiedlichen Vorstellungen ausgegangen, einige dieser Welten werden als fremde Planeten vorgestellt, aber immer mit kausaler Verbindung unter diesen "Welten". Viele Welten/Moderne Kosmologie/Kanitscheider: Hier wird kausale Entkoppelung angenommen. Unter anderem wegen unendlicher Entfernungen. >Kausalität. Viele Welten/Naturgesetze/George Gamov(5): Man könnte annehmen, dass die fundamentalen Gesetze der Relativitätstheorie, Quantenmechanik und Thermodynamik für alle Welten gelten, aber die Naturkonstanten andere Werte haben. >Naturkonstanten. II 124 Einige dieser Welten wären durchaus vorstellbar, andere hingegen, die allein deshalb logisch möglich sind, weil sie keine inneren Widersprüche enthalten, entziehen sich unserer Vorstellung. Viele Welten/Kanitscheider: Welche Prozesse in Welten mit beliebiger, aber konstanter Gesetzesstruktur ablaufen, ist kaum eruierbar. Man kann aber im Gedankenexperiment einzelne Gesetze außer Kraft setzen. Bsp Zweiter Hauptsatz suspendiert: anti-entropische Welten haben bereits so bizarre Eigenschaften, dass sie vermutlich von uns gar nicht richtig verstanden werden können. Empirie/Beobachtung/Kanitscheider: Auch in ganz nahen Gebieten gibt es Zonen, die aus physikalischen Gründen für Messgeräte unzugänglich sind. Bsp Das Innere der Sonne. Wir werden es nie direkt beobachten. >Quantenmechanik, >Messen. II 125 Viele Welten/Kanitscheider: Wenn es einen Beweis aus den Prinzipien der Physik gäbe, dass Quantenmechanik und Relativitätstheorie nur unsere Welt als einzige ermöglichen, hätte sich die Sache erübrigt. Einen solchen Beweis gibt es aber nicht im Entferntesten. Einfachheit/Theorie/Kanitscheider: Ob die Ein-Welten-Hypothese die einfachste ist, hängt von der jeweiligen theoretischen Situation ab. Bsp Bei chaotischer Inflation, wo Quantenschwankungen in einem hochdimensionalen Superraum den natürlichen Zustand der Realität darstellen, wäre eine einzige Welt eine schwierige Annahme. Viele Welten Deutung/EWG/Everett(6)(9)/Wheeler/Graham: hier enthält die Wellenfunktion alle Möglichkeiten von Zuständen in Superposition. Quantenkosmologie/Kanitscheider: Hier lässt sich die traditionelle Trennung von Messgerät, Beobachter und Objekt nicht aufrechterhalten, da es kein Außerhalb gibt. >Quantenmechanik. Everett/Wheeler/Graham/EWG: Diese These schlägt nun vor, dass der Zustandsvektor (das geometrische Gegenstück der Wellenfunktion im Hilbertraum) niemals kollabiert. Statt dessen Aufspaltung in Parallel-Welten. >Wellenfunktion. II 126 Einfachheit/Theorie/Kanitscheider: Angesichts der Viele-Welten-Deutung kann man fragen, welche Quantenmechanik der Messung als einfacher zu gelten hat: 1. Diejenige, die mit einem akausalen, diskontinuierlichen, unzeitlichen, indeterministischen Kollapsprozess arbeitet, oder 2. Diejenige, die eine umfassendere Realität, aber auch einen deterministischen, kausalen, stetigen, dynamisch beschreibbaren Messvorgang zugrunde legt. >Einfachheit. Elementarteilchenphysik/heute/Kanitscheider: Alles, was nicht verboten ist, kommt tatsächlich vor. Also Zerfälle, die nicht die Erhaltungssätze verletzen. >Erhaltungssätze. Viele Welten/Sciama(7): Die Theorie bedeutet keine Verletzung von Ockhams Rasiermesser, wenn man dieses als geringste Zahl der Einschränkungen deutet, die mit dem Beobachtungsmaterial vereinbar sind. Vgl. >Konservativität. II 127 Einzigkeit/Leibniz(8): Metaphysische Begründung: es muss einen zureichenden Grund für die Wahl Gottes geben. >Gottfried Wilhelm Leibniz. Vgl. >Mögliche Welten. 1. Brandon Carter (1974). Large Number Coincidence amd the Anthropic Principle in Cosmology. In: M.S. Longair (Ed): Cosmological Theories in Confrontation with Cosmological Data. In: International Astronomical Union Symposium Nr. 63. Dordrecht. pp.291-298. 2. Diogenes Laertius: Leben und Meinungen berühmter Philosophen. Buch X, 45, 2. Aufl. Hamburg: Meiner. 1967. S. 243f. 3. Giordano Bruno: De L'infinito universo et mondi. Zitiert nach: A. Koyré: Von der geschlossenen Welt zum unendlichen Universum. Frankfurt/M.: Suhrkamp. 1969. 4. Ch. Huyghens: The Celestial Worlds discovered: or, Conjectures concerning the inhabitants, planets and productions of the worlds in the planets. London 1698. 5. George Gamov: Mr. Tompkins seltsame Reisen durch Kosmos und Mikrokosmos. Braunschweig: Vieweg 1980. 6. B. S. DeWitt: The Everett-Wheeler-Interpretation of Quantum Mechanics. In: C. DeWitt/J.A. Wheeler (eds.): Bettelle Rencontres, 1967, Lectures in Mathematics and Physics. New York: W.A. Benjamin 1968, S. 318-332 7. D.W. Sciama: The Anthropic Principle and the non-uniqueness of the Universe. In: F. Bertola/U. CUri (eds.): The Anthropic Principle. Cambridge: UP 1993, pp. 107-110. 8. G.W. Leibniz: Monadologie. Hamburg: Meiner 1976 § 53. 9. Hugh Everett (1957). “Relative State” Formulation of Quantum Mechanics. In: Reviews of modern physics. Vol. 29, 1957, S. 454–462 |
Kanitsch I B. Kanitscheider Kosmologie Stuttgart 1991 Kanitsch II B. Kanitscheider Im Innern der Natur Darmstadt 1996 |
Wahrscheinlichkeit | Genz | II 61 Negative Wahrscheinlichkeit/Weinberg/Genz: Negative Wahrscheinlichkeit ist absurd. Das ist umstritten(1). II 266ff Wahrscheinlichkeit/Mikrozustand/Gas/Genz: Es ist so unwahrscheinlich, dass alle Moleküle sich einmal in der linken Hälfte des Behälters zusammenfinden und die rechte leer lassen, dass sie in Weltaltern nicht auftritt. Das ist ein physikalisches "nie" oder "immer", kein mathematisches. >Physik, >Mathematik, >Entropie, >Zweiter Hauptsatz der Wärmelehre. 1) Siehe: http://www.wissenschaft.de/technik-kommunikation/physik/-/journal_content/56/12054/1196196/Negative-Wahrscheinlichkeiten-der-Quantenmechanik-experimentell-best%C3%A4tigt/ (02.04.2023). |
Gz I H. Genz Gedankenexperimente Weinheim 1999 Gz II Henning Genz Wie die Naturgesetze Wirklichkeit schaffen. Über Physik und Realität München 2002 |
Wohlfahrtsökonomik | Neoklassiker | Mause I 269ff Wohlfahrtsökonomik/Neoklassiker: Wohlfahrtsökonomik ein wesentlicher Teil des neoklassischen Paradigmas. Sie bedient sich des methodologischen Individualismus und verfolgt den Grenznutzenansatz. Sie ist utilitaristisch ausgerichtet, d.h. dass die jeweilige Nutzenschätzung der Individuen berücksichtigt wird. (Benthamsche Wohlfahrtsfunktion (1)). W = W(y1, y2, …, yn) Methodisches Problem: die individuellen Nutzenschätzungen werden wiederum zu einem gesellschaftlichen Wohlfahrtswert aggregiert. Dieser kann nicht individualistisch fundiert werden. Mause I 270 Problem: diese Form von Umverteilung kann zu Ungerechtigkeiten führen, wenn die individuelle pekuniäre Situation der Individuen nicht berücksichtigt wird. Lösung: man muss einen Schritt zurückgehen und die allgemeine funktionale Form einer Bergson-Samuelson-Wohlfahrtsfunktion verwenden. (2)(3) Wohlfahrtsmaximum: eine Bedingung für sein Erreichen ist Pareto-Effizienz. Def Pareto-Effizienz: besteht, wenn kein Mitgleid der Gesellschaft besser gestellt werden kann, ohne ein anderes Mitglied schlechter zu stellen. Wenn diese Bedingung nicht erfüllt ist, sind noch Effizienzreserven zu nutzen. Weitere Bedingung für eine optimale Finanzpolitik: es darf keine ungenutzten Potentiale für Tauschgewinne geben, d.h. dass die einzelnen Güter zu den Konsumenten alloziiert werden. Problem: es gibt theoretisch unendlich viele Allokationen, die Pareto-effizient sind, aber nur eine maximiert die gesellschaftliche Wohlfahrt. Def Erster Hauptsatz der Wohlfahrtsökonomik: jedes Marktgleichgewicht stellt bei vollständigem Wettbewerb und Abwesenheit von externen Effekten Pareto-Effizienz her. Def Zweiter Hauptsatz der Wohlfahrtsökonomik: jedes dieser Marktgleichgewichte kann durch eine entsprechende Verteilung von Ressourcen in der Ausgangssituation ohne Effizienzverluste erreicht werden. (4) 1. Jean Hindriks & Gareth D. Myles, Intermediate public economics, Cambridge, MA, 2013. 2. Bergson, Abram. 1938. A reformulation of certain aspects of welfare economics. Quarterly Journal of Economics 52 (7), 1938, S. 314– 344. 3. Paul A. Samuelson, The foundations of economic analysis. Cambridge, MA 1947. 4. Nicola Acocella, The foundations of economic policy: Values and techniques. Cambridge 1998 S. 72-77. |
Mause I Karsten Mause Christian Müller Klaus Schubert, Politik und Wirtschaft: Ein integratives Kompendium Wiesbaden 2018 |
Zeit | Genz | II 250 Zeit/Newton/Mechanik/Genz: In der Newtonschen Mechanik legt nicht nur der frühere Zeitpunkt den späteren fest, sondern auch umgekehrt der spätere den früheren. Deterministisch/Genz: Wir müssen unterscheiden zwischen vorwärts deterministischen Gesetzen und vorwärts und rückwärts deterministischen Gesetzen. II 251 Frage: Gibt es auch rein rückwärts deterministische Gesetze? Def Zeit/Genz: Solange wir nichts weiter wissen, können wir Zeit einfach definieren als die Richtung, in der deterministische Naturgesetze gelten. Diese ist notwendig identisch mit der Richtung, in der die Ordnung nicht zunehmen kann. >Entropie, >Zweiter Hauptsatz der Wärmelehre, >Zeitpfeil, >Determinismus. |
Gz I H. Genz Gedankenexperimente Weinheim 1999 Gz II Henning Genz Wie die Naturgesetze Wirklichkeit schaffen. Über Physik und Realität München 2002 |
Zeitreisen | Genz | Genz I 112 Zeitumkehr/Physik/Gedankenexperiment/Zeitreisen/Genz: Bsp Modell eines Gases aus harten Kugeln. Frage: Ist es möglich, den Unterschied von Vergangenheit und Zukunft mit Hilfe von Gesetzen zu beschreiben, die selbst diesen Unterschied nicht kennen? Zeitrichtung: Die Zeitrichtung ist praktisch dadurch gegeben, dass in der unmittelbaren Umgebung einer jeden Anfangsbedingung, die ein Ereignis bewirken, unendlich viele andere liegen, die dasselbe nicht in Weltaltern bewirken würden. >Wahrscheinlichkeit, >Entropie, >Zweiter Hauptsatz der Wärmelehre, >Zeitpfeil, >Zeit. |
Gz I H. Genz Gedankenexperimente Weinheim 1999 Gz II Henning Genz Wie die Naturgesetze Wirklichkeit schaffen. Über Physik und Realität München 2002 |